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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0378

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sttz die Wikd«rh»lun.q «iner polizkilichkn Ukbkr«
trrtung mit schwkr-r Slrafe bedroht, tritt
dikse nicht ein, weun skit Beginn der Ueb-r-
trekung jwki Jahre verfloffen ffnd.» Dke Frage
ob K. 2V gestrichen werbtn soU, hat die Eom«
misfion vknieiat uad sie trägt auf uaverän-
derte Annahme deS RkgkerungSrntwurfeS an.
Kusel stellt den Antrag auf Strich dieseS
Paragraphen; eS sprechen dagegeu StaatS«
rath Dr. Lamep, Berichterstatter Walli,
während Prestinari, AnieS, Moll und
KirSner dafür fich erheben und KnieS den
Zusatz eveniuell beantragt: sofern der Ange-
klagte dke posizeiliche Verurtheilung angenom-
wen hat. Beide Anträgk werden verworfen
und der Regirrirng-- Entwurf angenommen.
8. 2l. Wo in »itscm Gesetzbuch odtr in an-
dern Gesetzen auf oris- und bezirkspolizeiliche
Borschriften oder aus Bcrordnungen Bezug
genommen ist, find die in den §§. 22 bis mit
27 enkhaltenen Bcfiimmungen maßgebend.
Ohne Besprechung anqenommen. K. 22. 1)
Die ortspolizeilichen Borschriften werden er-
laffen: ») von dem Dürgermeifier, t>) in den
Gemeinden, in welchen die Ortspolizei durch
eine StaatSbehörde verwaltei wird, von dieser
Staatsbehörde, jedoch mit Ausnahme von An-
gelegenheiten der Gemarkungspolizel, welche
auch i'n diesen Gemeinden drn Bürgermeistern
zusteht. 2) Die bezirkSpolizeilichcn Vorschrif.
ten werden von den BezirksverwaltungSbe-
hökden sür ihren VerwaltnngSbezirk oder sür
eine Mehrzahl von Geiiieinden desselben rr»
lassen. 3) Orts- und bezirkspolizeiliche Vor-
schristen, welche einc foridauerud geltende An-
«rdnnng enthalten, bedürfen der Zustimmung
des Gemeinderaths beziehungSweise AmlsralhS
und ffnd der betreffenden höhern BerwaltungS.
stelle jeweilS vorzulegen. Svlche Vorschriften
können erst in Wirksamkeit treten, nachdem
dieselben von der hvhdrn VerwaltungSstelle
für vollziehbar erklärt, oder 30 Tage nach
der durch GmpfangSbescheinigung »achgewie-
senen Borlage ohne Entschließung derselben
abgelaufen find. 4) Verordnungeii werden
entweder von dem Großherzvg oder vvn den
bctktffenden Ministerien für den Umfang de«
StaatSgebietS vder Theile deSselben erlaffen.
Bon denselben können ans dringende» Grün-
den deS öffentlichen ZnterrffeS auch orts- oder
bezirkSpolizeiliche Borschriften, deren Zweck
durch std« Verzögerung vereitelt würde, er-
laffen werden. Svlche Vorschriften verlieren
jedenfallS nach Ablauf eines Jahres ihre
Wirksamkeit. §. 23. Keine Derordnung darf
mit Gesetzen, keine orts- oder bezirkspvlizei-
liche Vorschrift darf mit Gesktzen oder mi!
den über denselben Gegeustanb zuläsffgen Ver-
ordnungkn oder zuständig erlaffenen Vorschrif-
len einer höheren Behörde in Widerspruch
stehen. Anf die Nothwendigkeit oder Zweck-
mäßigkeit der Polizeivorschriftcn hat sich die
Prüfung der Pvlizeigerichte nicht zu erstreckcn.
Kuse! erhebt zu K. 22 Bedenken bezüglich
der Ziffern 3 und 4, Beck stellt den Anlrag,
die Worte, »welche eine fortdauernd geliende
Anordnung enthalten" zu streichen und dafür
zu setzrn „driugende Fällr ausgenommen." s

AIS er aus der „Andromeda" nach Amerika trans-
portirt wurdr, dachie er mit Wehmuth an seine
Loufine und schrieb FolgendcS in sein Tagebuch:
„LlS ich vor einigen Monatcn Mathilde nach Hause
brachte, ietraten wir gemeinschastlich den Pari und
sahen dort eine» soebcn vom Sturme zerschmetter-
ten Baum, worauf ich zu mir selbst sagte, daß un-
sere HeirathSPkäne in gleicher Weise durch das Ge.
schick zertrümmert werden würden. Was damal«
mein Geist dabet ahnte, ist scitdem zur Wahrheit
geworden. Habe tch dcnn während dieses ZahrrS
den ganzen Reichthum von Glückscligkeit geleert,
der mir in diescr Welr beschteden ist?"

Mathilde (in Triest am 27. Mai 1820 geb'oren)
»ar eine großc Schönheit, klein von Gestalt, aber
«ohlgebilder, mtt einem Kvpfc von klajfischcr Form,
großen fuukelnden Augen und auSdruckSvollen, re-
gelmäßigen Zügeu. Jhrer blühenden GcsichtSfardc
diente ein lichthlondes, LppigeS Haar zum Relief.
Bald nach ihrer Berhiirathung mit drm Fürstm
Anatol Dcmidoff wclkte» thre Rcizc und thr Ge-
ficht »ahm einrn AuSdruck drr Zerstreutheit an. AlS
LouiS Rapolevn Präfidmt «nrde, machte Mathilde
die HonneurS tn seinem Hause.

, Walki, Eckhard, Spohn und Fröhlich
' vertheidigten den Commisfionsankrag. Pre-
stinari wünscht, daß zu Ziff. 4 Abs. 2 der
Regierungsentwurf wieder hrrgestellk werde,
welchcr lautet: „AuS pringenven Grünten dks
öffentlichen ZniereffrS können »on dcnsclben
auch ortS- oder bezirkspolizeiliche Dorschriften
erlaffen werden." Dieser Wunsch wird viel-
fach unterstützt, namentlich auch vonKirSner
und Hcrth. Paravicini und Federer
unterstützen Beck'S Anirag, welcher von dem
Antragsteller noch durch eine neue Rrvaction
der Ziff. 3 erweitert wird; Ersterer bcruhigt
fich aber spätrr bei der Faffung der Regierung
oder Eommisflon. Die Kammer verwirst Beck'S
Antrag mit allen gegen 2 Stimmen. Kirsner
nimmt Prestinari'S Wunsch als Antrag auf
und wird unterstützt. Die Kammer nimmt
diesen Antrag an. §. 24. Die höheren Ver-
waltungsstellen find befugt, orts- oder bezirks-
poliztiliche Vorschriftr» wegen Ungesetzlichkeit
ihrer Erlaffung oder wegen NachtheilS für
das öffcntliche Wvhl oder wegcn Berletzung
der Rechte Dritter außer Kraft zu setzen vder
deren Vovzug einzusteüen.

Die Polizeigerichte können nur die gesetz-
liche Gültigkeit, nicht aber die Nothwendigkeit
oder Zweckmäßigkeit solcher Vorschriften einer
Prüfung unterziehen. Die Commission bean-
tragt, diesen letzten Absatz zu streichen. Ohne
DiScussion angenommen. (Schluß f.)

Karlsruhe, 23. April. Die 2. Kammer
hat sich heute gegen die Abschaffung der Po.
lizeistunde erklärt, obgleich Seitz den Antrag
stellte, dieselbe aufzuheben, beziehungsweise den
§. 52 dcs Polizeistrafgesctzbuches zu streichen
und die Abgeordneten Eckhard, Paravicini,
Fn'ck liud Moll ihn unlerftützten. Der Antrag
erhielt nur etwa 15 Stimme». — Morgen
wird der Adg. Häusser seine Ansrage in
der dänischen Frage stellen, und die Roßhirt'-
sche Wahl geprüft werden.

München» 21. April. Die „Baperische
Zig." bringt solgendes Actenstück: „Eircular-
Depesche an die sämmllichen baperischen Ge-
sandtschasten, die griechische Thronangelegen«
heit deireffend":

„Dle Eikigaljse, dett» Schoaplatz Ariecheolaod sktt dem
Moiwte Ociobki »origeo Z-bre« gewesen, Krid durch Srte
bezrichuet, wrlche die Rrchle Sr. Maj. tc« tkiaig« Olto
ale jeae der zur grirchifchrn Throafolge berufeae» Priazea
dk« töalgllchea Hauje« »on Bopern io hohem Erade gk-
sährden. BtSher hoben wir gegea dirse Hondluagen, derea
Richtigteit zu Toge llegt, alcht proleKirt, lm Bertrouea.
doß wir der Zelt harren kinaea, wo dic Erimme der Ge>
rechtiglelt uad de« Recht», ebeaso wie da« Pflichtgesühl
eadlich Gehir findea und dle Mehrzahl der Ülriechen, trc»
ihrcm Liaige uad der r-astllulioaillen Bcrsaffuag, zulrtzt
dahin gelaagea würde, Kch »oa der beklagkaSwerlhea Ltz-
ranael einer meineitigea Miaderheit loszureißea. Uaglück-
licherweisr hat da« giiechische Voll anter der uaterdrücken-
dea GewaU der Partriea unserer Sewartaag noch nicht
eatsprochen, und die Schrilte, welchc im Zatercffe uaserer
Sache bet dea Schutzmächtea Griechealaad« getha» «urdea,
hobea ii« jetzl dea Stsolg, dea wir da»oa hoffea dursten,
aicht gehadt. Wenn anch wei« entsnut, »»rau«jvsrtzea,
d-ß Se. ttgl. HoheU ker Priaz Wllhelm ««» Schle«wig»
Holstria-Eoadrrdarg-Glück«burg ta» Aacrbietr», welche»
ihm ooa eiaer ttvoialioaärrn Versommlang mit der ill de«
boyerlschra Dyaaftir crbllchrn zkroae br» rrchtmäßigra
lköaig» «oa Grirchealaad» grmachl amrde, aazanehmea ge-
deale, h-t Ee. Maj. der Köalg, mela erhabco» Herr,
glrichw»hl «nter dra grgenwärtlgra Umstäadrn etae zawar-

Im Jahre 1840 schwärmtc Louis Rapolcon für
dic schöne Ladp Seymour. Zhre Farben trug er
bei dcm Turnier, welchcs Lord Lglinton in Ayr-
shire veranftaUete uno an dem fich der Prinz be-
thciligte. Bom Tnrniere weg ging der Letztere nach
Boulogitt.

Zn Ham, wohin er nach dem vernnglückten Putsche
von Boulognc gcbracht wurde, verliedte cr fich in
ein Mädchen, RamrnS Badinguet, die Tochter «tueS
GroßbäckerS in Ham. Mit der Badinguet hattc
er zwet Krnder, welchr später Miß Howard tn Pfiege
nahm — gegen ein glänzrudeS Zahrgeld natürlich.

Miß Howard war cinc robuste, englischc Schön-
heit, die LouiS vtel kostcte. Er machte fie zur Gräfin
»on Beauregard und kauftc ihr rine glanzende Villa
bei PariS. Die Howard war eS bekanntlich, welche
im Wlnter 1861 durch ihr uaverschämteS, hcrans-
forderndes Benchmcn — fie nah« cinc Loge im
Theater gerad« der Loge Eugrnie'S grgenüber und
lorgnettrrtr dirsc in auffallender Wctse — die Kai-
serin nach Schottland trieb.

Dic letzte Geliebte, Gräfin Eugcnie Montij»,
war die glücklichfte »on allr» — fie wurde Katferin.

Zm Zahre 1848 war Louis Rapoleou ein» Zeit

tmde Haiiuag I-ager »icht ei-°-h»ea «ollea, da fie «,E
eiar Wetse -utgklegt werde« liaate, «etche Sciaea Lb.
ßchtea mtgegcastehl. Za Betiacht, daß darch die zu ieudou
-m 1. Mai 1SZ2 zwische» Bayem uad rea drei Sch»tz-
mächtm Seiech-alaad«. welche im N-m-a ter gii-chischea
Rmioa handeltea, -dgeschloffear Eonsmtloa der Prinz Ott»
»oa Bayern rcgilmäßig und rechtmäßig aas dea Lhioa »oa
Gnccheulaad rihodta und »o» ter Nationalocrsammlong
za Prvaia am 27. Zllii 1832 fkierlich aaerkannt wordm
ist, aad daß da» tiaiglich bayrrische Haa« roratuell zur
Rächsolge tm gckechtschm lkinigreichr drrasra warde. —
Za Brtracht, daß dic coastitaliaaellr Berfaffuag »oa Grie-
chmland dic cbmbesagten Stipuiatioaca ter Loadoaer Lon-
»catioa aacrkeuat uad bestätigt, — macht ber Itiaig, mei»
Hcrr, ia Erlaer Stgmschask al« H-apt dk« kiaiglichm
Haasr» »oa Bayem nar »oa einrm uadestrritbarm Rechte
Gebraach, wte Sr alcht mtader zaglrlch eiae grbietnische
PKichi erfüllt, iadrm Selae Majestät selerltch Berwahruug
eialrgt gegm allc «ad jme Acte, wrlche dte Rechte Seiue»
Haase« auf dea griechischi» Throa gefährdm odrr fie be«
elaträchtigea kiaaleo, ebmfo wie gegm olle die Iolgea,
,, «rlchea jmr Acte führm kinatra, aad iadrm Allrrhichft
Dteselbea hiemit Shrem kiaigllchm Hausr dir drmsrlbm
sowohl durch dte obenbrnaaule Evavention, ol» aach durch
die grtrchischr Loastitutioa überkagrara R-chtr wahrm.—

Jch rrsachr Sir.. drm Hrrra Miaistrr d-r a°«.

«ärtigm Sagrlegmh-itea ia.di-s- Drpesche oor-

zulesra uad ihm elne Abschrlft dnselbm zu drhäablgea.

Smpsaagea Si-.Münchm, dea 12. Spril 1883.

(grz.) tzrhr. ». Schrenk.'

Leipzig, 19. April. Gestern Abend fand
eine Voiksversammlung im Odeon statt, zu
der Faucher aus Berlin berufen worden war.
Stadlrath Lorenz sprach gegen die Theorie deS
Ml'nisteriums bezüglich der Unverträglichkeit
der Mitgliedschaft des Nationalvereins mit d'er
Bekleidung eines städtischen AmteS. Faucher
sprach über bie Nothwendigkeit wenigstenS der
matcriellen Einigung DeutschlandS, speciell
über die Erhaltung deS ZollvereinS, ferner
im anti»Lassalleschen Sinn über die jctzige Ar-
beiterbewegung.

Berlin, 20. April. Gestern hattc tl'ne
verlrauliche Sitzung der Unterzeichner des Auf-
rusS für den Nationalfonds stattgefunden, an
welcher auch Mitglieder deS linken CcntrumS
und der ForischrittSpartei des Abgrordneken-
hauseS sich betheiligt haben. Der Antrag, der
Sübdeutschen Zeitnng den Verlust an Abon-
nente», welchcn sie durch daS Verbot in Preu-
ßen erlittcn hat, aus dem Nationalfonds zu
ersctzen, wurde eiiistimmig angenommen.

Köl», 21. April. Die „Söln. Z." sagt
heuic an der Spitze eineS längcren Artikels
FolgendeS: AlS vor einigen Wochen der Kö-
nig von Schwede», Karl XV., im Auftrage
deS franzvsifchcn Kuisers befragt wurde, auf
welche Hülfe Frankreich von Seiten SchwedenS
im Falle eines KriegeS mit Rußland, nachdem
eine franzvsifche Flotte im baltischen Meere
erschienen sei, würde rechnen können, ant-
wortete der junge thatendurstige Fürst: „Wenn
zwci franzvsische Kriegsschiffe in dic Ostsee
kinlaufen, so werde ich mit 100,000 Mann
zu Hülfe kommen!" Da diese Aeußerung, die
uns scit läiiger als drei Wochen bekannt war,
unS heute von anderer Seite, als derjenige»,
welche unS zur Discretivn verpflichtet hatle,
gemeldet wird, so stehen wir nicht an, sie zu
bestätigen.

Hannover» 22. April. Der Cever Kikchen.
tag war von Ä)0 Personcn besucht, daruntcr
viele Geistlichc; Pastor Psaff war Präsident,
Bennigsrn Vicepräfibent. Dic in der Kirchen-

lang der Verehrer dcr Frau KalergiS, einer ret-
zenden Blondtne, der auch Lavaignac den Hof
machte. Louis soll dem General auch bei Madame
Ralergis, dic von ihrem Manne geschieden lebte,

cine Schlapve beigebracht haben.-

(Kortsetzung folgt.)

Blondin, dcr brkanntc SciltSnzcr, der über den
Niagarafall odrr übcr eine der untern Stromschwel-
len d-Sselben spazierte, und dcr dann tn London
seinr halsbrechenden Kunflstücke machtc, tft auf dem
Wege nach Berlin. Scine Agentcn suchen bercits
eine paffende Stcllc zu dem Spaziergang auS, doch
flnd fic no» in Zweifcl, °b fie dte Promcnade z«t-
schen den bciden Thürmen auf drm Spandaurrbock,
oder- »om Reuter'schen Kaffeehaus in Treptow über
dte Sxree nach drr Spitze deS Stralauer Kirch-
thums wählrn sollen. Ein sonderbarer Sngländer,
drr gewettet, daß Blondtn doch einmal mit ihm
fallcn «nd den Hals brechen odcr crtrinken werdc,
begleitet den Setlpromenisten, um fich von ihm bei
seinen Künften auf dem Rücken tragen zu laffen.
 
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