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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0408

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richtungen erlaffenen Verordnungen, bczirks-
vder ortspolizeilicheu Vorschriften znwiderhan-
delts Gleichcr Slrafe unterliege» Dienstherr-
schaften, Arbeitgeber, Familienhäupter, welche
seuergcfährliche Hanvlungcn ihrer Dienstleulc,
Arbeiter, FamiliengUeder oder HauSgenoffen
wiffenllich dulden, dcsgleichen wer leichtfcrti-
gcrweise Kindern, Blödsinnigen, Wahnsiiinigen
odcr Betrunkenen Feuer, Licht oder leicht ent-
zündliche Stoffe anvertraut. §. 110. An Geld
bis zu 100 fl. oder mit Gefängniß biS zu 4
Wochen wird bestrast, wer den Berordnungen
über Verferligung, Aufbewahrung, Versendung
und Verkauf von sogenannten Rkibseuerzeugen,
Lcuchlgas, Camphine oder aüderen leicht ent-
zünblichen Stoffen zuwiderhandelt. 8.111. An
Geld bis zu S0 si. oder mit Gefängniß bis
zu 14 Tagen wird bestraft, wer außerhalb der
Ortschasten, aber in gesährlicher Nähe von
Gebäuden oder von leicht entzündlichen im
Freien lagernden Gegensiänden, vder von reifen
vder der Rcife nahen Getreidefeldern Feuer an-
macht, wer im Frcien augemachtes Feuer ver-
läßi, ehe cs voüständig ausgelöscht ist. 8- 12.
Kaminfeger und deren Gehilfcn, welche den
übcr den Betrieb der Kaminfegerei erlaffencn
Verordnungen zuwiderhandeln, unterlicgen
Geldstrasen bis zu 2S fl. oder Gefängißstrafcn
bis zu 8 Tagen. 8. 113. An Geld bis zu
25 fl. werden gestraft: 1) Hauseigenthümer
oder deren Stellvcrtrcler, svwic Jnhaber einer
Miethwohnung, welche die durch Vcrordnung
oder aus deren Grund crlaffene polizeilichc
Vorschriften vorgcschriebciie Rcinigung der La-
mine und Zugehörden nicht geschehen laffen,

2) Hauseigcnlhümer oder deren Stcllvcrtreter,
welche die ihuen bci der geordneten Feuerschau,
oder bei sonstigen Anläffen besonders eröffne-
ten polizeilichen Anvrdnungen zu Abstellung
feuergesährlicher Zustände in ihren Gebäuden
in der dabei fcstgesetzten Frist nicht entsprcchen,

3) diejenigen, welche ohne genügende Ent-
schuldigung es unterlaffen, bei einem in ihre»
Wohnungen odcr andern Lazu gehörigcn Ge-
bäuden u. Räumlichkeiten auSgebrvchenen Brand
alsbalb die öffcntliche Hilse auzurusen, 4) die-
jenigen, welche den durch die OrtS- oder Be-
zirkspolizeibehörden erlaffenen Feuerlöschord-
nungen oder bci cinem ausgebrochenen Brand
den besondern Anordnungen der Löschdireclion
zuwiderhandeln, 5) diejenigen, welche der Ver-
orbnung über daS Löschversahrcn bci Wald-
bränden oder den bei einem ausgcbrochenen
Brand dieser Art getroffcnen besondern An-
ordnungen der Löschvireclion zuwiderhandeln,
6) diejenigen, welche den ihnen durch orts-
oder bezirkSpottzeiUche Vorschriften obliegenden
Verpfiichtungen zuBeschaffung oder gehörigen
llnterhaltung von Feuerlöschgeräthschastcn nicht
nachkommen. die zur Feucrschau zugezogc-
nen Sachverständigen, welche die ihnen ob-
Uegende Untersuchung uicht mit dcr erforder-
Uchen Svrgfalt vornehmen oder die wahrge-
nommenen Mängel nicht dcr Wahrheit gcmäß
angeben. 8. 114. WSchler oder andere zur
Beobachtung u. sofortiger Anzeigc von Brand-
ausbrüchen dienstlich verpflichtete Personen
werden, wenn sie diese Pflicht vernachlässigen

* Literarisches.

Dte von unS schon srüher erwLhnte „Allgemeine
Illustrirtc Zeitung Ueber Land und Meer",
herauSgegeben von F. W. Hackländer, Verlag
von Epuard Hallberger ln Stuttgart (wöchent-
lich erscheint etne Nummer von sechszchn reich illu-
strirten drctspaltigen Groß-Folio-Scitcn, PreiS pro
Quartal nur 1 Thlr.), hat in lctzter Zeit wieder
den Bcwcis geliefcrt, »aß jede vorzügliche Leistung
auch tmmer die Anerkennung dcs Publikums stn-
det. Bekanntlich kostete dieses scit 1859 erscheincnde
prachtvollc Zournal früher pro Zahrgang 8 Thlr., >
pro Quartal 2 Thlr., nnd fand fich die VerlagS-
handlung ,m 1. Octobcr 1862 bei Bcginn dcs s
fünftrn Zahrganges veranlaßt, den Preis auf nur
1 Thlr. pro Quartal zn ermLßigen, um dadurch ,
das Abonnemeut auch den wcnigcr bemiiteltcn !
Klaffcn des Publikums zu ermöglichen. (Eine
AuSgabr i» Wonatshesten gestattet sogar, sich für
den geringen monatlichen Beitrag von nur zchn ^
Silbergroschcn in den Besttz der Zeitung zu setzcn.) !
DaS Außcrordentlichc bci diescr Preiscrmäßigung
war jedoch, daß „Ueber Land und Meer" in ganz

I oder gar zur Verhetmlichung etneS BrandeS
I mitwirken, tnsofern ntcht dlscipttnärc Ahnduiig
staitfindct, an Teld bis zu 25 fi. oder mit
Gefängniß bts zu 8 Tagen 'bestraft. 8. 115
ist in 8. 32 aufgeiivmiiien.

Karlsruhe, 1. Mai. Dte I. Kammer
hat folgendc Commtssionen gebildet: Jn die
Commissivn für das BerivaltiingS-Organi-
sationsgeseß wurden gcwählt die HH. Geh.
Rath v. Mohl, Frhr. v. Göler, Geh. Ralh
Fromherz, Graf v. Hennin, Hosrath Dr.
Bluntschtt'; tn die Cowmission für die An-
waltsordnung dte HH. Mtnisterialrath Dr.
Jollp, Hofrath Dr. Schmidt, Legationsrath
Frhr. v. Türckheim; in die Commission für
die Civil- und Strafproceßordnung die HH.
Graf Henntn, Hofrath Dr. Bluntschlt, Mini-
sterialrath Dr. Jolly, Hofrath Dr. Schmidt,
Geb. Rath Fromherz; für das Polizei-Stras-
gcsetzbuch wird an die Stellc des zurückge-
tretcnen Ministcrialraths Jollp auf deffen An>
trag Geh. Rath v. Mohl einsttmmig gewählt.

o Konstanz, 29. April. Am vorigen
Samstag, 25. beging hier die Sängerrunde
„Bodan" und am 26. der Gesangvcrein „Ein-
tracht" eine Uhlandfcier durch Aufführung
von Concerten. Beide hatten natürlich Uhland'-
sche Gesänge, z. B. „SchäferS Frühlingslied",
„der gute Kamerad", Frühlings Andacht", ge«
wählt. „Bodan" sang im gemischten und
Männerchor, im Letztern mit den längst be-
kannten Vorzügen; „Eintracht" sang cin Män-
nerchor, der sich würdig an jeiicn deS „Bo-
dan" anreihte, und der daS erstemal seit seiner
erst fünfjährigen Eristcnz in eincm förmlichen
Conccrt auftrat. Beim „Bodan" hiclt Herr
Lpccums-Professor Frühe, in dcr „Eintracht"
ihr Vorstand, Herr Dr. Magg die Festrede.
Beide schilderten Uhland als Mensch, als Dich-
ter und Patriot auf die rühmlichstc Weise.
Zur Begründung ließen sich Beidc auf UHIands
Gedichtc und scine patriotische Wirksamkeil
ein. Dcr Erstere verwebte besonders hcrvor-
hebend und schön einzelne Stellcn aus ben
Gcdichten mit dem crzählcnden Vortrag, wäh-
rend der Letztere seinen Vortrag mehr an die
geschichtlichen Ereigniffe während UhlandS Leb-
zeit sowohl in ganz Deutschland als besonders
Württemberg enllehnte, und als Hauptgrund s
der Verehrung UhlandS seine nachahmungs-
würdige Charakterfestigkeit bezeichnetc. Die
eine wie die andere Feier war, nach dem
Zeugniß sachverständiger Zuhörer bei beiden
Aiifführungen erhcbend, und dic sämmtlichen
Vorlräge waren wohl gelungen. Es darf
gerechtcrweise nicht unerwähnt bleiben, daß
zwischcn den Gesängen dcr „Eintracht" zwei
Ouvertüren (Schweizerfamilie und Barbier
! »on Seviüa) von eincm zwanzig Mann star-
ken Orchestcr, bestehend aus 13 Militär- und
7 Civilmusikern unter der Direction deSHrn.
Capellmeisters Kempf beim 2. Rcgimcnt, mit
großer Präciston vorgctragcn wurden, wokan
sich ein von vier Hautboisten der Regiments-
musik schön gespieltes Hornquartett anschloß.
Es haben nun die beiden hiesigen Gcsangver-
eine, gleich den meisten in Deutschland, ihren
Beiirag zum Uhlanb-Deiikmal mit herzlichem

gleichem llmfange und ebenso prachtvoller Ausstat-

> tung wie früher fort crfchien, ja, was Gedtegcn-
! hcit des Tertes, sowie Auswahl und Schönheit bcr

> Jllustrationen betrifft, noch Vorzüglichercs leistctc.

> Erschcint es unglaublich, wie ein so großes, um-
! fang^iches Zournal zu oben grnanntem, noch nie
! der Art wohlfeil angesctztcm Preise gebotcn werdcn

kann, so war ber Aufschwung, dcn daS Untcrneh-
men in Folge dcr PreiScrmäßigung und dcr ge-
diegcnen Fortführung nahm, ebenso überraschend.
Wic wir erfahren, sticg die Auslage binnen dcr
kurzen Zcit von fünf Monatcn vvn 10,090 auf
40,000 Eremplarc, ein in Deutschland noch nie
dagewcsener Fall. Dieser merkwürdige Erfolg ist
wohl die bcste Empfehlung des UnternchmenS und
erspart unS darauf abzielendc Wortc. Wir er-
wähncn nur noch, daß sich tm unterhaltenden Theil
von „lleber Land und Meer" die bcrühmtcsten
Schriftsteller vcrtrcten finden, und der übrige außcr-
ordcntlich mannigfaltige Anhalt Alles bictet, was
geeignct ist, die Leser auf der Höhe der Bildung
unferer Zeit zu halten.

Verqnüqcn geleistet, worüber wir »ns freuen.

— Ueber die Eröffiillngszcit oer Eisenbahn
„Konstanz - Waldshut" hört man hier leider
stets schwankende Gerüchte. Mitte Juni wird
als nächster Termin bezeichnet, je wciter man
aber von hier Landabwärts geht, desto spätere
Zcit hört man als Anfangstermin bcnennen,
so daß man in Schaffhausen sogar vom Sep-
tember spricht. Es wäre dvch Jammerschade
für die schöne Sommerzeit, wcnn ste in dieser
Bezichung nutzlos verstreichen soütc, während
zur Eröffnungsfcierlichkett die großartigsten
Vorbereitungrn hier gemacht werden, welche
die Stadtcasje bedeutend in Anspruch nehmen.

— Gegenwärtig sind wir hier und in der
Umgegend in der herrlichsten Blüthezeit und
die Vegctation ist so üppig, wie wir sie nicht
bald gesehen haben. — Der Bau der Eisen-
bahngebäude schreitet rasch vorwärtS, und
hunderte von fieißigen Händen regen, helfcn
sich im mimtern Bund. Bald wird auch der
Cosiklavesaal völlig in einen Banketsaal um-
gewandelt sein, in welchem etwa 500 Gäste
bei der Eisenbahn-Eröffnung an einem reich-
llch und fcin bereiteten Mittagsmahl (für'3
Gulden) Theil nehmcn können und auch ge-
wiß werden. — Unser junger Mitbürger und
vortrefflicher Künstler, HanS Bauer, ar-
beitet fleißig an den beiden Statucn, welche
künftig als Zierde auf der neueu schönen
Rhcinbrückc hier prangen werden. Jch behalte
mir eine nähere Schilderung dcrsclben vor,
und sührc biesmal blos an, daß der Andlick
beider in dem Atelier des Künstlers beim er-
sten Aublick eine Ueberraschung erweckt, die
bei längerer Betrachtung in Bewunvcrung
übergeht. Die Statuc unseres verewigten
Großhcrzögs Leopold ist fertig; jene des Her-
zogs Berthvld befindet sich in letztcr Arbeit,
die etwa nach 4 Wochen gleichfalls beenbigt
sein wird.

Celle, 27. April. Die Dcputation der
Kircheiiversamirilung wiro von bem Könige
nicht angenommen, bagegen die Annahme der
Petition zugesagt.

Hamburg, 27. April. Einc Vcrsamm-
lung der hiesigcn Schleswt'g-Hoisteiner
und dcren Gestnnungsgeiioffeii, an welcher
gegen 2000 Pelsoneii Theil nahmen, beschloß
heute einstimmig die Annahme uachstehcnder
Resolutioneii: „Dem Gewaltacte vom 30.
März, durch welchen die dänische Negierung
aus dem Wege dcs offenen Vertragsbruchs zur
Jncorporatioii Schlcswigs geschrikten ist, setzen
wir fvlgende Erklärung entgegen:

1) DaS Ztel unsercS Strebens tst etn eng verbundenes,
versaffungömäßtg sreteS, an Deutschland eng angeschloffeneS
SchleSwig-Holstein. 2) DteseS Zicl kann nur erreicht
werden durch vollständige Trennung der Herzogthümer von
Dänemark, welche tn dem Augenbltcke eintritt , wo der
Oldenburger MannSstamm in Dänemark auSsttrbt und dte
gesonderte Erbfolge der Herzogthümer zur Geltung kommt.
3) Es tst deßhalb die unabweiSltche Pfitcht des deutschen
BundeS und der deutschen Großmächte, fich von den durch
Dänemark wtederholt verletzten und vurch den Act vom
30.März gebrochenen Verträgen von 1851/52, und nament-
ltch von dcm durch den Bundestag utemals anerkannteu
Londoaer Protocoll vom 8. Mai 1852 offen und unzwei-
deuttg loSzusagen und ketue andere Grundlage für thre
jernere poltttsche Actton gegen Dänemark anzuerkennen,
alS der^ BundeSbeschluß vom 17. Septbr. 1846. 4) Dte

Brüssel, 26. April. (F. Z.) Unstre sonst sv
friedliche Stadt war heute durch ein ungewohütes
tragischcs Ereigniß in nicht geringe Bewcgung vcr-
setzt. Ein Ruffe, der Graf N.... hattc in stiner
Behausung (Ruc de I'Hospital) eine politische DiS-
kussion mit einem Polen, der zuletzt in solche Wuth
gcricth, daß cr eine Pistole auö seiner Brusttasche
zvg und dcn Grafen lcbcnsgcfLhrlich am Kinnbacken
und am Hals verwundete. Dics fand im Haus-
gang statt. Dcr Verwundcte rafft allc seine Kräfte
zusammcn und stürzt aus dic Straße; sein Mör-
der, die Pistole in der Faust, versolgt lhn auch
hier, flüchtet fich abcr ciligst beim Erscheiuen elncs
Polizei-ZnspectorS, dcr thn in Montagne de la
Cour verhastct und in sicheren Gewahrsam bringt.
llnterdeß kam ocr Graf untcr die Häiidc mehrercr
hcrbcigcrufcncr Aerzte, «elchc dtc Kugel auS dcr
Wunde zogen und den Verband anlegten. Sein
Zustand tft sthr bedenklich.

Zur TurnhaUe in Pforzheim wird amSonn-
tag, den 3. Mai die Grundsteinlegung in festltcher
Weift »or sich gehen.
 
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