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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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jkarl«n>he, ii. dm Etand der allgemeinm Schullehre«
Witlmen- »ad Watseakaffe fär da» Zahr 1883 betr.; e. rer
Berlinischea FeneraerfichernagSaaftalt tst die a-chgesuchte
Erlaabniß zar ll-brrnzchme »sn V-rficherung gegen Feaerr-
gefahr vo» Fahrniffe» uad »dm füaften Thetl d-r Ber<
fich-rnngssammc der bel ter 8ta»t«anst»lt »erficherlen Se-
bände -tthetlt worten; ä. Karl Walther »°a Walddhni
irhlelt die Lleeaz »l« Sxathekn; e. zu Epxiagen, Wag«
däusel und Philippsbnrg find VereiaStelrgrapheastaiione»
mit beschränftem Tagesdtenste dem allgemeinin B-rkehr
nd«rg-b>n wordea; k. ErfiatllngSpatenI crhielt: Alfred
äkrapp in Eff-a snr etu aeues Sostem »°a B-rschlüffea
snr HialerladangSgeschüde; g. di- B-rbreaaung -ingelöst-r
GtaatSschaldpaptere «n« ü. ote Organisatioa der Zollstellen
aa der Schweizergrenze belr-ffend.

3) iSestorden fiad: Dompräbeadar, geifiltcher Rath
Schaider in Freiburg, der kathol. Pfr- Booz i» Ebrlagea,
dcr pens. Prof. Sander dahler, der pens. Oberzollinspector
Goll dahier, der pens. eoaagcl. Pft. Brechl ta EchrieS-
heim, der Hauplmann v. AoelSheim vom Armeceorp« tn
Fretdurg.

Karlsruhe, 5. Zuni. (97. öffentl. Sitziing
der U. «ammer.) Vorsitz: Hildebrandt. Am
Minlstertische: Staalministcr Dr. Stabel und
Ministerialrath Ammann. Das Secretariat
zeigt eine Lingabe der Eltlinger Weinprobu-
centen, das Zapfrecht sclbstgezogenen Weinks
bctr., an. Feberer erhält stägigen Urlaub.
Das Präsidium zeigt a», daß in die Commis-
sioa, die Rechtsverhäituiffe der Richter betr.,
dieAbg.Allmang,Haagcr/V.Stockhorn,
Walli und Kirsner, und in jene für das
RechtSpolljeigesetz die Abgg. Fröhlich, Eck-
hard, Prestinari, Gschrep und L>eitz
von den Abtheilungen gcwählt worden seien.
Auf Fröhlich'S mchrfach unterstützten An-
trag wird die letztere Commission in nächster
Sitzung um 3 Mltgliedcr vermchrt wcrdcn.

Die Tagesordnung führt zum Schluffe der
Berathung der Strafproceßordnung, Beil. l.,H.
Von der Berufung znm Amte eines Geschwo-
rcnen und Schöffen. Die Paragraphen der
Bcil. l. werden »ach kurzen Besprechungen
mit eincr von Kirsner beantragten Aende-
rung deS §. 14 der Beil. l. und einem vo»
Moll beantragten Zusatze zu 8. 12 angenom-
men. ES entstehl bci §. 14 eine längerc Dis-
cussion über die Eidesbelehrung bei Gcschwo-
renen und Schöffen. Eine Entbindung von
der EideSbelehrung will man nicht ausbrück-
lich ins Gesetz aufnehmen, ader daS Gesetz
von 1848 laffe zu, daß die Geschworencn, die
selbst Richter seien, als deS EidesbclehrungS-
zeugniffeS »icht bedürftig angesehen werden
können.

Dic Berichterstatter berichten über die in die
Commifsio» zurückverwiesenen Paragruphen.Zu
§. 2 wird ber Wunsch zu Protokoll gcgeben,
daß der 8- 9 des EinsührungsedictS aufgeho-
ben werden mögr. Die Aerzte werden, nicht
wie Pagenstecher und Kusel beantragten, vock
dem Zeugniffe befreit. Bei den 88- 283 unb
284 soü bestimmt werdcn, daß den Geschwo.
renen zu eröffnen sei, daß die Zahl der Stim-
men bei der Bcantwortung der Frage nicht
angegeben zu wcrden brauche. Das Gcseß
wurde in namentlicher Abstimmung mit allen
Stimmen gcnehwigt. Die Tagesvrdnung führt
zur Berathung des,Berichts des Abg. KirS-
n er über den Gesetzesentwurf, dic Erhöhung
des Budgets der Hofgerichte für 1862 und
1863 um die Summe von 8500 fl. bctreffend, I

An Hcrzog Ernst von Loburg-Gotha, den Ehrcn-
prasidcnten dcs deutschcn Schützenbundrs, ist eben-
falls cinc Einladung crgangen, und hofft man aus
seine Hierherkunft.

Ebcnso habcn bcide Kammcrn und die Minister
die ihnen gewordcne Einladung sreundlich auf-
genommen und ihrcn Besuch in Ausficht gestellt. —

Die Karlsruher Schützcn bringen ein Musiklbor
mit. Die Schützen dcr Pfalz versammcln fich in
Rrustadt und kommen vcreint unter dcm Psälzischrn
Schützcnbanncr in festlichem Zuge hierhcr. Auch
Schweizer Schützcn haben sich angemcldct.

Ein Luzerner Schützc verlaugte dic Erlaubniß,
mit einrr ILzölligen Pistolc auf die Feldschcibc
(1000' Distanz) zu schicßen, was ihm jedoch mit
Rückficht auf die Schießordnung nicht gestattct wer-
den konnte.

Den Eingang zum Kcstplatz bildct einc hohe ge-
schmackvolle Ehrenpforkc, cine größere Festhalle,
4 Bierhallcn und das Schicßhaus bietcn genügen-
den Raum zur Aufnahme dcr Fefttheilnchmer. —
An der Fcsthallc wird jedrn Tag in der Mittags-
stunde Isblv ä'tlüde gespeift, und birtet die dort angc-
brachte Tribknc Gelcgenhcit zu patriotischen Reden.

um die Besoldungen der Collegialmitglieder
der Hofgerichte jenen der übrigen Mitielstellen
gemäß crhöhen zu können. Ungeachtet LcS Bc-
denkens, daß daS Finanzgesctz schon vor einem
Zahre verkündet worden ist, will die Com-
mifston doch von ihrer grundsätzlichen An-
schauung übrr dic Unveränderlichkeit deS ein-
mal festgestellten BudgetS, ausnahmsweisc und
unier ausdrücklicher Verwahrung gegen alle
Consequenzen aoweichen, nm zu zeigen, daß
sie die Unabhängigkeit des Richterstandes hoch
anschlage und dieselbe, soviel alS thunlich, auch
materiell zu bcgründen gernc bcreit sei. Sic
stellt daher den Antrag, dcm Gesctzentwurfc
die Zustimmung zu ertheilen. Nach einer kur-
zen Debatte zwischen Minister Stabel und
den Abgg. Artaria, Schaaff, Prcstinar(
Frick und Kirsncr wird dcr Entwurf in
namentlicher Abstimmung einstimmig genehmigt.
Auf Kirners Antrag wird auch die Com-
mission übcr die Rechtsverhältniffe der Richter
um 2 Mitglieder verstärkt werden. Schluß
der Sitzung.

Frankfurt, 4. Juni. Vorgcstern früh
wuroen unscre gegenwärtig im Kriegszustande
besindlichen Bunbestruppen allarmirt, um sich
zu verschiedenen Manövern in der uächsten
Umgebung zu vereinigen. Die bezüglichc Be-
kanntmachung des Polizeiamts, wvrin dic Ein-
wohnerschast von dem Kriegszustand in Kennt-
niß gesetzt wird, hat insofern einen unange-
nehmen Eindruck gemacht, als man darin einen
wiederholten BeweiS der Ohnmacht der hiest«
gen Behörden erblicken wollte, die angeord-
ncten KriegSübungen innerhalb der Stadt zu
verhinbern. Die gesetzgebendc Versammlung,
in welcher auch zur Sprache kam, daß man
„Barrikädchen" bauen unv sie von ben Trup-
pen habe nehinen laffen wollen (wogegen je-
doch der Scnat protestirt), hat deßhalb in
ihrer gestern abenblichen Sitzung sich zu fol-
gendem Antrag an ben Senat geeinigt: „Dic
Bekanntmachung des Polizeiamts liesere einen
neuen Beleg dafür, wie burch bie widerrecht-
liche Besetzung FrankfurtS burch Truppen an-
derer Bundesstaatcn die Unabhängjgkeit des
hiesigen Staates verletzt, die Selbstständigkeit
seiner Behörden gchindert unb die Sicherheit
dcr Einzxohner gefährdet werde. Die gesetz-
gebende Versammlung nehmc hieraus Anlaß,
dem Senat ihre früheren Anträgc auf Ent-
fcrnung der Bundestruppen dringend in Er-
innerung zu bringen und ihn um Auskunft
wegen der dcßsallS von ihm ergriffcnen Maß-
regeln zu ersuchen."

Mainz. Die prcußische Schildwache in
Mainz, wclche die crdichtetc Angriffsgeschichte
in die Welt setzte, um ihre gänzliche Betrun«
kenheit und deren Folgen während des Wache-
stehens zu verdecke», ist zu 2^/, Jahr Festung
verurtheilt und bereitS nach Ehrenbreilstein
abgeführt worden.

Duisbvrg, 5. Juni. Die „Rhein- und
Ruhrzeituug bringt an ihrer Spitzc eine Er-
klärung ihreS vcrantwortlichen Redactcurs,
Herrn W. SchoerS, wonach dieser wegen der
Preßverordnung vom 1. Zuni von dcr ver-
antwortlichen Redartion zurücktritt.

Dic Schießständc und Schießhalle find fast voll-
envct und wcrdcn, mit lebendigem Grün geschmückt,
cinen frcundlichcn Anblick gewähren. Zn der Mltte
dcs Fcftplatzes erhebt fich der Gabcntempcl, in
demsclbcn Stql, wic die Festhalle.

Die Ehrcngabcn bctragcn jctzt schon ca. fl. 7000.
und wcrden deren noich fortwährend neue angc-
mcldet.

Der beste Thermometer für Mannes- Charaktcr
ist dcffcn cigener Regenschirm. Natürlich sprcchcn
«ir nur von Leutcn, die ein solcheS Möbcl zu deS
Lebens Nothwendigkeitcn zählen. Der Mann, der
fast nie ohnc Regenschirm ausgeht, ist vorsichtiger
Natur, untcrnimmt nie etwas, daS wie Spekula-
tion aussieht, und ist zicmlich ficher, einmal rcich
zu stcrbcn. — Wer immer seincn Regcnschirm zu-
rückläßt, jst gewöhnlich ein Manii, dcr fich keine
Sorge um den morgendeu Tag macht; er ist un-
bekümmcrt und gedankenlos, kommt immer zu spät,
wcnn cr mit der Post oder dcm Eisenbahnzugc ab-
reiscn will, ILßt die HauSthür vffen, wcnn er Nachts
hcimkommt, und ist so zerstreut, daß er ein kleineS
Kind in Gegenwart seiner Mutter «inen HLßlichen

Nürnberg, 3. Znni.. König Ludwig hat
zum Ankauf der Freihr. v. Aufseß'schen Samm-
lung sür das Germanische Museum 50,000 fl.
beigestenert.

A«s Preußen, 5. Juni. Die trauri'gste
Rolle ist von der Reaction dem Kronprinzen
zuertheilt worden. Zur Zeit einer allgemeinen
Landestrauer soll er durch zwei alte Provin«
zen, Preußen und Pommern, reisen, unb die
Reactivn scheint diese Reise gegen den Prinzen
dadurch ausbeuten zu woüen, daß derselbe,
wie in der Altmark so auch in Preußen, nur
bekannte Reactionäre des Feudaladels aufsucht.
Die Stadtverordneten von Stettin werben eben-
sowenig wie die' von Danzig zu EmpfangS-
feierlichkeiten des kronprinzlichen Paares irgend
EtwaS bewilligen, weil die Landestrauer etuen
ungeheuchelten, festlichen Empfang ausschließt.

Berli«, 6. Zuni. Der Ministerprästdeiit
v. Bismarck wird, wie wir hören, auf der
Reise des KönigS nach Karlsbad in der Be«
glcitung Sr. Maj. stch befinden. (Kreuzz.)

Berlin, 6. Juni. Die „Nationalzeitung"
meldet aus Warschau vom 4. d.: Die bei dem
Fronleichnamsfest übliche Processton, welche
von 50,000 Menschen besucht wär, ist in der
größten Ruhe verlanfen, weder Polizei noch
Militär war zü sehen, weil die Nationalre«
gierung sich für den ruhigen Verlauf verbürgt
hatte. — Der Generalprocurator Wvlowski
ist verhastet.

Berlin, 6. Juni. Von dcn Provinzial-
bläitern drucken bie Erklärung der 6 Berliner
Zeitungen ab und unterzeichnen dieselben zu-
stimmenb die Redactionen der Danziger, der
Posener, der Ostbeutschen, der Bromberger,
der Neuen Skettiner, der Pominerschen, der
Ostsee-, der Magdeburgcr, dcr Thüringer, der
Elberfelder und der Westphälischen Zeitung.
— Von dcn Berliner Blättern hat sich noch
dic Berliner Abendzeiiung angeschloffen. —
Fast sämmtliche Provinzialzcitungcii beschrän«
ken sich auf thatsächliche Mittheilungen und
mehrere erklärcn ausdrücklich, daß fle nicht
mehr in der Lage sind, auf cine Besprechung
politischer Fragen einzugehen.

Berlin. Der frühere königliche Gesandte
im Haag, Graf v. Oriolla, ist in der Heil-
anstalt zu Görlitz am 3. Zuni früh am Schlage
verstorben. — Nach der feudalen Correspon»
denz geht die bisherige Steüe cincs Oberstcn
der Schntzmannschaft ein. Dem Oberst Patzkc
ist die interimistische Verwaltung der Straf-
anstalt in Rawicz übertragen worden.

Danzig, 5. Juni. Der Kronprinz und
die Kronprinzessin haben gestern Nachmittags
das Rathhaus besucht. Magistrat und Stadt-
verordnetc waren anwesend. Oberbürgermeister
Winter drückle die Freude aus übcr ihre An-
weseuheit, aber zugleich dcn Schmerz, daß die
Verhältniffc eS nicht leicht möglich machen,
die Freude in laukem Jubel erschallen zu las-
sen. Gesinnungen unverbrüchlicher Treuc lcbten
in der Bürgcrschaft; diese seicn nicht beffer zu
bethätigen, als durch Treue dem Gesetz. Dcr
Kronprinz danktc für die ausgesprochenen Ge-
siunungen; er frcue sich, Winter als altcn Be-
kannten von früherer bewährter Thätigkeit

Affen nenncn kann. — Dcr Mann, dcr immer
seinen Regenschirm vcrliert, ist ein unglücklicher
Tcufel, dem stcts das Gcld fchft, wenn er eincn
Wechsel zu bczahlcn hat, deffen Schuhe schon bcim
crsten Tragcn reißcn und deffen Handschuhc schon
bcim Anprobiren platzcn, deffcn Knöpfe abspringen
geradc «enn er in dcr größtcn Eile ist, und der
ftctS gcwiß scin kann, Abcnds falsches Geld in
scincm Portcinonaie zu sindcn, Sci vorfichtig, eincm
solchcn Mannc eine bedeutendc Summe anzuvcr-
trauen. — Der Mann, der für die Sichcrhcit seineS
RegcnschirmS immer in pcinlichfter Angst ist und
fich alle Augcnblicke überzeugt, ob cr auch noch
nicht verschwunden', ist voll Gemcinhcit und nic-
derem Mtßtrauen; spieft er mit Zemand Karten,
so wird cr immcr an Betrua dcnkcn, und trinkt
er mit einem Andcren cine Flasche Wein, so wird
er Angst haben, zu kurz zu kommen. Mag er auch
noch so rcich sem, so gteb ihm doch ntc Dcine
Tochter zum Weibe, senn er «ird mehr Sorge für
seinen Regcnschirm alS für scinc Frau tragcn. —
Dcr Mann, der im Regen ohne Schtrm ausgeht,
selbst wenn er eincn hat, ist einfach cin Narr;
Du kannst allc Artcn sondcrbarer Streiche von ihm
crwartcn, und er verdient allc naffcn und trockencn
Ohrfctgen, wclche ihm jene cintragen.
 
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