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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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bewilligk», welches auS erklSrten Fetnden der
Verfaffung besteht nnd auf welches man sich
zur Durchführuog der GeseKlvsigkeit schließ.
Itch doch nur verläßi. Sin englijcheS Svnn-
tagsblatt bemerkt richtig, zu waS dte Ver-
faisungscvmödie eigentlich fortgespielt werde,
da dnrch die AuSlegung, welche fle erhalten,
die Verfaffung bereits abgeschafft'sei; daß der
tköaig die Aenderungeu im Wahlgesetz noch
nfcht uaterzeichnet, habe um so geringere Bc-
deulüng, alS es fich um eine Auflösung der
Kammer, die erst im Januar rinbcrufen wer-
den müffe, sürS «rste noch gar nicht handle,
und daher im Spätherbst noch Zeit sei, auch
in diejer Beziehuag daS Gesetz über den Hau-
fea zu werfen. Was die Sngländer am mei-
sten wundert, ist, daß die in ihren Eigen-
thumSrechten gekräiikien Zeitungcn keinen Schutz
bei dcn Gerichtea finden und mithin die erste
Grundlage einer Barriöre gegen dic Beamten-
wiUkür ia Preußen noch fehlt.

Die bekanntlich von Männern der österr.
Regierung gcgrüadele „Generalcorrespondenj"
verwahrt ffch entschieden dagegcn, daß in
Oesterreich daS BiSmarck'sche Beispiel Nach-
ahwuiig findeu könne. Wir sind davon übcr-
zeugt. Nicmand wird fich freiwillig auf den
abfchlüssigen Weg d,S Verderbens begeben,
uachdem er eben geschen wie sein Nebenbuhler
hinabgestürzt ist.

„France" jagt, die Berichte von PeterS-
burg ließen die günstigste Aufnahme der Vor-
schläge der drei Mächtc erwarten.

Dasselbe Blatt glaubt, Frankreich habe für
Meriko großc Opfer gebracht und sei dahcr
zu Eompenjationen berechtigt; es müsse Ga-
ranticn haben fur seinen Einfluß und seine
Zutereffen.

Amerikanische Blätter berichten über die dem
Fall Pueblas vorauSgegangenen Eretgniffe;
in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai habe
Bazaine Comonfvrt überfallen, ihm 8 gezogeue
Kanonen und 2500 Gesnngene abgenommcii;
am 16. sei Fort Teotimchuacan nach heftigem
Widerstand gesallen; am 17. habe Gencral
Mesdoza alS Parlamentär die Uebergabc gegen
freirn Adzug angcboten, Forey fie aber abge-
fchlagen, worauf der Platz sich bedinguiigslvs
ergeden habe; am 19. sei Forep eingezogen.

D-utschland

StarlSrube, tli. Zuni. Ordeu«vnlt!hu»g,n. Se.
jli»tgt. Hohetl d« Großherzog hobe» Sich unter dea,
LS. Mai t. I. guädigst bewogen gefunden, dem Peoseffor
Dr. Hecker a„ »er Unioerfilät Freiburg da« Rilleelieuj
nud «nler dew LS. Moi d. Z. tem taiserlich sraniofischeu
Oberften Fove iu Pari« d°« Eommandeurkreuz 1. jti-ff-
de« Oiten« »om Zähringer Löiven z» »erieihen.

Medailliuverleihuageo. Se. »önigl. Hoheil der Gro ß<
herzog h-be» Eich unler dem 30. Mai d. Z. gnädigst
d,w»g-n gesuadeu: dem Zollviiwailer Bigte zn Fah.hau»,
ia glutrleouuag siiuer mehr al« «lljähiigen lreu geleiftelen
Dieuft«, die lleinc goldene, und dem laiseil. sianzifischea
Brückenmeistei Billing iu Eliaßbuig, in Slnerkennung
selne» muth«ollea Beuehmen« b-i Sleltung dreier batischen
Elaaliangehöilgen »om Tode de» Eilriukcn», die fiideruc
Ei»il»«idleastm-t-ille zu verleihen.

Duich Alleihichfte Oidie »om 1L. d. erhäll Lieutenanl
Aialbeit ». Roeber im 3. Dragoueriegimeut Priuz lkail
di« uulerthäuigst uachgesuchte knllaffung au« dem Armee-
corP».

neben drr Festhalle. Hinter den genannten Tanz-
und ReftaurationShallen crstreckt sich nun der große
Platz sür Schaustellungrn, Spielbuden und VolkS-
'delusttgunge» aller Art, zu dem jedoch der Zutritt
nur von dem Keftplatze aus möglich ist. Sämmt-
liche Fcsträumc «erben durch GaS erleuchtet und
auch für auSreichende Wafferleitungen wird Sorge
getragrn werdcn. — DieS wäre von dem Kcftplatze
in allgemetnrn llmriffcn ein Bild, daS jedoch in
seinen Einzelheiten noch manche durch die Zwcck-
mäßigkeit gedotene V-ränderung rrfahren kann.

Dir jungen Dinen, in dcren Händen dir RechtS-
pftrg« in SchleSwtg und Holstein ruht, geben de-
kannttich nicht selten Gclegenhcit zur Bewunderung
ihrcr hohcn Grniaiität. Linen aeuea und höchst
intereffaatrn Beleg dasür liefert nachftehendeS Er-
kenntniß, daS vor kurzer Zett von^dem GerichtS-
schretder Holm zu Leck gcgcn einen jungrn Hof-
desitzer auS der Marsch in Adwesenhcit deS HardeS-
vogts abgesprochcn wurdr. ES zeigt einc gcaiale
Fortbildung d«S BcgriffS der Injurie und eignet
sich wohl zur Veröffentlichung. Der Wortlaut ist:
„Sö ift darauf in Erwägung, daß G. Sch. L.

Dienstaachricht. Se. Sönigl. Hoheit der Sro - herzog
haben Sich uoter dem 3l. Mai d. 2. gnädigft bewogeu
gefundeu: deu Piivatgelehrten Dr. With-lm Hosmeifter iu
L-ixzig zum ord-otlicheu Profeffor der Boiauik ia der phllo-
sophischen Facultäi d-r Uni»erfilät Hcidelberg und zum
Direcior dc« botanjschcu Garten« dasclbft zu ernenneu.

Sarlsruhe, IS.Zuoi. Da» h-ul- erschi-n-o- Regbl.

I Rr. rs euthält (aoßer Pirsonaloachrichlco):

l. Versüguugen uod Bekanatmachnngen der Mioifterien.
1) B-kaouImachuog de« großh. Zuftizministerium«. D!e
NameuSänderuog de« Zohaun Georg Dirr »on Reiheo iu
»Keitel' bekeffeod. 2) B-l-aolm-chuog-n de« großherzogl.
Mlnisteriom» de« Jauera. s) Dic Au«ftellu»g »on Echuld-
»eischriibuogeu aus deu Zohaber Eeileo« der sürftlich
Liwensteio - Wertheim < Freudiaberg'schen Etandi«herrschast
b-treff-od. d) Ueberficht der Frequenz der Gelehrten- und
höh-ren Bürgerschulen im Echuljahr 1861/82 bitreffend.
o) Die Apolhekerlicepz de» Karl Barbiche »on KarlSruhe
b-Ircffeod. 3) Bekaonlmachuog de» großh. H-odelSmioi-
sterium«. Die Prüfoag der Poftasxiranten belreffeod.
Daraach fiud durch Beschluß vom k. d. M. nachdeuannte
Poftaspiraoten: Hclurich Philipp Doll -on Epping-U,
Ludwig Freudenberger »on IkailSruhc, Wilh-Im M-lsch »on
Bruchsal, Wilhelm Müll-r »on Psorzhcim, Friedrich Koch
»ou St. Gcorgen nach vorschiislSmäßig eiftaudeoer Prü<
sung unter di- Z-Hl der Poftpiaktikauten ausgeuomme»
worden. 4) B-kanntmachuog de« gioßh. Finanzministerium«.
Di- E-rieuziehuug sür die 7V. Gcwiunziehuog de» Lot<
tcrieanleheo« »on 14 Millioueu Eulden »om Zahr 184b
betreffeud.

Karlsruhe, 16. Junl. Der Bericht
über di'e Civilproccßordnung lst in der
ersten Kammer von Stadtdirector Graf Hennin
erstattet worden. Die Commisston ist, wie
die Regierung und die zweitc Kammer, ent«
schieden dagegen, daß die Rcformen im bürger«
lichcn Proccßverfahrcn bis zur Bccndigung rer
in Haunvvcr statlfindenden Berathung über
ein aügcmeincS deutsches Civilproceßgesetz ver-
schvbcn werden. Die definitive Erledigung
diescs gemeinsamen GcsctzgebungSwerkS steht
in noch nicht s» naher AuSsichl, daß es ,n
rechtfertigen wäre, wenn unsere Gcsctzgebung
indeffen dic nothwendig gewordencn Reforinen
iu einc unbestimmte Zcit hinauS vcrtagen oder
die beschlossenc neue GcrichtSverfaffung nur
stückweise und lückenhaft einführen würde.
Hierbei kvmmt uoch in Betracht, daß die von
der großh. Regierung jetzt vorgcschlagencn Re-
formcu sich möglichst an die bisher bckannt
gewordeiieu Bejchlüffe der Commifiivn in Han-
novcr aiilehiien, und daher seiner Zeit durch
die Annahme deS gemeinsamen deutschen Prv-
ceßgesetzes für Baden nicht sehr fühlbare Stö-
runge» hervorgerufen werden, zu dem, da
voraussichtlich auch verschiedene Bestimmungen
in dem Eivilproceß den LaiideSgcsetzgcbungen
überlaffen bleiben.

Dic Hauptänderunq, welche die Commissivn
der ersten Kamuier an den Beschlüffen dcr
zwciteii Kammer beaniragt, besteht darin, daß
sie die Liquiderkenntniffc abgeschafft wiffen will,
und bamir den von der zwcitcn Kamuier ver-
worfcnen Regierunqsvorschlag wiederherstellt.

Karlsruhe, 15, Zuni. Dic badlschen
Rechlsanwälte deabsichtigen einc Eingabe an
die erste Kammcr nin Entfcrnung einiger bc-
drnckcilden Bestimmungen des Enlwurfes ciner
Anwaltsordiiung in der von dcr 2. Kammer
adoptirten Fvrm. Vorzugsweisc wird es fich
hier auch um dic Bestimmung handeln, daß
die bisherigen HofgerichtSadvokaten ipso gare
die Oberhvfgerichtsadvokatur erhalten.

— Mannheim, 13. Juni. Das evaog. 1

Kirchen- und VolkSblatt bringt auch seinen
Lesern einen vorläufigen Bericht über dic all-
gemciae deutsche Lehrerversammlung, die in
der Pfiugstwochc hier getagt, mit dem Vcr-
sprcchcn, in /incr der ngchsten Nummern aus-
führlicher darauf zurückzukommen. Einstwei-
len begnügt cS sich, ,,die religiöse Signatur,
welchc die Bersammlnng vorwicgend an sich
trug", zu kcnnzeichnen. Dem Stadtpfarrer
Schcllenbcrg von Mannhcim, welchen die-
ses Blatt schon öfter in Affcction genommen
hat, wird auch hicr die Ehre angethan, den
Reigen eröffnen zu dürfen. JnSbesondcre wird
e i n Ausdruck deSselben hcrvorgehoben und »'n
ironischer Weisc ausftaffirt, nämlich der: „die
Lehrer seien die Pionniere deS göttlichcn Welt-
geistcs, die durch daS Gestrüpp der Unver-
nunjt Bahn brechcn und die Bande deS Löwen
dcr Volksvernunft lvsen." Der Refcrent ver»
steht es, Alles, was er austischt, in einer
piquanten Sauce zu bringen. AlSdann kommt
Schmidt aus Gotha an bie Reihc, wclchcr
alS Jdeal eines Deutschen Schiller hinstelle,
„der auS Religion keine Religion haben wollte."
Die dritte Slelle wird dem Stadtpsarrcr
Riecke aus Neuffcn in Württemberg ange-
wiesen, dcr fich uach dem Tag sehne, wo man
gar nicht mehr fragt: „Was glaubst Du?"
sondern: „WaS thust Du?" Als vicrter Aus-
erwählter erscheint Lehrer Spcnglcr aus
Mannheim, „bekannt durch seincn Durlacher
Schmerzensjchrei über dic Religionsquälerei
in unsercr Volksschulc", und der sich auch
jetzt wieder über die Schulaussicht durch die
Geistlichen, wclche die Schulc mit vielem un-
paffendcn rcligiösen Skoff beschwcren und die
Denkentwicklung der Kinver stören, zu bekla«
gen habe. Schnell aus Prenzlau und noch
einmal Schmidt auS Gotha werdeu nur alS
die Fürsprecher für die Naturwiffenschaften
ausgezeichiict, und ihne» gegenübcr wird daS'
Jammerbild des armen Lohrer aus Mosbach
hingestellt, welcher den Rednern „Raturver-
götterung" vvrgeworfeii, und gegen den, „trotz
der Anwesenheit Sr. königl. Hohcit des Groß-
herzogS, als gegcn eiuen „Muckcr" cin svlcher
Tumult ausgebrocheu sei, daß nur die Glocke
des Präsibentcn bem Rcdner die Fortsetzung
seincs Vortrags ermögliche» konnte." Zuletzt
wird betont, „baß daS Alles in der evangel.
Trinitaiiskirche vor sich ging", (schrccklich zu
sagen!) unb daß der Kirchenvorstand „mit
Frcuden das Golteshaus zur Verfügung gc-
stellt hatie" (noch entsctzlicher!). — Aus die-
ser „Signatur" erhält man cincn Vorgeschmack
von den auSführlichere» Ehrenbezeugungen,
wclchc bie l'ehrervcrsammlung von dem Volks-
blalte noch zu erwartcn hat.

Konstanz» 14. Zuiii. Der gkstrigk Fcst-
zug kam um 4 Uhr, also eine Stiinbe später,
an, als im Prograniin festgcsetzt worden war.
Diese Verspätung soll von Schaffhausen ver-
anlaßt worbcn seiii, wo bie Bcvölkerung, wie
man hört, Alles aufbot, uin die unangcnehmen
Eindrücke zu »erwischcn, die in Folge ber Hin-
derniffe, welche von einzclnen Persönlichkeilen
dem Bau in deu Weg gclegt worben war,
hervorgerufen worden waren. Die Fahrt hie-

aus Langstoft am gestrigen Marktabend i» einem
hiesigen Tanzlocal geänßert, er tanzc nur schleSwig-
holfteinische Tänze und später wider die GenSdar-
merie geäußert, er sei „ein Lehter SchleSwig-Hol-
steiner"; in Erwägung, daß cr fich «inestheils eineS
öffentlichcn AergerniffeS fchuldig gemacht, anderer-
scitS auch die Gensdarmerie durch die ividcr selbige
gcbrauchte Aeußerung, er, T., sei„ein echtcr SchleS-
wig-Holsteiner", belcidigt habc(l), sür Recht er-
kannt: daß G. Sch. T. aus L. wegen in Trunkenheit
»eranlaßten AergerniffeS (!) und Beleidigung der
GenSdarmeric (!) schuldig, binncn 3 Wochcn an
diekönigliche Tonder Amtstube cinc königlichcBrüchc !
von 5 Thlr. zu entkichten, auch schuldig sci, di?
Detentionskosten zu erstatten."



Daß den Amerikanern unrecht gcschieht, wcnn
man ihnen mehr polterhaften als wirklich auf-
opfernden PatriotiSmuS zuschreibt, beweist daS
Factum, daß fich in der ÜnionSarmcc einc großr
Zahl weiblicher Krirger befindct, weit mchr, als
den Kampfgenoffen selbst bckannt ist. Eine dicser
VaterlandSvcrtheidigerinnen, welche tn rinem Illt-
»oiS-Regimente dient« und kürzlich durch ctnen

Zufall alS Kriegcrin erkannt wurdc, gerieth durch
^ die fich auf fie richtcnde Aufmerksamkeit so sehr in
Ausrcgung, daß fie ihre Flinte von dcr Schultcr
nahm und fich vor den Augcn ihrcr Kameraden
«ischoß. Die Wirrcn deS BürgerkrigeS schcinen den
eigenthümlichcn Witz deS Präfidenten Lincoln noch
nicht ganz niedergcschlagen zu habcn. AlS cr vor
Kurzem von Zemandem um cinen Paß nachRtch-
mond gebcten wurdc, crwicdertc er: „Es würde
mich sehr sreuen, Ihnen eincn Gcfallen erweisen
zu können; aber ich habe in den letztcn zwei Jah-
ren wcnigstcnS 400,000 Lcutcn Päffe nach Richmond
gegedrn, nnd noch bis jctzt ist Keiner dorthin ge-
kommen."

Ucber einen wriblicben Kutschcr g'ibt der „Publ/
folgendc Ausscklüffc: Henriettc Bartz aus Oranien-
burg fährt seit gcraumer Zeit dcn OmnibuS von
Gransec nach Berlin zum Gasrhof Oranienburger-
straße Nr. 12 und Spandauerstraße 2. Sie raucht
mchr Tabak wic zwei Kutschcr, crfrcut fich einer
junonischcn Gestalt und kräftigcn Srentorstimmc.
Sie ist 26 Zahre alt und trägt im Winter große
Zagdpelzftiefeln.
 
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