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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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die Deputatlon der BreSlauer Stadtverordne-
ten, an ihrxr Epitze der Vorsteher Justizrah
Simon, hier ein; schon um Mittag fuhr sie
nach BabelSberg bei Potsdam hinüber,. um
eine Audienz nachznsuchen. Aüe ihre Bemühun-
gen blieben indeß fruchtlos; sowohl die Adju-
tanten alS der Hofmarschall erklärten, eS sei
ihnen nicht erlaubt, dem Könige eine Mcldung
zu machen; man müffe fich an den Ministcr-
präsidentcn oder den Minister de« Znnern wen-
den. Gestcrn mußten dahrr, nachdem auch auf
ein schriftlichcS Gesuch keinc Antworl erfolgt
war, die Deputirten sich zu den beidcn Mi-
nistern tegeben, aber auch von diesen wurden
fie nicht angenommen. Nach den feudalen
Blättern r'st schließlich die Nichtannahme der
Adreffe von dem König beschlvffen worden,
weil vie Stadtverordnetcnversammlung zur Be-
rathung und Annahme dcrselben nicht befugt
gewesen sei. Es ließ stch dieß nach dem be-
kannteu Mrnisterialrescript freilich erwarten;
nichtsdestoweniger hat es überrascht, daß Herr
v. Bismarck und Graf Eulenburg zu der De-
putation in keine Beziehung getreten sind.
Man hatte hicr eine förmliche Zurechtweisung
erwartet. (Dtsch. Allg. Ztg.)

Berlin, 1S. Juni. Die Abreise des Königs
nach Karlsbqd ist auf den 20. Juni vcrscho-
ben worden. Weßhalb, verlautet nicht; da-
gegen dringen Gerüchtc ins Publikum von
heftigcn Fanttlienscencn auf Schloß Babels-
berg, womit man dic Reise der Königin nach
England in Zusammenhang bringt. — Unter
den „Verwarnungen" ist besönders eine inte-
reffant, welche dic „Kolberger Zeitung" erhal-
ten hat. Einer der Gründe, weshalb sie ge-
strast werde, lautet: „sie habe gcsagt, die Be-
amtin seien gewöhnt, die Gesetze hoch und
heilig zu halten!"

Berlin, 16. Zuni. Die Blätter sind fort-
während mit Nachrichten über erfolgie neue
Verwarnnngen angesüllt. Unter drnselben
figurirt u. a. ders,Beobachter an der Sprec",
ein altes Blättchen, welcheS die Kirchenzettel
bringt, die Listen der Gestorbenen, der Ge-
burten, Heirathen rc., dazu auch Novellen mit
möglichst viel Mord und Tvdtschlag, Gedichte -
u. drgl. Dieses Blättchen hat jetzt auch cinc
Verwarnunff erhalten, und zwar, wie es in i
ver bclreffenden Verfügung heißt, weil es fort. !
dauernd eine die öffentliche Wohlfahrt gefähr- ^
dende Haltung verfolge. Als, specielle Vcran- !
laffung zu der erfolgten Verwarnung wird cin
Gedicht, Preßfreiheit überschricben, angcführt.
DieS bezcichnet den Zustand, in welchem wir
leben.

Berlin» 16. Juni. Heute sind bei der
Bank falsche Banknolen (neuestcn) zu 50
Thaler entdeckt worden. Die Nachdrücke sind
den echten ähnlich, daS Papier ist abcr lappig,
dcr Druck dick und unsicher unb cs fehlt der.
geprägte Controlficmpel.

Berlin, 16. Juni. Schulze-Dclitzsch hat
zum Dank für seine Vorträge im Arbeiterver-
ein eincn kostbaren Silberschrank erhalten.

Wien, 17. Juni. Die „Generalcorrespon-
denz" dementirt die Gerüchle über Hinaus-
schiebung der Eröffnung des fiebenbürgischen
Landtags.

KrankreHch.

Paris, 15. Juni. Dic Wiener Presfe cr-
° hält von sehr gutuntrrrichteter Seite folgende
Mittheilung auS Paris: Der Moniteur hat
die Genugthuung, von einem Glückwunsch
OesterreichS und Preußens zu der Einnahmc
von Puebla berichten zn könncn. Vielleicht
sinv die bezüglichen nachstehenden Nvtizen nicht
ganz ohne Jntereffe. «obald dem Kaiser Na-
poleon die Siegesbotschaft zugegangcn war,
beschied er den Fürsten Metteruich zu sich und
wachte ihm Mittheilung davon; der Fürst be-
richtete natürlich sogleich nach Wien, wo man
die Meldung selbstverständ'lich mit Jntereffe
entgegennahm, aber zu ciner Aeußerung da-
über kein Bedürfniß erkannte. Jiizwischcn
hatie aber auf Umwegen auch Graf v. d. Goltz
davvn erfahren und stattete auf der Stelle nach
Berlin Bericht ab; dort beeiltc man sich, einen
Glückwunsch iu die Tuilerieen zu scnden, und
jetzt konnte man auch in Wien nicht umhin,
daffelbe zu thun.

3 talten

Turin, 16. Juni'. Jn,der AbDordneten-
kammer hielt Hcrr Lafarina heute einen Vor-
trag über dic in den Erklärungen des Mini-
stcrs des Aeußern vor einigen Tagen berühr-
ten politischen Fragen. Bezüglich der polni-
schen Angelegenheit ist Hr. Lasarina der Mei-
nung, die cinjigen MSchte, welche ein wirk-
liches und spmpathischeS Jntercffe an der Re-
constituirung Polens hätten, seien Frankrcich
und Ztalien. Jn Betreff dcr italienischen An-
gelegenheit glaubt Herr Lafarina nicht, daß
das französtsche Kaiserreich der Einheit Zta-
licns seindlich sei; Ersolglosigkeit und daS
lächerliche Wesen der Bemühungcn der mura-
tistischen Partei in Neapcl und der autono»
mistischen Partei in Loscana, sowie die Er-
cignisse von 1859 hätten zur Genügc bewic-
sen, daß jene Parteien auf keine Unterstützung,
auch nicht auf die des Kaisers Napoleon rech-
nen könnten. Die Rede des Herrn Lafarina
machte einen sehr günstig'en Etndruck.

Spanten

Von der spanifchen Grenze, 10. Zuni.
Die Königin hat die Galeerenstrafe, welchc
den mehrerwähnten drei Protestanten wegen
gesetzlich verbotener Proselitenmacherei, nicht
aber wegen Ausübung ihrer Confession selbst,
von dem spanischen Gcrichte zweiter und letzter
Jnstanz zuerkannt worden ist, auf dem Weg
der Gnade in Vcrbannung von gleicher Dauer
umgcwandelt.

Dänemark

Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß die
dänischc Regierung im Falle der BundeSere-
cution Widerstand lcisten und die deutschcn
Häfen blokiren werdc. — Zn Holstein ist die
Bcvölkerung keineswcgS der Bundeserecution
günstig gestimmt; sie will die Annahme des
oldcnburgischen Antrages und damit dic Her-
stellung de» früheren RcchtSzustandes.

A m e r t k a.

Dir New-Iorker Post vom 3. d. bririgt u.
A. folgcnde Nachricht: Die Deutschen New-
Iorks hielten gestern im Cooper'schen Znstitut
cin Meeting ab, uni ihren Unwillen gegen den j
Vorwurf dcr Fcigheit, welcher der Division
des Generals Schurz gemacht worden, auSzu-
drücken. Es wurdcn Resolutiönen gefaßt, in
wclchen dcn deutschen Freiwilligcn für ihrc
Dienste während des Krieges gedankt und zu-
gleich ausgesprochen wird,daß ihre neuliche Nie-
derlage eine Folge ihrer numerischen Schwäche,
ihrer bloßgestellten Pofition, der ungeschickt
formirten Schlachtreihe und der Unfähigkcit
des CorpscommandeurS gewesen sci.

New-Bork, 6. Juni. Ein demokratisches
Massen-Mreting in New-Iork sprach sich für
einen sofortigen Friedensschluß aus.

New-Aork, 6. Zuni. General Grant
hat Vicksburg am 31. Mai kräftig bvmbardirt.
Man sagi, daS conföderirtc Truppcncvrps
Johnstohns marschirc nicht auf Vicksburg, son«
dern aus Memphis. Banks hat Port Hudson
am 27. Mai angegriffcn. Weitzel commandirte
den rechtcn Flügel dcr Unionistcn, Shcrman
dcn linken, Grvvcr das Centrum. Sherman
und Weitzel beganncn den Angriff. Der Kampf
cntspann sich bald auf dcr ganzc» Linie. Die
Univnisten bcgegnete» übcrall cinem verzweifel-
ten Widerstande. Weitzel bemächtigte sich einer
Batterie von 6 Kanoncn, welche er gegen dic
Confvdcrirten wendete. Sherman wurde zu-
rückgeworfen. Das Centrum der Uniönisten
scheint einigen Erfolg erlangt zu haben. Der
Kampf fing am nächsten Tage wicder an, aber
man kennt nicht sein Resultat. — Dic „Tri>
bune" versichert, daß am 28. um 8 Uhr AbendS
Banks den Truppcn Befehl gegeben habe, in
die Stellungen wieder zurückzugehen, wclche
sic vor dem Angriffe innc hatten. ES sind
von New-Orleans an Banks Berstärkungen
abgesandt worden. — Diese Affaire hat den
Univnisten 2000 bis 4000 Mann gekostet. —
Sherwan ist verwundet in New-Orlcans an-
gekommen. Die Armee Lees marschirt auf
Gordonsville. Man glanbt, sic wird den
Rappahannvck pasfiren. Der Uniouisten-Gene-
ral Hovker nimmt seine darauf bezüglichen

Maßregeln. Herr Fernando Wood, Haupt der
demvkratischen Pärtei, hat einc Zusammenknnft
mit Herrn Lineoln gehabt.

A s i e n.

Alexandrien, 16. Junt. Jn Kairo hat
der Prinz Napoleon dem Vicekönig das Groß-
kreuz dcr Ehrenlegion und dem Prinzen Halim
die Jnsignien eines Großofficiers dieses Or-
denS übergeben. Der Vicekönig machte den
Personen des Gefolges dcs Prinzen Napolcon
reiche Geschcnke. — Gestern Abend wurde dem
Prtnzen und der Prinzessin Napoleon zu Ehren
von der französischen Colonie ein Banket nebst
Ball veranstaltet. Dicselben sind heute ab-
gereist. Sic werdcn die heiligen Stätten,
Syrien und Griechenland besuchen.

Meueste Nachrichten

Wien, 18. Juni. Heute Vormiktag hat
dic feierliche Erößnung des Rcichsraths vurch
den Erzherzog Karl Ludwig als Stellvertreter
deS Kaisers stattgefunden. Der wesentliche
Znhalt der Thronrede ist folgcnder:

Nachdem die Einberufung vcs siebenbürgi-
schen Londtages erfolgt ist, steht allen König-
reichen und Ländern der Monarchie die Bahn
zur Theilnahme am ReichSrath offen. Die
Verhältniffe, in welchen der Kaiserftaat sich
befindet, können nur ermuthigen, in dem be-
gonnenen Werke auszuharren und vertrauens-
voll der Zukunft entgegenzugehen. Der Friede
ist ungestört crhalte» geblieben, und es ist der
Wunsch und das Ziel der eifrigsten Bestrcbun-
gen der Regierung, ihn auch ferner ungetrübt
zu erhalten. Unter dcm Schutze frcihcitlicher
Jnstitutionen befefiigen sich die Wohlfahrt, das
Ansehen und die Machtsteüung deS Reiches.
Dic Finanzlage zeigt befriedigende Fortschritte
! auf dem Wege zu ihrer vollständigcn Regelung.

! Der Slaatsciedit und dic Landeswährung er-
! sreuen sich entschiedener Befferung. Die günstige
^ Finanzgebahrung des abgelaufencn Zahres er-
^ laubte cs, von dem belvilligten außerordent-
^ lichen Credit von 12 Millionen keinen Gebrauch
§ zu machen. Zur Erlcichterung der Lnsten,
I wclche noch zu tragen stnb, wurde dic Rcge-
lung dcr rirccten Bestenerung für nothwen-
big erkannt, zu wclchem Zwecke Vorlagen an
. den Reichsrath gelangen werdcn. Der Kaiser
! wünscht, daß in die Prüfung der Finanzlage
sofort eingegangcn werbe, indem bis zum Zeit»
punkie der Bschlußfassung die Theilnahmc der
siebenbürgischen Abgeordneten an dcn Berathun-
gev des Reichsraths zu gewärtigen ist. Andere
Vorlage» sind: ein Gesetzentwurf über dic Be-
handlung umsangreicher Gesetze im Reichsrathe;
einc neue Strafproceßordnung; einc ConcnrS-
ordnung; cin Geseßesentwurf über die Grund-
sätze der Durchführung ber neuen Organisatiön
ber Zustiz- u. Vcrwaltungsbehörden; Heimaths-
gcsetzentwürfc. — Der Kaiser geleitet mit sci«
ner allerhöchsten Huld den Reichsrath an senie
-bedeutsamen Aufgaben, und hegt die Erwar-
tung, seine Regicrung wcrde auf deffen pa«
triotische Uuterstützung zählen können.

London, 18. Juni. Beim Citpbanket sprach
Lord Palmerston vom feststchcnden guten Ein-
vernehmcn mit Frankreich und drückte dic Hoff«
nung auf Erhaltung des Friedens aus.

Vermijchte Uachrichten.

KarlSrnhe, 1k. Junt. Ju dem Schulj-Hie 1881/82
wurden die Gelehitcn- uud hiheiin Büigeischulen von der
nachuiijctchnelen Anznhl oon Schülcen dcsuchl: iyceen r

KniISruhe 7ZS, «aiunler ISl Borschute, Kanüanz 2ÜS,
Freiduig Z52, Heitelberg 22Z, Mannhcim 26Z, R-statt
ISl, Wettheim Ikl, zusammen 2108; L. Gymnaficn:
Bruchsat 154, Donaueschtngen 80, Lahr 134, Offenburg
113, TaubeibischosSheim 15S, znsammen K52; L. Päda-
gogien: Duilach 87, iöirach 77, Psorzheim 218, zusam-
menZ82; 0. Höherc Bürgerscholen: Badcn 115, BtschofS-
beim a. Rh. 30, Breinn 5K, Bnchen 38, Constanz 11.3,
Cberbach 50, Lmmcndingen K3, Eppingen K2, Eitcnbeim
218, Sitltngen 40, Fieiburg I8K, G-rnSbach 28, Hcidel-
b-ig 2K0, Ho.nberg 30, Kork,z, Mannheim 287, M°S-
bach K7, Müllhcim 8b, Schopsheim 50, Sinoheim 50,
Ueb-rliog-n 5K, Villingen 57, Waidshui S4, Weinhitm
103, zusammen 2,54; G-sammt-Schülerzahi 52SS. —
Dte evangei. Bifitatur iörrach wurde dcm Pfarrer Wagncr
in Egrtngcn, die kathol. Bifitatur Müllheim dcm Pfareer
Müller tn Sletlen, W-IdShut I. dcm Psarrer Gui tn
Schwerzen, MoSbach dem Psarrer Metz tn Allfeld übcr-
tragen. (B-d. B.)

Mannheim, 1S. Junt. Jn dcr H-Uligen Gemeinde-
rathofitzung wurde etn Anerbielen Sr. Maj, dcS Köoig«
 
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