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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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N 1LL


Dienstag, 22. Juni


1863.

EinLa-ung zum Rbonnement

mf die

ei-elberger Zeitung.

Auf die Heidelberger Zeitung wcrden auch für das III Quartal 1883 Bestcllungcn angenommen. AuSwärttge Abonnentcn wollcn fich damit
frühzeitig an daS nächstgelegcne Poftamt wendcn, damit nicht wegen verspäteter Anmcldung nur unvollständige Eremplare geliefert werden müffen. Dte
Heidelbergcr Zcitung wtrd, untcrftützt durch tüchtige Correspondenz, wie bishcr, auch ferner die Bahn dcS FortschrittS mit Freimuth beharrlich »erfolgen
und dabet dcn nationalen Standpunkt festhaltend, in dteser Richtung namcntlich dic Angelegcnheiten deS gcsammten deutschcn und jene unseres engercn
VaterlandeS Baden der Betrachtung unterztehen, überdieß alle wichtigen und intereffanten Thatsachen der TageSgeschichte so schleunig als mögltch und ebenso
die telcgraphischen Nachrichten mittheilen. Die Verhandlungen unscrer Ständekammcrn «erden jeweils am andern Tage nach der Sttzung in unserem
Blatte veröffentlicht.

Mit der Zeitung verbundcn ist ein dreimal wöchentlich erscheinendeS Unterhaltungsblatt, um auch den fur diesen Theil deS Blattes fich mehr in-
teresfirenden Lesern eine größere Auswahl und Mannichfaltigkeit zu bieten. i

Wic bisher werden wtr uns angelegen sein laffen, unscren localcn städtischen Berhältniffen gebührende Beachtung zu widmen
Schlicßlich sei bemerkt, daß «tr dic obrigkeitlichen Bekanntmachungen sowohl, wie alle Anzeigen aus dem praktischcn Gebietc und die Ankündigungen
der Bchörden theils vollständig, theils auszugswctse mtttheilen werdcn. AnSbesonverc werden dabei alle auf das öffentlichc/ commercielle und
sociale Leben sich beziehenden Ankündigungen eine Stelle finden. Dicsclbcn wcrden nebcn der Zeitung auch noch durch das Tagblatt, zugleich
Straßenanzciger, verbreitet. Dic Hcidelbergcr Zeitung erscheint täglich (MontagS ausgenommen) in gtoß Kolio. Der vierteljährige AbonnementS-
preis bcträgt 54 kr. Für Auswärtigc kommt dazu noch der Postaufschlag.

Heidelborg, im Junt 1863.

Adolph Emmerling.

Berlagsbuchhandlung und Buchdruckerei.

Die Mnnahme voa Puebla,

wenn diesc Stadl von den Franzosen auch nur
alS ein Trümmerhausen genommen worden
ist, erscheint doch jedenfaÜS tm Lichte cines
für Napvleon III. überauS erfreulichen Ereig-
niffeS. Zunächst ist damit die Riederlage,
welche das französische Jnvasionscorps im vo-
rigen Zahre vor dem Hauptfort diescr Stadt
erlitten, wieder gut gemacht, und sollte Napo-
leon die Erpedition eben so satt haben, wie
außer ihm aüe Welt in Frankreich, so köunte
er nach jenem Erfvlge äußersten Falls seine
Truppen sofvrt heimkehren laffen. Die 250
Millivnen Franks, welche diese Unternehmung
bis jetzt gekostet hat, wären dann freilich um-
sonst vergeudet — der vielen gcopferten Men-
schenleben nicht zu gedcnken — aber die Was-
fenehre wäre voch gerettet! Jndeffen wird sich
ein förmlicher Frieden mit dem Staate Meriko
jetzt leicht vcrmitteln laffen. Der Fall Pueblas
öffnet den Weg nach der Hauptstadt, der letzte
General der Merikaner, Orlega, ist mit der
größeren Hälfte ber Armee in sranz. Kriegs-
gefangcnschaft, ein ebenso nachhaltiger Wider-
stand, wic in Pucbla, ist daher nichl mehr zn
erwarten, und die jetzt vieüeicht nicht allzu
schwcr fallendc Occupation der Hauptftadt
Meriko mag immerhin den Fricden mit einer
lemporär ans Ruder gebrachtcn Partki anbah-
ncn, und dem grvßen Abenteuer dann noch
neuen Glanz und glorreichern Abschluß geben.
Aber — was die Hauptsache — nichl in
Meriko allein, sondcrn auch für die europäi-
schen Fragen fchafft der Erfolg r'n Puebla der

napoleonischen Politi'k freie Hand. Die Ver-
legcnheiten in Meriko hat Napoleon, wi'e be-
kannt ist, wkscntlich England zu verdanken,
das ihn im Verein mi't Spanien unerwartet
im Stiche ließ, als er selbst sich schon zu weit
engagirt glaubte, um diesem Vorgange zu fol-
gen. Auch in der Polenfrage ist jetzt die diri-
girende Hand Englands nur zu deutlich fühl-
bar. Napoleon war Anfangs ans eigencm
Antriebe dem Polenaufstande nicht besonders
günstig; aber seitdem England zu agitiren be-
gonnen, hat er, um nicht hinter ihm zurück-
zubleiben, nnd zugleich um stch für tüchti'ge,
hauptsächlich innere Verlegenheiten einen Ab-
leiter bcreit zu halten, die Polensympathien
im eigenen Landc, i>>k übrigcns mehr idcaler
und historischer als praktischer und real poli-
tischcr Art und Tendcnz stnd, zu hegen und
zu pflegen gcsncht, obschon immer wir sehen,
daß eine Brücke zu einer Wiederannäherung
mit Aiußlaud noch keineswcgs abgebrochcn ist.

' Und diese Brücke wird er sich wo möglich auch
für dic weiterc Folge zu erhalten suchen.
Denn jedenfalls weiß er sehr gut, daß cs der
englischen Politik bei der Unterstützung der
Polen vor Allem nur darauf ankommt, Ruß-
land so weit zu schwächen, daß Frankreich i'n
ihm keincn hinlänglich starken Alliirten für
setne orientalische Politik mehr erkcnnen kann;
auch hat ihm Meriko genugsam gezeigt, wie
wcnig aus ein langeS Zusammengehen mit
England zu rechnen ist, welch Letzteres trotz
aller Sympathicnbezeugung für die Polen doch
nicht leicht sür dieselben in einen Krieg mit
Rußland gehen wird.

Unter diesen Umständen ist, um auf den
Faü PucblaS zurückzukommen, nicht unbediogt
anzunehmen, daß Napoleon, ohne die drin-
gendste Erheischung der Selbsterhaltung, sich
von Reueur in noch größere Abenteuer stür-
zen wird. Die Oppositionswahlku in Frank-
reich, die bekanntlich nur eine sehr klcine Mi-
norität bilden, sind hierzu kein genügeuder
Anlaß: Dieselben stnd nicht als antidynastisch
anzusehen, und dem etwa erwachenden Geiste
der Unzufriedenhcit kann mqn sür jetzt uoch
durch mäßige Concessionen im Junern be-
gegnen.

Nur l'm Falle einer schweren herannahenden
Krisis, wozu für jetzt noch keiae directe AuS-
sicht ist, — müßte Frankreich beschäftigt wer-
den. Dann liegt allerdings für dcn Kaiser
die Verlvckung nahe, die cinzige allenfalls noch
populärc Frage in Frankreich, die polnische,
im Fallc ste mit der Zeit nicht allzu sehr ver-
blaßt, zu einem auswärtigen Kriege direct
gegen Rußland, und indirect gegcn Preußen
auszubeuten. — Hierzu wird er sich aber,
wie gesagt, nur äußerstenfalls entschließen.

* Politische U,nschau.

Der König von Preußen ist am 20. tn
Karlsbad eingetroffen.

Jn Bromberg ist an Stelle des StadtrathS
Peterson der Candidat der Fortschrittspartei,
Gutsbesitzer Bertelsmann, mit 207 Stimmen
von 237 zum Abgeordncten der preuß. Kam-
mer gewählt wordcn.

Graf Hegnenberg wurde einstimmig zum

Die Festlichkeiten in Konstanz.

(Kvrtsetzung.) '

Hierauf antwortete BundeSrath 0r. Dubs mit
folgendcn Wortcn: „Meine Herren! Die Abord-
nung dcs schwcizcrischcn LuudeSrathS dankt Zhnen
auss Verbindlichste für dcn socben der schweizc-
rischen Eidgcnoss-nschaft dargebrachtcn Gruß. Dcr
Bundesrath hat mit Vergnügcn der Eintadung
zur fcfttichen Einwcihung eincr Bahn entsprochen,
welche unsern Gränznachbarn, vor Allcm auS ver
von Alters hcr mit dcr Schweiz besreundcrcn
Stadt Konstanz und glcichzeitig auch cincm un-
serer eigenen schweizerifchcn Kantvnc neue Quel-
len dcS Wohlstandcs zu eröffnen. vcrspricht. Er
ift gleichzcittg auch mit Vergnügen ciner Einla-
dung gesolgt »on Seiten ciner Regierung, wclchc
mit der Schweiz freundnachbarliche Bcziehungen
untcrhält, und dcr um deö Einklanges «illen, mit
dem fic mit ihrem Volke lebt (wir hatten heutc
alS unpartciische Zuschauer Gclegcnheit, zu sehcn,
daß sie tn der Liebe ihres VolkcS wurzelt), wegen
ihrer WeiSheit, mit dcr fie Stürme zu beschwören
wußte, welche auch auf dte Schweiz thre schlimmen

Rückwirkungen gehabt hätten, wcgen ihrcr That-
kraft, von dcr dieß heute geweihtc Werk ein spre-
chendcs Zeugniß gtbt, auch ctn Republikaner rück-
haltloS seinc Anerkennung und scine Hochachtung
aussprechen darf. Wenn uns Se. Erc. der Herr
Präsident des StaatSminifteriums in so liebens-
würdigcr Art eine moralische Eroberung angedroht
hat, so glaube ich in dcr That, daß, «enn wir
unS einmal crobern laffen wollen, wenn wir dabei
unsere rcpublikanische Verfaffung aufzugeben wtl-
lens sein «erden, wir uns am liebstcn vom Groß-
herzogthum Bade» «robern laffcn werden, wenn
dieses dann zumal fich einer solchcn Rcgierung er-
frcut. Das Werk, welches heute fcstlich eingeweiht
wurde, ist dazu bcftimmt, an die Stelle dcr alten
Wafferstraßc deS Rheins zu treten. Diese war im
Mittelalter die grvße Hcerstraßc der deutschen und
selbst dcr europäischen Cultur. Wir dürfcn wohl
mit Zuverficht sagcn, daß die Eisenstraße, «clche
jctzt vom Rhein heraufkommt, dcr Träger einer
neuen Lulturcpochc für dic Länder um den Rhcin
sein werde. llnd wie dic alte Wafferstraßc deS
RheinS gleichzettig deutschc und fchweizerische Ufer
bespült hat, s» bewegt fich die neue Eisenstraßc

von Basel aufwLrtS cbenfalls abwechselnd bald
über schwcizerischcs, bald über deutscheS Gebiet und
verschlingt so dic Antercffen beidcr Rachbarländer
ineinander in friedlicher Gemeinschast. Und cs
find nicht blos die kleineic» Verkehrsintereffen der
Gütcr- und Personencirculatton auf der Bahn,
ncin, eS kommcn, «ie von hoher Settc angcdeutet
wurde, mit den materiellen auch die gcisttgcn Güter
gczvgen, Wiffcnschaften und Künste und dic ge-
sammte Lultur überhaupt, .uue die stiedltche Ge-
meinfchaft wird fich erstrecken übcr dieses ganze
Gcbict. Mein Hoch gilt daher dcm heute etnge-
weihtcn Werke, als dem Symbol der stiedliche»
und freundlicheK Gemeinschaft der beiden Rachbar-
staaten, der Fortdaucr und Krästigung dcr Kreund-
schaft zwischen dcm Großherzogthum Badeü «nd
der Schweiz! Sie lebe hoch!"

Es war schwer nach so gewaltigen Worten mit
andern noch aufzukommen, nnd dennoch that eS
mit eiitschtedenem Gcschick ünd Glück Hvftath
Bluntschli. Sein Hcrz, sprach er, gehöre
beiden LLndern an, dem einen durch Geburt, dem
andern durch seine Berufstellung. Ein solches
Doppelband zwischen beiden LLndern aber sei att,
 
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