Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Juni
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0578

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rrsterr, und Profeffor Pözl, Candidat der libe-
ralen Parter', mrr 74 Stimmen znm zweiten
Präfideuttn der baPerischen Abgeordneten-Kam-
mer gewählt. Der Gegrncandidat, Appel-
lationSgcrichtS - Präfivent Neumaper, erhielt
59 Stimmen.

Die Ratificati'onSnrkunden der preußisch-
belgischen handelSpvlitischen Vereinbarungen
sind am 20. Juni in Berlin zwischen dem
Ministerpräfidenten und dem belgischen Ge-
sandten auSgewechselt worden und werden am
1. Zuli in Kraft treten.

Herzog Ernst von Coburg hat nach acht-
tägigem Aufenthalte Wien wiedcr verlaffen.

Nach der Wiener „Generalcorrespondenz"
werden in Korfu Vorbereitungen zum Empfang
des neuen KönigS der Gricchen getroffen, da
derselbe von dem k. Schloffe in Athen nicht
wohl früher Besitz ergreifen kann, als bis die
baperische Dpnastie ausdrücklich auf ihr Eigen-
thumsrecht verzichtet hat.

Jm englischeu Oberhaus bringt Lord Strat-
fort die durch die Russen in Pvlen verübten
Grausamkeiten zur Sprache. Er sagt u. A.,
baß er ohne vollständige Trennung Polens von
Rußland keinen dauernden Frieden möglich
sehc; er wünscht Auskunft über ein angeblich
von Murawieff erlaffenes Knutenedict gegen
Frauen und ersucht um wciterc Correspondenz-
vorlage. Graf Ruffell verspricht das Letztere
für die nächste Zeit; er erwähnt in seincr Rede
der Absendung der drei beinahe identischen
Noten, von welchen er ein gutes Rcsnltat
hofft, und deren Jnhalt er mittheilen will,
wenn die rüssische Rückantwort sich verzögern
sollie. Zn Betreff des Murawieffschen Edic-
tes erklärt er sich für nicht unterrichtet: Fürst
Gortschakoff habe dem britischen Gesanbten
Rapier verfichert, an den begangenen Grau.
samkeitcn sei die rusfische Regierung unschul-
dig; fie werde eine Untersuchung einleiten.

Man hofft, Garibaldi werte in 8—10Ta<
gen vollständig hergestellt sein, und zweifelr
nichl, daß vor dem ersten Zahrestag von
Aspromonte Garibaldi zu jedem mühesamen
Unlernehmen bereit sein kvnnte.

Deutschland

Karlsrirhe, 20. Zuni. (36. öffentl. Sitzung
der I. Kammer.) Vorsitz: GeneraUieutcnant
Hoffmann. Am RegierungStische: Staalsmi-
nistcr Dr. Stabel, Staatsrath Dr. Lamep u.
Ministerialrach von Frepdorff. Dennig
legt den druckfertigen Bericht über dic Accis-
befrriungen vor. Auf der TageSordnung stcht
die Berathung deS BerichtS des Geh. RathS
v. Mohl über Abänderung des Feuerversiche-
rungSgesetzeS. Dennig ist der Ansicht der
Majvrität der II. Kammer, wünscht, daß auch
dieses Haus der Adresse der Abgeordnetenkam-
mer beitrete und stellt hierauf seinen Antrag.
Geh. Rath Dr. v. Mohl dagegen vertheidigt
den Majoritätsantrag der Commission. Ebenso
Frhr. v. Göler und Staatsrath Dr. L am ep,
wvrauf der Antrag auf Uebergang zur Tages-
ordnung mit allen Stimmen gegen jene deS

eS stten Bande der Natur und deS Rechts. Aus
der Schwetz rinnen dte Quellen des Rheiiis, die
Wurzcln deS inächtigen StromeS, und strömeii
zusammen dahin, «o die Hauptpunkte dcr Ent-
faltung der Völker liegcn; dann ströme derstlbe
fort, im llrsprung wtld, kühn, großartig, gewaltig,
bie er gewaschen werde tm deutschen Bobensce.
Dann eile er hinab zur deutschin Lbene, wo ihn
die Techntker in Smpfang nchmen, daß er Schisf-
laften trage und beiden Ländern Liene. Wie dcr
Strom beide Ländcr vcrbindc, so auch das Blut,
dtr grmeinsame Abstammung dcr Alcmannen, wclchr
den größten Theil dersclbcn in uralter Zeit in
Befitz gehabt h-ben. Abrr auch daS Recht sti bciden
gemeinschastlich und er möchte sageindie Regtcrungs-
art. Dort sri limitirte Demokrane, hicr limitirte
Monckrchtc, und hicrin liege der Einklang beider
Länder. llneingkschrLnktc Demokratie zerfalle in
Roheit, uncingeschränktc Monarchie in Unverstän-
digkeit. S» set dader auch das gemeinsame geistige
Vorangehen beider Rachbarstaaten nicht Zufaü, son-
dern Westn des Stammes, und Gott mögc bcidc
dabei crhalten. Auch dte Majestät trete in dcr
Schwetz an uns heran, es sti aber die Majeftät

Abg. Deunrg angenommen wird. Freiherr v.
Göler erstattet Bericht über die Erhöhung
der Besoldungen der Collegiallmitglieder der
Hofgeri'chte, im Ganzen um 8500 fl. Der
Antrag auf Genehmigung dirser Summe wird
ohne Discusfion einstimmig .angenvmmen. —
Die Tagesordnung führt zur Berathung deS
BerichtS deS Grafen von Hennin über die
Civilproceßordnung. Der §. 253 (Zustcllung
der ersten Verfügung betreffeud) wird in Folge
eines AntrageS des Hofralhs Schmidt an die
Commission zurückverwiesen. Die 88. 274 und
274u werden nach der Faffung der H. Kam-
mer angenvmmen und in Folgc davon auch der
8. 332 nach dem Antrage jener Kammer wie-
der hcrgestellt. Zu §. 295 stcllt Hosrath
Bluntschli den Antrag, beizüfügen, daß die
Prolocvlle der Amtsgerichte nur in Kürze daS
Wesentlichc enlhalten sollen. Minister Stabel
bemerkt, daß dies ja im Gesetze enthalten sei.
Bluntschli zieht den Antrag zurück. Bei
§. 447 steüt Schmidt den Ankrag auf Strich
des Paragraphen, da man nicht in die Bc-
stimmungen des HandelSgesetzbuches eingreifen
solle. v. Mohl unlerstützk diesen Antrag.
Minister Stabel bemerkt, daß die Bestim-
mung des 8- 417 eine sehr praktische sei. Gras
Hennin stellt den Antrag auf Belaffung deS
8.1, ihm pflichtet Ministerialrath Jollp bei.
SchmidtS Antrag wird verworfen. Bezüglich
der Liqniderkenntniffe (8. 648) stellt Graf
Hennin den Antrag, den Beschluß der II.
Kammer wieder herzusteüen, also vie Liquid-
erkenntniffe beizubehalten. Fast alle praktischen
Zuristen seien dafür, und waS sich seit langen
Zahren emgebürgert habe, sollte man nur dann
aufhebcn, wenn entschiede» etwas BeffereS an
Steüe deS entschicden Nachtheiligen gesetzt wer-
den kann, was aber hier nicht der Fall sei.
Sollte dieser Antrag «icht angenommen wer-
den, jo behalte er stch evcntuellc Anträgc be«
züglich der Frist vor. Die Fikiherren von
Stotzingen und v. Göler und Graf Ka-
gencck unterstützen diesen Antrag. v. Göler
erklärt sich entschieden gegen ei»e Aushebpng
deS richterlichen Unterpfandsrcchis. Ministeriaie
rath Zvllp, Minister Stabel und Hofrath
Bluntschli sprechen für den Commissions«
antrag, welcher Wiederherstellung deS Regie-
rungSentwurfs, also Abschaffung der Liquid-
crke.iintiiisse verlangt. Ein Geseß, welches den
Betrug begünstige, wie die Bestimmung über
daS Liquiderkeiiiitniß, sei unbedingt verwerflich;
man köniie auch mit den Pfandbüchern nicht
ins Reine kommen, so langc die Liquiderkennt-
»iffe bestehen. Graf Henniu: Man soü mehr
Rückstcht auf die vorsichtigen als auf die un-
vorsichtigen Leute nehmen. Der Commissions-
antrag (Abschaffung ber Liqniderkenntniffe)
wird mii 8 (Kuntz, Bluntschli, v. Mohl, Den-
nig, Kirchgeßner, Schmidt, Zollp und Holtz-
mann) gegen 6 Stimmen (von Hennin, von
SchiUing, v. Berlichingen, v. Göler, v. Stotzin-
gcn und v. Kageneck) angcnommcn. §. 649
geht nach Vem Anirage des Grafen v. Hen-
nin an die Commijsion zurück, um über deffcn
Abänderungsanträgc bczüglich der Friste» der
88. 649 und 650 zu berathen. 8. 651 wird

ihrer Bcrgc; in der Ebcnc müffe fie fich selbst
erheben durch Fürstcngrößc. So habe fic fich
bei unS rrhoben, und auch der Badcncr fühle fich
gehobcn, wenn cr aus seinen Fürstcn sehc. —
(Hter unterbrach den Redner so lautcr Bcifall, daß
unten auf dcm Platze die Musik cinstel und die
nächsren Worte wcnigcr verständlich waren.) —
Der Eisenstrang, der um die beiden Ländcr gezogcn
worden, werdc in der Zukunft seine Wirkung tn
der stärkern und innigern Verbindung dersclbcn
weisen. Freilich dürfen wir dabei nicht stehcn blet-
brn, sondcrn Ztalien unk Deutschland müffen fich
dic Hände reichen. Dann werdcn auch andcre Seg-
nungcn auS dcm Werke hervorgchen, die Segnun-
gen der Frcihctt. Denn die künftige Welt werde
nicht dcr.Gewalt angehören, soiidcm der Civilisa-
tion. Und so sei er an scincm Trinkspruche ange-
langt; erbringe ih» der civilisatortschen Vcr-
bindung zwischen Deutschland und der Schwciz.

Dcr nächste Rcdncr war Bürgcrmcistcr Faulcr
vo» Areiburg. Er crinnerte daran, daß tn diesem
Saale, wo heute ein so bedeutendes Fest gefeiert
werde, «elches als daS der Krcthcit nicht nur des
materiellen, sondern auch drS getstigen Verkehrs

. gkstrichen. 8. 1043 wird nach bem -Regie-
rungSentwurf hergestcllt.

Die Sitzung wurde unterbrochen, di« Com-
mission bcrieth mit den Regierungscommiffärcn
über die an sie zurückgewicsenen 88- 352 und
650, Bei erstereui wird der Satz: „Es ist
ihm dieS bei der ersten an ihn gerichteten Ber-
fügung zu cröffnen" gestrichen. Zm 8. 650
wird die Frist von 8 auf 14 Tagc verlängert.
Hierauf wird das Gesetz in namentlicher Ab-
stimmung einstimmig angciiommeit. Jn die
Commission bezüglich der AnwaltSordnung wird
Graf v. Bcrlichingen statt des abwesenden
Frhrn. v. Lürkheim erwählt, und in die Com-
mifsion bezüglich der Erhebung von Hohen-
wettersbach z« einer selbstständigen Gemeinde:
Prälat Holtzmann mit 14, Frhr. v. Göler
mit 13 und Ministeriälrath Zollp mit 13 Slim-
men. Schluß der Sitzung. (B. B.)

Heilbronn, 16. Zuni. Ein Consistorial-
erlaß, welcher die Aufführung des Hapdn'schen
Oratoriuins „die Schöpfung" in unserer Ki-
lianskirche für zulässtg erkannte, hat die Ver-
anlaffung gegeben, daß sämmtliche Pfarrge-
meinderäthe bis auf Einen ihr Amt iiiederzu-
legcn beschloffen haben. (Schw. M.)

Wien, 20. Juni. Beide Häuser des ReichS-
raths haben die Erlaffung einer Antwortadreffe
bcschloffen.

Arankreich.

Paris, 18. Zuni. Der „France" wird
verstchert, daß der Präsident Zuarcz auf die
Nachricht von der Capitulation PueblaS am
20. Mai ein Decret crlaffen hat, wodurch der
Sitz dcr Negierung nach Sa» Louis Potoci,
der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ver-
legt wird. Diese Bcrfügung zeigt, daß er
nicht die Abstcht hat, die stadt Merico zu
vertheidigen.

Paris, 19. Zuni. Zn Bordeaur fande»
Unruhen statt. Es wurden gegen 12 Verhaf-
tungen vorgenommen und es fielen leichte Ver-
letzungen vor. Die Svldaten benahmen stch
äußcrst gemäßigt, trotzdem däß Augriffe mit
Prügeln und Steinen von verschicdencn der
Ruhestörer gegen sic untcrnommen wurden.
Eiu Chaffeur wurde vom Pferde geriffen und
gemißhandelt; ei» Officier, der gleichsalls vor
der gront seiner Lcute thätlich angegriffen
wurde, autwortete mit cincm Säbelhicb. Sc-
nator Pietri hat eine beschwichligende, aber
feste Proclamation an die Hafcnfuhrlcute er-
laffen, die am folgenden Tage schon sich zur
Ruhe bekehrt hatten.

Italte n

Rom, 17. Juni. Am Zahrestag seiner
Erwählung empfing der Papst die Cardinäle;
der Dekan sagte ihm: Jhre Erwählung ist
nicht Menschenwerk, sondern von Gott; daher
sind Zhre Handlungen der Ausdruck des gött-
lichen WilleuS. Der Papst antworkete: Die
Kirche wbr immer verfolgt und wird es immer
sein, aber alle menschlichen Kräfte konnten sie
in 18 Zahrhunderten nichk stürzcn. Hcute wird
der Glaube mehr als je vcrlästert; am be-
trübendsten ist eS, daß hochgestellte Personen

bezerchnet worden s-i, einst die MLnncr acseffen
scien, welche in Zohanncs Huß den freien Dcnker
ihrer Zett auf den Schciterhaufen gelicfert, und
dezeichnctc eS als cincn Fortschritt unscrcr Tage,
daß cr in dem gleichen Saale des Mannes gcden-
ken könne, oer im Kampfc gegen hierarchische Fin-
slcrntß mit Huß zu verglcichen sei. ES sci ». Wcf-
scnberg, einst der würdige gcistliche Oberhirte dcr
beidcn Ländcr, dic hier einmüthig beisammen seien.
Und nach körnigcr Hinweisung auf seinc Thätigkeit
für die gcistige Bildung deö VolteS betonte er,
baß der Gott Huffens und Weffenbcrgs dcr gleiche
sei, daß wie in den lctzten 4 Jahrhunderten er
auch ferncr uns vorwLris führen werdc, hohen
Zielcn der Humanität cntgegcn, nur fehle noch
manchmal die llebcrzcugungstrcuc dieser betden
MLnner, welche fefthaltc an dem cinmal erkannten
Zicle. Wurzle diest in unS, so wcrde Allcs zum
Gutcn führen, dcnn auf dcn Grundlagen der
Weffenberg'schcn Grunbsatze werdc auch ber Staat
etn starker scm. Er bringe daher im Namen seincs
hingcgangcncn Freundee Hütlin, des ehemaligen
BürgermcisterS diescr Stadt, gleichsam ein Tcfta-
men« deffelben erfullend, auf dte W-nen deS cdlen
ManneS, dcs erleuchtcten Priesters Weffcnberg ein
lauteS Hoch. °

(Kortsetzung folgt.)
 
Annotationen