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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Juni
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Zm «oglischen Unterhaus kundigt« Cochran«
kinr Monon an, das Haus soltc erklärrn, so
sehr «< di« Lkidrn dkr Polkn bedaurre, sv wvUe
e« ditstlben doch nicht dnrch trügkrische Hoff.
nunge» täuschen, und daher auSsxrechen, vaß
e« an dem Prtucip der Richtintervention fest-
halte.

Deutschland

Sarlsrahe, 24. Zuni. Der IN der 102.
Siyung der Zweiten Sammer vorgelegte Ge-
setzentwurf über die Vervoüstäudigung der
Schienrnwege de< Großherzogihums lauiet:

„A r t. 1. Die Regierung wird ermächtigt,
biS zur Bollendung der nach Art. 1 des
GesetzeS vom 24. Zuli 1862 (Reg.-Bl. Nr.
XXXIV) zum Bau gknehmigtcu Heidelberg-
Würzburger Bahn zum Anschluß an dieselbe
von GerlachSheim durch daS Tauberthal nach
Wertheim eine Zweigbahn auf StaatSkosten
herzustellen. Die Mittel hiczu find in dcm
Eisknbahnbau - Budget in Anforderung zu
bringen.

Art. 2. Von der uach Art. 6 des GesetzeS
vom 24. Zuli 1862 in AuSficht gcnommenen
Offknburg-Donaueschinger Eisenbahn ist die
Skrecke von Offenburg biS Hausach alSbald
auf SlaatSkosten zu bauen. Es wird zu die-
sem Zweck der Regierung ein Credit von vor-
länfig einer Million Gulden bewilligt. Der
weitere Bedarf für diesen Bau ist in das
Eiscnbahnbau-Budget aufzunkhmen.

Art. 3. Die Ministrrikn des Handels, deS
Jnnern nnd der Finanzen, jedcs, soweit es
seinen GeschästskreiS berührt, flnd mit dcm
Vollzug dieseS Gesetzes beauftragt."

Ikeutlingen, 24. Juni. Gestern wurdk
in feierlicher Weise die Grundstcinlegung für
das dem Nationalöconomrn Fr. List zu er-
richtende Denkmal vvrgenommea.

MÜnchen, 25. Zuni. Die Kammer de«
AbgeordneienhanstS beschloß heute einstimmig,
auf die Thronrede eine Adreffe z« erlaffcn
und sür die Absaffung eine Evmmisfion von
15 Mitgliedern zu wählen.

Beriin. Eine osficivse Correspondrnz der
„Elberf. Z." meldet, die Regiernng wolle dem
nächften Landtage ein Gesetz über Minister»
verantwortlichkeit, eine Ehrgesrtz, ferner eine
KreiSordnung und eine auf daS Gemeinde-
wesen bezügliche Gesetzesvorlage zugehen laffen.

Berlin. Die „Ger. Ztg." schreibt: „Seit
einiger Zeit courfirten hier ond außerhalb in
den Händen von Geschästsleuten Wechsel, die
da« Accept eineS Mitglikdks unseres königlichen
HauseS trngen. Bei der hohen Stellung, welche
der Accrptant einnimmi, wagte natürlich keiner
der Geldmänner, denen die Papierc angrboten
wurde», das Accept znr Recognition vorzu,
legen, die Unterlaffung dicser sonst stets ge-
bräuchlicheä Vorfichtsmaßregel hat fich aber
fchwer gerächt, denn an dem Berfalltage hat
sich herauSgeftellt, daß alle solche vorhandenen
Accepte gesälscht waren. Als dicser verwege-
nen Wechselfälschung verdächtig ist hicr ein
Dr. W. und in WieSbaden cin Partikulier
v. B. eingezvgen worden. Letzterrr wird je-
denfalls hierher transportirt werden, da die
Lntrrsuchoiig hier geführt werden soll. Dic
manche» Geldmännern Berlin« durch die Fäl.
schungen zugefügten Verluste svllen sehr be.
trächtlich sein. Der Herr, deffen Namc miß.
braucht worden, ist übrigens notorisch ein so
vorzüglicher Haushalter, daß nur wenig Ueber-
legung dazu nothwendig war, um die Wechsel
verdächtig crscheinen ,u laffcn."

Berlin, 24. Zuni. Vorgestern bat fich
drr schon crwähnte „Bürgschaftsverein für
Creditgewährung an die auf Selbsthülfe be.
ruhenden deutschen Erwerbs-.und WirthschaftS.
genoffenschastcn der Handwcrkcr und Ardeiter«
constituirt. Zwcck des Vereins ist, den be-
zeichneten Gcnoffenschaftcn gegen die gewöhn-
lichen Zinsen und Provisionen die nöthige
Baarschaft aof Schuldschein, Wcchscl oder in
laufender Rechnung vorerst unter ihrer Ga-
* rantie zu verfchaffen, indem er sich die Grün-
dung eine« selbstständigen Bankgeschäfts zu
dkefem Behufe in nächst,r Zrit auSdrücklich
vorbehält. Der Verein gjbt die Bürgschask
unter gewiffen statuarisch ftstgestellten Bedin-
gungr» auf Gutachten der Anwaltschaft der

drutschen Genoffenschaftrn. Jede« Mitglied
haftet auf Höhe deS von ihy« gtjrichneten An-
theils, auf deu 5 pCt. baar einzuzahlen sind.
Die geringstc Zeichnung, dir angenommen wird,
beträgt 20V Thlr. Garantiesumme. Zu den
Borstand wurden gewählt: Banquier Delbrück,
Meper Magnust, Leonor Rrichenheim, Dr. Sir-
mens, Twesten, v. Unruh.

Wien» 23. Juni. Dcm erblichen ReichS-
rathc Franz Altgrafen zu Salm-Reifferscheid,
dem Otto Grafen Chotek, dem Fabrikbesitzer
LouiS v. Haber wurde »die Gründung iiner
allgeweinen österreichischen Bodencredit - An-
stalt» bcwillkgt.

Krankreich.

Don der franzöfischen Grenze, 24.

Juni. Ucber die wahrscheinliche Haltung Ruß-
landS erfährt man, daß diese Macht, wie man
in Paris glaübt, die ihr gemachten Anträge
anuehmeu dürfte. Man hofft ferner durchzu«
setzen, daß die Conferenzen, wenn fie zu Stande
kommen sollten, in PariS zusammentreten, und
anf keinem anderen Puukte. Der Kaiser svll
ein Mitglied dcr hiefigen polnischen Emigra-
tion damit beauftragt haben, über die Mittel
nachzusinnen, welche geeignet wären, nöthigen-
falls einen Waffenstillstand Seitens der Polen
durchzusetzen. Der genanntc Pole soll erwie.
dcrt haben, daß Langiewicz dte geeignete Per-
sönlichkcit wäre, den Waffenstillstand zu er-
langen. — Es hieß, 42 Batterien sollten auf
den Kricgssuß gesetzt werden.

Paris, 24. Juni. Auf die Börse hat die
Beendigung der Ministerkrisis nicht sehr er.
schüiternd gewirkt, weder in dem einen, noch
in dem andern Sinne. Man fieht noch nicht
klar, welche Strömung von nun an die Kaiser-
liche Politik verfolgen wird, doch ist der Ge-
sammteindruck, den diese zum Theil unerwar-
tetcn Modificationen hervorgerufen haben, eher
ein günstiger, alS ein ungünstigcr. Nament-
lich findet die Ernennung Behic's allgemeinen
Beifall. Behic, der nene Minister der öffrnt.
lichen Arbeiten, war schon zur Zeit Guizot'S
ein der Majorität angehöriger Abgcordneter,
später Staatsrath. Er richtete den Dienst dcr
neuen Mittelmecrpostlinie ein und bewieS stch
stetS als ein sehr gewandter, kenntnißreicher
Administrator. Paul Boudct, der neue Mi«
nister deS Jnnern, kst Protcstant und war seit
1830 bis zur Februarrevolutivn ein eifriger
Anhängcr der Zulidpnastie. Von 1834 bis
1848 war er Abgeordncter, 1849 wurde er
Generalsecretär im Iustizministerium u. Staats-
rath. Jn der Verfaffunggebenden stimmte er
mit der Rechten, wurdc wieder Staatsralh
und nach der Wahl vvm 10. December unter-
stützte er dic Politik des ElpseeS. Der ncuc
Unterrichtsminister Victor Duruy gehörte als
arbcitsainer und bcscheidener Lehrer am College
Heuri IV. dem secundären Geschichlsunterricht
an, auf welchen scine Vorträge nnd Schristen
in den letzten 20 Jahren eincn großen Ein-
fluß auoübten.

Marseille, 25. Juni. Briefe aus Kon-
stantinvpel vom 18. sagen, daß der Sultan
in England vier Frcgaiten, eine Corvette und
50,000 Büchscn bestellt hat. — Die in die
Verbannung geschickten Kammerherren haben
gegen die über sie verhängte Maßregel pro-
testirt. Riza Pascha ist von Bruffa herbei-
gerufen worden, um Erklärung über die den
Kammerherrn vorgeworfenen Veruntreuungen
zu gcben. Man trifft Borbercitungen zu den
großen Festen, welche am 27. Zuni zur Feier
der Thronbesteigung des SultanS abgehalten
werden.

Oesterreichtsche Monarchie.

Venedig, 21. Juni. Jn dem vor dem
hiesigen Militärgericht vcrhandelten Hochver-
rathsproceß erfolgte gestern dic Verkündigung
dcS Urtheilsspruchs. Die Zahl der Abgeur-
theilten beträgt 22, von denen mehrcre zu 3
biS 18jähriger Festungsstrafe verurtheilt wur-
den. Zehn Personen, daruuter dcr Advokat
Dr. Benzovich, nach deffcn Namen man den
Prvceß zu bcnennen pflegte, wurden wegen Man-
gcls an Beweisen losgesprochen und in Frei-
heit gesetzt. — Die piemontesische Regierung
hat den Soldaten und Officieren der estenfi-
schen Brkgade, sowir der Nobelgarde deS Her-

zogS von Modena die straffreie Rückkehr und
alle in ihrem frühern Decret eingeräumten
Begünstigungtn zugestanden, wcnn dieselben biS
Ende August d. Z. in ihre Heimath zurück-
kehren. (Preffe.)

I ta l t e n

Turin, 22. Zuni. Der König soll den
Herren Ratazzi und Minghetti eknen Verweis
gegeben haben; er meint, daß Jtaliens Staats-
männer Befferes zu thun hätlen, als sich zu
schlagen. „Jch fürchtetc um so mehr für Zhr
Leben", sagtc der König zu Minghetti, „weil
ich wciß, daß Ratazzi nicht fechtcn kann!"
„Skre", erwiedertc Minghctti, „vielleicht hat
mich der Umstand gerettet, daß ich auch nicht
mit dem Säbek umzugehen weiß."

A mer ika

Netv-Nork, 13. Juui. Präsident Lincolu
verfichertc dem Ausschuß der Deutschen in
Miffouri, er sei för eine allmälkge Emanci-
pation der Sclaven, und daß die Generale
Fremvnt, Sigel und Butler nicht im actkven
Dienstc beschSftigt seien, habe in deren freiem
Entschluffe scinen Grund.

Rachrichten über Polen

Die Wiener officiöse „General-Correspon.
den« enthält folgende merkwürdl'ge Mittheilung:
Jn einem Schreiben auS Warschau crhalten
wir nur düstere Andeutungen. Wir wollen
hoffen, daß die Phantafic sehr dabei im Spiele
sei. Ls wird ein Hauptschlag in Warschau
befürchtet. Die Einen bchauplen, die Rcvo-
lution wolle ihn führen, dic Anderen sagen,
Genrral Bcrg werde auf eine furchtbare Art
gegen die Revolution losbrechen. Dic Legende
von einer geheimen rcvolutionären Regierung,
welche der öffentlichen rechtmäßigen Rcgierung
aus dem Vcrborgenen stets fiegreich entgegen-
tritt, kliugt im Romane sehr interessant; in
Wirksamkeit reizt ste aber die rechtmäßige öffent-
liche Regierung in einem zu den furchtbarsten
Thaten entflammenden Gradc. Es ist letzterer
trotz alleS AufgeboteS von Wachsamkeit/Scharf-
sin», Muth und Geld mißlungen, die geheime
Regierung tn Warschau zu entdeckcn oder zu
lähmen, geschweige sie aufzuheben und zu ver-
nichten. Aber, heißt es in dcn officiellen
Kreisen Warschaus, ste kann nicht längcr ge-
duldet werden, und ist ste in Warschau nicht
zu finden, so ist sic dvch mit Warschau zu ver-
derben.

Warfcha«, 23. Juni. Der rusfische Ge-
ncral Maniuiine, der nach polnischen Be-
richten gefangen und erschoffen worden wäre,
befindet fich wohlbehalten in Bpalistock, wo
cr sein Hauptquartier hat.

Krakau, 24. Zuni. Die National-Regie-
rung hät einc Proclamation erlaffen, in wel-
cher die russische Regierung, falls sie einen
Aufstand in Warschau hcrvorrufen will, ge-
warnt wird. — Der Cultininister Krzpwickk
hat seine Entlaffung gegebcn.— Jn der Festung
Dünaburg sind 869 Edclleute eingekerkcrt; in
den Casematten vou Mohilew befinden fich
600 Beamte polnischcr Natioualilät und Edel-
leute. Weiber nnd Greise wurden gefeffelt
nach Mohilew gebracht.

Reueste Rachrtchten

Wien, 26. Juni. Jn der heutigen Sitznng
des Unterhauses wurde vie Adreßdebatte fort-
geseßt. Das Amendement dcs Abgeordneten
Herbst zum Absatzc über Polen, Wahrung der
Zntegrität OesterreichS betreffend, wurde an-
genommen. Grocholski verwahrt fich gegcn
die Zumuthung, bei seiner gestrigen Erklärung
die Galizier im Auge gehabt zu haben. Das
Awendemcnt des Abgeordneten Winterstein zur
Zollfrage, sowie ein Amendement deS Abge-
ordneten Brinz zur deutschen Frage wurden
abgelehnt. Graf Rechberg antwortete dem
Abgcordneten Schindler: „Nicht nur in der
polaischen Frage, sondern in allen Fragen ist
Oesterrctchs Politik jene des FriedenS und
nicht des AngriffeS.» Die Adreßdebatte wird
morgen fortgesetzt.
 
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