Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (4) — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 52 - Nr. 60 (1. Juli - 29. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44617#0219

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 217.

keit!

geſehen oder berührt hat.
das Herz einer Geliebten zu entzücken.
zu Gunſten der Vorzüge, die ſie für Marceau einge-
nommen hatten; Alles ſtrahlte ſein glänzendes Ver-
dienſt zurück. Man ſah an der alten bunten Tapete
den Säbel eines Huſarenoffiziers, die Schärpe eines öſtrei-

Hier trug Alles dazu bei,

chiſchen Generals, das mit Lilien gezierte weiße Arm-

band eines Anführers der Vendeer aufgehängt. Fer-
ner waren über einem Portrait Marceaus fünf bis
ſech' Bürgerkronen befeſtigt, die er für eben ſo viele
Siege erhalten hatte. Nicht weit davon beſanden ſich

in einem vergoldeten Rahmen mehrere deutſche oder.
an den

franzůöſiſche Briefe: Beweiſe der Dankbarkeit,
jungen Sieger von den Vor ſtehen der Städte gerichtet,

welche er erobert‘, und deren Einwohner, hauptſachlich

Wer Einwohnerinnen, ſein Schuß rettete.
ö wüü folgt.)

ueber Stammbücher
Der Name Stammbuch ſchreibt ſich vermuthlich da-

von her, daß dieſe Bücher aufänglich nur für die Glie-
welche darin ei-
nem ihres Geſchlechts einen Spruch der Lehre, der Er-
mahnung oder des Troſtes niederſchrieben, gewöhnlich

der einer Familie beſtimmt waren,

ihren Wahlſpruch, wobei denn auch das Familienwap-
pen gemalt war.

letztern allein mit der Namensunterſchrift derjenigen,
die ſie führten.
In ſpätern Zeiten wurde dieſe Sitte vorzüglich bei
den Gelehrten allgemein. Der junge Studirende, der
die Univerſität bezog oder auf Reiſen ging, um ſeine
Kenntniſſe zu erweitern und die Welt zu ſehen, über-
reichte ſein Slammbuch ſeinen Lehrern oder andern be-
rühmten Gelehrten, die er perſönlich kennen gelernt,
und oft enthielten ſolche Bücher einen reichen Schatz
von Lebensregeln und kurzen gedragenen Worten vol
tiefen Sinnes.
u einem Stammbuch vom Jahre 1600 finden ſich
B. ſolgende Sprüche:

Turteltauben bei jungen Raben,
ö Mägdelein bei jungen Knaben,
Die ſind ja wohl behut
Als wenn man Schafe zu Wölfen thut.

Ich liebe alles was fein iſt,
Ob es ſchon nicht mein iſt,
Ob. es ſchon mein nicht werden kann,
So habe ich doch meine Freude dran:

Es iſt auf Erden kein beſſer Liſt,
Denn wer ſeiner Zunge ein Meiſter iſt,

Unſere Vendöerin ſah die erſten Strahlen der
Morgenſonne, welche allmählig heller wurden, und Alles
im Zimmer befindliche erleuchteten. Blanka betrachtete
es mit der Aufmerkſamkeit und dem Intereſſe, welches
die Liebe Allem verleiht, was der geliebte Gegenſtand

Alles ſprach

Denn in den noch vorhandenen
Staminbüchern aue frühern Jahrhunderten findet man
faſt nur dergleichen kurze Sentenzen bei den mit ſehr
blendender Farbe gemalten Wappen, oder auch dieſe

Viel wiſſen und wenig ſagen,
Nicht antworten auf alle Fragen.

3. und mach es 1001
1 ß⸗ bezahle baar!

Laß einen Jeden ſein, wer er iſt,
So bleihſt Du auch wohl, wer Du biſt.

Durſt h und nicht trinken,
Siel bal Wehn und nicht winken,
Lieh ha nicht ausſprechen,

Mocht' einem ſein junges Herz zerbrechen.

Ehr' und frommes Herz beſteht,
Wenn Stolz und Untreu nutergeht.

Kunſt nähret wohl feinen Mann, —
Wohl⸗ dem, der ſie recht konn!

Unter einem adligen Wappen ſteht daſelbſt:
Tugend vor allem Adel⸗ geht,
Adel mit Tugend ganz woͤhl ſteht,
Fromm, weiſe, klug und mild
Gehört in des Adels Schild.

Von der Karſchin rührt folgönder Stammtuchvers:
Sei König über Deinen Wi
Wenn er Dich ungerer
Zzu hindern ſucht am Pflichterfü
ſei der Tugend Ke
Dann wird die Scheelſut
Im Tadel finden.

Von einem witzigen Gelehrten, uls er ein mit ern-

ſten moraliſchen Sprüchen erfülltes. Stammbuch durch-
geleſen: ö

Gebe doch Gott zu Gnaden, daß wir alle ſo fromm,
bet und weiſe ſein mögen, als in dieſem Stamm⸗ ö
uche!

Orginelle Drückfehler.
Zeitungsleſern wird das Vorkommen von Druckfeh-
lern nicht überraſchend erſcheinen, aber auch in Büchern

gehören dieſelben zu den häufigen Gäſten und ſind die

unangenchmſten Feinde aller Schriftſteller, deren ſchönſte
Gedanken oft durch ſie in widrigſter Weiſe entſtellt und
in das direkte Gegentheil verkehrt werden. Selbſt das

„Buch der Bücher,“ die heilige Schrift, iſt dem allgemei-

nen Schick a. nicht entgangen. So begegnen wir in ei-
ner ſchon vor Martin Luther herausgegebenen Bibel-
überſetzung dem Gebote „Du ſollſt ehebrechen“ (2. Mo-
ſes 20, 14,) wobei nur das Wörtren nicht — aleer-
dings. die Hauptſache — ausgelaſſen iſt. Harmloſer,
aber immerhin ſehr 155„ iſt folgender Druckfeh-
ler in 1. Moſes 3, 15: „Und er ſoll Dein Narr ſein,“
ſtatt: „Und er ſoll Dein Herr ſein.“ Dieſer Druck-
fehler ſoll allerdings nicht die Schuld eines nachläſſi-
gen Setzers ſein, die Frau des Druckers ſoll ſich viel-
mehr heimlich in die Offizin geſchlichen und abſichtlich
den Satz geändert haben. Als man den Fehler be-
merkt, war das Buch ausg druckt. Uebrigens leben
auch heute noch Frauen genug, welche die mit dem ge-
dachten Druckfehler behaftete Bibel zu ihrer Richtſchnur
gemacht zu haben ſcheinen.
 
Annotationen