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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0050

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finden des Kaiſers ſtimmen darin überein, daß die
Cur in Ems dem Monarchen vortrefflich bekommen iſt. Wie
man erfährt, war es von vornherein der ausgeſprochene

Wunſch des Kaiſers, das Curprogramm des vorigen Jahres

auch in dieſem Jahre in vollem Umfange aufrecht zu er-
halten. Der Kaiſer legt großen Werth auf die Gaſteiner
Cur, und ſieht derſelben mit beſonders guten Erwartungen
entgegen. Wie im vorigen Jahre, werden der Kaiſer
und die Kaiſerin von Oeſterreich gegen Ende der
Badecur den Kaiſer in Gaſtein beſuchen. Es wird jetzt
als wahrſcheinlich, wenn auch noch nicht beſtimmt angeſehen,
daß auch Fürſt Bismarck noch während der Zeit des
Aufenthaltes des Kaiſers nach Gaſtein kommt. Zur Nach-
cur begibt ſich der Kaiſer vom letztgenannten Curort direct
nach Schloß Babelsberg, wo er zu reſidiren gedenkt, bis
er ſich zu den Kaiſermanövern in's Reichsland begibt. Nach
Schluß derſelben geht der Kaiſer nach Baden⸗Baden, wo
dann zum 30. September, wie ſeit den letzten Jahren, der
Geburtstag der Kaiſerin begangen werden ſoll. So das
Reiſeprogramm, deſſen vollſtändige Ausführung ſelbſtver-
ſtändlich dahingeſtellt bleibt. Es wird angenommen, daß
ſich Fürſt Bismarck nach den Curreiſen, denen er ſich jetzt
unterzieht, auf einen ſeiner Landſitze, wahrſcheinlich nach
Varzin, begeben und erſt im Spätherbſt, wenn nicht gar
erſt Anfangs des nächſten Jahres, hierher zurückkehren wird.
— Aus Schleſien kommen trübe Berichte und Klagen über
erneute Verheerungen durch Ueberſchwemmungen. Die Ver-
luſte beziffern ſich auf eine erhebliche Summe. Bei der
Regierung ſind auf's Neue von verſchiedenen Seiten Hilfs-
leiſtungen in Anregung gebracht worden. — Die Aus-
führung des ſogenannten Polengeſetzes iſt in vollem
Gange und hat in weiterem Umfange zu der Wahrnehmung
geführt, daß auch auf dem Verwaltungswege nach mehreren
Richtungen hin zur Erreichung der vorgeſteckten Ziele ein-
geſchritten werden muß. Ganz beſonders wird ſich dies
auf dem Wege der Unterrichtsverwaltung zeigen. — Die
Berliner Volitiſchen Nachrichten weiſen nach, daß Alles,
was die Germania über die Anzeigepflicht ſich neuer-
dings aus Rom melden ließ, leeres Geflunker ſei; ſeitens
des Papſtes ſei längſt der Beſcheid ergangen, daß die
Benennung der Candidaten für jede einzelne
Stelle den Abſichten Sr. Heiligkeit entſpreche.
Bonn, 12. Juli. Der Afrikareiſende Stanley und
der Director der oſtafrikaniſchen Geſellſchaft Dr. Peters
hatten heute hier eine Zuſammenkunft. Die Verhandlungen
entziehen ſich vorerſt noch der Oeffentlichkeit. Aber es darf
als ein erfreuliches Zeichen für den Fortgang unſerer deut-
ſchen Colonialbewegung betrachtet werden, daß die beiden
Cultivatoren Mittelafrika's entſchloſſen ſind, gemeinſam nach
einem einheitlichen Plane ihrer großen Aufgabe zu dienen.
Ems, 11. Juli. In bewunderungswürdiger Friſche

wohl als im Kriege die höchſten Aemter, welche ein Soldat
betlelden zann, innegehabt hat, zu, Sie daran zu erinnern, daß
die militäriſchen Grade über Ihrer Machtvollkommenheit ſtehen,
und ich bleibe General Heinrich von Orleans, Herzog von Aumale.
Der Herzog von Chartres hat gleichfalls die Berufung an den
taatsrath eingelegt.
5 Paris, 12 Juli. Der Eintritt in die Deputirten-

kammer iſt wegen des letzten Revolveranſchlags
immer noch ſehr erſchwert. Es herrſcht große Erregung
wegen des Briefes des Her zogs von Aumale, ſowie
deſſen groben Tones gegen Grevy, namentlich wegen des
Schluſſes, wo es heißt: Ich bleibe General Heinrich
Orleans. Briſſon fragte vor Beginn der Sitzung bei Frey-
einet, welcher am Miniſtertiſch ſaß, an, welche Maßregeln
die Regierung gegen den Herzog von Aumale ergreifen
werde. Auf die Erklärung Freycinets, daß der Miniſter-
rath darüber morgen berathen werde, antwortet Briſſon
erregt: Er wundere ſich, daß die Regierung nicht ſofort
bei dem Erſcheinen des Briefes die Ausweiſung verfügt
habe, und er glaubt, daß die Angelegenheit noch vor die
Kammer gebracht werde.
Londou, 10. Juli. Es heißt, daß Lord Roſebery
ſich mit der Abfaſſung einer Note an die ruſſiſche Regie-
rung beſchäftige, indeſſen verſpricht ſich hier aus zwei Grün-
den niemand den geringſten Erfolg von dieſer Maßregel:
einmal weil keine Macht ihren Säbel zur Ahndung des
Vertragsbruches rühren wird; und zweitens weil die briti-
ſchen Bevollmächtigten auf dem Congreſſe zu Berlin die
Mitſchuld trugen an der fahrläſſigen Abfaſſung des Art.
59, welcher nur von des Czars Abſichten, nicht von ſeinen
Verpflichtungen ſpricht. Es heißt, daß damals, als der
Vertragsentwurf in der Sitzung verleſen ward, der Art. 59
unausgefüllt war. Die ruſſiſchen und engliſchen Vertreter

zogen ſich darauf zurück, um jene Phraſe auszuhecken; und
jetzt dürfe man es Alexander III. nicht verdenken, wenn er
ſich nicht an ſeines Vaters bloße Abſichten ſtöre, da letz-
terer dieſe Abſichten doch widerwillig faßte. Ein anderes
wäre es, wenn Alexander II. wirkliche Verpflichtungen über-
nommen hätte, ſolche würde auch der Sohn ehren. So
lautet offenbar die ruſſiſche Wendung der Sache.
London, 12. Juli. Die Times erhält aus Tientſin
die Nachricht, daß der Firma Friedrich Krupp in Eſſen
von der chineſiſchen Regierung die Lieferung von 150⁰
Tonnen Stahlſchienen übertragen worden ſei. Der Preis
bleibe unter dem billigſten engliſchen Angebot. ö
Rom, 12. Juli. Geſtern ſind bis Mittag in Codi-
goro 12 Perſonen an der Cholera erkrankt und 5 ge-
ſtorben, in Venedig 6 erkrankt und 2 geſtorben, in Brin-
diſi 8 erkrankt und 3 geſtorben, in Latiano 28 erkrankt
und 8 geſtorben, in San Vito 15 erkrankt und 3 geſtor-
ben, in Francavilla 52 erkrankt und 33 geſtorben.
Konſtautinopel, 12. Juli. Bulgarien ſoll ſich im
Laufe der Verhandlungen mit der Pforte verpflich-

ſeinem Morgenſpaziergäne noch eudaßh„eendeter Badecur
und Damen an, machte dann Einkäufe in der Colonnade
und nahm um halb 12 Uhr ein Ständchen entgegen, das
ihm von dem Bonner Männergeſangverein, welcher heute
Abend im Curſaale ein Wohlthätigkeitsconcert gibt, darge-
bracht wurde. Um 4 Uhr Nachmittags erfolgte die Ab-
reiſe nach Coblenz mittels Sonderzugs. Von Cob-
lenz aus wird die Weiterreiſe nach der Mainau am Diens-
tag Abend erfolgen. Auf dem Wege von der kaiſerlichen
Wohnung bis zum Bahnhof ſtanden Tauſende, welche den
Monarchen lebhaft begrüßten. Am Bahnhofe hatten ſich
zum Abſchiede die Vertreter der Behörden und viele Bade-
gäſte von Auszeichnung eingefunden. Der Kaiſer, welcher
ſehr wohl ausſah und ſich ſichtlich hier erholt hat, dankte der
Menge in ſeiner freundlichen Weiſe und ſchien bewegt.
„Möge Gott ihn noch lange erhalten!“ Das war Aller
Wunſch.
Coblenz, 12. Juli. Der Kaiſer und die Kaiſerin
machten heute von 10 bis 11 Uhr Vormittags eine Spa-
zierfahrt durch die Rheinanlagen. Zur kaiſerlichen Tafel
waren die Generalität und die Spitzen der Behörden ge-
laden. Für den Abend iſt der Beſuch des Stadttheaters
in Ausſicht genommen.
München, 12. Juli. Laut einer Mittheilung der
Neueſten Nachrichten wird der Kaiſer am 19. d. M.
Mittags über Augsburg in München eintreffen und nach
einem 1½ ſtündigen Aufenthalte nach Salzburg weiterreiſen.
— Der Reichskanzler Fürſt Bismarck kommt Ende Juli
nach München. Die Miniſter v. Lutz und v. Crails-
heim waren heute in Kiſſingen. — Der Flügeladjutant
Graf Dürkheim iſt zum Hauptmann im 8. Infanterie-
regiment (Metz) ernannt worden.
Mülhauſen, 12. Juli. Gewählt ſind 31 Gemeinde-
räthe, fünf Stichwahlen. Eingeſchriebene Wähler 11 893,
gewählt haben 4787.
‚Ausland.
Paris, 12. Juͤlil. Der Herzog von Aumale hat
bei dem Empfang der Nachricht des Kriegsminiſters, daß
er aus der Armeeliſte geſtrichen ſei, die Berufung an den
Staatsrath eingelegt. Derſelbe hat geſtern von Chantilly
aus folgendes Schreiben an den Präſidenten der
Republik gerichtet:
Herr Präfident! Vor drei Jahren haben Sie mich ohne Grund,
ohne daß ein ähnlicher Fall voraufgegangen wäre, mit den ſchwer-
ſten Disciplinarſtrafen belegt. Ich ſchwieg, weil ich das Band
nicht zerreißen wollte, welches, wenn es mich auch in Abhängig-
keit von Ihnen hielt, mich doch zugleich an die franzöſiſche Armee
feſſelte; indem Sie mich heute aus der Armeeliſte ſtreichen, eut-
binden Sie mich dieſer Rückſicht, zugleich aber erſchüttern Sie da-
mit den Grundſatz der Armee, ohne den im Kriege erworbenen
oder durch das Geſetz verbürgten Titeln Rechnung zu tragen,
treffen Ihre Miniſter bis in die Reſerven des Land⸗ und See-
heeres hinein, Männer ohne Tadel, die ſich durch ihre Dienſte,
ihre geſchichtlich gewordene Ergebenheit gegen das Vaterland
ehrenvoll ausgezeichnet haben. Ich überlaſſe es meinen Beiräthen,
die Sache, welche diejenige aller Offiziere iſt, durch die dem Recht
entnommenen Beweisgründe zu vertheidigen. Was mich betrifft,
10o ſteht es mir als dem älteſten des Generalſtabes, der im Frie-

tet haben. Len Grundzinsrückſtand Oſtrumeliens vom Sep-
Pfuno Siertins, wenn mäalich in TAlurng „92.90
Der im Budget zur Deckung des Grundzinſes für Oſt-
rumelien im laufenden Rechnungsjahre geforderte Credit iſt
berathen und bewilligt worden. Die bulgariſche Regierung
hat um die Abſendung von türkiſchen Vertretern gebeten,
auch eine ſchleunige Regelung aller übrigen Finanzfragen
zugeſichert. — Nach einer amtlichen Mittheilung werden,
nachdem die griechiſche und oſtrumeliſche Frage beigelegt iſt,
die Redief⸗Bataillone und Reſerviſten verabſchiedet.

Aus Stadt und Land.

ſtattgehabte Verſammlung ehemaliger Studirender der Ru-
perto⸗Carola, welche zu einer Ehrengabe für dieſelbe beitragen,
war von etwa 80 Perſonen beſucht. Nachdem konſtatirt worden,
daß bereits eine recht anſehnliche Summe zuſammengekommen,
wurde dem Vorſchlage des Zentralausſchuſſes gemäß beſchloſſen,
das Geld zur Förderung wiſſenſchaftlicher Beſtrebungen der Do-
zenten im weiteren Sinne zu beſtimmen, ſo daß es natürlich in
erſter Linie Privatdozenten zu Gute kommen würde, aber unter
Umſtänden auch andere Univerſitätslehrer für ihre Arbeiten unter-
ſtützt werden könnten. Selbſtverſtändlich findet einſtweilen die
Fortſetzung der Sammlungen ſtatt.
* Jeidelberg, 13. Juli. Die Beleuchtung der Feſthalle
wird bekanntlich eine elektriſche ſein und ſind, wie ſchon erwähnt,
die erforderlichen Apparate vor einigen Tagen angekommen.
Heute können wir nun folgende intereſſanten näheren Angaben
machen. Die Feſthalle wird beleuchtet im ganzen von 20 großen
und 16 kleineren electriſchen Bog enlampen, die zuſammen einen
Lichteffect von ca. 30000 Kerzen geben. Der eleetriſche Strom
für 12 der großen und die 16 kleineren Lampen wird durch eine
Flachringmaſchine aus der berühmten electro⸗techniſchen Fabrik
von S. Schuckert in Nürnberg erzeugt, welche ihrerſeits wieder
ihren Antrieb durch eine 20 pferdige Gaskraftmaſchine der welt ;
bekannten Gasmotorenfabrik Deutz empfängt. Die intereſſante
maſchinelle Anlage, welche übrigens dem Publikum zur Beſichti-
gung offen ſteht, wird in einem Schuppen untergebracht, der dicht
neben der Feſthalle in einem Hofe des Hrn. Valentin Frey er-
richtet iſt. Um die Betriebsſicherheit der Beleuchtung zu gewähr-
leiſten, werden die übrigen 8 großen Bogenlampen durch die
auch von Schuckert erſtellte electriſche Anlage des Hauſes P. J.
Landfried dahier geſpeist. In dankenswertheſtem Entgegenkommen
haben die ſämmtlichen genannten Fabriken die Apparate gratis
zur Verfügung geſtellt. Der Theilhaber der Firma Schuckert,
Herr Alexander Wacker, iſt, was vielfach intereſſiren dürfte, ein
geborener Heidelberger.
Htridelberg, 13. Juli. In Bezug auf die neuſten Beleuchtungs-
methoden mit Gas erfahren wir folgendes Intereſſante:
Die elektriſche Glühlichtbeleuchtung iſt zwar verhältnißmäßig
jung, aber doch noch nicht das Neueſte und Beſte, was es auf
dem Gebiete künſtlicher Beleuchtung z. Z. gibt. Den unabläſſigen
Bemühungen der Gastechnik, dem Leuchtgaſe die Superiorität zu
erhalten, iſt es neuerdings gelungen eine Lampe herzuſtellen, welche
alle Concurrenz und zwar im Punkte der Helligkeit, Stetigkeit
und Farbenreinheit das elektriſche Glühlicht, im Punkte der Bil-
ligkeit (gleiche Leuchtkraft vorausgeſetzt) aber ſelbſt das Petroleum
weit hinter ſich läßt. Die Wenham⸗Lampe erreicht dadurch, daß
die Hitze der Flamme zur Vorheizung des zum Brenner tretenden
Gaſes und der Luft benützt wird, mit derſelben Menge Gas reich-
lich den dreifachen Lichteffekt, ſo daß man alſo, wird nur die
gleiche Helligkeit wie früher gewünſcht, nur mehr ½ der früheren
Gasmenge braucht oder bei gleichem Gas⸗ bezw. Geldaufwand

die dreifache Leuchtkraft hat. Dabei iſt das erzeugte Licht ein
ungemein ruhiges und rein weißes, das ſelbſt die zarteſten Farben-

++ Keidelberg, 13. Juli. Die am 10. ds. im Muſeum dahier

nancen unterſcheiden läßt und thut dem Auge nicht wie das
dee Einhuccht wehe. Von dem Geſagten kann man ſich
leicht durch den Augenſchein überzeugen; im „grünen Daunle er-
leuchten 2 Lampen kleinſter Sorte und im „Engel“ 3 derg eichen
mittlerer Größe die Wirthſchaftsräume tageshell und erregen
allgemein die Bewunderung der Beſchauer. Wir fügen noch hinzu,
daß dieſe Lampen auf Wunſch und mit verhältnißmäßig geringem
Preisaufſchlag auch als Ventilations⸗Lampen conſtruirt
werden und die betreffenden Lokale ſodann koſtenlos auf das vor-
züglichſte ventiliren. Wenn man dem elektriſchen Slublicht den
Vorzug einräumen muß, datz es die Zimmerluft nicht verdirbt,
ſo geht die Wirkſamkeit der Wenham⸗Ventilations lampe
noch weiter, ſie verdirbt die Zimmerluft nicht, ſie verbeſſert
ſie ſogar, indem ſie den Rauch und die verdorbene Luft aus dem
Zimmer herausſchafft und friſche Luft herbeiſaugt. —, Dieſe wielen
den ſind in England, Frankreich, Süddeutſchland bereits in 11 en
Tauſenden von Exemplaren, trotz ihrer Neuheit, verbreitet. Auch
hier dürften ſie ſich ſchnell Eingang verſchaffen und hören mar
daß ſich hieſige Privat⸗Inſtallateure, wie auch unſer Gaswer
mit dem Vertriebe derſelben beſchäftigen wollen. 12. 5
◻Heidelberg, 13. Juli. (Schöffengerichtsſizung vom 12. ds.)
Karl Maier, Flaſchner von Eßlingen, wird wegen Betrugs .
3 Wochen Gefängniß, Chriſtian Heckmann, Schriftſetzer von Han
ſchuchsheim, wegen Sachbeſchädigung zu 12 ½. Geldſtrafe San
2 Tagen Gefängnis, Valentin Bertel, Schneider hier, wegen ach-
beſchädigung zu 1 Tag Gefängniß, Daniel Coſtabel in dun a
ſchuchsheim, wegen Diebſtahls zu 14 Tagen Gefäugniß, Friedrich
Kley von hier wegen Sachbeſchädigung zu 1 Tag Gefängniß, Gva
Katharina Schäfer dahier, wegen Unterſchlagung zu 1 Tag Ge-
fängniß, Joſef Rederath, Schreiner dahier, wegen Körperverletzung
zu 1 Woche Gefängniß, Ludwig Pfeffer, Cementarbeiter von Alt-
wiesloch, wegen Bedrohung zu 6˙ Tagen Gefängniß, Karl Fiſcher,
Taglöhner von Nußloch, wegen Jagdvergehens zu 10 Aban
ſtrafe event. 2 Tagen Gefängniß, Philipp Gutfleiſch und dant
Reinhard II. von Eiterbach, wegen Unterſchlagung Jeder zu

Tag Gefängniß. Joh. Hermann Schmitt, Metzger von St. Wendel,

en Widerſtands, Beamtenbeleidigung und Bettels zu 4 Wochen
Haſt und 3 Monaten Gefängniß, Chriſtian Ebel, Dienſtknecht in
Eppelheim, wegen Ruheſtörung zu 6 0. Geldſtrafe event. 1 0
Haft, Valentin Meffert Ehefrau und Taglöhner Anton Weber
hier wegen Thätlichkeiten Jedes zu 4 Tagen Haft verurtheilt.
§ Heidelberg, 18. Juli. Wie nicht anders zu erwarten, war
das von dem Liederkranz geſtern Abend in der Schloßwirth-

lich ſtark beſucht. Das Wetter hatte ſich dem Unternehmen als

„Alt⸗Heidelbergs Farben“ für einſtimmigen Chor und Or-
Marſch iſt eine leichte gefällige Arbeit, die freundlich

3 Farben“ als der „Feſtgruß“. Das Publikum nahm. n
Conpoſtionen mit großem Beifall auf. Auch im Uebrigen 1.

ämmtliche Vorträge participirten daran. Beſondere Erwä
der Bariton⸗Solis des Herrn Hepp gethan, die einen aichgen,
von Begeiſterung hervorriefen, ſo daß ſich der liebensn :
Sänger nolens volens zu einigen Zugaben ent
Herr Hepp iſt auch im Beſitze einer überaus langdoen wrln
Baritonſtimme und darf, da dieſe der gehörigen Schulultde⸗Wir

Rachts hatte das Feſt ſein Ende erreicht. ‚
Beſp e
Beſprechung und zwar über Vieyzucht und Obſtbaumzacht g⸗

hein, Vorderheubach, Wilhelmsfeld, — ſelbſt von Schriesheim uid

Verhandlungen etwas gehört zu haben. Der Vorſtand des X;
eins, Herr Domänenverwalter Futterer, eröffnete die Verſan:
lung mit dem Hinweis auf die große Bedeutung, welche die Viha
zucht und die Obſtbaumzucht für die hieſige Gegend habe 1.
forderte die Herren Ortsvorgeſetzten auf, Beſtellungen von äch
Simmenthaler Weidfarren beim landwirthſchaftl. Verein
machen, der gegen Ende nächſten Monats eine Commiſſion in d
Berner Oberland ſchicken werde, um Zuchtthiere reiner Race
ſelbſt anzukaufen. — Der Direktor der Großh. Obſtbanſchule
Karlsruhe, Herr Nerlinger, machte zunächſt die Landwir .g
auf die äußerſt günſtige Lage von Altenbach für die Obſtbaunr

bäume, in den mittleren Lagen Aepfel⸗ und Birnbäume der fein-

ſehr gut fortkomme, erſehe man aus der Schweiz, wo der Land-
wirth vom Morgen Feldes 300 bis 350 Mark aus Obſt und nur
40 bis 50 Mark aus der Unterfrucht erlöſe. In den Höhenlagen
von Altenbach werde ein Obſtbaum der richtigen Sorte und an

wird Baden, wenn mit der Erweiterung der Obſtbaumzucht

erſten Sommer an bis tief in den Winter hinein der Markt mit
friſchem Obſt verſehen werden und die Landwirthe während dieſer
Zeit eine regelmäßige nicht unbedeutende Geldeinnahme erzielen
können; überdies würden ſich Händler genug im Orte ſelbſt ein-
finden, wenn einmal bekannt wäre, daß in Altenbach gutes Obſt
in hinreichender Menge erzeugt werde. Lebhafter Beifall wurde
dieſem äußerſt belehrenden und anregenden Vortrag von Seite
der Landwirthe zu Theil, und es iſt nicht zu zweifeln, daß der
geſtern hier ausgeſtreute Samen auf guten Boden gefallen iſt.
Dabei wurden den Landwirthen verſchiedene gute Lehren über
den Baumſatz, Auswahl der richtigen Obſtſorten, Herſtellung der

rationelle Ausnützung der verſchiedenen Höhenlagen, Bekämpfung
der Feinde der Obſtbaumzucht, Ausbildung junger Leute in der
Obſtbauſchule zu Karlsruhe, Anlage einer Gemeindebaumſchule
und Pflege derſelben durch einen ſachverſtändigen Obſtbaumzüchter
ertheilt und auf dieſe Art die Beſprechung zu einer belehrenden,
aufmunternden Verhandlung geſtaltet, die für die ganze Umgegend
von den ſegensreichſten Folgen begleitet ſein wird.

N. Mosbach, 12. Juli. Vom ſchönſten Wetter begünſtigt, wurde

hieſiger Stadt abgehalten. Schon am Freitag hatte die Stadt
ein prächtiges Feſtgewand angelegt und in banger Sorge war
man bei der Unbeſtändigkeit der Witterung um ſchönes „Feſt-
wetter“. Glücklicherweiſe trat auch dieſes nach einigen regueriſchen
Stunden ein. Von dem Schmuck der Stadt wollen wir beſonders
den am unteren Eingange derſelben in gothiſchem Stil errichteten
Triumphbogen hervorheben. Auch waren an vielen Häuſern ſehr
ſchöne ſinnige Inſchriften angebracht. Auf dem Kirchenplatze war
eine große Feſthalle erbaut, welche gegen 600 Perſonen auf-
nehmen konnte. 96 Vereine mit über 1700 Mann waren erſchie-
nen, darunter 9 Muſikcorps. Zapfenſtreich und Böllerſchüſſe kün-

ſchaft veranſtaltete Vokal⸗ und Inſtrumental⸗Concert außerordent⸗ ei

freundlicher Verbündeter zugeſellt — es war ein ſchöner, ſternen-
heler Abend — und ſo mangelte es au nichts, dem Concert mit 5
italieniſcher Nacht einen glänzenden Verlauf zu ſichern. Auf dem d
Programm ſtanden u. A. drei neue Compoſitionen des Dirigenten
des Liederkranzes, Herrn Muſikdirektor Halven, welche mit das
Hauptintereſſe der Hörer in Anſpruch nahmen. Es ſind dies Va
„Heidelberger Liederkranz⸗Marſch“, „Feſtgruß für 1886*, Dich, Iu
tung von R Holſten) für Baritou⸗Solo und Orcheſter und ider

anmuthet. Voll Schwung und Feuer iſt ſowohl „Altheidel-

es ſelbſtverſtändlich nicht an Anerkennung Seitens des Publi Kaſſeßen

ſchließen Pägo,

entbehrt, ſeines Erfolges, ſtets ſicher ſein. Erſt gegen Var“

Urſenbach — erſchienen, daß die geräumigen Lokalitäten des Gaſt-
hauſes zum Löwen ſie nicht alle aufnehmen konnten, und v. 0
wegen Mangels an Platz wieder umkehren mußten, ohne von“ e

ſten Sorten, und in den Tieflagen Aepfel⸗ und Zwetſchgenbäume
ganz vorzüglich gedeihen. Daß der Obſtbaum in den Höhenlagen

den richtigen Standort geſtellt und gepflegt im Durch ſchnitt von
10 Jahren alljährlich einen Ertrag von 8 Mark abwerfen, und

energiſch fortgefahren werde, in 8 bis 10 Jahren die Nachbar-
länder in der Obſtbaumzucht überflügelt haden. In Altenbach
kön ne die Obſtbaumzucht derart ausgedehnt werden, daß vom

Baumgruben, regelrechte Pflanzung von kräftigen Baumſtämmen,

der XI. allgemeine Feuerwehrtag vom 10.—12. d. Mts. in

digten am Samstag den eigentlichen Feſttag — Sonntag — an.
Erſterer Tag wurde von der Prüfungscommiſſion den Ausſtel-

cheſter (Dichtung ebenfalls von R. Holſten). Der Liederkranz. D

gehalten. Dazu waren ſo viele Landwirthe von hier, Lampnu⸗ Fkei

zucht aufmerkſam, in deſſen Höhenlagen Kirſchbäume und Biri.
 
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