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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0489

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eidelberger

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

— lige Petitzeile oder
—. x deren Raum. Für
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u. Privatanzeigen
4* bedeut. ermäßigt.
Gratis⸗Aufuahme

Juſerkionsgebähr
15.Zfürdie 1ſpal-

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Nr. 555. Trſes Vlal

Samstag, den 30. Oktober

1886

Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupr-
lokal⸗ und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg werden für die

Monate November und Dezember
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, vei den Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.

Politiſche Wochenſchau.
Heidelberg, 30. October.
Im Newyorker Herald erſchien ein Brief des kaiſer-
lichen Leibarztes Dr. v. Lauer, der ſich in der günſtigſten
und zuverſichtlichſten Weiſe über den Geſundheitszuſtand
Kaiſer Wilhelms ausſprach. Der Brief erregte einiges
Aufſehen und Zweifel an ſeiner Echtheit, nicht etwa ſeines
ſehr erfreulichen Inhaltes wegen, ſondern weil es nicht
recht glaubhaft erſchien, daß Dr. v. Lauer ſich mit einer
derartigen Kundgebung an ein amerikaniſches Blatt gewendet.
Der Brief iſt indeſſen vollkommen echt geweſen, Dr. v.
Lauer hatte ihn an einen Berichterſtatter des amerikaniſchen
Blattes gerichtet. Man hat hier alſo von competenteſter
Stelle ein Zeugniß, wie trefflich das Befinden des 90jäh-
rigen Monarchen iſt. Die Lebensweiſe des Kaiſers in
den letzten Tagen beſtätigt daſſelbe übrigens auch voll-
kommen. Nicht allein, daß ſich der greiſe Monarch in
Berlin öffentlich ſehr viel zeigte, er verſuchte auch bei der
Hofjagd zu Blankenburg ſein Glück als Nimrod. Friſch
IUund geſund iſt er nach Schluß der Jagd wieder nach
Berlin zurückgekehrt.
Die von dem neuen franzöſiſchen Botſchafter Herbette
gelegentlich ſeiner Antrittsaudienz beim Kaiſer gehaltene
Anſprache, ſowie die Antwort des Kaiſers, waren inhalt-
voll genug, um diesſeits und jenſeits der Vogeſen die
größte Beachtung zu finden. Herr Herbette verſicherte, daß
er tief von den Ideen des Friedens durchdrungen ſei und be-
tonte, daß Deutſchland und Frankreich zahlreiche gemeinſame
Intereſſen haben, die den Boden für eine vortheilhafte
Verſtändigung beider Länder bieten dürften. Das ſind
Worte, die den freundlichſten Eindruck hervorrufen mußten.
Aber nirgends mehr als in der Politik gelten vor Allem
Thaten, dagegen Worte nicht viel. Man würde daher viel zu

weit gehen, wenn man mit einem Schlage von
einem friedlich geſinnten Frankreich reden wollte. Erſt
abwarten und dann Thee trinken. Wird es das Be-

ſtreben des Herrn Herbette ſein, wirklich gute deutſch⸗fran-
zöſiſche Beziehungen herzuſtellen, ſo wird es ihm an einem
angemeſſenen Entgegenkommen Deutſchlands nicht fehlen.
Behufs Anbahnung eines erſprießlichen Zuſammenwir-
dens der poſitiven Parteien ſind von gemäßigt⸗konſerv.
Seite neuerdings Vorſchläge gemacht worden, die in der
reſſe der in Frage kommenden Parteien, der national-
iberalen und konſervativen, lebhafte Erörterungen hervor-
gerufen haben. Die Frage des Zuſammengehens der Na-
tionalliberalen und Conſervativen hat für Baden im gegen-
irtigen Augenblick gerade inſofern das höchſte aktuelle Inter-
eſſe, als die Mannheimer Wahl vor der Thür ſteht und die
Konſervativen dort mit einem blinden Ungeſtüm à 1a
onquixote für eigene Rechnung operiren und die Lage
der Nationalliberalen immerhin nicht unweſentlich erſchweren.
ereits iſt, wie geſtern ſchon erwähnt, ein konſervatives
Wahlflugblatt für die Candidatur Stockhor ner erſchienen,

„Gleiches Recht für Alle!“ rufen die Hoch-
tories ins Land hinein! Das thun die Herren, deren Ge-
ſinnungsgenoſſen, die pommerſchen und märkiſchen Gran-
den, nach jenem geflügelten Wort bekanntlich der Anſicht
ſind, daß der Menſch erſt beim Baron anfängt. Die
Wähler werden derartige konſervative Scherze hoffentlich
zu würdigen wiſſen.
Der internationale Charakter der Socialdemokratie
tritt wieder einmal durch zwei bemerkenswerthe Thatſachen
hervor. Zunächſt ſammelt man, wie ſich aus ſocialdemo-
kratiſchen Blättern ergibt, unter dentſchen Socialiſten Gelder
für die im Chicagoer Prozeß verurtheilten Anarchiſten; ſo
ſchickten die Socialiſten in Braunſchweig 50 . für dieſen
Zweck, 40 Fres. gab der deutſche ſocialiſtiſche Club in
Paris her. Auch für die in den oberitalieniſchen Städten
verurtheilten Socialiſten werden Geldſammlungen ver-
anſtaltet.
Die Thatſache, daß gelegentlich der Strasburg⸗Grau-
denzer Reichstagswahl, wo bekanntlich der national-
liberale Candidat Hobrecht aus der Urne hervorging,
das nationale Bewußtſein der deutſchen Katholiken ſich doch
mächtiger gezeigt hat, als die gewohnte Unterordnung unter
die Weiſungen der Centrumsleitung, ſteht feſt. Es wird
von glaubwürdiger Seite berichtet — was ſich übrigens
an der Hand des wahlſtatiſtiſchen Zahlenmaterials auch
leicht genug controliren läßt — daß zahlreiche deutſche
Katholiken theils für den deutſchen Candidaten geſtimmt,
theils ſich der Betheiligung an der Wahl enthalten, alſo der
Centrumsparole des Votirens für den Polen den Gehorſam
verweigert haben.
Am letzten Sonntag verſtarb Graf Beuſt, der ehe-
malige ſächſiſche Miniſter und öſterreichiſche Reichskanzler,
der unermüdliche aber ohnmächtige Feind des unter Preußens
Führung neuerſtandenen deutſchen Reichs. In einem
Nachruf, der ihm von der Köln. Zig. gewidmet wurde,
ſagte das genannte Blatt u. A. Folgendes: Der Name
dieſes ſächſiſchen und öſterreichiſchen Staatsmannes, der
nicht müde wurde, von der Rache für Sadowa zu träumen,
nachdem ſeine Triasidee unter dem Kanonendonner von
Königgrätz begraben worden war, wurde zuletzt im Mai
1882 genannt, als der Graf ſeine Stellung als öſter-
reichiſcher Botſchafter in Paris und damit den ihm ver-
bürgten diplomatiſchen Dienſt aufgab, um ſeinen zerrütteten
finanziellen Verhältniſſen aufzuhelfen. Es war der dritte
Sturz dieſes Mannes, der ſich in das Gebiet der Staats-
kunſt verirrt hatte und der auf dieſem Gebiete zuerſt unter
der Wucht der Ereigniſſe von 1866 ſein ſächſiſches Mini-
ſterportefeuille verlor, der ſich ſpäter auch nicht als öſter-
reichiſcher Miniſterpräſident zu behaupten vermochte und der
jetzt endgiltig vom Schanplatz der Thaten abtrat. Wir
glauben nicht, daß Graf Beuſt die Abſicht hatte, ein gegen
Deutſchland gerichtetes Bündniß zuſammenzuweben, und
man ſein Verlautbaren franzöſiſcher Sympathien in dieſem
Sinne auffaſſen darf. Die Neugeſtaltung der Dinge in
Deutſchland hat er wohl als eine vollendete Thatſache auf-
genommen, der man ſich, wenn auch widerwillig, beugen
müſſe, aber er, der Mann der kleinen Mittel und der
Vertreter der alten, abgewirthſchafteten Diplomatie der In-
triguen, konnte ſich auch nicht verſagen, hin und wieder
einmal zu intrigiren und Zettelungen zu betreiben, deren
Richtung natürlich dem alten Gegner nicht günſtig war.

verſpricht.

viel gelten und da dieſe Geſellſchaft zum großen Theil
chauviniſtiſch iſt, ſo kam er dieſer Liebhaberei in vielleicht
mehr unvorſichtiger als böswilliger Weiſe entgegen. Leider
aber, und zu ſeinem eigenen Nachtheil und ſeinem ſchließ-
lichen Verderben, nahmen die franzöſiſchen Chauviniſten
ihn ernſter, als er eigentlich genommen werden durfte.
Wie Frankreich, d. h. die franzöſiſche Regierung,
mit Deutſchland, ſofern man die friedlichen Verſicherungen
des Botſchafters Herbette entſprechend würdigen will, ein
freundnachbarliches Verhältniß anzubahnen trachtet, ſo ſcheint
es ihm daran gelegen zu ſein, ein ſolches auch mit Eng-
land trotz der egyptiſchen Frage zu unterhalten. Wenig-
ſtens hat der officiöſe Temps in den chauviniſtiſchen Wein,
welchen ein großer Theil der Pariſer Preſſe den Englän-
dern täglich zu koſten gibt, viel Waſſer gegoſſen. Das hat
jedoch bis jetzt nicht viel geholfen. Im Gegentheil machen
die betreffenden Blätter, an ihrer Spitze die Republ.
Frangaiſe, gegen dieſes Verwäſſerungsexperiment Front. —
Die franzöſiſche Deputirtenkammer hat am 29. d.
ein neues Schulgeſetz angenommen, wonach der Unterricht
in allen Primärſchulen durch Laien zu ertheilen iſt.
In England war der neueſte Bradforder Speech des
Lord Churchill das Hauptereigniß. Lord Churchill rieth
im Gegenſatz zu ſeiner früheren Rede in Dradford zu einer
friedlichen und vorſichtigen Orientpolitik.
Die ruſſiſche Armee feierte am Sonntag die Ein-
weihung des in St. Petersburg errichteten Denkmals der
Gefallenen aus dem letzten Orientfeldzuge. Der Kaiſer
und ſein ganzes Haus nahmen an der Feier Theil. Die
Preſſe benutzte den Anlaß, um Rußlands politiſche Rechte
in Bulgarien in ruhmrediger und großſprecheriſcher Manier
zu betonen. Dahingegen hat ſich der vom Zaren an die Armee
erlaſſene Tagesbefehl von jedem Chauvinismus freigehalten.
Auch hat der Czar anläßlich der Feierlichkeit, wie ſich nach-
träglich herausgeſtellt, perſönlich einige Worte geſprochen,
die völlig harmloſer Natur ſind. Er hat nämlich während
des den Offizieren gegebenen Frühſtücks folgenden Toaſt
ausgebracht: „Meine Herren! Indem ich Ihnen zutrinke,
erlauben Sie mir Ihnen Erfolg und volle Geſundheit in
Zukunft zu wünſchen. Ich danke Ihnen für die Mühen,
welchen Sie ſich während des ruſſiſch⸗türkiſchen Krieges
unterzogen haben, und ich ſpreche dieſen Dank aus im Namen
desjenigen, der nicht mehr unter uns weilt. Noch einmal,
ich danke Ihnen.“ Aus dieſen Worten konnte beim beſten
Willen politiſch nichks gemacht werden.
Die Ruſſen ſpielen in Bulgarien fortgeſetzt die ge-
kränkte Unſchuld. Die ruſſiſchen Unterthanen ſollen auf
bulgariſchem Boden ſchrecklichen Mißhandlungen ausgeſetzt
ſein und was der ruſſiſchen Flunkereien mehr ſind. Um
ſeinen bedrängten Unterthanen Schutz zu gewähren, hat der
Czar mehrere Kriegsſchiffe in bulgariſche Häfen entſandt.
Auf anderer Seite betrachtet man dieſe Maßregel als eine
Einleitung zu einer ruſſiſchen Okkupation Bulgariens.

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 29. Oct. Die Straßburger Poſt ſchreibt
der conſervativen Landpoſt wegen ihrer ſtarken Wahlagi-
tation Folgendes in's Album: Die Landpoſt enthält einen
Aufruf an die Landwirthe des Wahlkreiſes Mannheim, in
welchem eine wahrhaft ſchnöde Intereſſenpolitik ſich
breit macht. Das parlamentariſche Wort fehlt für eine
Wahlagitation, welche in Baden den Bauernſtand als zum



Frauenloos.
Von S. v. d. Horſt.
ö (Fortſetzung.)
ö Die Baronin fühlte einen Stich im Herzen, aber ſie
beherrſchte ſich vollſtändig. Leo ſollte nicht zur Vorſicht
dereizt werden.
Er wühlte immer noch zwiſchen Zeitungen und Jour-
nalen, bis ihm eine Poſtkarte in die Hände fiel.
eingeſchriebener Brief, poſtlagernd.“ Mehr ſtand nicht darauf
und adreſſirt war die Botſchaft an Fräulein Teubner.
Er gab ſie ihr ſpäter, beleidigt und ſpöttiſch zugleich.
»Haben Sie Ihren Schatz in Sicherheit gebracht, mein
gnädiges Fräulein?“ ö
„Ja, Herr Baron!“
Er ſah ſie an, ein Kopfſchütteln begleitete ſeine nächſten
VDorte. „Weshalb ſollten wir Gegner ſein?“ ſagte er mit
unterdrücktem Tone. „Sie mißtrauen mir ganz offen, ganz
— dorſätzlich, Fräulein Teubner, — warum das?“
ſpz Ihr Lächeln ſteigerte ſeinen Aerger, ſie zuckte etwas
pöttiſch die Achſeln. „Ich wüßte nicht, in welcher Weiſe,
Derr Baron? Etwa, weil ich hie und da einen Brief er-
halte ? Dieſe Angelegenheiten ſind Privatſachen.“

a es, der von dem Abſender dieſer Schriftſtücke keine
genntniß erhalten ſoll. Oder weshalb verſieht ſonſt eine
Nittelsperſon den Brief mit einem zweiten Couvert?“
lüe, Pauline wandte den Kopf. Sie war zu ſtolz, um zu
uoen. einen Augenblick färbte ſich ihr hübſches Geſicht mit
em Roth des Unbehagens, dann nahm ſie die Karte und
Afernte ſich ohne ein weiteres Wort.

71
9.
7
*


SDSDSSS‚

„Ein

„Die aber doch ein Geheininiß bilden, nicht wahr? Ich

das den Pfälzer Bauern das Blaue vom Himmel herunter Beuſt wollte durchaus in der franzöſiſchen Geſellſchaft recht

Der Freiherr ſah ihr unruhig nach. Ein Gedanke

ſchoß blitzartig durch ſeine Seele, der an den abweſenden
Sohn ſeiner Frau, — außer dieſem einen gab es Niemand,
dem daran liegen konnte, ihm zu ſchaden, ihn heimlich über-
wachen zu laſſen. Er bebte vor Aerger. Das Geheimniß
der ſonderbaren Briefe mußte ſich um jeden Preis lichten,
ſo viel ſtand feſt.
Und dann dachte er wieder an das Billet in ſeiner
eigenen Taſche, bei guter Gelegenheit las er die wenigen
Worte und verbrannte vorſichtig das Papier zu Aſche
Morgen um die ſechste Stunde. ö
Auf der Mühlenbrücke und hinter dem Garten am Steg
war es für den Krebsfiſcher ein guter Stand, Niemand
konnte ſich wundern, wenn er da ſeine platten blechernen
Fallen am Seil auf den Grund hinabließ, Niemand be-
achtete auch den einzelnen Städter, von denen ja ganze
Schaaren, alle möglichen Beſchäftigungen treibend, zu jeder
Stunde in der Umgebung herumſchwärmten. Er athmete
tiefer, ſchneller, er zerpflückte mechaniſch die Blätter einer
Roſe, während ſeine Gedanken den Augenblick des erſehnten
Glückes im Voraus genoſſen. Nach Wochen der ödeſten
Einſamkeit, des entſetzlichſten moraliſchen Elendes ſollte er
Cäciliens liebes Geſichtchen wieder ſehen, ſollte er ihre
Stimme hören, ihre Hand in der ſeinigen fühlen, — welche
Seligkeit!
Die Gedanken jagten einander, ſeine heiße Hand legte
ſich einen Augenblick unſicher taſtend auf das Portefeuille
in der Taſche. Ein kleines plattes Flacon lag darin, über

halb gefüllt, ein Freipaß durch alle Schwierigkeiten des
Lebens, — er hatte es gekauft, um den rettenden Freund
nahe zu haben, im halben Wahnwitz, im Uebermaß der

Verzweiflung. Nur fünf Tropfen, dann war es aus mit
allem Jammer, aller Täuſchung.
Aber er wollte ſie nicht trinken, — nein, nein. Cä-
cilie ſollte ſehen, daß er das beſſere Selbſt doch gerettet
hatte, — ſie liebte ihn ja immer noch, ſie liebte ihn trotz
des ungeheuren Verrathes, ſeine Seele berauſchte ſich in
dem Gedanken, ihr Herz, ihre Treue nicht verloren zu haben.
Mit Tagesgrauen ſtand er am folgenden Morgen vor
dem Fenſter. Die Baronin ſchlief, auf dem Hofe regte
ſich noch nichts, — ſollte er ſchon hinausgehen? Leiſe
nahm die Hand den Hut und eben ſo leiſe legte ſie ihn
wieder fort. Noch nicht! Wenn er ſo lange an derſelben
Stelle umherſpähte, fanden ſich vielleicht heimliche Beobachter:
es war beſſer, noch zu warten. —
Wie die Minuten krochen. Nun erhoben ſich in den
Gebüſchen leiſe zwitſchernde Vogelſtimmen, die Sonne ſtand
hoch am Himmel, der Tag hatte begonnen, hie und da
wieherte ein Pferd oder krähte ein Hahn. Er mußte ſich
hinausſtehlen, mußte jedes Geräuſch vermeiden, oder es
war alles verloren.
Ein Seufzer hob die Bruſt des aufgeregten Mannes.
Als ob es eine Stunde des heimlichen Glückes ſei, dem er
entgegenging, nicht vielmehr ein Abſchied für immer! —
Arme Cäcilie, ob er es wagen würde, ſo im hellen Lichte
des jungen Tages in ihr Auge zu ſehen 2
Aber ſie hatte ihm ja verziehen, er kannte das treue
ſelbſtloſe Herz, — es war trotz allem und allem doch ein-
Glück, ſich von ihr geliebt zu wiſſen.
Er nahm das Angelgeräth und ſchlich ſich hinaus.
Zehn Schritte von der Thür entfernt begann der Wald,
— da war er ſicher. ö (Fortſ. folgt.)
 
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