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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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Erſcein!
tüguich Sonntags
ausgenommen.

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mit Familien-

ausſchl. Poſtauf-

Hat
Heidelberger Zeitung.=

Juſerliousgebuhr
15.Z fürdie 1ſphl-
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hieſ. Geſchäfts-
u. Privatanzeigen

on 1. Her b. aten
Tagblalt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg. ö
Nr. 182. ö Ireitag, den 6. Auguſt. 1886

* Das Univerſitäts⸗Jubiläum.
Heidelberg, 6. Auguſt.
Die Teſtrede Runo Tiſcher's.
„Was Guido Schmitt im Bild zum Schmucke des
* Univerſirätsbaues mit Meiſterhand uns dargeſtellt hat, das
trat im Wort in der Feſtrede Kuno Fiſchers uns körper-
ch, greifbar, farbenreich, kurz — wahrhaft, treu und an-
aulich entgegen. Die Heidelberga, die liebliche Maid
m Brautſchmuck, war es, die er, ſelbſt von heiliger Be-
geiſterung und Liebe für unſere geſegnete Stadt und Pfalz
rchglüht, uns am denkwürdigſten Orte der Stadt. in der
eiliggeiſtkirche, vor Augen geführt hat; ihm iſt ſie lieb
und theuer geworden, die altehrwürdige und doch jugend-
riſche Stadt, ſie wird auch ſeines Namens und Ange-

und ſie nimmer verlaſſen, ſie wird ihm treu ſein und ihn
ieben. Die Ruperto⸗Carola war es, die er mit dem
Eifer eines ernſten Dieners und Prieſters der Wiſſenſchaft,
weil er ſie liebt, in allen ihren Schickſalen, in allen, auch
den kleinſten Zügen ihres Weſens erforſcht, erkannt und dar-
geſtellt hat. Die Bilder der Vergangenheit, die er ent-
rollte, waren ſcharf und markig gezeichnet. Zuerſt der
Kontraſt zwiſchen der Zeit der Gründung der hieſigen Uni-
verſität und den heutigen Tagen. Damals ein Reichs-
egiment, das fremd war allem, was Arbeit und Pflicht
heißt, heute eine Reichsherrſchaft, die weiß, die gezeigt hat,
has Arbeit, was Pflichttreue vermögen, die das deutſche
Reich, nicht nur äußerlich und dem Namen nach, die es
auch innerlich zu einem im wahrſten Sinn des Wortes
nationalen Reiche und zu einem Hort des Friedens gemacht
at; das Zeitalter, in dem wir leben, es hat ſeine Taufe
thalten, in der That durch die Aufrichtung des neuen
utſchen Reichs durch unſern allgeliebten Kaiſer, im Wort
And Feſtakt durch die feierliche Feſtrede Kuno Fiſchers,
es wird genannt werden: das Zeitalter Wilhelms J.
Alle die Lebenserfahrungen unſerer greiſen Jubilarin,
wie der Feſtredner ſie dargeſtellt hat, zu ſchildern, würde

Erlebniſſe, die immer wieder ſchmerzlich einen jeden be-
rühren, dem unſere Hochſchule und Stadt am Herzen liegen,
denken wir nur an die Greuel des 30jährigen Krieges, die
Zerſtörung der Stadt durch Tilly, die Entführung der alt-
berühmten palatiniſchen Bibliothek, da Ludwig XIV. die
Berſtörung der Pfalz, der Stadt und des Schloſſes befahl;
ſie geſchah nur zu gründlich; freilich zu unſerem Vortheil, da
iene Mordbrenner nicht ahnten, wie ſie durch ihr Zerſtö-
rungswerk uns, der Jetztzeit, ein Denkmal geſchaffen haben,
das uns erinnert an vergangene große und ſchwere Zeiten,
das uns aber auch ein Wahrzeichen ſein muß für die Zu-
kunft, eine Wacht am Rhein. Nicht die äußeren Lebens-
ſchickſale unſerer Hochſchule allein mußten Erwähnung fin-
den bei der Feier ihres 500jährigen Beſtehens, auch ihr
innerer Bildungs⸗ und Entwicklungsgang war von Wichtig-
keit für diejenigen, welche ſie bei ihrer Jubelfeier begrüßten;
auch hier nicht lauter ffortſchreitende, fördernde Momente, auch
bier Stockungen und Hemmniſſe, wie ſie die äußerlichen Verhält-
niſſe und die Zeitereigniſſe bedingten. Aber nun, nachdem
Karl Friedrich ſie nen begründet, neu ausgeſtattet hat und
ihr zweiter Vater geworden iſt, von dem ſie zu dem
Namen der Ruperta auch den der Carola geerbt hat, nach-
dem ſie zu einer Univerſität aufgeblüht iſt, deren Namen
nicht nur im engeren Vaterlande, ſondern auf dem ganzen
Erdball einen der erſten Namen trägt durch all die großen
Männer, die ſie gezeugt und die ſich ihr gewidmet haben,
darf ſie mit Stolz zurückblicken auf das halbe Jahrtauſend,
das ſie zurückgelegt, und froh ausblicken in die Zukunft unter
einer Schutzherrſchaft, der ihr Wohl ſo ſehr am Herzen
liegt. „In dem Königsſaale des Schloſſes“, ſo endete der
Redner, „leſen wir eine Inſchrift, die einſt dem Kurfürſten
Friedrich gewidmet war. Dieſes einfache Wort enthält
alles, was wir unſerem geliebten Großherzog Friedrich,
dem Großherzoglichen Hauſe, dem Lande und der Univer-
ſität wünſchen:
„Sein Regiment ſoll lang beſtehen!“
Danken wir auch dem Redner für ſeine unſchätzbare
Feſtgabe; ſein Name wird, wenn er es nicht ſchon wäre,
durch ſeine wiſſenſchaftliche Bedeutung, durch die Jubelfeier
der Univerſität, durch den Glückwunſch, den er ihr gebracht
at, ewig eng vereinigt ſein mit dem der Ruperto⸗Carola.
Bas Feſt in Rarlsruhe.
Die Delegirten und Ehrengäſte von Heidel-
berg, welche mittelſt Extrazuges geſtern gegen Abend in
Karlsruhe eintrafen, wurden vom Großherzoglichen Paare
und den Prinzen im Gartenſaale des Schloſſes empfangen
und verweilten dort und auf der denſelben umgebenden
Terraſſe mehrere Stunden im zwangloſen Verkehr. Das
Abendbrod wurde in den oberen Schloßräumen an Büffets
eingenommen. Im Schloßgarten wurden von den ver-
einigten Männerchören von Karlsruhe ſechs Lieder, darunter
das von Heinrich Vierordt für den heutigen Abend gedich-
tete Feſtlied, geſungen. Die Fontaine und die einzelnen

enkens immer ſich freuen dürfen; er will ihr treu ſein

ier zu weit führen, es ſind zudem vielfach traurige, tragiſche

Parkgruppen waren bengaliſch beleuchtet. Gegen 9 Uhr
verabſchiedeten ſich die Feſttheilnehmer. Ein Extrazug
führte dieſelben nach Heidelberg zurück.

Deutſches Neich.
Berlin, 4. Aug. Es ſteht nunmehr feſt, daß Graf
Kalnoky den Kaiſer von Oeſterreich nach Gaſtein
begleiten und wie Fürſt Bismarck der Begegnung der beiden
befreundeten Herrſcher beiwohnen wird. Nach dem regen
Gedankenaustauſch während des Kiſſinger Aufenthaltes
des öſterreichiſchen Miniſters werden ſich die leitenden
Staatsmänner der beiden verbün deten Kaiſerreiche kaum
mehr etwas Neues in Gaſtein zu ſagen haben. Ihre An-
weſenheit bekräftigt nur, daß in Kiſſingen ein vollſtändiges
Einverſtändniß bezüglich ihrer Anſichten über die gegen-
wärtige Lage Europas erzielt worden iſt und daß ihre
Auffaſſung von den verbündeten Monarchen getheilt wird.
Gleichwohl wendet ſich die allgemeine Aufmerkſamkeit der
politiſchen Welt auf die bevorſtehenden Vorgänge in Gaſtein
und mißt denſelben eine große Wichtigkeit bei. Es iſt in
dieſer Hinſicht gewiß bedeutſam, daß der bisherige italieniſche
Botſchafter Graf de Launay, der in dieſen Tagen ſeine
übliche Urlaubsreiſe antreten wollte, vom Miniſter Grafen
Nobilant erſucht wurde, dieſelbe noch aufzuſchieben; ferner
daß der franzöſiſche Botſchafter Baron de Courcel auf
ſeinen Poſten zurückgekehrt iſt und daß der engliſche Bot-
ſchafter Sir E. Malet hier in etwa zehn Tagen zurück-
erwartet wird. Der ruſſiſche Botſchafter Graf Schuwalow,
der mit ſeiner Familie in Spandau weilt, kommt ab und

zu hierher und leitet thatſächlich die Botſchaftsgeſchäfte auch

während ſeines Urlaubs. Die fremde Diplomatie iſt hier
trotz der äußeren politiſchen Stille überaus thätig und ſteht
in regem Verkehr mit ihren vorgeſetzten Aemtern. — Dem
Vernehmen nach haben die beiden Söhne des Miniſters v.
Giers Franzensbad bereits verlaſſen; auch die anderen
Angehörigen des ruſſiſchen Staatsmannes rüſten ſich zur
Abreiſe. Es iſt deßhalb unwahrſcheinlich, daß Herr v.
Giers, falls er ſich Mitte dieſes Monats ins Ausland be-
geben ſollte, nach Franzensbad reiſen wird; ob und wann

er ſeine ſo oft angekündigte und aufgeſchobene Reiſe ins

Ausland antreten wird, darüber befindet ſich die ruſſiſche
Botſchaft noch ohne nähere Mittheilung. — Der König
von Portugal wird auf ſeiner Rundreiſe am Ende des
Monats hier eintreffen und der großen Herbſtparade des
Gardecorps am 1. September beiwohnen. — Der Poſt
zufolge begibt ſich Graf Herbert Bismarck nach
Gaſtein. ö ö
Berlin, 5. Aug. Marquis Tſeng, der hier eine
Aufnahme wie noch kaum ein auswärtiger Diplomat ge-
funden hat, was beſonders den ruſſiſchen Hetzern und

Franzoſenfreunden eine ſehr unangenehme Wahrnehmung

geweſen ſein dürfte, hat Berlin verlaſſen, um ſich nach
Petersburg zu begeben. Wenn ſich die Nachricht der Köln.
Zeitung beſtätigt, daß neben den beſtehenden Telegraphen-
Linien Marquis Tſeng die Anlegung einer neuen durch
Vermittlung Deutſchlands von Peking über Maimatſchin
anzuſtreben bemüht ſei, welche auf chineſiſcghem Gebiet von
China, auf deutſchem und ruſſiſchem von Deutſchland ge-
baut werden ſollte, ſo wird die Annahme nicht irrig ſein,
daß Marquis Tſeng auch in Petersburg für dieſe wichtige
Anlage, durch welche die Depeſchen nach China ſich auf
etwa ein Drittel des jetzigen Preiſes vermindern würden,
zu wirken beabſichtigt. Daß der feingebildete und vorur-

theilsfreie chineſiſche Staatsmann ſich hier mit lebhafteſtem
Intereſſe über die deutſchen Verkehrseinrichtungen, beſonders

das Telegraphenweſen, unterrichtet und noch in den letzten
Tagen die Telegraphenbauanſtalt von Siemens und Halske
einer genauen Beſichtigung unterzogen hat, ſpricht für
die Richtigkeit jener Meldung. Uebrigens iſt die freund-
ſchaftliche Beziehung zwiſchen China und Deutſchland
nicht nur den gegenwärtigen ruſſiſchen Hetzereien
gegenüber von Werth, ſondern auch für die deutſche In-
duſtrie dürften dieſe guten Beziehungen von größtem
Nutzen ſein. — Die militäriſche Luftſchiffer⸗Abtheilung iſt
jetzt ſoweit, daß auch Unteroffiziere zur ſelbſtſtändigen Lei-
tung von Luftſchiffen ausgebildet ſind. Vorgeſtern haben
nach der N. Pr. Zeitung zwei Sergeanten nach beſtandener
Prüfung das Zeugniß für die ſelbſtſtändige freie Fahrt

erhalten und der Sergeant Bluhm hat bereits geſtern ſeine

erſte Fahrt als Führer eines Ballons angetreten. Zur
ferneren Ausbildung zu ſelbſtſtändigen Luftſchiffern fahren
zwei jüngere Unterofftziere mit; der Ballon hat alſo drei
Mann an Bord.
Schlangenbad, 5. Aug.
um 12 Uhr zum Beſuche der Kaiſerin hier eingetroffen
und von den Behörden, Schulen, Vereinen, ſowie den Bade-
gäſten mit begeiſterten Zurufen empfangen worden.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 5. Aug. Die hieſige Politiſche Correſpondenz
meldet beſtimmt aus Petersburg, daß Miniſter v. Giers
am 7. ds. nach Franzensbad reiſen werde. — Tisza
iſt geſtern mit ſeinem Bruder Ludwig in Iſchl angekommen.

Der Kronprinz iſt heute

Er hatte ſogleich eine zwei Stunden dauerude Unterredung
mit. dem Kaiſer und heute wieder eine Audienz. Seine
Rückkehr iſt auf morgen angeſetzt. — Prinz Leopold
von Bayern iſt von hier nach München abgereiſt. —
Der Kronprinz von Dänemark hat geſtern Abend
ſeine Reiſe nach Hamburg angetreten.
Wien, 5. Aug. Geſtern und heute ſind in Trieſt an

der Cholera 7 Perſonen erkrankt und 2 geſtorben.

Gaſtein, 5. Aug. Der Kaiſer ſtattete geſtern Mit-
tag der Gräfin Grünne einen Beſuch ab. Als die Kai-
ſerin von Oeſterreich zum geſtrigen Eſſen im Bade-
ſchloſſe vorfuhr, ging ihr der Kaiſer entgegen und geleitete
die hohe Frau zum Empfangsſaal. Bei der Tafel ſaß die
Kaiſerin von Oeſterreich an der Spitze und zu ihrer Rech-
ten Kaiſer Wilhelm und zur Linken Fürſt Bismarck; nach
der Tafel fand ein Cercle ſtatt.
Auslan d.
Paris, 5. Aug. Am vorigen Donnerstag ſind drei
Infanteriſten aus der Metzer Garniſon in Pont⸗à⸗
Mouſſon eingetroffen, welche erklärten, ſie wollten in die
Fremdenlegion eintreten. — Die Nachricht der Kat-
kowſchen Moskauer Zeitung über die angeblichen Ver-
handlungen zwiſchen Frankreich und Rußland
wegen Abſchluſſes
England in der Orientangelegenheit wird amt-
lich für unrichtig erklärt; Frankreich wolle bei der neutra-
len Haltung, welche die Regierung ſeit Jahren beobachte,
auch ferner beharren. Rußland habe überdies in Paris
keine Schritte wegen des Abſchluſſes irgend eines Bünd-
niſſes gethan. — Wie es heißt, wird Grevy am 9. Sepbr.
und Freyeinet zwiſchen dem 22. und 25. September
nach Paris zurückkehren. — Die heutige Nachricht des Fi-
garo über die Abſendung von Verſtärkungen nach
Tonkin iſt ungenau. Es wird nur eine der fünf be-
waffneten Strafcompagnieen von Guelma von Algerien nach
Tonkin geſchickt werden. Man verſichert, Cambon bleibe
endgiltig Generalreſident in Tunis. — Der engere Aus-
ſchuß für die Weltausſtellung 1889 hat ſich nach
langer Berathung dafür entſchieden, bei der Regierung zu
beantragen, daß dieſelbe amtliche Einladungen zur Aus-
ſtellung an Deutſchland und die übrigen Mächte ergehen
laſſe, da dieſelbe ein rein wirthſchaftliches Gepräge trage
und jeder politiſche Gedanke ausgeſchloſſen ſei.
London, 5. Auguſt. In der heute bei Lord Har-
tington ſtattgefundenen Verſammlung der libera-
len Reichspartei ſprach Hartington ſeine Befriedigung
über die bei den Parlaments wahlen gehabten Erfolge aus,
rieth indeſſen, in dem neuen Parlament von jeder feind-
ſeligen Haltung gegenüber den Anhängern Gladſtones ab-
zuſehen. Die Wiedergeburt der liberalen Partei ſei nur
eine Frage der Zeit, die diſſentirenden Liberalen müßten
deshalb ihre Sitze an der Seite der übrigen Liberalen ein-
nehmen und dadurch darlegen, daß die liberale Partei,
mit Ausnahme eines einzigen Punktes, nahezu in allen
übrigen Beziehungen einig ſei. Chamberlain erklärte ſich
mit den Anſichten Hartingtons durchweg einverſtanden,
denen auch die Verſammlung zuſtimmte. — Gladſtone
ſagt in einem Schreiben, er ſehe ſich in Folge großer aus
der Arbeit während der 6 letzten Jahre hervorgegangenen
Schwäche gezwungen, einige Ruhe entweder in England
oder im Auslande zu ſuchen. Er benachrichtige alſo die
mit ihm im Briefwechſel ſtehenden Perſonen, daß er die
ihm zugehenden Briefe nicht ſelbſt beantworten werde.
Petersburg, 5. Aug. Die „Nowoje Wremia“ bringt
einen ſcharfen Artikel über die Anweſenheit einiger
preußiſchen Generalsſtabs⸗Offiziere, die ſich
bei Moskau aufhalten, um ruſſiſch zu lernen. Das Blatt
verlangt die Answeiſung derſelben.
Bukareſt, 5. Aug. Geſtern ſind die bisher ruhenden
Handelsvertragsverhandlungen mit Frankreich
neuerdings wieder aufgenommen worden. Rumänien iſt
vertreten durch Aurelien und Cantacuzen, Frankreich durch
Coutouly und Diesbach.

Aus Stadt 105 6e Fehon dem ſeit
eidelberg, 6. Auguſt. Der hiſtoriſche Fe
Monaten das ganze Dichten und Trachten weiteſter Kreiſe galt,
der die mühſamſten und ſchwierigſten Vorbereitungen erforderte
und der den Glanz⸗ und Höhepuntt der⸗ Jubiläumsfeſtlichkeiten
bezeichnet, hat heute Vormittag ſtattgefunden⸗ Ir dauerte etwa
3 Stunden, von 9—12 Uhr. Vom herrlichſten Wetter begünſtigt
konnte er ſeine ganze maleriſche Pracht entfalten. Welch'
ein eigenartiges, unvergeßliche⸗ Bild! Wohl nie iſt der
ganzen Welt ein ſolches Schauſpiel, ein Kulturgemälde
ſolcher Art, das die en auch wit dem popiiſhen Auge ſchanen
mit dem geiſtigen, ſondern auch mit dem phyſiſchen Auge ſchauen
läßt, geboten worden. Erhaben war der Gedanke, fünf Jahr-
hunderte der Vergangenheit in einem Augenblick, in wenigen
Stunden durchkoſten zu können. Das Arrangement des Zuges
erwies ſich als vorzüglich und ließ jede der zahlreichen Gruppen
mit ihrem reizvollen Zauber zur Geltung kommen. Schade nur.
daß Alles gleich einem märchenhaften Wandelbild vorüberrauſchte

und daß man verzichten mußte, ſich inniger in den Anblick dieſer

herrlichen, phantaſieberückenden Pracht zu verſetzen! „Verweile
doch, du biſt ſo ſchön!“ mochte es von manchen Lippen in ſtiller
Bewunderung ertönen, aber vergebens. — Die Groß herzo g⸗
lichen Herrſchaften nahmen den Zug vom Fürſtenpavillon

eines Bündniſſes gegen
 
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