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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0717

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CErſhrint
täglich Sonntags
ausgenommen.

Preis
mit Familien-
blättern viertel-
jährlich 2 ½.60½4
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

Juſerlisasgebãhr
15 Sfürdie 1ſpal-
tige Petitzeile oder
deren Ranm. Für
hieſ. Geſchäfls-
u. Privata eigen
bedeut. ermäßigt.
Gralis⸗Aufuahme
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

*

Dienstag, den 28. Vezember

1886.

Nr. 304.
Auf die „Heidelberger Zeitung“ — Haupt-
lokal- und Kreisverkündigungsblatt

für den Kreis Heidelberg merden für die

Monate Januar, Februar und März
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, bei den Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Nen eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Dezember gratis zugeſtellt.

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 27. Dec. (Amtlich.) Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben den Bezirksarzt Geheimen Hof-
rath Haitz in Meersburg auf ſein Anſuchen, unter Aner-
kennung ſeiner langjährigen und erſprießlichen Dienſt-
leiſtungen, wegen vorgerückten Alters in den Ruheſtand
verſetzt; den Bezirksarzt Medizinalrath Fiſcher in Pforz-
heim zum zweiten Bezirksarzt für den Amts⸗ und Amts-
gerichtsbezirk Karlsruhe ernannt; ferner den Direktor der
Oberdirection des Waſſer⸗ und Straßenbaues, Geh. Rath
II. Claſſe Franz Joſeph Baer auf ſein Anſuchen unter
beſonderer Anerkennung ſeiner langjährigen treuen und er-
folgreichen Dienſte in den Ruheſtand verſetzt, und den
Landescommiſſär und Miniſterialrath im Miniſterium des
Innern Geheimen Referendär Karl Haas zum Director
der Oberdirection des Waſſer⸗ und Straßenbaues ernannt;
ferner mit Wirkung vom 1. Februar 1887 an dem Landes-
commiſſär Miniſterialrath Sales Hebting in Freiburg
die Stelle des Landescommiſſärs für die Kreiſe Karlsruhe
und Baden mit dem Wohnſitz in Karlsruhe übertragen,
ſowie den Stadtdirector Karl Siegel in Mannheim zum
Miniſterialrath im Miniſterium des Innern ernannt und
ihm die Stelle des Landescommiſſärs für die Kreiſe Frei-
burg, Lörrach und Offenburg mit dem Wohnſitz in Frei-
burg übertragen, endlich den Finanzaſſeſſor Seitz
bei Großherzoglicher Zolldirection zum Finanzrath daſelbſt
ernannt.
Karlsruhe, 27. Decbr. Der wegen Verdachts der
Spionage hier verhaftete Lieutenant Le Tellier
iſt auf freien Fuß geſetzt und heute außer halb
der Landesgrenze geleitet worden. Der Straßb.
Poſt wird noch geſchrieben: Es ſteht feſt, daß bei dieſem
aktiven ſranzöſiſchen Offizier eingehende Terrainſtudien und
Planſkizzen über Oertlichkeiten gefunden wurden, deren un-
mittelbare Bedeutung für einen Revanchekrieg auf der Hand
liegt; die einzige weitere Frage war die juriſtiſche, ob das
Reichsgericht darin genügende Grundlagen zur Einleitung
des Strafverfahrens nach Maßgabe des dort unterbreiteten
Materials und der in Deutſchland dermalen beſtehenden
Geſetzesvorſchriften erkennt. Dieſe Frage iſt verneint wor-
den, und die Enthaftung Le Telliers daher erfolgt.
Eine linksrheiniſche Familie, in deren Hauſe dieſer und
andere franzöſiſche Offiziere verkehrten, iſt neulich nach er-
folgter Verhaftung Le Telliers von hier weggezogen.
Berlin, 26. Dec. Mit ganz ſeltſamer Hartnäckigkeit
erhält ſich im Volke das zuerſt von der Freiſinnigen Ztg.
in überaus ſenſationeller Weiſe veröffentlichte Gerücht von
der Ermordung des deutſchen Militärbevollmächtigten in
Petersburg, Oberſtlieutenants v. Villaume, durch den
Kaiſer von Rußland. Es fehlt, ſo ſchreibt die National-

dieſes ſenſationelle Gerücht ſich zu ſolcher Stärke entwickeln
konnte. Bemerkenswerth iſt die Schnelligkeit, mit der es
ſich ausbreitete, ſich in den Schilderungen der Einzeln-
heiten erweiterte und vertiefte. Die Volksphantaſie hat
bereitwillig mitgearbeitet, was als der Beweis einer eigen-
thümlich erregten Stimmung betrachtet werden muß. Ein
beſonderes Zuſammentreffen iſt es, daß gerade in dem
Zeitpunkt, in welchem das Gerücht ſeine Entſtehung nahm,
ein Bericht Villaumes über ſeinen Empfang bei dem Czaren
eingelaufen war und zwar ſoll ſich Villaume über dieſen
Empfang ſehr befriedigt ausgeſprochen haben. Kreuzzeitung,
Poſt und Nordd. Allg. Ztg. bezeichnen das Gerücht als
„vollſtändig aus der Luft gegriffen“, und das letztere
Blatt ſpricht, dem Verſuche einer fortſchrittlichen Zeitung
gegenüber, das Stillſchweigen der Offiziöſen zu Gunſten
des Gerüchtes auszulegen, ſeine Auffaſſung dahin aus,
„daß die Stellungnahme der Offtziöſen zur Sache wohl
nur in der Zuverſicht ſich ausdrücken könnte, daß ſich Wege
finden werden, um der Erfindung und frivolen Aeußerung
ſolcher ſenſationellen Märchen nachdrücklich und wirkſam zu
ſteuern“. Solche Wege hat das Gericht in Preußen aller-
dings bereits gefunden, indem es den „groben Unfugs-
paragraphen“ auf derlei Nachrichten anwendete. Das beſte
Mittel gegen die Verbreitung und Ausbeutung des Ge-
rüchtes wäre ohne Zweifel ein ebenſo ſchnelles als kräftiges
amtliches Dementi geweſen. Nach dieſer Richtung hin aber
ſcheint im vorliegenden Falle viel verſäumt worden zu ſein.
— Die Handhabung des Geſetzes über die Arbeiter-
verſicherung bringt die merkwürdigſten Streitfragen her-
vor, wie der folgende Fall zeigt. Ein Bäckerlehrling hatte,
wie das in dieſem Gewerbe des öftern vorkommen ſoll, bei
ſeiner Beſchäftigung X-Beine bekommen und verlangte
Ueberweiſung in ein Krankenhaus auf Koſten der Orts-
krankenkaſſe. Die Frage, ob die Kaſſe die Koſten zu tra-
gen habe, wird von einem Fachblatte verneinend beantwor-
tet, weil von einer Krankheit im Sinne des Geſetzes über-
haupt keine Rede ſein könne, der Lehrling auch nicht
arbeitsunfähig geworden ſei. Wie es ſcheint, ſind die
Gerichte angerufen worden, die Frage zu entſcheiden; es iſt
aber kaum anzunehmen, daß ſie ſich der Anſicht des Lehr-
lings anſchließen werden. ö
Berlin, 27. Dec. Kaiſer Wilhelm nahm Vormit-
tags den Vortrag des Geheimen Cabinetsraths v. Wil-
mowski entgegen. Morgen findet bei den Majeſtäten das
ſogenannte Botſchaftereſſen ſtatt. Prinz Wilhelm wird, um
den regelmäßigen Gang der Geſchäfte kennen zu lernen,
dieſen Winter in politiſch wichtigeren Miniſterien und zwar
zunächſt im auswärtigen Amte arbeiten. — Es wird
verſichert, daß die Verhandlungen zwiſchen der kaiſer-
lichen Regierung und dem Sultan von Sanſibar
einen durchaus friedlichen Verlauf nehmen und daß binnen
kurzem die Erledigung der ſchwebenden Grenzfragen, deren
Einzelheiten durchzuführen von deutſcher Seite zwar nicht
der Generalconſul in Sanſibar, wohl aber der dort weilende
Geſchwaderchef beauftragt iſt, im Sinne der bekannten Ab-
machungen zu erwarten ſteht.
Berlin, 27. Dez. In Frankreich war bisher ein
Zuſatz von 2 Proz. Gips zum Wein geſtattet und auch
das Zuckern des Moſtes war nicht verboten. Trotzdem
wurden namentlich in den letzten Jahren in dem Labora-
torium des Pariſer Gemeinderaths die vorgelegten Weinproben

zum weitaus größten Theil als ſchlecht befunden. In
Frankreich kam nur ſelten ein wirklich reiner unverfälſchter
Wein in den Handel und noch ſeltener wurden reine Na-
turweine exportirt. Letzteres hob der amerikaniſche General-
conſul in Bordeaux im Jahre 1883 in einem amtlichen
Bericht an die Regierung in Waſhington ganz beſonders
hervor. In dieſem Berichte heißt es, daß die Hälfte
des ausgeführten Weines aus Bordeaux nur
aus Miſchungen von ungariſchen, ſpaniſchen
und italieniſchen Weinen beſtehe, die in genügen-
der Menge mit Waſſer vermiſcht und mit chemiſchen
Eſſenzen wohlriechend gemacht und dann mit großen
Anpreiſungen als Medoc verkauft würden. Weiter wird
in dem Bericht geſagt, den franzöſiſchen Zollbehörden ſeien
zwar tüchtige analytiſche Chemiker beigegeben, welche alle
nach Frankreich ein gehenden Weine zu unterſuchen
haben, aber jede noch ſo giftige Miſchung aus dem Lande
auszuführen geſtatten, ja, welche dieſe Ausfuhr ſogar
begünſtigen, da die Regierung froh ſei, dieſe „Weine“
außer Landes zu bringen, weil dieſelben bisweilen mit höchſt
gefährlichen Säften verſetzt ſeien. Nachdem nun kürzlich
die mediciniſche Akademie in Paris ſich dahin ausgeſprochen
hat, daß ein Zuſatz von 2 Procent Sprit zu franzöſiſchen
Weinen gerechtfertigt und zuläſſig ſei, und hierdurch den
Weinverfälſchungen in Frankreich noch mehr als bisher die
Wege geebnet worden, iſt, wie der Magdeburgiſchen Zeitung
geſchrieben wird, in Anregung gekommen, ob und welche
Maßnahmen im Intereſſe unſerer heimiſchen Produzenten
und Conſumenten Seitens der deutſchen Reichsregierung zu
treffen ſeien, um der Einfuhr gefälſchter franzöſiſcher Weine
entgegenzutreten.
Breslan, 27. Dec. Die feierliche Beiſetzung
der Leiche des Fürſtbiſchofs Herzog findet Donnerstag
Vormittags 10 Uhr, im Dome ſtatt.
Tübingen, 26. Dec. In einer am letzten Donnerstag
hier abgehaltenen Verſammlung der „Deutſchen Partei“
wurde folgende Erklärung an den Reichstag be-
ſchloſſen und ſoll zur Einzeichnung von Unterſchriften öffentlich
aufgelegt werden:
An den deutſchen Reichstag! Der Beſchluß des Heeres⸗Aus-
ſchuſſes hat, wie in weiten Kreiſen, ſo auch bei uns Erſtaunen
und Unwillen hervorgerufen. Das deutſche Heer ſoll demnach
nicht diejenige Stärke erlangen, welche die bewährieſten Sach-
verſtändigen, an ihrer Spitze unſer ſiegreicher Kaiſer und ſein
ruhmbedeckter Feldmarſchall, für unbedingt nothwendig erachten
und der Beſtand des Heeres ſoll nur auf drei Jahre dem Streite
der Parteien entrückt ſein. Und dies zu einer Zeit, in welcher
das Heer die wichtigſte Grundlage unſerer Wohlfahrt bildet; zu
einer Zeit, in der ſich Rachſucht, Haß und Neid gegen das neu-
erſtandene deutſche Reich erheben; zu einer Zeit, in welcher der
Tag vielleicht nicht mehr fern iſt, da es gilt, in erneutem bluti-
gem Ringen die Lebenskraft unſeres Volkes zu erproven. Möge
der Reichstag, mögen die Gewählten des deutſchen Volkes ſich
ihrer Aufgabe bewußt ſein und durch unveränderte Annahme der
Vorlage ihre beſſere Einſicht und vaterländiſche Geſinnung be-
währen! Die Unterzeichneten wenigſtens wollen keine Verant-
wortung dafür tragen, daß die Lebensintereſſen des Volkes zum
Gegenſtande politiſchen Marktens und Handelns gemacht werden,
daß das Partei⸗Intereſſe höher geſtellt werde als das Vaterland
und daß das Beſſerwiſſenwollen Einzelner das Daſein der Ge-
ſammtheit gefährdet. Ernſte Bilder ziehen am Horizonte herauf;
nicht nur die Zeiten des letzten Krieges, der ſchwere Opfer genug
gekoſtet hat, können ſich erneuern, ſondern unſägliches Elend kann
auf lange Zeit über Deuiſchland kommen. Mögen diejenigen, in
deren Hände nunmehr die Entſcheidung gelegt iſt, ſich beſinnen,
ob ſie ſchuld ſein wollen, wenn das Ausland zum Angriff gegen
uns ermuthigt wird und wenn durch die hereinbrechende Kriegs-

Zeitung, zur Zeit noch jeder Anhalt, aus welcher Quelle

— ——

35 Seemannsblut.

Aus Briefen und Mittheilungen eines jungen Seemanns.
Von Balduin Möllhauſen.
(Fortſetzung.)
„Ich machte alſo 'n Ende mit der Angelegenheit. Eines
Tages nahm ich Heuer auf 'nem Oſtindienfahrer, und
nachdem ich das vollbracht hatte, ging ich zu meinem alten
Kapitän und ſeiner Frau, um mich zu verabſchieden. Sie
wollten's mir ausreden, aber ich blieb feſt. Als ſie ein-
ſahen, daß Alles vergeblich, rüſteten ſie ſelber mich aus,
wie 'nen Gentleman; und als ich ging, da hatten Beide
feuchte Augen — bei Gott, Dick, ich ſag' nicht zu viel —
deutlich gewahrte ich, daß Waſſer in ihnen zuſammenlief,
und heilig mußte ich verſprechen, ihrer ſtets eingedenk zu
ſein, nicht zu vergeſſen, daß ich unter ihrem Dach 'ne com-
fortable Heimath beſitze. Das iſt das Letzte, was ich von
ihnen ſah und hörte.“
„Haſt Du das freundliche Anerbieten Dir nie zu Nutze
gemacht, Billy Raily?“ fragte ich.
„Nun und nimmermehr, Dick. Mocht's mir immerhin
zeitweiſe nicht ſonderlich ergehen, ihre Schwelle hätt' ich
nie betreten.“
„Sie mögen heute noch leben, Billy Raily, und wür-
den ſich doppelt freuen, Jemand wiederzuſehen, der ihnen
den Weg zu ihrem Glücke anbahnte.“
„Dick, Du magſt ſchreiben und leſen wie 'n Studirter,
aber davon verſtehſt Du nichts,“ erwiderte Billy Railh,
„daß ſie noch leben, hoffe ich von ganzem Herzen; aber
wiederſehen? Verdammt! auch ſie können nicht jünger ge-

fällige, runzelige Großmutter, möcht' ich ſie nicht wieder-
erkennen. Das Bild von ihr, wie's in meinem Gedächtniß
ſicher aufgeſtaut iſt, würde verwiſcht werden, wie auf dem

Heck der friſch angeſtrichene Schiffsname, wenn Du mit

'inem Schrubber darüber hinfährſt. Und das Bild in
ſeinem alten korrekten Jugendglanz kann ich nicht miſſen.
Hab's nun ſchon an die dreißig Jahren mit mir herum-

getragen, und manche Stunde da vorn beim Auslugen,

wenn Alles ringsum ſtill und ſchwarz, hab' ich's vor mich
hingezaubert und mich d'ran erheitert — nein, Dick, das
Bild kann ich nicht miſſen. Und dann noch Eins: Heute
bin ich nur noch 'n elendes Wrack, das iſt Alles, was von
dem luſtigen, jungen Billy Raily übrig blieb, und in mei-
nem Geſicht ſteht's geſchrieben — 'n neugeborenes Kind
kann's leſen — daß ich nicht lebte wie 'n reg'lärer nüch-
terner Mann. Sollen meine Freunde mich alſo bedauern
und ſagen: „Schade um den Railh, der ſich im Trunk 'n
verfrühtes Alter holte? Nein, Dick, das möcht' ich nicht
hinnehmen; ich würde vor Scham zuſammenknicken, wie
damals die Binſen vor dem Bug meiner Jolle. Denn zu
ſagen und einzugeſtehen, daß ich's mir angewöhnte, um zu
vergeſſen, auszulöſchen — verdammt, Dick, lieber verlör'
ich auch mein zweites Auge, damit ich die Menſchen nicht
mehr anzuſehen brauchte.
„Ja, Dick, mein Leben iſt verpfuſcht, verloren, und das
läßt ſich nicht ändern. Auch iſt's für mich 'n comfortables
Bewußtſein, daß meine Freunde denken, ich hätte irgendwo
n ehrliches Seemannsgrab gefunden, und daß ſie bedauern,
den getreuen Billy Railh nicht wieder geſehen zu haben.“

„ „Sollte ich in nächſter Zeit auf Newyork fahren,“ er-
worden ſein. Säh' ich die ſchmucke Juana als 'ne ſchwer⸗ widerte ich, „ſo möchte ich ſelber den Kapitän Simpſon herüber.

aufſuchen und ihm von Dir und Deiner Anhänglichkeit er-
zählen.“
Billh Raily lachte ſpöttiſch.
„Biſt 'n ſcharfer Burſche,“ bemerkte er darauf gut-
müthig, „aber der Billy Railh iſt noch ſchärfer. Oder
glaubſt Du, ich hätte an dergleichen nicht gedacht und Dir
den richtigen Namen geſagt? Halloh, Dick, ich bin ein zu
alter Hai, um auf ſolche Angel zu beißen. Gib Dir alſo
keine Mühe. Wenn wir Beide auseinandergehen, treibt der
Eine hierhin, der andere dorthin, und da möcht's nicht
leicht angehen mit dem Wiederfinden. Aber mit dem wil-
den Leben hat's 'n Ende. Ich ſetz' nur noch 'nen Fuß
auf's Land, um 'ne neue Heuer zu ſuchen oder 'n Stück
Zeug zu kaufen. Der Satan über jeden Schlepper, der's
verſucht, mich zum unmäßigen Trunk zu verführen.“
Wie oft hatte Billy Railh in ſeinem Leben ähnlich ge-
ſprochen, und auch dieſes Mal traute ich ihm die Kraft
nicht zu, das feierliche Gelübde zu halten. Wie bedauerte
ich den vereinſamten, wunderlichen, alten Burſchen! Ich
betrachtete die hagere Geſtalt, die in der That an ein altes
Wrack erinnerte, und in den mächtigen Gliedern dennoch
eine Kraft barg, die unerſchöpflich zu ſein ſchien. Warum
konnte es mit ſeiner Willenskraft nicht ebenſo beſtellt ſein?
Dann ſpähte ich gleich ihm wieder auf das Meer hinaus,
welches ſtill wogte und aus den vereinzelten Schaumkämmen
uns träumeriſch leuchtende Blicke zuſandte. In der Take-
lage ſang es leiſe, indem die Briſe die breiten Segelflächen
ſuchte. Vor dem Bug und an der Schiffswand hin ziſchte
es geheimnißvoll.
Vom Steuerrad tönten die fälligen Glockenſchläge
Schluß folgt.)
 
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