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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

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d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

N. B3.

Donnerstag, den 28. Oktober

1886

Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupt-
r und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg werden fur die
Monate November und Dezember
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, vei den Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Neu eintretende Abonnenten erhalteu das Blatt bis
Ende Oktober gratis zugeſtellt.



* Politiſche Umſchau.

Die Conſervative Correſpondenz tritt fortgeſetzt für eine
größere Annäherung zwiſchen Nationalliberalen und
Conſervativen ein und verlangt namentlich, daß bei
allen Wahlaktionen, wo beide Parteien in Frage kommen,
ſie möglichſt gemeinſam vorgehen, ſo zwar, daß jedesmal
die in der Minderheit befindliche die ſtärkere unterſtützt.
Zu dieſen Forderungen des offiziöſen Parteiorgans der
Conſervativen bietet das Verhalten der Landpoſt und die
Borgänge im Wahlkreiſe Mannheim⸗Weinheim-
Schwetzin gen eine ſeltſame Illuſtration. Dort
treiben die Konſervativen nackte Parteipolitik und ſchaffen
mit allen Kräften eine Situation, die der Sozial-
demokratie die günſtigſten Ausſichten eröffnet. Noch iſt es
Zeit, daß die Theorieen der conſervativen Correſpondenz
ſich in Mannheim praktiſch bethätigen. Ganz ohne Eindruck
dürften dieſelben auf die Landpoſt, welche ſo emſig dafür
arbeitet, daß die Conſervativen anläßlich der Mannheimer
Wahl im parteilichen Intereſſe eine Heerſchau über ihre
Getreuen abhalten, wohl nicht bleiben.
Lord Churchill, der engliſche Miniſter und geheim-
nißvolle Continentalreiſende, hat jetzt in Bradford eine
Rede gehalten, die gegenüber derjenigen von Dradford,
welche der Lord bekanntlich vor ſeiner Reiſe hielt, ſehr
friedlich und beſcheiden klingt. Der Lord von Dradford
iſt alſo ein ganz anderer als der Lord von Bradford —
und das hat mit ihren Enttäuſchungen die Vergnügungs-
reiſe gethan! Denn Lord Churchill verſicherte nämlich ſelbſt
ganz ernſthaft, daß er lediglich eine Vergnügungsreiſe nach
Berlin, Wien und Paris gemacht. Während die Dradfor-
der Rede energiſch gegen Rußland Front machte und es
zur Ordnung rief, räth diejenige von Bradford England
eine vorſichtige und friedliche Haltung an. Dieſer Wechſel
in den Anſchauungen des engliſchen Miniſters wird ſchlech-
terdings als das Ergebniß ſeiner Reiſe betrachtet werden
müſſen. Sein Liebeswerben hat offenbar nirgends Gehör
gefunden und ſeine Anhänger mögen ſich nach ſeinen neue-
ſten Auslaſſungen ziemlich enttäuſcht fühlen.
Ein Theil der franzöſiſchen Preſſe gefiel ſich in
lüngſter Zeit bekanntlich darin, den Engländern wegen
der egyptiſchen Angelegenheiten auf den Leib zu rücken.
Man ſagte John Bull ohne Weiteres den Krieg an, falls
er ſich nicht dazu verſtünde, den franzöſiſchen Forderungen
wegen Räumung Egyptens Rechnung zu tragen. Gegen
dieſen Standpunkt wendet ſich jetzt der offiziöſe Temps in
einem beachtenswerthen Artikel. Nach einer Abfertigung
iener Preſſe, welche heute mit Rußland liebäugelt, in der
Hoffnung, in ihm einen Bundesgenoſſen gegen Deutſchland
zu finden, und morgen in Berlin eine Stütze gegen England
ſucht, geht das Blatt auf die egyptiſchen Ereigniſſe über
und gibt zu, daß man Grund zur Klage über die Haltung

Heidelberg, 28. Oktober.

Englands habe. Aber man müſſe doch bedenken, welche
Folgen ein feindliches Auftreten gegen England haben werde;
wenn man England zur Räumung Egyptens auffordere oder
auch nur von ihm verlangen werde, das Ende ſeiner Beſetzung
anzugeben, ſo werde es ſich wie bisher weigern, auf die
Aufforderung zu antworten und ſicherlich jede beſtimmte
Verpflichtung ablehnen. Aber ſelbſt wenn die Engländer
Egypten räumten, ſo würde daraus doch Frankreich kein
Heil erwachſen. Der Khedive könne den fremden Schutz
nicht entbehren und Frankreich könne doch nicht als Erbe
der jetzt ſo heftig bekämpften engliſchen Stellung auftreten.
Es ſei daher nicht nur lächerlich, ſondern auch gefährlich,
ſich Egyptens wegen mit England zu entzweien, denn
eine Aufforderung an England, die Ufer des Nils zu
räumen, ſei ein Schritt, welchem durch den Krieg Nach-
druck verſchafft werden müſſe.
Frankreich auf ſich ſelbſt angewieſen, denn Egypten, das
möge man bedenken, habe nicht mehr Anrecht auf die
Knochen der pommer'ſchen Grenadiere als die orientaliſche
Frage. Ein ſolcher Krieg aber ſei zwecklos, denn er könne
doch Frankreich nicht in den Beſitz eines Landes ſetzen, für
deſſen Unabhängigkeit es gekämpft habe; er ſei gehäſſig,
denn er würde zum Bruch eines wirklich politiſchen Bünd-
niſſes führen und Frankreich den ſeltſamſten Vergleichen
mit dem Oſten Europas ausſetzen, er ſei aber glücklicher-
weiſe auch un möglich, denn an könne nicht denken,
daß ein Miniſter eine ſolche Erklärung der Kammer vor-
legen, daß ein Parlament derſelben zuſtimmen und daß ein
demokratiſches Land ſeine Streitkräfte zu ſolchem Dienſte
verwenden würde. — Man wird wohl nicht fehl gehen, wenn
man annimmt, daß dieſe Friedensmahnung des franzöſiſchen
Regierungsblattes nicht nur zeitlich und zufällig, ſondern
urſächlich mit den Verhandlungen zuſammenfällt, welche der
neue Botſchafter der Republik mit der deutſchen Regierung
führt.
Ob die Bul garen in dem ungleichen Kampfe, den
ſie zu führen haben, ſiegen der unterliegen, — man wird
ihnen das eine nicht beſtreiten können, daß ſie ſich mit Auf-
bietung aller Kräfte gewehrt haben. Jetzt ſieht es nun wie-
der ſo aus, als ob die ruſſiſchen Ausſichten im
Steigen begriffen wären, und zwar nicht etwa wegen des
Eingreifens des Herrn Gadban, ſondern weil ſich ſeit ei-
nigen Tagen der Bulgaren das Gefühl bemächtigt hat, daß
ſie von den Mächten verlaſſen ſind und daß vor allem
Oeſterreich⸗Ungarn nicht geſonnen iſt, den von Herrn von
Tisza gezogenen Wechſel einzulöſen. Ein mit den Ver-
hältniſſen gut vertrauter Berichterſtatter der Köln. Ztg.
führt dies in überzeugender Weiſe aus und ſchildert zu-
gleich die Stimmung der Bulgaren folgendermaßen: Noch
vor kurzer Zeit glaubte man die Sicherheit zu haben, daß
Oeſterreich den bulgariſchen Unabhängigkeitsbeſtrebungen
wenigſtens ſeine moraliſche Unterſtützung geben würde, aber
jetzt hat man auch dieſe Hoffnung nahezu gänzlich verloren.
Oeſterreich hatte eine Gelegenheit, den Bulgaren einen ſehr
leichten und dabei doch ſehr wichtigen Dienſt zu erweiſen;
es hat dieſe Gelegenheit aber nur dazu benutzt, um zu be-
weiſen, daß es gegen Rußland nicht aufzutreten wagt. Die
Bulgaren legten den größten Werth darauf, daß die Konſuln
der Mächte ſich zur großen Sobranje nach Tirnowa be-
gaben, um dadurch zu bekunden, daß ſie die Verſammlung
als zu Recht beſtehend anerkennen. Obgleich nun keine
einzige Macht — natürlich mit Ausnahme von Rußland

In einem Kriege aber ſei

— gegen die Gültigkeit der Wahlen Einſprache erhebt, ſo
hat doch der öſterreichiſch⸗ungariſche Vertreter ſich auf Grund
ihm gewordener Weiſungen geweigert, nach Tirnowa zu gehen.
Der Vorwand, daß man in Tirnowa vorläufig ja doch nur
Angelegenheiten rein innerer Natur berathen werde, und
daß daher die Anweſenheit ausländiſcher Vertreter nicht
nöthig ſei, iſt ſo fadenſcheinig, daß man kein Wort zu ſeiner
Widerlegung zu verlieren braucht. Die Sache liegt ſehr
einfach: Oeſterreich, welches das größte Intereſſe daran

hat, daß Bulgarien ein unabhängiger Staat bleibe, ver-

weigert den darauf gerichteten Beſtrebungen ſeine auch nur
moraliſche Unterſtützung aus Furcht, bei Rußland anzuſtoßen.
So iſt es und ſo faſſen es die Bulgaren auch auf. Daß
der deutſche Vertreter nicht nach Tirnowa gehen würde,
ſah man voraus, daß aber auch Oeſterreich ſich zurückziehen
würde, hatte man um ſo weniger geglaubt, da von Oeſter-
reichs Stellungnahme auch die Italiens und Englands ab-
hing. Letzteres war und iſt jederzeit bereit, nach Tirnowa
zu gehen, fühlt aber ſehr wohl, daß ſeine alleinige Be-
theiligung mehr ſchaden als nützen würde. Es wollte alſo
nur gehen, wenn noch eine andere Großmacht mitginge.
Aehnlich lag der Fall bei Italien, welches ſich der Mehr-
heit anzuſchließen verſprach und alſo mitgegangen wäre,
wenn es Oeſterreich und England geihan hätten. Alles
hing alſo von Oeſterreich ab, und daß man ſich in dieſem
getäuſcht, ruft eine arge Entmuthigung hervor.

Deutſches Reich.
Berlin, 27. Oct. Graf Herbert Bismarck iſt
von Varzin zurückgekehrt. — Die Unfallverſicherung
der Seeleute ſieht die Bildung einer einzigen Berufs-
genoſſenſchaft vor, und läßt kleinere Schiffe unter 50 Tonnen
Raumgehalt vorläufig frei; beſondere Modificationen der
Haftpflicht ſind für Unfälle, welche durch Schiffscolliſionen
herbeigeführt werden, vorgeſehen. — Auf Grund des So-
cialiſtengeſetzes iſt hier ein öſterreichiſcher Arbeiter-
Kalender für 1887 verboten worden. — Die
Nordd. Allgem. Ztg. conſtatirt hente, daß durch die Maß-

regeln gegen die Reblaus die Krankheit der

Reben weit zurückgedrängt worden iſt. Im Jahre 1885
gab es noch 88 Anſteckungsherde mit 2 713 kranken
Reben, 1886 nur 37 Herde mit 275 kranken Reben;
zu hoffen iſt, daß unter der Mitwirkung des Winzer-
ſtandes das Uebel wirkſam zu bekämpfen ſein wird. —
Die allgemeine Conferenz der internationa-
len Gradmeſſung wurde heute Nachmittag zwei Uhr
im Beiſein der Miniſter v. Bötticher, Dr. Lucius,
v. Scholz und Dr. Friedberg von dem Cultus-
miniſter mit einer Begrüßungsrede eröffnet, welche auf
die hohe Bedeutung der Conferenz hinwies und des ver-
ſtorbenen Generals Bayer wärmſtens gedachte. Der bis-
herige Präſident der permanenten Commiſſion, General
Ibanez⸗Madrid, antwortete dankend. Zum Präſidenten
der Conferenz wurde Förſter⸗Berlin, zu Vicepräſidenten
Struve⸗Pulkowa (Sternwarte bei Petersburg), Faye-
Paris, zum Schriftführer Hirſch⸗-Neufchatel gewählt.
Vertreten ſind die Deutſchen Staaten, Belgien, Dänemark,
Frankreich, Italien, Oeſterreich, die Niederlande, Portugal,
Rumänien, Rußland, Schweden und Norwegen, die Schweiz
und Spanien. Morgen empfängt der Kaiſer das Prä-
ſidium der Conferenz.
Mainz, 27. Oct. Die ſoeben in Gegenwart miehrerer

Der ältere Sohn des Oberſten war ſchon davongelau-
fen; ein allgemeiner Aufbruch folgte dem vergnügten Bei-
einander unter den Buchenkronen; eiligſt herbeigekommene
Diener rafften das unbenutzte Frühſtücksgeräth zuſammen
und trugen in Körben die erbeuteten Pilze nach Hauſe.
Man war verſtimmt, unangenehm berührt, die Baronin
hielt ſich kaum aufrecht. Sie konnte es nicht vermeiden,
ö mit den Uebrigen in die Villa des Oberſten zu gehen, ob-
wohl ſie ſich beobachtet wußte, von ſpähenden Blicken um-
geben. Leo ſchien die ganze Welt vergeſſen zu haben,
dieſes blaſſen dunkeläugigen Mädchens wegen.
Als die Geſellſchaft ankam, ging er in der Uniform
eines der anweſenden Offiziere unruhig vor dem Hauſe auf
und ab. Ihm ſchien es, als brenne der blaue Rock wie
ein Neſſusgewand, — er hielt zuweilen die Hände über
die Augen und dachte, daß es am beſten ſein würde, jetzt
in die Tiefe der Erde zu verſinken, bis hinein in das
ſagenhafte Feuer, das den innerſten Mittelpunkt bildet und
das ihn verzehren würde in weniger als einer Sekunde.
So ſah ihn die Varonin, ſo ſahen ihn zwanzig
andere Augen. Als ſich die Damen näherten, war er ver-
Hwunden.

zur Stadt geſchickt. Der Doktor war längſt bei dem ohn-
mächtigen Mädchen, er und die gutmüthige Müllerin brach-
ten das arme Weſen in's Leben zurück, aber es vergingen

Lieutenant Goverts hatte ſchon vorhin den Reitknecht

wanderte ziellos durch den Wald, zerriſſen von einer Ver-
zweiflung, der er nicht chr zu gebieten vermochte. So,
wie fie waren, konnten die Dinge nicht bleiben, aber —
woher ſollte die Erlöſung kommen?
Gegen Mittag brachte der Oberſt die Baronin im Wa-
gen nach Hauſe. Sie erwartete nicht, den Freiherrn zu
ſehen, ſie war wirklich krank und ließ es gern geſchehen,
als ihr Pauline alle jene kleinen Dienſte erwies, die in
ſolchen Fällen das Leiden erträglicher machen. Lisbeth ſaß
wie gewöhnlich im Pavillon bei der Eigenthümerin des
Haufes, mit der ſie ſich auf das Lebhafteſte befreundet
hatte, während Pauline der Baronin kalte Umſchläge auf
die Stirn legte und es niemals zu bemerken ſchien, wenn
Rudolfs Mutter leiſe vor ſich hinweinte, unfähig, ihre
Faſſung dem andrängenden Unglück gegenüber zu bewahren.
Als der Baron nach Hauſe kam, verließ Pauline die

unteren Räume, um ſich in ihr eigenes Zimmer zu be-

geben, aber obgleich Leo ſah, daß ſeine Gemahlin leidend
ſein müſſe, hielt er ſich doch ihrem Boudoir gänzlich fern.
Die beleidigte Frau hörte ihn hin⸗ und hergehen, er zog
einen Stuhl an den Tiſch und dann wurde es auch bei
ihm ſtille.
ſehen zu haben.
Die Vorhänge waren herabgelaſſen, auf dem Tiſche
brannte eine große Kugellampe, tiefe Stille beherrſchte das
altväteriſche Zimmer. Die Baronin ertrug es nicht länger,
ſo einſam und lautlos in den Kiſſen des Sophas zu liegen,

Er ſchrieb, — Adele wußte es, ohne es ge-

— Stunden, ehe dies Ziel erteicht war. Leo erſchien nicht im ihr Kopf brannte wie Feuer, ihre Hände waren von einem

31) ö F rauenloos. Geſellſchaftszimmer, es wäre ihm unmöglich geweſen, jetzt nervöſen Zittern beherrſcht; ſie erhob ſich, ſchloß die Knöpfe

Von S. v. d. Horſt. den Anforderungen der Etiquette Genüge zu leiſten, er des weißen Morgenkleides und ſchlich geräuſchlos durch die
(Fortſetzung.) ö offene Thür in das Nebenzimmer.

Leo ſchrieb; ſeine Feder flog über das Papier, er ſaß
gebückt und war ſo in ſeine Arbeit vertieft, daß er von
ihrer Gegenwart nichts bemerkte. Ein Briefbogen, eng
gedrängt auf allen vier Seiten beſchrieben, lag neben ihm
auf dem Tiſche, während er ein neues Blatt ergriffen hatte
und emſig weiter ſchrieb. Die Baronin fühlte in dieſem
Augenblick eine Qual, die ſie faſt erſtickte, — — an wen
mochte der lange Brief gerichtet ſein?
Und dann mußte ihm doch irgend ein Etwas ihre
Gegenwart verrathen haben, er fuhr herum und legte wie
ſchützend die Hand über den Bogen. „Du hier?“ rief er
blitzenden Auges. „Seit wann beliebt es Dir, Dich her-
einzuſchleichen, anſtatt offen zu kommen?“
Sie ließ ſeine Frage unbeachtet, ihre weiße ausgeſtreckte
Hand berührte faſt das Papier. „An wen iſt dies Schrei-
ben gerichtet, Leo? Ich könnte es nehmen und den In-
halt leſen!“
Er lachte kurz und rauh, ſeine Blicke bohrten ſich in
die ihrigen. „Wage es!“ ziſchte er.
Sie trat unwillkürlich zurück. „Willſt Du mich mor-
den, Leo? — Großer Gott, mit welchen Blicken Du mich
anſiehſt!“
Er verſchloß den Brief, ohne von ihren Worten die ge-
ringſte Notiz zu nehmen; in ſeiner Seele aber lebten ſie
dennoch fort und wollten nicht wieder verſtummen.
ö (Fortſ. folgt.)
 
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