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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0327

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u. Privatanzeigen
4* bedeut. ermäßigt.
Gratis⸗Aufnahme

Iulertiansgebũhr
15.Jfür die 1ſpal-

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

— Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.
*. 2⁴8. Freitag, den 17. September 1886

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 17. September.
„Zu dem geſtern eröffneten Reichstage ſind die Ab-
kordneten in großer Anzahl erſchienen; die Beſorgniſſe
negen einer möglichen Beſchlußunfähigkeit haben ſich alſo
eulicher Weiſe nicht erfüllt. Außer mit dem ſpa-
Nen Handelsvertrage wird der Reichstag ſich noch mit
Rechenſchaftsbericht über die Verlängerung des kleinen
ir Verungszuſtandes über Leipzig zu beſchäftigen haben,
U0 demſelben geſtern ſogleich zugegangen iſt. Sodann
N mitgetheilt, daß die ſocial⸗demokratiſche Partei eine
ſolbrechung der auswärtigen Politik herbeizuführen beab-
Fuide, indem ſie eine Interpellation über die bulgariſche
Seſe vorbereitet. Unter dieſen Umſtänden würde ſich die
Leſſion vielleicht nicht unerheblich verlängern.
. Es war von verſchiedenen Seiten gemeldet worden, die
ruichsregierung habe den Bevollmächtigten zum Bundes-
the Mittheilungen über die Lage der auswär-
Ren Politik gemacht, es werde auch der Ausſchuß
U0 die auswärtigen Angelegenheiten (der ſogenannte diplo-
deniſche Ausſchuß, in welchem Bayern den Vorſit führh;
Ennächſt berufen werden. Dies alles beruht, wie die
b. P. zu verſichern in der Lager iſt, auf Erfindung;
Abrlt davon auch nicht entfernt die Rede geweſen. Die
Ad,iſe des Fuͤrſten Bismarck am Vorabend der außer-
entlichen Reichstagsſitzung beweiſt am beſten, wie wenig
e Regierung Neigung hat, Fragen auswärtiger Politik
t im Reichstage erörtert zu ſehen.
Wir theilten dieſer Tage einen Artikel des Pariſer
igaro mit, welcher in beachtenswerther Weiſe einer
keundſchaftlichen Annäherung zwiſchen Deutſchland und
rankreich das Wort redete.
10 eine zweite zugeſellt. Das Journal des Débats
zat in einer ſeiner letzten Nummern unter der Form eines
zuener Briefes an hervorragender Stelle eine Darlegung
Wanerhaltniſſes zwiſchen Deutſchland und Frankreich ver-

eütlicht, die ſich ihres ruhigen und ſachlichen Tones
Hiet von dem üblichen Revanchebimbam des größten
Ieiles der Pariſer Preſſe wohlthuend abhebt. Freilich
1 auch die Débats nicht ſelten am Revanchefieber, aber
nleltener ſie der deutſchen Politik eine objektive Würdi-
zu Theil werden laſſen, um ſo mehr verdient der ver-
5 zelnte Fall der Beachtung. „Die Politik Deutſchlands
drankreich gegenüber“, ſo hebt der Berichterſtatter des
henzöſiſchen Blattes an, „erſcheint uns, ſo viel wir es von
aus beurtheilen können, nicht feindlich. Ich glaube
woht fehl zu gehen mit der Behauptung, daß Herr v. Bis-
einen Krieg mit Frankreich keineswegs wünſcht, ſelbſt
40 mit dem einſam daſtehenden, der Bundesgenoſſen ent-
Mten Frankreich.“ Die gewöhnliche Vorausſetzung des
Ife Willens von Seiten Deutſchlands, auf welche fran-
ſche Politiker ihre Betrachtungen über die Beziehungen
h beiden Nachbarreiche aufzubauen pflegen, iſt alſo
ö fallen gelaſſen, und daher kommt denn auch
N Franzoſe naturgemäß zu richtigen Schlußfolgerungen.
hngt Bismarck habe nach Ferry's Sturz ſeine Haltung
ändert, ſondern man habe in Berlin ſofort gemerkt, daß
dem Einzuge Freycinets von Frankreich vom Quai
WMirſay aus ein anderer Wind wehe, und die Folgen

Wulir ſehr bald, am deutlichſten in der griechiſchen Frage,

Dieſer Friedenstaube hat

Rutr franzöſiſchen Schwenkung ſeien in der europäiſchen

zum Schaden Frankreichs zutage getreten. Daraus allein
ſei das geſpannte Verhältniß, wie es in dem erbitterten
Federkriege der Preſſe beider Länder ſeinen Ausdruck finde,
zu erklären und „die tollen Streiche des ſeltſamen Kriegs-
miniſters“ hätten nicht dazu beigetragen, es zu verbeſſern,
daher auch entſpringe jenes unbeſtimmte Gefühl der Beun-
ruhigung, welches ſeit den letzten Wochen über Europa
lag. So ſei die Lage der Dinge geweſen, als Her-
bette zum Botſchafter in Berlin ernannt worden ſei; man
verſpreche ſich in Wien — vom Standpunkte der dortigen
Diplomatie aus redet der Verfaſſer angeblich — von dieſer
Ernennung weder eine unmittelbare Beſſerung noch Ver-
ſchlechterung des Verhältniſſes, aber man glaube, die fran-
zöſiſche Regierung ſei ſich bewußt geworden, daß ſie ſich
von Deutſchland entfernt habe, ohne daß es ihr anderſeits
gelungen ſei, ſich England zu nähern; man ſcheine in Paris
die Vergangenheit etwas zu bedauern und wegen der Zu-
kunft beſorgt zu ſein und fühle jetzt das Bedürfniß, über
die Anſichten, Wünſche und Pläne des Berliner Cabinets
beſſer unterrichtet zu werden. Das begrüßt der Franzoſe

Innd, wenn er recht hat, wir mit ihm als eine Wendung

zum Beſſern: Wenn ſich Herr Herbette bemüht, in die
wahren Anſichten des deutſchen Kanzlers
wird er als erſten Grundſatz jene Friedensliebe finden,
welche die deutſche Politik kennzeichnet, er wird anderſeits
aber auch erfahren, daß Fürſt Bismarck einer Politik des
Mißtrauens und der Böswilligkeit mit Maßregeln zu be-
gegnen weiß, welche nach wie vor alle franzöſiſchen Zette-
lungen zu Schanden machen.
Die bulgariſche Sobranje nahm eine Adreſſe an
den Czaren an, worin es heißt: Die Vertreter der Nation
bitten Gott um ein langes glückliches Leben des Kaiſers
und bringen demſelben ihre aufrichtige Glückwünſche, den
Ausdruck ihrer Anhänglichkeit und tiefen Ergebenheit dar.
Sie ſind überzeugt, daß nach allem, was geſchehen, die
Spannung in den Beziehungen Rußlands zu Bulgarien
aufhören, der Kaiſer, wie früher das bulgariſche Volk und
nationale Werk unter ſeinen hohen Schutz nehmen wird,
für Einigung der Bulgaren, für ihre Selbſtſtändigkeit und
Unabhäugigkeit. Die Adreſſe wurde durch eine Deputation
im ruſſiſchen Conſulat überreicht.
BDeurſches Neſch.
Berlin, 16. Sept. (Reichstag.) Sitzungsſaal und
Tribünen ſind gut beſetzt. Um 2 Uhr 25 Minuten nehmen
die Bevollmächtigten am Tiſche des Bundesrathes Platz.
Bundesbevollmächtigter v. Bötticher verlieſt folgende
Eröffnungsrede: Geehrte Herren! Seine Majeſtät
der Kaiſer haben mich zu beauftragen geruht, den Reichstag
zu eröffnen. Die Berufung deſſelben iſt zu dem Zwecke
erfolgt, um Ihnen das mit der königlich ſpaniſchen Re-
gierung vereinbarte Abkommen über die Verlängerung
des am 12. Juli 1883 zwiſchen dem deutſchen Reich und
Spanien abgeſchloſſenen Handels⸗ und Schifffahrts-
vertrages vorzulegen, deſſen Geltung mit dem 30. Juni
1887 abläuft. Die wegen der Verlängerung dieſes Ver-
trages getroffene Vereinbarung wird Ihnen unverzüglich
mit dem Antrage zugehen, derſelben Ihre verfaſſungsmäßige
Zuſtimmung zu ertheilen. Nach der übereinſtimmenden
Auffaſſung der verbündeten Regierungen entſpricht die Ver-
längerung des Vertrages den Intereſſen und den Wünſchen
unſeres Handels, ſowie unſerer Gewerbthätigkeit. In den

einzudringen, ſo

betheiligten Kreiſen aber wird im Intereſſe der geſchäftlichen
Dispoſitionen Werth darauf gelegt, ſobald wie möglich jede
Ungewißheit über die Fortdauer des Vertrages ausge-
ſchloſſen zu ſehen. Um die rechtliche Geltung der verein-
barten Verlängerung endgiltig ſicherzuſtellen, hat daher die
Ratifikation derſelben ohne Verzug in Ausſicht genommen
werden müſſen. Die verbündeten Regierungen würden
ebenſo, wie ſie hierzu im Jahre 1883 bereit waren, geneigt
geweſen ſein, die Ratifikation herbeizuführen, ohne zuvor
den Reichstag zu verſammeln, in der Hoffnung, daß ihnen
für dieſes Verfahren Indemnität ohne Anſtand nachträglich
bewilligt werden würde. Nach der Aufnahme indeſſen,
welche das damals beobachtete Verfahren in der publi-
ciſtiſchen Beurtheilung gefunden hat, ſind ſie der Meinung,
daß es für ſie geboten erſcheint, den von der Verfaſſung
vorgezeichneten Weg genau einzuhalten, den definitiven Ab-
ſchluß aber nicht bis zum nächſten regelmäßigen Zuſammen-
tritt des Reichstages in Unſicherheit laſſen zu ſollen. Auf
Befehl Seiner Majeſtät des Kaiſers erkläre ich im Namen
der verbündeten Regierungen den Reichstag für eröffnet.
— Nach der Eröffnungsrede bringt Präſident v. Wedell-
Piesdorf ein dreimaliges begeiſtert aufgenommenes Hoch
auf den Kaiſer aus und beſteigt den Präſidentenſitz. Er
beruft ſodann proviſoriſch die Schriftführer und man
ſchreitet zum Namensaufruf. Der letztere ergibt, daß im
Ganzen 223 Abgeordnete anweſend ſind. Das Haus iſt
ſonach beſchlußfähig. Daſſelbe wählte mit 177 von 218
Stimmen den Abgeordneten v. Wedell⸗Piesdorf wie-
der zum Präſidenten; 41 Zettel waren unbeſchrieben. Zum
erſten Vicepräſidenten wurde der Abg. Frhr. v. Francken-
ſtein mit 193 von 195 giltigen Stimmen, zum zweiten
Vicepräſidenten Hoffmann mit 174 von 175 giltigen
Stimmen gewählt. Auf Antrag des Abg. Dr. Windthorſt
wurden die Schriftführer der vorigen Seſſion durch Zuruf
wieder gewählt. An Vorlagen ſind eingegangen: Dar-
legungen über die auf Grund des Socialiſtengeſetzes von
der ſächſiſchen Regierung getroffenen Anordnungen; Handels-
vertrag mit Spanien. Die nächſte Sitzung findet Samstag
ſtatt. Tagesordnung: Erſte und zweite Leſung
des ſpaniſchen Handelsvertrags.
Berlin, 16. Sept. Der Bundes rath hat in der
heutigen Plenarſitzung dem Antrage Preußens auf Ver-
längerung des kleinen Belagerungszuſtandes für Berlin
und Umgegend ſeine Zuſtimmung ertheilt. — Der Con-
greß zur Förderung überſeeiſcher Intereſſen
beſchloß eine Dankadreſſe an den Kaiſer und ein Dank-
ſchreiben an den Reichskanzler für die Colonialpolitik.
Auf Vorſchlag der Sektionen nahm der Congreß eine Reihe
auf Förderung der überſeeiſchen Intereſſen bezüglicher Reſo-
lutionen an, insbeſondere wegen Bildung eines 25⸗gliedrigen
Ausſchuſſes zur Organiſation des Schutzes der deutſchen
Intereſſen, wegen Schaffung direkter Dampferverbindungen,
Einrichtung deutſcher Bankinſtitute für coloniale Unterneh-
mungen, wegen Leitung des Auswanderungsweſens und
Miſſionsweſens ꝛc. In den 25⸗gliedrigen Ausſchuß wur-
den außer Berliner Mitgliedern Götz (München), Grimm
(Karlsruhe), Zilling (Stuttgart), Weſten (Hannober),
Sydow (Dotterpfuhl), Behr (Bandelin), Sellin (Leipzig),
Weber (Dresden), von der Heydt (Elberfeld), Saint Paul
Illaire (Schleſien) und Büttner (Wormditt) gewählt. —
Die mit der Naturforſcherverſammlung verbun-

*

Die Jungferſchlucht.
— Geſchichtliche Novelle von H. Engelcke.
(Fortſetzung.)
Der alte Oberförſter war näher getreten und ſchlug
Krempen ſeines Waldhutes zurück.
„ »Sie haben beide Recht,“ ſagte er mit tiefem Ernſte.
N ich bin der Mann, den Sie, Herr Pfarrer, als Sie
0 Soldatenkleide ſteckten, für einen Marodeur, für einen
nuber hielten, und den Sie mit dem Kolbenſchlag zu
hawen ſtreckten. Als Sie heute Nachmittag bei mir waren,
s ich Sie wiedererkannt, obwohl ich vorher nur ein ein-
5 Mal Sie geſehen. Hören Sie alle mit an, was ich
zu ſagen habe. An jenem ſchrecklichen Tage der
30 iger Schlacht kam ich in gleichem Waldkleide, das ich
ne trage, dem grauen, langen Rocke und dieſem breit-
Madigen Hute, und in demſelben Augenblicke, um mit den
Nuhnern unſerer Dörfer den Verwundeten zu helfen, in
T ungferſchlucht, als die Granate geſprungen war und
latze nd Verderben in die Schaaren der Retter geſtreut
ſaßt Ich kam den Pirſchgang einher und trat am Jung-
Aalein in die Schlucht. Hier lag — nicht etwa, wie Sie
Wer dtt, Herr Pfarrer, ein Feldgeiſtlicher, ſondern unſer
de zehrwürdiger Paſtor von Seehof, der Amtsvorgänger
Reo aſtors Curtius, von den Sprengſtücken der Granate
de zffen, todt auf dem Graſe! Noch hielten ſeine Hände
Sa ziligen Gefäße, Doſe und Kelch, und ich wollte mich
Kundoanach bücken, um die letzteren zu retten vor den
und un der Freibeuter, ich hatte den Kelch ſchon erfaßt
Wollte die Doſe ergreifen, als ein gewaltiger Schlag

auf den Kopf mich traf. Ich glaubte im erſten Augen-

blicke, daß ein herunterfallender, durch die Sprengkugeln
losgeriſſener Aſt auf mich geſtürzt ſei, aber eine Secunde
ſpäter hörte ich nur das Wort „Bube“, und ſah einen jun-
gen Krieger mit umgedrehtem Gewehr neben mir ſtehen, der
ſich auf mich ſtürzte, und, während ich zu Boden ſank, den
Kelch mir wieder entriß. Sie waren es, Sie, Herr Pfarrer
Fromm, — in der Lage, in der ich mich befand, vergißt
man ein ſolches Geſicht ſein lebenlang nicht! Freilich —
alles dauerte nur einen Augenblick! Die Beſinnung ver-
1 mich, aber der graue, dicke Schlapphut hatte mich ge-
chützt.
eine tüchtige Brauſche hatte er hinterlaſſen. Ich kam wie-
der zu mir, als das Getümmel längſt verklungen. Um
mich her lagen die Todten, ſonſt war in der Schlucht alles
ruhig und ſtumm. Ich raffte mich auf, in meinem Kopfe
klang und hämmerte es gar ſonderbar, aber ich fühlte ver-
gebens nach einer Wunde. So ſchlich ich langſam nach
Hauſe. Wollen Sie aber wiſſen, weshalb ich geſchwiegen,
weshalb ich nie von der Sache erzählt? Wohlan! heute,
nachdem ich weiß, daß mehrfacher Irrthum im Spiele war,
daß Sie, Herr Pfarrer Fromm, unſern alten Herrn für
einen Feldgeiſtlichen, mich aber, wegen meiner Kleidung,
für einen Marodeur gehalten, heute will ich es Ihnen
ſagen: Eine falſche Scham hielt mich ab! Ich war lange,
wie Sie, Herr Amtmann, dies ja wiſſen, bevor ich Ober-
förſter wurde, Offizier bei den ſächſiſchen Schützen geweſen.
In der Jungferſchlucht traf mich der unrühmliche Kolben-
ſchlag eines jungen Preußen, wie er dem Verbrecher gegen-
über angewendet wird! Nicht ein ehrlicher Schuß, nicht

Ihr Kolbenſchlag war gefahrlos abgeglitten, nur

ein Stich mit dem Bajonnet! Ich mußte zu Boden fallen,
ohne die Waffe, die ich unter dem Waldrock trug, dem
Feinde gezeigt zu haben, ich wußte es wohl, ich galt in
ſeinen Augen als Räuber, als Verbrecher, als ſchamloſer
Dieb — darum trug ich dieſe ganze Laſt fortan allein
und würde ſie bis an das Ende meiner Tage allein ge-
tragen haben, ohne ein Sterbenswort davon zu erzählen,
wenn Gottes Wille Sie nicht heute ſo über Alles unver-
hofft und überraſchend in mein Haus geführt hätte. Schon
auf meinem Hofe, im erſten Augenblicke, als ich Sie er-
blickte, als ich nicht wußte, wo im Leben ich Sie ſchon ge-
ſehen, fiel es ganz plötzlich wie Schuppen von meinen
Augen. Ich erkannte in Ihnen den jungen preußiſchen
Soldaten aus der Jungferſchlucht. Sie vermochten natür-
lich nicht, mich wieder zu erkennen, denn Sie hatten mein
vom Waldhut verhülltes Geſicht ja nie erblickt. Was in
meinem Innern heute Nachmittag vor ſich ging, wird Ihnen
kein Räthſel ſein! Sie waren an Ihrem Irrthum in der
Jungferſchlucht nicht ſchuld, ich und meine Kleidung, mein
unbeſonnenes Rettungswerk trugen allein die Verantwortung.
Sie handelten als braver Soldat, Sie ſchützten Gottes
Eigenthum! Ich gewahrte heute Nachmittag, daß Sie ein
voller und ganzer Mann geworden waren, ich begriff recht
wohl, daß Sie allein und ohne Begleitung die verhäng-
nißvolle Schlucht wiederum ſehen wollten, und ich entſchloß
mich, ohne daß Sie meine Nähe merken würden, Sie vor
den Gefahren zu ſchützen, welche Nachtzeit und aufſteigen-
der Nebel im dunkeln Walde und am großen Sumpfe jedem

Menſchen bereiten.“
(Schluß folgt.,
 
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