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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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Cꝛſchrint
täglich Sonntags
ausgenommen.

Irris
mit Familien-
blättern viertel-
jährlich 2% 60
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

Veidelberger

Dagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

* I U 4* bedeut. ermäßigt.
Gralis⸗Aufnahme

ZIuſerlionsgebũhr
15. 3fürdie 1ſpal-
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hieſ. Geſchäſis-
u. Privata eigen

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Nr. 303.

Maontaa, den 27. Dezember

1886.

Auf die „Heidelberger Zeitung“ — Haupt-
und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg merden für die
Monate Januar, Februar und März
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, dei den Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Nen eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Dezember gratis zugeſtellt.

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 27. December.
In einer Betrachtung der allgemeinen Weltlage ſagt
die Nationall. Correſp.: Die Thatſache, welche heute die
europäiſche Politik beherrſcht, iſt die engliſche Miniſterkriſis,
welche durch den Rücktritt des Lord Churchill hervorgerufen
iſt. Wir enthalten uns an dieſer Stelle jeder Betrachtung
über den inneren Zuſammenhang der Weihnachtsüber-
raſchung, die Lord Churchill ſeiner Partei bereitete, ob die
innere oder die äußere Politik die Gründe abgab. Es
iſt dies für die Beurtheilung der Folgen des Abgangs des
politiſchen Leiters des Cabinets nach außen hin ziemlich
gleichgültig. Ja ſelbſt die Frage iſt nicht entſcheidend, ob
und wie es gelingen wird, das Cabinet Salisbury wieder
zuſammenzuflicken. Weſentlich iſt der in ganz Europa her-
vorgerufene Eindruck der, daß alle politiſchen Combinatio-
nen, welche auf die Dauer und Feſtigkeit des Cabinets
Salisburys gebaut ſind, erſchüttert oder gar hinfällig ge-
worden ſind. Die Abmachungen zwiſchen England und
Oeſtreich waren angeblich auf den beſonderen Fall der ruſ-
ſiſchen Beſetzung Bulgariens beſchränkt. Da die Beſetzung
jetzt als ausgeſchloſſen zu betrachten iſt, ſo iſt damit das
Einverſtändniß zwiſchen Oeſtreich und England thatſächlich
zu Ende. Gerade in dem Augenblick, wo England jour-
naliſtiſch und diplomatiſch ſeinen Feldzug gegen die Türkei
eröffnet hat und für dieſe Combination nach Stützpunkten

ſucht, iſt der Stoß, der in das Cabinet Salisbury trifft,

beſonders bedeutungsvoll.
Der Standard ſchreibt: „Frankreich und Ruß-
land find die Mächte, welche den Frieden Europas be-
drohen. Der Grundgedanke des franzöſiſchen Volkes und
jedes franzöſiſchen Miniſteriums ſeit 15 Jahren iſt gewe-
ſen, die Rüſtungen auf eine ſolche Hoöͤhe zu bringen, um
die verlorenen Provinzen zurückzuerobern. Trotz der be-
denklichen franzöſiſchen Finanzen wird Geld mit vollen
Händen ausgegeben, um dieſen Lieblingsgedanken auszu-
führen. Wie lange wird Deutſchland dieſem Schauſpiel
noch ruhig zuſehen? Ein Krieg zwiſchen Deutſchland und
Frankreich wäre ein Unglück, ſo groß, wie es nur eines
für die Welt geben könnte. Aber gerade darum wollen
wir deutlich reden. Nach unſerer Ueberzeugung wird
Frankreich bei einem neuen Conflikt zwiſchen den beiden
Nationen wiederum den Kürzeren ziehen, und die das letzte
Mal geforderte Buße wird nichts ſein im Vergleich zu der
Strafe, welche nach einer zweiten Niederlage auferlegt wer-
den wird. Nach aller menſchlichen Berechnung würde
Frankreich auf viele Jahre zu einer Macht zweiten Ranges
herabſinten. Wartet Deutſchland freilich aufs Ungewiſſe,
bis es Frankreich gefällig iſt, den unvermeidlichen
Conflikt zu beginnen, ſo möchte ſich das Gegentheil

ben, daß Deutſchland ſo handeln wird? Was Rußland
betrifft, ſo ſind die Beweggründe ſeiner Politik ebenſo klar.
Bulgarien ſoll geopfert werden, damit die Straße nach
Konſtantinopel frei wird. Die wachſende Gereiztheit zwi-
ſchen Oeſterreich und Rußland entſpringt derſelben Quelle.
Wir hahen uns über die franzöſiſchen und ruſſiſchen Plane
kaum ſtark genug ausgedrückt. Deutlich geredet, ſind Beide
einfach Verſchwörer gegen den Weltfrieden. Daß Beide
in einem Kriege unterliegen werden, glauben wir feſt.
Zum Unglück aber verliert auch der gewinnende Vogel
Federn, und iſt es ſchlimm, daß friedliebende Nationen
durch andere in Kriege geſtürzt werden, deren Beweggründe
in dem einen Falle ſchrankenloſe Eitelkeit, in dem anderen
ſchrankenloſer Ehrgeiz ſind.“
An leitender Stelle brachten letzter Tage die chauviniſtiſche
„France“ und der panſlawiſtiſche „Nowoje Wremja“ nahezu
denſelben Artikel. Beide Blätter bemühen ſich, Deut ſch-
land zu überzeugen, daß England der wahre Feind
und der Störenfried der Welt ſei.
„In dieſem Augenblick“, ſo ſagt die France, „ſind Rußland,
Deutſchland und Frankreich über Bulgarien einig, deßhalb möchte
England einen Zwietrachtsapfel zwiſchen uns werfen. . . . Die
Wahrheit iſt die, daß die ruſſiſchen Publiziſten uns Avancen ge-
macht haben, die wohl mit Sympathie, aber mit großer Reſerve
von der öffentlichen Meinung und der Regierung aufgenommen
wurden, welche erklärt hat, ſie nehme an den Angelegenheiten
Bulgariens keinen Antheil. Es gibt einige Franzoſen, welche hart-
näckig die Betrogenen Englands ſein wollen. Dieſen wird es aber
nicht gelingen, uns mit Deutſchland zu verhetzen, damit es die
Gelegenheit benütze, um ſich Egyptens und aller unſerer Colonien

zu bemächtigen. Die Deutſchen verſtehen ihr Intereſſe, wie wir
das unſrige.“

So tönt es von der Seine! An der Newa meint die
„Nowoje Wremja“:
Die „Nationalzeitung“ habe jüngſt ganz richtig geſagt, die bul-

der mittelaſiatiſchen Situation. Das ſei nichts Neues; indeſſen
könne die Erinnerung daran nicht ſchaden. Die mittelaſiatiſchen
Angelegenheiten werden indeſſen auch heute von Rußland mit
Nachdruck verfolgt, die europäiſchen Händel ſeien darauf von keinem
Einfluß. Rußland verlange von Oeſterreich und Deutſchland nur
das Eine, daß dieſe beiden Mächte nicht das friedenſtörende
Verhalten Englands anſpornen. Wenn dieſer beſcheidene
Wunſch erfüllt wird, ſo wird die bulgariſche Frage ſchnell ohne
weitere Schwierigkeit gelöſt ſein in dem Sinne, in welchem die
ruſſiſche Regierung die Möglichkeit einer befriedigenden Löſung
überhaupt begreifen kann. Dieſe Löſung wird Lord Salisbury
und ſeinen Helfershelfern natürlich nicht unerwünſcht ſein; Ruß-
land aber wird ſeine mittelaſiatiſche Politik mehr wie je ohne
Rückſicht auf die Anſichten des Cabinets von St. James einrichten.
Iſt es, fragt die „Nat.⸗Ztg.“, die Selbſtbewegung der
Idee nach Hegel, welche das Pariſer und das Petersburger
Blatt auf dieſelbe Gedankenreihe bringt, England als An-
griffsobjekt zu nehmen und von Deutſchland abzufehen?
Oder ſollte es irgend Stellen geben, die dieſer Ideenbeweg-

ung Vorſchub leiſten?

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 24. Dec. (Amtlich.) Se. Königl. Hoheit
der Großherzog haben den nachgenannten Königlich
Preußiſchen Offizieren und Militärärzten den Orden vom
Zähringer Löwen verliehen und zwar 1) das Ritterkreuz
1. Klaſſe mit Eichenlaub: dem Oberſtlieutenant von Win-
nin g, etatsmäßiger Stabsofftzier im 2. Garde⸗Regiment
zu Fuß; 2) das Ritterkrenz 1. Klaſſe: dem Major Müller,
aggregirt dem Infanterie⸗Regiment Nr. 131, dem Major

gariſche Epiſode ſei einfach eine engliſche Diverſion zur Entlaſtung

Ritterkreuz 2. Klaſſe mit Eichenlaub: dem Hauptmann
von Colomb, Compagniechef im Braunſchweigiſchen In-
fanterie-Regiment Nr. 92, dem Hauptmann Haeffner,
aggregirt dem 3. Rheiniſchen Infanterie⸗Regiment Nr. 29,
dem Rittmeiſter von Rothkirch und Panthen, Es-
cadronschef im 1. Großherzoglich Heſſiſchen Dragoner-
Regiment (Garde⸗Dragoner⸗Regiment) Nr. 23, dem Stabs-
und Bataillonsarzt Dr. Weigand im 4. Badiſchen In-
fanterie⸗Regiment Prinz Wilhelm Nr. 112, dem Stabs-
und Bataillonsarzt Dr. Fab ric ius im Badiſchen Train-
Bataillon Nr. 14, dem Stabsarzt Dr. Wewer bei der
Unteroffizierſchule in Ettlingen; 4) das Ritterkreuz 2.
Klaſſe: dem Premierlieutenant Schütze im Schleſiſchen
Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 6; ferner haben Seine König-
liche Hoheit der Großherzog den Staatsanwalt Lud-
wig Dürr in Mosbach auf den 1. Januar k. J. zum
Landgerichtsrath in Karlsruhe und den Miniſterialſekretär
Dr. Theodor Mühling auf den gleichen Zeitpunkt zum
Staatsanwalt beim Landgerichte Mosbach ernannt.
Karlsruhe, 24. Decbr. Der Staatsanzeiger für das
Großherzogthum Baden Nr. 44 vom 23. December enthält:
1) Unmittelbare Allerhöchſte Eutſchließungen Sr.
Königl. Hoheit des Großherzogs, Erlaubniß zur An-
nahme fremder Orden, Dienſtnachrichten betreffend; 2) Ver-

fügungen und Bekanntmachungen der Staatsbehör-
den, und zwar a. des Miniſteriums der Juſtiz, des Kultus und

Unterrichts, bezüglich der Aenderung von Familiennamen und der

erſten juriſtiſchen Staatsprüfung im Spätjahre 1886; b. des
Miniſteriums des Innern über die Ausgabe von Schuldverſchrei-
bungen auf den Inhaber durch die Stadtgemeinde Konſtanz; e.
des Miniſteriums der Finanzen, wegen der Einrichtung der Groß-
herzoglichen Centralkaſſen; 3) die Mittheilung einer Dienſterledi-
gung; 4) die Anzeige von Todesfällen. — Der Stadtgemeinde
Konſtanz iſt zur Aufnahme einer Anleihe von 3,700,000 die
Ausſtellung von Schuldverſchreibungen auf den Inhaber in eben
dieſem Betrage geſtattet worden.
Berlin, 25. Dezbr. Bei den kaiſerlichen Maje-
ſtäten waren geſtern Abend die hier und in Potsdam
anweſenden Mitglieder der kaiſerlichen Familie zur Feier
des Weihnachtsabends vereinigt. Heute Vormittag wohnten
der Kaiſer unb die Kaiſerin mit den Prinzen und Prin-
zeſſinnen dem Gottesdienſte im Balkonſaale des königlichen
Palais, welcher in eine Kapelle verwandelt war, bei.
Mittags empfing der Kaiſer den Generalfeldmarſchall Grafen
Moltke und die Herren des geſammten militäriſchen Hof-
ſtaates, welche ihren Dank für die kaiſerlichen Geſchenke
zum Weihnachtsfeſte darbrachten. Nachmittags fand Fami-
lientafel bei dem kronprinzlichen Paare ſtatt. — Dem
Fürſten Bismarck iſt aus Genua das nachſtehende Tele-
gramm zugegangen: Die unterzeichneten in Genua an-
ſäſſigen Deutſchen fühlen ſich peinlichſt berührt von
den bisherigen Ergebniſſen der Berathungen der Militär-
commiſſion. Sie glauben im Sinne der großen Mehrheit
der fern der Heimath und deren Parteigetriebe weilenden
Landsleute zu ſprechen, wenn ſie Ew. Durchlaucht ihr un-
bedingtes Vertrauen ausdrücken, überzeugt, daß die von dem
Vaterlande verlangten Opfer zur Sicherſtellung Deutſchlands
nothwendig ſind, und bereit, in Zeiten der Gefahr ihre Hin-
gabe an Kaiſer und Reich auch zu bethätigen.
Köln, 24. Dec. Die auf der Reiſe nach London be-
findlichen bulgariſchen Deputirten Grekow, Dr.
Kaltſchew und Dmitrow haben vor mehreren
Tagen im Hotel du Nord Wohnung genommen. Die beiden

ereignen. Aber können unſere Nachbarn wirklich glau⸗ Steppuhn im Infanterie⸗Regiment Nr. 130; 3) das erſten ſind geſtern Abend, nachdem ſie ſich mit dem auf
Sbl „Dergleichen zu hören war freilich 'ne rechte Wohlthat Freunde hatten's gut genug mit mir im Sinn. Das See-
30) Seemannsblut. für mich, und doch wurmte es, weil ich meinte, es nicht fahren gab Kapitän Simpſon auf, um ſich an 'nem Kauf-

Aus Briefen und Mittheilungen eines jungen Seemanns.
Von Balduin Möllhauſen.
(Fortſetzung.)
„Da meinte der Kapitän zu mir, daß ich ihm und
ſeiner Braut 'nen großen Dienſt geleiſtet habe, den er mir
nie würde vergelten können; daß ich 'ne comfortable Zeit
bei ihm haben ſolle, wo auch immer er ſeine Häuslichkeit
aufſchlage. Weiter meinte er, ohne 'ne Schramme ſei's
wohl nicht abgegangen, aber daran erkenne man 'nen reg-
lären Seemann, daß er 'ne Kleinigkeit nicht achte.
„Das mochte dem Mädchen zu tief in's Herz ſchneiden,
denn mitleidig ſprach es — o, Dick, ich hörte es ſo genau,
wie da unten das Ziſchen des Waſſers —: „„Der arme
Raily; war er nicht, ſo läge ich jetzt vielleicht im Schlamm
des Moores. Aber ſeine Treue koſtete ihn ſein geſundes
Augenlicht.““ ö
„Und als das Wort heraus war, trat der Kaypitän
mit zwei Sprüngen vor mich hin, ſchnell nahm er die Binde
von meinem Kopf. Indem er aber in mein todtes Auge
ſah, wurde er leichenblaß, was viel ſagen wollte für 'nen
Mann von ſeiner Natur. Nicht 'mal 'n Wort des Be-
dauerns oder des Troſtes konnte er ſprechen. Stumm
ſchob er mich zur Seite, worauf er den Riemen aus mei-
nen Händen nahm und ſelber ruderte. Erſt nach 'ner
Weile murmelte er vor ſich hin: „„Armer Burſche, armer
Raily,““ und das klang ſo aufrichtig und gütig, „„jetzt
gehörſt Du mir ganz zu eigen; mein Haus ſoll das Deine
ſein, ich ſelber will dafür ſorgen, daß es Dir nie am Noth-
wendigſten gebricht.““

zu verdienen. Denn hätte der Kapitän gewußt, was noch
am geſtrigen Tage und in der Nacht in meinem Kopf herum-
geg angen war, möcht' er mich anders tractirt haben.
„Auf ſeine guten Worte antwortete ich nicht, ſondern
kühlte meinen Kopf mit Salzwaſſer, bis wir endlich nach
iner halben Stunde feſten Ruderns ſeitlängs vom Klipper
anlegten. Mit 'nem luſtigen Hurrah wurden wir begrüßt,
mit 'nem luſtigen Hurrah flogen Jolle und Kutter an den
Bootsdavids empor. Der Klipper ſchwang herum, die
Segel füllten ſich, und dahin zog er wie'n verliebter Schwan,
der auf der Jagd nach 'nem Partner.
„Ja, Dick, das iſt die korrekte Geſchichte, wie ich um
mein Auge gekommen bin. Was an Bord nur irgend zu
meiner Pflege geſcheheu konnte, das geſchah. Bald war's
der Kapitän, bald Juana oder deren Dienerin, die mir den
Verband erneuerten; aber was konnt's helfen? Das Auge
war fort, und ſo iſt's geblieben bis auf den heutigen Tag,
und hundert Jahre mehr würden's nicht ändern.“
Bei den letzten Worten klopfte Billy Raily ſeine Pfeife
aus, dann lehnte er ſich wieder auf die Brüſtung. Ein
Weilchen ſchwiegen wir, und als ich glaubte, daß der alte
Burſche meinen Fragen wieder zugänglich ſei, erkundigte
ich mich nach ſeinen ferneren Schickſalen und weshalb er
ſich von ſeinen Freunden getrennt habe. Anſtatt in ſeinen

früheren erzählenden Ton zu verfallen, antwortete er mit
der ihn ſeltſam characteriſirenden Sorgloſigkeit: Die Frage
iſt korrekt, Dicky, denn, nachdem ich Dir 'n gehöriges
Garn abgeſponnen habe, iſt's nothwendig auch 'nen reg-
lären Knoten vor's Ende zu ſchlagen. — Nun ja, meine

übrig.

mannsgeſchäft zu betheiligen. In ſeinem Hauſe hatte er
mir 'ne Coje eingerichtet, und die ließ nichts zu wünſchen

ich ſie gern that, faules Beiliegen war ja nie meine Sache.
Für 'nen Anderen wäre das 'n Leben geweſen wie im

Paradieſe; ich aber hatte es bald ſatt. Ich konnte näm-

lich die junge Frau nicht anſehen, ohne daß es mir durch
die Seele ſchnitt.

vor, daß ich mich ſchwer an ihr verſündigt hatte — wenn's

außer mir auch Niemand wußte — und dann, Dick, das

gütige Angeſicht, die lieblichen Augen und die ſanfte
Stimme — doch das verſtehſt Du nicht, Dick — genug,
mein Leben war 'ne Qual.
durch auf 'ne Zeit zu vergeſſen, trank ich hin und wieder
'ne Kleinigkeit über 'nen reg'lären Durſt. Hinterher ſchämte
ich mich jedesmal, wenn ich hörte, daß ich geſchlingert und
geſtampft habe, wie 'ne holländiſche Kuffe auf ſchwerer
See. Außerdem packten mich in ſolchem Zuſtande wieder

die alten, wilden Gedanken; denn hätt' ich mir das Herz

aus der Bruſt geriſſen, wie's das hinterliſtige, braune
Reptil mit meinem Auge machte, die Juana wär' nicht
mit herausgekommen. Verdammt, ob großer, feiner Kauf-

herr und Rheder oder unwiſſender Jan Maat, 'ne Seele
hat Jeder; und 'n eigen Ding iſt's, wenn die ſich mal an
etwas feſtgeklammert hat. Blut fließt in jedem lebendigen

Körper, und was in's Blut gegangen, muß ſeinen Umlauf
halten, kein Aderlaß ändert's.“
(Foriſ. folgt.)

Arbeiten wurden mir nur ſolche übertragen, wie

Je freundlicher ſie zu mir ſprach, um
ſo mehr Pein verurſachte es mir. Einestheils ſchwebte mir

Um nun ſolche Qual zwiſchen-
 
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