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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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iäglich Sonntags
Nausgenommen.

Preis
„ mit Familien-
Ulättern viertel-
uhrlich 2%60
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

eidelberger

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

— tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
— hief. Geſchäfts-
Z3 u. Privatanzeigen
9 bedeut. ermäßigt.
Gralis⸗Aufnahme

Juſertionsgtbühr
15. fürdie 1ſpal-

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Dienstag, den 2. Rovember

1886

Nr. 257.
—— — H
Auf die „Heidelberger Zettung“, — Haupt-
I und Kreisverkündigungsblatt
ö für den Kreis Heidelbern werden ſur die
Monate November und Dezember
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, bei der Trägern
der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
raße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.



Der Antrag Hammerſtein⸗Kleiſt⸗Retzow.
der evangeliſchen Kirche gibt es eine Partei, welche
mit einem gewiſſen Neide auf das feſte Gefüge des römiſch-
katholichen Prieſterthums blickt und darnach trachtet, in
gleicher Weiſe auch die Kirche Luthers auszubauen. Im
„Gegenſatze gegen den Geiſt des evangeliſchen Chriſtenthums,
welches nichts weniger verträgt, als Glaubensſatzung und
Prieſterherrſchaft, ſieht dieſe Richtung das Heil der Kirche

Unterdrückung der Gewiſſensfreiheit, welche doch die Lebens-
luft des Chriſtenthums iſt. Den auf Selbſtändigkeit und
Freiheit der Gemeinde gerichteten Beſtrebungen wird von
dieſer Partei entgegengearbeitet unter der Deviſe: „Selb-
zeſtändigkeit und Freiheit der Kirche“, wobei unter der
Kirche“ die Geiſtlichkeit verſtanden wird, welche die
Freiheit“ haben ſoll, die Freiheit der Gemeinden zu ver-
ichten.
In der Richtung ſolcher Neigungen liegt der Antrag,
elcher in der letzten preußiſchen Landtagsſeſſion von dem
onſervativen Abgeordneten v. Hammerſtein im Abge-
ordnetenhauſe, von Herrn v. Kleiſt⸗Retzow im Herren-
auſe vertreten wurde und von der Regierung für die
bangeliſche Kirche „ein größeres Maß von Freiheit und
Selbſtändigkeit“, ſowie die Gewährung „reichlicherer Mit-
Fetel“ verlangte. Der Antrag kam nicht zur Erledigung und
l in der bevorſtehenden Seſſion in der Form eines aus-
earbeiteten Geſetzentwurfs wieder eingebracht werden.
Der Geſetzentwurf wurde jüngſt in der Kreuzzeitung
röffentlicht. Er beſeitigt oder beſchränkt in weſentlichen
zunkten die Einwirkung der ſtaatlichen Verwaltung und
eſetzgebung auf die Verwaltung, Geſetzgebung und Ver-
aſſung der evangeliſchen Kirche und hält ſich in den Geld-
rderungen, die er an den Staat im kirchlichen Intereſſen
ellt, in keineswegs beſcheidenen Grenzen. Eine nähere
eleuchtung der Endziele findet man natürlich auch in dieſem
eſetzentwurfe nicht, doch bedarf es derſelben nach der deut-
chen Sprache nicht, welche die hinter dem Antrage ſtehende
artei auf den Synoden bisher geführt hat, und die ultra-
ontane Germania, welche ſich den Antragſtellern geſin-
ungsverwandt fühlen muß, dürfte das Rechte treffen, wenn
e ſagt: es handle ſich zunächſt nur darum, die formalen
eſetzgeberiſchen Vorausſetzungen für die „poſi-
ive“ Ausgeſtaltung der Kirche im Sinne der Antragſteller
1 faſſen; das „Weitere“ werde ſich dann erſt finden; erſt

ive Ausgeſtaltung“ der geforderten „Freiheit“
wie der kirchliche Einfluß auf die Beſetzung der theologi-
ſchen Profeſſuren und Anderes mehr) zum Austrag kom-
men. Hiernach begreift man, daß der in manchen Punkten
unverfänglich erſcheinende Antrag auch in gut kirchlichen
Areiſen Bedenken erregt und den politiſchen Freunden der
Antragſteller nur Verlegenheiten ſchafft.
Die Forderung einer größeren Selbſtändigkeit der Kirche

in einer ſtrengen geiſtigen Zucht und in der unduldſamen

am der „ſelbſtändig gemachten“ Kirche werde die „poſi-

nicht die Abſicht, in der ſie erhoben wird, eine ſo durchfichtige
wäre. Der ſtaatliche Einfluß wird von den kirchlichen Organen
nur deßhalb oft als ein hemmender Zwang empfunden, weil
er der Herrſchaft der oberen kirchlichen Gewalten über die nie-
deren und der Geiſtlichkeit über die Gemeinden feſte Grenzen
ſetzt. Diejenigen, welche ſo kräftig rufen: „Los vom Staate“!
haben niemals etwas dagegen, wenn der Staat ſeine Macht-
mittel anwendet, um das geiſtliche Anſehen zu ſtützen, die
Bürger unter die leitende Hand der Kirche zu zwingen,
vor Allem die „Diener“ der Kirche aus den Taſchen der
Steuerzahler zu dotiren. Das ſind Widerſprüche, die man
nicht unbeachtet laſſen kann, und zumal die evangeliſche
Kirche würde ihre Geſchichte und die Lehren derſelben ver-
geſſen, wenn ſie in falſcher Sucht, es der römiſchen Mutter

gleich zu thun, die Fäden löſen wollte, die ſie mit dem

Staate verbinden. Jedem Schritte auf dieſem Wege, wie
harmlos er auch ſcheinen möge, wird man grade im wohl-
verſtandenen Intereſſe der ebangeliſchen Kirche die Unter-
ſtützung verſagen müſſen. Die chriſtliche Lehre iſt ein le-
bendiges Feuer, das für ein hierarchiſches Gebäude keinen
Grund giebt. Nur die unter der Wirkung von Jahrhun-
derten gebildete ſtarre Schlackenoberfläche der Dogmen ver-
mag ein ſolches Gebäude zu tragen. Aber darf die evan-
geliſche Kirche die katholiſche um dieſen feſten Grund be-
neiden, da ſie doch die Berechtigung ihres Beſtehens gerade
aus der Durchbrechung des todten Dogmas herleitet? Darf
ſie ihre Aufgabe in unſerer Zeit darin ſuchen, den dog-
matiſchen Grund unter ſich zu feſtigen, wie es die Aufgabe
dieſes Antrages Hammerſtein⸗Kleiſt⸗Retzow iſt, der aller-
dings noch keine evangeliſche Hierarchie begründet, aber die
Möglichkeit ſchafft, durch die Erziehung eines
evangeliſchen rechtgläubigen Klerus, durch die
Reinigung und Feſtlegung der Glaubenslehre
und durch die Einführung kirchlicher Zucht einem
hierarchiſchen Bau den Boden zu bereiten? Wer mit
ſolchen Mitteln glaubt, den Gefahren des neuen Jahr-
hunderts begegnen zu können, der irrt ſich in den Zeichen
der Zeit. Nur eine immerwährende Ern⸗uerung des Chriſten-
thums im Geiſte der Wahrheit, der Freiheit und der Liebe
wird die Menſchheit vor dem Abgrunde des geiſtigen und
ſittlichen Nihilismus bewahren. Noch erwarten weite Kreiſe
des evangeliſchen Volks die Erfüllung dieſer großen Auf-
gabe von ihrer Kirche. Wenn es aber den Beſtrebungen
einer befangenen Partei gelingen ſollte, auch die evangeliſche
Kirche zu hierarchiſch-dogmatiſcher Erſtarrung zu bringen,
dann würde bald eine neue geiſtige Revolution den Grund derar-
tig erſchüttern, daß kein Stein des ſchwachen Gebäudes auf
dem andern bliebe.
Daß es übrigens auch auf conſervbativer Seite Einſich-
tige genug gibt, die von den Gelüſten der Hammerſtein
und Genoſſen nichts wiſſen wollen, beweiſt neuerdings
wiederum das Auftreten des anerkannten Führers der Con-
ſervativen, des Herrn v. Rauchhaupt, welcher zum
zweiten Male bereits Veranlaſſung genommen hat, die
Hammerſtein'ſche Kirchenpolitik zu verurtheilen.

* litiſche Umſchau.
Wo IHewelberg, 2. November.
Am Sonntag fand in Mannheim eine ſozial-
demokratiſche Wählerverſammlung ſtatt, in welcher
ſich Hr. Stadtrath Drees bach ſeinen Geſinnungsgenoſſen
als Reichstagskandidat präſentirte. Nach den vorliegenden

Berichten waren die Ausführungen des Herrn Dreesbach
in der Form maßvoll, gipfelten aber ſelbſtverſtändlich darin,
daß nur die Sozialdemokratie das Geheimniß beſitze, die
Menſchheit glücklich zu machen. Auf den Mannheimer An-
zeiger hat die Rede einen überwältigenden Eindruck gemacht.
Nach ſeiner Meinung hat Herr Dreesbach die National-
Liberalen vollſtändig in Grund und Boden geredet. Der
Anzeiger ſagt nämlich:
Faßt man dieſe Ausführungen des Herrn Dreesbach wie auch
die anderen zuſammen und erkennt man an, daß er durchaus be-
müht war, das Maß des agitatoriſch Erlaubten einzuhalten, ſo
kommt man immer mehr zu der Ueberzeugung, daß die national-
liberale Partei einen äußerſt ſchweren Stand mit der Kandidatur
des Herrn Diffené gegenüber der ſozialdemokratiſchen haben werde.
Gelingt es der demokratiſchen Partei in unſerem Wahlkreiſe nicht,
noch rechtzeitig eine Kandidatur aufzuſtellen, ſo ſind die Ausſichten
der nationalliberalen Partei auf den Nullpunkt herabgeſunken.

Alſo durch Aufſtellung einer demokratiſchen Kandidatur
iſt nur noch den Nationalliberalen zu helfen. Armer Anzei-
ger, noch am Grabe der demokratiſchen Partei — kann
er das Renommiren nicht laſſen.
Der nächſtjährige Reichshaushalt iſt in
letzter Zeit in ſeinen weſentlichen Ziffern bekannt ge-
worden. Die Zurückſetzung der Einnahmen aus der Zucker-
ſteuer gegen das Vorjahr um 18 Millionen iſt das Be-
merkenswertheſte und bedingt einen anſehnlichen Fehlbetrag.
Wenn die Deutſchfreiſinnigen heute ſchon dieſen Umſtand
dafür verwerthen, im Voraus gegen jede Erhöhung der
Heeresziffer nach Ablauf des Septennats Stellung zu
nehmen, ſchreibt die Köln. Ztg., ſo entſpricht das der
Taktik dieſer Partei, die von jeher gerade an derjenigen

Stelle geſpart wiſſen wollte, an der wir zunächſt noch gar

nicht ſparen dürfen, an der wir aber in Wirklichkeit ſehr
viel ſparſamer ſind, als alle übrigen Großſtaaten. In
einer eben erſchienenen Schrift des bekannten Völkerrechts-
lehrers Rolin Jacquemyns über die bulgariſchen Ereigniſſe
(Chronique du Droit international, Brüſſel und Leip-
zig 1886) findet ſich nach amtlichen Angaben eine Zu-
ſammenſtellung der Heeresausgaben in den Ländern Deutſch-
land, Oeſterreich⸗Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Ita-
lien und Rußland. Darnach nimmt Deutſchland an Ko-
ſten für das Landheer erſt die vierte Stelle ein, Frank-
reich, Rußland und Großbritannien geben erheblich
mehr aus für ihr Heer als Deutſchland. Was die Aus-
gaben für die Seewehr angeht, ſo erſcheint Deutſchland erſt

an fünfter Stelle und nur Oeſtexeich⸗Ungarn ſteht ihm

nach. Bei den ewigen Klagen über die Höhe der Militär-
laſten in Deutſchland ſollte man dieſe Thatſachen nicht un-
erwähnt laſſen. Die Deutſchfreiſinnigen aber beweiſen
wieder, wie ſachlich, ſie bei ihrer Kritik der Militärforde-
rungen verfahren, indem ſie, ohne auf die Begründung
derſelben zu warten und dieſe zu prüfen, ſich von vorn-
herein dagegen erklären, weil ſie „eine Verwirrung in die
Finanzlage“ bringen würden.
Einein bemerkenswerthen Petersburger Briefe des Jour-
nal des Débats entnimmt die Kln. Z. folgende intereſſante
Angaben: „Der Czar hatte dem General Kaulbars be-
fohlen, ſeinen Willen bekannt zu geben, und Herr v. Giers
hatte Rathſchläge der Klugheit hinzugefügt und ihm im
übrigen Weiſungen gegeben, die auf ein „débrouillez-
vous“ hinausliefen. Damit begab ſich der General auf
den Weg, um die dornenbolle Aufgabe zu löſen, als Ver-
treter einer ſelbſtherrlichen Militärmacht die Befreiung der
Offiziere zu verlangen, welche den Battenberger im Bette



dem Staate gegenüber würde an ſich nicht ſo ſeltſam ſein, wenn



20 Frauenloos.
Von S. v. d. Horſt.

(Fortſetzung.) ö
Der Freiherr hielt ihre Hand zwiſchen ſeinen heißen,
unruhig zuckenden Fingern. „Wie feſt und ſicher Du
pprrichſt, Cilly, wie ruhig Du alles überlegt haſt. Iſt es
denn nicht ſchrecklich — tödtlich, ſo für immer zu ſcheiden?“
Sie nickte. „Ja, Leo, aber es muß ſein. Sieh mich
A, ob ich ruhig bin!ꝰ
Statt aller Antwort zog er ſie ungeſtüm mit beiden
Armen an ſeine Bruſt, bedeckte er das blaſſe Geſicht mit
Küſſen. „Gott vergebe mir, Cilly, ich ſelbſt werde es nie-
mals können. Ach, daß e⸗mir vergönnt wäre, mit mei-
nem Leben die Schuld gegen Dich zu ſühnen, daß ich Dir
das Glück und die Ruhe zurückgeben könnte!“
..Er preßte einen langen Kuß auf ihre Lippen, dann
ließ er ſie frei. „Adieu, Cilly, Gott ſei mit Dir!“
Sie nickte nur; den Schleier herabziehend, ging ſie auf
dem Waldwege fort, ohne ſich umzuſehen. Minuten ver-
loſſen, ehe der Freiherr Faſſung genug fand, den ſtarren
Vlick zu ſenken, er taumelte faſt, die ungeheure Aufregung
rohte ihn zu erſticken.

Gleich einer Viſion waren die kurzen Sekunden des Bei-

fammenſeins vorübergeflogen. Er ſollte das blaſſe Mäd-
chenantlitz nie im Leben wiederſehen, nie, — ſo viel Rück-
ſicht war er der Betrogenen ſchuldig.
Im Waſſer krochen und kletterten Schaaren von Kreb-
len luſtig über die Blechteller hinweg, unbeachtet von dem
reiherrn, der jetzt den Kopf wandte und ſich in dieſem

Moment ſeiner Gemahlin von Angeſicht zu Angeſicht gegen-
über befand. Mitten auf dem Wege vor der Brücke ſtand
Adele und ſah ihm funkelnden Blickes, blaß wie der Tod,
in's Auge.
Er blieb gelaſſen äußerlich und innerlich. Wenn Adele
eine Trennung wünſchen ſollte, wenn ſie zürnte, ihm galt
es gleich.
Er ging ihr entgegen; die Ritterlichkeit ſeines Weſens
beherrſchte ihn auch in dieſem Augenblick. „Du haſt mich
aufgeſucht, Adele,“ ſagte er im ruhigen Tone, „Du biſt
mir bis hierher nachgeſchlichen, wie ich ſehe. Wünſcheſt Du
jetzt eine Erklärung des Geſchehenen?“
Sie lächelte eiſig. „Durchaus nicht,“ rief ſie. „Du und

ich, wir haben mit einander nichts mehr zu theilen, es iſt

nur die Dirne, mit der ich abrechnen will.“
Ein plötzliches Roth flammte über ſein Geſicht. „Nimm
das entehrende Wort zurück!“ rief er. „Du weißt nicht,
was Du ſprichſt.“

„Gib mir den Weg frei, — ich will die Oberſtin auf-

ſuchen.“
„Keinen Schritt!“ verſetzte er kurz. „Du folgſt mir
nach Hauſe und morgen reiſen wir von hier ab.“
„Befehle?“ rief ſie ſpöttiſch. „Du mir?“
„Trotzdem daß das Geld, welches wir verzehren, Dir
gehört, ja. Folge mir jetzt!“
„Und wenn ich nicht will?“ rief ſie wie außer ſich.
„Wenn ich mich weigere, Dich zu begleiten?“
„Bitte!“ ſagte er ſpöttiſch. „Schreie, rufe die Leute
zuſammen, errege einen Scandal, wenn Du Luſt haſt.“
Seine Finger umklammerten ihr Handgelenk, er zwang

ſie, an ſeiner Seite zu gehen. Die Furcht, im Hauſe der
Oberſtin eine Scene zu erleben, der Gedanke an das wehr-
loſe, tief beleidigte Mädchen beraubte ihn momentan aller
ruhigen Ueberlegung. In wenigen Wochen war Cäciliens
Spur der Baronin für immer verloren, — bis dahin mußte
er Wache halten.
„Laß mich,“ murmelte Adele. „Laß mich! — Ich will
nicht nach Hauſe gehen!“
Er gab keine Antwort, aber ließ die gefangene Hand
nicht frei. Wer das Paar geſehen hätte, der würde viel-
leicht an das liebevollſte Verhältniß gedacht haben, in der
That aber lagen Leo's Finger mit ſo feſtem Drucke auf
dem Handgelenk ſeiner Frau, daß ſie gezwungen war, ihm
zu folgen, wohin er ſich auch wenden möge.
„Den Sieg behalte ich trotzdem,“ kam es mit ber-
ändertem Tone über ihre Lippen. „Du kannſt die Dirne
nicht beſchützen, — ich ſchreibe der Oberſtin einen Brief,
— heute noch, wenn ich nicht vorher ſterbe.“
Es traf ihn innerlich. Ein Brief! — das konnte er
nicht berhindern. Seine Phantaſie malte ihm den Augen-
blick, wo Cäcilie in den Salon gerufen und von ſpöttiſchen
verächtlichen Blicken gerichtet wurde, wo man ihr die Thür

zeigte, ſie mit Schimpf und Schande aus dem Hauſe ver-

ſtieß. Ein Strom von Hitze lief durch alle ſeine Adern.
Das durfte nicht geſchehen, — koſte es, was es wolle.
„Wieder Deine Augen,“ flüſterte ſchaudernd die Ba-
ronin. „Ich glaube, Du würdeſt mich morden, wenn Du

es könnteſt.“
(Fortſ. folgt.)
 
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