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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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ausſchl. Poſtauf⸗ A Snfti- Laiher

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

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15. fürdie 1ſpal-
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hieſ. Geſchaͤfts-

u. Privatanzeigen

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Vr. 193.

Donnerstag, den 19. Anguſ

1886


* Politiſche Umſchau.
V Heidelberg, 19. Auguſt.

103 Zur Wahlſtatiſtik enthält das vor kurzem vom
Iſerlichen ſtatiſtiſchen Amt herausgegebene „Statiſtiſche
ahrbuch für das deutſche Reich“ einen Abſchnitt über die
Lahlen zum deutſchen Reichstage, in welchem
die Ergebniſſe ſämmtlicher bisherigen Reichstags-
wahlen in einer zu den intereſſanteſten Betrachtungen an-
regenden Weiſe zuſammengeſtellt ſind. Beigegeben ſind zu-
gleich die Karten, von denen eine die verſchiedene Stärke
der Wahlbetheiligten veranſchaulicht, eine andere die Partei-
tellung der Abgeordneten und ihrer Hauptgegencandidaten
graphiſch darſtellt, die dritte endlich das Verhältniß der
auf die verſchiedenen Parteien in den erſten Wahlen ge-
allenen Stimmenzahl zur Zahl der wirklich gewählten Ab-
geordneten zum Ausdruck bringt. Die beiden erſten Karten
werden, ſchreibt die Köln. Ztg., namentlich die Partei-
leitungen intereſſiren. Die höchſt auffallende Verſchiedenheit
er Wahlbetheiligung in unmittelbar nebeneinander liegen-
den und unter ſonſt ganz ähnlichen Bedingungen ſtehen-
en Wahlkreiſen macht auf die Lücken in der Organi-
ſation und Agitation aufmerkſam; zugleich zeigt die zweite
arte, welche Partei in jedem einzelnen Wahlkreiſe
bei der Aufnahme des Kampfes gegen die im Beſitz be-
findliche wahrſcheinlich die mindeſte Ausſicht hat. Das
Hauptintereſſe aber nimmt die Zuſammenſtellung der auf
ie einzelnen Parteien gefallenen Zahlen in Anſpruch. Im
allgemeinen ſind dieſelben ja längſt bekannt; in der vor-
liegenden Arbeit aber erſcheinen ſie unter beſonders lehr-
reichen Geſichtspunkten gruppirt. Vor allem erhellt noch
einmal recht deutlich das arge Fiasco der Fuſion. Die
Verſchmelzung von Fortſchrittspartei und liberaler Vereini-
gung wurde im Frühjahr 1884 bewerkſtelligt zu dem
Zwecke, als alleinberechtigte liberale Partei aufzutreten und
die nationalliberale Partei wo. möglich zu vernichten. Im
Jahr 1881 waren bei den erſten Wahlen, die allein die
wirkliche Stärke der Parteien in der Bevölkerung wieder-
kiegeln, auf Kandidaten der Fortſchrittspartei 12,8, auf
Kandidaten der liberalen Vereinigung 8,4 pCt. aller im
teiche abgegebenen Stimmen gefallen. Die vereinigte Partei
hätte es alſo, wenn ſie nicht eine offenbare Niederlage des
uſionsunternehmens feſtgeſtellt wiſſen wollte, zum min-
eſten auf 21,2 pCt. bringen müſſen. In Wirklichkeit er-
reichte ſie nur 17,6 pCt., genau ebenſoviel wie die National-
liberalen, die ihrerſeits 1881 nur auf 14,6 p Ct. gekommen
waren. Das Ergebniß des Vernichtungskrieges gegen die
letztere Partei iſt alſo geweſen, daß ſie 3 pCt. der im
eiche abgegebenen Stimmen gewonnen, die vereinigte
deutſch⸗freiſinnige Partei dagegen 3,6 pCt. verloren hat.
Und dieſes Verhältniß tritt, was das bezeichnendſte iſt,
auch auf dem eigentlichen Nährboden der Fortſchrittspartei,
in den ſtädtiſchen Wahlkreiſen, zutage.
In Preußen ſind mehrfach landräthliche Verordnungen
erlaſſen worden, denen zufolge das Geben von Almo ſen
an Bettler bei Strafe verboten wird. Man hofft da-
durch, daß man die Handwerksburſchen lediglich auf die
Verpflegungsſtatlonen verweiſt, eine beſſere Con-
trole über dieſelben zu gewinnen und namentlich dem Vaga-
ö bondenthum wirkſamer als bisher entgegen zu treten. Das Dar-
teichen von Lebensmitteln und ſolchen Dingen, welche nicht
FJort in Geld umgeſetzt werden können, ſoll ſtraflos blei-

kreißen.

ben, und das iſt nur zu billigen. Man ſoll ſich über-
haupt hüten, meint hierzu die Straßb. Poſt, deu reiſenden
Handwerksgeſellen von vornherein mit dem Stromerthum in
einen Topf zu werfen, wie das, nach derartigen Polizei-
verordnungen, nur zu leicht geſchieht. Die meiſten wan-
dernden Handwerksgeſellen wirft Arbeitsnoth auf die Land-
ſtraße, die, beſonders in der ranheren Jahreszeit, doch
wohl recht wenig Verlockendes hat. Es hat überhaupt
etwas ſehr Bedenkliches, das Band der Privatwohlthätig-

keit, welches zwiſchen den verſchiedenen Schichten der Ge-

ſellſchaft, zwiſchen Beſitzenden und Nichtbeſitzenden ein Band
der Dankbarkeit und Solidarität herſtellt, gänzlich zu zer-
Das Streben, über Deutſchland ein Netz von Ver-
pflegungsſtarionen zu legen, iſt im höchſten Grade aner-
kennenswerth, man glaube aber nicht, die Privatwohlthätig-
keit nun ſchon ganz entbehren zu können oder gar zu ſollen.
Man kann ſeit einiger Zeit, wird der Köln. Ztg. ge-
ſchrieben, kaum eine engliſche Zeitung in die Haud nehmen,
in der nicht über den ſtetig zunehmenden Wettſtreit des
deutſchen Gewerbefleißes auf dem Weltmarkte ge-
klagt wird. Dabei wird regelmäßig der Güte der deut-
ſchen Waaren wie der Tüchtigkeit der deutſchen Kaufleute
hohes Lob geſpendet, und man wird als Deutſcher von
einem Gefühl von Befriedigung darüber ſich angewandelt
fühlen, daß man aus ſo ſprödem Munde ſo hohes Lob er-
hält. Die Sache hat aber leider auch eine Kehrſeite. Es
iſt nämlich aus den vielſeitigſten Anzeichen zu ſchließen,
daß die ſyſtematiſche Schilderung der Gefährlichkeit der
Deutſchen für die engliſchen Gewerbe und Großbetriebe die
Grundlage und Einleitung bilden ſoll zu einſchneidenden
Maßnahmen, um ſich den deutſchen Mitbewerb vom Halſe
zu ſchaffen und ihn zunächſt von den engliſchen Colonieen
auszuſchließen. Es iſt längſt kein Geheimniß mehr, daß
engliſche Händler und Herſteller im Stillen an einem über
die ganze engliſche Welt auszudehnenden Bunde arbeiten,
deſſen Aufgabe ſein ſoll: Krieg den Deutſchen. Zunächſt
ſoll nun die öffentliche Meinung möglichſt von der Ueber-
zeugung durchtränkt werden, daß der Deutſche der Feind
iſt; darum dieſe unausgeſetzten Lobpreiſungen auf die Er-

folge des deutſchen Handels⸗ und Gewerbefleißes in allen

Welttheilen.

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 18. Aug. Se. Königl. Hoh. der Groß-
herzog hat den commandirenden General des 14. Armee-
corps, General der Infanterie und Generaladjutanten von
Obernitz, aus Anlaß der Feier ſeines 50jährigen Dienſt-
jubiläums mit Handſchreiben vom 14. d. M. beglückwünſcht
und demſelben die Inſignien des Großherzoglichen Haus-
ordens der Treue zukommen laſſen. ö
U◻Karlsruhe, 18. Auguſt. Der Großherzog iſt
heute Mittag von der Mainau hier eingetroffen und hat
bald darauf die Unglücksſtätte in der Uhlandſtraße beſich-
tigt. Heute Abend widmete S. K. H. der hieſigen Aus-
ſtellung für Handwerkstechnik und Haushaltung von 7 Uhr
an einen 2ſtündigen Beſuch. — Von dem heutigen 50jähri-
gen Dienſtjubiläum des Commandirenden des 14. Armee-
corps, Generals v. Obernitz, iſt, da der Jubilar bei ſei-
nem Regiment in Kolberg weilt, faſt nichts in die öffent-
liche Erſcheinung getreten. Nur bei dem Ausrücken der
hieſigen Regimenter zu den Frühübungen brachten die Regi-

ments⸗Commandeure ein Hoch auf den Corpsführer aus,

das von den Truppen mit einem kräftigen Hurrah erwidert
wurde. Am 22. kehrt der General hierher zurück und
wahrſcheinlich am 23. wird ihm die Ehrengabe der Offi-
ziere und Militärbeamten des 14. Armeecorps (ein ſilberner
Kunſtgegenſtand) überreicht.
Berlin, 18. Aug. Kaiſer Wilhelm, der geſtern
die Kirchenparade mit lauter, überall auf dem ganzen Platze
vernehmbarer Stimme commandirte, verſammelte nach dem
Vorbeimarſch der Truppen die höheren Offiziere um ſich
und ſprach ſeine Freude darüber aus, daß er dieſe Feier
zu Ehren ſeines großen Ahnen dort, in Potsdam, habe
begehen können, wo alles an die beiden Könige erinnere,
welche die Grundlage zu Preußens Größe gelegt, die ein
anderer ſo vortrefflich ergänzt hätte. — Staatsſekretär
Dr. v. Stephan iſt von Urlaub hierher zurückgekehrt. —
Anläßlich des 50 jährigen Jubiläums verlieh Kaiſer
Wilhelm an den General v. Obernitz ſein Bild in
der Uniform des 1. Garde⸗Regiments; an General v. Dan-
nenberg das Großkreuz des Rothen Adler⸗Ordens; an
General von Steinäcker das Großkomthurkreuz des Hohen-
zollern⸗Hausordens. — Kriegsminiſter Bronſart von
Schellendorf iſt heute von Rügen nach Berlin zurück-
gekehrt.
Potsdam, 18. Aug. Kaiſer Wilhelm, welcher
geſtern noch Graf Berchem zum Vortrag empfing, nahm
heute die Vorträge von Perponcher und des Geheimen
Oberregierungsraths Anders entgegen. Beide Majeſtäten
unternahmen um 2 Uhr eine Spazierfahrt in dem Parke
von Babelsberg. Um 4 Uhr findet anläßlich des Ge-
burtstags des öſterreichiſchen Kaiſers ein größeres Eſſen
ſtatt, an welchem ſämmtliche anweſenden Mitglieder des
Königshauſes, das Perſonal der öſterreichiſchen Botſchaft
ſowie andere hochgeſtellte Perſönlichkeiten theilnahmen.
München, 18. Aug. Der wortgewaltige conſervativ-
extremclericale Landtagsabgeordnete Rector Dr. Rittler
hat kürzlich in ſeinem Wahlkreiſe, dem ſchönen bergum-
ſtandenen Berchtesgaden, ſeinen Wählern Rechenſchaftsbericht
erſtattet und ſich dabei zu dem „Programm“ des
Prinzen Luitpold erklärt. Schwungvoll feierte er den
Prinzen:
Seine Worte ſind noch nicht verklungen in unſeren Ohren:
„Schutz der Religion und Frieden unter den Confeſſionen, Treue
gegen das Reich und gewiſſenhafte Beobachtung der abgeſchloſſenen
Vert äge, Pflege der wirthſchaftlichen Intereſſen des Landes.“

Das ſind die Worte, welche wir vernommen haben, — und der
Prinzregent iſt der Mann, dieſen Worten Nachdruck zu verleihen

Programm, das auf der Fahne des

halten ein ganzes
geſchr Das iſt auch unſer Pro-

Prinzregenten geſchrieben ſteht.

kannt und erſehnt haben. Die Erfüllung dieſes Programms iſt
die Erfüllung aller unſerer Wünſche. Ich bitte Sie daher, meine
Herren, dieſer Geſinnung dadurch Ausdruck zu verleihen, daß Sie
mit mir ſo laut, daß die umliegenden Berge krachen, ſo laut in
den Ruf einſtimmen: Se. Königl. Hoheit Prinz Luitpold, des
Königreichs Bayern Verweſer, lebe hoch!

Berchtesgadener Kehlen bei den dieſen Worten folgenden
Hochrufen.
Metz, 18. Aug. Der Biſchof Dupont des Loges
von Metz iſt heute früh 2 Uhr geſtorben.

Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 18. Aug. Ein Brief der hieſigen Politiſchen
Correſpondenz aus Sofia berichtet von einer großen

2 Die Brautfahrt.
Novellette von E. Hartner.
(Fortſetzung.)
„Sie haben eine ſchwere, traurige Zeit durchzumachen
gehabt, ſeit wir uns nicht geſehen,“ ſagte Erich leiſe. „Ich
ätte viel darum gegeben, wenn ich Ihnen in dieſer Zeit
ätte nahe ſein dürfen — aber ich durfte ja nicht.“
Sie ſah ihn mit den großen Kinderaugen faſt beſtürzt
an, als verſtände ſie ihn nicht. „Ach ſo, Sie meinen
amas Krankheit und Tod! — Ja, es war ſehr traurig
und ſehr — ſchrecklich. — Aber jetzt habe ich das häßliche,
ſchwarze Kleid wieder ablegen dürfen,“ und ein frohes
Lächeln überſtrahlte ihr Geſichtchen, „und wenn ich nur
»nſt Lisbeth ſo weit habe, daß ſie ihr abſcheuliches Trauer-
lleid in den Schrank hängt, dann wollen wir uns wieder
recht, recht des Lebens freuen! Nicht wahr, Lisbeth?“
„Du weißt, ich habe Dir verſprochen, die Trauer ab-
zulegen, wenn Beſuch da iſt,“ ſagte Lisbeth ſanft, aber
ich bemerkte ein ſchmerzliches Zucken um ihren Mund.
»Ich will es heute thun, wenn es Dir lieber iſt.
„Ach ja, liebe, gute Lisbeth, komm heute mit einem andern
Kleide zu Tiſch!“ bat Nelly ſchmeichelnd. „O Vetter Erich,
ů werde den Tag Ihrer Ankunft roth im Kalender an-
treichen, wenn er meine Lisbeth dem Leben zurückgibt! —
And Du wirſt auch tanzen, wenn wir jetzt Beſuch haben?“
5 Es war ſchwer, den ſchelmiſch bittenden Augen zu wi-
erſtehen. Lisbeth entzog ſich ſanft der ſtürmiſchen Um-
wanung. „Ich muß ja zum Tanz ſpielen,“ ſagte ſie aus-
eichend. „Ohne Muſik geht es doch nicht.“

„Freilich nicht, da haſt Du recht,“ ſagte Nelly nieder-

geſchlagen. „Und den Vetter können wir auch nicht ent-
behren, denn es fehlt uns an Tänzern. Aber da iſt der
Pfirſichſpalier! Machen Sie ſich nützlich, Vetter, und hal-
ten Sie uns den Korb!“
Erich gehorchte, er lachte und ſcherzte, aber in ſeinem
Herzen blieb ein geheimer Mißklang. Er hatte die Tante
aufrichtig betrauert. Sie war eine ſtrenge Frau geweſen,
das wußte er wohl, aber ihm hatte ſie nichts als Liebe
und Güte erwieſen. Sie hatte dem verwaiſten Knaben
alle jene kleine Liebesdienſte erwieſen, die ſonſt der Mutter
und den Schweſtern zufallen und wenn ſie ihn von Schö-
nau verbannt hatte, ſo mochte ihr Verfahren ein hartes
geweſen ſein, aber er war überzeugt, daß ſie es gut ge-
meint hatte. Wieviel Liebe hatte die herbe Frau aber nicht
erſt dem Kinde erwieſen, das es in hilfloſer Kindheit auf-
genommen und wie ihr eigenes gehalten! Und nun lag ſie
ein kurzes Jahr in der Familiengruft der Koberwitz, und
das Kind, dem ſie die frühverſtorbene Mutter erſetzt, mochte
nicht mehr an ſie erinnert ſein. Hatte ſie die Pflegerin
nicht geliebt, — oder ſcheute ihr leichtes und heiteres
Temperament überhaupt vor der Berührung ernſter Dinge
zurück 2
„Er iſt kein ſolches Kind, wie ich dachte,“ meinte Lis-
beth, als ſie mit flüchtigem Blick ſein Antlitz ſtreifte, wäh-
rend er Nelly gehorſam den ſich raſch füllenden Obſtkorb
hielt. „Er hat einen angenehmen, gedankenvollen Ausdruck
und ſein Anzug iſt gar nicht ſtutzerhaft. Ich glaube, meine

liebe Nelly wird ſich mit ihm etwas zuſammen nehmen
müſſen.“

Lisbeth mochte denken, was ſie wollte, für jetzt handelte
Nelly und alle, Erich eingeſchloſſen, fügten ſich ihren Wün-
ſchen und Anordnungen. Als die Tiſchglocke ertönte, er-
ſchien Lisbeth in einem dunkelblauen Anzuge, das Trauer-
kleid war abgelegt. Herr von Koberwitz äußerte ſeine große
Befriedigung über ihre bereitwillige Gefälligkeit, die von
Nelly mit einem ſtürmiſchen Kuß belohnt wurde. Am

ſei, allein Nelly erklärte, ſie habe bereits befohlen, daß der
große Wagen angeſpannt werde, ſie wolle nach Tannenberg
fahren. Natürlich wurde nach Tannenberg gefahren, Erich
wäre zwar lieber geritten, aber er fand keine Gelegenheit,
ſeine Wünſche zu äußern, — mit einem Wort, Nelly ord-
nete an, und die andern fügten ſich.
„Bin ich nun eigentlich verlobt?“ fragte Erich ſich, als
er an dieſem Abende endlich ſein einſames Zimmer erreichte.
Es war ſehr ſpät. Die traumhafte Empfindung war ge-
wichen, dafür hämmerten ihm die Schläfen und ſeine Pulſe
ſchlugen fieberhaft. War es von dem reichlich genoſſenen
Wein, den der Oheim ihm förmlich aufgedrungen? Er
öffnete das Fenſter. Der weite Garten lag ſtill und ſchwei-
gend unter dem nächtlichen Himmel, das Waſſer des Teiches
glitzerte ſchwach, ringsum kein Laut. Die abſolute Ruhe
wirkte faſt beängſtigend auf ſeine erregten, an Stadtleben
und Stadtlärm gewöhnten Nerven. Er ſchloß das Fenſter
wieder, und begann, ruhelos im Zimmer auf und ab-

zu gehen.
(Fortſ. folgt.)

und ihnen gebührenden Erfolg zu verſchaffen. Dieſe Worte en t⸗

gramm. Es enthält Alles, was wir bisher erſtrebt, bisher be-

Selbſtverſtändlich fehlte keine einzige der ſehr kräftigen

Nachmittage beſchloß man, daß es zu Hauſe am ſchönſten
 
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