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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0671

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ausſchl. Poſtauf-
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Lohn.

Veidelberger

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

tige Petitzeile oder
— deren Raum. Für
hieſ. Geſchäfis-
u. Privata eigen
4 bedeut. ermäßigt.
Gralis⸗Aufuahur

Zuſertionogebähr
15 5fürdie 1ſpal-

d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Nr. 295.

Donnerstag, den 16. Dezember

1886.

*Politiſche Umſcr au.
Heidelberg, 16. December.
Die Nordd. Allg. Ztg. tritt in einem hochofficiöſen
Artikel der Behauptung entgegen, daß die Regierung heute
ganz anders über Bulgarien als zur Zeit der Entthronung
des Fürſten Alexander denke und die Mehrforderung von
42 000 Mann ein offenes Eingeſtändniß ſei, daß die
bul gariſche Kriſe auch deutſche Intereſſen erheb-
lich berühre. Die deutſche Regierung ſei nicht
dazu da, um Bulgarien zu beglücken, ſondern
Deutſchland vor Gefahren zu ſchützen. Nicht die
Bedrohung Deutſchlands durch die bulgariſche Kriſis, ſon-
dern der Umſtand, daß das deutſche Heer, verglichen mit
den Heeren anderer Großmächte, zu ſchwach geworden, ſei
der Grund der Heeresvorlagen. Die Beſorgniß betreffs
Unſicherheit der Beziehungen Deutſchlands zu Oeſterreich ſei
grundlos. Das Vertrauen in die Feſtigkeit der
öſterreichiſch⸗deutſchen Beziehungen beſtehe un-
verändert fort.
Die Berliner Poſt ſchreibt anſcheinend officiös über den
Empfang, den die bul gariſche Deputation in Ber-
lin zu erwarten hat, Folgendes:
Wie wir zuverläſſig vernehmen, dürfte die bulgariſche
Deputation, wenn ſie ihren Beſuch in Berlin abſtattet, in
formeller Beziehung auf denſel ben Empfang rechnen kön-
nen, wie in Wien. Es erſcheint durchaus als korrekt, daß der
Miniſter des Aeußern, Graf Kalnoky, die Deputirten nur als
Privatperſonen empfangen hat, nicht als Abgeſandte einer
Regierung, die, abgeſehen von den Zweifeln an ihrer Legalität
nach der inneren Verfaſſung Bulgariens, jedenfalls gar nicht in
der Lage iſt, mit fremden Mächten zu verkehren, es ſei denn durch
die Vermittelung ihres Sonzeräns, des Sultans. Abgeſehen aber
davon, daß dieſe formelle Rückſicht bei dem hieſigen Empfang
zum Ausdruck kommen müßte, dürfte derſelbe ein wohl wollen-
der ſein. Das deutſche auswärtige Amt wird ſich allerdings
darauf beſchränken, durch die Verkranensmänner der bulgariſchen
Regentſchaft der letzteren die Verſtän digung mit Ruß-
land von Neuem zu empfehlen. Aber die deutſche Po-
litik wird auch jede zweckmäßige dahin führende
Modalität aufzuſachen und zu befördern
bereit ſein.
Der letztere Paſſus findet ſeine Erklärung in der Nach-
richt von der Candidatur des Prinzen Ferdinand von
Coburg für den bulgariſchen Thron.
Das geſtern telegraphiſch ſignaliſirte ruſſiſche Regie-
rungs⸗Communiqué, welches die Ausſchreitung der
ruſſiſchen Preſſe gegen Deutſchland bedauert, liefert den un-
trüglichen Beweis, daß die düſtere Kriegsſtimmung des
Czaren für den Augenblick freundlicheren und friedlicheren
Regungen gewichen iſt. In dem Ukas wird, um ſeinen
Inhalt näher mitzutheilen, darauf hingewieſen, daß die Er-
eigniſſe in Bulgarien, welche im ruſſiſchen Publikum
und in der Preſſe eine durchaus begreifliche Erregung her-
vorgerufen haben, als Beweggrund zu der Beſprechung
der politiſchen Beziehungen der europäiſchen Mächte zu
Rußland durch die ruſſiſchen Zeitungen gedient hätten.
Sich nicht darauf beſchränkend, allgemein bekannte, keinem
Zweifel unterliegende Thatſachen abzuſchätzen, hätten meh-
rere Zeitungen behufs Aufklärung der gedachten Beziehungen
zu Muthmaßungen und Vorausſetzungen gegriffen. Des-
halb weichen die auf ſo ſchwankendem Boden baſirten
Raiſonnements nicht nur von der Unparteilichkeit ab, ohne
welche ein einigermaßen richtiges Begreifen politiſcher Fragen
undenkbar ſei, ſondern ſie ſeien zuweilen in ausdrücklichen
Widerſpruch mit der Wirklichkeit gerathen. Durch einen

ſolchen Charakter zeichneten ſich einige jüngſt erſchienene
Artikel aus, welche der deutſchen Politik gewidmet
waren und worin dem ruſſiſchen Publikum beigebracht wird,
daß Rußland die Schwierigkeiten, welche eine friedliche Lö-
ſung der bulgariſchen Frage hinderten, vornehmlich dem ge-
heimen Widerſtande Deutſchlands verdanke, welches als
gefährlicher Feind Rußlands dargeſtellt wurde und Uebles
gegen die Würde und Sicherheit Rußlands ſinne. Man
könne nicht umhin, ſolche Ausſchreitungen zu be-
dauern. Mit Deutſchland als unmittelbarem Nachbar
ſei Rußland durch zahlreiche vitale Intereſſen verknüpft,
Dank welchen die Beziehungen beider Mächte von jeher
konſolidirt und ſchon mehrfach erprobt ſeien. Solche Be-
ziehungen ſeien gleicherweiſe für die Wohlfahrt beider Län-
der wichtig, was auch von ihren Regierungen anerkannt
werde. Man könne nicht umhin zu wünſchen, daß dieſe
Beziehungen lange fortdauerten 2c. — Werden die hier im
Communique entwickelten Anſichten in den leitenden Kreiſen
Rußlands auch lange genug die Oberhand behalten?

Deutſches NReſch.
Karlsruhe, 15. Dez. Zu der bereits gemeldeten Ver-
haftung des franzöſiſchen Offiziers berichtet die Bad. Lds.⸗
Zig. noch Folgendes: Vorgeſtern wurde hierſelbſt ein junger,
etwa 20 jähriger franzöſiſcher Lieutenant, welcher bereits
ſeit 5 Wochen unangemeldet ſich in Karlsruhe in der Fa-
ſanenſtraße aufhielt, wegen dringenden Verdachtes der
SoHionage verhaftet. Derſelbe ſoll Terrainaufnahmen
in hieſiger Umgebung gemacht haben, welche wohl vornehm-
lich auf den Rheinübergang Bezug haben dürften. Unrichtig
dagegen iſt die Meldung, daß der Verhaftete bei Raſtatt
Terrainaufnahmen gemacht habe. Der junge Mann iſt aus
einer der franzöſiſchen Grenzgarniſonen hierher übergeſiedelt
und hat einigen Offizieren Anlaß geboten, den aller Wahr-
ſcheinlichkeit nach begründeten Verdacht zu ſchöpfen, daß es
ſich hier um Spionage handle. Dieſer Vorgang wirft wie-
der ein ganz eigenthümliches Licht auf das franzöſiſche
Spionagegeſetz, welches es harmloſen Vergnügungsreiſenden
beinahe unmöglich macht, in Frankreich zu reiſen, während
man in Deutſchland franzöſiſche Offiziere 6 Wochen hindurch
unbehelligt Land und Gelegenheit auskundſchaften läßt.
Karlsruhe, 15. Dec. Das Geſetzes⸗ u. Verordnungs-
blatt für das Großherzogthum Baden Nr. 52 vom 14.

December enthält:
Eine Bekanntmachung des Staatsminiſteriums vom 3. Decbr.,
die Beſetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenſtellen bei den
Reichs⸗ und Staatsbehörden mit Militäranwärtern betr., nebſt
zwei Bekanntmachungen des Reichskanzlers vom 28. Juli d. Js.

in gleichem Betreff.
Berlin, 14. Dez. Wie bereits mitgetheilt, hat das
Auswärtige Amt Schritte gethan, um die nöthige Auf-
klärung über die Ermordung des Dr. Jühlke in Kis-
maju zu erhalten, eventuell um die Mörder zur Rechen-
ſchaft zu ziehen. Ein deutſches Kriegsſchiff — entweder
die „Möwe“ oder „Hyäne“ — befindet ſich bereits auf
dem Wege von Sanſibar nach Kismaju. Die telegraphiſchen
Nachrichten der deutſch⸗oſtafrikaniſchen Geſellſchaft beſagen
nicht, daß Dr. Jühlke vor oder bei Kismaju, ſondern in
Kismaju ermordet worden ſei. Kismaju iſt aber ein Hafen-
platz, welcher dem Sultan von Sanſibar gehört: es
befindet ſich dort ein Fort und eine arabiſche Beſatzung des
Sultans. Die Eltern des Dr. Jühlke in Pots dam
haben von allen Seiten außerordentliche Beweiſe der Theil-

Lieber iſt ebenfalls für Commiſſionsberathung.

nahme erhalten. Von der Kaiſerin iſt ein Beileidstelegramm
eingelaufen. Der Kronprinz und die Kronprinzeſſin
haben, wie die Nat.⸗Ztg. meldet, folgendes Telegramm an
die Eltern geſandt: „Wir nehmen den innigſten Antheil
an Ihrem ſchweren Verluſte. Haben erſt jetzt erfahren, daß
der Entſchlafene, an den ſich große Hoffnungen knüpften,
Ihr Sohn war.“ Prinz Wilhelm ſchickte ſeinen Hof-
marſchall, Prinzeſſin Wilhelm eine Hofdame, um ihr Beileid
ausſprechen zu laſſen.
Berlin, 15. Dec, Der Kaiſer hat das Geſuch der
Neuguinea⸗Compagnie um Ertheilung eines kaiſer-
lichen Schutzbriefes für den Theil der Salomonsinſeln,
welcher in dem Vertrage zwiſchen Deutſchland und Eng-
land vom 6. April 1885 dem deutſchen Reiche zugeſprochen
worden iſt, genehmigt. — In der heutigen Sitzung der
Militärcommiſſion fragte Abgeordneter Hobrecht,
ob es nöthig ſei, auch für die Bataillone, die nicht neu-
gebildet, ſondern nur verſtärkt werden ſollen, Dispoſitions-
urlauber einzuberufen. Der Kriegsminiſter erklärte
die Frage für beachtenswerth; darüber ließe ſich verhan-
deln. Die Regierung ſei nicht abgeneigt, in dieſem Punkte
nachzugeben und von der Einziehung der Dispoſitionsur-
lauber zur Verſtärkung der ſchon beſtehenden Bataillone
abzuſehen. Die Commiſſion iſt auch heute noch nicht zu
Abſtimmungen gekommen, hat aber die Berathung über die
Vorausſetzungen des § 2 beendet. Für morgen 11 Uhr
iſt die Berathung des Paragraphen ſelber und die Abſtim-
mung darüber feſtgeſetzt. — Die Vertagung des Reichs-
tages ſoll auf alle Fälle Freitag erfolgen.
Berlin, 15. Decbr. (Reichstag) Der Antrag
Kayſer betreffend die Coalitionsfreiheit der Ar-
beiter gelangte heute zur Berathung. Abg. Kayſer
begründet den Antrag und führt aus, für die Sicherung
der Exiſtenz der Arbeiter ſei die Coalitionsfreiheit vor
allem nothwendig. Abg. Ackermann ſpricht gegen den
Antrag. Abg. Schrader iſt für Commiſſionsverweiſung.
Bundesbevollmächtigter Generalſtaatsanwalt Held weiſt
die Behauptung Kayſers zurück, daß die Staatsanwaltſchaft
die Beſtimmungen über die Coalitionsfreiheit willkürlich
ausübe. Abg. Struckmann bemängelt die Unklarheit der An-
träge und behauptet, das hier Angeſtrebte ſei bereits auf
dem Boden der beſtehenden Geſetzgebung ſtatthaft. Er
habe aber nichts gegen die Commiſſionsberathung. Abg.
Die An-
träge werden hierauf an eine einundzwanziggliederige Com-
miſſion verwieſen. Die nächſte Sitzung iſt am Freitag.
Tagesordnung: Albuminfabriken und Etat.
Berlin, 15. Dez. Die vom Abg. Eugen Richter
in der „Freiſinnigen Zeitung“ verbreitete Nachricht, es
werde regierungsſeitig eine Branntweinſteuervor-
lage vorbereitet, um alsbald nach Annahme der Militär-
vorlage eingebracht zu werden, iſt lt. „Frkf. Journal“ eine
Erfindung. — Der Bundesrath wird nach ſeiner
morgigen Sitzung eine Pauſe eintreten laſſen, jedoch nach
Neujahr ſo zeitig zuſammentreten, daß er die Vorlage, be-
treffend Unfallverſicherung der Seeleute, noch
vor Wiederbeginn der Sitzungen des Reichstages erledigen
kann. — Der geſtrigen parlamentariſchen Soiree
beim Grafen Herbert Bismarck wohnten auch die Herren
Dr. Windthorſt, Frhr. von Franckenſtein, Frhr.

von Huene und mehrere Freiſinnige bei.

227 Seemannsblut.
Aus Briefen und Mittheilungen eines jungen Seemanns.
Von Balduin Möllhauſen.
(Fortſetzung.)
„Mehrere der dünnen Halme neigten ſich ſogar, leiſes
Reiben ward vernehmlich und das konnte nur von 'nem

Fahrzeug ausgehen, das vorſichtig zwiſchen den Binſen hin-

durch bugſirt wurde.

„Scharf lugte ich hinüber, und da erſchien's mir, als

ob's ſeinen Cours gerade auf unſer Eiland zu gehalten
hätte. Das machte mich wieder kalt, Dick, ſo kalt ſag' ich
Dir, wie die Eisberge da unten beim Horn herum. Nicht
'ne Probe mehr von Aufregung; Alles korrekte Treue und
Freundſchaft. Ohne ſie anzuſehen — ich behielt nämlich
die Binſen im Auge — preßte ich behutſam meine Hand
auf Juana's Bruſt, daß ich den Schlag ihres ſüßen Herz-
chens fühlte, und das galt ihr als 'ne Warnung, kein
Glied zu rühren, keinen lauteren Athemzug zu thun. Dann
legte ich mich dicht neben ſie, daß die Pflanzen und das
Kraut zwiſchen dem morſchen Geäſt uns Beide verſteckten,
ich ſelbſt aber ein wenig zwiſchen den Stengeln hindurch
nach der unſicheren Seite hinüber auszulugen vermochte.
Meine linke Hand hielt Juana in ihrem Entſetzen feſt um-
klammert, mit der rechten hatte ich meine Speiche gepackt,
um ſie ſofort auf 'nen hinterliſtigen Schädel niederſchmettern
zu können. Hegte nebenbei die Hoffnung, wer auch kommen
mochte, ihm im Guten oder Böſen das Fahrzeug abzu-
borgen und darinnen unſere Flucht fortzuſetzen.
„Ja, Dick, ſo lagen wir ſeitlängs von einander, das

ſpähte ich hindurch, wie nie ſchärfer in meinem Leben zur



Mädchen und ich, und über mich kam's wie ꝛne reg'läre
Luſt an Mord und Todſchlag, um dem Mädchen 'nen
freien Abzug zu verſchaffen, und zwiſchen den Stengeln

Nachtzeit vor Brechern und weißem Waſſer. Und richtig,
es dauerte nicht ſo lange, wie ich Zeit gebrauche, es zu
erzählen, da bemerkte ich 'nen Schatten, vor welchem die
Binſen knickten, und ſich auf die Seite legten. Und dann,
ja, kaum machte ich den ſchmalen Bug von 'nem Blockkanoe
aus, da entdeckte ich auch den Mann in demſelben, und das
war kein Anderer, als das ſchleichende Reptil, der Tortilla.
Väher glitt er und feſter packte ich die Handſpeiche.
Von dem Griff der kleinen Hände befreite ich mich, um
ungehindert zu ſein. Auf meinem Geſichte aber mußte es
liegen wie Tollwuth und Blutdurſt, daß das arme ſüße
Ding neben mir zitterte.
„Anſtatt indeſſen bei unſerem Eilande anzulaufen, ſchob
das Kanoe ſich in der Entfernung von zwei Faden — 'ne
Kleinigkeit mehr oder weniger — vorüber. Wäre das
braune Reptil nicht ſo eifrig mit dem Bugſiren ſeines
Trogs beſchäftigt geweſen — und ſein Ruder war'n Ding,
nicht beſſer, als 'n reg'lärer Kochlöffel — ſo hätten die
auf der andern Seite des Eilands von uns ſelber geknick-
ten Binſen den Hund auf unſere Spuren bringen müſſen.
Zwiſchen uns und ihm baute ſich's freilich noch wie'n
grüner Schleier von grobem Gewebe auf; und dann hatte
er, ich wiederhol's, Dick, zu viel mit ſeinen waſſerſchweren
Balken zu thun, den er nur mühſam von der Stelle ſchob.
„Der Zufall hatte ihn dorthin geführt, das ſah ich

ihm an; aber drauf ſchwören hätt' ich mögen, daß er ſich

mit 'nem hinterliſtigen Plan trug. Denn hier, wo er wähnte,
daß er vor fremden Augen ſicher ſei, zeigte er ein ſo ver-
dammt ſpitzbübiſches Gallion, wie nur je ein Schurke, der
in den guten alten Zeiten an 'ner Bramraa aufgehißt
wurde. Da calculirte ich denn hin und her, was er denn
eigentlich ſuche. Allein konnte er ſich unmöglich mir dwars
in den Weg legen wollen, wenn er nicht durch 'nen reg-
lären Fußtritt über Ende geſchickt werden wollte; er mußte
alſo 'nen beſtimmten Plan haben. Ich meinte, es wäre
wohl beſſer geweſen, er hätte das Eiland geſtreift, um die
Angelegenheit mit einem einzigen Sprung und 'nem korrek-
ten Schlag abzuthun und mit dem Balken davonzugehen,
anſtatt lange dazuliegen und uns ſtill zu verhalten. Denn
jedes Geräuſch konnte uns verrathen, und ich war der An-

ſicht, daß außer Tortilla noch Andere in unſerm Fahr-

waſſer kreuzten und nach uns ſuchten.
„Ich grübelte und grübelte. Zugleich redete ich Juana
guten Muth ein; und Muth und Geduld beſaß ſie mehr,
als mancher ausgewachſene Mann an ihrer Stelle bewieſen
hätte. Ich ſelber fand 'nen Troſt darin, daß in unſerer
Noth alle meine wahnwitzigen Gedanken über Bord gingen.
Aber gerade in die Augen konnte ich dem lieben Kinde
nicht mehr blicken, weil's mich bedrückte wie 'ne große
Scham vor mir ſelber; denn ich meinte, ſie hätte Alles
aus mir herausleſen müſſen, Alles, was mir im Kopfe
herumgegangen war, ſeitdem ich ihr zum erſtenmale begegnet.
„So hieß es alſo vorläufig ſtill liegen. Nach 'ner
Weile jedoch ſtörte uns wieder das Klappern eines Ruders.“
(Fortſ. folgt.)
 
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