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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0455

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Erſhtint Inſertisnagebãhr

täglich Sonntags 15. für die 1ſpal-

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i deren Raum. Für
Hrris bieſ. Geſchäſts-

mit Familien-
blättern viertel-
jährlich 2½.60½
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

Heidelberger Zeitung

Dagblalt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

u. Privatanzeigen
bedeut. ermäßigt.
Gratis⸗Aufnahme
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Nr. 247.

Donnerstag, den 2.. Oktober

1886

S

Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupt-
und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg werden für die
Monate November und Dezember
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, vei der Trägern
in der Stadt, ſowie bei der Expedition. Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Neu eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Oktober gratis zugeſtellt.

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 21. Oktober.
Ganz unvermuthet hat die Pforte im letzten Augen-
blick in der bulgariſchen Frage Stellung genommen,
und zwar, um Rußland aus der Verlegenheit zu helfen.
Wie gemeldet wird, überreichte der türkiſche Bevollmächtigte
dban Effendi der bulgariſchen Regierung eine Note,
welcher Namens der türkiſchen Regierung verlangt wird,
den Zuſammentritt der Sobranje bis auf wei-
teres zu vertagen, da die ruſſiſche Regierung mit den
Wahlen und der Einberufung der Sobranje nicht einver-
ſtanden ſei und ebenſo die Mächte über einen Candidaten
für den bulgariſchen Thron noch keinen Entſchluß gefaßt
hätten. Die ganze Angelegenheit gewinnt dadurch ein an-
deres Ausſehen; denn zweifellos iſt die Pforte trotz des
jetzt hervortretenden Widerſpruchs mit ihrem früheren Ver-
halten, mit ihrem Proteſte formell im Rechte. Seitens
Deutſchlands und Oeſterreich⸗Ungarns darf die Türkei dieſer
Anerkennung ſicher ſein, waren es doch gerade die officiöſen
Organe der genannten beiden Staaten, die vor Kurzem auf
dieſen von der Pforte jetzt erhobenen Einwurf gegen die
Wahlen in Bulgarien und ſeine Stichhaltigkeit im Gegen-
ſatze zu dem ruſſiſchen Einwande hinwieſen. Die Erfüllung
der Forderung Rußlands nach einem Cabinetswechſel
in Bulgarien und der Einberufung einer neuen So-
branje darf demnach als in Ausſicht ſtehend betrachtet
werden. Iſt dieſe Forderung erfüllt, ſo liegt für Ru ß⸗
land kein Grund zu einer gewaltſamen Einmiſchung mehr
vor, um ſo weniger, als ſämmtliche Großmächte — auch
England — dem ruſſiſchen Cabinet die Verſicherung zu-
gehen ließen, die Rückkehr Alexander's von Battenberg auf
den bulgariſchen Thron weder zu begünſtigen, noch ge-
gebenen Falles ſeine Wiederwahl anzuerkennen. Dadurch
hat die Situation ihre Schärfe verloren und die friedliche
Anſchauung der Lage der Dinge, wie ſie auch in der deut-
ſchen Preſſe zum Ausdruck kommt, erſcheint als wohl-
begründet.
Die zahlreichen Eiſenbahnunfälle der letzten Zeit haben
begreiflicherweiſe die allgemeine Aufmerkſamkeit auch wieder
einmal auf das Reichseiſenbahnamt hingelenkt. Die
Fragen nach dem eigentlichen Berufskreiſe dieſes Amtes und
die Klagen über ſeine wenig bemerkbare Thätigkeit ſind
ganz gewiß nicht unberechtigt; es liegt dies indeſſen an
den Schranken, welche der Wirkſamkeit des Amtes geſetzt
ſind. Bei ſeiner Begründung hatte man ſehr weite Ziele
in das Auge gefaßt, deren Erreichung durch das Wider-
ſtreben einzelner Mittelſtaaten, zumeiſt des Königreichs
Sachſen, vereitelt wurde. Es war neuerdings, ſchreibt man
der Straßb. Poſt aus Berlin, davon die Rede, entweder
eine ſehr durchgreifende Reform des Amtes vorzunehmen

ſind wieder in den Hintergrund getreten. Man ſcheint den
Zeitpunkt, jetzt darauf zurückzukommen, nicht für geeignet
zu erachten.
In dem Zeitungskriege, welcher in der letzten Zeit
zwiſchen England und Frankreich geführt wird, hat
jetzt die engliſche Preſſe das Wort. Der dem engliſchen
Miniſterium naheſtehende Standard ſchreibt neuerdings recht
biſſig: „Unſere Nachbarn jenſeits des Kanals wollen es
uns zum Vorwurf machen, daß wir ihren eigenen Uebertrei-
bungen glauben und durch die Kundgebungen ihrer eigenen
üblen Laune uns in unſerm Urtheile beſtimmen laſſen.
Wenn ſie plötzlich aufhören wollten, die Wiedererweckung
ihrer alten Angriffspolitik zu verſuchen, und wenn ſie es
aufgeben würden, aus ihrem Kriegsminiſter, der in mancher
Beziehung diskreditirt iſt, mit aller Gewalt einen Helden
zu machen, weil er ihnen eine baldige Revanche an den
Siegern von Sedan verſpricht, ſo wären wir unter den
Erſten, ſie zu dieſer Rückkehr zu einer weiſern und fried-
licheren Haltung zu beglückwünſchen.“ Schließlich meint
der Standard, daß Fürſt Bismarck durch das, was in
England geſchrieben oder geſprochen werde, ſich nicht be-
einfluſſen laſſe und wünſcht, daß der deutſche Kanzler über
Frankreich den andern großen Störenfried Europas, Ruß-
land nämlich, nicht außer Acht laſſen werde.

ö Deutſches Reich.
Karlsruhe, 20. Okt. (Amtlich.) Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben den Oberzollinſpector Emil
Neumann in Freiburg in gleicher Eigenſchaft zum Haupt-
ſteueramt Karlsruhe verſetzt, den Hauptamtsverwalter Karl
Schäfer in Freiburg zum Oberzollinſpector daſelbſt er-
nannt, den Hauptamtsverwalter Heinrich Wohlgemuth
in Konſtanz in gleicher Eigenſchaft nach Freiburg und den
Hauptamtsverwalter Theodor Knittel in Singen in
gleicher Eigenſchaft nach Konſtanz verſetzt, den Secre-
tär Karl Konanz bei der Domänendirection zum
Hauptamtsverwalter in Singen, den Obereinnehmer und
Domänenverwalter Karl Gräff in Pforzheim, auf ſein
Anſuchen, zum Kaſſier bei der Amortiſationskaſſe ernannt,
den Obereinnehmer und Domänenverwalter Joſeph Gün-
ther in Bretten in gleicher Eigenſchaft nach Pforzheim
verſetzt, den Obereinnehmer Karl Dorn in Sinsheim zum
Obereinnehmer und Domänenverwalter in Bretten ernannt,
den Obereinnehmer Emil Fiſchinger in Donaueſchingen
in gleicher Eigenſchaft nach Sinsheim und den Oberein-
nehmer Erhard Nos in Hornberg in gleicher Eigenſchaft
nach Donaueſchingen verſetzt, den Hauptamtsverwalter Karl
Gündert in Lörrach zum Obereinnehmer in Hornberg,
den Kaſſier Hugo Kaiſer bei der Amortiſationskaſſe zum
Hauptamtsverwalter in Lörrach und den Oberpoſtdirections-
Secretär Ludwig Oſter von Wiesloch zum Poſtkaſſirer
beim Poſtamt Mannheim ernannt.
Karlsruhe, 19. Octbr. Der Staatsanzeiger für das
Großherzogthum Baden Nr. 37 vom heutigen Tage enthält:
1) Unmittelbare Allerhöchſte Entſchliebungen Sr.
Königl. Hoheit des Großherzogs, Ordens⸗ und Me-
daillenverleihungen, Erlaubniß zur Annahme eines fremden Or-
dens, Dienſtnachrichten betreffend; 2) Berfügungen und Be-
kanntmachungen der Staatsbehörden, u. zwar a. des
Miniſteriums der Juſtiz‚ des Kultus und Unterrichts bezüglich

der allgemein wiſſenſchaftlichen Vorbildung der Geiſtlichen und
der katholiſchen Friedrich⸗Chriſtiane⸗Luiſen⸗Stiftung; b. des Mini-

ſteriums des Innern wegen der Ausgabe von Schuldverſchreibun-
gen auf den Inhaber durch die Stadtgemeinde Karlsruhe und der
Erſatzwahl eines Reichstagsabgeordneten im 11. badiſchen Wahl-
kreiſe; 3) die Mittheilung von Todesfällen. — Ernannt und
kirchlich eingeſetzt wurde auf die kathol. Pfarrei Ewattingen, De-
kanats Stühlingen, Rudolf Tritſcheler, Pfarrer in Niederwihl;
kirchlich eingeſetzt auf die kathol. Pfarrei Honſtetten, Dekanats
Engen, der bisherige Pfarrer in Huberishofeu, Johann Engeſſer,
auf die Pfarrei Windſchläg der bisherige Pfarrer zu Welſchen-
ſteinach, Chriſtian Boſch. — Als Mitglied der Notarskammer
Maunheim ſind für die zwei Jahre vom 1. October 1886 bis da-
hin 1888 neu gewählt worden: die Notare Lochert und Rudmann
in Mannbheim, Hahn in Heidelberg und Hochſtetter in Mosbach;
als Stellvertreter die Notare Deetken in Mannheim und Kern in
Weinheim. — Für die Stadt Karlsruhe iſt die perſönliche Con-
ceſſion zur Errichtung einer Apotheke in dem öſtlichen Bahnhof-
ſtadttheil zu verleihen. Bewerbungen um dieſelbe ſind beim Mini-
ſterium des Innern einzureichen.
Spätjahrsprüfung der Rechts⸗Candidaten. Nach
den §8 3 u. 4 der Bekanntmachung des Miniſteriums des Groß-
herzoglichen Hauſes und der Juſtiz vom 3. Auguſt 1880 (Geſetzes-
und Verordnungsblatt Nr. 29) ſind die Anmeldungen zur Spät-
jahrs⸗Prüfung der Rechts⸗-Caudidaten im Laufe des Monats
October bei großh. Miniſterium der Inſtiz, des Cultus und
Unterrichts einzureichen, mit Beilegung eines Zeugniſſes über die
erlangte Reife zu akademiſchen Studien, von Studien⸗ und Sitten-
zeugniſſen der beſuchten Hochſchulen und eines Nachweiſes über
das Staatsbürgerrecht des Candidaten. Um etwaigen Irrungen
vorzubeugen, ſei beſonders darauf hingewieſen, daß eine öffent-
liche Aufforderung nicht ſtattfindet.
Karlsruhe, 20. Oct. Heute Nachmittag 5 Uhr er-

folgte die Abreiſe des Kaiſers von Baden⸗Baden nach

Berlin. Der Großherzog und die Großherzogin begleiteten
Allerhöchſtdenſelben bis Oos. Bei der Durchreiſe des
Kaiſers in Karlsruhe waren u. A. zur Begrüßung deſſelben
an der Mühlburgerthor⸗Station anweſend: Prinz Karl von
Baden, Prinz Egon von Ratibor, der commandirende
General des 14.Armeecorps, General der Infanterie und
Generaladiutant von Obernitz, Geh. Rath Ellſtätter und
Geh. Rath Nokk.
Berlin, 20. Octbr. Die Kreuzzeitung fordert heute
die Nordd. Allg. Ztg. auf, den Fürſten Alexander
mit Vorwürfen zu verſchonen, die nur neue Verſtimmung
erregen könnten. — Dem Vernehmen nach hat der Kaiſer
die Genehmigung zur Einbringung eines Geſetzentwurfs
betreffend die Unfallverſicherung der Seeleute,
im Bundesrathe ertheilt. — Anläßlich der Einweihungs-
feier in Frankfurt hat der Kaiſer u. A. nachſtehende Or-
densauszeichnungen verliehen: dem Geheimrath Bänſch
und dem Oböerbürgermeiſter Miquel den Kronenorden
2. Klaſſe. — Der National⸗Zeitung zufolge handelt es ſich
bei der Verhaftung Dedekind's in Braunſchweig
um eine Anſchuldigung wegen Landes verrath.
Berlin, 20. Oct. Der Kronprinz und die Kron-
prinzeſſin werden mit ihren Töchtern am 8. November
aus Portoſino wieder in Berlin eintreffen. — Der König
von Sachſen wird am 29. October in Berlin eintreffen,
um den nächſten Tag an der Hofjagd in Hubertusſtock
theil zu nehmen. — Der ruſſiſche Botſchafter, Graf
Paul Schuwalow, der gleich nach ſeiner Rückkehr aus
Petersburg mit dem Staatsſekretär Grafen Herbert von
Bismarck eine längere Unterredung gehabt hat, iſt zum
Fürſten Reichskanzler nach Varzin gereiſt.
München, 20. Oct. Der Prinzregent ernannte
den Generallieutenant Ritter v. Stafferling, Comman-
deur der bayeriſchen Beſatzungs⸗Brigade in Metz, zum
General⸗Anditeur der bayeriſchen Armee.



oder aber dasſelbe eingehen zu laſſen. Die Erörterungen

20 Frauenloos.
Von S. v. d. Horſt.
(Fortſetzung.)
„Pflegen Sie immer dieſen Depeſchenſtil zu Ihren Ant-
worten zu benutzen, mein gnädiges Fräulein?“
Pauline blieb eiskalt. „Durchaus nicht immer, Herr
Baron,“ antwortete ſie. ö
„Aber gegen mich!“ rief er, während die Röthe des
Aergers in ſein Geſicht ſtieg. „Und wenn ich nun dieſe
Taſche nicht mehr öffnen würde?“
„Dann müßte ich eben Sorge tragen, meine Poſtſen-
dungen Ihren Händen ganz zu entziehen, Herr Baron. Viel-
eicht wäre das überhaupt beſſer.“
„Ach, Sie geruhen, mich indirekt zu verdächtigen. Die
Hnädige Frau ſcheint Ihnen in dieſer Beziehung eine gute
ehrmeiſterin geweſen zu ſein. “
Als ſie ſchwieg, reichte er ihr das einzige Schreiben,
welches die Taſche überhaupt enthalten hatte. ö
ö „Wahrſcheinlich ein Tagebuch, mein gnädiges Fräulein!
0 beneide Sie um dieſen Schatz einer ſo heiß erſehnten
Lektüre.“
Pauline erröthete tief. An jedem Tage mußte ihr
Budf geſchrieben haben, das waren wenigſtens zwanzig
ätter!
Und mit einem flüchtigen Dank, ohne den Freiherrn

nach, klug und welterfahren genug, um in dem jungen
Mädchen die entſchloſſene Gegnerin zu erkennen. Von wem
amen dieſe geheimnißvollen Briefe? — das mußte er auf
eden Fall herausbringen.

Tone.

weiter zu beachten, huſchte ſie davon. Er ſah ihr ärgerlich

Drüben im Zimmer der Baronin glänzte noch ein Licht-
ſchein. Als er eintrat, ſaß die Dame auf dem Sopha und
ſah ihm prüfend entgegen; ſie hatte in dieſer Stunde alle
Schmuckſachen abgelegt, auch das elegante Kleid und die
falſchen Flechten; jetzt ſah man, daß ſie ihr wirkliches
Alter nicht verbergen konnte.
In der mageren Hand lag wie immer das Flacon mit
Aether, die unruhig blickenden Augen waren dunkel um-
randet. „Wie ſpät es iſt, Leo,“ ſagte ſie mit verdroſſenem
„Wo bliebſt Du nur ſo lange?“

Er warf die Handſchuhe auf den Tiſch, weniger denn
jemals geneigt, eine Gardinenpredigt über ſich ergehen zu
laſſen. „Bei Trampes, Adele,“ verſetzte er kurz. „Wes-
halb biſt Du denn aufgeblieben?“ ö
„Weil ich Dich noch etwas fragen wollte, Leo; man kommt
in der Einſamkeit auf allerlei Gedanken! Dein Benehmen
iſt ſo ſonderbar verändert, Du — “

Eine ungeduldige Bewegung unterbrach ihre Worte.
„Das alte Lied“, ſagte er achſelzuckend. „Verſchone mich
doch wenigſtens in der Nacht, Adele.“
„Das will ich nicht,“ rief ſie leidenſchaftlich, „Du mußt
mir Gehör geben. Irgend ein Intereſſe hält Dich mir fern,
irgend Etwas liebſt Du mehr als mich, — nun wohl, ich
werde mich wenigſtens überzeugen, ob es ein Weib iſt, das
Deine Seele beherrſcht!“
Er zuckte die Achſeln, es ihr überlaſſend, wie ſie dieſe
Antwort deuten wolle; gerade ſein beharrliches Schweigen
mußte ſie am empfindlichſten verletzen, das wußte er und
genoß in vollen Zügen dieſen ſchlimmen Triumph.
Ob ſie bat oder drohte, er ſprach keine Silbe weiter.

ö III.
Bis gegen Morgen hatte Pauline geleſen. Was er
während der zwölftägigen Ueberfahrt geſehen und gedacht,
das theilte Rudolf ihr mit, ihr, die er liebte, dann kam der
Bericht über die Ankunft in Amerika und eine kurze Notiz,
daß Newyork vollſtändig überfüllt ſei. „Ich bin alſo zwei-
hundert Meilen weiter landeinwärts gegangen,“ ſchrieb Ru-

dolf, „das koſtete mir Uhr und Kette, aber dafür habe ich

denn auch durch Vermittlung eines deutſchen Freundes eine
Anſtellung in einer Zeitungsredaction erhalten und werde
faſt täglich einigermaßen ſatt, was für einen neuen Ein-
wanderer ſchon ſehr viel ſagen will. Aber anders wie da-
heim ſind doch die Dinge hier zu Lande, mein Lieb, —
ach, unſer Luftſchloß wird nicht ſobald die Grundlage eines
feſten Bodens finden. Erſieh daraus indeſſen keineswegs,
daß ich muthlos geworden ſei, nur etwas beſſer bekannt
und vertraut mit den hieſigen Verhältniſſen, das iſt alles.
Das Geſchäftslokal meiner beiden ſehr ehrenwerthen Chefs
iſt ein verlaſſener Stall, in dem wir Dreie das Blatt her-
ſtellen und unſern Kunden iene kleinen Gefälligkeiten er-
zeigen, die hierorts der Zeitungsverleger in den Kauf zu
geben pflegt. Mr. Tantalus Boyle, der eine meiner Ge-
bieter, friſirt und barbirt die eintreffenden, zahlungsfähigen
Abnehmer, während Jim Craddle, der andere, den Bedarf
an Gelegenheitsgedichten liefert oder die Schönen unſerer
Stadt portraitirt, je nach den Wünſchen ihrer reſpectiven
Herzen. Was mich betrifft, ſo bin ich der „Rechtsrath“ der
Kunden und habe zu dieſem Zweck einen gewaltigen Stoß
dickleibiger Folianten auf einem alten Futtertrog neben
meinem Sitze ſtehen.“ ö
(Fortſ. folgt.)
 
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