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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0135

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22 7 Nun grüß' dich Gott, Alt Heidelberg!
22. — Laut' vufen alle Glocken
Vom hril'gen Geiſt durch Thal und Berg
Mit jubelndem Frohlocken!

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Heidelberger Zeilung

Tagblatt und Verkündiger der Stadt Heidelberg.
Montag, den 2. Auguſt ö 1886.

5⸗Gruß. r

— ——

8 große Jubelfeſt, welches ſeit Monaten die Sorgen und Kräfte der geſammten Einwohner-
8ſchaft in ſteigendem Grade in Anſpruch genommen, hat heute begonnen. Die raſtlos eilende
5 Zeit hat, faſt zu unſerer ÜUberraſchung, die Erfüllung eines monatelang uns beſchäftigenden
Traumes auf einmal vor unſere Augen geführt. Aber auch das Werk der Menſchen
iiſt der eilenden Zeit nachgekommen, — ein Werk ungeheuerſter Anſtrengung und vielſeitigſter
Arbeit. Die Wiſſenſchaft mit einer großen Zahl bedeutender und intereſſanter Erzeugniſſe, die
Kunſt mit wahrhaft hervorragenden Leiſtungen, der bürgerliche Gemeinſinn mit ſeinen Opfern an
Fleiß und Hingebung haben das äußerſte aufgeboten; Regierung und Univerſität, Stadt und
Privatthätigkeit haben ſich vereinigt, um ein Werk zu ſchaffen, welches einer halbtauſendjährigen
Geſchichte würdig ſei. Und wir hoffen, das Werk iſt gelungen; wir hoffen, Heidelberg wird mit
Chren beſtehen in dieſen Tagen, wo der Blick der Welt auf es gerichtet iſt. Den ewigen Schmuck
der Natur vereinigend mit dem Schmuck, den ihr die Kunſt angethan, ſteht unſre Stadt als Feſt-
jungfrau heute bereit, der alma mater zum größten Ehrentage ſeit ihrem Beſtehen ihre Huldigung
darzubringen, und zu begrüßen alle die Tauſende, die in dieſen Tagen in feſtlicher Stimmung, mit
dem gleichen Gefühle begeiſterter Huldigung durch ihre Thore ſtrömen werden.
Im Namen des feſtlich begeiſterten Heidelberg nehmen wir uns das Recht, die erſte Huldigung zu bringen,
unſerer Ruperto-Carola, welche in dieſen Tagen auf ein halbes Jahrtauſend ebenſo ſegensreichen als ruhm-
vollen Lebens zurückſchaut.
Ein halbes Jahrtauſend — wahrlich ein ehrfurchtgebietendes Wort! Es erinnert uns an jenes Pſalm-

wort: tauſend Jahre ſind vor Dir wie der geſtrige Tag — auch dem Menſchengeiſt iſt ein Jahrtauſend eine Tages-

arbeit. Eine Menſchengeneration iſt der anderen gefolgt in raſtloſem Wandel, tauſend Semeſter ſind im Fluge dahin-
gegangen, tauſendmal hat die Stadt ihre akademiſche Jugend empfangen und entlaſſen, leuchtende Sterne der
Wiſſenſchaft ſind aufgegangen und wieder verſchwunden, aber ſie ſelbſt, die alma mater, hat die Jahrhunderte durch-
dauert, eine Zeugin von der Unſterblichkeit des nach Wahrheit und Vollendung ringenden Menſchengeiſtes. Während
die Menſchen kamen und gingen, wurden von Jahr zu Jahr von dieſer Stätte der Wiſſenſchaft Gedanken hinaus-
getragen in das Leben, in die Welt, welche nicht mehr untergingen, Ideen, welche zu lebendigen Kräften wurden in
dem weiten Umfange des praktiſchen Lebens; ſtill und unſichtbar haben ſie am Fortſchritt des Lebens gearbeitet,
haben ſie bauen helfen an der großen und herrlichen Kulturwelt, von welcher wir heute umgeben ſind. Ein halbes
Jahrtauſend — ein Zeugniß der Ewigkeit, aber auch welches Wandels der Dinge! Noch fließt der Neckar wie
ehedem, noch ſchauen dieſelben Berge auf die Feſtfeiernden hernieder wie vor 500 Jahren, aber wie iſt Alles doch
anders! Nirgends als in dieſem Pfälzerlande haben ſchärfere Gegenſätze des politiſchen und religiöſen Lebens
gewechſelt, ſtolze Erhebungen ſind ihr zu Theil geworden, entſetzliche Verwüſtungen haben an ihr ihre Gräuel verübt
Des Schloſſes ſtolze Erhebung und tiefer Fall gehört in dieſe Jahrhunderte. In noch dunkler Zeit, in welcher
ſich aber ſchon die Vorahnungen einer neuen und größeren Zukunft bargen, hat einſt der verſtändige und zielbewußte
Pfalzgraf Ruprecht der ſtolzen Pflegerin der Wiſſenſchaft das Daſein geſchenkt. Als gehorſame Tochter der Kirche
hat ſie begonnen, im Mönchsgewande hat ſie ihren Wanderſtab ergriffen zum Gange durch die Jahrhunderte; aber in
der großen Erneuerung des deutſchen Geiſtes durch Reformation und Humanismus hat auch ſie einen neuen Geiſt
empfangen, und die treue Tochter der römiſchen Kirche wurde zu der mächtigen Vorkämpferin des calviniſchen
Geiſtes. Dann hat auch ſie den Rückſchlag erlebt nach der Erhebung; ſie hat die Verwüſtung des dreißig jährigen
Krieges aufs bitterſte an ſich erfahren, ſie hat, nach einem kurzen Aufſchwung unter dem hochherzigen Karl Ludwig,
in der Zeit des geiſtigen Aufſchwungs den tiefſten Zerfall, in der Zeit der allgemeinen Aufklärung die Finſterniß
der Jeſuitenherrſchaft erlebt. — Aber zum zweiten Male hat ihr das Leben gegeben der unvergeßliche Großherzog
Karl Friedrich von Baden. Eine Blüthezeit iſt gefolgt, wie keine zuvor war: unſere Ruperto Carola wurde eine
der berühmteſten Stätten der modernen Wiſſenſchaft, eine der glänzendſten Juriſtenſchulen, eine Tafel voll der be-
kannteſten Namen aus Theologie und Philoſophie, Medicin und Naturwiſſenſchaft, eine Heimath glänzender Geſchicht-
ſchreibung, lange Zeit ein Mittelpunkt eines bewegten literariſchen und ſchöngeiſtigen Lebens, oft der Ausgangs-
punkt politiſcher und kirchlicher Bewegungen von dauernder ſegensvoller Wirkung. Eine Geiſtesſtätte, welche auf eine

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22

Ncteartecereprertroor
Fünſhundert Jahr, ein hohes Wort,
Dach laug noch nicht das hehrſte:
Plüh' du nur glückhaft Tauſend fort, —
Dann kommt das CTauſend Erſte. Scheffel.
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2*—— SSSISSSIIIIIPIIFITITITRR
 
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