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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0337

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Aglich Sonntags
ausgenommen.

Irei-
mit Familien-
lättern viertel-
ſhrlich 2 60 4
uusſchl. Poſtauf-
Hlag u. Träger-
Lohn.

eidelberger

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

eitung

Tuſerkiorsgekühr
15.% fürdie Iſpal-
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hieſ. Geſchäfts-
u. Privatanzeigen
4 bedeut. ermäßigt.
Gralis⸗Anſnuahme
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.



Nr. 00.

Montag. den 20. September

1886

*Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 20. September.
Die Reichstagsſeſſion dürfte heute mit Annahme
des deutſch⸗ſpaniſchen Handelsvertrages in dritter Leſung
geſchloſſen werden. Den Sozialdemokraten iſt es nicht ge-
lungen, den Reichstag noch länger feſtzuhalten, da ſie die
zur Einbringung einer Interpellation in der bulgariſchen
Angelegenheit erforderlichen 30 Unterſchriften nicht gefunden
naben. Dafür haben ſie ſich am Samstag in der Dis-
euſſion über den Rechenſchaftsbericht bezüglich der Verlän-
gerung des Belagerungszuſtandes über Leipzig auch bereits
chadlos gehalten. In dem Bericht, welcher ſich in ſeinem
erſten Theile mit der Fachvereinsbewegung, den Streiks
und der Einſchmuggelung ſozialiſtiſcher Schriften beſchäftigt,
iſt der Schluß bemerkenswerth, welcher wie folgt lautet:
Bei der Darlegung der Geſammtlage darf eine Stelle nicht
mit Stillſchweigen übergangen werden: das Reichs gericht,
— welches in Leipzig ſeinen Sitz hat. Bei früherer Gelegen-
beit iſt gezeigt worden, daß aus der Aufgabe dieſes Ge-
aichtshofes, bei politiſchen Verbrechen in höchſter Inſtanz
4ziecht zu ſprechen, ſeinen Mitgliedern und Angehörigen per-
ſönliche Gefahren erwachſen. Inmittelſt dringen ſeit Auguſt
1 . Js. in den Spalten der Moſt'ſchen „Freiheit“ wieder
und wieder Veröffentlichungen aus Amerika herüber, in
denen zu Rache und Mord an einzelnen Mitgliedern und
14 Angehörigen des Reichsgerichts, als den Urhebern der ver-
ſchiedenen neuerlichen Verurtheilungen aufgefordert und von
einem in Chicago beſtehenden „Lieske⸗Rachefonds“ berichtet
wird. Nun wird zwar, ſelbſt unter dem Eindrucke der ſelt-
ſamen Ausſprachen, welche von Zeit zu Zeit aus dem
Schooße der ſozialdemokratiſchen Partei über die Bedeutung
des politiſchen Mordes vom moraliſchen Standpunkt aus
erfolgen, kaum Jemand verſucht ſein, aus dieſen von ſo
weiter Ferne ſtammenden Geſinnnnugsäußerungen unmittel-
4 bare Conſequenzen auf eine Stelle zu ziehen, welche man
uter dem Schutze des Deutſchen Reiches und Volkes in-
4* mitten der deutſchen Erde für doppelt geborgen zu erachten
ewöhnt iſt. Immerhin wird aber auch dieſe Erſcheinung
ncht außer Acht zu laſſen ſein, zumal ein Umſtand hinzu-
nitt, der in der That nicht ungeeignet erſcheinen kann, den
Oerdacht zu erwecken, daß eine Uebertragung jener ver-
ö brecheriſchen Stoffe in größere Nähe keineswegs ausgeſchloſſen
iſt. Einem Berichte des Polizeiamts zufolge iſt neuerdings
ein Bruder eines wegen Betheiligung an dem Attentate auf
em Niederwalde Hingerichtelen, deſſen Geſchwiſter in un-
mittelbarer Nähe Leipzigs wohnen, von dem Drucker der
Freiheit“ engagirt worden und am 13. März d. J. unter
Umſtänden nach Amerika abgereiſt, welche ebenſo von einer
mit dieſem Engagement verbundenen beſonderen Vertrauens-
tellung, wie davon Zeugniß ablegen, daß er nichts weni-
ger als geſonnen ſei, die Verbindung mit den hieſigen Ge-
nnungsgenoſſen aufzugeben. Die egl. ſächſiſche Staats-
tegierung war hiernach außer Zweifel, daß ſie ſich ernſten
erantwortungen ausgeſetzt haben würde, wenn ſie es un-
derſucht gelaſſen hätte, zur Erhaltung der öffentlichen Sicher-
eit und Ordnung diejenigen Mittel in Anwendung zu
bringen, welche von der Reichsgeſetzgebung ſelbſt an die
and gegeben werden.
Faſt drei Monate ſind jetzt vergangen, ſeit die trauri-
gen Verhältniſſe im bayeriſchen Königshauſe die Regent-
chaft nothwendig machten. Der bisherige Verlauf der
Dinge hat den patriotiſchen Hoffnungen, welche durch das
erſte Auftreten des Prinzregenten Luitpold erregt
wurden, volle Beſtätigung gewährt. Wir ſehen, ſchreibt
die Köln. Ztg., den jetzigen Träger der königlichen Gewalt
ch in angeſtrengter Thätigkeit ſeinem hohen Berufe hin-
geben und der Gang der Regierung iſt der bisherige, den
eutſchen und bayeriſchen Intereſſen gleichmäßig ent-
prechende, geblieben. Bei zwei Umſtänden, welche ganz
beſonders deutlich in die Augen ſpringen, verlohnt es ſich
rz zu verweilen, weil in den letzten Regiernngsjahren des
unglücklichen Königs Ludwig II. vollberechtigte Klagen des
andes ſich gerade darauf richteten. Die perſönlichen Be-
zihungen des bayeriſchen Königshauſes zum deutſchen
Raiſer und ſeinen Familienangehörigen ſind durch den
rinzregenten von Bayern in der zugleich herzlichſten und
würdigſten Weiſe gepflegt worden. Ein beſonders werih-
volles Anzeichen auch für die Zukunft ſieht man in Bayern
darin, daß bei den großen Kaiſermanövern im Reichslande
brinz Ludwig, der älteſte Sohn des Prinzregenten, ſeinen
fürſtlichen Vater und die bayeriſche Krone vertritt. Solch
derſönliche Annäherungen ſind beſonders geeignet, ſachliche
chwierigkeiten und politiſche Vorurtheile zu beſeitigen. In
cher zweiten Richtung hat der Regierungswechſel ebenfalls
dnen höchſt erfreulichen Wandel herbeigeführt. Während
önig Ludwig II. mit Ausnahme ſeiner erſten Regierungs-
ahre die Berührung mit ſeinem Volke krankhaft mied, hat
d6r Prinzregent begonnen, durch perſönliches Erſcheinen in
trin verſchiedenen Landestheilen lange gehegte Wünſche zu
ö wfallen und, wie man wohl ſagen darf, einem nicht un-
candtigen Theile der Pflichten zu entſprechen, welche im
ſtitutionellen Staate im Intereſſe der Monarchie ſelber

NWMuſt
uf dem Monarchen oder ſeinem Vertreter ruhen. Es kann

nicht ausbleiben, daß der perſönliche Verkehr des Prinz-
regenten mit den verſchiedenen Beſtandtheilen der bayeri-
ſchen Bevölkerung die in ſeiner Proklamation ausgeſprochene
Ueberzeugung und Abſicht bekräftigen und ſtärken wird,
nach allen Seiten ein gerechtes und ausgleichendes Regiment
zu führen. Man darf deshalb der ferneren Entwickelung
der Dinge in Bayern mit Ruhe und Vertrauen ent-
gegenſehen. ‚
Die neue Loſung für die franzöſiſche Politik, die von
der ſonſt ſo deutſchfreſſeriſchen France zuerſt ausgegeben
worden zu ſein ſcheint, die Loſung: Die Befreiung des
Mittelmeers (nämlich aus engliſchen Händen) iſt
für uns eine dringendere Pflicht als die unſerer
verlorenen Provinzen, wird nun vom National
aufgenommen. In einem Artikel, betitelt: Egypten und
Auſtralien, ſchreibt er: „Man weiß, daß die Frage des
Einfluſſes und der Herrſchaft im Mittelmeer mit der Zu-
kunft unſeres Landes ſo eng verbunden iſt, unter dem
praktiſchen Geſichtspunkte faſt wichtiger iſt, als die
Rheinfrage. In dieſem Augenblick wird unſer Einfluß
bedroht durch die Haltung, welche England in der egyyti-
ſchen Frage eingenommen hat. Man ſagt, daß England,
um eine eklatante Revanche für ſeine Niederlage in Bul-
garien zu nehmen, eine endgiltigé Beſitznahme Egyptens
beabſichtige. Wir könien nicht glauben, daß ein ſolcher
Gedanke im Geiſte des engliſchen Kabinets aufkeimen ſollte.
Uebrigens wenn England dieſe Abſicht hätte, ſo würde
Frankreich auf jeden Fall es niemals zulaſſen. Die
Stunde der Löſung naht und eine Entſcheidung muß ge-
troffen werden. Wir wollen, daß man unſere Intereſſen
im Mittelmeer achtet und wenn wir dazu mit Rußland
gegen England marſchiren müſſen, ſo kann man darauf
zählen, daß wir nicht zurückweichen werden.

Deurſches Reſch.
Karlsruhe, 18. Septbr. (Amtlich.) Se. Kgl. Hoheit
der Großherzog haben den Profeſſor Paul Müller
am Gymnaſium zu Bruchſal wegen leidender Geſundheit,
unter Anerkennung der treu geleiſteten Dienſte, in den
Ruheſtand verſetzt.
Baden⸗Baden, 19. Septbr. Der Kaiſer und die
Frau Großherzogin ſind um halb 3 Uhr hier einge-
troffen. Ein Empfang fand nicht ſtatt, es war nur das
erbgroßherzogliche Paar anweſend. Die verſammelte Volks-
menge begrüßte den Kaiſer, welcher recht wohl, aber von
der Sonne gebräunt ausſah, mit lebhaften Hochrufen.
Berlin, 18. Sept. Der Kaiſer betraute den Staats-
ſekretär Grafen Bis marck nach Maßgabe des Geſetzes
vom 17. März 1878 mit der Stellvertretung des
Reichskanzlers im Bereiche des Aus wärtigen
Amtes.
Berlin, 18. Sept. Im Reich stage erklärt ſich bei
der erſten Leſung des ſpaniſchen Handelsvertrags Abgeordn.
Brömel (deutſchfr.) für Verlängerung des Vertrags, be-
dauert aber, daß Deutſchland ſeiner Ausfuhrinduſtrie keinen
größeren Abſatz zu ſchaffen vermöge. Staatsminiſter
v. Bötticher erwidert, die deutſche Ausfuhr erfreue ſich
noch guten Zuſpruches. Auf dem Auslandsmarkte betrug
dieſelbe 1885 2860 Millionen Mark, alſo mehr als im
günſtigſten Jahre zur Zeit der früheren Handelspolitik. Die jetzige
Handelspolitik ſei weniger eine Schutzzollpolitik, als eine prak-
tiſche Handelspolitik, die den Bedürfniſſen der einzelnen In-
duſtrien zu genügen ſich beſtrebe. Auch bei ſeinen Handelsverträgen
ſei Deutſchland gut fortgekommen, wie das Land und die Induſtrie
ſelber anerkenne. Er bitte daher, auch der jetzigen Vor-
lage zuzuſtimmen. Die Abgg. Stöcker, Hammacher,
Kaiſer, Grad und Frege ſprechen für die Vorlage
gegenüber dem Abg. Rickert, welcher anfragte, ob es den
verbündeten Regierungen bekannt ſei, daß neuerdings in Madrid
die Verwendung von Kartoffelſpiritus verboten wurde und
bemerkt babei, daß wenn die übrigen ſpaniſchen Städte dem
Beiſpiel Madrids folgten der Handelsvertrag werthlos
würde. Miniſter v. Bötticher erklärte, ihm ſei nichts
davon bekannt geworden und Beſchwerden ſeien bisher nicht
eingegangen. Damit wird die erſte Leſung geſchloſſen.
Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde der ſpaniſche
Handelsvertrag in zweiter Leſung verhandlungslos ge-
nehmigt. Bei der hierauf folgenden Berathung des Be-
richts über die Anordnungen Sachſens auf Grund des
Socialiſtengeſetzes betheiligten ſich die Abgg. Vollmar,
Viereck, Stauffenberg und Bebel. Die ſächſiſchen
Bundesbevollmächtigten Ehrenſtein und Hohenthal
rechtfertigten wiederholt das Vorgehen der Regierung;
Erſterer betonte, die Vorkommniſſe in letzter Zeit ſeien nicht
ſo harmlos, wie die Socialdemokraten ſie darſtellen. Ent-
ſchieden beſtehe eine Verbindung zwiſchen den Anarchiſten
in Amerika und den deutſchen Socialdemokraten, wofür
verſchiedene Inzichten ſprächen. Die Fachbereine ſtünden
ferner völlig unter der Vormundſchaft der Socialdemokratie.
Montag dritte Leſung des Handelsvertrags.
Straßburg, 18. Sept. Der Kaiſer hat dem Statt-
halter, Fürſten Hohenlohe, ſein lebensgroßes Bildniß mit
nachſtehendem Schreiben zugehen laſſen: „Ich habe bereits
mündlich wiederholt meine Befriedigung über die warme

und freundliche Aufnahme zu erkennen gegeben, welche mir
und J. M. der Kaiſerin und Königin, meiner Gemahlin,
bei dem diesmaligen Beſuche der Reichslande, insbeſondere
der Stadt Straßburg, zu Theil geworden iſt. Wenn ich
durch dieſe Wahrnehmung in der Ueberzeugung beſtärkt
werde, daß der innere Anſchluß des Landes an das deutſche
Vaterland in ſtetigem Fortſchreiten begriffen iſt, ſo kann
ich davon den Gedanken nicht trennen, daß zu einem ſolchen
Erfolge Ihre umſichtige Verwaltung als Statthalter der
Reichslande trotz der Kürze der Zeit nicht unweſentlich bei-
getragen hat. In Würdigung deſſen, ſowie zum Andenken
an die Tage meines hieſigen Aufenthaltes, welche mir in
wohlthuender Erinnerung bleiben werden, verleihe ich Ihnen
mein Bildniß in Lebensgröße, welches ich Ihnen hiermit
zugehen laſſe. Stratßburg im Elſaß, 18. Septbr. 1886.
gez. Wilhelm. An meinen Statthalter in Elſaß⸗Lothrin-
gen, Fürſten von Hohenlohe.“ — Der Kaiſer wohnte
des Feldmanövern des fünfzehnten Armeecorps, welche heute
endeten, auf der Höhe öſtlich von Nimwersheim bei. Gleich
nach 1 Uhr ſammelten die Commandeure ſich um den Kaifer,
welcher dem Corps ſeine Anerkennung ausſprach und ſich
alsdann verabſchiedete und nach Straßburg zurückkehrtet wo
er um 2½¼½ Uhr eintraf, von den enthuſiaſtiſchen Zurufen
der zuſammengeſtrömten Menge begrüßt. — Der Kron-
prinz begibt ſich Montag früh in Vertretung
des Kaiſers nach Metz. An dem heute Abend ſtatt-
gefundenen Fackelzuge betheiligten ſich mehrere tauſend Mit-
glieder verſchiedener Vereine. Der Männergeſangverein trug
drei Lieder vor. Der Bürgermeiſter brachte ein Hoch auf
den Kaiſer aus, worin die Volksmenge begeiſtert einſtimmte.
Der Kaiſer erſchien auf dem Balkon und verneigte ſich
dankend; er beſchied die Vorſtände der Vereine, den Director
des Geſangvereins und die Zugordner zu ſich und ſprach
denſelben ſeine hohe Zufriedenheit und ſeinen Dank für die
Ovation aus.

Straßburg, 19. Sept. Vom Bürgermeiſter und

von der Deputation des Gemeinderaths in Metz,
welche geſtern Abend an der kaiſerlichen Tafel theilnahmen,
ſind dem Kaiſer zwei uſch denhonrbigefr des Kai-
ſers Karl V. als hiſtoriſch denkwürdige Urkunden zum
Geſchenk mit dem Bemerken überreicht worden, daß dieſel-
ben die letzten Briefe ſeien, welche ein früherer deutſcher
Kaiſer an die Stadt Metz gerichtet habe. Der Kaiſer

nahm beide Urkunden in Augenſchein und dankte huldvollſt

für die ihm dargereichte Gabe. Bei dem geſtern Abend
bei dem Kaiſer ſtattgehabten Thee hatte der Kaiſer zu
Ehren des Prinzen Ludwig von Bayern, der geſtern
zum Chef des preußiſchen zweiten niederſchleſiſchen Infan-
terie⸗Regiments Nr. 47 ernannt worden iſt und in der
Uniform dieſes Regiments dem Theezirkel beiwohnte, die
Uniform ſeines bayeriſchen Infanterieregiments ange-
legt. Prinz Ludwig von Bayern hat heute Früh die
Rückreiſe nach München angetreten. Der deutſche Kron-
prinz gab demſelben bis zum Bahnhofe das Geleite. Mit
demſelben Zuge haben auch Generalfeldmarſchall Graf
Moltke und General v. Stiehle Straßburg verlaſſen.
— Der Kaiſer und die anderen hier anweſenden Fürſt-
lichkeiten wohnten heute Vormittag halb 11 Uhr dem Gottes-
dienſte in der Neuen Kirche bei.
ſprach das Gebet, der Pfarrer Hörler hielt die Predigt,
welcher das Evangelium über den barmherzigen Samariter
zu Grunde gelegt war, der Pfarrer Kopp ſprach das
Schlußgebet und den Segen. Beim Gebet erhob ſich der
Kaiſer und blieb bis zum Schluſſe deſſelben aufrecht ſtehen.
Der Kaiſer wurde auf der Fahrt zur Kirche wie bei der
Rückfahrt von der in den Straßen verſammelten Volks-
menge mit lebhaften Zurufen begrüßt. — Der Kaiſer
iſt mit der Frau Großherzog in von Baden heute
Mittag 1 Uhr nach Baden abgereiſt. Dem Bürgermeiſter
Back drückte ſeine Majeſtät beim Abſchied nochmals ſeine
höchſte Zufriedenheit über den hieſigen Empfang aus. Auf
dem Bahnhofe war eine große Volksmenge verſammelt,
welche den Kaiſer mit Enthuſiasmus begrüßte. Den Armen
der Stadt hat der Kaiſer 3000 Mark und den Wohlthätig-
keitsanſtalten die Kaiſerin 2000 geſpendet.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 18. Septbr. Der neue ruſſiſche diplomatiſche
Agent in Sofia, Genenalmajor v. Kaulbars, traf
hier vorgeſtern Abend ein. Er reiſte geſtern Nachmittag
nach Traunkirchen zu einem Beſuch bei ſeiner Familie und
wird erſt in einigen Tagen nach Sofia abreiſen. — Das
Fremdenblatt lobt die Adreſſe der Sobranje an die
Regentſchaft höchlich, weil die ſelbe dem berechtigten Abſcheu
des Landes gegen die Verſchwörer und der warmen Be-
wunderung für den Fürſten lebhaften Ausdruck gebe, jedoch

die Abdankung des Fürſten voll annehme und ſich den

Forderungen der Gegenwart und nächſten Zukunft nicht
verſchließe. — Nach einer Meldung der Preſſe würde den
Delegationen im November ein Rothbuch über die bul-
gariſche Frage vorgelegt werden. — Telegramme mehrerer
hieſiger Blätter melden von der Grenzſtation Podwolczyska
die Durchreiſe des Herzogs Alexander von Olden-
burg, Commandeur des ruſſiſchen Gardekorps, und ſeiner

Der Pfarrer Lebois
 
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