Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„ rin
täglich, Sonntags
ausgenommen.
ö rris:
mit Familien-

blättern viertel-
jährlich 24 60
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

tige Petitzeile oder
deren Raum.
ö Für hieſ. Geſchäft-
n. Privatanzeigen
bedeut. ermäßigt.
* dCniArfrubne

Tagblatt und Verkündiger der Stadt Heidelberg.

Inſertiousgebühr

15. für die Iſpal-

der Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

Mittwoch, den 28. Juli

1886

5
4
4 —
Nr. 174.
4 Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupt-
4 lokal- und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg — werden für die
R Monate Auguſt und September
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, bei den Trägern
4 in der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Neu eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Juli gratis.

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 28. Juli.
Bei den diplomatiſchen Zuſammenkünften
+ während der Bade⸗Saiſon ſtellt auch Chinſa ſeinen Mann.
Von London iſt der chineſiſche Diplomat Marquis Tſeng
zum Beſuch des Fürſten Bismarck nach Kiſſingen ab-
* gereiſt. Zwar handelt es ſich bei dieſem Diplomaten nicht
um politiſche Zwecke, ſondern er will einfach dem größten
Staatsmann unſerer Zeit ſeine Reverenz erweiſen. Nach
dem Kiſſinger Beſuche wird Marquis Tſeng, der im
Begriffe ſteht, nach China zurückzukehren, nach Potsdam
reiſen, wo er von dem deutſchen Kronprinzen an Stelle
des Kaiſers in Audienz empfangen wird. ö
Seit Kurzem kommen aus Holland, ſpeciell aus
Haag und Amſterdam, Nachrichten, welche von einer inten-
ſiven Agitation der Socialdemokratie in der hollän-
diſchen Arbeiterbevölkerung ſprechen. In Amſterdam iſt
es wiederholt zu lärmenden Auftritten und zu Conflikten
zwiſchen der Polizei und den Arbeitern gekommen. Ob-
ſchon das Verbot eines Volksfeſtes als Anlaß der Unru-
hen bezeichnet wird, ſo läßt doch die Art derſelben deut-
lich erkennen, daß die von Domela Niuwenhues und an-
deren ſocialiſtiſchen Demagogen ſorgſam aufgeſpeicherte
Zündmaſſe zur Exploſion gekommen iſt. Am Sonntag
Abend kam es zwiſchen der Polizei und dem Pöbel in
verſchiedenen Stadttheilen zu Streitigkeiten, bei denen es
einige Verwundungen abſetzte. Die Ruhe war zwar bald
wiederhergeſtellt, doch dauerte die Erregung am Montag
fort. Es kam auch wiederholt zu Ruheſtörungen, die
Aufrührer erbauten Barrikaden, ſo daß die be-
reits conſignirte Infanterie und Kaballerie erſchien und die
enge aufforderte, auseinanderzugehen. Da die Auffor-
derung nicht befolgt wurde, gab die Infanterie Feuer. Bei
der Hartnäckigkeit der Revolutionäre mußte das Militär
mit aller Energie einſchreiten, ſo daß es zu einem bluti-
gen Kampfe kam, bei dem es auf Seiten der Empörer
eine Anzahl Todter und Verwundeter gab.

Deutſches Reich.
Berlin, 27. Juli. Der deutſche Geſandte am ſpani-
ſchen Hof, Graf zu Solms⸗-Sonnenwalde, hat einen
Urlaub angetreten, ſein Vertreter iſt Legationsrath Frhr.
b. Gutſchmid. — Morgen Nachmittag 2 Uhr wird auf
dem Invalidenkirchhofe die feierliche Beiſetzung der
Leiche des verſtorbenen Generals der Kavallerie und Gou-
verneurs von Berlin, Freiherrn v. Williſen, mit militä-
riſchen Ehren erfolgen. Der Feier wird der deutſche
Kronprinz in Vertretung des Kaiſers beiwohnen. —
WMorgen wird der Reichspoſtdampfer „Neckar“ Bre-
merhaven in der Fahrt nach Oſtindien verlaſſen; er wird
mit Genehmigung des Reichskanzlers am 1. Auguſt
dbei Southampton anlaufen, um dort Fahrgäſte an Bord
zu nehmen, während Güteraufnahme ausgeſchloſſen iſt. Von
letzt ab werden in dieſer Maßgabe alle Reichspoſtdampfer
in Southampton anlegen. — Das Geſetz über Anſtellung
und Dienſtverhältniß der Lehrer und Lehrerinnen
mam öſffentlichen Volksſchulen der Provinzen Poſen und
Weſtpreußen iſt heute veröffentlicht. — In dem Prozeß
beegen den Redacteur der „Freiſinnigen Zeitung,“ Barth,
der wegen einer Beleidigung des Staatsanwalts Schöne,
WM es Gefängniß⸗Inſpectors Otto und des Gefangenaufſehers
1 Köhne in Halberſtadt, begangen durch einen Artikel, wel-
cen er an eine vom Reichstagsabgeordneten Heine im
1 Reichstage gehaltene Rede über deſſen Behandlung im
fängniß zu Halberſtadt geknüpft hatte, angeklagt war
hat die Strafkammer des hieſigen Landgerichts den-
belben der Beleidigung, begangen durch die Preſſe, für
chuldig erkannt und ihn zu einer Geldſtrafe von 500 Mk.
oderurtheilt. — Bekanntlich werden die Berichte, welche die Han-
delskammern alljährlichüber die Geſchäftslage ihres Bezirks
uarſtatten, direkt an den Handelsminſter gerichtet. Die-
4 ſem — zur Zeit Fürſt Bismarck — wird nun im dies-
ührigen Jahresbericht der Handelskammer zu Münſter in
A ‚5 eſtfalen folgendes Unfähigkeitszeugniß ausgeſtellt und
6Deenſtlich überreicht: Durch die Unruhe in der Geſetzgebung
f wirthſchaftlichem Gebiete, wodurch die Bedingungen für
ſe Entfaltung von Handel und Verkehr fortwährend ver-
boben und einigermaßen ſichere Berechnungen für einzu-
itende Unternehmungen unmöglich gemacht werden, wird
R. unbefriedigende Geſchäftslage noch vermehrt und erhöht.
deude und Stabilität in der Geſetzgebung thut unſerem
eutſchen Wirthſchaſtsleben in erſter Linie noth. Wir

möchten uns daher erlauben, hochgeneigter Erwägung an-
heimzugeben, ob es ſich nicht empfehlen würde, für das
Handelsminiſterium eine auf dem Gebiete des
Handels und Verkehrs erfahrene Perſönlichkeit
zu gewinnen, da es bei der gegenwärtig ſo äußerſt kriti-
ſchen Lage des geſammten Handels⸗ und Fabrikweſens einer
ungetheilten Aufmerkſamkeit auf alle dieſes ſo complicirte
und ſchwierige Gebiet betreffenden Fragen bedarf.

Köln, 27. Juli. Der chineſiſche Geſandte Marquis
Tſeng kam heute Nachmittag auf der Reiſe von London
über Harwich und Rotterdam hier durch und ſetzte nach
kurzem Aufenthalte dieſelbe nach Kiſſin gen fort.
Mainz, 26. Juli. Der neue Biſchof von Mainz,
Dr. Haffner, hat am Tage ſeiner Inthroniſation einen
Hirtenbrief veröffentlicht, worin es heißt: Es ſei die
Fügung, daß nach ſo langer peinvoller Verwaiſung der h.
Stuhl von Mainz wieder beſetzt und der Diözeſe ein neuer
Oberhirte verliehen worden, nächſt Gottes Barmherzigkeit
der huldvollen Fürſorge unſeres h. Vaters und unſeres
allergnädigſten Landesherrn zu danken; auch laſſe die Ver-
ſtändigung über dieſe Wiederbeſetzung, welche zwiſchen Sr.
Heiligkeit dem Papſte und Sr. K. Hoheit dem Großherzog
ohne Schwierigkeit bewirkt worden ſei, mit Sicherheit hoffen,
daß auch eine Verſtändigung über die Abänderung der
Geſetze erreicht werde, welche die zuvor für Kirche und
Staat befriedigend geordneten Verhältniſſe verwirrt hätten.
Ueber die ſocialdemokratiſchen Beſtrebungen der
Gegenwart heißt es u. A.: Daß die Religion die geheim-
nißvolle Quelle alles geſellſchaftlichen Lebens ſei, wird leider
ganz beſonders auch von jenen vergeſſen, welche gegenwärtig
die Verbeſſerung der Arbeits⸗ und Wirthſchaftsverhältniſſe
theils auf gewaltthätigem, theils auf geſetzlichem Wege er-
ſtreben. Gewaltthätigkeiten haben den Völkern niemals
Nutzen gebracht; das lehren im Einklang mit der ernſten
Mahnung des Herrn: „Alle, die das Schwert ergreifen,
werden durch das Schwert umkommen“ (Matth. 26, 52)
die bitteren Erfahrungen aller Zeiten und namentlich des
verfloſſenen Jahrhunderts. Eitze geſetzliche und friedliche
Ordnung jener in der That vielfach mißlichen Verhältniſſe
zu erſtreben, iſt dagegen nicht nur erlaubt und berechtigt,
ſondern auch nothwendig. Dieſes Streben iſt darum ſtets
von den Biſchöfen und Prieſtern der kathol. Kirche mit be-
ſsonderem Eifer unterſtützt worden. Ich will nur an den
Ernſt und die Liebe erinnern, mit welcher mein hochſeliger
Vorgänger Wilhelm Emanuel Getteler) vor vielen Jahren
ſich mit der Lage der Arbeiter beſchäftigte. Nichts iſt un-
redlicher, als der Verſuch, die Prieſter als Gegner des
Arbeiterſtandes und die Kirche als Hinderniß ihres Wohles
darzuſtellen. Ganz im Gegentheil iſt Alles das, was die
Arbeit ſo ſchwer belaſtet, aus Kreiſen erwachſen, welche den
Grundſätzen des Chriſtenthums und der Religion mehr und
mehr entfremdet ſind. Andererſeits haben alle Verſuche der
jüngſten Zeit, die Arbeiterberhältniſſe zu beſſern, bei jenen
Männern die lebhafteſte Unterſtützung gefunden, welche durch
die Liebe zur Kirche ſich auszeichnen.
München, 25. Juli. Zur etwaigen künftigen
Parteibildung in Bayern bemerkt der deutſch⸗frei-
ſinnige Fränkiſche Kurier: *
Eine Mittelpartei katholiſcher aber nicht geradezu ſtaatsfeind-
licher Richtung wird neben dem Patriotenthum ſich mehr und
mehr aufthun, und die Nebenbuhlerſchaft beider Beſtrebungen
unter einander wird die nächſten Wahlen beherrſchen. Für den
Freund parlamentariſcher Entwicklung iſt das allerdings keine
willkommene Ausſicht. Aber nach dem, was uns die „Patrioten“
von ihrer Auffaſſung der parlamentariſchen Mehrheitspolitik ge-
zeigt, was ſie an Kurzſichtigkeit, an Beuteſucht, perſönlicher Un-
fähigkeit bewieſen, kann das Mitleid mit dem Scheitern der Hoff-
nungen ihrer Parlamentsmehrheit nicht über die gerechte Ent-
rüſtung den Vorrang beanſpruchen, die Jedermann erfaſſen mußte,
als er die Kleinlichkeit, Rachſucht und das eitle Nachjagen nach
Tageserfolgen auch in der ernſteſten Kriſe, welche das bayeriſche
Königshaus in den letzten Wochen zu beſtehen hatte, erkennen
mußte. Die erhitzten Leidenſchaften abdämpfen zu laſſen, die
Ruhe und eine beſſere Einſicht dem Lande wiederzugeben, das iſt
die nächſte Aufgabe einer geſunden Entwicklung der inneren Lage
Bayerns. Die Handlungen und das Auftreten des Miniſteriums
werden darüber entſcheiden, ob die freiſinnige Partei die durch
Stauffenberg weit entgegengereichte Hand demſelben hiezu dauernd
bieten kann: eine verſtändige, nicht ohne Noth die freiſinnigen
Elemente herausfordernde Haltung der anderen mit zum gleichen
Ziele berufenen Parteien wird beſtimmen, ob der nächſte Wahl-
kampf der ausſchließlichen Niederkämpfung jener Richtung gelten
wird, deren friedenſtörende Wirkſamkeit der Prinzregent mit dem
martt 1 die oberſte Kirchenbehörde vor aller Welt gebrand-
markt hat.

München, 26. Juli. Die Allgemeine Zeitung hatte
kürzlich die Treibereien gewiſſer aus Preußen in Bayern
eingewanderter Hetzer gebrandmarkt. Jetzt ſchreibt man
dem genannten Blatte aus Franken:
Der Artikel der Allgemeinen Zeitung verurſachte bei dem Re-
dacteur des Bamberger Volksblattes eine grenzenloſe Aufregung.
Sein Zorn richtete ſich gegen einen vermeintlichen Verfaſſer jenes
Angriffes“, den Domcapitular und Lycealprofeſſor Dr. jur. M
Lingg, deſſen Trauerrede auf das Hinſcheiden des Königs Lud-
wig II. als Vorwand diente, um die Perſon des erzbiſchöflichen
Feſtredners, deſſen Feder man in jenem Correſpondenz⸗Artikel der
Allgemeinen Zeitung erkannt haben wollte, in einer Reihe von
Leitartikeln zu „brandmarken“. Geſtern Abend nun wurde dem
geiſtlichen Redaacteur des Volksblattes, wie er an der

Zielen in 9—10 Sekunden.

Spitze deſſelben heute ſeinen Leſern verkündet, ein Erlaß des
Erzbiſchofs zugeſtellt, in welchem ihm mit den ſtrengſten
geiſtlichen Strafen gedroht wird, falls er, wie das Volks-
blatt angekündigt hatte, ſeine Angriffe und Schmähungen
fortſetzen würde. Dieſer erzbiſchöfliche Erlaß, welcher an
Würde und Deutlichkeit der Sprache nichts zu wünſchen übrig
läßt, wird in den extremeultramontanen Kreiſen nicht ohne Ein-
druck bleiben.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 27. Juli. Die Bukareſter Regierung hat
mit den preußiſchen Eiſenbahnen eine Fracht-
ermäßigung für Getreide abgeſchloſſen. Die Donau-
Dampfſchifffahrt ſetzte einen beſonders ermäßigten
Getreideausfuhrpreis von Ungarn nach Südweſtdeutſch-
land feſt. — Geſtern und heute ſind in Fiume 6 Er-
krankungs⸗ und 3 Todesfälle, in Trieſt 3 Erkrankungs-

und 1 Todesfall in Folge von Cholera vorgekommen.

Gaſtein, 27. Juli. Kaiſer Wilhelm machte geſtern

Abend 6 Uhr eine Ausfahrt nach dem Kötſchachthal; heute
früh badete er um 10 Uhr und fuhr dann aus; ſpäter
war Vortrag des Generallieutenants v. Albedyll.
Ausland.
Paris, 25. Juli. Das Avenir Militaire bringt in

ſeiner neueſten Nummer die Nachricht, daß in Frankreich

im nächſten Monate 60 000 Magazin gewehre ausge-
geben ſein werden. Wahrſcheinlich iſt es die auf der Schieß-
ſchule des Lagers von Chalons, ſowie auf dem Schießſtande
bei Sens erprobte Erfindung des Lieutenants Robin vom
21. Linien⸗Infanterie⸗Regiment, die man angenommen hat.
Darnach iſt das Syſtem Kropatſchek als vollſtändig be-
ſeitigt anzuſehen und die Robin'ſche Erfindung wird ohne
beſondere Schwierigkeiten an dem franzöſiſchen Infanterie-
Gewehr, Syſtem Gras, angebracht. Dieſelbe beſteht in
einem Patronenmagazin, welches an der linken Seite des
Bodenſtückes angefügt iſt; durch eine beſondere Anordnung
des Knopfhebels kann man ſieben Schüſſe ohne Abſetzen
verfeuern, nämlich einen Schuß unmittelbar aus dem Lauf
und ſechs Schüſſe aus dem Magazin.
Magazins befindet ſich eine beſondere Vorrichtung, der Ver-
theiler genannt, welcher den Uebergang der Patronen aus
der Kammer in das Magazin regelt. In 4 Sekunden
können die ſieben Patronen abgefeuert werden, bei ruhigem
Die Dauer des Ladens über-
ſchreitet nicht 10 Sekunden, ſo daß ein geſchickter Schütze
unter vorzüglichen Bedingungen und mit Ausſchluß jeder
Störung der Maſchinentheile zwanzig Schüſſe in der Minute
abgeben kann. Zum Laden dienen beſondere Ladekäſtchen,
welche ihres geringen Werthes wegen nach gemachtem Ge-

brauch fortgeworfen werden; das Magazin kann mit dieſem

Käſtchen durch einen einzigen Griff geladen werden. Es
iſt ſelbſtverſtändlich, daß das Gewehr nach wie vor als
Einzellader benutzt werden kann. Der Erfinder dieſes
Magazins ſoll auch eine Verminderung des Gewichts der

Patrouen erreicht haben, ſo daß ein Soldat, der heute 78

Patronen bei ſich trägt, in Zukunft deren 110 tragen muß.
Paris, 27. Juli. Wie „Paris“ wiſſen will, hat die
engliſche Regierung dem franzöſiſchen Cabinete mit-

getheilt, ſie denke nicht daran, der Ausführung des fran-
zö ſiſch⸗madagaſſiſchen Vertrags in irgend einer

Weiſe Schwierigkeiten zu bereiten und würde ſich in einen
etwaigen Verſuch zur Gründung einer engliſch⸗mada-

gaſſiſchen Bank nicht einmiſchen. — Zufolge amtlicher

Nachrichten aus Al gier zeigen die italbieniſchen Boote
wenig Neigung, ſich den Bedingungen, welche infolge der
Verwerfung des franzöſiſch⸗italieniſchen Schifffahrtsvertrags
getroffen ſind, zu fügen. Die Angelegenheit wird daher
zum Gegenſtand einer abermaligen Berathung zwiſchen
Freyeinet und dem italieniſchen Botſchafter gemacht werden.
— Die letzten amtlichen Nachrichten aus Cochinchina
lauten beruhigender, während der Aufſtand in Kambodſcha
immer noch fortdauert. Der König von Kambodſcha,
welcher nahe daran war, mit den Aufſtändiſchen gemein-
ſame Sache zu machen, hat indeſſen dem franzöſiſchen Ver-

treter für ſeine Treue aufs neue Bürgſchaft geleiſtet. —

Thomſon iſt zum Vertreter Frankreichs in Kopenhagen
ernannt.
Amſterdam, 27. Juli. Gegen 1 Uhr Morgens gelang
es der Polizei und dem Militär, die Ru he vollſtändig
wieder herzuſtellen. Die Geſammtzahl der Verwun-
deten und Todten iſt noch nicht bekannt; in den Hoſpitälern
liegen 14 Todte und 34 Verwundete; außerdem ſind 2
Soldaten und 4 Poliziſten verwundet.
London, 24. Juli. Unter der Ueberſchrift „Die
ruſſiſche Gährung“ ſagt die St. James Gazette u.
A.: Der Cz ar iſt ein noch junger Mann, und ſein Cha-
rakter iſt der Welt noch nicht hinreichend bekannt; aber in
ſeinem Hauſe herrſcht wildes Blut und in letzter Zeit
ſcheinen viele Dinge darauf hinzuweiſen, daß ſeine Natur
eine ſtarrköpfige iſt, die von anderen oder von ihm ſelber
durchaus nicht leicht zu kontroliren iſt. Seine Enttäuſchung
am Balkan ſtellte ihn zweifellos auf eine harte Probe;
aber die grimme Rückſichtsloſigkeit, welche zu verheimlichen.
er gänzlich außer Stande war, ſcheint die Abweſenheit der
klugen Selbſtbeherrſchung anzudeuten, die ſowohl Nikolaus

Wegen Stoffandrangs fällt das heutige Feuilleton aus und beginnt morgen ein neuer Roman.

Im Innern des
 
Annotationen