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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0459

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ritzeirnt Irſrrlienssebãhr
alich Sonntags 15 Zfürdie 1ſpal-
ausgenommen. tige Petitzeile oder
gunm. uj Saſhiln.

mit Familien-
blättern viertel-
lährlich 2460
ausſchl. Poſtauf-
ſchlag u. Träger-
Lohn.

Heidelberger Zeitun

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

u. Privatanzeigen
bedeut. ermäßigt.
ö Gralis⸗Aufuahmt
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.

N. LI

TPreitag, den 22. Oktober

1886



Auf die „Heidelberger Zeitung“, — Haupt-
ET und Kreisverkündigungsblatt
für den Kreis Heidelberg werden fur die
Monate November und Dezember
bei allen Poſtanſtalten, den Briefträgern, vei der Trägern
der Stadt, ſowie bei der Expedition, Untere Neckar-
ſtraße Nr. 21, Beſtellungen angenommen.
Neu eintretende Abonnenten erhalten das Blatt bis
Ende Oktober gratis zugeſtellt.

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 22. Oktober.
In der badiſchen Preſſe hat der Badiſche Beobachter,
abgeſehen von den wenigen Exemplaren der Demokraten-
preſſe, ſich wahrhaft gelabt an den barocken Einfällen,
welche die Nordd. Allg. Z1g. vor einigen Tagen gegen die
Nationalliberalen zu Tage förderte. Das war ihm Nektar
und Ambroſia und er berauſchte ſich dermaßen daran, daß
'3 ihm völlig entging, als die Nordd. Allg. Ztg. den
ückzug einleitete. Nunmehr iſt die Rückzugsbewegung des
Kanzlerblattes aber eine ſo klar hervortretende geworden,
daß ſie allmählig auch dem getrübten Blicke des Beobachters
und ſeinen Freunden erkennbar werden dürfte. So ſchreibt

die Nordd. Allg. Ztg. in einem ihrer letzten Leitartikel: „Wir

ſind uns keiner Animoſität gegen die Nationalliberalen bewußt.
ie kämen wir dazu? — Wir haben die Verdienſte
der nationalliberalen Partei um den inneren
Aus bau des Reiches ſtets bereitwillig aner-
kannt; als die Mitwirkung verſagte — die Stockung auf-
richtig beklagt und das Heidelberger Programm, welches
jetzt als erſter Schritt zur Wiederbelebung der Partei an-
erkannt wird, ſo eifrig befürwortet, daß wir uns damals
Unfreundlichkeiten von Seiten naheſtehender Parteikreiſe zu-
zogen, die der Nordd. Allg. Ztg. vorwarfen, in das libe-
rale Lager übergegangen zu ſein. . .“ Die „guten Freunde“
der Nationalliberalen, welche die ungereimten Angriffs-
artikel der Nordd. Allg. Ztg. mit Freudenpſalmen beglei-
teten, können jetzt mit langer Naſe abziehen. Wozu die
»„Norddeutſche“ freilich den ganzen Lärm entfeſſelte, bleibt un-
verſtändlich.
Vor kurzem iſt die letzte Lieferung der „Geſchichte des
Culturkampfes“ von dem bekannten früheren Abg. und
Redacteur der Germania, Majunke, erſchienen. Es findet
ſich darin auch eine Zuſammenſtellung der Forderungen,
welche die Katholiken bei der weiteren Reviſion der kirchen-
bolitiſchen Geſetzgebung ſtellen wollen. Darin wird ver-
langt: Eine verfaſſungsmäßige Bürgſchaft ihrer religiöſen
Rechte, d. h. die Wiederherſtellung der aufgehobenen Ar-
titel 15, 16 und 18 der preuß. Verfaſſung; eine ihrer
Bevölkerungszahl entſprechende Vertretung ihrer Rechte bei
der Krone, ähnlich der früheren kath. Abtheilung im Cultus-
miniſterium; Einräumung eines entſcheidenden Einfluſſes
auf die Schule: die Rückberufung der Orden; die Auf-
hebung der Kanzelparagraphen. Neben dieſen grundlegen-
den Forderungen verlangt Majunke dann noch die Verwen-
dung der angeſammelten Sperrgelder zu kirchlichen Zwecken,
Entfernung der Staatspfarrer, Zurückgabe der von Alt-
katholiken benützten Kirchen an die Katholiken, Aufhebung
der Strafbeſtimmungen betr. die öffentliche Excommuni-
cation, Aufhebung einzelner auf den Gottesdienſt bezüglicher
Beſchränkungen, Einrichtung einer geordneten militäriſchen
Seelſorge für Katholiken, geſetzliche Gleichſtellung des Stu-

diums junger Cleriker auf auswärtigen und inländiſchen

Anſtalten, Aufhebung der Beſtimmung, daß jedes Pfarr-

amt binnen Jahresfriſt beſetzt ſein muß. Man braucht

nur dieſe Maßloſigkeiten anzuſehen, um zu erkennen, wie

die ultramontanen Anſprüche mit jedem neuen Zugeſtänd-
niß des Staats wachſen. Eine angenehme Luft für neue
Reviſionsverhandlungen!
In Paris iſt endlich die „Revanche“ erſchienen —

jenes Blatt, welches ſchon vor ſeinem Erſcheinen ſo unge-

heuer viel von ſich reden gemacht hat. An der Spitze ſteht
nach einem Bericht der Straßb. Poſt ein Brief des Chef-
redacteurs, des Orleaniſten Peyramont, an den Kriegs-
Miniſter General Boulanger, in welchem letzterer ſelbſt-
verſtändlich in lobende Anerkennung eingewickelt, aber als
autzerhalb jedes Zuſammenhangs mit dem Blatte hingeſtellt
wird. Was das Blatt will, das liegt ja ſchon alles in
ſeinem Namen. Da das Blatt nur einen Sou koſtet und
maſſenhaft vertrieben wurde, ſo fanden ſich auch viele
Käufer. Damit über die Ziele des Blattes ja kein Zweifel
herrſche, trägt es am Kopfe die Wappen von El ſaß und
Lothringen. Auch in den Pariſer Kaſernen, fügt der
Berichterſtatter des genannten Blattes hinzu, wurde die
„Revanche“ ſtark gekauft und ſicher iſt, daß das Blatt
auf das franz. Militär großen Einfluß gewinnen wird. Da es
den General Boulanger ſo ſehr feiert, ſo werden es die
„boulangistes“ unter den Offizieren während der nächſten
Tage fleißig kaufen. Nach einer Schilderung des Heraus-
gebers und Redakteurs Peyramont iſt derſelbe durchaus
nicht etwa ein enragirter Politiker und heißblütiger „Pa-
triot“, ſondern einfach ein raffinirter Spekulant, der den
in Frankreich ſo gangbaren Artikel „Rache“ geſchäftlich
ausbeutet.

Deutſches Reich.
+ Heidelberg, 21. Oktbr. Wie wir es nicht anders
erwartet hatten, iſt der Kämpfer für „Wahrheit, Freiheit
und Recht“ über die Zurechtweiſung, die wir ihm betreffs
ſeiner Auslaſſungen beim Wiederbeginn der Gottesdienſte
in der Heiliggeiſtkirche ertheil' hatten, auf's Aeußerſte auf-
gebracht, der beſte Beweis dafür, daß wir das Rechte ge-
troffen haben. Als echter jeſuitiſcher Schlaumeier drückt er
ſich um die Hauptſache herum und greift Nebenumſtände
heraus, über die er möglichſt vielen Staub aufwirbelt, um
ſeinen Rückzug zu decken. Amtliche Aktenſtücke ſtehen nicht
Jedem zur Verfügung; wir hatten daher in aller Beſchei-
denheit nur dem Zweifel Ausdruck gegeben, ob die Regie-
rung „unter allen Umſtänden“ ſich zur Wiedererrichtung der
Scheidemauer verpflichtet habe. In der That hat die Re-
gierung ſich nur verbindlich gemacht, auf Verlangen
des einen oder des anderen Religionstheils die Mauer
wieder aufzuführen, alſo nicht „unter allen Umſtänden“.
Der Vorwurf der Leichtfertigkeit fällt ſomit auf den Mit-
arbeiter des Pf. B. zurück. Derſelbe mache ſich einmal
daran, an der Hand authentiſcher geſchichtlicher Urkunden
unſere Aufſtellungen zu wiederlegen, anſtatt mit blöden
Verdächtigungen und nichtsſagenden Redensarten auf den
Gegner loszugehen. Gelingt ihm die Widerlegung, ſo
wollen wir ohne Weiteres unſer Unrecht eingeſtehen; bis
dahin aber halten wir einfach die von uns ausgeſprochene
Anſicht aufrecht. Es iſt eine nicht näher zu bezeichnende
grundloſe Verdächtigung, wir wollten der kath. Gemeinde
ihre Rechte ſtreitig machen und den Weg der Liſt und der

Gewalt geben, auf dem einſt unſere reformirten Vorfahren
durch eine allem Rechte hohnſprechende Vergewaltigung um
einen großen Theil ihres rechtmäßigen Befitzes gebracht
worden ſind. Auf die haltloſe Verdächtigung und Denun-
ziation gegen dieſes Blatt wollen wir nur hinweiſen, um
die Kampfweiſe unſeres Widerſachers zu beleuchten. —
Uebrigens braucht der Pf. B. „Religion, Geſchichte, aller
Beſitz und jedes Eigenthum (wir fügen hinzu: alle gute
Sitte und jegliche Tugend) gefährdende Theorien“ nicht bei
uns zu ſuchen; er findet ſie unverblümt und in ſchamloſer
Offenheit ausgeſprochen bei ſeinen guten Freunden, den
Jeſuiten. ö
Mauuheim, 21, Oct. Die Obmänner⸗Verſamm-
lung des „Pfälzer Bauernvereins“ hat einſtimmig beſchloſ-
ſen, einen eigenen Candidaten im 11. Reichstags-
wahlkreiſe aufzuſtellen und den Vorſitzenden des Vereins,
Herrn Landgerichtsrath Otto v. Stockhorner in Mann-
heim hierzu erwählt. Derſelbe hat die Candidatur ange-
nommen.
Berlin, 20. Oct. Die Wahrnehmung, daß nicht ſel-
ten Angehörige des deutſchen Reichs vor Erfüllung
ihrer Militärpflicht, bezw. unter Umgehung derſelben
nach Amerika auswandern, einige Zeit ſpäter aber als
naturaliſirte nor damerikaniſche Bürger nach Deutſch-
land zurückkehren, hat dem ſächſiſchen Miniſterium des
Innern, in Uebereinſtimmung mit den von anderen Staaten,
insbeſondere von Preußen getroffenen Verfügungen, Ver-
anlaſſung gegeben, nunmehr ebenfalls Beſtimmungen zu
treffen, welche dieſem Unweſen einen Riegel vorſchieben
ſollen. Darnach iſt im Allgemeinen ſolchen Leuten nur ein
zeitweilig begrenzter, nach Lage des Falles auf Wochen oder
Monate zu beſchränkender Aufenthalt geſtattet. Mit als-
baldiger Ausweiſung iſt vorzugehen, wenn die Betreffenden
durch herausfordernde Haltung, durch Pochen auf ihre
Ausnahmeſtellung oder ſonſt in irgend welcher Beziehung
ſich unbequem oder läſtig machen, oder offenbar nur in der
Abſicht, ſich der Wehrpflicht zu entziehen, nach Amerika
ausgewändert ſind oder ihren Aufenthalt in Deutſchland
ausdehnen, ohne daß aus den Umſtänden nach billigem Er-
meſſen der Behörden eine Rechtfertigung dafür zu entneh-
men iſt. Ein in Amerika naturaliſirter Deutſcher, welcher
ſich wieder in Deutſchland niederläßt, ohne die Abſicht,
nach Amerika zurückzukehren, kann nach dem deutſch-
amerikaniſchen Staatsvertrage als auf ſeine Naturaliſation
Verzicht leiſtend angeſehen werden, wenn er ſich länger als
zwei Jahre auf deutſchem Gebiete aufhält. Solche Per-
ſonen können bis zum vollendeten 31. Lebensjahre zum
Militärdienſt herangezogen, oder, wenn dies nicht mehr
möglich, ausgewieſen werden.
Berlin, 21. Oetbr. Der Kaiſer nahm ſchon zwei
Stunden nach ſeiner Ankunft mehrere Vorträge entgegen,
empfing den Gonverneur von Berlin, den Kriegsminiſter
und den Generalintendauten der Schauſpieke, Grafen Hoch-
berg. Im Laufe des Nachmittags empfing derſelbe den
Staatsſekretär Grafen Bis marck zum Vortrag. — Der
ruſſiſche Botſchafter Graf Schuwalow iſt von
dem Beſuch des Reichskanzlers aus Varzin in der
vergangenen Nacht hierher zurückgekehrt. Morgen oder
übermorgen dürfte der neue franzöſiſche Botſchafter
Herbette von dem Kaiſer empfangen werden. — Die
Haltung der Türkei in Bulgarien wird hier in für

gewöhnlich unterrichteten Kreiſen in dem Sinne erklärt, daß
—.—.—

Frauenloos.
Von S. v. d. Horſt.
(Fortſetzung.)
„Daß das alle möglichen nichtsnutzigen Scharteken
ſind,“ ſchrieb Rudolf in ſeinem Briefe weiter, „nun, das
erfährt ja Niemand. Ich fand mehrere Hauspoſtillen
deutſcher Einwanderer, etliche Kotzebue'ſche Luſtſpiele und
einen gebundenen Jahrgang des Kladderadatſch; da haſt
Du meine Handbibliothek. Die wiſſenſchaftlichen Antwor-
ten gebe ich auf das gute Glück hin, oder nach deutſchen
Muſtern. Früh morgens verfügen ſich meine Chefs an die
beſuchteſten Punkte des Städtchens und rufen mit allen
Kräften ihrer Lungen das Blatt in die Welt hinaus, wo-
rauf ſie gegen Mittag mit Beute beladen, heimkehren. Bier,
Fleiſch, Eier, Kartoffeln, Kohlhäupter, — wenn es gut
geht, auch einmal baares Geld, das iſt der Ertrag. In
unſerm Stalle theilen wir dann den Raub, der gleich neben
Redactionspult und Druckpreſſe gekocht oder gebraten wird.
Ich habe mich bis jetzt geweigert, mit auszurufen, — ein
Ueberreſt deutſchen Vorurtheils, weißt Du! — aber die
Sache wird ſich doch noch machen. Fünf Cents meine
Herrſchaften, fünf Cents! Das Neueſte des Neuen! Brillant!

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Brillant! Und nur fünf Cents!' — Weshalb auch nicht?

Es haben hier ſchon Leute ganz andere Dinge gethan und
ſind doch an dem Herzeleid nicht geſtorben.“
Der Schluß des Briefes enthielt Rudolfs Anſichten
über die Verhältniſſe in der Heimath. Daß Pauline die
Stellung als Erzieherin ſeines verlaſſenen Schweſterchens
angenommen hanue, freute ihn innig, aber die Angelegenheit

mit Bezug auf Hermann Günthers Teſtament ſchien ſeine
Seele verſtimmt zu haben. „Werde nur keine reiche Erbin,
mein Lieb,“ ſagte er, „das ertrüge ich nicht. Aber warte
geduldig, bis ſich meine Lage gebeſſert hat, warte geduldig,
ich bitte Dich tauſendmal. So lange dieſer Glaube, dieſe
Erkenntniß feſtſtehen, will ich den Kopf oben behalten und
ob auch ein Strohhaufen mein Lager bildet und ſelbſt-
gekochte Victualien mein Diner.“
Pauline ſeufzte, als ſie den umfangreichen Brief zu
ihren theuerſten Schätzen legte. Rudolf war tief entmuthigt,
ohne es ſich ſelbſt geſtehen zu wollen. x
Wenn ſie jetzt Flügel gehabt hätte, um zu ihm zu eilen!
— Aber ohne Geld, nur eine neue Sorge den ſchon vor-
handenen hinzufügend? —
Erſt mußte der Prozeß gewonnen ſein, dann konnte ſie
den goldenen Regen in ſeine Hände ſchütten. „Nimm
Alles, es iſt Dein eigen, wie ich ſelbſt Dir gehöre!“
Ein ſeliger Gedanke! — —
Sie ſchlich unbemerkt hinaus in den Garten.
ſchlief noch, unten im Zimmer der Baronin aber erklang
ſchon wieder das Geräuſch zankender Stimmen. — Pau-
line verließ die Umgebung des alten Gebäudes und wan-
derte über den Hof, um auf die Felder zu gelangen, wobei
ſie den Pavillon unter den Tannen paſſiren mußte. Noch
war ihr Hedwig niemals begegnet, ſie hatte die Stief-
ſchweſter hrer Mutter nur aus der Ferne geſehen.
Ein Blick durch die Zweige zeigte weitoffene Fenſter,
aber das Innere des Zimmers war ganz leer. Ein alt-
modiſches Inſtrument bedeckte faſt ganz die dem Eingange
gegenüberſtehende Wand, während ein gerade vor den

Lisbeth

Fenſtern über dem Sopha hängendes, lebensgroßes Porträt
die Aufmerkſamkeit der heimlichen Beſchauerin am meiſten
feſſelte. Ein friſcher Kranz von Immergrün umſchlang den
Rahmen, unten durch ein Bouquet weißer Roſen wie von
einer Schleife zuſammengefaßt. Das Bild ſelbſt zeigte
einen Männerkopf, braun und lebensfriſch, mit kurzem
Kraushaar und einem Paar ſo freundlicher, blauer Augen,
daß es begreiflich ſchien, wie ſich das Herz eines jungen,
verlaſſenen Mädchens durch dieſe Blicke magnetiſch ange-
zogen fühlte, wie ihr der ſtattliche Mann als der eine
unter allen entgegentrat, der 0 1*0 wonzle. ihre Seele zu
eigen gegeben, noch ehe ſie ſelbſt es wußte.
Paulme ſah unverwandten Blickes in das ſaubere.
kleine Zimmer hinein. Arme Hedwig, das Leben hatte ihr
nur Gold geſchenkt, Ströme von Gold, aber vor den
Schätzen wahren Glückes lag immer für ſie ein Riegel, der
niemals hinweggezogen wurde. Wäre Hermann als ein
Fremder ihr begegnet, ganz arm, aber frei, — ach, mit
welcher Herzensfreude würde ſie wohl den ſchimmernden
Reichthum von ſich geworfen haben, um ihm anzugehören,
los und ledig wie der Vogel hoch im Blau, aber glücklich
in ihrer Liebe. ö
Aus Paulinens Augen fielen brennende Thränen.
Dort im fernen Amerika der einſame, in ſeinem Stolz un-
heilbar verletzte Mann, hätte er nicht frei und glücklich

werden können durch einen Theil des rothen Goldes, das

hier keinen Frieden gebracht hatte, kein echtes Glück, nur
einen ſchmalen Erſatz deſſen, was das unerbittliche Geſchick

verſagte! ö
(Fortſ. folgt.)
 
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