Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0323

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N. 21r.

den
u ſehen.

den

des
e

Rati

ä
Den ſie ihr Deutſchthum wiedergefunden und dazu die

0
6
Blätter — ganz offen bezüglich der vom Prinz-
ö 10

Lſſch

ö hen und den Damm umpflügen.
i

Erſtreint
täglich Sonntags
ausgenommen.

reia
mit Familien-
Hättern viertel-
lährlich 24 60
ausſchl. Poſtauf-
lag u. Träger-
Lohn.

Heidelberger Zeitung.

Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

Juſertionsgthühr
15. ½ für die Iſpal-
tige Petitzeile oder
deren Raum. Für
hieſ. Geſchäfts-
u. Privatanzeigen
bedeut. ermäßigt.
Gratis⸗Anfnahme
d. Inſerate in den
Placat⸗Anzeiger.



Donnerstag, den 16. Septemhber

1886

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 16. September.
Aus verſchiedenen Anzeichen ſchließen kundige Leute,
auf oppoſitioneller Seite der ſtille Wunſch gehegt wird,
heute zuſammentretenden Reichstag beſchlußunfähig
Das Spiel wäre nicht ganz ungefährlich, wie
nachſtehende Auslaſſung der Nationalliberalen Correſp. an-
eutet: Mag auch die Einberufung des Reichstags zu ſo

daß

ungewöhnlicher Zeit und ſo kurz nach der langen, mühe-

ollen Seſſion in weiten Kreiſen verſtimmt haben, ſo kann
nan auf der andern Seite der Regierung nicht unrecht
geben, wenn ſie angeſichts ernſtlich bedrohter Intereſſen
eine außergewöhnliche Forderung an die Vertreter des
olkes ſtellt. Sollte bei den letztern aber die klare Ein-
cht durch Mißſtimmung und Mangel an Pflichtgefühl ver-

deckt werden und der Reichstag eine beſchlußfähige Anzahl

von Mitgliedern nicht aufweiſen, ſo kann man es der Re-

* nerung nicht verübeln, wenn ſie eine ſolche Körperſchaft
bi

r die weitere erſprießliche Arbeit auf legislatoriſchem Ge-
ete nicht mehr für geeignet hält. Es wäre alſo leicht
daß der Reichstagseröffnung eine
eichstagsauflöſung auf dem Fuße folgte und

ie Wähler in kurzer Zeit wieder an die Urne gerufen

rden.
Mit hohem Intereſſe folgt die badiſche Bevölkerung
Kaiſertagen im Reichslande, und in großer
No iſt ſie zu den Truppenübungen hinübergewandert.
ie zuvor hat das Gefühl der wiedergewonnenen Verbrü-
erung mit Elſaß⸗Lothringen ſich ſo klar und ſtark ausge-
prägt, wie gerade jetzt, wo man fühlt, daß ein neuer
riedvollerer und fruchtbringen der Geiſt das Reichsland

durchdringt und gleichſam aus der alten deutſchen Ver-
gangenheit neue Keime des gemeinſamen Volkslebens her-
vorſchießen.

Daß ſie in der Verehrung des Heldengreiſes,
Mehrers und Schützers ihren Mittelpunkt finden, macht
nur um ſo echter und nutzbringender. Mit freudigem
erzen verfolgen wir auch den Antheil, den unſer dem
aiſer ſo naheſtehendes Fürſtenpaar, der Großherzog und
Großherzogin von Baden, an dem Neubau deutſch-
onalen Lebens auf altdeutſchem Grund und Boden
denn Baden und das Reichsland ſind blutsver-
Genoſſen: vereinigt, nicht getrennt durch die ge-
einſame Lebensader des Rheines. In dem nationalen
6 ſtarken des Reichslandes verwirklicht ſich ein längſt er-
hutes Ideal unſer er nachbarlichen Hoffnung, und im
nerſten des Herzens danken wir es den Elſäſſern, daß
ne nicht wie Wetterfahnen nach dem Kriege und Siege

* in eine neue Geſinnung umſchlugen, ſondern daß

das neue deutſche Reich in ſeiner Kraft und Friedens-
rke erſt kennen lernen und erproben wollten. Heute

rgſchaften eines großen friedvollen nationalen Reiches.

deutſche Schwert hat ſie zurückerobert, das deutſche

rz hat ſie wiedergewonnen.
Der bayeriſche Abgeordnete Dr. Daller, einer der
dauptführer der ſog. patriotiſchen Partei, hielt die-
Tage in einer Verſammlung ſeines Wahlbezirks eine
uge Rede, in welcher er den ultramontanen Standpunkt
und ganz vertrat. Um ſo mehr iſt es anzuerkennen,
er — hierin im Gegenſatz zu allerlei Flunkereien ul-

Regenten und dem Miniſterium aufgeſtellten Behauptung
über die Zufriedenheit des Papſtes mit den kirchlichen Zu-
ſtänden Bayerns der Wahrheit die Ehre gab. Er er-
klärte nämlich unumwunden, daß er die Mittheilung des
bayeriſchen Geſandten in Rom, wonach der Papſt ſeine
vollkommene Befriedigung in erwähnter Richtung ausge-
ſprochen, mit eigenen Augen durch die Zuvorkommenheit des
Miniſters geleſen habe, und daß ſomit der Prinz⸗Regent
durchaus berechtigt geweſen ſei, in ſeinem Handſchreiben die
Aeußerung zu machen, welche auf ultramontaner Seite ſo
ſehr verſtimmt habe.
Die Anzeichen dafür, daß zwiſchen den Mächten über
die fernere Regelung der bulgariſchen Angelegen-
heiten ein Einverſtändniß erzielt worden ſei, mehren ſich.
So ſoll die Pforte auf ihr Rundſchreiben an die Mächte
eine beruhigende Antwort erhalten haben, daß Rußland
keine eigenmächtigen Handlungen beabſichtigt, ſondern im
Einvernehmen mit den übrigen Mächten vorgehen wird.
Daraufhin habe man ſich in Konſtantinopel in der That
zufrieden gegeben und beobachte jetzt eine rein abwartende
Haltung.

BDeurſches Reich.
Berlin, 15. Septbr. Die Luftſchiffer⸗Abthei-
lung des Eiſenbahnregiments wird von 30 auf 50 Mann
gebracht werden. Die Franzoſen haben bereits 8 Sta-
tionen für Militär⸗Luftſchifffahrt errichtet, näm-
lich in Epinal, Toul, Gard, Belfort, Montpellier, Grenoble,
Arras und Verſailles. Die Nordoſtſee⸗Kanal-
Commiſſion wird, wie Miniſter v. Bötticher im
Reichsanzeiger publizirt, in Kiel ihren Sitz haben. —
Der Reichsanzeiger meldet ferner: Der Kaiſer verlieh an-
läßlich der Verdienſte um die Jubiläums⸗Kunſtausſtellung
die große goldene Medaille für Kunſt dem Herrn Profeſſor
Ba iſch und die kleine goldene Medaille für Kunſt den
Herren Adolf von Meckel, Hermann Volz und Direktor
Götz, ſämmtliche von Karlsruhe.
Halle a. d. S., 14. Sept. Wie die Hall. Ztg. mit-
theilt, beabſichtigt Herr von Riede ſel, ſobald ihm nach
Ordnung der Privatangelegenheiten des Prinzen Alexander
von Battenberg in Bulgarien die erforderliche Zeit zur Ver-
fügung ſteht, eine Schrift über dus Regierungs-
Septenat in Bulgarien zu veröffentlichen. ö
Müunchen, 14. Sept. In militäriſchen und bürger-
lichen Kreiſen bilden einzig die Uniformänderungen
der beiden bayeriſchen Armeecorps das Geſprächsthema.
Der Augsburger Abendzeitung wird darüber geſchrieben:
Die dieſer Tage erſchienene Verordnung bezüglich der Unifor-
mirung und Adjuſtirung brachte die Abſchaffung des Rau-
penhelmes und Erſetzung desſelben durch die ſogenannte Pickel-
haube nach preußiſchem Muſter, wie ſie bereits unſer Gendar-
meriehelm darſtellt. Der bisher übliche Namenszug des Königs
auf der Vorderſeite des Helmes u. ſ. w. wird erſetzt durch den
Stern des Hansordens vom heiligen Hubertus, bezw. das baye-
riſche Wappen mit dem Spruche auf einem gefalteten Bande:
„In Treue feſt.“ Solchergeſtalt iſt die Kopfbedeckung des baye-
riſchen Heeres nahezu vollſtändig von Geſtalt jener der übrigen
Theile des Reichsheeres. Dieſe Neuerung wird, wie ich verſichern
kann, von der Armee ſelbſt willkommen geheißen. Der Raupen-
helm war bisher mehr eine Kopflaſt als eine Kopfbedeckung,
wenn auch ſeine Form und ſein Gewicht bedeutend beſchränkter
waren als vor 1870 71. Wer ſich des damaligen Raupenhelmes
aus eigener Erfahrung erinnert — „und ich hab' ihn auch ge-
tragen, aber fragt mich nur nicht wie 2“ —, der weiß, welche an-
genehme Pflicht es war, zumal in heißen Sommertagen, dieſe
ſchwere Kopfhülle ſtundenlang auf dem Scheitel balanciren zu

laſſen. Wenn allenfalls jemand aus angeborenem oder grund-
ſätzlichem Konſervatismus in der Abſchaffung des Raupenhelmes
das Aufgeben einer „berechtigten Eigenthümlichkeit“ oder gar eines
echt bayeriſchen geſchichtlichen Merkmals des Heeres erblicken wollte,
ſo wäre ihm leicht damit entgegenzutreten, daß der Raupenhelm
nichts weniger als eine bayeriſche, ſondern vielmehr eine en g⸗
liſche Erfindung iſt, alſo keineswegs eine echte, ſondern eine im-
portirte Waare. Nachdem auch die Czapka der Ulanen nach der-
ſelben Vorſchrift geändert iſt, erſcheint das deutſche Heer fortan
in allen ſeinen Theilen mit der gleichen Kopfbedeckung. Nur er-
hält die Artillerie keinen Kugelhelm ſondern gleichfalls
einen Spitzhelm.
Straßburg, 15. Septbr. Wie mitgetheilt, empfing
geſtern der Kaiſer die Mitglieder des Landesausſchuſſes
und des Bureaus des Bezirkstages, ſowie die Mitglieder
des hieſigen Gemeinderathes, von welchen 26 erſchienen
waren. Der Kaiſer unterhielt ſich mit jedem einzelnen der
Gemeinderathsmitglieder und hielt ſodann eine Anſprache,

welche folgenden Wortlaut hatte:
Es iſt Mir ein Bedürfniß, ein doppeltes, ja ſogar ein drei-
faches, für den Mir in Straßburg zu Theil gewordenen freund-
lichen, ja herzlichen Empfang zu danken, der Mir nicht nur beim
Einzug, ſoudern hier immer und überall zu Theil geworden iſt.
Das iſt nun ſchon das dritte Mal, und Ich habe eine fortwährende
Steigerung in der Freudigkeit des Empfanges wahrgenommen.
Als Ich das erſte Mal nach dem Umſchwung der Verhältniſſe die
Stadt beſuchte, wo das Zutrauen zur deutſchen Verwaltung noch
nicht ſo feſt begründet ſein konnte, weil man noch nicht wußte,
was die Zukunft bringen werde, da iſt die Freudigkeit noch nicht
ſo recht zum Ausbruch gekommen; jetzt iſt das Vertrauen zur
deutſchen Verwaltung, die Sie als eine wohlwollende und Herdche
erkannt haben werden, allgemein geworden, und Ich habe deß-
halb auf den Rath des Statthalters, der ſich darin nicht getäuſcht
hat, der Stadt das Wahlrecht wieder zurückgegeben. Dazu hat
der frühere Statthalter, den Sie in ſeiner jahrelangen Thätigkeit
ſchäzen gelernt haben, einen großen Theil beigetragen. Wenn
er auch in der Form nicht immer Anklang gefunden
hat, ſo war doch die Abſicht gut und im Herzen
war's recht gemeint, und das iſt doch die Hauptſache. Sie
werden ihm ein treues Andenken bewahren. Sie waren ein treuer
Mitarbeiter. (dier wandte Se. Majeſtät ſich an den Staats-
ſecretär v. Hofmann und reichte daun dem Statthalter Fürſten
v. Hohenlohe die Hand.) Nachdem Sie, Herr Fürſt, dann die
Geſchäfte übernommen hatten, haben Sie Mir gerathen, der Stadt
ihre Selbſtverwaltung wiederzugeben. Das iſt das Rechte ge-
weſen, der Erfolg hat es gezeigt, und darin liegt
für Sie der ſchönſte Lohn. Ich habe (hierbei ergriff der
Kaiſer die Hand des Bürgermeiſters) Sie an die Spitze der Ge-
meindeverwaltung geſtellt, das iſt Mir die Verſicherung eines.
guten Fortganges. Es iſt Mir wiederholt Bedürfniß, für den
ſchönen Empfang zu danken. Ueberraſcht bin Ich, wie ſich die
Stadt ſeit Meinem letzten Beſuche vor ſechs, nein, ſieben Jahren
verſchönert hat. namentlich in dieſer (hier zeigte der Kaiſer nach
dem Contades) Gegend und am neuen Bahnhof. Es iſt zu ver-
wundern, wie in dieſer Zeit ſo Vieles hat geſchehen können. Ich
kann nicht genug betonen, wie Ich der Stadt für den überaus
freundlichen Empfang danke. Der Fürſt hat Mir die Bitte des
Gemeinderaths vorgetragen, wonach die Abtragung der ſtädtiſchen
Schuld an das Reich hinausgeſchoben werden möchte, und zwar
durch Verdoppelung der noch ausſtehenden Zeit. Wenn der Ge-
meinderath ſagt, daß die Stadt zur Deckung vieler dringender Bedürf-
niſſe das Geid nothwendig habe, ſo erkenne Ich das an; Ich werde
den Antrag vorlegen und, ſoweit an mir liegt, unterſtützen. Ich
ha be nichts dagegen und hoffe, den Antrag beim
Reichstag durchzubringen; der iſt freilich zuweilen
unberechenbar.

Dem geſtrigen Feſteſſen, zu welchem die Behörden, die
Mitglieder des Landesausſchuſſes, des Bezirkstags von
Unterelſaß und des Gemeinderaths von Straßburg einge-
laden waren, wohnten die Kaiſerin, der Kronprinz und
andere Fürſtlichkeiten bei. Der Kronprinz brachte wörtlich

folgenden Trinkſpruch aus: ö *
Im Namen Ihrer Majeſtäten des Kaiſers und der Kaiſerin

Die Jungferſchlucht.
Geſchichtliche Novelle von H. Engelcke.
ö (Fortſetzung.)
„Der Pfarrer Fromm hatte die Hand ſeines Amts-

den ſchweigend ergriffen, und der Paſtor Curtius fühlte

ur e Drucke, daß ſeiner Bitte volle Gewährung
enkt ſei.
„Wir haben uns heute verſpätet,“ fuhr der Paſtor
acht us fort, „ſonſt gehen wir um dieſe Zeit ſchon um
15 Uhr nach Hauſe. „Aber heute hatten wir ſo gar Vie-
zu reden. Sie wiſſen ja, morgen in der Frühe läßt
hnas Vater Ihrem Wunſche gemäß die kleine Brücke ab-
Da haben wir be-
oſſen, uns fortan, wenn der Weg auch ein weit längerer
»in der Jungferſchlucht am Jungferſtein — —“
»Um alles in der Welt!“ unterbrach der Pfarrer
Ucenm. „am Jungferſtein, nimmermehr! An dem entſetz-
wmnt Orte, wo die Geiſter der Erſchlagenen wohnen,
mermehr!“
»Was iſt Ihnen, Herr Amtsbruder? Sie ſind aufge-

Re ů
Sn — zittern ja am ganzen Körper — vor wenigen

Ales en drüben in meiner Pfarre ſagten Sie ja, daß das

nur Kindermärchen ſeien — —“
Rat Vor wenigen Stunden, ja, ja, Sie haben Recht, ich
das, ich erklärte das — aber jetzt, jetzt — doch ſehen

nur, da kommt wieder ein Irrlicht!“

W „Irrlicht? Haben Sie unſere beiden Laternen, die wir

gchaliOten, als wir Ihren Tritt vernahmen, für Irrlichter
alten 2

„Still, ſtill — wer iſt das?“
Inzwiſchen war das dritte Licht näher herangekommen,
und die beiden Geiſtlichen traten mit Anna an den Rand
des Weges, um dasſelbe vorüber zu laſſen. Alle drei
waren von dem hellen Glanze ſo geblendet, daß ſie den
Träger nicht erkannten. Dieſer blieb jetzt ſtehen und rich-
tete die Laterne auf jene drei Perſonen.
„Vater, Vater,“ rief Anna plötzlich, „Du biſt es, oh
bergib, vergib!“ — —
„Aha,“ rief der Amtmann Reiche aus, „hier finde ich
Dich alſo, wie ich es vermuthete, als ich vergebens Haus
und Hof nach Dir durchſuchte. Und — ja beim Himmel!
in Geſellſchaft zweier Perſonen — nun, das muß ich ſagen
— das Wort des Zornes erſtirbt mir im Munde! Da
hätte ich freilich hübſch zu Hauſe bleiben können!
Aber,“ ſetzte er lachend hinzu, „was in aller Welt macht
ihr drei denn hier im Nebel? Ihr ſeht Euch wohl die
Brücke zum letzten Male an, die morgen fallen wird?
„Laſſen Sie die Brücke nur ſtehen, Herr Amtmann,“
rief der Pfarrer Fromm.
„Ja, Vater, laß ſie ſtehen, wo ſie immer geſtanden,“
bat Anna.
„Was?“ rief der Amtmann aus, „auch Sie, Herr
Pfarrer? Ich werde ganz confus — erſt abgebrochen,
dann wieder aufgebaut, dann wieder abbrechen und nun
wieder ſtehen laſſen! Da iſt ja gar nicht klug daraus zu
werden! Deine Bitte, Anna,“ ſetzte er freundlich mit dem
Finger drohend hinzu, „kann ich freilich begreifen, Du willſt
aus gewiſſen Gründen, die wir hier nicht näher ausein-

anderſetzen wollen, die Verbindungsbrücke zwiſchen Sach-

Sie ihn denn nicht?“

ſen und Neupreußen erhalten! Ich kenne Deine Vater-
landsliebe!“
Die beiden Geiſtlichen begannen herzlich zu lachen. Der
Amtmann Reiche aber trat an den Paſtor Curtius näher
heran und ſagte leiſe: „Wohlan denn, ſeien Sie meiner
Tochter fortan die feſte Brücke für dieſes Leben!“
Im nächſten Augenblicke fühlte ſich der alte Herr von
vier Armen umſchlungen, Anna jubelte und weinte zugleich,
der Paſtor Curtius aber lag an des Vaters Bruſt, den
dankerfüllten Blick zum Himmel gerichtet. Zwei Schritte
entfernt ſtand der Pfarrer Fromm. „Oh, du mein Gott,“
ſagte er leiſe zu ſich ſelbſt, „mein erſter Tag im neuen
Amte ein Tag ſolches Segens, ſolcher Freude! Ach, wenn
doch nur ein einziger Tropfen dieſes Balſams mein eigenes
Haupt berührte!“
Nicht vergebens ſollte er gebetet haben.
Ein eigenthümliches Vorkommniß unterbrach die laut-
loſe Stille. Vom Moor her ſprangen fröhlich zwei große
Jagdhunde auf den Amtmann zu und an ihm in die Höhe.
„Wo kommt ihr ſo ſpät her und voller Schlamm und
Schmutz?“ rief er aus, „doch wahrhaftig, da iſt ja euer Herr!“
„Mein Gott! mein Gott!“ rief der Pfarrer Fromm
laut und voll tiefen Entſetzens, „da iſt er, — der Maro-
deur der Schlacht, — der dem Feldgeiſtlichen die heiligen
Gefäße ſtahl, den mein Kolben zu Boden ſchmetterte!“
„Herr Pfarrer,“ rief der Amtmann aus, „was ſind
dies für Worte, was Marodeur, was Feldgeiſtlicher, was
heilige Gefäße? Unſer Herr Oberförſter iſt es ja, dem
Sie heute Nachmittag Ihren Beſuch gemacht haben, kennen
Fortſ. folgt)
 
Annotationen