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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0061

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lag u. Träger⸗ der Inſerate in den
Lohn. Placat⸗Anzeiger-



Tagblatt und Verkündiger für die Stadt Heidelberg.

Treitag, den 16. Juli

1886

* Politiſche Umſchau.
Heidelberg, 16. Juli.

Die Kreuzztg. macht auf einen Pariſer Artikel der
iener N. Fr. Pr. aufmerkſam, der unter wiederholter
Berufung auf gute Nachrichten das Verhältniß Frank-
reichs zu Deutſchland und Rußland beſpricht.
ö Der Artikel, ſagt das konſervative Blatt, iſt ſeinem weſent-
lichen Inhalte nach augenſcheinlich von zuſtändiger Stelle
ſinſpirirt. Er verſichert, daß Frankreich durchaus frenndlich
dem Czarenreiche gegenüberſtehe; aber er beſtreitet ent-
ſchieden, gleichwie eine offiziöſe Pariſer Meldung der
Wiener Polit. Correſp. in den letzten Tagen dies gethan,
daß die franzöſiſchen Machthaber irgendwie die ruſſiſchen
trebungen im Orient thätig zu unterſtützen geneigt ſeien.
Zur Bekräftigung deſſen bringt der Artikel die bereits er-
r Enthüllung, daß man ſowohl in Paris ſelbſt wie
von anderwärts, alſo offenbar von St. Petersburg her,
nehrfach große Mühe ſich gegeben habe, eine Al lianz
zwiſchen Rußland und Frankreich herzuſtellen;
Freycinet jedoch beharre ungeachtet ſeiner Sympathien für
ußland allen dieſen Allianzwerbungen gegenüber auf
ſeinem vorſichtigen Standpunkte und werde ſeine Politik
der freien Hand gewiß nicht aufgeben. Ueberhaupt denke
Frankreich an keinen Angriff und werde ſich auch hinfort
uur darauf beſchränken, Angriffe von außen abzuweiſen.
Alles dies wiſſe man auch in Berlin ſehr wohl, und die

„Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich ſeien des-

halb befriedigend. Dieß ungefähr Sinn und Inhalt des
angeführten Artikels, deſſen merkwürdigſter Theil augen-
ſcheinlich in dem Geſtändniſſe liegt, daß verſucht worden
ſei, eine ruſſiſch⸗franzöſiſche Allianz herzuſtellen.
Die ultramontane Hetzjagd gegen den Prinzregen-
ten Luitpold endet, wie vorauszuſehen, mit einer ganz
ſſchmählichen Niederlage der Hetzer. Es konunt jetzt an den
Tag, daß die Depeſchen aus Rom, welche davon erzählten,
daß der Papſt über die bekannten Erklärungen des Prinz-
regenten erſtaunt und ungehalten geweſen ſei, auf purem

Schreindel beruhten. In die ſeuge getrieben, reißt ſich das
Münchener ultr. „Fremdenblatt“ die Maske ſelbſt vom

Geſicht, indem es, wie eine Depeſche der Frkf. Ztg. meldet,
heute ſchreibt: „Der Moniteur de Rome bringt, wie wir
mit Erſtaunen ſehen, das gerade Gegentheil von dem,
was unſere Privatdepeſche aus Rom meldete. Nach dem

Lenannten Blatte hat das Handſchreiben des Prinzregenten

hier, in München, den erwähnten Eindruck gemacht,
— — — nicht in Rom — — —. Wir begreifen

nicht, wie unſerem Gewährsmann eine derartige Verwechſe-
lung vorkommen konnte.“

Was ſoll man zu einer ſolchen
Tagktik, wie ſie hier enthüllt wird, wohl ſagen! Die ultra-

montanen Blätter, welche jene erſterwähnten Depeſchen
brachten, haben ſich alſo mit einer Dreiſtigkeit ohne Gleichen

römiſche Nachrichten ſelbſt angefertigt oder anfertigen
laſſen. Nette Geſellſchaft!
Vor der Germania fängt es jetzt auch den baye-
riſchen ultramontanen Blättern greulich zu werden
an. Der in München erſcheinende bayriſche Kurier, wel-
ſcher zu den drei unter dem beſonderen Einfluß der ultra-

von dem einen, noch von dem andern angeblichen Vorkomm-

manchmal eine etwas abgeblaßte Färbung zeigt, während
das Münchener Fremdenblatt die ſchärfere Tonart anzu-
geben pflegt, tritt ſehr entſchieden und deutlich den Auf-
hetzereien des Welfenorgans entgegen. Man verbittet ſich
das Hineinreden und berühmt ſich, die bairiſchen Dinge
beſſer zu verſtehen, als die Leute an der Spree. Auf die
Drohung der Germania mit Enthüllungen antwortet das
Münchener Blatt mit der Bitte, doch gleich alles, was man
zu wiſſen glaube zu ſagen, und es führt der Berliner
Collegin zu Gemüthe, daß dieſelbe durch ihr grobes Auf-
treten gegen den Prinzregenten und deſſen Politik nur den
liberalen Gegnern in die Hände arbeite. Die Sicherheit
der Behauptungen der Germania, welche mit der Wahr-
heit derſelben in umgekehrtem Verhältniß ſteht, hat bei den
wirklich mit der Sachlage vertrauten Perſönlichkeiten nur
einen komiſchen Eindruck machen können.
Die Entſcheidung über das Verhalten des engliſchen
Cabinets zu dem Ausfall der Wahlen ſoll nunmehr erſt
am Samstag in einem Miniſterrath ſtattfinden. Gla d⸗
ſtone wird ſeine Demiſſion einreichen und, ſo heißt es jetzt
„mit Beſtimmtheit“, ſobald dies geſchehen, wird Salis-
buüͤry auf den Rath Hartington's mit der Bildung
einer neuen Regierung betraut. Die Bildung eines Coa-
litions⸗Miniſterinms wird danach nicht beabſichtigt. Die
liberalen Unioniſten werden jedoch Salisbury's Regierung
unterſtützen, vorausgeſetzt, daß Hartington in jeder Frage,
unnd die Geſetzgebung involvirt, vom Cabinet conſultirt
wird.
Ueber die Stellung der Mächte zu der Bat um frage
werden in engliſchen Blättern einander widerſprechende
Nachrichten verbreitet. Während der Standard ſich von
Berlin melden läßt, daß Rußland im Voraus von der
Abſicht, die Freihafenſtellung von Batum aufzuheben,
Kenntniß gegeben, und weder von Berlin noch von
Wien aus dagegen Proteſt erhoben ſei, ſo daß Rußland
ſich der Zuſtimmung der beiden andern Kaiſermächte
verſichert halte, wird andererſeits gleichzeitig gemeldet,
England plane einen Geſammtproteſt der europäiſchen
Mächte gegen den ruſſiſchen Schritt. An unterrichteten
Stellen in Berlin iſt, wie die Nat.⸗Ztg. ſchreibt, weder

niſſe etwas bekannt; indeſſen wird man doch nicht anneh-
men dürfen, daß man in Berlin wie in Wien den ruſſiſchen
Schritt anders als einen Vertragsbruch auffaßt und
daß man dazu ſchwerlich hier oder dort ſeine Zuſtimmung
gegeben haben möchte. Wer den Verhältniſſen etwas näher
ſteht, wird ſich kaum verhehlen, daß das Zuſtandekommen
eines Proteſtes, deſſen Erfolgloſigkeit auf der Hand
liegt, mehr als unwahrſcheinlich iſt.

Deutſches Reich.
Konſtanz, 15. Juli. Heute Nachmittag 1 Uhr traf
König Karl von Württemberg zu Schiff von
Friedrichshafen aus zum Beſuche des deut ſchen
Kaiſers und der großherzoglich badiſchen Familie
in Mainau ein. Für morgen 5 Uhr Nachmittags iſt eine
Luſtfahrt des Kaiſers auf dem See und ein Beſuch der
Stadt Konſtanz in Ausſicht genommen, bei welcher Ge-
legenheit die Begrüßung durch die Behörden, Vorträge der

Sängervereine und Muſikkapellen, ſowie Abends feſtliche
Beleuchtung des Ufers aller an den See grenzenden Staa-
ten beziehungsweiſe deren Geſtade erfolgen ſoll.
Berlin, 15. Juli. Die hochoffiziöſen Polit. Nach-
richten ſchreiben: Den deutſchen Großinduſtriellen wird die
Verdächtigung nicht erſpart, daß ſie die Berliner Aus-
ſtellung für 1888 nur deshalb zurückgewieſen, weil ſie be-
abſichtigten, die Pariſer Ausſtellung von 1889 ausgiebig
zu beſchicken, und weil ſie die Koſten eines zweimaligen
Ausſtellens ſcheuten. Wenn die deutſche Großinduſtrie
wirklich dieſe Abſicht gehegt hätte, dann würde ſie mit
Recht als vollſtändig des Nationalbewußtſeins bar be-
zeichnet werden können. Denn derjenige Induſtrielle, welcher
ſich, trotz der in Frankreich täglich ſchärfer her-
vortretenden Feindſeligkeit gegen Deutſchland und
trotz der Schmähungen, mit denen dort in unglaublich ge-
häſſiger Weiſe alles Deutſche überſchüttet wird, veranlaßt
ſehen ſollte, die Pariſer Ausſtellung zu beſchicken, würde
z8 verdienen, ein Angehöriger des deutſchen Volkes
zu ſein.
Metz, 15. Juli. Das wichtigſte Vorkommniß der gan-
zen Wahlſchlacht, zugleich die bedeutſame Beſiegelung des am
Sonntag von den Deutſchen errungenen Erfolges iſt die ſoeben
im Moniteur veröffeutlichte Erklärung der Metzer
Proteſtpartei, innerhalb des Gemeinderathes

für die bevorſtehende Nachwahl keine Candi-

datur mehr anzunehmen. Unterzeichnet iſt die Er-
klärung von 13 früheren Mitgliedern des Gemeinderaths
(Fietta, Bellevoye, Dr. Winsback u. a.), ſowie von 9 an-
deren Herrn, die ſich, gleichgeſinnt, als Proteſtcandidaten
aufgeſtellt hatten. Die Proteſtpartei im Metzer
Gemeinderath hat mit dieſem Schritte aufge-
hört zu ſein.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 15. Juli. Die Antwort der ungariſchen
Regierung auf die öſterreichiſche Note wegen Ab-
änderung des Zolltarifs lehnt die grundfätzlichen
Aenderungen ab und verwirft die Erhöhung des Petroleum-
zolls auf 2 Gulden, ſpricht dagegen die Geneigtheit aus,
auf einzelne Aenderungen gegen die Herabſetzung anderer
Zölle, namentlich auf Baumwollwaaren, einzugehen. Eine
Beſchleunigung der Verhandlungen wird, da die Agrarzölle
heuer nicht mehr angewandt werden können, abgelehnt. —
Die ungariſche Regierung errichtet zum Schutze der durch
den rumäniſchen Zollkrieg bedrohten ſiebenbürgiſchen
Induſtrie in Kronſtadt ein Waarenvermittlungsbureau. —
Der Statthalter von Mähren, Graf Schönborn, deſſen
Stellung erſchüttert galt, erhielt ſehr hohe Ordensauszeich-

nungen.
Ausland.
Paris, 15. Juli. Die „Agentur Havas“ meldet:
Infolge der geſtrigen Truppenſchau hat Präſident Gröovy
an den Kriegsminiſter General Boulanger einen Brief
gerichtet, in welchem er demſelben zu der guten Haltung
der Truppen Glück wünſcht. General Boulanger iſt
zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt worden. — Der
ausgewieſene Herzog von Aumale iſt nach Brüfſel
abgereiſt. — In den Wandelgängen der Kammer
wurde heute viel geredet von der guten Haltung der

montanen Clubleitung ſtehenden Zeitungen gehört, aber

9 „Ruperto⸗Carola,“
illuſtrirte Feſtchronik der V. Jäkularfeier der Aniverſität
Heidelberg.
Die erſte Nummer der mit Spannung erwarteten „Ruperto-

I Carola“, der illuſtrirten Feſtchronik, welche als officielles Organ

er Univerſität Heidelberg bei ihrer fünften Säkularfeier unter

der Redaktion bon Geh. Hofratb Karl Bartſch erſcheint, liegt
nun vor.

Wenn der vor einigen Wochen ausgegebene Proſpekt
m Bezug auf techniſche Ausſtattung und Ausführung und der
Name des Redakteurs in Bezug auf den textlichen Theil das
Beſte erwarten ließ, ſo darf man ſagen, daß nach beiden Rich-
tungen die erſte Nummer die Erwartungen glänzend rechtfertigt.
Der prächtige Volltitel, von Direktor Hermann Götz in Karls-
ruhe entworfen, zeigt einen Herold zu Pferde, der ein Bauner
mit dem badiſchen Wappen trägt. Oben rechts das Medaillon-
bild des Stifters, des Pfalzgrafen Ruprecht I., unten das neue
Siegel der Univerſität, welches ihr beim Jubiläum verliehen wird.
Rach einem Vorwort des Herausgebers folgt das Bild des Groß-
herzogs Friedrich des Rector Magnificentissimus der Univerſität
mit einer zu dem Zwecke geſpendeten eigenhändigen Unterſchrift
Sr. Königl. Hoheit. Auch dies Bild hat Götz gezeichnet. Ein
ſchwungvolles, warm empfundenes Gedicht Heidelberg⸗Jungbronn“
von K. Woermann eröffnet die Textbeiträge; die beigegebene

Iluſtration von dem jungen talentvollen Künſtler H. Kley zeigt

die drei Medaillonportraits von Vangerow, Häuſſer und Stark,
den Lehrern des Verfaſſers. Es folgt ein größerer Aufſatz über

Auprecht I., von Dr. Jakob Wille, mit Abbildung der ſchönen
Statue des Pfalzarafen am Friedrichsbau des Schloſſes; die
rbeit beruht zum Theil auf unbenutzten archivaliſchen Quellen

und gewinnt dadurch einen erhöhten wiſſenſchaftlichen Werth, ſo

wenig auch in der Form die gelehrte Forſchung hervortritt. Nicht
minder werthvoll iſt der zweite größere Aufſatz, von dem der

„Schluß noch ausſteht, „die Gründung der Univerſität Heidelberg“

von Dr. Adolf Koch, mit einer vortrefflich gelungenen Nachbil-
dung der Stiftungsurkunde. Aus dem vorbereiteten hiſtoriſchen
eſtzuge zeigt ein Vollbild die erſte Gruppe, Ruprecht L. und ſein
efolge; zu Grunde liegen die Skizzen des Schöpfers des Feſtzuges,
Prof. C. Hoff in Karlsruhe, nach welchen H. Kley gearbeitet hat.

587 Verlorene Ehre.

Ein poetiſcher Beitrag des Herausgebers „Heidelberger Alte-
Herren⸗Lied“ iſt außerordentlich ſangbar und ſtimmungsvoll und
wird gewiß bei dem Jubiläum geeignete Verwendung finden.
Die Feſthalle nimmt ebenfalls den Raum eines Vollbildes ein,
die ſchöne Zeichnung und die Beſchreibung iſt von Oberbaurath
Durm in Karlsruhe, dem Schöpfer und Erbauer derſelben. Eine
intereſſante Szene aus dem Heidelberger Studentenleben von
1804, Text und Abbildung bildet den Schluß der hiſtoriſchen
Beiträge. Dann folgt noch eine Reihe auf das Feſt bezüglicher
Mittheilungen. Man ſieht, welchen Reichthum an Texten und
Illuſtrationen die Feſtchronik zu bieten verſpricht, ſo daß der
Preis von 6 Mark, den der Verleger Otto Petters für die 12
Nummern derſelben (die Nummer ca. 20 Folioſeiten) feſtgeſetzt
hat, in der That ein außerordentlich niedriger genannt werden
darf und Jedermann die Anſchaffung ermöglicht.

—————— —

Roman von W. Hö ffer.
(Fortſetzung).
„Eliſabeth winkte dem Mädchen, die Fenſter zu ſchließen;
ſie ſelbſt fühlte, daß ihre Kräfte ſchwanden. Wie geſcheucht
flog ſie zurück in ihr Zimmer, unfähig, der Kranken dieſe
neue Hiobspoſt zu überbringen.
Julius hatte in einer anderen Straße für ſich eine
Wohnung als Geſchäftslokal gemiethet und war dann bei
dem erſtaunten Walter erſchienen, um im Hauſe deſſelben
ein Zimmer zu erlangen.
„Wenn Du wirklich mein Freund biſt,“ hatte er geſagt,
„ſo frage mich nicht — ich könnte Dir doch keine Antwort
geben. Für die nächſte Zeit möchte ich doch hier wohnen
— wenn möglich, ſodaß kein Gerede entſteht.“

Der junge Ariſtotrat drückte voll Theilnahme ſeine Hand.
„Ich ſchätze mich glücklich, Dir einen Dienſt leiſten zu

können, Julius,“ verſetzte er. „Sei immer meiner innigſten

Freundſchaft ſicher, alter Junge! Eines aber mußt Du mir
ſagen — ich kann nicht anders, Julius, denn die Sache
iſt halb und halb auch meine eigene Angelegenheit — be-
trifft Dein — Unglück den Patron, der heute Morgen in
Deinem Hauſe war 2“
Hartmann wandte ſich ab; die Schande zehrte an
ſeinem Leben.
„Ja,“ ſagte er gepreßt. „Verfolge ihn nicht, Walter.
Du könnteſt mich dadurch zu einem verzweifelten Schritt
treiben!“
Der Andere reichte ihm die Hand; es wurde nicht wei-
ter geſprochen.
In der folgenden Nacht ſchlief Julius fern von den
Seinen, fern von der Stätte, wo ſich die Augen ſeiner
Tante zu ewiger Ruhe ſchloſſen, und wo Eliſabeth muth-
los auf ihre Kniee niedergeſunken war, zuſammengebrochen
unter dem Uebermaaß des Jammers. Auch er verbrachte
eine unruhige, von tauſend Geſpenſtern geſtörte Nacht, auch
in ſeiner Seele ſtürmte und tobte es wie nie zuvor — er
erſehnte ſchmerzlich den Morgen, um wenigſtens in Anna's
Nähe einigermaßen den verlorenen Frieden wieder zu er-
langen und ihr diejenigen Rechte, welche durch Eliſabeth's
Diebſtahl geſchmälert und gefährdet worden, für die Zu-
kunft ſicher zu ſtellen. Er wollte mit ihr ganz offen ſprechen,
ihr ſein ganzes Herz erſchließen und Nichts, gar Nichts von
dem Geſchehenen verſchweigen — wahrlich, dieſe Eine ver-
ſtand ihn, dieſe Eine war ſeines Vertrauens in jeder Be-
ziehung würdig.
Als er vor dem kleinen Gartenhäuschen ſtand, waren
im Parterre die Läden geſchloſſen. Was bedeutete das?
 
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