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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0066

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Hierauf iſt von Seiner Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer
und König von Preußen folgende Antwort erfolgt:
„Durchlauchtigſter Fürſt, freundlich vielgeliebter Vetter,
Bruder und Schwiegerſohn!
Aus Euerer Königlichen Hoheit gefälligem Schreiben
vom 23. v. Mts. habe Ich mit lebhaftem Intereſſe die
Nachricht entnommen, daß die Univerſität Heidelberg in der
erſten Woche des Monats Auguſt die Jubelfeier ihres fünf-
hundertjährigen Beſtehens in feſtlicher Weiſe begehen wird.
Zu Meinem aufrichtigen Bedauern bin Ich durch die für
den Sommer getroffenen Dispoſitionen verhindert, an dem
Jubiläum perſönlich Theil zu nehmen. Um aber Meinen
wohlwollenden Wünſchen für das fernere gedeihliche Blühen
dieſer altehrwürdigen Pflanzſtätte deutſchen Geiſtes Ausdruck
zu geben, habe Ich Meinen Sohn, des Kronprinzen Kaiſer-
liche und Königliche Hoheit, beauftragt, Mich durch ſeine
Anweſenheit bei der Jubelfeier zu vertreten. Derſelbe iſt
von Mir ermächtigt, Euerer Königlichen Hoheit als dem
Fürſtlichen Rektor der Carola⸗Ruperta auszuſprechen, wie
gern Ich auch Meinerſeits anerkenne, was dieſe Hochſchule
für die Pflege des Gefühls geiſtiger Zuſammengehörigkeit
unter den deutſchen Stämmen in gemeinſamer Förderung
deutſcher Wiſſenſchaft geleiſtet hat, und Denenſelben zugleich
die Verſicherung der wahren Hochachtung und Freundſchaft
zu erneuern, womit Ich verbleibe
Bad Ems, Euerer Königlichen Hoheit
den 9. Juli 1886. freundwilliger Vetter, Bruder
und Schwiegervater.
(gez.) Wilhelm.
An des Großherzogs von Baden Königliche Hoheit.“
* Heidelberg, 17. Juli. Wir wieſen neulich auf den
Conflikt zwiſchen dem ehemaligen Redacteur des Pfälzer
Boten, Herrn Berberich, und den „Entſchiedenen“ der
katholiſchen Volkspartei hin und erwähnten, wie Herr B.
von dem Bad. Beobachter abgekanzelt worden. Der Ge-
nannte hat ſich nun mit einer Erklärung an die Köln.
Volkszeitung gewandt, in welcher er darzuthun ſucht, daß
er auch noch immer zu den „Entſchiedenen“ gehört, aber
nicht zu jenen vom Bad. Beobachter. In der Erklärung
heißt es u. A.:
Es iſt nicht wahr, daß ich ſcharfe und ungerechte Angriffe

gegen die entſchiedene Richtung der Partei gerichtet habe. Die
entſchiedene Richtung der Partei ſteht bei dem obwaltenden Streite

uicht in Frage. Alle, die zur nunmehr geſprengten Partei ſeit

Anbeginn gehalten, ſind ausnahmslos gefeſtigt in der entſchiedenen
Richtung; darunter nicht am letzten meine Wenigkeit. Keiner
gibt auch nur das Geringſte von den aufgeſtellten Forderungen

auf. Wenn in nichtkatholiſchen Blättern — auch in national-

liberalen — Artikel erſchienen ſind, die dem Badiſchen Beobachter
Anlaß zu ſeinen Bemerkungen gegeben, ſo galten dieſelben der Be-
kämpfung und Beleuchtung von etwas ganz anderm: einer ver-
folgungsfüchtigen Richtung, durch welche Männer, die in fünf-
undzwanzigjähriger aufopferungsvoller Thätigkeit für die katho-
liſche Sache den Lorbeer verdient haben, die Herren Geiſtlicher
Rath Leuder und Dekan Förderer, ſchwer gekränkt und in den
Staub gezogen wurden. Das Erſcheinen von Artikeln in nicht-
katholiſchen Blättern zur ſic aus dent der herabgezogenen kath.
Kammer⸗Fraktion erklärt ſich aus dem Umſtande, daß unſere in-
ländiſchen katholiſchen Blätter, mit Ausnahme des Lahrer An-
zeiger, deſſen Herausgeber Dekan Förderer iſt, dein Wort der
Aufhellung zulaſſen, wie es leider auch von Seiten der
geſammten deutſchen kath. Preſſe geſchieht. Man iſt hier zu Lande
und außerhalb über die Zuſtände durch einen unerhörten Preß-
Terrorismus irregeführt. Hierüber wird zu gelegenerer Zeit Licht
verbreitet werden. Im Augenblick ruht der Streit mit Rückſich

auf die bevorſtehende Ankunft des neuen Oberhirten.

Darnach dürfte es alſo in der katholiſchen Volkspartei
„Gemäßigte“, „Entſchiedene“ und „Verfolgungsſüchtige“
geben. Dieſe vielen Spielarten, denen ſich in Zukunft viel-
leicht noch einige andere zugeſellen, ſind mindeſtens ein

Symptom dafür, daß die Partei ſtark „ſchwindſüchtig“ iſt.

Karlsruhe, 16. Juli. (Amtlich.) Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben den Referendär Dr. Wilhelm

Sachs aus Mannheim zum Secretär am Landgerichte

Karlsruhe ernannt; den Landgerichtsrath Thibaut in
Mosbach auf ſein Anſuchen wegen leidender Geſundheit in
den Ruheſtand verſetzt; den Oberamtsrichter König in
Villingen zum Landgerichtsrathe in Mosbach ernannt und
den Amtsrichter Wiehl in Walldürn an das Amtsgericht
Villingen verſetzt; ferner den Referendär Hermann Meyer
aus Raſtatt zum Amtsrichter in Engen, den Referendär
Adolf Siegel aus Bruchſal zum Amtsrichter in Säckingen
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Während dieſer ſchweren Stunden ſaß Eliſabeth ganz
allein in ihrem Zimmer und ſtützte den Kopf in die hohle
Hand. Jetzt war ihr Schickſal entſchieden, ſie hatte Alles
verloren, aber — dafür auch Nichts zu fürchten, Nichts
mehr von all' jenem Schrecklichen, das ſo lange drohend
und zerſtörend über ihrem Haupte gehangen, das den Frie-
den ihrer Tage und die Ruhe ihrer Nächte vergiftete.
Es laſtete jetzt auf der kummerſchweren Seele keine un-
eingeſtandene Schuld, und — ſeltſam! — dieſes Gefühl
der Sicherheit, des offenen Bekenntniſſes, brachte jene Stille
nach dem Sturm, die bei allem Unglück, allem Verluſt doch
köſtlicher iſt als jedes andere Gut des Lebens. Mochte
nun die Zukunft im dunklen Schooße das Schlimmſte ber-
gen, es reichte gewiß nicht hinan zu den Qualen, die ſchon
durchlitten waren, zu all' dem Widerſtreit und dem mora-
liſchen tiefen Elend der letzten Monate.
Sie faltete die Hände, als der Sarg aus dem Hauſe
getragen wurde und die ſchweren Schritte der Träger vor
der Thür ertönten. Tante Joſephine war geſtorben um ihrer
Sünde willen, ſie ſagte es ſich ſelbſt, aber von jenſeits des
Grabes kehrte ja der Haß nicht zurück zur armen, niederen
Erde — die befreite Seele ſah nun ohne Schleier und
trügeriſche Umhüllung.
Zunächſt hinter dem Sarge ging Julius; ſie erkannte
ſeinen Schritt und breitete die Arme aus.
„Gott ſegne Dich allezeit! Gott gebe Dir Kraft, das
Unglück zu tragen!“
(Fortſ. folgt.)

und den Referendär Karl Nuſſer aus Raſtatt zum Amts-
richter in Walldürn ernannt.
Karlsruhe, 16. Juli. Die Vertretung des Land-
tags bei dem Heidelberger Feſte übernehmen die
Mitglieder des landſtändiſchen Ausſchuſſes, welcher verfaſ-
ſungsmäßig zwiſchen zwei Landtagsperioden die Kammern
zu vertreten hat. Als Sprecher des Ausſchuſſes werden
Staatsrath Lamey, der langjährige Präſident der Zweiten
Kammer und an Stelle des verhinderten Präſidenten der
Erſten Kammer, Frhr. v. Rüdt, der Vicepräſident dieſes
Hauſes, Graf v. Berlichingen, genannt.
U◻ Karlsruhe, 16. Juli. 8. Sitzung der General-
ſynode. Der Abg. Kiefer wird eingeführt und beeidigt.
Sodann theilt Präſident Lamey mit, daß die Synode am
nächſten Donnerstag geſchloſſen werde. Nach Erledi-
gung der Berichte über die Kirchenſchaffnei Rheinbiſchofs-
heim, die Stiftsſchaffnei Lahr, den Unterländer Kirchenfond,
die Kaſſe des kirchlichen Bauperſonals und den Secretär
Maler'ſchen Stipendienfonds berichtet Dekan Frank über
die Diözeſankaſſen. Hiebei wünſcht Dekan Gräbener,
daß auf dieſe Kaſſen nicht nur die Koſten für die welt-
lichen, ſondern auch für die geiſtlichen Abgeordneten über-
nommen werden möchten. Dekan Nüßle theilt als Antrag
des Ausſchuſſes bezüglich Einführung eines Todtenfeſtes
mit: Es möge die Frage den Diözeſanſynoden unterbreitet
und der nächſten Generalſynode Seitens des Oberkirchen-
raths eine entſprechende Vorlage gemacht werden. Geheimer
Kirchenrath Schellenberg widerſpricht dem Vorhanden-
ſein eines Bedürfniſſes hiezu. Auch entſpreche ein ſolches
Feſt den proteſtantiſchen Grundſätzen nicht. Ferner ſei es
nicht angebracht, die Zahl der kirchlichen Feſttage noch zu
vermehren. Stadtpfarrer Köllreutter glaubt, daß ein
Todtenfeſt ſeine Hauptwirkung auf die Thränendrüſen von
Leuten üben werde, deren Waſſerwerke leicht in Bewegung
ſeien, welche Leute aber nur einen geringen Fond von Re-
ligioſität hätten. Man kann ja die Sache in der Oſter-
andacht berühren, auch finde er nichts Bedenkliches darin,
wenn in paritätiſchen Gemeinden die Proteſtanten ſich an
der Allerſeelenfeier betheiligten. Dekan Bähr iſt nur be-
züglich des letzten Satzes mit Köllreutter nicht einverſtanden,
er habe zuerſt auch mitgefeiert, ſeit 30 Jahren aber werde
er der katholiſchen Uebung mit jedem Mal entfremdeter.
Abg. Kie fer glaubt, man ſolle einen Sonntag im Jahr,
ohne Pomp und ohne einen neuen Feſttag zu machen, dem
Andenken der durch den Tod zerriſſenen Familienbande
widmen. Dekan Zittel glaubt, die Einführung des Todten-
feſtes habe ſowohl vom dogmatiſchen wie homiletiſchen
Staändpunkt aus Bedenken. Immerhin ſei ſie der Er-
wägung werth. Dekan Schellenberg und Nüßle
ſprechen noch für den Commiſſionsantrag, der alsdann
vom Hauſe angenommen wird. — Abgeordneter Stein
berichtet über die Vorlage des Oberkirchenraths: die allge-
meine Reviſion der Diözeſan⸗ und Wahlbezirke, ſowie die
Pforzheimer Petition, im unveränderten Diözeſanbezirk einen
eigenen Wahlbezirk gleich Mannheim und Heidelberg bilden
zu dürfen, betr. Antrag der Mehrheit: „Da eine allgemeine
Reviſion der Diözeſan⸗ und Wahlbezirke zur Zeit nicht
möglich iſt, den Antrag des Kirchengemeinderaths Pforz-
heim dem Oberkirchenrath empfehlend zu überweiſen, mit
dem Erſuchen, bei der von uns erwarteten ſpätern Reviſi on
der Diözeſan⸗ und Wahlbezirkseintheilung dieſelbe berück-
ſichtigen zu wollen.“ Nach einer langen Debatte, an welcher
die Abgg. Baumeiſter, Dekan Zittel, Dekan Gehres,
Fabrikant Fießler, Oberamtmann Deitigsmann,
Landger.⸗Präſ. Kiefer, Stadtpfarrer Schmidt theil-
nahmen und in welcher die Frage einer künftigen umfaſſen-
den Reviſion in akademiſch gründlicher Weiſe behandelt
wurde, erklärte auch Oberkirchenraths⸗Präſident v. Stöſſer
ſeine Zuſtimmung wohl mit dem Antrage, nicht aber mit
den Motiven. In ſeinem Schlußwort erklärte der Bericht-
erſtatter Stein, die Pforzheim betreffende Stelle des An-
trags der Ausſchußmehrheit wolle die Kirchenregierung in
keiner Weiſe binden und empſiehlt den Geſammtantrag noch-
mals zur Annahme. Dieſe erfolgt denn auch mit großer
Stimmenmehrheit. Schluß der Sitzung. Nächſte Sitzung
Samstag.
Schloß Mainau, 16. Juli. Geſtern Nachmittag
gegen 2 Uhr trafen der, König und die Königin von
Württemberg hier ein, wurden am Landungsplatz von
dem Großherzog und der Großherzogin empfangen
und zum Großherzoglichen Schloß geleitet. Der Kaiſer
erwartete die hohen Gäſte in der Halle des Erdgeſchoſſes
mit dem geſammten Hofſtaat und begrüßte die Württem-
bergiſchen Majeſtäten auf's Herzlichſte. Darnach fand eine
fürſtliche Tafel ſtatt, an welcher auch die Prinzeſſin Au-
guſte von Sachſen⸗Weimar mit ihrem Gemahl, dem Prinzen
Hermann, und deren Tochter, ſowie die Herzoginnen Elſa
und Olga von Württemberg theilnahmen. In der Be-
gleitung des Königs befand ſich auch der commandirende
General des 13. Armeecorps, Generallieutenant von Al-
vensleben. Um 4 Uhr kehrten die Württembergiſchen Ma-
jeſtäten nach Friedrichshafen zurück. Abends 9 Uhr brachte
das geſammte Offiziercorps des 6. Badiſchen Infanterie-
regiments Nr. 114 dem Kaiſer ein Ständchen im Schloß-
hofe, wobei die Regimentskapelle und ein Mannſchafts-
Chor mitwirkten.
Berlin, 16. Juli. Eine anfänglich wenig beachtete
Nachricht, daß bei einzelnen Truppenabtheilungen probeweiſe
erleichtertes Infanteriegepäck eingeführt ſei, be-
ſtätigt ſich volllommen. Es iſt jedoch in dieſer Angelegen-
heit ſelbſt noch nicht das letzte Worte geſprochen. Vor-
ſchläge über Erleichterung des Gepäcks für Fußvolk und

Reiterei, ſowie der Fußbekleidung des erſteren, ſind ſeit

langer Zeit im Gange und vielfach der Prüfung unter-
worfen worden, ohne daß bisher eine Entſcheidung erfolgt
wäre. Es verlautet nun, daß in letzterer Zeit auf die
Herbeiführung der Erleichterung beſonderer Werth gelegt

wäre und deshalb die prakiſchen Verſuche begonnen hätten.
Eine Bewährung derſelben wird beſonders von den bevor-
ſtehenden Herbſtmanövern erwartet, bei denen man auch die
Tragweite anderweiter neuer Einführungen kennen lernen
will. — Gelegentlich des jüngſt hier abgehaltenen Con-
greſſes der deutſchen Schuhmacher⸗Innungen iſt bekanntlich
die Frage des Befähigungsnachweiſes wieder leb-
haft erörtert worden. Die Zünftler ſprachen die Hoffnung
aus, daß Reichstag und Bundesrath die bezüglichen frühe-
ren Anträge in dieſer Richtung künftig annehmen dürften.
Das wird indeß ſchwerlich der Fall ſein. Wenngleich nicht
zu leugnen iſt, daß eine weitere Rückwärtsverbeſſerung der
Gewerbeordnung Anhänger im Bundesrathe hat, welche ſich
ziemlich gleichmäßig aus größern und kleinern Staaten zu-
ſammenſetzen, ſo bilden dieſe doch noch nicht die Mehrheit.
— Der bisherige Reichstagsabgeordnete v. Lenz (national-
liberal) hatte in Folge ſeiner Beförderung zum Oberſtaats-
anwalt in Stuttgart ſein Mandat niederlegen müſſen.
Seine Wiederwahl, die bei ſeiner außerordentlichen Beliebt-
heit zweifellos iſt, ſollte ſchon in nächſter Zeit ſtattfinden.
Zuvor iſt er aber auf württembergiſchen Vorſchlag an
Stelle des zum Senatspräſidenten beim Reichsgericht beför-
derten Dr. Wernz zum Reichsgerichtsrath ernannt worden.
Es bleibt zu wünſchen, daß auch jetzt noch ſeine bewährte
Kraft dem Reichstage erhalten bleibe.
Berlin, 16. Juli. Der Bundes rath wird morgen
Nachmittag eine Plenarſitzung abhalten. Morgen tritt
eine längere Pauſe in den Bundesrathsarbeiten ein. Be-
züglich der letzteren werden für die nächſte Seſſion Ange-
legenheiten von weittragender Bedeutung erwartet. — Der
Botſchafter in London, Graf von Hatzfeld-Wilden-
burg, iſt von ſeinem Urlaub nach London zurückgekehrt
und hat die Geſchäfte der dortigen Botſchaft übernommen.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 16. Juli. Ein Handſchreiben des Kaiſers
ordnet die Verſetzung des kommandirenden Generals für
Ungarn, Frhrn. v. Edelsheim⸗Gyulai, in den Ruheſtand,
an; zum Nachfolger iſt der General⸗Cavallerie-Inſpektor
Graf Pejaeſevich ernannt worden, an deſſen Stelle
der Feldmarſchall⸗Lieutenant Prinz Croy, bisher Divi-
ſionscommandeur zu Joſephsſtadt, tritt. Zum Diviſionär

in Joſephsſtadt wurde General Janski befördert, derſelbe

welcher die Bekränzung des Hentzi⸗Denkmals veranlaßte,

was die vielbeſprochenen Peſter Straßenunruhen herbei-

führte. Nach ungariſchen Meldungen erfolgte die Verſetzung
Edelsheims in den Ruheſtand, weil er in der Janski⸗An-

gelegenheit den Standpunkt der ungariſchen Regierung bil-

ligte. — Zu den galiziſchen Manövern wird der ö

ruſſiſche Thronfolger erwartet. — Die Polizei verhaftete 4

hier einen ſchweizeriſchen Anarchiſten, welcher den 4
Namen Fritz Wehrlich, Maler aus Aarau, führte.
Wien, 10. Juli. „Lernt deutſch,“ war nach über-
einſtimmenden Berichten die beſtändige Ermahnung des 4
Unterrichtsminiſters Dr. von Gautſch, wo er auf ſeiner
Rundreiſe in Böhmen tſchechiſche Anſtalten beſichtigte. Der i
Miniſter hat ſich demnach perſönlich davon überzeugt, daß H
es mit dem von den deutſch⸗böhmiſchen Abgeordneten im
Parlamente ſo oft zur Sprache gebrachten Mangel in der
Kenntniß der deutſchen Sprache bei der tſchechiſchen Ju-
gend ſeine Richtigkeit hat. Da ſelbſt der Regierung nahe-
ſtehende Blätter dieſen Mangel als einen erſchreckenden be-
zeichnen, läßt ſich beiläufig vermuthen, welche Erfahrungen
Dr. von Gautſch, der auch ſelbſt Prüfungen vornahm, in
dieſem Punkte gemacht haben muß. Hoffentlich wird das
tſchechiſche Geſchrei, welches ſich ſtets erhebt, wenn davon
die Rede iſt, daß die tſchechiſche Jugend zum Studium
der deutſchen Sprache beſſer angehalten werden müſſe, den
Miniſter nicht abhalten, eine gründliche Beſſerung anzu-
bahnen, es wäre hohe Zeit dazu.
Ausland. ö
Paris, 16. Juli. Das Leichenbegängniß des
Cardinals Guibert fand heute unter großer Feierlich-
keit, aber ohne militäriſche Ehrenbezeugung ſtatt. Dem
Leichenwagen folgten der neue Erzbiſchof von Paris, Ri-
chard, zahlreiche Abordnungen der katholiſchen Wohlthätig-
keitsvereine, alle katholiſchen Schulen und eine große Menge
ſonſtiger Leidtragender beiderlei Geſchlechts, insgeſammt
etwa 40000 Perſonen. Die Geiſtlichkeit und die erſchienenen
Körperſchaften erwarteten an der Kathedrale Notre⸗Dame
die Ankunft des Leichenzuges. Unter den Anweſenden be-
fanden ſich der Cultusminiſter Goblet, Capitän Moy-
nier als Vertreter des Präſidenten Grevy, der Marſchall
Mac Mahon, zahlreiche Deputirte und Senatoren der
Rechten, ſowie katholiſche Gemeinderäthe. — Anfangs Au-
guſt wird ſich Freycinet zu einem Zwöchentlichen Aufent-
halte nach Vevey am Genfer See begeben, unterdeſſen aber
zuweilen nach Paris kommen, um den Miniſterrath zu
leiten. Am 25. beabſichtigt er, den Feſten in Nantes bei-
zuwohnen, wo er eine große politiſche Rede halten wird.
— Das Duell zwiſchen Boulanger und Lareinty
wird wahrſcheinlich erſt morgen ſtattfinden, da der Präſi-
dent des Senats ſich perſönlich in's Mittel gelegt hat, um
den Zweikampf zu vereiteln oder doch einen Aufſchub zu
erwirken. — Zu den Freuden des Nationalfeſtes geſellen
ſich verdrießliche Meldungen aus dem Tonkin. Räuber-
banden, faſt ganz aus entlaſſenenen chineſiſchen Soldaten
beſtehend, ſind in das Tonkingebiet eingefallen und treten
namentlich in der Gegend von Langſon ſehr verwegen auf.
Am 23. Mai ſchon griffen ſie einen Militärpoſten bei
Tatke an, wobei letzterer 4 Todte und 16 Verwundete hatte.
Am 30. Mai erfolgte bei Tanmoi, welches noch dies-
ſeits von Langſon liegt, ein neuer Angriff, bei welchem die
Franzoſen 3 Todte und 18 Verwundete hatten. Nach dem
brieflichen Bericht eines Correſpondenten des Temps in
Hanoi, datirt vom 3. Junt, dem Tage des Poſtdampfer-
abgangs, war Tanmoi vollſtändig eingeſchloſſen
und hatte ſich der Major Servieres, Reſident und Ober-
 
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