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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0104

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Auch hinſichtlich der Beſpannung der Feſtwagen iſt durch die Be-

richtung eines Pavillons für die Großherzogliche Familie und

wieder zu irennen. Nur einmal kehrte flüchtig die ganze

Centralvorſtandes darf man den hieſigen Verhandlungen
mit beſonderm Intereſſe entgegenſehen.
Mainz, 25. Juli. Die feierliche Conſecration des
Biſchofs Dr. Paulus Leopold Haffner hat heute im hie-
ſigen Dome durch den zum Erzbiſchof gewählten Biſchof
Roos von Limburg, unter Aſſiſtenz der Biſchöfe von Eich-
ſtädt und Trier, gemäß dem für die Feier aufgeſtellten
Programme ſtattgefunden. Als Commiſſar der Regierung
wohnte der Provinzialdirektor Geheimrath Küchler der Feier
bei. Der Feſtzug, welcher den Biſchof Vormittags 9 Uhr
in ſeiner Wohnung abholte und denſelben nach dem Schluſſe
der kirchlichen Feier wieder dahin zurückgeleitete, war äußerſt
glänzend. Um 3½ Uhr findet ein großes Feſtmahl in der
feſtlich decorirten Stadthalle ſtatt, zu welchem gegen 1500
Theilnehmer angemeldet ſind. Heute Abend wird dem
neuen Biſchof und den hier anweſenden auswärtigen
Biſchöfen durch einen Fackelzug, verbunden mit Muſik und
Geſangsvorträgen, eine Ovation gebracht werden. Mehrere
Extrazüge brachten zahlreiche Auswärtige, welche an den
Feſtlichkeiten theilnehmen.
Kiſſingen, 24. Juli. Graf Kalnoky iſt heute Abend
abgereiſt.

Aus Stadt und Land.
** gridelberg, 26. Juli. Im Gartenſaale der Harmonie fand
am Samdtag Abend eine Sitzung des Bürgerlichen Jubi-
läums⸗Aus ſchuſſes ſtatt, in welcher der Vorſitzende desſelben,
Herr Dr. W. Blum in Kürze über die ſeitherigen Arbeiten zum
hiſtoriſchen Feſtzug Bericht erſtattete. Eingangs erwähnte er, daß
ſich über die Finanzlage des Ausſchuſſes heute keine beſtimmten
Angaben machen ließe, indem es unmöglich jetzt ſchon feſtzuſtellen
ſei, ob ſich ein Ueberſchuß oder ein Deficit ergäbe. Mit außer-
ordentlichem Fleiße und unermüdlicher Ausdauer ſeien die Her-
ſtellungen zum Zuge gefördert worden, und ſtecke darin ein Stück
Arbeit, die ein Fernerſtehender kaum ahne. Redner ſchildert in
kurzen Zügen die Einrichtung des Feſtzugsbureaus, der Werk-
ſtätten und Magazine in der Bauamtsgaſſe, der Wagenbau-
werkſtätte bei Zimmermeiſter Wißmeier, die Errichtung von
Ställen für die Pferde. Eine Hauptarbeit ſei die Beſchaffung der
Stoffe geweſen. Ueber 800 Anzüge ſeien jetzt fertig, die Waffen
ſind angekommen nnd ſehr ſchön, an 200 Sättel wurden aus
alten Sätteln zurecht gemacht. Gegenwärtig werde hauptſächlich
noch an der Anfertigung von Schildern, Wappen, Verzierungen
u. ſ. w. gearbeitet. Auch die Wagen ſind von großer Schönheit.
Wegen der Beſchaffung von Pferden wandte man ſich auf Ver-
anlaſſung Sr. Kgl. Hoh. des Großherzogs an die Militärbehörden,
die ſich außerordentlich entgegenkommend zeigten. Dadurch konnte
eine große Erſparniß erzielt werden, welche die Ueberſchreitung
des Budgets für Macherlohn der Coſtüme ausgleichen dürfte.

ſitzer von Fuhrwerken große Bereitwilligkeit gezeigt worden. Red-
ner beſprach ferner die Errichtung von Tribünen, auf welchen,
nach Abzug der an die Stadtbehörde abzugebenden Plätze, für
4000 Zuſchauer Raum geſchaffen iſt. Bekanntlich hat in dieſer
Angelegenheit das Feſtzugs⸗Comité eine ſtarke Concurrenz erfahren,
ſo daß noch eine ziemliche Anzahl von Plätzen zu haben iſt, doch
dürfte deren Verkauf geſichert ſein, wenn das Wetter günſtig.
Von letzterem hängt es ab, ob die aus dem Tribünenbau gehoffte
Einnahme erzielt wird. Redner bittet ſchließlich, dem Feſtzugs-
Comité die Unterſtützung in ſeiner angeſtrengten Thätigkeit nicht
zu verſagen, wenn es ſich um ſolche an die Mitglieder des Jubi-
läumsausſchuſſes in den letzten 8 Tagen vor dem Feſte noch
wenden ſollte. Hr. Dr. Blum ging hierauf zur Frage der Er-

deren Gäſte über. Der Wunſch der Einwohnerſchaft Heidelbergs,
Se. Königl. Hoheit den Großherzog beim Feſizug als ihren Gaſt
in ihrer Mitte zu ſehen, beſtimmte unſern Landesherrn, von
ſeiner frühern Abſicht, wonach er bekanntlich den Feſtzug vom
v. Chelius'ſchen Hauſe aus betrachten wollte, abzugehen und eine
Einladung anzunehmen, den Feſtzug von einem Pavillon aus an-
zuſehen, den Stadt und Bürgerlicher Jubiläumsausſchuß er-
richten und Sr. Königl. Hoheit zur Verfügung ſtellen. Der
Pavillon — dem Darmſtädter Hof gegenbüer — naht ſich raſch
der Vollendung; derſelbe wird nach Pläuen des Hrn. Bauinſpector
Behaghel gebaut und hat für etwa 40 Perſonen Platz; an den-
ſelben ſtößt die Tribüne, auf welcher die Ehrengäſte Platz nehmen;
zur andern Seite ſtellt ſich der Militärverein auf. Die Verſamm-
lung genehmigte einſtimmig den zur Errichtung des Pavillons
erforderlichen Beitrag aus der Kaſſe des Jubiläums⸗Ausſchuſſes
von 2500 Mark. Nachdem auf Antrag des Hru. Bürgermeiſter
Ueberle von Neuenheim noch mitgetheilt worden, daß die Feſt-
halle von Sonntag den 8. Auguſt an gegen ein ganz geringes
Eintrittsgeld dem großen Publikum geöffnet ſein werde, bittet
Herr Dr. Blum dahin zu wirken, daß beim Feſtzug alles ſchön
verlaufe, indem ſich die Heidelberger gegen ihre Gäſte liebens-
würdig, freundlich und gefällig erzeigen, etwaige unruhige Köpfe
mit Ruhe zurechtweiſen und jede Ster hintanzuhalten. Schließ-
lich ſpricht Herr Franz Mai unter lebhafter Zuſtimmung der
Anweſenden noch dem Zwanziger⸗Ausſchuß den wärmſten Dank für

ſtaurationsräumlichkeiten an dieſem Bahnhof zu ergänzen, und für

dem Verkehr übergeben. Die Fahrten gingen flott von ſtatten.

ſeine Thätigkeit aus, welchen der Vorſitzende für das Feſtzugs-
Comité annimmt, das ja die Hauptarbeit geleiſtet habe.
* Htidelberg, 26. Juli. Dem Univerſitäts⸗Jubiläum
werden, wie wir ſchon mittheilten, auch verſchiedene Mitglieder
der Pariſer Akademie beiwohnen. Die Akademie der Inſchriften
und ſchönen Künſte hat jetzt auch den Dr. Julius Oppert be-
auftragt, ſich den übrigen Mitgliedern der Akademie, welche an
der Jubelfeier der Univerſität theilnehmen werden, anzuſchließen.
◻ Heidelberg, 26. Juli. Unſern Univerſitätsfeſtlichkeiten wird
begreiflicherweiſe in der geſammten Preſſe die größte Aufmerkſam-
keit gewidmet. An Vertretern der Journaliſtik und Schriftſteller-
welt, welche zu den Feſttagen als Spezialberichterſtatter ꝛc. hier-
her entſandt werden, wird es ſicher nicht fehlen. Die Avantgarde
derſelben, wenn man ſo ſagen will, iſt bereits eingetroffen. So
weilt ſchon ſeit einer Woche in unſerer Stadt der bekannte Schrift-
ſteller und Maler Dr. Robert Geißler aus Berlin. Derſelbe,
durch ſeine Dichtungen „Hinnerk Broderſen“, „Der Mönch“,
„Frauenzauber“ ꝛc. neuerdings in den weiteſten Kreiſen ebenſo
bekannt geworden wie er es ſeit Jahren als artiſtiſcher Mitarbeiter
großer illuſtrirten Zeitungen iſt, vertritt dem Vernehmen nach
während des Feſtes hier dreißig auswärtige Zeitungen. Zwei
Bilder in der Feſtuummer der Illuſtrirten Zeitung, das allego-
riſche Titelbild und die luſtige Bearbeitung des Liedaufanges:
„Stoßt an, Heidelberg lebe! ꝛc. ſind von ſeiner Hand und er
wird dem Feſte ſelbſt noch mehrere Darſtellungen entnehmen.
* Heidelbers, 26. Juli. In dem Strom der Fremden, welcher
ſich mit den Jubiläumstagen auf unſere Stadt lenkt, werden
ſich ſicher auch eine Reihe fragwürdiger Elemente befinden.
Taſchen diebe, Hochſtapler und ſonſtige Talentvolle dieſes
Schlages dürften zur Genüge auftauchen, um inmitten des all-
gemeinen Feſtjubels ihre Thätigkeit mit beſonderem Raffinement
zu entfalten. Bereits jetzt ſollen ſich, jedenfalls um in Muße
das Terrain zu rekognosciren, derartige zweifelhafte Perſönlich-
keiten hier herumtreiben. Es iſt deshalb wohl angebracht, ſo laut und
nachdrücklich wie möglich vor Taſchen⸗undanderen Dieben,
ſowie Induſtrierittern aller Art zu warnen. Achte
man ſorgſam auf Geld u. Werthſachen, die man bei ſich trägt, und
verſchließe man, um gegen Hausdiebſtähle geſchützt zu ſein, jedes-
mal beim Verlaſſen die Wohnung. Auch die Wirthe werden etwas
Vorſicht walten laſſen können, um vor Prellereien ſicher zu ſein.
Außerdem möchten wir noch auf Eines aufmerkſam machen. Man
laſſe es keinen Augenblick an der erforderlichen Achtſamkeit im
Umgange mit Feuer, insbeſondere in der Küche ꝛc., fehlen. In
denjenigen Häuſern namentlich, die zeitweiſe ſo gut wie leer
ſtehen dürſten, verſäume man es nie, in dieſer Beziehung vor-
ſichtig zu ſein.
+T Heidelberg, 26. Juli. Die von Herrn Geiger erbaute
Reſtaurationshalle am Main⸗Neckarbahnhof, die
beſtimmt iſt, die für den zu erwartenden außerordentlich lebhaften
Verkehr während der Jubiläumstage durchaus ungenügenden Re-

etwa 600 Perſonen Platz bietet, wurde am Samstag Abend er-
öffnet und unter außerordentlichem Andrang Schau⸗ und Kneip-
luſtiger eingeweiht, ſo daß man ſchon einen kleinen Vorgeſchmack
von dem bevorſtehenden Jubiläumsleben und Treiben bekommen
konnte. Die Halle iſt einfach aber mit Geſchmack erbaut und
decorirt. An der Weſtſeite befindet ſich inmitten duftigen Grüns
die Büſte unſeres Heldenkaiſers. Dann kommt ein reich ausge-
ſtattetes Buffet mit kulten Speiſen ꝛc., auch Kaffee wird in der
Halle gegeben. Was beſonders imponirt, iſt die ganz brillante
Beleuchtung durch Phare⸗Lampen (belgiſches Patent), die mit
Petroleum geſpeiſt werden und ein ungemein ruhiges, ſchönes und
ſtarkes Licht verbreiten. Bei der Eröffnung concertirte die Mili-
tärcapelle, begleitet von vielen hundert Stimmen animirter Gäſte;
zur Belehung der allgemeinen Fröhlichkeit trug der verzapfte vor-
zügliche Stoff, Hackerbräu, nicht wenig bei.
—= Heidelberg, 26. Juli. Vor einigen Tagen wurden zwei
Tünchergeſellen dahier in ihrer Wohnung beſtohlen; der eine
büßte ein Paar Hoſen und Stiefel und der andere ein Paar
Schuhe ein. Thäter iſt ein Mitbewohner des Zimmers, der ſich
nach Verübung des Diebſtahls flüchtig gemacht hat. —“ Ein
arbeitsſcheues Individuum, welches ſich zu verſchiedenen Malen
in den letzten Tagen in einer hieſigen Bierbrauerei der Zech-
haftet ſchuldig gemacht hat, wurde geſtern Nachmittag ver-
aftet.
§ Hridelberg, 26. Juli. Heute Vormittag hat ſich dahier ein
junger Mann, Sohn eines hieſiger Landwirths, erſchoſſen.
Die Motive zu dieſer traurigen That ſind unbekannt.
r. Wiesloch, 24. Juli. Der Jahresbericht der hieſigen
höheren Bürgerſchule wurde heute ausgegeben. Die Schule war
im abgelaufenen Schuljahr von 116 Schülern beſucht und zwar
von 109 Knaben und 7 Mädchen, davon ſind 53 evangeliſch, 44
katholiſch und 19 israelitiſch und ſind 70 Schüler von hier und
46 von den Orten der Umgegend. Die Geſammtſchülerzahl be-
läuft ſich am Schluß des Schuljahrs auf 106. Die öffeutlichen
Prüfungen finden am 29. und 30. d. M. ſtatt. Das neue Schul-
jahr beginnt am 14. September.
r. Wiesloch, 24. Juli. Die Pferdebahn wurde heute Mittag

Es dürfte mit Recht eine ſtarke Benützung der Bahn zu erwarten
ſein. — Die heiße Witterung benützen die Landwirthe fleißig zur
Heimbringung der Ernte. Das Korn iſt in den Scheuern.
—+ Karisruhe, 23. Juli. Ausſtellung für Handwerks-
technik und Hauswirthſchaft. Es erſcheint von beſon-
derem Intereſſe, die Metallarbeiter vornehmlich die Blechner

4//eigen Pfandbriefe Serie 17, 18, 33—39 Ende Juli d. J. ab-

von Erdmann Kircheis in Aue i. S. mit einer größeren Analf
von Blech⸗ und Metallbearbeitungsmaſchinen und Werkzeugen a
der Ausſtellung vertreten ſein wird. Die Erzeugniſſe der Fabril
welche auf allen Ausſtellungen, auf denen ſie bisher vertreten
waren, mit den höchſten Auszeichnungen bedacht worden ſind, ge-
nießen längſt einen Weltruf. Die Ausſtellung der Firma Kircheih
wird umfaſſen: Tafel⸗, Kreis⸗ und Ovalſcheeren, Sickenmaſchinen
Preſſen, Rundmaſchinen ꝛc. Die Maſchinen werden nicht nur dal
Neueſte, ſondern auch das Vollkommenſte darbieten, was auf den
eben ſo intereſſanten wie wichtigen und weit ausgebauten Gebiel
der Blech⸗ und Metallbearbeitung gegenwärtig geleiſtet wird.
Raſtati, 23. Juli. Ueber die Entweichung des Lieutenants 4.9
Hellwig, die hier viel von ſich reden macht, hat man bis jetz
Weiteres nur ſoviel erfahren, daß er in einem hinterlaſſenen
Schreiben dem großh. Amtsgerichte — dem die Staatsgefangenen
bekanntlich unterſtellt ſind — mittheilt, da ihm der nachgeſucht
Urlaub vom Miniſterium nicht bewilligt worden ſei, ſo habe el
ſich denſelben ſelbſt ertheilt. Die Bewachung der Feſtungs-
gefangenen iſt eine nichts weniger als ſtrenge; den Gefangenen
iſt größtmögliche Freiheit geſtattet, wozu ein täglich zweiſtündigen
Spaziergang in Begleitung des Wärters gehört. Hellwig verließ
jedoch dem Vernehmen nach das Schloß bei Nacht, nahm ſich am
hieſigen Bahnhof ein Rückbillet und dampfte aufwärts, del
Schweiz zu, wo er, wie man wiſſen will, wohlbehalten in Neu-
chatel angekommen ſein ſoll. 3
Aus Zaden. Das Verordnungsblatt des Großh. Oberſchun
raths Nr. 8 enthält 1) Landesherrliche Entſchließungen; 2) eine
Bekanntmachung des Großh. Miniſterinms der Juſtiz, des Kultus
und Unterrichts vom 24. Juni d. J. bezüglich der Wahl eines
Dekans für die Diözeſe Karlsruhe⸗Stadt; 3) Bekanntmachungei
des Oberſchulraths betr. die Auſtalt für ſchwachſinnige Kinder in
Mosbach, die Aufnahme von Zöglingen in die Präparandenſchule
zu Tauberbiſchofsheim, die Immatrikulirung der wann

zur Schullehrer⸗Wittwen⸗ und „Waiſenkaſſe, die Vergebung eines
Stipendiums aus der Tolläus ſchen Stipendienſtiftung, die Ver-
gebung der Prämien aus der Karl⸗Friedrich⸗Stiftung in Mosbach
die Friedrichs⸗Stiftung zur Unterſtützung badiſcher Volks⸗ und
Religionsſchullehrer und die Empfehlung von Lehrmitteln; 4
die Mittheilung von Dienſterledigungen und 5) die Anzeige voc
Todesfällen.— In Lahr iſt gegen den flüchtigen Lindenwirth-
Schmitt ein Haftbefehl wegen vielfacher Betrügereien erlaſſen-

Theater⸗Nachrichten.
* Frankfurt. (Repertoir⸗Entwurf der vereinigten Stadttheater.]
Opernhaus bis incl. 28. Juli geſchloſſen. Donnerstag, 29
Juli: Wiedereröffnung der Opern⸗Saiſon. „Tannhäuſer“. Frei-
tag, 30.: „Die Stumme von Portici.“ Samstag, 31.: „Loheng
grin“. Sonntag, 1. Aug.: „Lakme“. — Schauſpierhaus
Dienstag, 27. Juli: „Das neue Gebot“. Mittwoch, 28.: „Dif
relegirten Studenten“. Freitag, 30.: „Reif⸗Reiflingen“. Sams
tag, 31.: Zum erſten Male: „Mit Vergnügen“, Schwank in?
Akten von. G. v. Moſer und O. Girndt. Sonntag, 1. Auguſt
„Mit Vergnügen“.

Handelsnachrichten. ö
* Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frankfurt, 24. Julitz
Umiätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 225½, / b. Staatsbahn
185¼¾ b. Lombarden 94 / b. Galizier 156 b. Disconto⸗Com-
mandit 208, 207.95 b. Deutſche Bank 158.40 b. Nordweſt 139/
b. Elbthal 139½ b. Graz⸗Köflacher w180¼¾ b. Gotthard⸗Aktien
105.10 b. Schweizer Union 78.5 b. 4pCt. ung. Goldrente 86.2
25, 20 b. Silberrente 69.70 b. u. G. Egypter 72.60 b. 5pCt.
Eghpier 9585 b. Spanier 60.85 b. 5pCt. Italiener 100 b.
Türken⸗Looſe 10.35 b.
6½ Uhr: Credit 225/. Egypter 72.60. Disconto 2088.
Bei ruhigem Verkehr blieb feſte Tendenz andauernd. Disconto-
Commandit ſowie ausländiſche Fonds bevorzugt.
* Mannheimer Börſe. 24. Juli. Badiſche Bank 117.50 G⸗
Rhein. Creditbank 119 G. Rhein. Hypoth.⸗Bank 124.75 G.
Bad. Anilin⸗ und Sodafabrik 195 G. 196 B. Weſteregeln,
Alkali 142 G. Waghäusler Zuckerfabrik 92.25 G. 92.75 B.
Heidelberger Aktien⸗Brauerei 126 G. 127 B.
Rheiniſche Hypothelenbank Mannheim. Wieder
holt ſei darauf hingewieſen, daß die Friſt zur Convertirung der

läuft.
Berlin, 24. Juli. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oeſterr.
Credit⸗Actien 452½. Staatsbahn 371. Lombarden 190.
Disconto⸗Commandit 207½. Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn 78/.
Tendenz: Feſt.

Heidelberg, 26. Juli.
Anfangs⸗Courſe der heunigen Mittags⸗Börſen.
artgetheilt von der Filiale der Rheiniſchen Crebitbar!
in Peidelberg.

Frankfurt
Oeſterr. Credit⸗Actien ů 22⁵½
StaatsbaÄuan185¾
Lombarddennm 9⁵
Disconto⸗Commandit208.20
Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn 156¾
4Ct. Egypter72.80
Spanier · —

61
Türken ·14.90 —

reißen. Hier in Berlin ſoll unſere Hochzeit ſtattfinden, und
ſobald wie möglich ſchiffen wir uns ein nach Auſtralien.“
Anna widerſprach nicht. Seine Abſicht erfüllte den
Wunſch, welcher im innerſten ihres Herzens immer fort-
gelebt hatte. Sie erreichte es bei ihrer gütigen Herrin ohne
Mühe, die Stellung als Gouvernante aufgeben zu dürfen,
und nach etwa vier Wochen wurde ſie mit dem Geliebten
in aller Stille getraut, um ſich bis zur letzten Stunde nie

Bitterkeit des Durchlittenen in ſeine Seele zurück; als er
zum zweiten Male dieſelben Documente dem Standes-
beamten vorlegen und nun nothgedrungen von den früheren
Verhältniſſen ſprechen mußte. ö
Seit länger als drei Jahren hatte ſich über Eliſabeth's
befreitem Herzen die Erde geſchloſſen, als von Hamburg aus
ein Schiff nach Port Adelaide unter Segel ging. Walter
und die Diaconiſſin waren gekommen, um den ſcheidenden
Freunden das letzte Lebewohl zu ſagen. Sie winkten noch
grüßend und glückwünſchend, als ſchon das Schiff im Nebel
zu verſchwinden begann. Jetzt lag vor den Neuvermählten
die Freiheit und das Glück, jetzt hatten Tante Finchen's
Heiligthümer die Tochter des einſt Geliebten wirklich er-
reicht, und alle Schatten waren beſiegt!
Julius und Anna gingen hinaus in ein Leben voll
Arbeit und beſcheidener Anſprüche, aber auch voll jenes
Friedens, der im Kampfe erſtritten wird als des Erdenda-
ſein höchſtes Gut, als Schutz und Schirm gegen alle ſeine
pielgeſtaltigen Widerſacher. Sie waren glücklich ohne Furcht,
eins im tiefſten Herzen, ohne Wandel, ohne Reue.

folgt die große doppelſeitige Illuſtration aus dem Feſtzug: Einzug

unſeres Landes darauf hinzuweiſen, daß die weltbekannte Firma

Vom Büchertiſch.
Feſtnummer der Illuſtrirten Zeitung zum 500jährigen
Jubilanm der Univerſitaͤt Heidelberg.
Dieſe Feſtuummer iſt nun erſchienen. Wenn die Illuſtrirte
Zeitung bei großen feſtlichen Anläſſen eine Extragabe bringt —
wir erinnern nur an diejenigen des Niederwalddenkmals, der
Lutherfeier ꝛc. dürfen wir immer auf etwas Schönes rechnen.
In der That trifft dies auch bei der Heidelberger Feſtnummer
zu. Nach der allegoriſchen Titelzeichnung, entworfen von Dr.
Geißler, finden wir auf Seite 1 treffliche Porträts der Begrün-
der und Förderer der Univerſität: Kurfürſt Karl Friedrich,
Ruprecht I. als Stifter, Karl Ludwig als Erneuerer, Marſilius
von Inghen, der erſte Rector, Geh. Rath Belker als derzeitiger
Prorector, und auf Seite 2, umrahmt von der Geſchichte der
Univerſität von Dr. Kleinſchmidt, das wohlgelungene Porträt
unſeres verehrten Landesfürſten Großherzog Friedrich als Rootor
Magnificentissimus. Die nächſte halbe Seite ſchmückt das Pa-
norama von Heidelberg aus dem Jahre 1620 von Merian; nach
dieſer Heidelberg im Jubiläumsjahr von Prof. Knobbes. Nun

der Gemahlin Friedrichs V., Eliſabeth Stnart, nach dem eigenen
Entwurf für die Feſtnummer gemalt vom Schöpfer des Feſtzuges
Prof. Hoff, eine großartig angelegte, geniale Compoſition. Auf
den nächſten beiden Seiten folgen die Siegel der Univerſität, die
Jubiläumsmedaillen von 1686 und 1786. Nach dieſen die große
Anſicht: Am Burggraben des Schloſſes. Nun folgen 9 kleinere
Bilder, als: die Univerſttät, die akademiſchen Krankenhäuſer, die
alte Brücke, der Ritter, Königſtuhl, Feſthalle ꝛc. Weiter folgt
die doppelſeitige Illuſtration: die Reconſtruction des Schloſſes,
Originalzeichnung von Baurath Dr. Mothes. Die folgende Seite
bringt u. A. die Abbildungen von Denkmünzen zur Erinnerung
an die Verwüſtung der Pfalz und die Zerſtörung Heidelbergs
durch die Franzoſen nach den Originalen in der Mays ſchen
Sammlung. Höchſt merkwürdige Szenen aus dem Studentenleben
der zwanziger Jahre, das große Faß, Stilleben aus dem Carcer,
alle mit entſprechendem Text, ſchmücken die zwei folgenden Seiten,
worauf ein urkomiſches doppelſeitiges Bild: „Stoßt an, Heidel-

berg lebe, Hurrah hoch!“ von R. Geißler folgt. Eine hübſche
Novelle: „Alt⸗Heidelberg, du feine“ von Prof. Hermann bildet
den Schluß. Man ſieht, welchen Reichthum an Illuſtrationen
und Teyt dieſe Feſtnummer bietet, ſo daß der Preis von 2 Mark
ein billiger genaunt werden muß und Jedermann die Anſchaffung
ermöglicht.
** 4 * ü
Der verdienſtvolle Ueberſetzer von Taylor, Klytia, Herr
S. F. Corkran, hat jetzt auch eine engliſche Ueberſetzung von
der „Jetta“ deſſelben Verfaſſers vollendet und dadurch ſeinen
Landsleuten das Verſtändniß des die Urgeſchichte der Pfalz und
Heidelberg's in ſo vortrefflicher Weiſe ſchildernden Romans er-
leichtert. Das Werk iſt bei Richter, Hamburg, als Band 264/65
von Aſher's Collection unter dem Titel: Taylor, Jetta r
Heidelberg under the romans zum Preiſe von M. 3.— erſchienen

Vermiſchte Nachrichten.

Eus, 24. Juli. In Folge einer Anfrage der Regierung in
Wiesbaden, ob die Gemeindevertretung ſich dem befürwortenden
Gutachten des hieſigen Aerztevereins bezüglich der Anlage einer
Drahtſeilbahn mit Zahnſtangengeleiſe auf den Malberg
anſchließe, hat der Gemeinderath in ſeiner geſtrigen Sitzung ein-
ſtimmig beſchloſſen, das Project zu befürworten. Der Gemeinderath
glaubte ſich in dieſem Sinne um ſo mehr entſcheiden zu ſollen,
als regelmäßig hier anweſende Kurgäſte das Project auch mit
Freuden begrüßen.
St. Franlfurt, 21. Juli. Am 30. ds. und Tags darauf am
1. Auguſt veranſtaltet die Frankfurter Rudergeſellſchaft „Germania
ihre große diesjährige Regatta verbunden mit dem Meiſterſchafts-
fahren für Deutſchland. Nicht weniger als 17 nautiſche Sport-
Vereine werden ſich an dem impoſanten Feſte betheiligen. Am
Samstag finden 6 und am Sonntag 8 Fahrten ſtatt, wobei ſſich
die beſten Rudervereine Deutſchlands und Oeſterreichs meſſen
werden. Der prächtige, dicht bei Station Oberad gelegene Feſt-
platz wird in 4 Minuten Eiſenbahnfahrt erreicht.
 
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