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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0138

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4
1*

Nicht unerwähnt wollen wir indeß auch diesmal laſſen, daß die
Einrichtung des Vorplatzes nicht allein eine ſehr praktiſche iſt,
ſondern auch dazu beiträgt, die künſtleriſche Schönheitswirkung
der Facade zu heben. Erquickend und erfriſchend für das Auge
iſt der im zarteſten jungfräulichſten Grün prangende Raſen, welcher
ſich in Streifen an beiden Seiten der Umzännung hinzieht. An
den durch Feſtons verbundenen Fahnenſtangen, die gemeinſam mit
der Umzäunung die Einfriedigung des Vorplatzes bilden, ſind
die Wappen ſämmtlicher deutſchen Univerfitäten angebracht. Das
von würzigem Harzgeruch durchſtrömte Innere der Feſthalle
bietet trotz der immenſen Ausdehnung ein ungemein belebtes
Bild. Zu dieſem Eindruck tragen die von oben herabhängenden,
frei im Raume ſchwebenden 30 elektriſchen Lampen ſicher nicht
wenig bei. Einen Ruhepunkt inmitten des weiten Raumes findet
das Auge in der reich dekorirten, grün beſchlagenen Redner-
tribüne, welche ziemlich umfangreich und von zwei Seiten zu
beſteigen iſt. Auch über das Innere der Feſthalle haben wir
im Uebrigen in früheren Artikeln bereits erſchöpfend berichtet.
Hinſichtlich des Fußbodens wollen wir nur noch die gewiß nicht
unintereſſante Thatſache konſtatiren, daß derſelbe ſo präparirt
iſt, daß er ſtets eine gewiſſe, jedoch nicht unangenehme Feuchtig-
keit beſitzt, und völlig ſtaubfrei iſt. Er iſt nach Anordnung des
Herrn Stadtbaumeiſter Schaber hergeſtellt und beſteht aus
Porphyr und einer darüber liegenden Schicht Granitkies. Von
dieſem Tempel der Geſelligkeit und heiteren Muſe begeben wir
uns zu dem Tempel der ernſten Muſe nach dem Ludwigsplatz.
Welch' eine Metamorphoſe hat das Univerſitätsgebäude
durchgemacht! Es ſieht völlig verjüngt aus. Die Reſtaurations-
arbeiten ſind ganz einſchneidende und umgeſtaltende geweſen, ſo
daß das Gebäude ſich jetzt auch in architektoniſcher Beziehung
würdig präſentirt. Dekorativ iſt es — wir ſprechen vorläufig
nur vom Aeußern — ſehr reich bedacht worden. Zahlreiche
Flaggen in deutſchen Reichs⸗ und badiſchen Landesfarben, ſowie
auch Wappen ſchmücken die Vorderfront, gleichfalls wehen von
dem Thürmchen eine Anzahl Fahnen herab. An beiden Ein-
gängen der Facade ſind Ehrenpforten errichtet, die in gefälliger
Weiſe dekorirt ſind. Den größten und hervorragendſten Schmuck
der Façade reſp. des Hauptportales werden aber zwei Gemälde
bilden, welche von dem Maler Guido Schmitt hierſelbſt ge-
malt ſind. Das eine ſtellt die Heidelberga, das andere
die Ruperto-Carola dar. Von einer Darſtellung des
älteſten Heidelberger Wappens ausgehend, giebt der Künſt-
ler in Heidelberga eine Perſonifikation Heidelbergs und
lät durch ſie unter Darreichung eines Heidelbeerſtraußes den
Feſtgruß entbieten. Heidelberga iſt ein finnig-heiteres Mädchen
1 verkörpert die ſonnige Heiterkeit der Jugend, die Schönheit
nd das Gemüth eines deutſchen Mädchens. Es iſt ein lieb-
reizendes Geſchöpf, dem der Künſtler Leben und Seele eingehaucht
hat. Da dämmern dem Beſchauer wohl Worte durch den Sinn, wie:
Mir iſt, als ob ich die Hände
Auf's Haupt dir legen ſollt,
Betend, daß Gott dich erhalte,
„So ſchön und rein und hold.
„Das zweite Bild, „Ruperto Carola“ zeigt uns eine Verſinn-
bildlichung von Heidelbergs geiſtigem Leben, von dem Ernſt des
Studiums und der Würde des Lehramtes. In antiker Gewan-
dung, als Lehrerin mit der weißen Prieſterbinde im Haar, ſteht
ſie vor dem Lehrſtuhl, welcher in Schnitzwerk aus Eichenholz,
im edlen gothiſchen Styl des 14. Jahrhunderts gehalten, an
ſeiner Rücklehne gleichſam als Oruament die Namen ſämmtlicher
gegenwärtig an der Hochſchule thätigen Lehrer erglänzen läßt.
Den Hintergrund bildet eine Bibliothek, von deren Fächern in
matterem Ton die Namen einzelner dahingeſchiedener berühmter
Heidelberger Profeſſoren, wie aus verſchwindender Ferne auf-
tauchen. Es ſind dies die Namen Mittermaier, Thibaut, von
Bangerow, v. Chelius, Zöpfl, Voß, Stark, Renand und Rothe.
Auch die Porträtbüſte Ruprechts, des Stifters der Univerſität,
tritt uns aus dem Hintergrunde entgegen. Im Vordergrunde
gewahren wir durch aſſyriſche Keilſchrift, Hieroglyphen, die Bibel
und je einen Band Ariſtoteles und Kant die verſchiedenen Kul-
turepochen veranſchaulicht. Außerdem ſind noch eine Anzahl
Embleme und Apparate der Wiſſenſchaften vertreten. Es hat
der virtuoſeſten Technik und der äußerſten Sorgfalt bedurft, das
viele Beiwerk, die reiche Ornamentirung der Lehrkanzel ſo diskret
zu behandeln, daß nicht der Geſammteindruck des Bildes, die
volle künſtleriſche Wirkung der Hauptfigur geſtört würnde. Der
Künſtler hat dieſe Aufgabe bewunderungswürdig gelöſt. Halten
wir nun im Innern des Gebäudes Umſchau. ſo ſind wir von
den großartigen Veränderungen nicht minder überraſcht. Insbe-
ſondere gilt dies von der Aula, welche nach dem Plane des
Herrn Oberbaurath Durm in Karlsruhe vollſtändig neu herge-
richtet und in einen Prunkſaal umgewandelt worden iſt. Die
vier Seiten des Saales ſind von aufſteigenden Sitzen umzogen,
über ihnen befinden ſich auf den beiden Langſeiten und der ſüd-
lichen Querſeite reich geſchnitzte und mit zierlicher, vergoldeter
Ornamentik verſehene Galerien, welche Kandelaber tragen. Die
Brüſtung der Galerien trägt auf Tafeln die Namen 33 berühm-
ter Profeſſoren von Marſilius von Inghen bis auf Ludwig
Häuſſer. Den reichſten Schmuck enthält die nördliche, dem Ein-
gang gegenüber gelegene Wand. In einer in der Mitte ange-
brachten Niſche befindet ſich die von Prof. Möſt verfertigte, der
Univerſität von der Stadt verehrte Marmorbüſte des Großherzogs,
darüber das von Prof. Keller gemalte Wandbild, die Gründung
und Geſchichte der Univerſität verſinnbildlichend. Einen vor-
nehmen, gediegenen Eindruck macht die aus Nußbaumholz aus-
geführte, einfach kaſſetirte Decke, aus deren Dunkel vier Rund-
bilder, die vier Fakultäten ſymboliſirend, hervorleuchten. Ehe
wir unſere Schritte vom Ludwigsplatz fortlenken, gedenken wir
noch der ſehr beachtenswerthen Auffriſchung und Ausſchmückung
des dortigen Brunnens. Der Pfälzer Löwe hat ein neues Ju-
biläumscoſtüm in Geſtalt eines Ueberzuges von Goldbronee er-
halten, ebenſo ſind auch die an den Seiten angebrachten Löwen-
köpfe und ſonſtigen Ornamente broncirt. Ringsum ihn ſind
Fahnen gleichſam als Ehrenwache poſtirt, gegenſeitig und mit
bonde Gebieter, dem Pfälzer „Wüſtenkönig“ durch Feſtons ver-
unden.
Nun auf den Marktplatz und zur Heiliggeiſtkirche, der für die
Jubelfeier eine hervorragende Rolle zuertheilt worden. Ein in
ſchwungvollen, edlen Formen erbauter Baldachin, der nach oben in
einem ſchlanken Thürmchen endet, mit Fähnchen und Guirlanden
geſchmückt iſt, ziert das Hauptportal. Im Innern iſt die Kirche
reich dekorirt, was ſich, die ſtrenge Würde der gothiſchen Formen
gewiſſermaßen mildernd, ſehr gut ausnimmt. Im Chor befindet
ſich das Podium für die Sänger, im Schiff ſind rechts und
links Tribünen erbaut. In der rechten Wandſeite des Chors
iſt eine Steinplatte eingelaſſen, in welche Folgendes eingemeißelt
iſt: „Im Jahre 1886 wurde zur Gewinnung würdigen Raumes
für die Feier des 500jährigen Jubiläums der Univerſität auf
Veranlaſſung der Großh. Regierung die zuletzt ſeit 1720 Chor
und Schiff der Kirche trennende Scheidemauer zeutfernt.“ In der
Rähe des Altars iſt eine kleine Kanzel errichtet, von welcher aus
Geh. Rath Kuno Fiſcher die Feſtrede halten wird Die Kanzel
iſt mit einer Draperie von koſtbarem brannem Stoff verſehen
und jin einen Kranz lebender Blattpflanzen eingefaßt. Wir
verlaſſen die Kirche mit dem Ein drucke, daß der große, prächtige
Raum, welchen Chor und Schiff zuſammen ergeben in würdiger
und angemeſſener Weiſe eingerichtet und geſchmückt iſt.
Da haben wir dann das Rathhaus vor uns, deſſen vordere
Front eine künſtleriſch planvoll durchgeführte Dekoration bietet.
Der Balkon hat einen proviſoriſchen Unterbau erhalten, welch'
letzterer in ſeinem äußeren Theil in zwei mit Moos umhüllten
Säulen beſteht. Der Balkon macht in dieſer Herrichtung den
Eindruck einer Ehrenpforte. Die vordere Seite ſeines Gitters iſt
mit dem badiſchen, Heidelberger und Mannheimer Wappen be-
hangen, dir Wappen anderer größerer badiſcher Städte wie

Karlsruhe ꝛc. befinden ſich oben am Dachgeſims. An höchſter
Stelle prangt der deutſche Reichswappen. In der Höhe des
zweiten Stocks befinden ſich auf den Wandflächen in der ganzen
Breite der Front in Hochrelief die Bildniſſe früherer Bürgermei-
ſter Heidelbergs. Der Fries am Balkon enthält folgenden Spruch:
„Es ſteht dies Haus in Gottes Hand — Und treu zu Fürſt
und Vaterland.“ Außerdem befinden ſich am untern Stockge-
ſims die Worte: Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Thatkraft Gemeinſinn,
Treue und Mildthätigkeit. Palmzweige, Guirlanden, Kränze
ae. bilden den ſonſtigen Schmuck. Die Dekoration des Rath-
hauſes iſt überall ſtilvoll und dürfte hinſichtlich ihrer Wirkung
von keinem anderen Gebäude erreicht ſein. Eine effektvolle
Zierde des Marktplatzes iſt auch der Herkules⸗Brunnen mit ſei-
nem halb in Schilfpalmen verſteckten anmuthigen Nirengeſindel.
Neckiſch und ſchelmiſch blicken dieſe Waſſergöttinnen in die Welt,
kokett ihr prachtvolles goldenes Haar wie zur Bewunderung hin-
haltend. Wie zartfühlend aber dieſe Weſen ſind, erhellt daraus, daß
ſie nicht länger in ihrer nackten Schönheit den profanen Blicken
der Menſchen preisgegeben ſein wollten. Um ihnen entgegen zu
kommen, hat man ſie braun angeſtrichen. Hoffentlich ſind ſie's
jetzt zufrieden und werden dem guten Herkules da über ihnen
während des Jubiläums gute Geſellſchaft leiſten.

* 4
Mit großer Bereitwilligkeit ſind unſere Vereine bemüht, den
Feſtgäſten möglichſt viel Abwechslung und Unterhaltung zu bieten.
So hat z. B. auch die Harmonie⸗Geſellſchaft, welche
bekanntlich einen großen Theil der Bürgerſchaft umfaßt, ihr Pro-
gramm für Samstag, den 7. Au guſt veröffentlicht. Dem-
zufolge wird ſogleich nach der Schloßbeleuchtung ein gro ßes
Konzert in dem ausgedehnten, mit Muſik⸗Pavillon und ſchöner
Illumination verſehenen Garten der Geſellſchaft veranſtaltet.
Das Programm iſt ein gut gewähltes und kommt durch die aufs
Vortheilhafteſte bekannte Kapelle des 7. Brandenburgiſchen Infan-
terie⸗Regiments Nr. 60, unter Leitung des Kapellmeiſters Ehmig,
zur Ansführung. Gleichzeitig iſt den Freunden des Tanzes ge-
wiß willkommene Gelegenheit geboten, ſich an der im großen
Saale ſtattfindenden Tanzunter haltung zu betheiligen, und
ferner wird in den Nebenſälen wie im Gartenſaal eine beſtens
ausgeſtattete Reſtauration anzutreffen ſein. Feſtgäſten iſt der
Beſuch ſämmtlicher Harmonie⸗Lokale gerne geſtattet, inſofern ſie
ſich durch Mitglieder der Geſellſchaft einführen laſſen.

1
Vom 29. Juli er. ab tagte hier die 19. General⸗Ver-
ſammlung der katholiſchen Studentenvereine Deutſchlands.
Nach dem Pf. Boten waren auch Vertreter aus den entfernteſten
Univerſitäten des Deutſchen Reiches, aus Breslau, Königsberg ꝛc.
erſchienen.
* N
Für die Zeit des Jubiläums hat Herr Bürgermeiſter
Ueberle in Neuenheim von Mainz einen kleinen Dampfer ge-
miethet, welcher täglich von Morgens 8 Uhr bis Abends 9 Uhr
eine regelmäßige Verbindung zwiſchen Heidelberg und Neuenheim
in Pauſen von 10 Minuten unterhalten wird. Die Abfahrt am
diesſeitigen Ufer findet oberhalb der Feſthalle ſtatt. Für Erwach-
ſene koſtet das Ueberfahrtsgeld 10 Pfg., für Kinder 5 Pfg.
Außerdem beabſichligt Herr Ueberle nach näherer Vereinbarung auch
Fahrten ins Neckarthal für geſchloſſene Geſellſchaften zu unter-
nehmen.
E E
Das geſtern Abend in der Feſthalle ſtattgehabe Probe-
eſſen fiel ſowohl was die Leiſtungen von Küche als auch von
Keller des Herrn Bruch anbelangt, zu allgemeiner Zufriedenheit
aus. Insbeſondere wurde die Tüchtigkeit des Herrn Bruch als
Reſtaurateur inſofern in ein beſonders glänzendes Licht geſtellt,
als er noch eine ſozuſagen improviſirte Extraprobe zu beſtehen hatte.
Anſtatt der circa 60 angemeldeten Perſonen erſchienen nämlich
300. Aber nichts deſtoweniger wurde man den Anſprüchen Aller
in prompter Weiſe gerecht.

Aus Stadt und Land.
4 Hridelberg, 2. Aug. Ausweislich des uns zugegangenen Jahres-
berichts der höheren Mädchenſchule hierſelbſt für das Jahr
1885/86 beläuft ſich die Zahl der Schülerinnen am Ende deſſelben
auf 321. Oeffentliche Prüfungen fanden in dieſem Jahre deshalb
nicht ſtatt, weil das Prüfungslokal der Anſtalt im Intereſſe des
Jubiläums verwendet worden iſt. Die Ferien begannen am 30.
Juli und dauern bis zum 13. September.
— geidelberg, 2. Auguſt. Es wird uns von zuverläſſiger
Seite mitgetheilt daß noch eine Anzahl Wohnungen mit 1 und
2 Betten zur Verfügung ſtehen, was insbeſondere für die aus-
wärtigen Gäſte, welche unſer Jubelfeſt zu beſuchen die Abſicht
haben von Intereſſe ſein dürſte. — Heute befuhr zum erſtenmal
wieder ſeit längerer Zeit ein kleines Dampfbot den Neckar, vor-
zugsweiſe dazu beſtimmt, den Verkehr zwiſchen unſerer Stadt und
dem jenſeitigen Ufer zu beleben und zu erleichtern. Möge das
Unternehmen recht viel Freunde finden.
* gridelberg, 2. Aug. Seitens der photographiſchen Anſtalt von
G. Pauli u. Cie. (F. Langbein) iſt neuerdings eine photographiſche
Aufnahme des großen Faſſes nach der Natur gefertigt worden,
welche als ſehr gelungen bezeichnet werden muß. Das Bild zeigt
das Faß in ſeiner ganzen Vorderanſicht, gewährt einen Blick
auf die rechts hinauf führende Treppe und auf einen Theil des
Rumpfes; auch Zwerg Perkeo iſt auf dem Bilde ſichtbar.
+T Kariornhe, 29. Juli. (Aus ſtellung für Handwerks-
technik und Hauswirthſchaft.) In der Aufzählung der
Ausſteller fortfahrend, erwähnen wir heute die Werkzeug⸗ und
Feilenfabrik von Friedr. Dick in Eßlingen, welche mit
Feilen und Werkzeugen aller Art für Feinmechaniker, Bijouterie-
und Silberwaarenfabriken, Uhrenfabriken, Waffenfabriken, Ma-
ſchinenbauer, Graveure, Ciſeleure, Drechsler, Gürtler, Meſſer-
ſchmiede, Zinngießer, Holzwaarenfabrilen ꝛc. vertreten ſein wird.
Dieſelbe iſt bereits im vorigen Jahrhundert von einem Vorfahr
des jetzigen Inhabers als ein kleines Geſchäft begründet worden.
Indem dasſelbe ſich in der Familie forterbte, wurde es Jahr-
zehnte hindurch nur ganz handwerksmäßig betrieben, bis dasſelbe
zu Anfang der ſiebziger Jahre durch den jetzigen Inhaber Paul
Dick zu einer Fabrik vergrößert wurde, welche jetzt nicht nur
unter den ſeit Alters rühmlichſt bekannten Eblinger Werkzeug-
fabriken ſondern für gewiſſe Spezialitäten in Deutſchland den
erſten Rang einnimmt. Es ſind dies die kleinen feinen Feilen
für Bijouterie⸗Fabriken, Uhrmacherei und Feinmechanik, welche
die Fabrit (dieſelbe fertigt auch außerdem noch vorzügliche
ſchwerere Werkzeuge für andere Gewerbe) in bisher unerreichter
Weiſe herſtellt und welche ſie als einen deutſchen Produktionszweig
eingeführt zu haben ſich rühmen darf.
XVaſtalt, 30. Juli. Geſtern Abend fand im Saalbau des
Gaſthauſes zur Krone eine Generalverſammlung der Vereine
„Liederkranz“ und „Freundſchaft“ ſtatt, um die ſeit einiger Zeit
angebahnte Vereinigung beider Vereine unter dem Namen „Ge-
ſangverein Liederkranz⸗Freundſchaft Raſtatt“ zum Abſchluß zu
bringen. Nachdem ſämmtliche Mitglieder beider Vereine für Ver-
einigung geſtimmt und dieſelben über die Annahme der neu ent-
worfenen Statuten Beſchluß gefaßt hatten, legten beiderſeitige
Vorſtände und Comitemitglieder ihre Stellen nieder. Bei der
Neuwahl wurde der ſeitherige Vorſtand des „Liederkranzes“, Hr.
Commiſſionär J. Müller, zum Vorſtand, zum Dirigenten der
ſeitherige Dirigent des Vereins „Freundſchaft“, Hr. A. Krug, ge-
wählt. Die Verſammlung nahm einen ſehr ruhigen Verlauf und
alle freuten ſich über die ſchon längſt gewünſchte Vereinigung.
Herr Oberamtsrichter Farenſchon, früher Vorſtand des Vereins
Freundſchaft, hob in gewandter Rede die Vortheile, die durch die
Verſchmelzung beider Vereine erzielt werden, hervor und ermahnte
zu fortwährendem Zuſammenwirken. Den Schluß bildete das

Hoch, das Herr J. Müller auf die Vereinigung und das Wohl⸗ ö

ergehen des neuen Vereins ausbrachte.
O Rafatt, 30. Juli. In den nächſten Tagen gedenkt der hieſige

Militär⸗Verein ein Concert zu veranſtalten, deſſen Ertt ö
der „Krieger⸗Wohlthätigkeits⸗Lotterie“ zugewendet werden o6g
Frriburg, 31. Juli. Wie die Freib. Zig. mittheilt, wird
biſchof Dr. Roos nicht ſchon Ende Auguſt, ſondern erſt Wt

September hier ſeinen Einzug halten. Die Inthroniſa
wird am 21. September erfolgen. 11
Aus Baden. Einem Mannheimer Bürger wurde aus ſen ⸗
Schranke ein neuer Tuchrock im Werthe von 65 . geſtohley id
In Stegen verunglückte der Pächter des Nadelhofes, Dae
Willmann dadurch, daß er auf der Heimfahrt an einer aan
mit ſtarkem Gefälle von ſeinem mit Garben beladenen 10
unter das Fuhrwerk gerieth. Sein Tod ſcheint augenbli
eingetreten zu ſein.

Vermiſchte Nachrichten. 3—0
Serlin, 1. Aug. Geſtern ſtarb hierſelbſt die berühmte S
ſp'elerin Minona Frieb⸗Blumenauer. 3
Hayrenth, 1. Aug. Der Tod, der in den letzten Wochen 9
ungewöhnlich reiche Ernte unter den bedeutenden Mäumer gen ö
Kunſt und Wiſſenſchaft gehalten, hat geſtern Nacht ſeine Knoanh.
hand auch au den greiſen Meiſter im Reiche der Töne, an Iagb-
Liazt gelegt. Daß die durch eine Erkältung entſtandene Suſ,
entzündung ſo ſchnell einen tödllichen Verlauf nehmen wuchl.
bätte ſelbſt der den Meiſter behandelnde Arzt, Profeſſor Ern
Fleiſcher, der auf den Ruf der Frau Coſima Wagner 1— au
langen nach Bayreuth gekommen war, kaum erwartet. Erſ del
Samstag hatte ſich der Zuſtand Liszt's verſchlimmert und weſeh
Nacht auf den Sonntag um 11¼ Uhr erſolgte der Tod, Ddenl
Kunde die ganze gebildete Welt ſchmerzlich dewegen wird, der
ein König im Reiche der Töne iſt bingegangen, ein König. m⸗
ſein gewaltiges Gebiet ſeit langen, langen Jahren faſt un 96e⸗
ſchränkt beherrſcht hat und an deſſen Thronesſtufen ſich dinten
deutendſten Muſiker der Neuzeit, die Muſikgrößen der verſchiede ſen
Nationen verſammelten. „Der Meiſter“, wie er in den Kr ein
der Klavier⸗Virtuoſen lediglich bezeichnet wurde, erreichte 915
Alter von 75 Jahren, doch würde er es bei ſeiner übe en
kräftigen Natur wohl noch zu einem weit höheren gebracht haen
wenn ihn, wie man annehmen darf. die Strapazen ſeiner jüngee-
Triumphzüge, namentlich die der Londoner Reiſe, nicht ſo Hader⸗ ö
griffen hätten, daß er ſeiner Krankheit nicht die nöthige Wi

ſtandskraft entgegenzuſetzen vermochte. X—
Theater⸗Nachrichten. 1er)I
* Frankſurl. (Repertoir⸗Entwurf der vereinigten Stadtthes il

Opernhaus: Dienstag, 3. Aug.: „Robert der Teufel. ibh4
woch, 4.: „Carmen“. Donnerstag, 5.: „Die Jüdin“. opn
6.: „Undine“. Samstag, 7.: „Trompeter von Säkkingen“. U6•
tag, 8.: „Silvana“. — Schauſpielhaus: Dienstag, 4. luße
„Unter vier Augen“, Luſtſpiel. „Badekuren“ Zum Schiree
„Der zerbrochene Krug“. Mittwoch, 4.: „Mit Vergnügen“. 60 x
tag, 6.: „Madame Favart“. Samstag, 7.: „Unter vier Aulag-
Hierauf: „Badekuren“. Zum Schluß: „Der zerbrochene Kuge
Sonntag, 8.: Neu einſtudirt: „Das Stiftungsfeſt“. Voth „
„Unter vier Augen“.

Handelsnachrichten. Zulf
»Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frankfurt, 31. 6012
Umſätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 224½ b. u. G. St Clbl
bahn 185, ½¼ b. Disconto⸗Commandit 206.80, 207.40 b. nio
thal 142½, . b. Gotthard⸗Aktien 104.70 b. Schweizer Uit.
79.80 b. Eghpter 72.90 b. u. G. SpCt. Italiener 100 b.
6½ Uhr: Credit 224/. Disconto 207.30. vunger
Bei wenig belebtem Verkehr blieben die Mittagsnotiruncen
meiſt nahezu unverändert. Nur Disconto⸗Commandit erfuh
anjehnlichere Coursbeſſerung. 5.
* Mannheimer Börſe. 31. Juli. Badiſche Bank 117.38 6.
Rhein. Creditbant 119.50 G. NRhein. Hypoth⸗Bank 125 AW.
Bad. Anilin⸗ und Sodafabrit 195.50 G. 195.75 B. Weſteren ger
Alkali 142 G. Waghäusler Zuckerfabrik 90 b. Heidelbers
Aktien⸗Brauerei 126 G. 127 B. bere
Herlin, 31. Juli. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oe 301
Credit⸗Actien 451. Staatsbahn 379. Lombarden 76014
Disconto⸗Commandit 206 ½. Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn
Tendenz: Matt.

Heidelberg, 2. Auguſt.
Anfangs⸗Courſe der heutigen Mittags⸗Börſen
mitgetbeilt von der Filiale Wer b„gſcen Creditba
in Veidelberg.
Frankfurt Verluſ
Oeſterr. Credit⸗Actien 22⁴4/½ 4

Staatsbaunang 185½½
Lombarden .2 9⁴4½j8
Disconto⸗Commandit 207½1⁰
Galiz. Karl⸗Ludwigsbahnhl̊n 15⁵ 78
45Ct. Egypter 73.20
Syaniieeeee 60.10
Türken 14.70

„Heffiſche 45Et. Staatsrenten⸗Schuldverſchreibu ngen. d
nächſte Ziehung findet Ende Auguſt ſtatt. Gegen den 1
verluſt von ca. 5¾pCt. bei der Auslooſung übernimmt das
haus Carl Neuburger, Berlin, Franzöſiſche Straße 13, di
ſicherung für eine Prämie von 7 Pf. pro 100 Mark. ö
Maunheim, 30. Juli. (Tabak.) Verkauft wurden 2 Parthie
1885er rheinbayeriſcher Original⸗Tabak zum Vreiſe von 5
per 50 Kilo, ferner ca. 500 Etr. 1885er Réaut zu unbekannten
Preiſe. Alte gute Cigarren⸗Tabake ſind immer gut gefrag ö
ebenſo hellbraunes Sandblatt. Wit 4
Aüruberg, 31. Juli. (Hopfen.) Der ſtarke Wechſel der 0
terung iſt nicht geeiguet, die Hoffnungen auf die neue Ernte hi
groß werden zu laſſen. Im Geſchäft iſt es ſehr ſtille, beza 1
wurden für 885er Exporthopfen ½. 26—30, für neue Steie
märker . 150—160, neue württembergiſche . 160.

Waſſerſtandsnachrichten ⸗ — —4
geidelberg, 2. Aug. (Neckar.) 1,31 m, gefallen 9,05 m.
Mannhrim, 1. Aug. MNeckar.) 4.59 m, gefallen 0,3 m. I
Marau, 31. Juli. (Rhein.) 4.53 m, gefallen 0,10 m. 4—
Maunheim, 1. Aug. (Rhein.) 4.57 m, gefallen 0,03 m. 4
Mainz, 31. Juli. (Rhein.) 1.73 m, geſtiegen 0,13 m.
Canb, 31. Juli. (Rhein.) 2,37 m, geſtiegen 0,13 m.
göln, 31. Juli. (Rhein.) 2,59 m, geſtiegen 0,13 m. 4
Jüſſeldorf, 31. Juli. (Rhein.) 2,34 m, geſtiegen 0,0 m.
Huisburg, 31. Juli. (Rhein.) 1,69 m, geſtiegen 0,046m.
Ruhrhöhe 1,95 m, geſtiegen 0,0) m. ö

Neueſte Telegramme.
München, I. Ang. (Tel. der Frkf. Ztg.) Der Beſuck
des Fürſten Bismarck wird in offiziellen Kreiſen nu
als ein Höflichkeitsakt angeſehen. Man hält dafür, dak
der Reichskanzler, deſſen bundesfreundliche Geſinnung bei
kannt iſt, dem Bundesfürſten ſeine Huldigung darbringer
will. Der Reichskanzler wird um halb 12 Uhr empfangei!
werden; danach wird der Regent den Beſuch ſofort er
widern und auch der Fürſtin einen Beſuch abſtatten. Un
2 Uhr findet ein kleines Diner ſtatt, an dem die Miniſte
Lutz und Crailsheim theilnehmen. Die Fürſtin Bismar 6
wird auf des Prinzregenten beſonderen Wunſch neben ihn
ſizen. Bismarck wird am Nachmittag vorausſichtlich Be
ſuche machen und ſich in der Stadt zeigen. Die Abreiſſ
iſt noch unbeſtimmt.
Bayreuth, 1. Aug. Franz Liszt's iſt heute Nach ö
geſtorben. Die Beerdigung findet am Dienstag Nach
 
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