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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0152

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Diener erzogen, und beiden Kammern haben Pro-
feſſoren ihre Mitarbeit angedeihen laſſen. Daher haben
die Srände bereitwillig die nothwendigen Mittel zur Ver-
fügung geſtellt, und dieſe ſind beträchtlich für ein Land
mit drei Hochſchulen. Der materielle Aufwand wurde nicht
nach dem materiellen Ertrage bemeſſen, ſondern nach den
idealen Früchten. Redner verſpricht, daß die Volksvertre-
tung auch ferner alles beitragen werde, um Heidelberg auf
ſeiner Höhe zu erhalten, enpfiehlt es dem Schutze Gottes,
der es möge wachſen und gedeihen laſſen. — Der Pro-
rector verdankte dieſe Bereitwilligkeit, auch ferner für die
Univerſität eintreten zu wollen, noch mehr das Verſtändniß
der Kammern, deren Schooßkind die Wiſſenſchaft bleiben
möge. — Dem Herrn Prof. Stevenſon aus Rom,
welcher mit den Glückwünſchen des Papſtes den Katalog
der Palatina überbringt, ſpricht der Prorector den herz-
lichſten Dank aus, dem Sprecher und der erhabenen Per-
ſönlichkeit, die ihn entſandte. Das Geſchenk rufe die Er-
innerung an trübe Tage wach und Redner dankt Gott,
daß ſie vorüber ſeien und nicht wieder kommen werden.
Die Glückwünſche der wiſſenſchaftlichen Körperſchaften
des deutſchen Reiches und der Anſtalten außerhalb deſſelben,
an welchen Wiſſenſchaft in deutſchem Sinne gepflegt wird,
bringt Herr Geh.⸗R. Dr. Zeller aus Berlin. Daß dieſe
wiſſenſchaftlichen Inſtitute Einem den Auftrag gaben,
geſchah, weil ſie alle von einem Gefühl durchdrungen
ſind, dem der Zuſammengehörigkeit der Wiſſenſchaft.
Heidelberg, der älteſten Univerſität Deutſchlands, wurde
das Geſchenk ewiger Jugend in die Wiege gelegt; alle, die
zu ihr kommen, werden von ihrem Hauche berührt. Dieſe
Univerſität hat das Glück, unter der väterlichen Fürſorge
von Fürſten zu ſtehen, welche nach jedem Schickſalsſchlage
ſie wieder ſich verjüngen ließ zu neuem Glanze; Männer
wurden jeweils berufen, die ihre Namen in die Tafeln der
Geſchichte eingegraben haben. Neue Entdeckungen auf allen
Gebieten der Wiſſenſchaft verzeichnet dieſe Univerſität.
Möge dieſer gute Geiſt ihr immer treu bleiben, möge
Heidelberg ferner ſein eine Stätte der Wiſſenſchaft und der
Geiſtesfreiheit, deutſcher Bildung und Vaterlandsliebe. Der
Prorector wünſcht dieſen ſchönen Worten Erfüllung
und Erhaltung des collegialen Zuſammenhangs mit den
andern deutſchen wiſſenſchaftlichen Anſtalten. — Run
brachte die Schweſteruniverſität ihre Grüße unter
Bezeugung ihrer Theilnahme: die Ruperto-Carola möge
blühen und gedeihen, möge bleiben aere perennius. Es
wurden hierauf die Glückwunſchſchreiben der deutſchen Uni-
verſitäten und techniſchen Hochſchulen, insbeſondere des ba-
diſchen Polytechnikums, und der deutſchen Akademien der
Wiſſenſchaft übergeben. — Im Auftrage der auswärtigen
Hochſchulen und Akademien ſpricht Dr. Zeller vom In-
ſtitut de France. Er hebt hervor, daß Heidelberg oft an
der Spitze, immer auf der Höhe der Wiſſenſchaften ſtand,
rühmt die hier gemachten wiſſenſchaftlichen Entdeckungen
und erinnert daran, daß die Wiſſenſchaft ſich überall be-
grüße. — Der Prorector bedauert, daß er ſeinen Dank nicht
ſo faſſen könne, wie Vorredner, der in die öde Aufzählung
von Namen Leben gebracht habe. Er begrüßt den Ver-
treter der Anſtalt, die wir unſere Mutter nennen; die Be-
deutung der Wiſſenſchaft reicht weit über alle Nationalitäten
hinaus; die Gelehrten, wie ein Mann zuſammenſtehend,
ſind die Pioniere und Bahnbrecher der Völkerfreundſchaft,
die noch herbeigeführt werden wird.
Für den evang. Oberkirchenrath bringt der Herr Präſ.
von Stöſſer herzlichen Glückwunſch; er anerkennt die
Leiſtungen der Hochſchule für die evangel. Kirche Badens,
die ſeit mehr als 80 Jahren hier eine vortreffliche Bil-
dungsanſtalt für ihre Geiſtlichen gefunden hat. Auf dem
Boden der Kirche gepflanzt, iſt ſie ein großer Baum ge-
worden, an dem die Theologie noch ein blühender Zweig
iſt. Redner citirt den Spruch: „Es ſind mancherlei Gaben
u. ſ. w.“; Gott wirke mit ſeinem Geiſte jetzt und immerdar
in allen und mit allen an dieſer älteſten Heimſtätte deutſcher
Wiſſenſchaft, die ewig bleiben möge. — Namens der Stadt

Heidelberg überbringt Hr. Oberbürgermeiſter Dr. Wilckens

die Weihegeſchenke der Stadt mit, folgenden Worten:
Namens der Stadt Heidelberg erlaube ich mir der Uni-
verſität eine von Meiſterhand gefertigte Marmorbüſte Sr.
Königlichen Hoheit des Großherzogs, des rector magni⸗-
ficentissimus der Ruperto-Carola, welche bereits in der
ſchöͤnen Aula Aufſtellung gefunden hat, ſowie dieſe Adreſſe
zu übergeben. Wir glaubten kein paſſenderes Geſchenk
wählen zu können, als das Bildniß des durchlauchtigſten
Fürſten, unter deſſen ruhmreicher Regierung die Uniberſität
ihr Jubelfeſt begeht und der in der Pflege der Wiſſen-
ſchaften ſtets eine der wichtigſten Aufgaben ſeines hohen
Regentenberufes erblickt hat. In der Adreſſe ſind die Glück-
wünſche niedergelegt, welche die Gemeindecollegien der Uni-
verſität aus Anlaß ihrer fünfhundertjährigen Jubelfeier
darbringen. Ich brauche kaum zu verſichern, daß dieſe
Wünſche auf's herzlichſte gemeint ſind und daß wir Ver-
treter der Stadt kaum ein dringenderes Anliegen haben
können, als das, daß die Hochſchule allezeit blühen und
gedeihen möge. Mit unſeren innigſten Glück⸗ und Segens-
wünſchen möchten wir aber den wärmſten Dank für all'
die Förderung verbinden, welche uns bisher Seitens der
Univerſität zu Theil geworden iſt. Es iſt in der Adreſſe
betont, daß es nicht bloß materielle Vortheile ſind, welche
die Stadt der Hochſchule verdankt, ſondern namentlich auch
ideale Güter. Es iſt wahrlich keine Uebertreibung, wenn
wir behaupten, daß der friſche und freie Zug, welcher durch
das öffentliche Leben der Stadt geht, weſentlich auf die
anregenden Beziehungen zurückzuführen iſt, welche hervor-
ragende Männer der Hochſchule mit der Bürgerſchaft von
jeher zu unterhalten wußten und noch unterhalten. Mit
ganz beſonderem Danke muß ich es anerkennen, daß unter
den Zierden unſerer Hochſchule ſtets auch ſolche waren,
welche am Gemeindeleben regen Antheil nahmen und es

mit ihrem wiſſeuſchaftlichen Berufe wohl vereinbar fanden,
an der Löſung der Aufgaben der ſtädtiſchen Verwaltung
mitzuarbeiten. Möge dieſes ſchöne Verhältniß zwiſchen
Stadt und Univerſität nie eine Trübung erfahren; möge
es der Zeiten Wechſel überdauern und immerdar beſtehen
bleiben! Das walte Gott!
Die überreichte Adreſſe hat folgenden Wortlaut:
Von all' den Glückwünſchen, welche unſerer altberühmten
Ruperto-Carola zu ihrer fünfhundertjährigen Jubelfeier aus Nah
uns Fern dargebracht werden, kann kaum einer wärmer gefühlt
und herzlicher gemeint ſein, als jener der Stadt Heidelberg, de-
ren Geſchicke und Intereſſen mit denen der Univerſität von jeher
auf's engſte verbunden waren und der es zum höchſten Stolze
gereicht, die älteſte Hüterin und Pflegerin der Wiſſenſchaft im
heutigen deutſchen Reiche in ihren Manern zu beherbergen. Dank-
baren Herzens erinnert ſich die Bürgerſchaft bei dieſem hocher-
freulichen Anlaß nicht blos der materiellen Vortheile, welche ihr
das Beſtehen der Univerſität ſeit langer Zeit gewährt, ſondern
ganz beſonders auch der geiſtigen Förderung, die ihr ſeitens der
Hochſchule ſeit Jahrhunderten zu Theil wird. Freudig erkennt
ſie es an, daß ein anregender und erfriſchender Hauch von der
Univerſität ausgeht, der für das öffentliche Leben der Stadt von
größter Bedeutung iſt, daſſelbe hedt und veredelt, ſowie die Be-
wohner vor engherziger Geſinnung bewahrt. Wenn daher Stadt
und Bürgerſchaft das Ihrige zu thun ſuchten, um einen würdi-
gen Verlauf der fünfhundertjährigen Jubelfeier ſicher zu ſtellen,
ſo haben ſie nur den Gefühlen des Dankes Ausdruck geben wol-
len, welche ſie der Ruperto-Carola gegenüber beſeelen. Möge letz-
tere auch in Sairut wachſen und gedeihen! Möge ſie unter dem
Schutze und Schirm ihres Rector magnificentiſſimus, unſers innig
geliebten Großherzogs. deſſen Bildniß wir heute der Hochſchule
zum dauernden Schmuck ihrer Aula überreichen, zu immer ſchö-
nerer Blüthe ſich entfalten und möge namentlich auch das gute
Einvernehmen zwiſchen Univerſität und Stadt immerdar erhalten
bleiben! Das walte Gott!
Heidelberg, den 3. Auguſt 1886.
Der Stadtrath. Der Stadverordneten-
Vorſtand.
Im Auftrage der badiſchen Gymnaſien übergiebt Herr
Direktor Frühe (Baden) als Geſchenk eine Sammlung
wiſſenſchaftlicher Abhandlungen von Lehrern dieſer Anſtalten;
es ſei zwar eine kleine Gabe, aber ſie komme von dank-
barem Herzen. Sie ſeien eingedenk, daß die Gymnaſien ihre
geiſtige Nahrung von der Hochſchule empfangen. Dafür
ſenden ſie alljährlich eine ſtattliche Anzahl von Jüngern
der Wiſſenſchaft, welche auf der Univerſität zur Begeiſterung
für alles Große und Schöne erzogen werden. Der alma
mater Ruperto-Carola ein vivat, floreat crescat.
Auch das Landesarchiv und die hiſtoriſche Kom-
miſſion ließen ihren Glückwunſch mit einer ſchönen Feſt-
gabe (die Lehenbriefe zweier pfälziſcher Kurfürſten) unter
Bezeugung der nahen Beziehungen beider Inſtitute zur
Univerſität überreichen. Herr Prof. Dr. A. Behaghel
verlieſt die Adreſſe ehemaliger Studirenden der Hochſchule
und übergiebt die Stiftung, deren Erträgniſſe Lehrer der
Univerſität in ihrem wiſſenſchaftlichen Streben fördern ſolle.
Im Namen ehemaliger Studirenden aus der Schweiz ſpricht
Herr Bundesrichter Morel die herzlichſten Glückwünſche
aus und den Dank für die Geiſtesbildung, die ſie hier
einſt empfangen, und gedenkt der hier lehrenden Schweizer
Bluntſchli, Renaud und Schenkel. Er dankt dem hohen
Fürſtenhauſe, welches die Univerſität pflegt und ihre Hör-
ſäle offen hält für Studirende aller Nationen. Auch die
Siebenbürger ev. Landeskirche fehlte im Kreiſe dankbarer
Glückwünſchenden nicht.
Herr Kirchenrath Dr. Gaß dankt den Feſtſpendern, die
der Univerſität literariſche Gaben zugewendet, insbeſondere

den Verlagshandlungen, die aus ihrem geſammten Verlage

je ein Stück geſchenktt haben. Der Inhalt dieſer Bücher
iſt verſchiedenartig; aber das Einheitsband iſt der forſchende
Menſchengeiſt; jene Gaben ſind im Kranz von unſichtbaren
Fäden zuſammen gewoben; einig ſind alle in Liebe und
Treue und Anhänglichkeit an dieſe Schule. Der Herr
Prorektor dankt zum Schluſſe allen, die glückwünſchend
und mit Gaben genaht; es iſt ein großer Kranz von zu-
ſammenſchießenden Strahlen, die uns erwärmen. Wir alle
hier ſind durchdrungen vom Gefühle der innigſten Dank-
barkeit; die Einigkeit in den Beſtrebungen giebt uns guten
Muth für die Zukunft und Vertrauen in unſere Kraft.
Ernſt iſt der Blick in die Zukunft; der Rückblick in die
500 hinter uns liegenden Jahre mahnt uns: Wie mags
nach nochmals 500 Jahren ausſehn? Keiner möchte ſich
zurück wünſchen in einſtige Zuſtände, es muß ein Fortſchritt
beſtehen, der unſerer Ruperto Carola zu Gute kommt.

Das walte Gott.

Mit Muſik ſchloß die geiſtig bewegte Feier, die jedem
Theilnehmer unvergeßlich bleiben wird. Der Anblick der
Vertreter von ſo viel Geiſt und Gelehrſamkeit, vereinigt
um die hohen Förderer und Beſchützer wiſſenſchaftlichen
Strebens, umrahmt von den Räumen der klaſſiſch ſchön
wieder hergeſtellten Aula — dieſer Anblick wirkte über-

wältigend auf den Zuſchaner, der die erhaltenen Eindrücke
unverlierbar durch das Leben tragen wird.

Das Schloßfeſt.

Ein phantaſtiſches Kapitel aus „Tauſend und eine
Nacht“ war es, das die Feſttheilnehmer geſtern nicht etwa
laſen oder träumten, nein, erlebten. Eines jener fabelhaften
Zauberſchlöſſer, wie ſie im Märchen unter dem Zauberſtab
der Feen hervorwachſen, aus den Wolken aufſteigen, war
ihnen erſtanden, körperlich und greifbar, ein Schloß zwiſchen
deſſen Mauern ſie ſtaunend wandelten. In wahre Licht-
fluthen hatte das Feſt unſere deutſche Alhambra getaucht.
Man hat gewiß ſchon oft Feſtlichkeiten zu ſehen bekommen,
in denen weit großartigeres Beleuchtungsmaterial zur Ver-
wendung kam, aber man wird keines zu nennen wiſſen,
das einen gleich prächtigen Hintergrund aufzuweiſen hat,
und ſteht das Schloßfeſt in ſeiner eigenartigen Pracht wohl
einzig in der Welt da. Wer Antheil zu nehmen Gelegen-
heit hatte, hat eines jener Bilder in ſich aufgenommen, die
ſich unauslöſchlich dem Gedächtniß einprägen und in dunklen
Stunden erhellend und erheiternd in ihrer Farbenpracht
aufleben.

Nicht klein war die Zahl derer, denen es beſchieden

war, die Pracht zu ſchauen. Nach Tauſenden zählte die
Menge, die ſich zur feſtgeſetzten Stunde nach dem Schloſſe

drängte. Eine faſt ununterbrochene Wagenreihe, die nament-

lich die Damenwelt in glänzender Toilette beförderte, ſtieg
langſam die neue Schloßſtraße empor.

Den Centralpunkt des Feſtes bildete in jedem Sinne

das Bandhaus, wo ſich die höchſten Herrſchaften aufhielten.

Aber das war nicht das alte, kellerartige Bandhaus, es

war heute ein Saal von wunderbarer, harmoniſcher Pracht.
Die Decke mit dunklem Holzwerk und lichten Feldern, die

Wände mit berühmten, entzückenden Gobelins bekleidet, die
Pfeiler mit Waffentrophäen geſchmückt, bot er im Glanz
des elektriſchen Lichtes einen, man könnte ſagen, ernſt ſchönen
Namentlich die gedeckten Farben der Gobelins

Anblick.
waren in dem ſilbernen Lichte von entzückender Wirkung.
In dieſem Raume hielten die höchſten Herrſchaften für die
befohlenen Feſtgäſte Cour.
und Herren, namentlich auch Vertreter der Studentenſchaft,
wurden hier präſentirt und in liebenswürdigſter Weiſe

unterhielten ſich der Kronprinz, der Großherzog und deſſen

hohe Gemahlin mit den ihnen Vorgeſtellten. An dem Lächeln,
das ſich häufig auf den Zügen des erhabenen deutſchen
Thronerben zeigte, ließ ſich entnehmen, daß der Humor in
ſeiner Unterhaltung keine geringe Rolle ſpielte.

Wenden wir uns zum Schloßhof, deſſen Beleuchtung,

je tiefer die Dunkelheit einbrach, deſto feenhafter wirkte.
Es war, als ſei ein Feuergeiſt durch dieſen hiſtoriſchen
Raum geſchwebt und habe mit ſeinen Schwingen die Bauten
ringsumher geſtreift. In feuerigen Linien ſtrahlten ihre
Conturen und bot namentlich der unvergleichliche Otto
Heinrichsbau in dieſer ſtrahlenden Umrahmung einen
zauberhaften Anblick. Der rothe Sandſtein ſchien den
Lichtglanz nicht zu reflektiren, es war als ob er
von innen heraus glühe, und ſo kam es, daß ringsum die
Gebäude wie transparent erſchienen. Innerhalb des Hof-
raumes, in dem Kopf an Kopf wie eine See die Menge
wogte, erhoben ſich um und neben den Flaggenmaſten
Kandelaber mit bunten Lampen, ſpannten ſich Bogen von
lichten Kugeln, flammten aus hochgeſtellten Schalen Feuer-
garben auf. Die wiederhergeſtellte Fontaine entſandte aus
grüner Umrahmung einen hohen, milchweißen Strahl, deſſen
Plätſchern ſich mit den Klängen der im Verborgenen ſpie-
lenden Muſikkapelle vermiſchte. Zahlreiche Bänke und
Tiſche, ſowie ein geräumiges Zelt luden die Anweſenden
zur Raſt. Auch die inneren Räume des Otto Heinrichs-
baus waren in romantiſche Naturkneipen verwandelt, in
deren kühlen Räumen die Gäſte dem labenden Trunke zu-
ſprachen. Ein vollſtändig neues Bild zeigte ſich beim Be-
treten des Schloßaltans. Hier übte das elektriſche Licht
ſeine ausſchließliche Herrſchaft. Es fiel namentlich zu An-
fang des Feſtes auf die große Inſel der bunten Mützen,
die ſich hier concentrirt hatte. Auch der Stückgarten war
elektriſch erleuchtet.
Dunkel der Bäume ſchimmerte das Licht wie Mondſchein.
Zwei Erfriſchungshäuschen, zahlreiche Tiſche und Bänke
ſorgten auch hier für die leiblichen Bedürfniſſe der Feſt-
gäſte, während eine Muſikkapelle das Ohr erfreute. Ueber-
haupt waren über dem Idealen des Feſtes die realiſtiſchen
Anſprüche des Magens nicht vergeſſen worden. In reicher
Menge floß köſtlicher Gerſtenſaft, perlte feuriger Wein, an
verſchiedenen Stellen, ſelbſt zwiſchen den ehrwürdigen Säu-
len von der Ingelheimer Pfalz wurden höchſt moderne
Sandwiches und ähnliche gaſtronomiſche Produkte verabfolgt.
Gegen zehn Uhr war der Cercle im Bandhauſe been-
digt und nun machten die höchſten Herrſchaften mit zahl-
reichem Gefolge die Runde, überall von dem Spalier bil-
denden Publikum mit jubelndem Zuruf begrüßt. Während
ſie den Schloßhof paſſirten, erſtrahlte bengaliſches Licht,
das den Otto Heinrichsbau und andere maleriſche Partien
des Hofes mit blutigem Schein übergoß, während die Fon-
taine in magiſchem grünem Lichie ſprudelte. ö
Nach der Abfahrt des Hofes wurde dem Publikum die
Paſſage durch das Bandhaus und über die proviſoriſche
Brücke geöffnet und lange noch circulirie die Menge fröh-
lich durch die Feſträume.

Akademiſcher Feſtzug zur Heiliggeiſtkirche.
Der Zug, welcher ſich heute Morgen 9 Uhr von der
Aula zur Heiliggeiſtkirche bewegte, trug einen würdevollen,
feierlich⸗impoſanten Charakter. Nicht die Hülle, ſein glänzendes
Aeußere war es, welches den tiefen Eindruck hervorief, den
der Zuſchauer empfing, ſondern ſeine Zuſammenſetzung, der an-
geſichts dieſer ſeltſam bewegende Gedanke, eine Reihe leuchtender
Sterne am internationalen Firmament derWiſſenſchaft an ſeinem
Auge vorüberziehen zu ſehen. Der Zug ſetzte ſich, ſeinem Pro-
gramm gemäß, um 9 Uhr, unter Vorantritt eines Mu-
ſikchors von der Aula aus in Bewegung. Es folgten 15

Mitglieder des Studenten⸗Ausſchuſſes, in ihrer Mitte der

Vorſitzende deſſelben, cand. med. Klaus, das neue Uni-
verſitätsbanner tragend. Dahinter ſchritten zwei Pedelle
mit prachtvollen Pedellſtäben. Nun folgte die illuſtre Ge-
ſellſchaft der Gelehrten des Inn⸗ und Auslandes, theils
in farbenprächtigen Ornaten und Talaren, und zwar zu-
nächſt Se. Magnificenz der hieſige Protektor, begleitet von
dem engeren Senate, ſodann die Deputation außerdeutſcher
Univerſitäten und Akademien, die Deputation außerdeutſcher
Univerſitäten und Akademien deutſcher Zunge, die Deputa-
tion deutſcher Univerſitäten und Akademien, die Deputation
der Polytechniken, die akademiſche Körperſchaft nach Fakul-
täten, fünfzehn Mitglieder des Studentenausſchuſſes und
zum Schluß eine ſtattliche Anzahl von Studierender und
zwar ſolche, welche im Beſitz von Zutrittskarten zur Hei-
liggeiſtkirche waren.

Die afficielle Jeſtrede

von Herrn Geh. Rath Prof. Dr. Fiſcher, der — viel-
leicht mit Ausnahme des hiſtoriſchen Feſtzuges — bedeut-

Eine große Anzahl von Damen 4

Ueber den Raſen hin und durch das
 
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