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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0194

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der Rückeroberung Ofens abgelehnt, unter dem Hinweis
auf die gegenwärtige feindliche Haltung der Ungarn gegen
ihre deutſchen Mitbürger.
München, 12. Aug. Die M. A. Z. meldet: Der
Prinzregent ernannte den Profeſſor Friedr. Auguſt
von Kaulbach (als Nachfolger Pilotys) zum Director
der Kunſtakademie.
Straßburg, 12. Aug. Durch den landesherrlichen
Erlaß des Statthalters vom 6. cr. wurde das Ge-
meinderaths⸗Mitglied Georg Hochappel zum Beigeordneten
von Straßburg ernannt. In der geſtrigen Sitzung bewil-
ligte der Gemeinderath ohne Debatte mit Stimmen-
mehrheit gemäß den Anträgen der Stadtverwaltung einen
Kredit von 20000 . anläßlich der durch die Auweſen-
heit des Kaiſers entſtehenden Ausgaben.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 12. Auguſt. Fürſt Hohenlohe iſt geſtern
von Auſſee nach Straßburg abgereiſt. — Der Bür-
germeiſter von Wien richtete an ſeinen Amtsgenoſſen
in Pe ſt ein Schreiben, in Hinſicht auf die 200jährige
Feier der Wiedereroberung Ofens, in welchem das innige
Freundſchaftsband betont wird, welches Wien mit der
lieben Schweſterſtadt verbinde.
Ausland.
Paris, 12. Aug. Geſtern Abend hielten in der Rue
Rambotte 2000 Kaffeehauskellner unter dem Vorſitze des
Deputirten Revillon eine Verſammlung ab, in der
bei ruhiger Haltung die Bildung des Syndicats, die Er-
richtung von Stellenbureaus, Einſtellung weiterer Kund-
gebungen beſchloſſen wurde. Nach der Verſammlung durch-
zogen Schaaren von 500 Kellnern die Rue Montmartre,
aber, obſchon Niemand Widerſtand leiſtete, wurden ſie von
der Polizei mit gewaltigem Nachdruck auseinander gejagt.
— Heute, wo die Gruppe der „Schwarzen Hand“ um
3 Uhr Nachmittags die unbeſchäftigten Arbeiter auf
den Börſenplatz beſchieden, ſind große Vorſichtsmaßregeln
getroffen; der Börſenplatz iſt von Stadtſergeanten und
Geheimagenten beſetzt. 1200 Stadtſergeanten waren in
den Bürgermeiſtereien und Caſernen der Umgegend aufge-
ſtellt; die republikaniſche Garde der Caſerne an der Bank
wurde ſchlagfertig gehalten. Es erſchienen aber nur wenige
Arbeiter; die Ruhe wurde nicht geſtört, zwei Leute verhaftet. —
Der „Temps“ meldet: Trotz einer Meldung der Agence
Havas iſt die Abſendung eines Nuntius nach Peking
noch keine beſchloſſene Sache; die Verhandlungen über die
Eigenſchaft des Vertreters dauert fort, werden aber wahr-
ſcheinlich erſt nach einiger Zeit zum Schluß kommen. —
Freycinet kommt Samstag nach Paris, um in dem Ca-
binetsrathe den Vorſitz zu führen. Der franzöſiſche Bot-
ſchafter im Vatikan werde vernehwlich hierher berufen, um
mit Freycinet die Frage wegen des Vertreters des Papſtes
in Peking zu beſprechen. Kein franzöſiſcher Biſchof wurde
beauftragt, bei dem Papſt in dieſer Angelegenheit vor-
ſtellig zu werden; die franzöſiſche Regierung geht auf dem
regelmäßigen diplomatiſchen Wege vor, damit ſie ſich vor
der Deputirtenkammer rechtfertigen kann. — Auf Befehl
des Kriegsminiſters Boulanger erhalten die 16
Artillerie⸗Regimenter Revolver ſtatt Karabiner.
Petersburg, 12. Aug. Geſtern Abend unternahmen
die kaiſerlichen Majeſtäten mit ihren erlauchten
Gäſten eine Rundfahrt durch das Lager von Krasnoje Selo.
Die Kaiſerin fuhr mit der griechiſchen Königin, der Erz-
herzogin Karl Ludwig und mit der Herzogin von Edin-
burg im vierſitzigen Wagen, der Kaiſer, der Thronfolger,
der griechiſche Kronprinz, Erzherzog Karl Ludwig und die
Großfürſten begleiteten beritten den Wagen. Ein aus den
Muſikkapellen ſämmtlicher Regimenter zuſammengeſetztes
Muſikcorps ſpielte die öſterreichiſche Nationalhymne. Nach
beendeter Rundfahrt wurden mehrere Muſikſtücke vorgetra-
gen, woran ſich Kanonenſalven und Zapfenſtreich ſchloß.
Hierauf verließen die Majeſtäten und die Gäſte das Lager,
begaben ſich nach Krasnoje Selo, wo ſie das Theater be-
ſuchten. — Marquis Tſeng iſt geſtern vom Kaiſer,
ſpäter auch von der Kaiſerin in Abſchiedsaudienz empfangen
worden. —
Balkanhalbinſel, 12. Aug. Die ſerbiſch⸗bul-
gariſchen Beziehungen ſind auf dem Wege der Beſſerung,
ſodaß eine Neuernennung der beiderſeitigen diplomatiſchen
Agenten bevorſteht. — Die türkiſch⸗bulgariſche Commiſſion
erledigt zunächſt die Tributfrage; im übrigen wird wohl
die im Orient übliche Verſchleppung eintreten. — Die oſt-
rumeliſchen Aktenſtücke in türkiſcher Sprache
ſind vom Fürſten Alexander abgelehnt, der deren
Abfaſſung in franzöſiſcher Sprache verlangte. — Laut
einer Meldung der Agentur Havas ſoll das Räuber-
unweſen in Macedonien wieder zunehmen. Zahl-
reiche Schaaren durchſtreifen die Gegend in der Nähe der
griechiſchen Grenze. Geſtern ſoll eine Räuberſchaar einen
Biſchof in Elanoſſa gefangen haben und hohes Löſegeld
fordern. Da die türkiſchen Behörden nicht im Stande zu
ſein ſcheinen, das Räuberunweſen zu unterdrücken, hat die
griechiſche Regierung Maßregeln getroffen, um die Räuber-
ſchaaren abzuhalten, die Grenze zu überſchreiten. Die
griechiſche Regierung wirft den Türken vor, ſie verfolgten
planmäßig das Griechenthum und die griechiſche Kirche in
der Türkei. ö
Die Verrundigung der tyeolohlſchen hrcnprömt9⸗
tionen beim 500jährigen Jubiläum der Univerſität
Heidelberg am 5. Augnſt in der Heiliggeiſtkirche
wurde durch den Dekan der theologiſchen Fakultät, Pro-
feſſor Baſſermann, mit folgenden Worten vollzogen:
Indem die theologiſche Fakultät der Univerſität Heidelberg ſich
anſchickt, durch Verleihung der Würde eines Doktors der Theologie
ihren Dank oder ihre Anerkennung bei dieſem hochfeſtlichen Anlaß
öffentlich auszuſprechen, richtet ſie ihr Auge ganz naturgemäß in
erſter Linie auf die evangeliſche Kirche desſenigen Landes, welchem
ſie angehört, auf die ebangeliſche Kirche des Großherzogthums
Baden. Denn ſie iſt ſich deſſen bewußt, daß die Landeskirche
und die theologiſche Landesfakultät auf einander angewieſen ſind,

innerlich zuſammengehören, und gegenſeitig von einander mannig-
faltige Förderung erfahren.
An der Spitze der Landeskirche aber findet ſie einen Fürſten,
fromm und mild, einen rechten Theologen, deſſen weiſe Regie-
rung die Landeskirche zur Blüthe gebracht und ihr vor Allem
den Frieden geſchenkt und erhalten hat, den Schöpfer unſerer
Kirchenverfaſſung, den Fürſten, welcher durch das, was er iſt und
was er gethan hat, ſich erhebt auf die Höhe jenes berühmten
Pfalzgrafen, er, ein zweiter „Friedrich der Fromme“: — ich ver-
kündige im Namen der theologiſchen Fakultät als erſten Ehren-
doktor der Theologie unſern erhabenen und theuern Landesfürſten,
Seine Königliche Hoheit den Großherzog
Friedrich von Baden.
Indem wir weiter uns umſchauen im Kreiſe der badiſchen
Landeskirche, begegnen wir in der oberſten Behörde einem
Manne, welcher, ebenſowohl durch Gaben des Geiſtes wie durch
Eigenſchaften des Charakters ausgezeichnet, als Präſident derſelben
den Augelegenheiten der Landeskirche eine hervorragende und
ſegensreiche Wirkſamkeit in ächt kirchlich⸗evangeliſchem Sinne ge-
widmet hat und dem dafür die theologiſche Fakultät durch Ver-
leihung der theolog. Doctorwürde dankt:
Franz Ludwig von Stöſſer.
Wenn wir ferner dem hochbeta gten Senior der evangeliſchen
Geiſtlichkeit Badens, den Dekan und Kirchenrath
Georg Sehringer,
dem treuen Seelſorger ſeiner Gemeinde, dem wackeren Vorſteher
ſeiner Diözeſe Emmendingen, einem Mann von ebenſo mildem,
trefflichem Charakter wie gründlicher Schriftkenntuiß dieſelbe
Würde zuerkennen, ſo beabſichtigen wir damit die ganze evangel.
Geiſtlichkeit des Landes zu ehren.
Zwei Männer aber fühlen wir uns gedrungen innerhalb der-
ſelben beſonders auszuzeichnen. Den Dekan
Emil Zittel aus Lörrach,
den ebenſo begabten, wie thatkräftigen und zugleich in
Wort und Schrift beredten Anwalt chriſtlicher Freiheit und evan-
geliſcher Entſchiedenheit — und den Hofprediger
Albert Helbing aus Oberacker,
den Theologen, welcher ſich durch ſeine raſtloſe und aufopfernde
Thätigkeit in Bezug auf Neuſchöpfung unſeres Geſang⸗, Choral-
und Präludienbuches wie überhaupt durch ſein erfolgreiches
Wirken für die muſikaliſche Ausgeſtaltung des evangeliſchen Kultus
die größten Verdienſte um unſre Landeskirche auf einem Gebiete
errungen hat, welches heute mehr denn je in ſeiner Wichtigkeit
anerkannt wird.
Auch nach auswärts hat die theologiſche Fakultät ihre Blicke
gewendet, und ſie begegnet, gleichſam eine Nachleſe des großen
Lutherjahres 1883 haltend. dem ausgezeichneten Kenner ſemitiſcher
Sprachen, dem hervorragenden Herausgeber und Erklärer des
Propheten Ezechiel:
Karl Heinrich Cornill, a. o. Profeſſor in Königsberg,
als einem Manne, den ſie der theologiſchen Doktorwürde für voll-
auf würdig erachtet.
Außerhalb des deutſchen Reiches endlich weiß ſie einen Mann,
der, ein treuer Hirt ſeiner Gemeinde, zugleich doch auch der
großen, welthiſtoriſchen und namentlich jetzt bei uns Deutſchen
ſich geltend machenden Aufgabe des Chriſter thums, nämlich ſeiner
Verbreitung unter den nicht⸗chriſtlichen Völkern nicht allein ſein
Intereſſe zugewendet, ſondern auch ſeine Kraft in Schrift, Wort
und That in einer Weiſe gewidmet hat, welche auch weitere, der
bisherigen Miſſion nicht zugängliche Kreiſe für dieſelbe begeiſtern
konnte, den Pfarrer „
Ernſt Buß in Glarus.
Auch ihn ernennt ſie, wie die übrigen, zum Ehrendoktor der
Theologie.
Möge was gemeint iſt als Zeichen des Dankes und der Aner-
kennung Freude bereiten und Segen ſtiften.

Aus Stadt und Land.
* geidelberg, 13. Aug. Die Feſthalle iſt von dem Frank-
furter Schützenverbande für das nächſtjährige dort abzuhaltende
Schützenfeſt angekauft worden.
1 geidelberg, 13. Auguſt. Die hieſigen vereinigten Männer-
Geſang⸗Vereine werden am Sonntag den 22. Aug. unter Mit-
wirkung einiger größerer auswärtiger Geſangvereine in der hieſi-
gen Feſthalle ein Concert zu Gunſten des Heidelberger
Scheffel⸗Denkmals veranſtalten. Es ſteht wohl zu erwarten,
daß die Feſthalle an dieſem Tage ganz beſonders ihre in den
Feſttagen oft erprobte Anziehungskraft bewähren wird.
+ Heidelberg, 13. Auguſt. (Schöffengerichtsſitzung vom 12. d.)
Wilhelm Müller, Gärtner von Neckargemünd, wird wegen Körper-

verletzung und Bedrohung zu 14 Tagen Gefängniß, Peter Moraſt

Ehefrau von Petersthal, wegen Körperverletzung zu 10 Tagen
Gefänguiß verurtheilt. Die Verhandlung gegen Johann Oswald,

Mathias Oswald und Andreas Quati, alle von Gaiberg, wegen

Körperverletzung angeklagt, wird vertagt. Georg Adam Götz von
Mückenloch, wegen Betrugs und Unterſchlagung angeklagt, wird
wegen letzteren Vergehens zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt,
die Betrugsſache wird wegen Unzuſtändigkeit an das Landgericht
Mannheim verwieſen, Michael Rabe von Schönau, wegen Sach-
beſchädigung angeklagt, wird freigeſprochen, Georg Fath von
Waldhilsbach wird wegen Jagdvergehens zu 10 % event. 2 Tagen
Gefängniß, Heinrich Böhm von Ziegelhauſen, wegen Diebſtahls
zu 1 Tag Gefängniß, Helene Müller von. Ladenburg, wegen
Unterſchlagung zu 1 Monat Gefängniß, Wilhelm Appel, Land-
wirth von Leimen, wegen Jagdvergehens zu 10 % Geldſtrafe
ebent. 2 Tagen Gefängniß verurtheilt. Karoline Baier von
Wangen, wegen Diebſtahls angeklagt, wird freigeſprochen, Eliſe
Sutter von Schlierbach wird wegen Diebſtahls zu 14 Tagen
Gefängniß verurtheilt.
* gridelberg, 12. Aug. Es iſt in dieſem Blatte ſchon einmal
— gelegentlich der Eröffnung der Geiger'ſchen Reſtaurationshalle
am Main⸗Neckarbahnhof — auf die in letzteren angebrachten
Phare⸗Lampen hingewieſen werden, welche die Halle vortrefflich
beleuchten. Abgeſehen von der ganz eminenten Leuchtkraft dieſer
Lampen iſt, wie von Sachverſtändigen mit denſelben vorgenom-
mene Verſuche ergaben, eine Exploſion vollſtändig ausgeſchloſſen.
Der Petroleumverbrauch iſt bei der großen Lichtſtärke ein ſtaunens-
werth geringer, die Flamme brennt ruhig und geruchlos, ſelbſt
18 Stunden, ohne daß ein Zurückgehen derſelben bemerkbar wäre.
XHeidelberg, 13. Aug. Der weltbekanute Gaſthof zum „Euro-
päiſchen Hof“ dahier ging dieſer Tage aus dem Beſitze von
Häfeli⸗Guger's Erben in denjenigen des Herrn Anton Gabler
aus Würzburg über. Vermittelt wurde das Geſchäft durch die
Agentur von F. W. Napp.
—= Hridelberg, 13. Ang. Geſtern hat ein beſchäftigungsloſer
Schuſtergeſelle aus Lautenbach in einem Hauſe dahier ein Paar
Schuhe entwendet; derſelbe wurde zur Haft gebracht. — Einem
Kaufmann dahier wurden von einem Commis in letzter Zeit 40
Mark eingezogen und unterſchlagen. — Am 10. d. M. Abends
wurde ein verkommenes Individuum in der Steingaſſe wegen
Trunkenheit und ruheſtörenden Lärms von einem Schutzmann
angehalten und zurechtgewieſen; anſtatt aber Folge zu leiſten,
wurde das ſelbe thätlich und wird ſich jetzt wegen Widerſtands zu
verantworten haben.
Aenargenünd, 12. Aug. Während der Jubiläumstage
war auch unſer Städtchen mit ſeiner hübſchen Umgebung ein
Zielpunkt von Ausflügen der Feſtgenoſſen. Dieſelben ſprachen
mit Bewunderung über die Schönheiten und reizende Gegend
dieſes Neckarthales und waxen ebenſo befriedigt über die Er-
friſchungen an Speiſen und Getränken, die ſie in unſern Gaſt-
häuſern bereit fanden. Beſonders behaglich fühlten ſich dieſelben
in der mit vergrößertem Wirthſchaftsraum zum großen Theil nach
altdeutſcher Art neu eingerichteten griechiſchen Weinſtube (L.
Beuttner Wittwe); auch erfreuten ſich die andern hieſigen bekannten
Gaſthöfe „zum Hirſchen“ u. zur „Pfalz“ einer guten Frequenz au

darin, daß ſie die Verwendung beliebig breiter Sägeblätter ger

Gäſten. — Der am Diengtag Abend von Fuhrmann Henninge-
(Boten) von Schönau in der Nähe der hieſigen Elſenzbrucke über-
fahrene Taglöhner Krämer liegt ſehr bedenklich darnieder.

Die Fruchternte hier und in der Umgebung iſt glücklich unte-
Dach gebracht und iſt man mit dem Erträgniß zufrieden;
Kartoffeln verſprechen ebenfalls einen reichen Ertrag. Dagegé
gibt es in hieſiger Gemarkung wenig Obſt, während man in dem
nahen Orte Kleingemünd, in der Odenwald⸗ und übrigen Recku-
thalgegend von einem wahren Obſtſegen ſpricht. — Durch nit
geſtern Nacht über unſere Gegend gezogene Gewitter l⸗
ſtarkem Regen iſt die Temperatur nach drückender Hitze in woh
thuendſter Weiſe abgekühlt worden. 3
Mosbach, 11. Aug. Die 41. Jahresverſammlung def,
Badiſchen Hauptvereins der Evangeliſchen Guſtav⸗Adolf
Stiftung fand am 10. und 11. d. M. in der reich verzierten
Stadtkirche dahier ſtatt. Die Verſammlung wurde Abends vor-
her nach herzlicher Begrüßung durch Bürgermeiſter Strauß unter
dem Vorſitze des Vereinspräſidenten, Stadtpfarrer Zäringer!
Weinheim, abgehalten und bildete, nach der Karlsr. Ztg., der
Unterſtützungsplan den Hauptgegenſtand der Tagesordnung.
Außer den Vertretern aus Baden waren erſchienen: Prälat Dr.
Doll aus Karlsruhe als Vertreter des Centralausſchuſſes in
Leipzig, Oberkirchenrath Gilg von Karlsrude als Vertreter der
Kirchenbehörde und die Herren: Pfarrer Ritſert aus Darmſtadt.
Pfarrer Breſch aus Straßburg und Pfarrer Veeſenmeyer au
Wiesbaden als Vertreter der in genannten Städten beſtehende!
Hauptvereine. Am Feſttage folgte nach warmen Begrüßung ö
worten des Dekans Nüßle hier die eindrucksvolle Feſtpredigt de
Oberkirchenrahs Gilg, die im Anſchluſſe an Johannes 19 V. 20.
„den Guſtav⸗Adolf⸗Verein als den treuen Sohn der evangeliſchen
Kirche“ auffaßte. Nun trug der Vorſitzende des Vereins, Heßt
Stadtpfarrer Zäringer, ſeinen höchſt intereſſanten Jahresberich
vor. Den allgemeinen Verein betreffend hebt der Bericht hervor
daß derſelbe z. Z. aus 1761 Zweig⸗ und 393 Frauenvereinen be,
ſteht. wozu noch 12 Studentenvereine kommen. Die Verwen
dungsſumme des Jahres 1883/84 (worüber in Eiſenach auf den
39. Hauptverſammlung berichtet wurde) war 803,390 . daz
kommen noch Legate im Betrag von 5845 %½ — Unter den 50
Hauptvereinen (Jahresbeiträge von 80,390 bis herab 5.
478 ) nimmt der badiſche Hauptverein mit 27,607 die 10.
Stelle ein und hat in der Generalverſammlung 5 Stimmen. Im
Jahre 1883/84 ſind 14 Gemeinden ſo weit gefördert worden, daß
ſie keine Unterſtützung mehr bedürfen, aber 65 haben ſich dazu
neu gemeldet. Geſammtzahl der Pfleglinge: 1309; 31 Kirchen,
8 Schul⸗ und 7 Pfarrhäuſer ſind vollendet, dagegen ſind dringen
nöthig 229 Kirchen, 101 Schul⸗ und 78 Pfarrhäuſer. — Ueber
den badiſchen Hauptverein ſind folgende Angaben die wichtigſten:
Vor 21 Jahren, als in Mosbach das Jahresfeſt gehalten wurde,
hatte er 17,486 % zur Verwendung, im Jahre 1884/35 aber
28,475 , damals waren 23, heute ſind 57 badiſche Gemeinden
zu verſorgen. Im Vergleich zu 1884 hatten im Jahre 18850
10 Zweigvereine Minder⸗ und 19 Zweigvereine Mehreinnahmen ⸗
im Ganzen waren die Einnahmen 1885 um 560 . geringer 4l“ꝰ—
im Jahre 1884, ſie betrugen nämlich 20,392 J.
+ Karlsruht, 11. Ang. (Ausſtellung für Handwerks
technik und Hauswirthſchaft.) Wir machen hierdurch gar
beſonders darauf aufmerkſam, daß die feierliche Eröff?
nung der Ausſtellung nächſten Sonntag den 15.—
Auguſt ſtattfinden wird. Indem wir in der Aufzählr
der ausſtellenden Firmen ſortfahren, erwähnen wir heute in eulete
Reihe Georg Ott in Ulm a., Donau, deſſen Ausſtellungsobjec
ſich namentlich für Holzarbeiter intereſſant erweiſen dürften. Dlg
Fabrik fertigt als Specialität Gehrungsſägen, welche ſie ſelbſt a 6
„Deutſche Gehrungsſägen“ bezeichnet. Die Ott'ſchen Sägen haben
ſich in den letzten 6 Jahren durch die mannigfachſten Verbeſſerun
gen zu einem der vollkommenſten Hilfswerkzeuge der Tiſchler em
porgehoben und die früher ſehr verbreitet geweſenen amerikan-
ſchen Gehrungsſägen faſt gänzlich aus dem Handel verdrängt-
Die Vortheile der Ott'ſchen Sägen beſtehen in leichter Ham-
habung und Verſtellbarkeit, genauem und feinem Schnitt, ſow

ſtatten. Die Fabrik hat bereits über 5000 Sägen geliefert. 08
Ausſtellung derſelben wird außer Sägen noch Stoßladen und
Hobel neueſter Conſtruction aufweiſen — Die Firma Mauk
und Nieritz in Glashütten i./S., deren Specialität in Uhrmacher,
drehſtühlen und kleineren Uhrmacherwerkzeugen beſteht und welche
ſich wegen der außerordentlichen Sauberkeit und Solidität in der
Ausführung ihrer Fabrikate bei allen Fachleuten eines beſonderen
Rufes erfreut, wird durch eine Collection beſonders ſchön und
exact ausgeführter Werkzeüge für Uhrmacher vertreten ſein, wel
gewiß nicht verfehlen werden, die Aufmerkſamkeit der betheiligten-
Kreiſe auf ſich zu ziehen. ö
— Eppilen 12. Aug. Der Schaden, den der Gewitter,
ſturm in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch in unſerm Be-
zirk angerichtet hat, läßt ſich erſt heute in ſeiner ganzen Gröt-
ermeſſen. Am meiſten litten die Ortſchaften Rohrbach, Adel
hofen, Elſenz, Richen und Landshauſen, wo der Sturm zum The 1
auch der Hagel einen ſehr großen Schaden an Gebäuden, Taba
und beſonders an Bäumen verurſacht hat. In Landshauſen
hanſte das Unwetter am meiſten. Wohl an 3000 der ſchönſten
Obſtbäume wurden von dem orkanähnlichen Sturm mit der Wur-
zel aus dem Boden geriſſen und weit fortgeſchleudert. Alle
Straßen und Wege waren lange Zeit unbefahrbar. Der Schaden
wird auf eine Million geſchätzt. Alle Jahre kamen ſehr viele
Obſthändler aus Nah und Fern nach dem obſtreichen Landshau⸗ ö
ſen und die Bewohner dieſes ſo ſtark heimgeſuchten Dor.
fes löſten ein ſchönes Stück Geld aus ihren guten Aepfeln
und beſonders aus ihren ſaftreichen Brunnenbirnen.
Auf dem Dammhof riß der Sturm ein hohes Kamin um, da-
durch Auffallen ein anſtoßendes Gebäude ſtark beſchädigte.
Geſtern paſſirten drei Extrazüge mit bayeriſchem Militär un-
ſere Station. Dasſelbe kommt aus der Pfalz und begibt ſich 50
den Manövern in die Gegend von Augsburg. — Die Fruchtz
Ernte iſt gut unter Dach gekommen und ſoll recht befriedigend
ausgefallen ſein.
O Unteräwishrim, 11. Aug. Geſtern Abend um 10 Uhr eutlud
ſich über hieſigem Orte und hieſiger Gemarlung ein von Weſten
kommendes Gewitter, das, begleitet von einem Orkan, groten
Schaden anrichtete. Die Straßen des Ortes ſind wie mit Ziegel-
ſtücken beſät, auf dem Felde liegen viele der ſchönſten und kräf
tigſten Obſtbäume entwurzelt oder abgeriſſen und iſt die 0.
ſchnittene Frucht und aufgehänfeltes Heu in alle Richtungen ven,
ſtreut. Zur Stunde läßt ſich der Schaden noch nicht genau feſt +
ſtellen. Noch ſchrecklicher aber tobte und zerſtörte das Gewirteg ö
in dem nahen Dorfe Münzesheim, wo dieſen Morgen der Omnibu 1
nicht mehr die Straße paſſiren konnte, weil ſie über und übe
mit umgeworfenen Bäumen bedeckt war. Auch in Heidelahenit
O.⸗Grombach hat das Wetter fürchterlich gehauſt. Ein Glück
es bei all dem noch zu nennen, daß das Gewitter nur wenis-
Minuten anhielt; ſonſt wäre unſere Gegend härter betroffen wor
den als kürzlich jene bei Schweinfurt. 11
Badtu-Faden, 12. Auguſt. Wie gerüchtweiſe verlautet, ſoll eir „
eugluſche Geſellſchaft beabſichtige;,„ in hieſiger Stadt eine ele 1
triſche Straßenbahn neueſten Syſtems, mit Akkumulatone
verſehenen Motorwagen zu erbauen. Dieſelbe würde mit ein
Spurweite von ungefähr 1,45 Mtr. vom Bahnhofe durch lo-
Lange⸗ und Lichtenthalerſtraße, durch Unterbeuren bis zum zadi-
ſter Lichteuthal geführt werden. Bereits ſollen bei den zuſtän
gen Behörden die nöthigen Schritte eingeleitet worden ſein. 1.
Aus Baden. Seine Excellenz der Staatsminiſter rahr-
ban hat geſtern zum. Gebrauch eines Seebades einen mene
wöchentlichen Urlaub angetreten. — Das Verordnungsblatt en
Generaldirection der Großh. Bad. Staats⸗Eiſenbahn iu.
Nr. 37 enthält Bekanntmachungen betreffs: Ausſtellung e⸗
Karlsruhe, Fahrpreisermäßigung, Rheiniſcher Verkehr, V'—
 
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