Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Trieſt 16 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Fiume 3
Todesfälle und in Iſtrien 9 neue Erkrankungen an der

Cholera vor.
Ausland.
Varis, 16. Aug. Da mehrere Blätter aus dem Er-
ſcheinen der Lebensbeſchreibung des Kriegsmi-
niſters General Boulanger geſchloſſen haben, Bou-
langer wolle den Bonaparte ſpielen, und da die Röpublique
frangaiſe Freycinet zum Einſchreiten aufgefordert hat, ſo bringt
die Agence Havas die Mittheilung, daß General Boulanger
durch Gerichtsboten den Verleger der Flugſchrift aufgefor-
dert hat, dieſe Veröffentlichung und deren Verkauf einzu-
ſtellen, zu deren Herausgabe er, der Kriegsminiſter, nicht
um Erlaubniß gebeten worden ſei; Boulanger hat auch den
Polizeipräfekten zum Einſchreiten aufgefordert. — Der
öſterreichiſche Botſchafter Decrais reiſt morgen nach Wien
ab. Der italieniſche Botſchafter de Mouy reiſt in 14
Tagen nach Rom zurück.
Brüſſel, 15. Aug. Als greifbare Frucht der heutigen
durchaus ruhig verlanfenen Arbeiterkundgebung liegt
dem Miniſterium eine Zuſchrift des Arbeitergeneralrathes
vor, in welcher die Gewährung des allgemeinen
Stimmrechts verlangt wird; die Zuſchrift wird der
Kammer unterbreitet werden. Der Aufzug der Arbeiter
ſelbſt verlief ohne Zwiſchenfall. Mit Sonderzügen Morgens
angelangt, durchzogen die Arbeiter ungefähr 15 000 Mann
ſtark die Stadt. Der Vorbeigang dauerte am Nachmittag
ungefähr eine Stunde. Voran wurde die Nationalfahne
geſenkt und umflort getragen. Dann folgten einzelne Ab-
ordnungen aus Antwerpen. Dieſen wurde die rothe Fahne
vorangetragen. Ueberall hatten die Arbeiter rothe Bänder
am Knopfloch befeſtigt. Einige Muſikbanden ſpielten die
Marſeillaiſe, dazu wurden Worte geſungen wie:
Vive la République
Social-démocratique!
Die meiſten Theilnehmer ſahen heiter aus; es machte
ganz den Eindruck, als ob ſie „geleithammelt“ würden.
Was ſie eigentlich wollten, ſchien den meiſten nicht klar
geweſen zu ſein. Auf Schildern mit Inſchriften verlangten
die Arbeiter das allgemeine Stimmrecht, ebenſo die Am-
neſtie für die jüngſt verurtheilten Aufwiegler und Brand-
ſtifter. Die Ordnung wurde nirgends thatſächlich geſtört.
Die Bevölkerung verhielt ſich kühl und neugierig, ab und
zu ſpöttiſch klatſchend. Der Geſammteindruck der Sache war
verpfuſcht, weil die Kundgebung nicht ernſt war und die
Umſtürzler ſo wenig zahlreich erſchienen waren. Aus Gent
waren nur 2000 gekommen; viele darunter ſogar mit
Frauen. Aus Verviers, einem Hauptheerd der Soeialiſten,
waren nur 48 anweſend; aus Brüſſel etwa 3000. Sehr
wenige waren aus Charleroi gekommen, wo die erwähnte
Verurtheilung wie ein Donnerſchlag gewirkt hat. Jetzt hat
die Stadt ihr gewöhnliches Ausſehen, wie ſonſt am
Nationalfeſttag.
London, 16. Aug. Nach den Meldungen aus Bel-
faſt ſind daſelbſt in der Nacht von Samstag auf Sonntag
abermals Ruheſtörungen vorgekommen. Bewaffnete
Mannſchaften der katholiſchen und proteſtantiſchen Ein-
wohnerſchaft ſchoſſen mehrere Stunden aufeinander; beider-
ſeits ſind Todte und Verwundete vorhanden; erſt am Sonn-
tag früh wurde die Ruhe durch das Militär, ohne Jemand
zu verwunden, wieder hergeſtellt. — Die Schmack „Martha“
aus Geeſtemünde wurde als des Schmuggels verdächtig in
der Nähe der Fairinſel durch ein engliſches Kanonenboot
beſchlagnahmt und nach Lerwick gebracht. Die Mann-
ſchaft iſt in Lerwick feſtgenommen worden.

Aus Stadt und Land.

* gridelberg, 17. Aug. Von einem ehemaligen Schweizer Stu-
dentender Ruperto⸗Carola, welcher an den Jubiläumsfeſtlichkeiten
dahier iheilnahm, geht uns ein Scheiben zu, in welchem er in
ſeinem und dem Namen ſeiner Landsleute, die ebenfalls die
Juhelfeier mitmachten, den herzlichſten und aufrichtigſten Dank
ſowohl für die Freuden und Genüſſe, die Heidelberg während der
Feſtwoche geboten, ausſpricht, wie nicht minder für die Herzlichkeit
und Anhänglichkeit, mit der die Schweizer von ihren alten Be-
kannten der Heidelberger Bevölkerung wieder aufgenommen wor-
den ſind. Nicht mit Liedern und Worten, heißt es in dem
Schreiben, ſondern mit der That hat Heidelberg bewieſen, daß
ſeine Zuneigung und, Freundſchaft eine unerſchütterliche und
dauerhafte iſt, indem es uns eine zweite Heimath bereitete, die
uns (den Feſttheilnehmern) ſo lieb wurde, daß wir nur ungern,
ja mit ſchwerem Herzen wiederum Abſchied nahmen und mit
ſtiller Wehmuth in unſere wirkliche Heimath zurückkehrten. Hatten
wir ſchon als Studenten das Gefühl, daß wir uns nicht in der
Fremde ſondern unter wohlwollenden, theilnehmenden Freuuden
und Bekannten befanden, ſo wurde dieſe Ueberzeugung befeſtigt
durch die markige Empfangsrede des Herrn Oberbürgermeiſters
anläßlich der Uebergabe unſeres Bechers an die Heiderberger
Bürgerſchaft. Dieſen feierlichen Moment werden die Schweizer
Studenten nie vergeſſen, wo die erſten Vertreter der Bürgerſchaft
von Heidelberg die an und für ſich kleine Gabe in Empfang
nahmen, die aber hierfür das äußere Zeichen ſein ſoll der un-
wandelbaren Freundſchaft und Treue, die wir der ewig⸗jungen
Heidelberga ſchulden. Und wenn hin und wieder der goldene
Becher, mit feurigem Rheinwein gefüllt, an feſtlichen Gelagen
berumgeboten wird, dann möge daraus mit der Ueberzeugung ge-
trunken werden, daß die vielen hundert Schweizer Studenten
nicht nur der Ruperta⸗Carola, ſondern nicht minder der lieblichen
Zauber⸗Jungfrau Heidelberga bis ans Ende ihrer Tage ein
dankbares Andenken bewahren.
— Beidelberg, 17. Auguſt. (Schöffengerichtsſitzung vom 16. d.)
Peter Treiber II. und Heinrich Enkler von Eppelheim, wegen

Forſtdiebſtahls angeklagt, werden freigeſprochen. Alphons Schulz,

Privatier dahier, wegen Uebertretung der Straßenpolizei angeklagt,
hat ſich der polizeilichen Strafverfügung unterworfen. Die Ver-
handlung gegen Jakob Ickelheimer II, von Wieblingen, wegen
Bedrohung angetlagt, wird vertagt. Jakob Oſtermaier und Jo-
haun Jakob Göhrig in Doſſenheim werden wegen Thätlichkeiten,
Ruheſtörung, Widerſtands und Bedrohung erſterer zu 14 Tagen
Gefänguiß und 2 Wochen Haft, letzterer zu 3 Tagen Haft, Georg
Müller, Fabrikarbeiter und Adam Wickert, Taglöhner von Peters-
thal, wegen Körperverletzung erſterer zu 2 Monat, letzterer zu 6
Wochen Gefängniß, Peter Michaeli von Doſſenheim wegen desgl.
zu 2 Monat und 4 Wochen Gefängniß, Michael Feuerſtein von
Schönau wegen Betrugs zu 14 Tagen Gefängniß, Suſanna Wolf
von Walldorf, wegen Uebertretung des § 361 R.⸗St.⸗G. zu 5
Wochen Haft, Eliſe Schaar geb. Ihle dahier wegen Diebſtahls
zu 1 Tag Gefängniß, Jakob Unterleiter von Neuenheim, wegen

Galdderdandlun gegen die Verbrauchsſteuer⸗Vorſchriſten zu 1 %
eldſtrafe, Marie Steinmetz von hier wegen Betrugs zu 4 Tagen
Gefängnis verurtheilt.
J. Hridelberg, 17. Aug. In den Tagen vom 18. bis 22. ds.
werden wir im großen Saale des Muſeums Gelegenheit haben,
die kleinſten Menſchen der Welt, das Däumlings⸗Ehepaar General
Mite und Frau, in Augenſchein zu nehmen. In der alten und
neuen Welt, allenthalben wo ſie ſich bisher produzirten, erregten
ſie Intereſſe u. Verwunderung. Die beiden Liliputaner ſind nach
allen uns vorliegenden Berichten hochintereſſante Merkwürdig-
keiten, ſowohl hinſichtlich ihrer Erſcheinung als in Anbetracht
ihrer künſtleriſchen Produktionen. Beide ſind in Amerika geboren,
General Mite iſt 21 Jahre alt, ſeine Gemahlin zählt 18 Lenze,
nicht 48, wie fälſchlich im bezüglichen Inſerat der geſtrigen
Nummer ſtand; auf ihre Größe u. Körperbeſchaffenheit kann man
einen Schluß ziehen, wenn man erfährt, daß erſterer 9 Pfund
und letztere 7 Pfd. wiegt. Im Uebrigen ſind Beide aber körper-
lich und geiſtig gut entwickelte Menſchen. Der General ſoll außer-
dem ein literariſch fein gebildeter Herr ſein. Von ihm heißt es,
daß er ſich viel mit Lektüre beſchäftigt und namentlich Shake-
ſpeare liebt, den er ganz genau kennt. Die Vorſtellungen des
Paares beginnen hier, wie mitgetheilt, morgen Nachmittag. Es
dürfte ſich jedenfalls verlohnen, dieſelben zu beſuchen.
Beidelberg, 17. Aug. Vor einigen Tagen wurde einer Dame
in der Plöckſtraße aus ihrem Zimmer verſchiedener Goldſchmuck
im ungefähren Werth von 200 entwendet. Ein Thäter iſt
nicht bekannt.
.Stidelberg, 17. Aug. Wie nunmehr beſtimmt feſtgeſtellt iſt,
findet das Con cert hieſiger und auswärtiger Männergeſang-
vereine zu Gunſten des Scheffeldenkmals in Heidelberg
am Sonntag, den 29. Auguſt, Nachmittags 3 Uhr, in der Feſt-
halle dahier ſtatt. Bei demſelben wirken ſämmtliche hieſige
Vereine, von auswärtigen namentlich Mannheimer Vereine
mit. Es ſteht jedenfalls ein hoher Genuß in Ausſicht, noch ge-
hoben durch das Bewußtſein, auch ein Scherflein zur Förderung
einer ſchönen idealen Sache, zur Erfüllung eines Herzenswunſches
Lab deutſchen Volkes und beſonders ſeiner Jugend beigetragen zu
aben.
* Karlsruhe, 15. Auguſt. (Ausſtellung für Han dels-
technik und Hauswirthſchaft.) Bis in die 60er Jahre
unſeres Jahrhunderts galt für die Haltung der Schüler beim
Leſen und Schreiben als Hauptregel: Aufrechtſitzen, nicht an-
lehnen! Sowohl zu Hauſe als am Familientiſch, auf dem durch
Notenhefte erhöhten Stuhle ſitzend, als in der Schule auf den
Schulbänken (die für jeden Schüler, ob groß oder klein, geeignet
ſchienen) hörten wir einſt das bekannte: Sitz gerade! Auf den
meiſten Schulbänken konnte man ſich verſtohlener Weiſe an den
rückwärtigen Tiſch anlehnen, aber die Aermſten auf der letzten
Bank! Stand dieſelbe an der Wand, ſo verrieth bald eine ge-
wiſſe Färbung der Tapete auf Kopfhöhe die Laſterhaftigkeit des
davor Sitzenden; ſtand die Bank frei, ſo waren Löcher im Aermel
an der Ellbogenſtelle die unausbleibliche Folge. Wie auf ſo
vielen andern Gebieten iſt die Wiffenſchaft auch für eine vernünf-
tige Sitzeinrichtung in den Schulen eingetreten. Man ſah ein,
daß es eine unmenſchliche und undurchführbare Forderung war,
daß ein Schüler während langer Schulzeit immer frei und dabei
kerzengerade ſitzen ſolle. Da bei den alten Schulbänken ein Sich-
anlehnen leicht zu einer halbliegenden Stellung führte, änderte
man die Schulbänke und Tiſche. Im Weſentlichen laufen die
Konſtruktionen aller neuen „Schulſubſellien“ darauf hinaus, daß
der Raum zwiſchen der Rücklehne und dem Tiſch nicht größer
iſt, als ihn der Leib eines Schülers beanſprucht, welcher in auf-
rechter Haltung die Rücklehne berührt. Die untere Kaute des
Tiſches ragt in dieſem Falle über die vordere Kante des Sitzes
hinüber, ſo daß der Schüler in einer ſolchen Subſellie nur in
ſitzender Stellung verharren lann. Wirdder Schüler aufgerufen, ſo
muß er bei verſchiedenen Konſtruktionen aus der Bank heraustreten.
In neuer Zeit wird entweder der vordere Theil des Tiſches zum
Auftlappen eingerichtet oder — und dieſe iſt eine zweckmäßigere
Einrichtung — die Sitzbank iſt ſo angeordnet, daß ſie ſich beim
Erheben des auf ihr Sitzenden von ſelbſt geräuſchlos zurücklegt;
ebenſo folgt ſie wieder der Bewegung des ſich Setzenden. Vor-
zügliche Subſellien nach den neueſten Syſtemen werden von der
Firma Carl El ſaeßer, Schulbank⸗Fabrik in Schönau bei
Heidelberg geliefert. Die Fabrif vergrößert ſich ſtetig; z. Z.
liefert ſie pro Jahr ca. 3000 Sitze. Dieſe Subſellien finden
nicht blos in Schulen ſondern auch vielmehr in Privathäuſern
Verbreitung. Auf der Ausſtellung wird die Firma verſchiedene
Syſteme zur Anſchauung bringen.
Hforiheim, 15. Aug. (III. Kreisturnßeſt des N. deutſchen
Turnkreiſes.) Schon in den Vormittagsſtunden hatten ſich geſtern
die Vertreter der auswärtigen Turnvereine hier eingefunden, um
an dem Kreisturntag, der Nachmittags 3/. Uhr ſeinen Anfang
nahm, theilzunehmen. Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüßte
Oberbürgermeiſter Kraatz Namens der Stadt Pforzheim die
Turner herzlich, indem er den Turnern die Verſicherung gab, daß
die nun beginnenden Feſttage in der Geſchichte der Stadt Pforz-
heim ſtets eine hervorragende Stelle einnehmen werden. Nach-
dem noch der verdiente Kreisvertreter, Dr. Waſſmannsdorff,
anläßlich ſeines 50jährigen Turnerjubiläums und des 25jährigen
Jubiläums ſeiner Thätigkeit im Kreiſe mit einer in prächtigem
Goldrahmen eingefaßten Ehrenurkunde ausgezeichnet worden war,
wurden die 12 Punkte der Tagesordunng berathen. Für weitere
Kreiſe dürfte der Beſchluß der Kreisverſammlung von Intereſſe
ſein, daß in ſolchen Jahren, in welchen ein Kreisturnen ſtattfindet,
Ganturnen nur ausnahmsweiſe geſtattet ſein ſollen. Ebenſo
ſollen auf Antrag des Directors Maul⸗Karlsruhe, welcher ſich
unter allgemeinem Beifall energiſch gegen die vielen Feſtlichkeiten
der einzelnen Vereine mit ihren Frühſchoppen, Banketten, Tanz-
unterhaltungen und ſchweren Köpfen ausſprach, derartige Feſtlich-
lichkeiten auf nur einen Tag beſchränkt bleiben. Die weiteren
Punkte der Tagesordunng waren von nur rein turneriſchem In-
tereſſe. Der Kreisturntag, an welchem ſich nicht ganz 100 Theil-
nehmer, darunter zu allgemeiner Freude der Turner auch der
erſte Vorſtand der deutſchen Turnerſchaft, Dr. Georgii⸗Eßlingen,
eingefunden hatten, endete um 7 Uhr. Aus dem vorgetragenen
Rechenſchaftsbericht entnehmen wir nach der Karlsr. Ztg. noch,
daß die Einnahmen der Kreiskaſſe 5087 M. 42 Pf., die Aus-
gaben 4657 M. 84 Pf. betrugen. Der X. Turnkreis, gebildet
aus den Turnvereinen von Baden, Elſaß und der bayer. Pfalz,
zählt in 176 Vereinen gegenwärtig etwa 15000 Mitglieder.
Abends nahmen die Feſtlichkeiten mit einem Zapfenſtreich ihren
Anfang, an welchen ſich ein von hieſigen Turnern ausgeführter
Fackelreigen anſchloß. — Der Weckruf der Feuerwehrmuſik
kündete heute früh 6 Uhr den Beginn des Feſttages an. Schon
in den erſten Morgenſtunden brachten die Eiſenbahnzüge hun-
derte von Turnern aus allen Gauen des X. Kreiſes hieher,
aber Tauſende folgten noch während des Vormittags und erſt
nach 1 Uhr endete der Zuzug. Die Stadt prangt im Schmucke
unzähliger Fahnen, uirlanden, Feſtons und Drayverien.
Um 11½ Uhr wurde auf dem neben der Turnhalle liegenden
Feſtplatze die Weihe und Uebergabe der neuen, von hieſigen
Frauen und Jungfrauen geſtifteten Fahne des Turnbdereins
Pforzheims vorgenommen. Nachdem ſich die Turner mit den
Feſtiungfrauen auf dem Podium aufgeſtellt hatten, wurde von
einer Muſikkapelle ein Choral geſpielt und von dem Sängerklub
des hieſigen Turnvereins ein ſtimmungsvolles Lied zum Vortrag
gebracht. Nun betrat Stadtpfarrer Oehler von hier das Podium
und ſprach die Weiherede, welche zugleich auch als Feſtrede für
das Kreisturnfeſt galt. In weithin vernehmbarer Rede erörterte
derſelbe die ſittlich⸗moraliſche Bedeutung des Turner⸗Grußes
„Gut Heil“ und des Turuerſpruches „Friſch, fromm, fröhlich, frei“.
Als der Redner unter großem Beifall geendet hatte, nahm Vor-
ſtand Arnold unter Dankesworten die Fahne in Empfang, welche
unter allgemeinem „Gut an enthüllt wurde. Nun ſangen die
Turner (Sängerclub) „Wenn ſich der Geiſt auf Andacht Schwingen“,

ſichert und wird unter den Protektorate Sr. Königl. Hohei Sey-

tember 1887 auf dem Karlsplatze, in der gegenwärtig im Um.
„begriffenen ſchönen Sängerhalle, ſowie in der zum letzten Sän

Eltern wiſſenswerthe Vorſchriften ertheilt. Den Verlag hat

„17 25 bis — —. Roggen, pfälzer 15 — bis — —, ruſſ. 132
bis — —, bulgar. 14 25 bis — —. Gerſte, hieſ. Gegend 1038,
bis 14 , pfälzer 13 50 bis 14 —, ungar. —. Hafer rii
13 — bis 13 50, württ. Alp, 14 — bis — —. Mais, 019 —
14 75 bis —. Donau 11 50 bis 11 75. Kernen tſcher
bis — —. Kohlreps, deutſcher 23 — bis — —, hnen

worauf den feierlichen Art ber Vortrag des durch die Muftt nie

ſpielten Chorals: „Womit ſoll ich dich wohl lober“ ſchloß. de
Fahne iſt ein wahres Meiſterſtück der Kunſtſtickerei, ſie efühe

von einer Berlin⸗Dresdener Firma entworfen und ansge er-
und ſoll gegen 900 Mark gekoſtet haben. Von 2 Ubr ab lot
ſammelten ſich die verſchiedenen Gaue auf dem ſogen. Linden ehr
zum Feſtzug, welcher um 21½ Uhr abging und erſt nach ln 0
als eiuſtündigem Marſche auf dem Feſtplatze ankam. Der Friner
wurde eröffner durch eine Abtheilung hieſiger Turner, wel 14
das Tambour⸗ und das Muſikcorps der hieſigen Feuerwehr 106„
ten. Weiter folgten 38 Feſtdamen, die Ehrengäſte, der Krar
turnrath und die Kampfrichter, welchen ſich die als Gäſte ſen.
weſenden Vereine aus dem XI. Kreiſe (14 Vereine) anſchloſtß,
Als der Zug auf dem Feſtplatze einmarſchirte, nahmen die Feu-
jungfrauen auf dem Podium Platz und nun begann ein geg l
ſeitiges heiteres Blumenbombardement zwiſchen den Feſtdagig
und den vorbeiziehenden Turnern, das erſt endete, als der 31
vor der Tribüne Aufſtellnng genommen hatte. Von der 6060 ö
mandotribüne herab bewillkommte nun Arnold die Turner dirf
ein herzliches „Grüß Gott!“, worauf noch Dr. Waſſmannsdu,
eine kurze Begrüßungsrede hielt, dieſelbe mit jubelnd aufgenand
menem „Gut Heil!“ auf den X. Turnkreis und das Vaterlagg
ſchliezend. Sofort nahmen die Freiübungen unter der Leitu
des Kreisturnwarts Räuber⸗Straßburg ihren Aufang, welche, nien
über 500 Turuen ausgeführten Stabübungen einen impoſanz,
Anblick gewährten. Den Stabübungen ſchloß ſich das Vereen.
wettturnen an, das bis zum Abend einen guten nud erfreulichen
Fortgang nahm. Eine Tanzunterhaltung ſchloß hier den erſten
wohlgelungenen Tag des Feſtes. 6 6.
. Arriburg l. h., 16. Angaſ. Die Oberrheiniſche geh
werbeausſtellung, welche vom hieſigen Gewerbeverein nit
Anfang der 80er Jahre geplant war und deren Abhaltung E=.
der Eröffnung der Höllenthalbahn erfolgen ſolle, iſt nunmeht be

Erbgroßherzogs Friedrich von Baden vom 1. Juli bis 30. pau
ger.

feſte erſtellten weiteren Halle und einigen kleineren Annergebä l
abgehalten werden. Die Anmeldebogen, Aufrufe zur Betheiliazen
und Programme werden gegenwärtig an die nach Tauſa gen ö
zählenden Intereſſenten verſchickt, wobei es mit dem beſten Wi 1
und trotz aller Vorſicht nicht vermieden werden kann, daß eind
Gewerbetreibende überſehen werden. Die betreffenden Firnas, x
mögen ſich ungeſäumt an den Präſidenten des Hauptausſchuſt ⸗
Herrn H. Ficke hier, wenden, welcher ihnen die nöthigen Papt
zuſenden wird. Zugelaſſen werden: alle Erzeugniſſe der Induſtt 2
des Gewerbes und Kunſtgewerbes, der bildenden Künſte,
Unterrichtsweſens und der Landwirthſchaft aus Oberbaden blich ö
Bodenſee bis zur Rench und aus dem Oberelſaß bis einſchließ
Straßburg. lerb
Aus Faden. Die in der Affaire des Mannheimer Unteroffiötlich ö
Ries verhafteten Neckarauer Burſchen ſind nunmehr fämniſer-
aus der Haft entlaſſen, da die Sektion der Leiche und die wei z
Unterſuchung keinen Anhalt für einen etwaigen Todtſchlag in
Ries ergeben hat. — Der Strike der Schreinergeſellen ⸗
Freiburg iſt nunmehr beendet, da ſämmtliche Meiſter die 5
langte zehnſtündige Arbeitszeit bewilligt haben ſollun

Vermiſchte Nachrichten. 1
Aus dem Elſaß, 14. Aug. Ein neuer Reblaus herd äſnden
Wegenheim (nicht weit von der Schweizer Greuze) aufgefun iu.
worden. — Die A. W⸗R. ſchreibt betr. der Reblausherde b
Lutterbach (Kreis Mülhauſen), daß man beabſichtige, daſel 1
6300 Rebſtöcke zu vernichten und den Boden gründlich zu
desinfiziren. Aroler
Wien, 16. Aug. Wieder iſt ein Unglücksfall in den Tiro 10
Alpen zu berichten. Der Profeſſor der Mathematik an der Cöer
witzer Univerſität, Dr. Adolf Migotti, ſtürzte geſtern 0
Aufſtiege auf den Mandron⸗Gletſcher (Adamello⸗Gruppe im 185
di Genova), eine Stunde von der Leipziger Hütte, von der en-
wand herab und blieb mit zerſchmetterter Hirnſchale todt licgz
Migotti, ein erfahrener Touriſt, war geborener Wiener und 15
Jahre alt. — In Innsbruck ſtarb der Univerſitän,
Profeſſor der klaſſiſchen Sprachen und Literatur, Regierunhet
rath Dr. Bernhard Juelg, geboren 1825 in Ringelbach
Oberkirch im Großherzogthum Baden. Nä
Zublin, 16. Aug. In bergangener Nacht wurde in der
von Portadown auf einen Eiſenbahnzug der Great Northei
bahn geſchoſſen und mit Steinen geworfen, aber Niemand ver!

Literariſches. 9
u

„Zur Belehrung über die Ernährung der Säu
linge, von Kreisphyſikus Dr. Max Reimann“ (Preis 6
betitelt ſich ein Schriftchen, das in 15 Regeln für die Behandlunte
der Kinder im erſten Lebensjahre eine Reihe klarer, für die

Buchhandlung von Lipſius u. Fiſcher in Kiel.

Handelsnachrichten. *
»Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frankfurt, 16. Aah-
Umſätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 227½¼, 228 b. u. G. Stagig-
bahn 184 b. Lombarden 92½ b. Galizier 154½, ½ b.
conto⸗Commandit 209.20, 10, 30 b. Creditbank 236 b. u.
Ungar. Eskompte 78 b. u. G. Buſchtherader 159½ b. lul
Bodenbach 274½ b. Böhm. Nordbahn 137½ b. u. G. Al EI
Weſteregeln 140.20 b. Gotthard⸗Aktien 103 b. Schweizer Ceg)
tral 99 b. Schweizer Nordoſt 60.70, 30 b. Union 88.60, 10.
b. u. G. 4pCt. ungar. Goldrente 87.50, 00 b. ult., 87.95, at?
05 b. compt. Ungar. Papierrente 77.10 b. Oeſterr. Goldi, 15
98 b. Egypter 74.80 b. ult., 74.90 b. compt. 55Ct. ditto 9 4..
b. compt. Spanier 61.35, 40 b. 5pCt. Italiener 100.30 b. 05.
100.70 b. br 6 du 228. E 10—168 5 Serb. Tabak 80.4
6½ Uhr: Credit 8. Egyvter 74.85. „
*Mannheimer Börſe. 16. Aug. Badiſche Bank 117 6.
Rhein. Creditbank 119.75 G. Rhein. Hypoth.⸗Bank 129 al
Bad. Anilin⸗ u. Sodafabrit 195 G. 195.50 B. Weſteregeln, A fen
13950 G. Waghäusler Zuckerfabrit 90.75 B. Heidelderger Aktie?“
Brauerei 126 G. 127 B. ter..
Ferlin, 16. Aug. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oa ö
Credit⸗Actien 457½. Staatsbahn 368½. Lombarden 18 6. 4
Disconto⸗Commandit 208 /. Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn 7⁷
Tendenz: Geſchäftslos. *
Heidelberg, 17. Auguſt.
Anfangs⸗Conrſe der heutigen Mitiags⸗Böüren :
mitgetheilt von der Filiale der Rheiniſchen Credüb
in Heidelberg. Berlin

Frankfurt 9
Oeſterr. Credit⸗Actien 228½ 405
Staatsbahn 184½ 3 6½
Lombarden 92 709 5⁰
Disconto⸗Commandit 209.30 2077
Galiz. Karl⸗Ludwigsbahnh. 155 7.—
4Ct. Egyhpter 74.80 —
Spanier · 61.40 — —
Türken 14.90 ſnd

Mannheim, 16. Aug. & roduetenböre.) Folgendes ien
die bezahlten Preiſe: (Per 100 Kilo. Preiſe in 4). Weizaff,
pfälzer 18 75 bis 19 —, Kölner Landw. 18 — bis 18 50, nrog
Saranska 17 75 bir 10 —, La Plata 10 — bis — —, J614 —

23 50 bis 23 75, indiſcher 23. — bis — —.
 
Annotationen