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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0220

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ziren und zwei Huſarenregimenter zu errichten.
An den nächſten Landtag wird eine Vorlage kommen be-
doten. der durch die Neuformation veranlaßten Mehr-
oſten.
Metz. 19. Aug. Die Beiſetzung der Leiche des ver-
ſtorbenen Biſchofs von Metz, Dupont des Loges,
findet am Donnerstag den 26. Auguſt in der Gruft der

bieſigen Kathedrale ſtatt. Andere Gerüchte ſind unbe-
gründet.

Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 19. Aug. Von geſtern auf heute kamen in
Trieſt an der Cholera 10 Erkrankungen und 3 Todes-
fälle, in Fiume keine Erkrankungen und keine Todes-
fälle vor.
Gaſtein, 19. Aug. Geſtern Vormittag erſchien Fürſt
Bismarck im Straubinger Hotel, um dem Kaiſer
Franz Joſeph mündlich zum Geburtstage ſeine Glück-
wünſche darzubringen, nachdem er ſeinen Namen bereits in
die Gratulationsliſte eingetragen hatte. Fürſt Bismarck
verweilte eine halbe Stunde bei dem Kaiſer.

Ausland.
Paris, 18. Aug. Wenn auch das neue franzöſiſche
Militärgefetz vorläufig nur im Entwurf vorliegt und
es noch keineswegs entſchieden iſt, ob dasſelbe nicht gleich
manchen ſeiner Vorgänger in den Aktenſchränken zu ver-
ſtauben beſtimmt iſt, ſo bleibt es doch intereſſant, die Stärke
des franzöſiſchen Heeres nach dem Boulangerſchen Geſetz-
entwurf kennen zu lernen. Wir bemerken dabei, daß in
der aufgeführten Stärke ſowohl die algeriſchen als auch
die Kolonialtruppen enthalten ſind, daß mithin die Ge-
ſammtſtärke auf einem europäiſchen Kriegsſchauplatze nie-
mals wird erſcheinen können, da Algerien und die Colo-
nieen zu keiner Zeit der Beſatzung entbehren können. Die
Infanterie wird 206 Regimenter zu 3 Bataillonen,
jedes zu 4 Kompagnieen umfaſſen, im ganzen 679 ½
Bataillone. Die Reiterei umfaßt 88 Regimenter,
wovon 84 franzöſiſche zu 5 Schwadronen und 4 eingeborene
zu 5 Schwadronen mit Depot ſind, im ganzen 440
Schwadronen. Bei der Artillerie ſind gleichzeitig
die Pioniere und Pontonniere mit eingetheilt, welche bei
dem deutſchen Heere als beſondere Waffe zählen, wogegen
Frankreich beſondere Genieſoldaten beſitzt, unter denen man
außer den Eiſenbahntruppen die Mineure, Sappeure und
Feſtungsartilleriſten verſteht. Nach dem neuen Geſetz wird
alſo die franzöſiſche Artillerie zählen 19 Regimenter Divi-
ſions⸗Artillerie, 19 Regimenter Corpsartillerie ꝛc., im
ganzen 427 Batterien. Das Genie corps enthält
12 Regimenter zu 3 Bataillonen mit je 6 Kompagnieen,
um ganzen 194 Kompagnieen. Inwieweit dieſe
Zahlen in die Wirklichkeit zu übertragen ſein werden, hängt
von dem Schickſal ab, welches der Boulanger'ſche Geſetz-
entwurf in der Abgeordnetenkammer haben wird.
Paris, 19. Aug. Wie es heißt, ſollen die Kammern
nicht vor dem 15. October wieder einberufen werden. Die
Sitzungen des Miniſterraths ſollen am 1. September
wieder regelmäßig beginnen. Es iſt die Rede davon,
Waddington werde an Baron de Courcels Stelle

als Botſchafter in Berlin ernannt. — Die „Patrioten-
Lliga“ veröffentlicht in den Zeitungen folgende Erklärung:

„Mehrere Zeitungen meldeten nach der Köln. Ztg., daß
Dérouléède, gegenwärtig in Rußland, auf Befehl des
Czaren mit Ausweiſung bedroht wäre. Die Nachrichten,
die aus zuverläſſiger Quelle kommen, beweiſen, daß die
Nachricht erfunden war. Der Empfang, der Dérouléde
zu Theil wurde, und die von ihm beobachtete Haltung
dürften ſolche Gerüchte nicht rechtfertigen. Aus anderer
Ouelle verlautet dagegen, daß Dérouléde von Rußland nach
Schweden ging, weil er in Folge einer Rede, die er in
Offizierskreiſen gegen Deutſchland gehalten, ſtreng

überwacht wurde. — Die hieſigen Blätter halten dem

verſtorbenen Biſchof von Metz, Dupont de Loges,
als franzöſiſchem Patrioten warme Nachrufe; viele andere
Blätter greifen ſeinen Nachfol ger als verdächtig an.
Amſterdam, 18. Aug. Der hieſige Correſpondent des
Newyork Herald will eine Unterredung mit dem Führer
der holländiſchen Socialiſten Domela Nieuwenhuis gehabt
haben, in welcher ſich der Letztere über die jüngſten Ruhe-
ſtörungen in Amſterdam in nachfolgender großſprecheriſcher
Drohweiſe ausgelaſſen haben ſoll: „Die Unruhen ſind
durch das Verbot einer Volksbeluſtigung hervorgerufen.
Eine bernunftgemäße Erziehung hätte dem Volke die Roh-
heit und Grauſamkeit jener Beluſtigung vor Augen geführt;
aber anſtatt an eine geordnete Erziehung des Volkes zu
denken, greift die Regierung zu willkürlichen und eigen-
mächtigen Polizeimaßnahmen. Gegenwärtig iſt die Ruhe
im Lande wieder hergeſtellt, aber im Winter wird die bittere
Noth das Volk zu erneutem Handeln zwingen. In Folge
des geringen Entgegenkommens, welches die Behörde den
unteren Claſſen zeigt und in Folge ihres harten und grau-
ſamen Vorgehens hat ſie ſich ebenſo verhaßt gemacht, wie
einſt die Regierung des Herzogs Alba. Gleiche Urſachen,
haven gleiche Wirkungen: der Sturz Albas war der An-
fang der holländiſchen Republik!“ Auf den Einwurf, daß
das gegenwärtige Regiment im Lande doch nicht, wie ehe-
mals dasjenige Alba's, in fremden Händen ruhe, entgegnete
Nieuwenhuis, „auch die heutige Regierung ſei den Maſſen

des Volkes fremd und unſympathiſch. Die herrſchenden

Claſſen hätten ihre Reichthümer durch Speculationen auf
Java, Sumatra und in Amerika erworben, und ihre Capi-
talien in ausländiſchen Fonds brächten dem Mutterlande
keinen Nutzen.“ Für den nächſten Winter kündigte
Nieuwenhuis den Ausbruch einer Revolu-
tion an. ()
Luxemburg, 19. Aug. Bei der heutigen Erſat-
wahl der Stadtverordneten wurde an Stelle des
zurückgetretenen Peskatore Paul v. Scherff mit 382 gegen
den preußenfeindlichen Kandidaten Martha, der nur 159

Stimmen erhielt, gewählt. Scherff iſt geborener Deutſcher,
Sohn des ehemaligen Luxemburger Geſchäftsträgers am
Bundestag.
London, 19. Aug. Die heute verleſene Thron rede
enthält keinerlei Bemerkung über die auswärtige Politik.
Dieſelbe hebt im Weſentlichen hervor, daß das Reſultat
der jüngſten Wahlen die vom letzten Parlament in Betreff
Irlands getroffene Entſcheidung beſtätigt habe. Die Regie-
rung werde das Budget, ſowie die bereits von dem vori-
gen Cabinet eingebrachten Vorlagen dem Parlamente unter-
breiten. Da das Cabinet zu einer Zeit zuſammentrete, die
ſonſt gewöhnlich für die Ferien reſervirt ſei, werde die Re-
gierung ſich auf ſolche Vorlagen beſchränken, welche für die
Fortführung des öffentlichen Dienſtes während des Reſtes
des Finanzjahres nnentbehrlich ſeien.
Kopenhagen, 19. Aug. Der König von Portu-
gal hat heute Abend 5 Uhr ſeine Reiſe nach Malmoe und
Stockholm fortgeſetzt. Der däniſche König, der Kronprinz,
der griechiſche König, die Miniſter und die Mitglieder des
diplomatiſchen Corps gaben ihm bis zum Zollhauſe das
Geleite, wo eine aus Infanterie und Huſaren beſtehende
Ehrenwache aufgeſtellt war.
Petersburg, 19. Aug. Kaiſer Alexander III.
hat den bisherigen deutſchen Militärbevollmächtigten, General
b. Werder aufgefordert, ihn zu den großen Ma-
növern in Polen zu begleiten. Da zu denſelben
andere fremdländiſche Officiere, ſelbſt die Militärbevoll-
mächtigten nicht zugelaſſen werden, wird General Wer-
der der einzige Ausländer bei jenen intereſſanten
Truppenübungen ſein. Dieſe liebenswürdige Einladung
und Bevorzugung iſt ein neuer Beweis, wie ſehr Kaiſer
Alexander den ſcheidenden General ſchätzt und welch' hohen
Werth er auf die Freundſchaftsbeziehungen mit
Deutſchland legt. Man könnte in derſelben ſogar eine
mittelbare Antwort auf die Spionenriecherei einiger ruſſiſchen
Blätter ſehen.

Aus Stadt und Land.

S heidelberg, 20. Aug. Der geſtrige Tag nahm für unſere
Beſucher, die Mitglieder des Vereins deutſcher Archi-
tekten und Ingenieure, einen in jeder Beziehung herr-
lichen Verlauf. Die Erwartungen, welche Herr Oberingenieur
Schmück⸗Frankfurt am Vormittage in ſeiner Erwiderung auf die
Begrüßungsrede des Herrn Oberbürgermeiſters Dr. Wilckens an
den Beſuch geknüpft, dürften voll und ganz erfüllt worden ſein.
Unſerm geſtrigen Bericht, der nur mehr den Begrüßungsakt in
der Feſthalle zum Gegenſtande hatte, laſſen wir über den
weitern Verlauf die nachſtehenden Mittheilungen folgen.
Unter Führung der leitenden Architekten des Schloßbaubüreaus,
der Herren Koch und Seitz, ging der Zug von der Feſthalle in
zwei Abtheilungen zur Heiliggeiſtkirche, um die dort ausgeſtellten
Aufnahmen des Schloſſes in Augenſchein zu nehmen. Nach ein-
ſtündigem Aufenthalte in der Kirche begab man ſich auf das
Schloß ſelbſt, um hier in natura zu bewundern, was man bisher

Schloßruinen lehnten ſich ſelbſtredend an die neueſten Forſchungen
der letzten Jahre an. In dem ſoeben erſchienenen Hefte der
Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins zur Geſchichte des
Heidelberger Schloſſes ſind dieſe neueſten Forſchungsreſultate
durch Profeſſor Zangemeiſter und Architekt Seitz veröffent-
licht. Profeſſor Zangemeiſter hatte kein Opfer und keine Mühe
geſcheut, um alte Bilder, Stiche, alte Akten hier ſowohl als auch
in Stuttgart, Wien und Paris, welche ſich irgendwie auf das
Schloß beziehen, zu ſtudiren und zu prüfen und das Brauchbare
davon zuſammenzutragen. Gleichzeitig unternahm es Architekt
Seitz hiſtoriſche Forſchungen anzuſtellen, um manche alte ver-
roſtete Anſicht über den Haufen zu werfen. Er ſchloß ſich hierbei
natürlich an dieſelben Quellen wie Profeffor Zangemeiſter an,
aber hauptſächlich kam ihm dabei ſein ſcharfer fachmänniſcher Blick
zu Gute, an Stellen wo die Akten ſchwiegen. Er unterſuchte genau
die Konſtruktionen und Anſchlüſſe der verſchiedenen Mauern, wobei
die Vergleichung der ſämmtlichen Steinmetzzeichen ſeine ſchwierige
Arbeit weſentlich erleichterte. Das Hauptreſultat ſeiner For-
ſchungen war, daß die meiſten Bauerweiterungen auf dem Schloſſe
von Ludwig V. (1508—44) ſtammen. Die heute herrſchenden Be-
zeichnungen der meiſten Schloßbauten ſind vollſtändig unrichtig
oder unpaſſend und werden durch Herrn Seitz folgendermaßen
richtig geſtellt. Wir erhalten ſtatt Bandhaus den Namen
Frauenzimmerbau, ſtatt Rudolfsbau Bibliothek, ſtatt
Neuer Hof Gläſerner Saalbau, ſtatt Bibliothekthurm
Apothekersthurm, ſtatt Geſpreugter Thurm Kraut-
thurm (den Namen Geſprengter Thurm erhielt derſelbe
natürlich erſt nach der Kataſtrophe von 1689), ſtatt achteckiger
Thurm Glockenthurm. Mögen recht bald die unpaſſen-
den Bezeichnungen dieſes Jahrhunderts verſchwinden und die
richtigeren alten wieder eingeführt werden. Nach dieſer kurzen
Abſchweifung kehren wir wieder zu unſern Architekten und Inge-
nieuren zurück, welche gerade im feſtlich dekorirten Frauen-
zimmerbau zum Feſtſchmauſe verſammelt ſind. Wenn irgend-
wo, ſo waren hier die Feſttheilnehmer zahlreich erſchienen. Die
Großh. Staatsregierung hatte anläßlich des Feſtes die ſämmt-
lichen Gobelins im Frauenzimmerbau belaſſen. Das Diner wurde,
mit zahlreichen Trinkſprüchen gewürzt, in animirter Stimmung
eingenommen. Herr Oberingenieur Meyer toaſtete auf Se. Kgl.
Hoheit den Großherzog, an welchen auch ein Begrüßungs⸗Tele-
gramm abgeſendet wurde. Herr Direktor Kohn, Vorſtand der
Generalverſammlung, brachte einen Toaſt auf Heidelberg aus.
Herr Bürgermeiſter Dr. Walz antwortete darauf und ließ den
Verband hochleben. Herr Dombaumeiſter Schmidt, ein alter
ehrwürdiger Herr, ſprach über die Aufnahmen des Baubüreaus;
gleichwie aus den Ruinen des alten deutſchen Reiches neues Leben
emporwuchs, alſo auch aus den Ruinen des Heidelberger Schloſſes.
Mögen die Arbeiten an der Schloßbauruine nicht blos zur Ehre
Heidelbergs, ſondern zur Ehre des ganzen deutſchen Reichs ge-
reichen. Sein Hoch galt den leitenden Architekten Seitz und Koch.

Weiſe auf Scheffel und forderte zur ſofortigen Sammlung für ein
Scheffeldenkmal in Heidelberg auf. Die Sammlung ergab 1000.
Herr Baurath Baumeiſter aus Karlsruhe widmete den Kin-
dern der Feſttheilnehmer einen ebenfalls humoriſtiſch gehaltenen
Trinkſpruch. Schließlich brachte noch ein Vertreter des Peters-
burger deutſchen Architektenvereins die Grüße des letzteren dar.
Um ½6 Uhr brach man nach Ziegelhauſen auf, wo man im Gaſt-
haufe zum Adler einige vergnügte Stunden verlebte. Später, als
man beabſichtigt, wurde mittelſt Neckarbooten die Rückkehr nach
Heidelberg angetreten, um hier zum Beſchluß des ſchönen Feſt-
tages das magiſche Schauſpiel der Schloß⸗ u. Brückenbeleuchtung

zu genießen. Wie zu erwarten, entzückte daſſelbe die geſchätzten

Gäſte in höchſtem Grade. Der Effelt des impoſanten Schauſpiels,
das ſich darbot, wurde durch das Brillantfeuerwerk auf dem
Neckar noch bedeutend erhöht. Nach Beendigung der Beleuchtung
und des Feuerwerks marſchirten die Gäſte unter Vorantritt einer
Muſikkapelle nach dem Bahnhof, von wo alsbald die Rückfahrt
nach Frankfurt erfolgte.

blos auf dem Papier ſehen konnte. Die Erklärungen in den

Mittelſchule mit 10 Lehrern gegründet, wurde die Anſtalt von dem

Hr. Stadtbaumeiſter Dr. Stübben aus Köln toaſtete in humoriſtiſcher

treibende die Motoren, welche zum Betriebe mit Hülfe der ſehr
richtet ſind. Die Maſchinenfabrik von Wilh. Großmann in

Speiſerufer aus. Die Maſchinenfabrik von B. Schmidt (In-
haber Joh. Quenzer) in Zell i. W. bringt 2. Turbinen, eine
Girard⸗Turbine und eine

mit 80 mm Cylinderdurchmeſſer und 100 mm Hub aus. Einen
Waſſermotor kleinſter Art (Patent Herbertz) führen Gebr. Kühn
in Karlsruhe vor. Derſelbe beſitzt Pferdekraft und iſt zum.

und Hilfsmaſchinen für Zahnärzte geeignet. Er wird in der
Ausſtellungshalle zum Betriebe von Nähmaſchinen verwendet.

nachdem das Stuttgarter Gymnaſium ſein 100jähriges Beſtehen

O Seidelberg, 20. Auguſt. (Schöftengerichtsſtzung vom 19. d.)
Nicolaus Weſch II. und Michael Ehret in Wieblingen werden we-
gen Diebſtahls, erſterer zu 2 Tagen, letzterer zu 1 Tag Gefänzniß
Johann Strobel von Wien wegen Diebſtahls zu 8 Tagen Gefäugn
verurtheilt. Joſeph Michaeli von Doſſenheim und Johann § 101
von Wilhelmsfeld, wegen Körperverletzung angeklagt, Wirth Micha
Loibl von Ochſenberg., z. Zt. inNReuenheim, wegen Bedrohung un
Hausfriedensbruchs angeklagt, und Nikolaus Hertel von Wilhelms'
feld, wegen Sachbeſchädigung angeklagt, werden freigeſprochen.
Johann Treiber von Wieblingen wird wegen Körperverletzung
zu 14 Tagen Gefängniß, Johann Müller von Mönchzell wegen
Bedrohung zu 6 ½. Geldſtrafe, Jacob Ueberle II. von Neuenheim,
wegen Beleidigung von Ludwig Ueberle angeklagt, zu 8 Tagen
Gefängniß, Schreiner Johann Schwarz Ehefrau hier, wegen Be-
leidigung von Ludwig Zimmermann angeklagt, zu 5 & Geldſtrafe
verurtheilt. Seifenſieder Philipp Mayer Ehefrau dahier iſt we-
gen Beleidigung von Jakob Löſch angeklagt; letzterer zieht die
Klage zurück. Jakob Stadler von Ziegelhauſen, wegen Beleidi-
gung von Friedr. Höchſtetter angeklagt. wird zu 10 N Geldſtrafe,
Georg Adam Claner von Rohrbach wegen Beleidigung von Jor.
hannes Wieſt angeklagt, zu 30 . Geloſtrafe verurtheilt; Clauer
hatte aber Widerklage erhoden, welche zur Folge hat, daß Wieſt
zu 20 ¼. Geldſtrafe verurtheilt wird.
*gridelberg, 20. Auguſt. Laut Bekanntmachung der General-
direction der Grotzh. Bad. Eifenbahnen in der heutigen Nr. d. Bl-
werden, worauf wir an dieſer Stelte, weil von großem Jutereſſe
für das hieſige Publikum, noch beſonders aufmerkſam machen-
vom nächſten Sonntag den 22. an die für die Lokalzüge auf
der Strecke Heidelberg⸗Bahnhof—Neckargemünd errichteten Halte,
ſtellen Peterskirche, Wolfsbrunnen und Kümmel
bacher Hof dem Verkehr übergeben. Es halten an deuſelben
aber wohlgemerkt nur die ausdrücklich als Lokalzüge bezeich“
neten Züge.
—= Weinhein, 18. Aug. Letzten Sonntag und Montag wurd ö
das diesjährige Kirchweihfeſt hier gefeiert und dabei am Mon⸗ 3
tag zugleich ein Jahrmarkt abgehalten, was durch die vielen auu
weſenden Fremden ein überaus bewegtes Leben in unſere Sta
brachte. Sehr gut beſucht waren die zahlreich aufgeſtellten Schan
buden, Carrouſſels, ein Circus mit Turnproductionen, Panto
mimenſpiel u. ſ. w. Obgleich das Gedränge hier, ſowie in ve,
vielen Wirthſchaften, in welchen zum groben Theil Tausbeluſe,
gungen ſtattfanden, und auf dem Marktplatze ein nicht unbedeutende
war, verlief das Ganze doch ohne jedwelche Störung, und gehen
heute wieder die verſchiedenen Geſchäfte ihren regelmäßigen Gang. —
In den Weinbergen beginnen die Trauben ſich zu färben
nur ſchade, daß der Herbſt nicht vielverſprechend ausfälll.
Seit circa 8 Tagen zeigen ſich die Fel dim äu ſe in großer Zahl,
weßhalb zur Vertilgung derſelben das Umpflügen der Stoppel-
felder polizeilich angeordnet iſt. —
+ Farlsruhr, 18. Aug. (Ausſtellung für Handwerks“
technik und Hauswirthſchaft, eröffnet ſeit dem 15.
Auguſt.) Nachdem nunmehr die Ausſtellung in allen ihren
Theilen dem Publikum zugänglich iſt, erſcheint es nicht unange-
bracht, die einzelnen Gruppen derſelben nach und nach einer kurzen
Beſprechung zu unterziehen. Indem wir in erſter Linie heute die-
Klaſſe der „Waſſermotoren“ ins Auge faſſen, erwähnen wir, da
dieſelbe mit 4 Ausſtellern vertreten iſt, welche die mannigfachen
Mittel zur Ausnützung von Waſſerkräften vorführen, und deren
Objekte bei der großen Menge der in unſerem Lande vorhandenen
Waſſerkräfte ſich für viele ſehr intereſſant und belehrend erweiſen
dürften. Bemerkenswerth erſcheinen namentlich für Kleingewerb-

vielen Städten zur Verfügung ſtehenden Waſſerleituugen eingen

Pforzheim führt in dieſer Gruppe 2 Waſſermotoren von
gleicher Größe vor, von denen der eine mit ſelbſtthätiger, der
Leiſtung entſprechender Waſſerregulirung verſehen iſt. Außerdem
ſtellt derſelbe noch 2 Waſſerſtandsregulatoren und 2 elektriſche

Hochdruckturbine an ſtädtiſche
Wafſerleitungen für Kleingewerbe. Wilhelm Joh. Schu-
macher, Maſchinenfabrik in Köln a. Rh. ſtellt« einen Motor

Betriebe von Nähmaſchinen, Ventilatoren, kleinen Bohrmaſchinen

Karlsruhe, 18. Aug. Das hieſige Gymnaſium begeht im Nobv.
d. Js. das Feſt ſeines 300jährigen Beſtehens. Im Jahr 15860
vom Markgrafen Ernſt Friedrich von Baden in Durlach als

Markgrafen Karl Wilhelm im Jahr 1721 in die neue Reſidenz
Karlsruhe verlegt. Hier wurde im November 1786, 2 Monate

gefeiert, das zweite Jubelfeſt der Schule unter der Theilnahme
des Hofes in der Schloßkirche gefeiert. Es iſt der Gedanke au-
geregt worden, für die dritte Feier eine Jubelgabe ſeitens der
früheren Schüler der Anſtalt zu ſtiften.
Jahr, 18. Aug. Eine von Herrn Dekan Förderer einberufene
Freie Konferenz der Geiſtlichen des Sprengels hat am 11. d. M.
die Gründung eines Prieſterunterſtützungsvereins für die ganze
Erzdiözeſe in Auregung gebracht.

Vermiſchte Nachrichten. *
— Friedrich des Großen muſikaliſche Werke. Der
Kaiſer hat die Veranſtaltung einer würdigen Ausgabe der muſi-
kaliſchen Werke Friedrich des Graßen genehmigt. Eine vom
preußiſchen Unterrichtsminiſterium veranlaßte Begutachtung der
hinterlaſſenen muſikaliſchen Handſchriften hatte ergeben, daß die-
ſelben durchaus vom Könige ſelbſt abgefaßt und durchgeführt,
nicht nur geſchichtlich intereſſant find, ſondern auch von künſtleri, *
ſcher Formbeherrſchung und muſikaliſcher Erfindungskraft zeugen;
überall herrſcht in denſelben ein geſundes muſikaliſches Leben, die
langſamen Sätze überraſchen oft durch ſchöne, warm empfundene
Melodien und durch geiſtreiche Züge. Die Werke athmen ſo viel
Innerlichkeit, daß die Perſönlichkeit des großen Königs durch die
Veröffentlichung dieſer edlen Schöpfungen, welche ihn in der Noth
des Vaterlandes, dann in der Alterseinſamkeit ſeines hohen Be-
rufes erquickt haben, dem deutſchen Volke von einer neuen be-
deutſamen Seite aufgehen wird. Das Vorurtheil, der große
König habe im Flötenſpiele leichte Unterhaltung, geſucht, wirr
durch die Ausgabe ſeiner Werke beſeitigt werden. Die Ausgabe, gleich
der einſt von Friedrich Wilhelm IV. veranſtalteten der Schriften
Friedrichs d. Gr., als ein würdiges Denkmal gedacht, wird zut
ausſchließlichen Verfügung des Kaiſers ſtehen, doch iſt die 171
der Herausgabe betraute Verlagshandlung Breitkopf u. Härtee
in Leipzig, welche es als Lebensaufgabe betrachtet, erſtmalig.
würdige Geſammtausgaben der muſikaliſch⸗ſchöpferiſchen Geiſtir
des Vaterlandes zu veröffentlichen, ermächtigt, auch eine f „
weitere Kreiſe beſtimmte Ausgabe in der Ausſtattung der At-
ſammtausgaben erſcheinen zu laſſen. Die ausgewählten muſikal;
ſchen Werke werden in drei Bänden 25 Sonaten und 4 Condeit
umfaſſen, welche ſämmtlich für das Modeinſtrument jener Zei,
die Flöte, geſchrieben, doch auch auf Geige und Klavier ausführ
bar, ſomit weiteſten Kreiſen zugängig ſind. Die Herausgabe die
in die Hände bewährter Muſikgelehrter und Fachleute gelegt; a
Verlagshandlung nimmt vorläuflge Subſkriptionen, Preis etw
30—40 Mark, entgegen.
Jermatt, 19. Aug. Auf eine geſtrige Nachricht, am vorhergeheri
den Tage ſeien infolge des Witterungsumſchlages 3
Deutſche, zwei Italiener und ein Engländer auf der
des Matterhorns eingeſchneit, machten ſich 8ee
Morgens drei Führerzüge auf den Weg. Sämmtliche Eingen:


 
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