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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0230

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München, 21. Auguſt. Der deutſche Kronprinz
verläßt am 3. September Berlin und trifft am 4. Sep-
tember früh auf dem Bahnhofe in Augsburg ein. Nach
kurzem Aufenthalt begibt er ſich nach dem Lager Lech-
feld, um dortſelbſt die Beſichtigung der vereinigten Ca-
vallerie⸗Diviſion vorzunehmen. Nach Beendigung derſelben
reiſt der Kronprinz mittelſt Extrazuges über Kaufering-
Landsberg nach Schongau und begibt ſich von da über
Füſſen zum Beſuch der Königin⸗Mutter nach Hohen-
ſchwangau. Am 5. September Abends trifft derſelbe
wieder in Augsburg ein und nimmt im Hotel „Drei
Mohren“ Abſteigquartier. In den nächſten Tagen folgen
alsdann weitere Truppenbeſichtigungen. Am 9. September
beendet er die Inſpektion der bayeriſchen Truppen und
reiſt über Ulm⸗Stuttgart nach Straßburg, um dortſelbſt

am 11. September der großen Kaiſerparade und den am

13. September beginnenden Manövern anwohnen zu können.
München, 21. Auguſt. Die deutſche Kronprin-
zeſſin traf mit drei Töchtern um 10 Uhr 20 Minuten
hier ein, frühſtückte im Königsſalon mit dem Prinzen
Wilhelm und reiſte um 10 Uhr 45 Minuten nach Trient
weiter. Prinz Wilhelm fuhr nach Starnberg und
kehrte Abends nach München zurück.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 21. Aug. Von geſtern auf heute kamen in
Trieſt an der Cholera 10 Erkrankungen und 2 Todes-
fälle, in Iſtrien 11 Erkrankungen vor, in Fiume iſt ein
früher Erkrankter geſtorben.
Wien, 21. Aug. Die deutſchen Sängergäſte aus
Wiesbaden, Hannover, Stuttgart und Nürnberg hielten in
Graz einen feierlichen Einzug. Die Stadt iſt reich ge-
ſchmückt und wird in großartiger Weiſe beleuchtet. Der
Bürgermeiſter begrüßte herzlich die treuen Stammesgenoſſen
aus dem mit Oeſterreich zu Schutz und Trutz verbündeten
Reiche. Die Steiermark pflege die deutſche Art und Sitte,
das deutſche Lied härte die deutſche Kraft. Der Statt-
halter ſandte einen Drahtgruß zum 40. Jubelfeſt des
Männergeſangvereins. ö
Gaſtein, 21. Aug. Kaiſer Franz Joſef empfing
in zweiſtündiger Audienz geſtern Mittag den Reichskanzler
Fürſten Bismarck. — Dem lebhaften Verkehr
zwiſchen dem Kaiſer Franz Joſef und dem Fürſten
Bismarck in Gaſtein wird große Aufmerkſamkeit ge-
widmet. Nach der geſtrigen zweiſtündigen Audienz beſuchte
Fürſt Bismarck den Vorſteher der Cabinetskanzlei, Staats-

rath Braun.

Ausland.

Paris, 21. Aug. Der elſaß⸗lothringiſche Bund und
der Unterſtützungsverein forderten den Abgeordneten Antoine

ſchriftlich auf, „die Blumen Frankreichs auf den Sarg des

verſtorbenen Biſchofs von Metz zu legen.“ Der
Verein der „Patrioten der Moſel“ in Paris ertheilte den-
ſelben Auftrag. — Briefe aus Tonkin melden wiederum

eine Verwüſtung der chriſtlichen Gemeinde in der

Provinz Fontay durch Freibeuter. 300 Chriſten retteten
ſich durch Flucht. — Morgen ſoll ein neuer Aufruf des
Prinzen Napoleon erſcheinen. — Nach Wiederzu-
ſammentritt der Kammer ſollen Einladungen an die Mächte
zur Betheiligung an der Ausſtellung von 1889
ergehen; vor den amtlichen Einladungen ſoll bei den Groß-
mächten erſt unter der Hand angefragt werden. — In
Bourg St. Auguſtin bei Tulle ſind durch eine Feuers-
brunſt 40 Häuſer zerſtört; mehrere Perſonen kamen im
Brande um.
London, 21. Aug. Unter den diplomatiſchen Schrift-
ſtücken über Batum, welche dem Parlament mitgetheilt
ſind, befindet ſich eine intereſſante Depeſche Lord Roſe-
berys an den engliſchen Botſchafter Morier in Peters-
burg vom 3. Juli. Daraus geht hervor, daß Lord Roſe-
bery in einer Unterredung mit dem Botſchafter v. Staal
dieſem erklärte, die Beſeitigung des Artikels 59 des Ber-
liner Vertrages ſei eine ſehr ernſte Angelegenheit.
Lord Roſebery beſtritt die Beweiskraft des Grundes, daß
Rußland ſich der in Artikel 59 übernommenen Verpflich-
tungen entledigen könne, weil dieſe eine freiwillige Erklärung
des Kaiſers ſei und hob hervor, daß aus dem Protokoll

hervorgehe, daß dieſe Verpflichtung das Gepräge eines
feierlichen Vertrages zwiſchen dem Kaiſer und andern
Mächten habe.
Petersburg, 21. Auguſt. Alle panſlaviſtiſchen
Bemühungen, Rußland von einem Zuſammengehen
mit Deutſchland und Oeſterreich abzulocken und dafür
Frankreich näher zu bringen, ſind geſcheitert und eher in
das Gegentheil verwandelt. Beſonders eifrig in der letzten
Zeit haben unſere maßgebenden Kreiſe davon öffentliches
Zeugniß abgelegt. Die beſonders freundliche Aufnahme
des Bruders und der Schwägerin des öſterreichiſchen Kai-
ſers an unſerem Hofe, das vorbeugende Einſchreiten gegen
die Wühlereien des franzöſiſchen Prahlhanſes Deroulede,
die neuerliche auszeichnende Einladung an den bei den Pan-
ſlaviſten unbeliebten General v. Werder, an den Manö-
vern in Polen theilzunehmen, bilden eine in einandergrei-
fende Kette von Beweiſen, daß die ruſſiſche Regie-
rung nach wie vor ein enges Zuſammengehen mit den
zwei Kaiſermächten auch für die ruſſiſchen Intereſſen am
förderlichſten hält. Auch das Fernbleiben v. Giers' bei
den Zuſammenkünften in Kiſſingen und Gaſtein vermag
dieſe Beweiſe nicht zu ſchwüchen. Man weiß, daß Giers
auf alle Fälle mit dem Fürſten Bismarck wie in frü-
heren Jahren vertrauliche Berathungen haben wird und daß
nur äußere Umſtände ihn an der Zuſammenkunft in Ga-
ſtein hinderten. Da Fragen, die einer ſofortigen Löſung
harren, nicht vorliegen, kommt es nicht darauf an, wo die
Zuſammenkunft ſtattfinden wird; aber daß ſie ſtattfinden
wird wie früher, und daß ſie gewiß auch das bisherige
freundſchaftliche Verhältniß nicht nur zwiſchen beiden Staats-
männern, ſondern auch der drei mächtigen Kaiſerreiche unter
einander befeſtigen wird, unterliegt kaum einem berechtigten
Zweifel. Es iſt möglich, daß das Zuſammentreffen ſchon
in der nächſten Zeit ſtattfinden wird. Die Köln. Zig. glaubt,
beſtimmt der Ueberzeugung Ausdruck geben zukönnen, daß man
geeignete Mittel finden wird, die thörichten Gerüchte über die
Lockerung des Dreikaiſerbundes in ihrer ganzen Grund-
loſigkeit darzuſtellen.

Aus Stadt und Land.
* Bridelberg, 23. Aug. In den letzten Sitzungen des hieſi-
gen Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegenſtände zur Er-
ledigung gebracht:
1) Die Verſteigerung des diesjährigen Ertrages an Weymuths-
kiefernſamen aus dem Stadtwald mit einem Erlös von 10420½
per Hectoliter wurde genehmigt.
2) Zur Führung des Anſchlußzuges von hier an den Gotthard-
ſchnellzug in Schwetzingen im nächſten Winter wird, wie in
früheren Jahren, der Heidelberg⸗Speyerer Eiſenbahngeſellſchaft
ein Koſtenbeitrag von 400 %% Seitens der Stadt in Ausſicht ge-
ſtellt mit dem Vorbehalt, daß dieſer Anſchluß auch im nächſten
Sommer ohne ſtädtiſchen Zuſchuß wieder eingerichtet wird.
3) Die Lieferung des ſtädtiſchen Kohleubedarfs für den Winter
1886/87 wird den Kohlenhändlern J. Müller und J. F. Rohr-
mann um ihr Submiſſionsangebot übertragen.
4) Dem Geſuche des hieſigen Gemeinnützigen Vereines um die
Erlaubniß zur Aufſtellung je eines Schutzhäuschens auf der
Sprunghöhe und am Leopoldſtein wird unter dem Ausdruck des
Dankes für die gemeinnützigen Beſtrebungen des Vereines ent-
ſprochen. Gleichzeitig wird angeordnet, daß auf ſtädtiſche Koſten
auch bei den drei Trögen ein Schutzhäuschen errichtet werden ſoll.

— heidelberg, 23 Aug. Geſtern Vormittag wurde einem Herrn

aus Prag beim Einſteigen in den Oberländer Schnellzug 10 Uhr
35 Min. im bad. Bahnhofe dahier ſeine Brieftaſche, in welcher
ſich vier neue Einhundertmarkſcheine befunden haben ſollen, aus
der inneren Rocktaſche entwen det. Der Herr vermißte ſofort
im Coupee ſeine Brieftaſche und machte Anzeige. Ein verdäch-
tiges Individuum wurde noch vor Abgang des Zuges durch die
Schutzmannſchaft verhaftet und bei demſelben eine größere
Summe Geldes vorgefunden, darunter auch neue Hundertmark-
ſcheine. Abends bei Ankunft des Schnellzuges von Baden⸗Karls-
ruhe 8 Uhr 25 wurden drei weitere Collegen deſſelben feſtgenom-
men und ins Amtsgefängniß verbracht. Dieſelben hatten ihr
Handgepäck hier zurückgelaſſen und Billete nach Baden⸗Baden
genommen, wo ſie wahrſcheinlich dem Wettrennen anwohnen
wollten. Einer derſelben ſollte das Gepäck in Empfang nehmen,
während die anderen im Coupee ſitzen blieben. Es war unter
dieſen Umſtänden ein Leichtes, ſie ſämmtlich zu verhaften. Die
Arreſtanten ſind alle gut mit Geld verſehen und fein gekleidet,
wollen nur franzöſiſch ſprechen und nur einer will ſich im Deut-
ſchen verſtändlich machen können. Die Brieftaſche des Beſtohlenen
wurde heute Vormittag neben der Eiſenbahn bei Kirchheim von
einem Manne aufgefunden und zu Gerichtshanden gebracht. Die-
ſelbe enthielt noch ein Rundreiſebillet und Viſitenkarten ihres
Eigenthümers.
—* idelberd. 23. Aug. Das ſchon definitiv auf den 29. ds.

ſeſtgeſetzt geweſene Concert zu Gunſten des Scheffeldenkmals

ſchiebung erfahren und iſt nunmehr auf den 5. September, Nach-
mittags 3 Uhr, endgültig anberaumt.

etwas ſpäteren als urſprünglich beabſichtigten Termin weſeutlich
bis dahin ſtehen bleibt.

an Brammeiſter Wieſe von Breslau, in letzter Zeit in Frankfurt
am Main in Thätigkeit, um die Summe von 66 000 Mark mit
Inventar verkauft. — Mit der Pflücke des Frühhopfens wurde
im Laufe der vergangenen Woche begonnen. Derſelbe iſt nach
Ausſage der Händler frei von Juſekten, Krankheiten u. ſ. w.

meine Hopfenernte.

am 17. d M. ein dem Branntweintrinken ergebener Bürger und
Vater von 7 Kindern. Der Verſtorbene lebte ſonſt in guten Ver-
hältniſſen. — Am 18. Anguſt hielten die Lehrer des Bezirls
Wiesloch in Malſchenberg eine freie Lebrerconferenz ab.
Gegenſtand der Beſprechung war die Pflanzenkunde. Die Con-
ferenz war von 29 Lehrern beſucht.

Einnahmen 160 233 . 5 ½, darunter 35 059 ¾. für Umlagen.
Die Ausgaben beziffern ſich auf 112 504 96 H. Die Kaſſe
ſchloß mit einem Vorrath von 3932 ¾ ab. Das Vermögen iſt

Die diesjährigen Umlagen bezw. Einkommenſteuer iſt berechnet

ſteuer mit 39 , Kapitalrentenſteuer mit 8,8 ½.
Mannhtin, 20. Aug.
wegen Diebſtahls ſchon vorbeſtrafte 22jährige Dienſtknecht Daniel

ler in Handſchuhsheim mittelſt Einſteigens bei Nachtzeit 4%ì
ſelben verſucht zu haben; er erhält eine Gefängnißſtrafe von 1

brauer Theodor Knaus von Hilsbach wird wegen Bergehen
gegen § 176 Ziff. 3 St.⸗G.⸗B. zu einer Zuchthausſtrafe von 1
Jahr und 6 Monaten und den Koſten verurtheilt; außerdem wird
demſelben der Beſitz der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre

Nachtwächter Kaſimir Vögele von Sinsheim wegen Vergehen

Tochter des Vögele, Eliſabetha verheirathete Saubitz von eben-
daſelbſt, wegen Vergehen gegen § 173 St.⸗G.⸗B. Erſterer erhält

bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren, letztere
eine Gefängnißſtrafe von 4 Monaten. Dis Koſten ſind von den

Koſten verurtheilt. (Nach Mannh. Bl.)

ſtellung bildet die Klaſſe 2. der Dampfmotoren, welche 1
Ausſteller umfaßt. Ausgeſtellt haben: G. Bauſch in Cannſtatt

„Friedrich“⸗Motor, die Maſchinenbau⸗Aktiengeſellſchaft „Union
in Eſſen einen ½pferdigen Vakuum⸗Motor, Sachs u. Bolte in

maſchine, Scharrer u. Groß in Nürnberg 3 Dampfmotoren von 1,
3 und 4 Pferden, Klein, Schanzlin u. Becker in Frankeuthal einen
4pferdigen Sparmotor eigener Conſtruktion, Lefeldt u. Leutſ

richtung dient. H. Lanz in Mannheim ſtellte eine 2½ un

tuellen Vorzüge derſelben läßt ſich in der Kürze und ohne die?
ſelben dem Verſuche unterzogen zu haben, nicht gut etwas be-

zelnen hier nicht vorgegriffen werden kann.
◻Karlurnhe, 22. Aug. In ſeiner Sitzung vom Vorgeſtrigen

der Unglücksſtätte geleiſtet hat. Es werden 500 Mark als Ehren-
gabe für das Regiment und die betheiligte Maunſchaft dem Com-
mandeur zu gutſcheinender Verwendung übergeben. Die Aus“
grabungsarbeiten wurden durch Pr.⸗Ltnt. Buch (Ingenier⸗Offizier /
3. Zt. dem Leibgrenadier⸗Regiment zugetheilt) und Sec.⸗Vtut.
v. Hornſtein mit ebenſo großer Umſicht als muthvoller Energie
geleitet. Das kgl. Commando des Leibgrenadier⸗Regiments ſo
erſucht werden, den beiden Offizieren den Dank des Stadtrath
zu vermitteln.

gebenden Bemühungen. Eine Ehrengabe von je 25 Mark wir

der Lehrer der Heidelberger Hochſchule.

88 „Ruperto⸗Carola“,
illuſtrirte Teſtchronik der V. Zäkularfeier der Aniverſität
HZeidelberg.

Den vier Nummern der „Ruperto⸗Carola“, welche vorkdem Feſte

erſchienen ſind, und welche neben Anderem in einer Reihe größerer

hiſtoriſcher Arbeiten die Gründung und Entwicklung der Uni-
verſität, ſowie den Lebensgang und die Schickſale ihrer erlauchten
Stifter und Förderer zur Darſtellung brachten, ſchließt ſich jetzt
die fünfte Nummer als die erſte nach dem Feſte an. Auch ſie
beginnt mit einem hochintereſſanten Aufſatz über einen Mann,
der, ſo kurz ſeine Regierung war, doch vielleicht mit am bedeu-
tungsvollſten in die Geſchicke der Univerſität eingegriffen hat, mit
dem großen Fürſten der Renaiſſance, Otto Heinrich. Robert
Salzer, der treffliche Kenner der Geſchichte Otto Heinrichs, theilt
aus dem reichen Schatze ſeines Wiſſens eine Fülle intereſſanter
Tyatſachen über die Neuburger Zeit des ſpäteren Regenten der
Kurpfalz mit. Führte alſo dieſer Artikel die Reihe der Fürſten-
biographien weiter, ſo gibt der daran ſich ſchließende Aufſatz über
Friedrich Chriſtoph Schloſſer von B. Erdmannsdorffer einen
weiteren, höchſt werthvollen Beitrag zu den Biographien bedeuten-
Lel Eine Arbeit kunſtge-
ſchichtlicher Art liefert Mare Roſenberg, der ſich durch ſeine
Quellenunterſuchungen zur Geſchichte des Heidelb. Schloſſes einen
Namen gemacht hat, mit der Beſchreibung des Schloßhofes nach
einer Radirung von J. U. Kraus um 1683. — Einen Stoff, der
ſtets des Beifalls der Leſer ſicher iſt, behandelt W. Schlüter in
Dorpat, ein früherer Heidelberger, der an der Hand von Lauk-
hards Selbſtbiographie das Heidelberger Studentenleben vor 100
Deühedie vorführt. — Die Reihe der officiellen Feſtberichte,
welche die „Ruperto⸗Carola“ von nun an bringen wird, eröffnet die
Schildereng der Vorfeier in der Aula am 29. Juli von Auguſt
Thorhecke, die uns die Ueberreichung des Feſtbanners, ſowie des
von Profeſſoren und Docenten der Univerſität dargebrachten
Schreibgefäßes vor Augen führt. Wir ſind der „Ruperto⸗Carola“
zu ganz beſonderem Dank verpflichtet, daß ſie uns hiebei auch den
Wortlaut des ſchönen Gedichtes mittheilt, mit dem Fräul. Grete
Becker das Banner überreichte. Karl Hoff, der geniale Leiter des

großartigen hiſtoriſchen Feſtzuges, ſchließt ſeine Berichte über den
Feſtzug, die um ſo werthvoller waren und ſind, als ſie uns die
Intentlonen des Künſtlers ſelbſt in unmittelbarſter Geſtalt eröff-
nen. — Auch die Poeſie kommt in dieſer fünften Nummer
der „Ruperto⸗Carola“ wieder voll zu ihrem Rechte durch zwei
überaus ſchöne und ſtimmungsvolle Beiträge von Heinrich
Vierordt und Ludwig Fulda. — Steht ſo dieſe Nummer der
Feſtchronik, was den Text anlangt, den vorausgegangenen Num-
mern in keiner Weiſe nach, ſo bleibt ſie auch hinſichtlich des bild-
lichen Schmuckes ganz auf ihrer allſeitigſt anerkaunten Höhe.
Dem Aufſatz Salzers iſt ein intereſſantes Porträt Otto Heinrichs
aus deſſen früheren Jahren beigefügt; Erdmannsdörffers Abhand-
lung ſchmückt das energiſche und geiſtvolle Bild Schloſſers; dem
Stift des Hoioenne H. Kley verdanken wir die Feſtzugsſkizze,
welche uns die Gruppe Karl Ludwigs aufs lebhafteſte vergegen-
wärtigt. Aeußerſt gelungen iſt auch die Nachbildung der be-
rühmten Radirung von Ulr. Kraus, welche dem Roſenberg'ſchen
Aufſatz beigegeben iſt. Das Bild des Feſtbanners zeigt die ganze
reiche Pracht dieſes herrlichen von den Frauen und Töchtern der
akadem. Lehrer dargebrachten, nach dem Entwurfe des Herrn
Profeſſor Hermann Götz in der Kunſtſtickereiſchule des Badiſchen
Frauenvereins ausgeführten Kunſtwerkes, welchem die Illuſtration
des der Univerſität gewidmeten Schreibgefäßes ſich würdig an-
ſchließt. Den Schluß der Illuſtrationen bildet die Darſtellung
der von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog der Univerſität ge-
widmeten Feſtmedaille, der ein erklärender Text beigefügt iſt. —
Miscellen und Humoriſtiſches, worunter wir namentlich das rei-
zende Gedicht von K. Woll hervorheben, ſowie Mittheilungen über
die Ehrengeſchenke ehemaliger Heidelberger Studirender aus der
Schweiz und ſonſtige intereſſante Feſt⸗ und Literaturnotizen ver-
vollſtäudigen den reichen Jnhalt dieſer Nummer, welche die alten
Freunde der „Ruperto⸗Carola“ ohne Zweifel hoch befriedigen und ihr
neue zuführen wird. — Gewiß werden alle, denen daran liegt,
eine Feſtchronik von bleibendem Werthe zu erhalteu, nach ſolchen
Proben mit der Erklärung der Redaction einverſtanden ſein, wo-
nach die Gediegenheit des Unternehmens nicht etwa durch die
werden f Ie Anfeinanderfolge der einzelnen Nummern erſetzt
werden ſoll.

brochenes Feuer in der Nähe des Dorfes Rownoe ein Rau

gegangen und befand ſich die Wolga aufwärts in Fahrt. Nach-
dem am Donnerstag Abend bei Eintritt der Dämmerung die An-

wahr, daß in der Kajüte erſter Klaſſe eine Hängelampe umge
ſtürzt ſei und einen Theil der Kajüte in Brand geſetzt habe. Der
Steward verſuchte zuerſt, das Feuer mit Waſſer zu löſchen, di

Verdeck, riefen „Feuer“ und alarmirten dadurch die meiſt ſe
zur Ruhe gegangenen Paſſagiere, welche nunmehr in wi

ſofort über Bord, audere folgten darauf ſeinem Beiſpiele
Der Kapitän ließ den Dampfer mit voller Kraft in

deſſen waren aber immer mehr Perſonen über Bord 9“,

hatten und der Wind von vorne blies. Schließlich blieb bei de
Auflaufen des Schiffes auf das Ufer der Bug desſelben
Sande ſtecken, während das Hintertheil, von welchem aus all b.
ie Rettung bewerkſtelligt werden konnte, im tiefen Waſſer bliez,
Die Anzahl derjenigen, die den Tod im Waſſer fanden, wur.
noch dadurch vermehrt, daß man, um dieſelben über Waſſer 3

warf und dadurch viele verletzte, ſowie dadurch, daß die Maſchin-
beim Auflaufen des Dampfers auf den Strand nicht ſofort ge-
ſtoppt wurde, ſo d 5
Strande fortwährend in heftiger Bewegung hielten. Obgleich va
Ufer aus alle mögliche Hilfe geleiſtet wurde, iſt doch die
zahl der Paſſagiere umgekommen. Die genaue Zahl der Ver
glückten und der Geretteten iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt.

Dasſelbe findet unter“
Mitwirkung auswärtiger Vereine, deren Betheiligung durch den

r. Witsloch, 22. Aug. Die Brauerei Hartmann wurde geſtern

Gezahlt wurde 100 bis 105 . Dieſe Woche beginnt die allge-
r. Mühlhanſen, Amt Wiesloch, 22. Aug. Hier erhängte ſcch

— Schwetzingen, 21. Aug. Nach dem erſchienenen Rechenſchafts-
bericht der hieſigen Stadtgemeinde betrugen im Jahre 1885 die

veranſchlagt zu 857 558 , worauf 26 650 %¾ Schulden laſten.
mit 1 ½ 17 ½ vom Hundert, Grund', Häuſer⸗ und Gewerb-
Ferien⸗Strafkammer I) Der
Coſtabel von Pinache iſt geſtändig, dem Metzger Carl Mutſch-
entwendet und ferner einen zweiten Einbruchsdiebſtahl bei dem-

Monaten und die Koſten. — Der verheirathete 39jährige Bier-

aberkannt. — Anklageſache gegen den 614jährigen Taglöhner und
gegen §8 173 und 176 Fab. 3, ſowie gegen die 26 Jahre alte

eine Geſammtzuchthausſtrafe von 2 Jahren und Aberkennung der

Angeklagten gemeinſam zu tragen. — Der wegen Diebſtahls ſchon
mehrfach vorbeſtrafte Dienſtknecht Engelbert Elbert von Wieſen-
bach wird der Entwendung von . 2.50 für ſchuldig befunden
und zu einer Gefängnißſtrafe von 3 Monaten, ſowie zu den

+ Karlsruhr, 21. Aug. (Ausſtellung für Handwerks- *
technik und Hauswirthſchaft, eröffnet ſeit dem 15.
Auguſt.) Einen ganz beſonders hervorragenden Theil der Auig

einen ½pferdigen Motor, die Berliner Aktiengeſellſchaft für Eiſenn
gießerei und Maſchinenfabrikation einen Zpferdigen ſogenannten

Berlin einen 2pferdigen ſog. Viktoria⸗Werkſtätten⸗Motor, als Wand:

in Schöningen einen 6pferdigen Dampfmotor, welcher gleichzeiti
zum Betriebe der von derſelben Firma ausgeſtellten Molkereieinn

eine 3pferdige Lokomobile und Wm. Platz Söhne in Weinheinn
eine 2½⸗pferdige Vertikallokomobile aus. Ueber charakteriſtiſche
Unterſchiede der Motoren unter einander ſowie über die even

richten. Die Prüfung der Motoren wird Sache der Beurthei-
lungscommiſſion ſein, deren Urtheil durch Hervorhebung von Ein⸗ ö

hat ſich der hieſige Stadtrath offiziell mit dem Haus einſturs
in der Uhlandſtraße beſchäftigt und beſchloſſen, dem Com
mando des Leibgrenadierregiments den Dank für die mühevolle
und gefährliche Arbeit auszuſprechen, welche die Mannſchaft an

Ebenſo dem Krankenträgercorps für ſeine hin
für beſonders mutbvolle Arbeit an der Unglücksſtätte verwillig.

Prlersburg, 21. Auguſt. Laut Meldung von Saratow iſt der
Wolgadampfer „Werra“ durch ein während der Fahrt ausg,

der Flammen geworden. Von 200 auf dem Schifft?
befindlichen Perſonen ſind 4 in den Flammen/
alle übrigen durch das Waſſer umgekommen.
Ueber das Unglück auf der „Vera“ wird noch weiter gemeldet:
Die „Vera“ war mit zahlreichen Paſſagieren von Aſtrachan ab

Pauik auf das Verdeck ſtürzten. Einer der Paſſagiere ſpraud

Nähe des Dorfes Rownoe auf das Ufer laufen. Während

erhalten, vom Dampfer aus Bänke, Tiſche und Stühle ins Waſſe,

in Heidelberg mußte verſchiedener Umſtände halber eine Ver-

erleichtert bezw. ermöglicht wurde, in der Feſthalle ſtatt, welche

zündung der Lampen ſtattgefunden hatte, wurde ein Steward ge“

Flamme griff aber weiter um ſich; die weiteren Bemühungen
eines Stewards und eines Matroſen, das Feuer mit Teppicheg
zu erſticken, blieben ebenfalls erfolglos. Beide liefen darauf auf von

ſprungen, da die Flammen bereits das Vorderdeck ergriffen

allein

die Räder des Schiffes das Waſſer am

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