Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0266

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fürſt dem Volke und dem Heere für die in ſchweren Tagen
dem Throne bewieſene Treue, ſowie für ihr Eintreten zu
Gunſten der Unabhängigkeit Bulgariens und der Ehre des
bulgariſchen Namens ſeinen Dank aus und erbittet Gottes
Segen für Bulgarien, für deſſen Wohlfahrt alle einmüthig
ihre Kräfte vereinigen möchten.

Deutſches Reich.
Karlsruhe, 31. Aug. Das Geſetzes⸗ u. Verordnungs-
blatt für das Großherzogthum Baden Nr. 39 vom heutigen
Tage enthält:
Eine Bekanntmachung des Miniſteriums des Innern vom 19.
ds. Mts., das Regulativ für die im Geſchäftsbetriebe der vom
badiſchen Staate oder auf Rechnung des badiſchen Staats ver-
walteten Baggerei⸗ und gewerblichen Prahm⸗ und Fährbetriebe
vorzunehmenden Wahlen von Arbeiter⸗Bertretern und Beiſitzern
zum Schiedsgericht betreffend.
Karlsruhe, 31. Aug. Nachdem die Uebungen der drei

Cavallerie⸗Brigaden in ihren Verbänden unter dem jeweiligen

Commando ihrer Commandeure ſeit einigen Tagen ihren
Abſchluß erreicht hatten, wurde nunmehr, wie wir der
Karlsr. Zig. entnehmen, die 1. Cavallerie⸗Diviſion zu-
ſammengeſtellt und hatte geſtern ihren Uebungstag. Der
Großherzog begab ſich daher, um auch dieſen intereſ-
ſanten Exercitien beizuwohnen, geſtern früh 8 Uhr wieder
von Metz auf den großen Exercirplatz bei Freskati, wo
auch der commandirende General erſchienen war. Die Divi-
ſion, unter dem Commando des Generalmajor v. Gottberg,

welcher zwei reitende Batterien des Feld⸗Artillerie⸗Regiments

Nr. 8 beigegeben waren, hatte ihre rendez-vous-Stellung
gegen einen markirten Feind, beſtehend aus 24 Escadrons
mit ebenſo markirten Infanterie⸗ und Artillerie⸗Abtheilungen,
um ½9 Uhr eingenommen: es bezeichnete ein Kanonen-
ſchuß den Beginn des Gefechts. Im Verlauf deſſelben,
das an intereſſanten und lehrreichen Epiſoden ſehr reich
war, wurden bei großer Manövrirfähigkeit glänzende At-
taken auf Infanterie, Artillerie und Cavallerie ausgeführt.
Nach jeweiligen eingehenden Kritiken von Seiten des com-
mandirenden Generals wurde die Uebung um 11 Uhr be-
endigt und kehrte Se. Königl. Hoheit gegen /½ 12 Uhr
nach der Stadt zurück. Später ertheilte der Großherzog
einige Audienzen und folgte um 6 Uhr einer Einladung
des Commandeurs der Cavallerie⸗Diviſion, Generalmajor
v. Gottberg und deſſen Gemahlin zum Diner in deren Woh-
nung. — Geſtern, Montag, den 30. ds., begab ſich die
Großherzogin um 10 Uhr 40 Minuten von Konſtanz
nach Lindau, von wo aus dieſelbe die Prinzeſſinnen Lud-
wig und Thereſe von Bayern in der Villa am See und
die Großherzogin von Toskana beſuchte. Nachmittags be-
gab ſich Ihre Königl. Hoheit über Rorſchach nach Wartegg
zum Beſuch der Herzogin von Parma und der Gräfin von
Bardi, und von da nach Seefeld zu der Prinzeſſin Katha-
rina und dem Prinzen und der Prinzeſſin Wilhelm von
Württemberg. Abends 11 Uhr traf die Großherzogin wieder
auf Schloß Mainau ein.
Berlin, 31. Auguſt. Nach der Kreuzzeitung wird
Kaiſer Wilhelm bereits am 8. September in Baden-
Baden erwartet. — Die Nordd. Allgem. Ztg. ſchreibt:
Die „Morning Poſt“ iſt der Anſicht, daß die Rückkehr
des Fürſten Alexander nach Bulgarien Verwickelungen
herbeiführen könne, daß letztere ſich aber weſentlich ver-
mindern würden, wenn Rußland bei einem weiteren Vor-
gehen in der orientaliſchen Frage ſich einem „gemein-
ſamen Einbernehmen der übrigen Mächte“ gegen-
über befände.
welche den Handel lähme, große Rüſtungen nothwendig
mache und die ganze Welt in Ungewißheit und Beſorgniß
wegen der Zukunft erhalte. — Wenn die „Morning Poſt“,
fährt die Nordd. Allgem. Ztg. fort, wie man nach dieſer
Auslaſſung annehmen muß, die Schuld an der „Ungewiß-
heit und Beſorgniß“, welche die Welt erfüllen, in den
bulgariſchen Verhältniſſen ſucht, ſo beweiſt das, daß ſie
die Lage Europas völlig falſch beurtheilt. Wir haben an
Bulgarien gar kein Intereſſe; die Verhältniſſe dort
laſſen uns vollſtändig unberührt, und um
ihretwillen würden wir nicht einen einzigen Soldaten
unter den Waffen halten. Die Nöthigung für unſere Rü-
ſtungen geht von Frankreich aus; an unſern weſtlichen
Nachbar möge ſich die Morning Poſt halten, wenn ſie über
Lähmung des Handels und Ungewißheit der Zukunft klagt.
Unaufhörlich ſteigern die Franzoſen ihre Kriegsmacht; aus
jeder franzöſiſchen Zeitung kann die Morning Poſt ſich da-
von überzeugen, wie rapide die franzöſiſchen Streitkräfte
vermehrt werden, welche finanziellen Opfer man bringt, um
die Schlagfertigkeit der Armee zu erhöhen. In England
weiß man doch ſehr wohl, daß Deutſchland ſeinen Blick be-
ſtändig nach Weſten gerichtet halten muß; man ſollte dort
alſo anch darüber nicht im Zweifel ſein, daß lediglich
Frankreich für die Situation Mittel⸗Europas, über welche
die Morning Poſt klagt, verantwortlich gemacht werden
muß. Einen kauſalen Zuſammenhang zwiſchen dieſer Situa-
tion und den bulgariſchen Verhältniſſen zu conſtruiren, heißt
ſich mit den Thatfachen in Widerſpruch ſetzen.
Berlin, 31. Aug. Die eu ropäiſche Lage wird
heute als überaus friedlich angeſehen, und es wird
verſichert, daß einflußreiche Bemühungen zu einem perſön-
lichen Ausgleich zwiſchen dem ruſſiſchen Kaiſer und
dem Fürſten von Bulgarien eingeleitet ſeien, und daß
dieſe Bemühungen nicht als ausſichtslos bezeichnet werden
rönnten. Das fortdauernde Auftauchen von Senſations-
Nachrichten wird hier lebhaft bedauert, denſelben aber in
keiner Weiſe Bedeutung beigelegt. — Der Kronprinz
tritt ſeine Reiſe zu den militäriſchen Beſichtigungen in
Bayern künftigen Freitag an.
Halle, 31. Aug. In einem Briefe, welcher der Halle-
ſchen Zeitung aus Darmſtadt zugeht, wird bemerkt: Von
Berlin aus erhielt der Vater des Fürſten Alexander
von Bulgarien die beruhigende Verſicherung, daß gegen
ſeinen Sohn in der nächſten Zeit ruſſiſcherſeits keiner-

Mitteleuropa ſei einer Situation müde,

Ief agreſſibe Schritte zu erwarten ſeien. Ein Wiener
Ban khaus hat dem Fürſten zum Zwecke ſeiner Rückkehr
nach Bulgarien einen perſönlichen Kredit von 5 Millionen
Gulden angeboten, falls derſelbe erforderlich werden ſollte.
Breslau, 31. Auguſt. Auf der Katholikenver-
ſammlung forderte Frhr. v. Heeremann die Rückkehr
aller Orden, auch der Jeſuiten, was mit ſtürmiſchem
Beifall aufgenommen wurde. (Natürlich!)
Oeſterreichiſſche Monarchie.
Wien, 31. Aug. Auch hier wird dem Grafen
Eugen Zichy, welcher mit anderen ungariſchen Rittern
über Belgrad nach Sofia zur Begrüßung des Für ſten
Alexander reiste, die Abſicht zugeſchrieben, ein ſerbiſch-
bulgariſches Bündniß zu vermitteln; doch glaubt man
hier, daß von einem guten Einvernehmen mit dem Fürſten
bis zum Bündniß noch erhebliche Schwierigkeiten zu über-
winden ſein werden.
Wiien, 31. Aug. Das Fremdenblatt ſchreibt: Der Ar-
tikel der Nordd. Allg. Zig. vom 29. bezüglich der bul-
gariſchen Frage gibt den Zeitungen Gelegenheit zu
verſchiedenen Schlußfolgerungen. Mit Recht wird aus den
Anführungen des Artikels der Hinweis darauf hervorge-
hoben, daß die Intereſſen Serbiens Oeſterreich⸗Ungarn
näher berühren, als die Lage in Bulgarien. Wenn aber
hieraus gefolgert wird, daß das mehrfach behauptete Ein-
verſtändniß zwiſchen Oeſterreich⸗Ungarn und Ruß-
land über eine Auftheilung der Intereſſenkreiſe auf der
Balkanhalbinſel thatſächlich beſtehe, ſo können wir dies als
unrichtig bezeichnen.
Peſt, 31. Aug. Gelegentlich der Ankunft der A b⸗
ordnung des preußiſchen Heeres aus Anlaß des
Ofener Jubiläums feiern die hieſigen Blätter in zahl-
reichen Leitartikeln den deutſchen Kaiſer und das Bündniß
Ungarns mit Deutſchland.
Ausland. ö
Paris, 30. Aug. Der Figaro beſtätigt heute, daß in
Anam und Tonkin die Seuchen unter Mannſchaft und
Offizieren zahlreiche Opfer fordern; als Erſatz für die meiſt
elend dahingeſtorbenen 50 Offiziere, welche voriges Jahr
nach Tonkin gingen, werden dieſer Tage 35 andere nach
dem aſtatiſchen Cayenne geſandt werden. Unter den den
Krankheiten erlegenen Civilbeamten befindet ſich auch der
junge talentvolle Schriftſteller Marcel Girette, Secretär und
Neffe Paul Bert's; auch Frau Bert iſt erkrankt und wird
in Europa zurückerwartet. Dazu kommt, daß die Klagen
über die Verwaltung Paul Bert's ſich täglich mehren. Die
Maßregeln, welche er bis jetzt ergriffen, ſo heißt es, hätten
den Wirrwarr in der neuen franzöſiſchen Colonie nur
vermehrt. ö
Paris, 31. Aug. Bei den Manövern des 1. Corps
ſind viele Fälle von Sonnenſtich vorgekommen. In Ca-
pelle liegen 140 Kranke und 2 Todte; auch in Landrecies
und Cambrai ſind mehrere Reſerviſten vom Hitzſchlag ge-
troffen, in Tollignon (Dröme) fielen auf dem Marſche bei
40 Grad Celſius Hitze 2 Reſerviſten todt nieder. Der
Kriegsminiſter hat eine Unterſuchung angeordnet und durch
ein Telegramm ſeine Anordnungen wegen der Geſundheit
der Truppen in Erinnerung gebracht, ſowie den Befehls-
habern im Hinblick auf die Hitze empfohlen (heute 30 Centi-
grad), zu veranlaſſen, daß die Soldaten möglichſt vor der
Zeit der größten Hitze die Quartiere erreicht haben.

Aus Stadt und Land.
* geidelberg, 1. Sept. Von den Theilnehmern des Heidel-
berger Feſtes wird einer, ein Candidat des höheren Schul-
amts, Rich ard Faſold aus Dresden, vermißt. Er iſt
ſeit dem Feſte ſpurlos verſchwunden.
T heidelberg, 1. Sept. Wiener Blätter theilen mit, daß der
Synodalrath der öſterreichiſchen Altkatholiken u. a. auch Herrn
Stadtpfarrer Dr. Rieks auf die Kandidatenliſte für die Wahl
eines Biſchofs für die öſterreichiſchen Altkatholiken geſetzt habe.
Aus zuverläſſiger Quelle können wir mittheilen, daß er die allen-
fallſige Wahl nicht annehmen wird. Dieſes Frühiahr wurde er
angefragt, ob er geneigt ſei, die durch den Tod des Herrn Prof.
Dr. Franz Hirſchwälder erledigte Profeſſur der Theologie in Bern
zu übernehmen. Auch dieſes hat er, wie verlautet, verneint.
C. Hridelberg, 1. Sept. (Odenwaldelub.) Nachdem bereits
Mitte Auguſt ein Ausflug des Geſammtvereins des Odenwaldclubs
auf die ſagenumwobene Burg Rodenſtein im nördlichen Odenwald
ſtattgefunden hatte, wobei auch die Sektion Heidelberg betheiligt
war, fand nun auch am vergangenen Sonntag den 29. Auguſt
die längſt geplante Einweihung des neuen 20 Meter hohen eiſernen
Ausſichtsthurmes auf der Knodener Höhe zwiſchen
Bensheim und Lindenfels ſtatt. Diesmal war Heidelberg freilich
nur durch wenige, darum aber umſo thätigere Mitglieder ver-
treten, welche ſich des Morgens früh mit dem Zuge nach Bensheim
begaben, um von da im Verein mit den übrigen Sektionen des
Odenwaldelubs theils zu Fuß, theils zu Wagen durch das Schön-
berger Thal nach dem hochgelegenen Dorf Knoden zu gelangen.
Hier hatte ſich bereits eine große Menſchenmenge aus den um-
liegenden Orten verſammelt, welche auch den Einweihungsfeier-
lichkeiten des Thurmes beiwohnte und dieſelbe zu einem groß-
artigen Volksfeſte geſtaltete. Der Feſtplatz, inmitten des Waldes
gelegen, tönte ſtundenlang wieder von Becherklang. Geſang, mufi-
kaliſchen Produktionen, begeiſterten Reden und Hochrufen. Unter
den Toaſten wurde beſonders auch der vom Vorſtande der Sektion
Heidelberg, Herrn Anwalt Wagner, ausgebrachte lebhaft begrüßt,
welcher auf die Ziele des Odenwaldelubs, auf die durch ihn mehr
anzuſtrebende Verbindung von Stadt und Land näher einging.
Was nun den neugewonnenen Ausſichtspunkt ſelbſt betrifft, ſo
genießt man von demſelben in einer Höhe von etwa 500 Metern
ein Panorama von ſo umfaſſender Ausdehnung über die Wald-
berge des vorderen Odenwaldes, wie ſelbſt laum vom Melibokus.
Namentlich großartig iſt der Blick rückwärts auf die Gegend von
Lindenfels und den Seidenbuchwald, den ſchönſten und größten
Hochwald des ganzen Gebietes zwiſchen Main und Neckar. Erſt
gegen Abend trat die Geſellſchaft zumeiſt auf Leiterwagen den
Rückzug nach Bensheim über Reichenbach an, während einige
wenige, wie unter Andern auch Einſender dieſes, es vorzogen,
in 2¼/ Stunden den ſchöneren Fußweg nach Bensheim hinab
durch Wälder und grüne Matten zurückzulegen.
* Hridelberg, 1. Sept. Ueber die Gegenſtände, welche die ſtädtiſche
Einkaufs⸗Commiſſion in Baden⸗Baden als Gewinne zur
2. Ziehung der 3. dortigen Lotterie ausgeſucht hat, wird ſehr
viel Günſtiges mitgetheilt. Von Perſonen, welche die Gegenſtände
in Augenſchein nahmen, wird berichtet, daß Alles von den beſten
Lieferanten der betreffenden Branchen in gediegenſten und ſchönſten
Exemplaren gewählt iſt, welche gegen jene ähnlicher Untern ehmungen
vortheilhaft abſtechen.

* heidelberz, 1. Seyt. Zu dem am 25. Aug. gefeierten 6l
Doctorjubiläum des Pro feſſors der Philoſophie Eduard 3 ohiſhe 4

in Berlin ſandte nach dem S. M. auch die hieſige ph iloſop hat
Fakultät ihren Glückwunſch in einer Widmungstafel. Zeller iſt
hier 1862 bis 1872 den Lehrſtuhl für Philoſophie verſehen
1868 Prorektor geweſen und hat trotz ſeines hohen Alters
dem Sätularfeſte der Univerſität rüſtig Antheil genommen. „den
3 Hridelberg, 1. Sept. Am Sonntag, den 3. Oktober wer 0
ſich wieder die Pforten des hieſigen Stadttheaters öffne,
Herr Theaterdirector Hein rich kündigt dies in einer
ments⸗Einladung an, die er dieſer Tage erlaſſen hat. In; ⸗
Perſonal⸗Verzeichniß, welches die Einladung zugleich euthält / Ub
blicken wir manchen bekannten Namen. Mehrere Künſtler 0e
Künſtlerinnen, welche im vorigen Winter bereits der hie bes
Bühne angehörten und in hervorragendem Maße die Gunſt ter
Publikums beſaßen, treten uns da wieder entgegen. In eiſte
Linie wolleu wir aber unſerer Freude darüber Ausdruck gebe 8
daß die Direction des Theaters wieder in den bewährten Hänßen
des Herrn Heinrich geblieben iſt. Wir dürfen ſo mit
beſten Erwartungen der kommenden Saiſon entgegenſehen. 1m
ſchwierigen Verhältniſſen hat es Herr Director Heinrich im 1—3
gangenen Winter verſtanden, das Publikum zufrieden zu ſtelle
Von früheren Mitgliedern der hieſigen Bühne, die uns das —
zeichniß nennt, ſtehen beſonders die folgenden bei allen Theat-
beſuchern gewiß im allerbeſten Andenken: Frau Amalie Lippe, 60
Bertha Moſer u. Fran Loniſe Schäfer, ſowie die HH. Gg. Höflich, ele
dor Männel nu. Emil Roloff. Von den Neuengagirten kommen llbi-
von hervorragenden Bühnen zu uns. So Frl. Philippine Al er
nus von Frankfurt a. M., Frl. Agnes Carlo vom Carltheat ö
in Wien, Frl. Maria Immiſch vom Hoftheater in Oldenhnh
Herr Otto Erdmann vom Stadttheater in Minden, Herr O
Henske vom Hoftheater in Oldenburg, Herr Franz Mulierer vn
Hoftheater in Meiningen ꝛc. Geben wir der Hoffnung Rau 5

daß neues und altes Perſonal ein treffliches Enſemble abgibt nelt
wir noch die Zuverſicht ausdrücken, daß der allſeitig aelher

die kommenden Winterabende uns auf den Brettern, die die Wuet
bedeuten, manch künſtleriſchen Genuß bieten werden. Auch worn

Wunſch, Frau Direktor Heinrich wieder öfter auftreten zu ie
in Erfüllung gehen werde.

+Utcargemünd, 31. Aug. Heute Morgen gegen 10 Uhr wut

Truppentheile des 1. Bad. Leib⸗Grenadier⸗Regiments in u,

Stadt ein, um auf einige Tage Quartier zu beziehen. 4
ſelben brachten ein bewegtes Leben in unſern Ort. Wie beſtinege

verlautet, wird morgen gegen Abend die Regimentsmuſik un

der bewährten Leitung des Kapellmeiſters Hrn. BVörtefen

Concert in der Pflug'ſchen Gartenwirthſchaft geben, und
man ſich allgemein auf den bevorſtehenden ſeltenen Genuß.

Sinsheim, 30. Aug. Das geſtern in Eſchelbronn begauch. 1

Doppelfeſt der Einweihung des Kriegerdenkmals und
Vereinsfahne war von ſchönem Wetter begünſtigt, wohe en

auch kam, daß von allen Richtungen die Beſucher in ſo Lihat-
144

Zahl dem freundlichen Feſtort zuſtrömten, daß der letztere
ſächlich überfüllt war. Von auswärtigen Vereinen waren wo

23 angemeldet, doch ſind wider Erwarten 24 erſchienen, worunt 13

auch der hieſige Militärverein in einer ſtarken Deputation
Vereinsfahne. Nach 2 Uhr bewegte ſich unter Muſikklang
Trommelwirbel ein impoſanter Feſtzug nach dem Denkmalsh
Als Feſtredner traten auf der Herr Militärvereins⸗Vor 13
Braun, welcher ſich in einer Begrüßungsrede an die Verſam

Dinkel nahm ſchließlich in gehobenen Worten Namens der
meinde die Zueignung des Denkmals entgegen.

95 Adrlshein, 30. Aug. Geſtern Nachmittag fanden hirſn 4
Spaziergänger auf den vom Verſchönerungsverein berder aofn

erſtattete Anzeige wurde conſtatirt, daß man es hier mit einer

Anlagen im Rohuſtockswalde ein männliche Leiche. Auf
Selbſtmörder zu thun habe. Der Unglückliche war der in

Mitte der dreißiger Jahre ſtehende Bruder des Hieſiat,

Buchbinders Kahn, der ſich ſeit einiger Zeit hier ſtellenlos 0
gehalten hat. Motiv ſoll unglückliche Liebe ſein. Da Kahn

ein ſo ſchönes Todtenbett ausgeſucht und eines Theiles ſe 96.

Kleider entledigt hat, ſcheint er nicht ganz ohne Ueberlegung 1˙

handelt zu haben, und angebliche Geiſtesſtörung dürfte hier au

geſchloſſen ſein. bt d
Kurlsruhe, 30. Aug. Es iſt wohl noch unvergeſſen, ſchreiht.
Bad. Landesztg., mit welchem Ingrimm die ultramontane Piſe
gegen das Reichs waiſenhaus in Lahr gleich nach 96⸗
Eröffnung zu Feld zog und mit welcher Entrüſtung ſie den
danken zurückwies, katholiſche Waiſen dort unterzubringth
Nun, dieſer Gedanke iſt gleichwohl zur Ausführung gelangt 19
erſt neuerdings wurde dem Lahrer Reichswaiſenhauſe aus La elbeh
ein Zögling katholiſchen Bekenntniſſes zugeſandt. Der denſre
begleitende Verbandsfechtmeiſter von Landau ſchreibt aus didch
Anlaß in der Lahrer Fechtſchulzeitung vom 16. Auguſt Folgen
„Mehrere eifrige Mitglieder katholiſcher Confeſſion unſeres
bandes, welche durch die vielen Angriffe gerade in religibfen e
ziehung Bedenken gegen das Verbringen eines katholiſchen 0
kindes in's Reichswaiſenhaus geltend machten, veranlaßten ung
Ausſchuß, mir den Auftrag zu geben, an ſtändiger Stelle in



90

um Aufſchluß zu bitten, ob die Verwaltung ſeit dem Beſiehgegsg ö

Reichswaiſenhauſes irgend welche Veranlaſſung zu Klagen in heß,
auf religibſe Erziehung gegeben habe, weßhalb ich mich nach Be
Gottesdienſte ins Pfarrhaus begab und meine Bitte und, dichen.
denken der einzelnen Mitglieder dem Herrn tatholifand-
Stadtpfarrer vortrug. Der Herr Dekan gab mir in F.
licher Weiſe ungefähr in folgenden Worten den gewünſchten iſch.
ſchluß: „Im Grundſatz halten wir daran feſt, daß kath. d.
Waiſenkinder beſſer in katholiſchen Waiſenhäuſern erzogen 1o +
und proteſtantiſche Kinder in proteſtantiſchen Waiſenhäuſern; 1800
könne er der Verwaltung des Lahrer Reichswaiſenhauſes da uod
ertheilen, daß ſie gerecht vorgehe; ſie habe von männliche liſchen
weiblichem Perſonal des Waiſenhauſes Angehörige kathol zus
Bekenniniſſes angeſtellt, die Kinder und das Perſonal werde n
regelmäßigen Beſuch des Gottesdienſtes angehalten, und, na⸗ in
er ſchon das ganze Jahr die Kinder im Religionsunterrichtee
Gottesdienſte und auf der Straße ſcharf beobachtet, ſo 0
ihnen das Zeugniß ausſtellen, daß ſie ſittſam, anſtändig, Nuſ
und aufmerkſam ſeien und den Kindern vieler Familien als Saiſeg
dienen könnten, und wenn man bedenke, wie die armen AI
kinder oft anf dem Lande an den Wenigſtnehmenden va eniht
werden, die Familien, welche dieſe armen Kinder für ein dern
in Verpflegung nehmen, nicht immer die beſten ſind, ſotzt wi
den meiſten Fällen die Arbeitskraft des Kindes ausgenüß
während für Erziehung wenig geſchieht, ſo gereiche die den Y
in der That zum Segen und in dieſem Sinne könne ich
denken tragenden Herren die Ueberzeugung ausſprechen, lohne
ein gutes Werk gethan hätten, das uns der liebe Gotzafon
möge.“ So Herr Förderer in Lahr. Wozu alſo der
in's Werk geſetzte Lärm: Ahlan
karlsruhe, 31. Aug. Den beim Hauseinſturz in dern Fati
ſtraße Verunglückten und den Angehörigen der bei de3ro
ſtrophe Getödteten aus dem Bezirk Karlsruhe hat die n 00
herzogin, wie die Karlsr. Ztg. vernimmt, die Sumt ha
146 Mark zu überweiſen gerußt. Bei den in das Kraangenſſ
aufgenommenen Arbeitern, von denen der erſte am verg W
die Heiln bereits Brulalſen werden konnte, ih erfreuliche 9.
e Heilung einen befriedigenden Fortgang nehmen. ö
+. Kaſtatt, 30. Aug. Heute ſind es 25 Jahre, daß Haun 90
zirtsarzt Bopp ſeine ärztliche Praxis dier hegonnen. Hg
er 10 Jahre lang'als Arzt in Heiligenberg thätig wa rück 10
Bezirksarzt Bopp blickt auf eine Fülle von Arbeit Zereit def
war und iſt heute noch unermüdlich Tag und Nacht 4

Abonnw..

lung wandte, ihm folgte der Herr Orts geiſtliche mit der — 4*
patriotiſcher Begeiſterung getragenen eigentlichen Weiherede, iner
Schluſſe welcher die Hülle ſich löſte und das Denkmal in leiber 4
ganzen Schönheit den Beſchauern ſich darbot. Herr Rathſchreg

1½4
 
Annotationen