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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0274

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Landesfürſt, nachdem er ſich für den herzlichen Empfang
ſehr bedankt hatte, in Begleitung des Kreisdirektors von
Saarburg nach Zabern weiter, wo er ebenfalls herzlich
empfangen wurde.
Straßburg, 2. Sept. Das diesjährige Geburtsfeſt
Sr. Königl. Hoh. des Großherzogs von Baden wird
hier in ganz beſonderer Weiſe gefeiert werden. In Rück-
ſicht darauf, daß vorausſichtlich Se. Königliche Hoheit am
9. September in Straßburg ſelbſt anweſend ſein wird,
wurde geſtern Abend, berufen von einem einſtweiligen Aus-
ſchuſſe, im großen Saale des Cafe Spiegel eine Verſamm-
lung früherer Badener abgehalten und darin nach der Bad.
Landesztg. einſtimmig beſchloſſen, am Geburtstage des ge-
liebten Großherzogs ein Banket zu veranſtalten und alle
hier wohnenden Badener zu demſelben einzuladen. Mit
hochgehender Begeiſterung wurde dem Wunſche an den Aus-
ſchuß zugeſtimmt, es möge eine unterthänigſte Einladung
zu dieſer Feier an Se. Königl. Hoheit eingereicht werden.
Die Mittel zur Veranſtaltung des feſtlichen Abends wurden
ſofort in der bereitwilligſten Weiſe flüſſig gemacht. Ein-
ſtimmig wurden in den Ausſchuß gewählt die Herren Mini-
ſterialrath Schill als Vorſitzender, Gemeinderath Back,
Buchbindermeiſter Dürr, Kaufmann Eberle, Apotheker Groß-
holz, Dr. jur. Lennep, Reallehrer Nußhag, Bureauvorſteher
Thron, Dr. med. Ullersberger und Eiſenbahnſekretär Weſſel.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 2. Sept. Die Politiſche Correſpondenz ver-
öffentlicht den Wortlaut der Note des bulgariſchen
Miniſters des Auswärtigen vom 24. Auguſt, welche
die. Vorgänge, die ſich ſeit dem 21. Auguſt in Bulgarien
zugetragen, zuſammenſtellt und alſo ſchließt: „In dieſem
Augenblicke verlangen drei Millionen Bulgaren mit lauter
Stimme ihren vielgeliebten Souverän und wünſchen durch
die Rückkehr des Fürſten die geſetzliche Ordnung wiederher-
geſtellt zu ſehen.“
Budapeſt, 1. Sept. Die Feſtſitzung der Ungariſchen
hiſtoriſchen Geſellſchaft fand heute Nachmittag im
Prunkſaale des Redoutengebäudes in Anweſenheit der Mi-
niſter, des Parlaments, der Generalkonſuln, der geiſtlichen
Würdenträger, der Generalität, der Akademie, der Univer-
ſität, der wiſſenſchaftlichen Anſtalten, der ausländiſchen
Deputationen und der Nachkommen der Mitkämpfer aus
Deutſchland, Oeſterreich, Frankreich und Schweden ſtatt.
Um 5 Uhr erſchien der König in Begleitung einer glänzen-
den Suite, darunter die deutſche Militärdeputation, des ge-
meinſamen Kriegsminiſters, der Generaladjutanten. Be-
geiſterte Eljenrufe erſchollen im dichtgefüllten Saale. Die
Sitzung begann mit einer Rede des Oberbürgermeiſters,
der die Vorgeſchichte der Feier ſkizzirte und dem König und
den theilnehmenden Nationen Dank ſagte. Mit Eljenrufen
auf den König und das Vaterland ſchloß derſelbe. Der
Präſident der hiſtoriſchen Geſellſchaft, Miniſter Kemeny,
trug einen Rückblick auf das bedeutſame Ereigniß vor.
Nach Verleſung des Memorandums des Hofmarſchalls
Grafen Szechenyi zog der König unter brauſenden Hoch-
rufen ſich zurück.
Peſt, 2. Septbr. Der heutigen kirchlichen Feier
zum Andenken an die Rückeroberung der Haupt-
ſtadt wohnten die Miniſter, die Cardinäle, die Erzbiſchöfe,
die Mitglieder des Reichsrathes und das Conſularcorps,
die Generalität, ſowie die Spitzen der Behörden an. Vom
Auslande waren Abordnungen und an ihrer Spitze die
preußiſche militäriſche Abordunng, ſowie die Nachkommen
der Helden eingetroffen, welche ſich bei der Wiedererobe-
rung Ofens ausgezeichnet haben. Die Meſſe wurde vom
Cardinal⸗Primas Johann v. Simor aus Gran unter Aſſi-
ſtenz der Biſchöfe celebrirt. In ſeiner von der Kanzel ge-
haltenen Rede wies der Cardinal⸗Primas auf die hohe
Wichtigkeit des heute gefeierten Ereigniſſes für die ganze
Chriſtenheit hin und gedachte mit anerkennenden Worten
der Nationen, die an der Wiedereroberung Ofens theil ge-
nommen. Die militäriſchen Ehren bei der Feier wurden
von mehreren Compagnien des gemeinſamen Heeres und
der Honved⸗Armee erwieſen. Die Feier ſchloß mit der
Enthüllung der zur Erinnerung an die Zurückeroberung
geſtifteten Gedenktafel.
Ausland.
Bern, 31. Aug. Seit letztem Jahre, wo der Bundes-
rath von der Bundesverſammlung eingeladen wurde, zu
unterſuchen, welche Mittel des Widerſtandes gegen die für
die ſchweizeriſche Induſtrie verderbliche Schutzzollpolitik der
Großſtaaten der Schweiz zur Verfügung ſtehen, und nament-
lich auch die Ründig ung des deutſch⸗ſchweizeriſchen
Hand els⸗Vertrages in den Bereich dieſer Unterſuchung
zu ziehen, hat ſich die allgemeine ökonomiſche Lage und die

der Induſtrie im Beſonderen nicht gebeſſert. Man darf

ſich daher nicht verwundern, wenn die Stimmung, deren
Ausdruck obiges Poſtulat war, eher zu⸗ als abgenommen
hat, äußerte ſich doch auch der Bundesrath in ſeiner Au-
fangs des vorigen Monats an die deutſche Reichsregierung
gerichteten Note wörtlich wie folgt: .... „Die zahlreichen
Beſchwerden, welche dieſer Zuſtand der Ungleichheit (zwiſchen
den deutſchen und den ſchweizeriſchen Zöllen) in der Schweiz
hervorgerufen hat, mehren ſich und werden dringender, ſeit-
dem die von der Bundesverſammlung angeordneten Unter-
ſuchungen den Nachweis geleiſtet haben, daß ſeit dem Jahre
1881 (Inkrafttreten des Vertrages) die Situation für die
ſchweizeriſchen Intereſſen immer ungünſtiger geworden iſt.“
Die Verhandlungen, welche durch jene Note zum Zweck der
Reviſion des deutſch⸗ſchweizeriſchen Handelsvertrages einge-
leitet wurden, werden aber, wie man vernimmt, erſt An-
fangs Oktober, nach Ablauf des Urlaubes unſeres
Geſandten in Berlin, beginnen, ſo daß wir froh ſein
können, wenn wir noch während der Dauer der gegen Ende
November zuſammentretenden Bundesverſammlung aus der
auf weiten Kreiſen laſtenden Ungewißheit herauskommen.
Paris, 2. Sept. Da der Figaro auf heute die Meſſe
in der Kirche Notre-Dame für den verſtorbenen Biſchof

von Metz angekündigt hatte, ſo zogen viele Elſaß⸗Lothrin-
ger, darunter viele eigens von Metz nach Paris gekommene
Metzer, Vormittags zur Kirche Notre⸗Dame. Der erwartete
Trauergottesdienſt wurde jedoch daſelbſt nicht abge-
halten. — Vorgeſtern wurden bei einem Volksauflauf
auf dem Platze der Republik ſieben Stadtſergeanten mehr
oder weniger ſchwer verwundet. — Geſtern wurden bei
einer Beſichtigung, die General Villot über die in Se-
main bei Lille lagernden Truppen hielt, Zeichen der
Unzufriedenheit laut. Dieſen Kundgebungen der Trup-
pen wurde jedoch ſofort Einhalt gethan. — Der Prinz
von Wales traf heute in Paris ein. — Die Agence
Havas meldet aus Sofia, man bezeichnet das Gerücht
von einem Ausbruch des Bürgerkrieges in Bulgarien
für unbegründet. Ueberall herrſche vollkommene Ruhe.
Amſterdam, 30. Aug. Am 1. September tritt das
neue Strafgeſetzbuch in Kraft. Obwohl dasſelbe nach
dem einſtimmigen Urtheil aller Juriſten vollſtändig auf der
Höhe der gegenwärtigen Rechtswiſſenſchaft ſteht, iſt es doch
zu bedauern, daß ein gutes Stück Zopf aus der früheren
Periode in die neue Aera mit herübergenommen iſt — es
iſt die Vielſchreiberei, namentlich in Bagatellſachen.
Was ferner den hier von je her beſtehenden und im Volks-
bewußtſein auch tief eingewurzelten Anſchaunngen gemäß
ebenfalls Anſtoß erregt hat, iſt die Thatſache, daß nach
dem neuen Geſetze der Zweikampf als geſetzliche Inſti-
tution anerkannt iſt. Bis jetzt wird derſelbe als verſuchter
Todtſchlag, als Körperverletzung oder auch als Mord be-
ſtraft, und man erinnert ſich noch, welche Mühe ſich Wil-
helm II. als Kronprinz gegeben hat, um den betreffenden
Strafrechtsparagraphen zu berändern, der aber dennoch ge-
handhabt wurde. Es läßt ſich allerdings nicht leugnen,
daß der damit beabſichtigte Zweck auch vollſtändig erreicht
worden iſt, indem der Zweikampf, ſelbſt bei Offizieren und
Studenten, ſo gut wie unbekannt iſt. Uebrigens ſind die
jetzt noch beibehaltenen Strafen hoch genug; wer ſeinen
Gegner im Zweikampf tödtet, wird mit Zuchthaus bis zu

12 Jahren beſtraft, während der gewöhnliche Mörder 15

Jahre erhält; erforderlich iſt nur, daß die gehörigen Be-
dingungen vor dem Zweikampf feſtgeſtellt werden und daß
Zeugen zugegen geweſen ſein müſſen. ö
Madrid, 1. Sept. Der Nachfolger des unglücklichen
Biſchofs von Madrid⸗Alcala, der ehemalige Erzbiſchof von
Valladolid Monſignore Benito Sanz y Forés, wird
hierſelbſt am 8. September mit der üblichen Feierlichkeit
empfangen werden. Der Verbrecher, der ſeinen Vorgänger
ermordet, befindet ſich noch immer in der Unterſuchung
der Irrenärzie. Benito Sanz hat wie der verſtorbene

Izquierdo den Ruf großer Sittenſtrenge, man er-

innert ſich hier, wie er vor wenigen Jahren als Hülfs-
biſchof erzwingen wollte, daß die hauptſtädtiſchen Läden
während der Sonn⸗ und Feiertage geſchloſſen werden.
Politiſch gilt er für gemäßigt, d. h. er bekennt ſich nicht
offen zum Carlismus. — Trotz der bölligen politiſchen

Windſtille ſtehen in Barcelona die Truppen beſtändig marſch-

bereit und geſtern wurde hier ein bei dem Putſche von
Badajoz betheiligt geweſener Officier gefänglich eingezogen;
die Regierung ſcheint alſo doch revolutionären Umtrieben
auf der Spur zu ſein.
Petersburg, 2. Septbr. Eine Zuſchrift an die Re-
daction der „Neuen Zeitung“ ſagt, für Rußland gebe es
hinſichtlich Bulgariens nur zwei Wege, entweder die
Beſetzung Bulgariens, um dort die Anarchie zu beſeitigen
und die Ordnung wiederherzuſtellen, oder die Ueberlaſſung
Bulgariens an die Anarchie auf unbeſtimmte Zeit, einen
dritten Weg gebe es nicht, und man glaube auch nicht,
daß die Würde Rußlands irgendwelche Vergleiche zuließe.
Bukareſt, 2. Sept. Der Polizeipräfekt von Bukareſt
hat den Oberſt Kiskakow' und die Bulgarenflücht-
linge Theodorow, Syſolew, Kardiw u. Minow
vorgeladen und ſie vor Unternehmungen gegen Bulgarien
gewarnt. Auch hat er ihnen den Aufenthalt in den Donau-
Ortſchaften verboten.
Konſtantinopel, 2. Sept. Der Secretär der ruſſi-
ſchen Botſchaft, Nekliudow, hat ſich geſtern nach Sofia
begeben, um den dortigen ruſſiſchen diplomatiſchen
Agenten Bogdanow, der angeblich mit Urlaub abgereiſt
iſt, zu erſetzen.

Aus Stadt und Land.
7. geidelberg, 3. Sept. Wie bereits gemeldet, wurde Sedan
an hieſiger Volksſchule auch dieſes Jahr wieder gefeiert und zwar
diesmal durch Spaziergänge. In Berückſichtigung der abnormen
Temperatur wurden dieſelben ſchon in früher Morgenſtunde an-
ſchon u und viele Mütter mußten den unvermeidlichen Kaffee
chon um 5 Uhr fertig haben. Unter der Führung der Klaſſen-
lehrer wanderte unſere fröhliche Jugend, muntere vaterländiſche
Lieder ſingend, durch Wald und Flur nach allen Richtungen der
Umgegend. So hatten der Gaisberg, der Heiligenberg, der König-
ſtuhl, der Kohlhof, der Bierhelderhof, Speierer Hof, das Jäger-
haus, Kleingemünd, Neckargemünd, Doſſenheim, Handſchuchsheim,
Kirchheim und Gaiberg jugendlichen Maſſenbeſuch und bei manchem
Wirth waren ſchon gegen 9 Uhr Morgens die angehäuften Nah-
rungsvorräthe bedeutend geſchwunden oder gar verſchwunden. —
Möge die alljährlich wiederkehrende Sedanfeier dazu dienen, die
vaterländiſche Geſinnung, die mit Recht in unſerer Volksſchule
hervorragend gepflegt wird, zu befeſtigen.
◻Beidelberg, 3. Sept. (Schöffengerichtsſitzung vom L.d.)
Franz Schwetz von Krepig wird wegen Landſtreicherei und Dieb-
ſtahls zu 14 Tagen Gefängniß, 4 Wochen Haft und Ueberweiſung
an die Landespolizeibehörde, Ludwig Gaa von Mannheim wegen
Unterſchlagung zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Weigand
Becker, Dienſtmann hier, wegen Uebertretung der Dienſtmanns-
ordnung angeklagt, hat ſich der polizeilichen Strafberfügung
unterworfen. Johann Schlickſuyp von Handſchuchsheim wird wegen
Körperverletzung zu 16 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die Ver-
handlung gegen Ludwig Müller, Zimmermann, Karl Gärtner,
Knecht und Emil Wahl, Zimmermann dahier, wegen Körper-
verletzung angeklagt, wird vertagt. Franz Wimmer, Flaſchner
und Karl Wimmer, Schreiner dahier, werden wegen Widerſtands
gegen die Staatsgewalt jeder zu 3 Wochen Gefängniß, Richard
Friedrich von Berlin wegen Diebſtahls zu 14 Tagen Gefängniß,
Adam Wieſt, Maurer in Eppelheim, wegen Widerſtands gegen
die Staatsgewalt zu 10 Tagen Gefängniß, Lina Knörr von Hardt-
heim wegen Diebſtahls zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Die

Verhandlung gegen Martin Rohrmann, Schiffer in Ziegelhauler-
wegen Beleidigung von Georg Erlewein Eheleute von da anhe
klagt, wird durch Vergleich erledigt. 55⸗/
lannheim, 2. Sept. Der hier verſammelt geweſene Verhar .
tag ſüddeutſcher Gaſtwirthe hat in Beireff der Vierdther ö
der Faßaiche und der Zehutel folgende Anträge genehmigt: 1 1d
Bierpreis iſt dem jeweiligen Preiſe der Rohmateriale entſprechen

zu beſtimmen. 2) An die Brauer iſt das Verlangen zu ſtelen, ö
bei Berechnung des Faßinhalts die Zehntel nicht mehr in den
rechnung zu bringen. 3) Es iſt durch eine Bittſchrift a 46%
Reichstag das Erſuchen zu richten, bei den Bierbrauern die Zwaung.
weiſe Faßaiche einzuführen, bezw. den Brauern die Verpflicht
aufzuerlegen, die Aiche alle 2 Jahre vorzunehmen. In Beinez
der We inſteuer wurde beſchloſſen: „Die Beſteuerung des Wei
iſt für den Wirthsſtand ſo drückend und beſchwerend, daß Line
Abhilfe dringend geboten erſcheint. Wir erkennen an, da ei
Beſteuerung des Weines, ebenſo wie des Branntweins, wohl 4
rechtfertigt iſt; jedoch iſt die jetzige Beſteuerung des Weines lich
zu hoch; am beſten wäre es jedoch, wenn die Weinſteuer, ähnle-
wie in dem großen Preußen, gänzlich abgeſchafft würde.“
XKarisruhr, 2. Sept. (Ausſtellung für Handwerſt-

technik und Hauswirthſchaft.) Die ſtädtiſchen Gasm 45
Karlsruhe, Mannheim und Freiburg haben eine Collektiv⸗Ant
ſtellung von Gasapparaten veranſtaltet. Abgeſehen von She 8.
ventilen und Regulatoren zur Beſeitigung des Zuckens der Aſe
flammen bei Gasmotoren und von Sicherheits⸗Gasabſchlüſt
haben wir es hier mit Gaslampen, mit Gas⸗Heizapparaten u
mit Gas⸗Kochapparaten zu thun, denen wir noch eine nähere
ſprechung zu Theil werden laſſen. Für jetzt tbeilen wir mit,
nunmehr die 2. Auflage des illuſtrirten Ausſtellungs-Catalaang ö
erſchienen iſt. Der neue Catalog ſteht ſeit geſtern zur Verfügung
und wurde bereits geſtern eine große Anzahl von Eremylaß 17.
in der Ausſtellung, links vom Eingang, verkauft. Der Preis
trägt 60 Pfg.
Ettenhein, 2. Sept. Geſtern früh 8 Uhr brach in dem Wob
hauſe des Landwirths Bichele dahier ein Brand aus, *
trotz des ſofortigen Eingreifens der Feuerwehr einen großen 1
fang annahm. Dank der ungeheueren Anſtrengung der hieſte
und auswärtigen Feuerwehren und Löſchmannſchaften, ſowie o
enormen Thätigkeit der Einwohnerſchaft, die das Waſſer zu
Theil aus großer Entfernung beiſchaffte, beſchränkte ſich, wie m.
Breisg. Ztg. berichtet wird, die Zerſtörung auf vier Wohnhäuſe
mit dazu gehörigen Scheuerräumen. Das Feuer griff ſo raſch u
ſich, daß eine Fran und ein Mädchen nur durch die muthigſhe
und aufopferndſte That eines hieſigen Bürgers gerettet werd-
konnten. Von den Abgebrannten iſt, wie man hört, Einer miel
verſichert. Als Entſtehungsurſache des Brandes iſt feſtgeſtel,
daß Knaben, nachdem ſie in das Heu verſteckte Aepfel nicht finde
konnten, ein Licht anzündeten, durch welches das Heu Feuer
Aus Baden. In Bruchſal ging ein 16 jähriger junger Men
mit einem geladenen Gewehr ſo unvorſichtig um, daß ſich da
ſelbe enilud und der Schuß ihm in den Leib drang. Das
ſchoß hat u. A. die Leber durchbohrt und konnte bis jetzt u
nicht aus dem Körper des Unglücklichen entfernt werden. 3
derſelbe mit dem Leben davon kommt, iſt fraglich. — Dar
Pferd eines Mannheimer Weinfuhrmanns, der in der Pfa e
Wein holen wollte, wurde vom Hitzſchlag getroff
und war ſofort todt. — Am 1. d. Mtis. Nachmittags wurd
der Betrieb der Höllenthalbahn vom Hauptbahnhofe —
Freiburg bis zur Station Wiehre für Materialzüge eröffnet.
Der Pforzy. Beobachter theilt mit, daß der Feſtausſchuß für 110
in Pforzheim jüngſt abgehaltene 3. Kreisturnfeſt auf Gru
des ſich ergebenden Ueberſchuſſes beſchloſſen hat, den Betrag bo
etwa 1000 an verſchiedene dortige Wohlthätigkeitsanſtalten
überweiſen zu laſſen. — Auf der Station Rin gheim, A. Etten
heim, erfaßte der Abendſchnellzug den dortigen 70jährigen Bahn-
wart, der noch ſchnell über das Geleiſe ſpringen wollte, um di
Schranke zu ſchließen, derart, daß dem alten Manne der Kop
vom Rumpfe getrennt und beide Beine abgefahren wurden
— In Grafenhauſen, Amt Bonndorf, fiel ein 2½ Jah
altes Kind in Abweſenheit der Mutter in eine auf dem Bode
ſtehende Schüſſel mit heißem Waſſer, wobei es ſich derart ve
brühte, daß es unter den furchtbarſten Schmerzen Tags darau
den Geiſt aufgab.

Vermiſchte Nachrichten.
bibrrath, 31. Auguſt. Bei den Herbſtmanövern der 27, (2
württemb.) Diviſion, welche in hieſiger Gegend ſtattfinden
ging's geſtern heiß her. Auf dem Blechfeld, zwiſchen Uttenweile
und Bezenweiler, ſtürzten in Folge der großen Hitze und Anſtren
gung 10 Mann vom Hitzſchlage getroffen, darunter ein Einjähri
ſn indeß S welcher todt vom Platze getragen werden mutzte.
oll indeß Seitens des Regiments⸗ und Bataillons⸗Commandeur
an den nöthigen Vorſichtsmaßregeln nicht gefehlt haben; aber di
Hitze war am Montag ſchon früh am Tag eine wahrhaft afrikaniſ
Schtveuingen, 1. Septbr. Der Brand, welchem das hieſige
Curhaus zum Opfer gefallen, entſtand, wie gemeldet wird
aus Unvorſichtigkeit eines Dienſtmädchens der Familie Heinecken
welches auf einer Spiritusmaſchine kochte. Bas Feuer ergrif
mit raſender Schnelligkeit den Curſaal. In einer Viertelſtund
war das ganze Gebäude verloren. Glücklicherweiſe herrſchte Wi
ſtille, daher blieb dasſelbe auf ſeinen Entſtehungsherd beſchränk
Kein Menſchenleben ging verloren, aber faſt alles Eigenthum de
Gäſte, viele Hunderttauſende werth, alles unverſichert, iſt verloreiz
Von Mannſtädts philharmoniſchem Orcheſter ſind die Noten u
Inſtrumente meiſt verbrannt. Die Haager Wirthe zeigen ſich
gegen das Publikum höchſt entgegenkommend. T*
— Nun, die Gefahr liegt wohl doch nicht ſo nabs
bemerkte auf dem Bahnhofe in Reichenbach ein Herr Braun, in
dem er verſuchte, den Fürſten Bismarck zu einer Aeußerunt
über die bulgariſche Frage zu beſtimmen. „I, bewahre, verſiche
nach dem Reichenbacher Wochenblatt der Kanzler, leſen S
Goethe's Fauſt!“ (Wenn hinten weit in der Türkei di
Völker aufeinanderſchlagen u. ſ. w.)
— Aus Paris ſchreibt man: „Vor vier Wochen ſtarb de
Hausbeſitzer Bruon in der Rue Entrepot, grade an dem Tage, O0
welchem ſeine einzige Tochter ihre Hochzeit feiern ſollte. Dieſe wm
ſelbſtverſtändlich verſchoben. Nachs 6 Tagen verſchied die Mutte
des Mädcheus, die ſich bisznun des beſten Befindens erfreut hatte
Sofort nach der Beerdigung brachte der Bräutigam ſeine Verlobt —
aus dem Trauerhauſe in die Wohnung ſeiner verheirathe ten Schweſtoſ; —
woſelbſt ſie einige Zeit verweilen ſollte, um dann in aller Stille dii
Hochzeit zu feiern. Am 10. d. promenirte das Brautpaar auf =1
Feldern, der Bräutigam ſagte, wie ſehr er den Tag heranſehne, 95
ſie auf ewig verbinden ſolle. Das Mädchen lehute ſich feſt 16
zürtlich an ſeinen Arm und flüſterte: „Ja, und unſer häusliche, ö
Glück ſoll gar nichts ſtören, weder Geldfragen, noch fremde Gich
miſchungen, und um deſſen aaaß ſicher zu ſein, habe ich au
meine Eltern vergiftet.“ Der unglückliche Bräutigam glaubte „,
einen ſchlechten Scherz, allein die Braut erzählte ihm ihr Ver
brechen in Einzelnheiten, die keine Zweifel übrig ließen. Noch i,
der Nacht machte der junge Mann die gerichtliche Anzeige. 2 4
Ehelente Bruon wurden am 12. ds. ausgegraben und man falte ö
bei den Leichen dentliche Spuren von Blauſäure. Henriette
Bruon wurde verhaftet. 4
Aen⸗Hork, 2. Seht. Weitere aus Charleſton eingegange,
Depeſchen melden, die Stadt ſei buchſtäblich in einen Trümmé
haufen verwandelt, drei Stadtviertel müßten von Grund n
wieder aufgebaut werden und die Bevölkerung ſei gezwungge
vorläufig unter freiem Himmel zu bleiben. Die meiſten der „
dem Erdbeben Umgekommenen ſind Neger, deren Leichnach,
noch unbeerdigt auf der Straße umherliegen; eine telegraphiſ äl
Verbindung iſt nur theilweiſe wiederhergeſtellt worden; bis. 1n.
war es unmöglich, den erlitteren Schaden der Stadt zu ſchäßna
Von ähnlichem Schaden wird auch aus Nord⸗ und Süd⸗Carolin-
und aus Nord⸗ und Süd⸗Georgia berichtet.

ES

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