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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0284

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ernannt worden.

mit Blumen bedeckten Wagen, in welchem auch Stambulow

ſehen; als er auf einer Straße, die nach Fort Servances
führt, angehalten wurde, gab er an, ein Wirthshaus zu
ſuchen. General Keiſer, Commandant von Belfort, ſetzte
ſofort den General Wolff in Kenntniß, der Weiſung gab,
eine genaue Unterſuchung anzuſtellen. Dieſe hat ergeben,
daß beim Verhafteten weder Notizen noch Zeichnungen ge-
funden worden ſind. Der Officier erklärte, als Ver-
gnügungsreiſender die Vogeſen beſucht zu haben. Unter
dieſen Umſtänden ordnete General Wolff die Freilaſſung an
und erſtattete dem Kriegsminiſter Bericht. — Das Blatt
Tablettes des deux Charentes meldet, das Corps in Mada-
gascar würde demnächſt verſtärkt werden, da es den
Schwierigkeiten der Lage nicht gewachſen ſei. Dasſelbe
Blatt verſichert, der franzöſiſche Generalreſident habe ſich
in Tamatave niedergelaſſen, weil er dort mehr in Sicher-
heit ſei. Es ſcheint, als wenn der unpolitiſche Brief Miots
und Patrimonios die Beziehungen zum Hofe der Königin
von Madagascar verſchlimmert hätte.
Paris, 4. Sept. Die heute im Auswärtigen Amte
aus Bülgarien eingetroffenen Telegramme beſagen, es
herrſche zwar eine gewiſſe Begeiſterung in der Bevölkerung,
aber die Lage habe ſich nicht verſchlimmert; Rußland be-
obachte noch die größte Zurückhaltung. Indeß ſoll Frey-
cinet ſich über die Abſicht des Czaren ſehr verwundert
haben; er rechne auf die Einmiſchung Deutſchlands und
Oeſterreichs zur Herbeiführung des Friedens; aber Frey-
cinet ſei feſt entſchloſſen, Frankreich ſich nicht in den Streit
miſchen zu laſſen, der aus der jetzigen Lage entſtehen könne.
— Es heißt, daß die zuſtändige Section des Staats-
raths, nachdem ſie die Frage in mehreren Sitzungen ge-
prüft habe, dahin ſchlüſſig geworden ſei, die von den
Prinzen eingelegte Berufung ſei grundſätzlich nicht
zu verwerfen, ſondern die Entſcheidung des Kriegsminiſters
ſei deshalb als Ueberſchreitung der Amtsgewalt zu caſſiren.
— Marquis Tſeng iſt auf der Durchreiſe nach China
zu kurzem Aufenthalte hier eingetroffen.

Petersburg, 4. Sept. Das Journal de St. Peters-
bourg erklärt die Mittheilungen des Berliner Tageblattes
hinſichtlich der jüngſten Reiſe des Prinzen von Bat-
ten berg in Rußland für unrichtig. Die Prinzen
ſeien mit aller ihnen gebührenden Rückſicht empfangen und
nicht auf das Polizeiamt, ſondern zum Bürgermeiſter ge-
führt worden, wo ihnen jede mögliche Gaſtfreundſchaft ge-
währt wurde. Die Prinzen ſeien ſowohl von der ihnen
gewordenen Aufnahme, als von dem Vorſchlage, nach Wo-
lotſchiſt zu reiſen, ſehr befriedigt geweſen. Prinz Ale-
xander habe erklärt, nur 50 000 Franken bei ſich zu
haben, es ſei ihm alsdann auf Befehl des Gouverneurs
ein Zug umſonſt zur Verfügung geſtellt worden. Sak-
horow habe zwar Auftrag gehabt, den Prinzen zu be-
gleiten, habe aber ſeinen Weiſungen gemäß nur die Vor-
gänge auf der Reiſe beobachten ſollen.
Belgrad, 4. Sept. Der diesſeitige Geſandte in Bu-
kareſt, Kaljewitſch, iſt zum Geſandten in Athen, der
frühere Miniſter Rajowit ſch zum Geſandten in Bukareſt

Sofia, 3. Sept. Ueber den Einzug des Fürſten
Alexan der in Sofia wird Folgendes Nähere gemeldet:
Fürſt Alexander traf um 11 Uhr hier ein, nachdem
er bis halb 11 Uhr in einem Dorfe 8 Kilometer von Sofia
gewartet hatte, wohin ihm Gadban Effendi und mehrere
andere Perſönlichkeiten entgegenfuhren. Der Fürſt, der
die große bulgariſche Generalsuniform trug, fuhr in einem

an der Seite des Fürſten Platz genommen hatte, begleitet
von einer halben Schwadron Garde, bis 2 Kilometer vor
Sofia, wo er von der zahlreichen Menſchenmenge aus der
Stadt und der nächſten Umgebung, die ſich zu beiden Sei-
ten der Chauſſee aufgeſtellt hatte, mit ungeheurem Jubel
begrüßt zu Pferde ſtieg. Ihm zur Seite ritten ſein Bruder
Franz Joſeph und Baron Riedeſel. Vor der Stadt waren
folgende Truppen aufgeſtellt, die ihn mit jubelndem Hurrah
begrüßten: ein Bataillon des erſten Alexander⸗Regiments,
acht Bataillone der Rumelioten, mehrere Batterien, zwei
Schwadronen Cavallerie. Der Fürſt ritt mit Mutkurow,
Petrow, Popow heran und begrüßte die bulgariſchen und
rumeliſchen Truppen mit einer kurzen, begeiſtert aufgenom-
menen Anſprache. Die Muſik ſpielte, die Kanonen don-
nerten 21 Schüſſe über die Stadt weg, deren Straßen
von dichten Menſchenmaſſen beſetzt waren. Der Jubel war
allgemein, namentlich von der Deputirtenkammer aus, wo
ſich die dichteſte Menſchenmenge und Abordnungen aus der
Provinz angeſammelt hatten. Nachdem Fürſt Alexander
die Parade abgenommen, empfing ihn vor dem Palaſte das
geſammte Offiziercorps, an welches er eine längere Anſprache
richtete. Der Fürſt dankte den Herren für ihre treue Hal-
tung, durch welche die Schmach abgewaſchen worden ſei,
mit welcher der Verrath ihrer Kameraden das Vaterland
befleckt hätte; er habe immer nach beſtem Wiſſen und Ge-
wiſſen zum Wohle des Vaterlandes gehandelt; wenn er
dabei dennoch Fehler begangen haben ſollte, ſo ſei dies der
Unvollkommenheit der menſchlichen Natur zuzuſchreiben.
In die Freude, die der jubelnde Empfang des Volkes ihm
bereitet habe, ſei nur die Depeſche des ruſſiſchen
Kaiſers gefallen, deren Inhalt er den Offizieren mittheilte.
Die hierdurch geſchaffene ernſte Lage erfordere eine ernſte
und reifliche Ueberlegung; nicht um ſeine Perſon handle es
lich, ſondern um das Wohl des Vaterlandes; er werde mit
allen Patrioten Rückſprache nehmen, eben ſo mit den Offi-
zieren. Alles ſolle im vollſten Ein ver nehmen mit
dem Lande und mit den Führern der Armee und
hoffentlich zum Wohle Bulgariens geſchehen. Viele Offi-
ziere brachen in Thränen aus und der Fürſt ſelbſt war
bis ins Innerſte ergriffen. In der Stadt und unter den
Offizieren herrſcht eine tief gedrückte Stimmung.
Sofia, 4. Sept. Als der Fürſt geſtern nach den ihm
von der Bevölkerung gebrachten Huldigungen und nach dem
Defiliren der Truppen in ſein Palais zurückgekehrt war,

verſammelten ſich in dem großen Saale deſſelben die Offi-
ziere und die Mitglieder des diplomatiſchen Corps. An
dieſelben hielt der Fürſt eine Anſprache, in welcher er etwa
Jolgendes ſagte: Während 7 Jahren habe er an der Un-
abhängigkeit und für die Intereſſen Bulgarieus gearbeitet.
Seine beſtändige Sorge habe beſonders der Armee und den
Offizieren gegolten; er habe die letzteren wie ſeine Familie,
wie ſeine Kinder betrachtet, und ſei, was ſeine perſönliche
Lage anlange, beruhigt geweſen, da er ſich von ſeinen Offi-
zieren umgeben geſehen, die ſeine Gefährten in den Kämpfen
für die Ruhe Bulgariens waren. In jener traurigen Nacht
habe er, als er das erſte Geräuſch vernommen, gefragt, ob
Truppen da ſeien, und auf Bejahung dieſer Frage hin ſei
er beruhigt geweſen, da er Vertrauen in ſeine Armee ge-
habt habe. Dieſes Vertrauen zu ſeinen Offizieren habe er
auch trotz der jüngſten unglückſeligen Ereigniſſe nicht ver-
loren; dieſelben hätten ſich Dank Popoff und Mutkuroff
bei den nach ſeiner Abreiſe vorgekommenen Unrnhen auf
der Höhe der Situation befunden. (Hier umarmte der
Fürſt die genannten Officiere.) Die Ehre der bulgariſchen
Armee ſei wiederhergeſtellt. Er habe heute die Offiz'ere
um ſich verſammelt, die ihm ihre Ergebenheit bewieſen
hätten, er könne Bulgarien verlaſſen, ohne daß die Ord-
nung geſtört werde, welches auch immer die Umſtände ſein
möchten, in denen er ſelbſt ſich befinde, er werde ſtets zu
Gott beten für dieſes Land, ſein Herz werde ſtets mit
ſeinen Officieren ſein, und er würde der erſte ſein,
der als Freiwilliger zugelaſſen zu werden
verlangte in einem Feldzuge für Macedonien.
Er könne nicht in Bulgarien bleiben, denn der
Kaiſer von Rußland wolle es nicht, weil ſeine
Anweſenheit in Bulgarien im Widerſpruch
ſtehe mit den Intereſſen des Landes. Er ſei
alſo gezwungen, das Land zu verlaſſen. — Hier
bemerkte Popoff: Wir waren, ſind und werden ſtets mit
Ihnen ſein. Muth! Vorwärts! — Der Fürſt erwiderte,
die Unabhängigkeit Bulgariens verlange, daß er das Land
verlaſſe, denn wenn er dies nicht thäte, würde es zu einer
Occupation durch Rußland kommen. Aber bevor er gehe,
werde er die höheren Offiziere befragen und eine Regent-
ſchaft einſetzen, welche verſuchen ſolle, die Intereſſen der
Offiziere ſicher zu ſtellen. In allen Fällen rechne er auf
die Armee. — Gegenüber dem ruſſiſchen Generalconſul Bog-
danoff, welcher ſich geſtern Abend in das Palais begab,
ſoll der Fürſt ſeinen Entſchluß, binnen Kurzem die Gewalt
niederzulegen, beſtätigt haben. Heute wird großer Conſeil
ſtattfinden, an welchem Stambnloff und Karaweloff und
andere Perſonen theilnehmen werden; es gilt für wahrſchein-
lich, daß die Einſetzung einer Regentſchaft beſchloſſen wer-
den wird. Der Fürſt ſoll die Abſicht ausgeſprochen haben,
Sofia in zwei Tagen zu verlaſſen. Auch eine größere
Verſammlung von Offizieren ſoll heute abgehalten werden.
Die Stadt iſt vollkommen ruhig. — Wie es heißt, ver-
ſuchte eine Anzahl aufſtändiſcher Offiziere über die türkiſche
Grenze zu entkommen, 20 derſelben ſollen dabei von den
bulgariſchen Behörden verhaftet, drei von türkiſchen Sol-
daten getödtet ſein.
Konſtantinopel, 4. Sept. Der engliſche Botſchafter
Thornton iſt nach London berufen und tritt noch heute
die Reiſe dahin an. Die Botſchaftsgeſchäfte werden in-
zwiſchen durch den engliſchen Geſandten White in Bukareſt
geführt, welcher nächſten Montag hier erwartet wird.

„ bnrb Aus Stadt Wa San 5 ö
eidelberg, 6. Sept. Wie mitgetheilt, wurde ſeit den hieſige
Jubiläumstagen der Kandidat der Philologie Faſold aus
Dresden vermißt. Eine Dresdener Meldung konſtatirt nun-
mehr, daß ſich der Genannte gegenwärtig im Kranken hauſe
zu Leipzig befinde. Auf der Rückreiſe von Heidelberg erkrankte der
bisher Vermißte ſo ſchwer, daß er ſofort nach ſeiner Ankunft in
muhte. in das dortige Stadtkrankenhaus übergeführt werden
mußte.
§Hridelberg, 6. Sept. Das geſtern Nachmittag von den ver-
einigten Männergeſangvereinen Heidelbergs unter Mitwirkung der
vollſtändigen Capelle des 2. Badiſchen Grenadier⸗Regm. Nr. 110
in der Jubiläumsfeſthalle zum Beſten des Heidelberger
Scheffeldenkmals gegebene Concert erfreute ſich eines
recht guten Beſuchs. Wenn gleichwohl die Beſetzung des gewal-
tigen Raumes in manchen Theilen nur dünn ſchimmerte, ſo darf
das nicht gerade Wunder nehmen. Der Rieſenkörper der Halle
fordert eben eine Maſſenſpeiſe, wie ſie in gewöhnlichen Verhält-
niſſen nicht ſo leicht zu bieten iſt. Bie Zahl der Beſucher dürfte
immerhin auf mindeſtens 2000 zu ſchätzen ſein. Das Concert
nahm einen trefflichen Verlauf. In akuſtiſcher Beziehung kam es
viel mehr zur Geltung, wie alle während der Jubiläumstage in
der Halle gegebenen Geſangs⸗ und Muſikaufführungen. Dies
bewirkte die anderweite Placirung der Sänger und der
Capelle. Man benutzte nicht das am Ende der Halle befind-
liche Podium, ſondern hatte ein eigenes für den geſtrigen Zweck
errichtet und zwar in der Mitte der Halle, etwa gegenüber der
früheren Rednertribüne. Von hier aus ergoſſen ſich die Klang-
wellen faſt ungeſchwächt nach beiden Seiten zu den entfernter
Sitzenden, ſo daß auch ſie vollkommen gut hören konnten. Trotz
der wenigen Proben, welche vorausgegangen, klappte das Zu-
ſammenſingen der Männerchöre vortrefflich. Mit großer Wirkung
wurde das Scheffel⸗Lachner'ſche Feſtlied unter Leitung des Capell-
meiſters Herrn Heber vorgetragen. Die Solopartie ſang Herr
Hofpauer. Sein ſonores, klangvolles Organ entfaltete ſeinen
ganzen Glanz, ſo daß der Vortrag, gehoben von edler und war-
mer Empfindung, des tiefſten Eindruckes und vollen Erfolges
nicht ermangeln konnte. Programmgemäß wechſelten Geſangs-
und Muſikvorträge regelmäßig ab. Die verſchiedeneu Männer-
chöre wurden der Reihe nach von den Dirigenten der mitwirken-
den Vereine geleitet. Die Capelle unter Leitung ihres Capell-
meiſters Herrn Schirbel bot, wie immer, Ausgezeichnetes.
Beſondern Beifall errangen die Ouverture zu Rienzi und Phan-
taſie aus der Oper Lohengrin. Der Applaus nach Vortrag der letz-
tern war ſo nachhaltig, daß ſich die Capelle zu einer Dreingabe
entſchloß, indem ſie aus dem Trompeter von Säckingen: „Es iſt
im Leben häßlich eingerichtet“ intonirte. Den Schluß des
Concertes bildete „Das deutſche Lied“, wirkungsvoll vorge-
tragen vom Männerchor. Wie wir hören, dürfte ſich die Ein-
nahme des Concerts auf etwa 1000 % belaufen. Erwähnenswerth
ſcheint noch, daß die Bewirthung, welche Herr Reſtaurateur Hof-
mann übernommen hatte, eine durchaus prompte und vorzügliche
war. Das Concert war die letzte Veranſtaltung in der Feſthalle,
deren Wände ſo viel und ſo oft von Geſang, Muſik und frohem
Geplauder widerhallten. „Sie hat ihre Schuldigkeit gethan und
kann nun gehen“. Ihr Abbruch erfolgt in dieſer Woche. Bereits
heute früh wurde damit begonnen.

Großherzogs wird am 9. September Abends 7½ Abenl

7 —
1. berlber, 6. Septor. Altkatzoliſche Jahrge
ſammlung.) Die geſtrige Gemein deverſammlung der hieh
Altkatholiken fand in der Spitalkirche unmittelbar nachre
Gottesdienſte ſtatt und war viermal ſo ſtark befucht als in früh,
Jahren. Einſtimmig wurde eine von den Proteſtanten vorge
Vereinbarung über den Simultangebrauch der Heiliggeiſt.
genehmigt und der evangeliſch⸗proteſtantiſchen Gemeinde Hle ö
freundliches Entgegenkommen durch Aufſtehen von den Heri
der wärmſte Dank ausgeſprochen. Aus dem ausführlichen Lehie
des Stadtpfarrers Dr. Rieks über das letzte Jahr genüge in
die Mittheilung, daß im Jahre 1885 der altkatholiſchen Gen nn ö
neu beitraten 26 und im Laufe der 8 Monate dieſes Jahre n.
Abzug der Geſtorbenen 27 Seelen. Zu Mitgliedern des Kir
gemeinderaths wurden mit Einſtimmigkeit gewählt: Jean
Uhrmacher; Wilh. Clormann, Schreinermeiſter; Ferdinand ſor
lert, Hauptlehrer (Schriftführer); Guſtav Holzer, Profaun
Eugen Pfeiffer, Muſikalienhändler; Alois Roth, Privatm oh.
Joſef Schmidt, Major; Alexins Stengele, Büchſenmacher; nerj
Trau, Pianofortefabrikant; Eugen Wißler, Kaufmann (Rechu
Die Gemeindeverſammlung beſchloß einſtimmig, daß gemüß de
landesherrlichen Verordnung vom 20. Novbr. 1861 und §. 5
Synodal⸗ und Gemeindeorduung der Pfarrer den Vorfib
Kirchengemeinderathe führe. nd
5 heidelberg, 6. Sept. Der Mittelrheiniſche Gauverb gſeſ, 4*
jüngerer Buchhändler feierte hier geſtern ſein 11. Stiftungei.
womit zugleich die 38. Gauverbandsſitzung verbunden war. reiu-
Arrangements zu den Feſtlichkeiten hatte der hieſige Ve Iih
„Perkeo“ getroffen. Nachdem die Feſttheilnehmer den Tag. 109
einen Frühſchophen im Bremeneck eingeleitet, machten ſie Mittt
1 Uhr einen Spaziergang nach dem Wolfsbrunnen. Bon in
zurückgekehrt, fand Nachmittags 4 Uhr im Weißen Schwan 7z
Feſteſſen ſtatt. Daran ſchloß ſich die offizielle Gauverb 1u
ſitzung, in der ernſte Berathungen gepflogen wurden. Den Sh
des Tages bildete ein ſolenner BierCommers, welcher, gev.
durch eine Anzahl zündender Trinkſprüche, überaus flott veilie 4
Xgeidelberg, 6. Sept. Am Samstag Nachmittag iſt die vol
halbe Stunde von hier gelegene Ortſchaft Wieblingen egen 4
einem größeren Brande heimgeſucht worden. Etwa g 4
3½ Uhr entſtand in dem Hauſe des Sattlers Simon Feuer, Au⸗ 4
ſehr ſchnell einen erheblichen Umfang annahm. Trotz aller er„
ſtrengung der auch von Heidelberg alsbald herbeigeeilten Faobf ö
wehr brannte nicht nur das Simon'ſche Wohnhans nebſt Sch
und Scheune total nieder, ſondern das verheerende Element u,
faßte, mit unwiderſtehlicher Gewalt auch eine Anzahl Nachbi.
gebäude und legte dieſe in Aſche. So wurden außer den genauſ⸗ 5
Gebäulichkeiten die Wirthſchaft „zur Roſe“, das Wobnhaus 5
Schreiners Philipb Nagel, Schopf und Scheuer des Christe
Wacker, ſowie Schopf und Scheuer des M. Treiber ein Raub 2
Flammen. Den Beſchädigten iſt der geſammte Einſchnitt verlo
gegangen, außerdem find dem Chriſtoph Wacker 3 Schweine ſſich
verbrannt. Ein Glück iſt es, daß die Abgebrannten ſämm uln
verſichert ſind. Der erlittene Schaden wird ſo wenigſter⸗. uu/
ein Beträchtliches gemildert. Das Feuer wüthete gegen 3 St ut
den. Ueber die Entſtehung deſſelben iſt bis jetzt nichts bekan
geworden. mit
* geidelberg, 6. Septor. Bei dem geſteru vom Mannhe
Velociped⸗Club verauſtalteten Velociped-Wettfahren Rreis ö
beim „Erſtfahren“ Georg Ueberle von hier den zweiten 11)
Maunheim, 3. Sept. (Ferien⸗Strafkammer I. und 00.
Der 22jährige Auguſt Storz von Triberg entwendete kurz iche
ſeiner Entlaſſung aus dem Zuchthauſe, wo er wegen alei tte
Reate internirt geweſen, eine ſilberne Taſchenuhr mit Ke en
Dieſes neue Delikt bringt ihm in Anbetracht ſeiner bedeutende
Vorſtrafen eine Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 3 Monaten und
luſt der bürgerlicheu Ehrenrechte auf 3 Jahre ein; außer
wird die Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt. — Der 25jähren
Auguſt Bohrer von Nußloch, welcher außer auderen bedeutend
Vorſtrafen am 5. Juni d. Js. von der hieſigen Straftanghe
wegen Diebſtahls zu einer Zuchthausſtrafe von 2 Jahren 4.
naten verurtheilt wurde, welche Strafe er gegenwärtig im
haus zu Bruchſal verbüßt, entwendete kurz vor ſeiner
nirung, nämlich im Mai v. J. 10 . und eine ſilberne
uhr mit Kette; er erhielt wegen dieſem neuerlichen
eine Zuſatzſtrafe von 8 Monaten Zuchthans. — Dey
frühere Poſtbote Joh. Luch lehneit von Eppelheim .
mehrere kleine Geldbeträge, welche ihm von dortigen Einwo.
zur Frankatur ihm gleichzeitig mit eingehändigter Briefe 9
traut worden waren und erhält er eine Gefängnißſtrafe von 1 Wo
der Angeklagte konnte, da er ſchon von der Oberpoſtdirektion er
Karlsruhe eine Geldſtrafe erhalten, von der heutigen Straflam 0
nur wegen einfachen Betrugs verurtheilt werden. — Der 2l
Dienſtknecht Gg. Friedr. Wiedmann von Biſſingen wird E
überführt erachtet, mit ſeinem Fuhrwerk unachtſamerweiſe en-
dreijähriges Kind überfahren zu haben, welches hierdurch be
tende Quetſchungen erlitt; er erhält eine Gefängnißſtraße, ler
1 Woche und hat die Koſten zu tragen. — Der 24jährige Zie en-
Franz Peter Brenk von Neckarau erhielt vom hieſigen Schöf, =
gericht wegen erſchwerter Körperverletzung eine dreimonatlich⸗ ung
fängnißſtrafe; die hiergegen vom Angeklagten eingelegte Bergf)
wird koſtenpflichtig verworfen. (Nach Mannh. Bl.
Mannheim, 5. Sept. Geſtern Nachmittag gegen 5 Ubr wit
unterhalb der Mühlau eine ca. 18 jährige gutgekleidete männ te.
Leiche geländet, welche fünf tödtlich ati

ö e Stiche in der Bruſt har
Bei der Leiche fanden ſich eine ſilberne Cylinderuhr und
Portemonnaie mit 10 vor. Bis jetzt iſt über die Perſon
ſelben noch nichts bekannt. Die gerichtliche Unterſuchung w 1.
dies klar ſtellen. Die Leiche wurde in die Leichenhalle verbro
+T Karlsrnhe, 3. Sept. (Aus ſtellung für Handwer er.
technik und Hauswirthſchaft.) Von der geſtern
wähnten Collektiv⸗Ausſtellung von Gasapparaten wis
Gaswerke zu Karlsruhe, Mannheim und Freiburg wollen le.
zunächſt die Gaslampen in Betracht ziehen. Es dürfte aht
mein bekannt ſein, daß ſeit Anwendung des elektriſchen Liche.
ein neuer Aufſchwung in die Entwicklung der Gasbeleuchturanh
apparate gekommen iſt. Zur Zeit werden Gaslampen von He⸗ x

hervorragender Helligkeit angefertigt. In unſerer Ausſtellunggoh
finden ſich 3 große Siemens' ſche Regenerativbrenner zu je 30.
Kerzenſtärke. Beſonders erwähnenswerth ſind auch 2 große In
tenſivlampen vor dem Eingange des Ausſtellungsgebäudes. eu,
der Halle ſelbſt iſt eine große Anzahl beſonders heller Gablamicger
die meiſten von Siemens und Wenham mit 30⸗ bis 6046 2
Kerzenkraft und mehr; dieſelben ſind beſonders geeignet für Siſche
fenſter, für öffentliche Lokale und dergleichen; in künſtlergeſt-
Ausſtattung können dieſelben auch zugleich als Schmuck in richen ö
bülen, Wohnräumen und im Salon dienen. Einen weſentifen
Vorzug vor elektriſchem Licht beſitzen dieſe Gaslam pen, inſecht
ſie in bequemer Weiſe mit Ventilationen in Verbindung gebganke
werden können. Für Wirthſchaftsräume, Spitäler, eingeboag
Veſtibule ꝛc. iſt dieſer Umſtand von beſonderer Wichtigkeit. zbe-
unſerer Ausſtellung ſind über 200 Firmen mit ſolchen Gadez
leuchtungsapparaten vertreten. Einer neueren Erfindung h
Auer'ſchen Gasglühlichtes iſt hier noch Erwägung zu thun. 64
eine gewöhnliche Bunſenflamme wird ein mit Metalloryden +
tränktes Gewebe ins Glühen verſetzt, wodurch eine weiße, 14 4
elektriſchen Bogenlicht an Farbe, dem elektriſchen Glühlich rt
Intenſivität gleiche Lichtwirkung erzielt wird. Dieſer Apt. iſt
ermöglicht zugleich eine große Gaserſparniß. Der Erfindiatſch
Dr. Auer in Wien. Für Deutſchland hat den Verkauf J. Raſtel
in Berlin. — Zur Feier des Geburtsfeſtes des hohen Au
lungs⸗Protektors Seiner Königlichen Hoheit 1

der Rotunde ein Bankett abgehalten werden. Das übliche A9
concert fällt an dieſem Tage aus und bleibt die Ausſtellung
6 Uhr Abends an für das weitere Publikum geſchloſſen. cch
mehrfach geſtellten Anfragen zu genügen, bringen wir Riut
die Mittheilung, daß in der Ausſtellung ein ermäßigter Ein lig
preis für Kinder nicht beſteht, ſo daß dieſelben bei jedesman

—.

 
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