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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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Armeeliſten geſtrichen wurde, aufs lebhafteſte bedauert
worden.
Berlin, 9. Sept. Generalfeldmarſchall Graf Moltke
iſt von ſeinem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und bereits
geſtern von dem Kaiſer empfangen worden.
Wiesbaden, 9. Sept. (18. Deutſcher Juriſten-
tag.) Zum Empfange der Praktiker und Gelehrten der
deutſchen juriſtiſchen Welt, welche in den nächſten vier
Tagen hier ihre diesjährige Zuſammenkunft zu Berathung
und geſellig freundſchaftlichem Verkehr abhalten, hat die
liebliche Bäderſtadt des Taunus ſich feſtlich gerüſtet. Bis
zur Stunde ſind bei dem Feſtcomite 143 Theilnehmer
angemeldet. Geſtern Abend 8 Uhr fand im Caſino die
programmmäßige Begrüßungsfeier ſtatt.
Straßburg, 9. Septbr. Vor dem Einzuge des
Kaiſers morgen Nachmittag wird von dem Augenblicke
an, in welchem der kaiſerliche Zug die große Rheinbrücke
überfährt, das große Geläute des Münſters ertönen
und ſo zuerſt der Bürgerſchaft Straßburgs verkünden, daß
der Kaiſer naht. Das Geläute dauert ſo lange, bis der
Kaiſer im Statthalterpalaſte angekommen ſein wird. —
Heute Morgen herrſchte in unſerer Stadt ein recht reges
Leben. Von allen Seiten zogen Regimenter, welche
die übermorgen ſtattfindende Parade mitmachen ſollen, in
die Stadt und durch die Stadt zu ihren Ouartieren. Zu-
erſt erſchienen die 47er, welche die Fahnen zum General-
commando brachten, dann rückten gegen 9 Uhr die beiden
württembergiſchen Ulanenregimenter König Karl und König
Wilhelm durch die Stadt zum Metzgerthore hinaus.
Schneidige Schwaben waren es, die trotz der Mühen der
letzten Manövertage recht ſtramm zu Pferde ſaßen. Gegen
11 Uhr kamen die 126er und um 11 Uhr eine Schwadron
des Huſarenregiments Nr. 9 durch das Schirmecker Thor
und marſchirten durch die Stadt. Dem wenige Minuten
nach 11 Uhr einrückenden Infanterieregiment Nr. 25 be-
gegnete auf der Weißthurmbrücke das Rheiniſche Ulanen-
regiment Nr. 7, welches durch Straßburg marſchirte. Es
war dies ein buntbewegtes Bild; die liebe Straßenjugend

ö überall voran und nebenher laufend. Auch eine Schwadron

Küraſſiere iſt durch die Stadt gen Ruprechtsau zu mar-
ſchirt, ſtramme Rheinländer, welche in gleicher Weiſe wie
die Huſaren überall großes Intereſſe erregten. In den
nächſten Tagen wird Straßburgs Bürgerſchaft eine Menge
bunter Uniformen ſchauen können.
Metz, 9. Septbr. Das Programm für die Kaiſer-
tage hat inſofern eine Abänderung erfahren, als die
Galavorſtellung im Theater nicht ſtattfindet und die Pa-
rade laut Bad. Edztg. nicht auf dem großer Exerzirplatze
bei Frescaty, ſondern in der Stadt auf dem Königsplatze
abgehalten werden wird. Bezüglich des Ausfluges auf die
Schlachtfelder iſt nunmehr das Genauere bekannt gegeben:
Der Kaiſer begibt ſich mittelſt Sonderzuges nach Amann-
weiler und mit Wagen von da nach St. Privat, woſelbſt
das Gardedenkmal und das der Sachſen ſteht und kehrt
darauf über Amannweiler zurück. Die frühere Tour über
Gravelotte iſt aufgegeben worden, wohl mit Rückſicht auf
die große Entfernung. Bei dem Empfang betheiligen ſich
ſämmtliche Vereine und Körperſchaften mit Fahnen und
Emblemen. Die ſtädtiſchen Schulen werden vom Bahn-
hofsthor bis zum Eingang zur Stadt aufgeſtellt. Jeder
Schüler erhält ein Fähnchen und jede Schülerin einen
Blumenſtrauß in die Hand. Die Stadt hat 3000 ſolcher
Fähnchen und ebenſo viele Sträußchen beſtellt.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 9. Sept. Die hieſigen Studentenkreiſe,
beſonders die Magyaren und die Polen, bereiten Kund-
gebungen auf dem Staatsbahnhofe für den Prinzen Al e⸗
xander vor, der heute früh in Turn Severin eintrifft
und morgen durch Wien reiſen ſoll. — Die Erhöhung der
Vertretung Englands in Belgrad zu dem Geſandt-
ſchaftsrang nebſt der geplanten Beſchleunigung des Erſatzes
Thornutons in Konſtantinopel durch White gilt hier für
ein erfreuliches Anzeichen, daß Englands Orientpolitik leb-
hafter werde und daß England den hoffnungsloſen Verſuch
aufgibt, die Vertretung ſeiner Intereſſen anderen kräftigeren
Schultern zuzuwenden, ſondern ſich vielmehr veranlaßt ſieht,
dieſelbe ſelbſt zu übernehmen. Es wäre dies ein Erfolg
der deutſchen Politik der „meiſterhaften Unthätigkeit.“
Peſt, 9. Sept. Prinz Alexander iſt, von Turn
Severin kommend, Nachmittags mit dem Kurierzuge hier
eingetroffen und ohne Aufenthalt um 3 Uhr 40 Minuten
nach Wien weitergereist.
Ausland.
Bern, 9. Sept. Die Uebereinkunft über den Schutz
des literariſchen Eigenthumz iſt heute unterzeichnet
worden.
Paris, 9. Sept. Der Temps berichtet: Aus der von
einem Ordonnanzofficier in Belfort angeſtellten Unter-
ſuchung geht hervor, daß die gegen den ſächſiſchen
Oberſt erhobenen Thatſachen dem Commandanten von
Belfort, General Keiſer, nicht genügend erſchienen, um
das Vorgehen des Spionirens feſtzuſtellen. General Keiſer
befahl, ohne an den Befehlshaber des 7. Armeecorps oder
an den Kriegsminiſter berichtet zu haben, die Freilaſſung
des ſächſiſchen Officiers, der wirklich als Touriſt reiſte und
kein Papier von militäriſchem Charakter bei ſich hatte. Der
Kriegsminiſter iſt jedoch unter Bezugnahme auf das Geſetz
über die Spionirerei der Anſicht, daß es der Militärbehörde
nicht zuſteht, ein Urtheil in dieſer Sache zu fällen. Sie
würde den Spion oder den ſächſiſchen Oberſt der Gen-
darmerie haben überliefern müſſen, und dies um ſo mehr,
als der ſächſiſche Oberſt ſich die Uebertretung habe zu
Schulden kommen laſſen, daß er durch einen verbotenen
militäriſchen Gürtel gegangen ſei. Unter dieſen Verhält-
niſſen werde General Keiſer, der ſeine Vollmachten über-
ſchritten habe, der Gegenſtand einer Disciplinarmaßregel,
und es werden die ſtrengſten Anweiſungen an alle Com-
mandanten feſter Plätze geſchickt, damit das Geſetz über die

Spionirerei fortan ſtreng ausgeführt werde. — Der Ca-
binetsdirector im Miniſterium des Auswärtigen, Staats-
rath Jules Herbette, iſt zum Botſchafter Frank-
reichs in Berlin ernannt worden.
London, 9. Sept. Die Moring Poſt tritt wiederholt
für eine kräftige Orientpolitik Englands ein und
betont die Nothwendigkeit, Indien im Balkan und auf dem
Schwarzen Meere zu ſchützen. Durch die Abdankung und
die Abreiſe des Prinzen Alexander von Sofia werde Bul-
garien in die Hände der Mächte des Berliner Vertrags
zurückgelegt. Der Standard meint, des Fürſten Alexander
kurze und glorreiche Herrſcherlaufbahn habe nicht unwürdig
geendet. Die Abdankung des Fürſten lege Europa Ver-
pflichtungen auf, die es nicht verkennen könne.
Petersburg, 9. Septbr. Das „Journal de Saint-
Petersbourg“ findet durch die Abreiſe des Prinzen
Alexander aus Bulgarien die Hauptſchwierigkeit beſeitigt.
Bulgarien bedürfe nach den Kriſen, welche es durchgemacht,
vor allem der Ordnung und der Ruhe nach außen wie im
Innern. Rußland denke nicht daran, die von ihm für die
bulgariſche Nation gewonnene Unabhängigkeit zu ver-
mindern.
Sofia, 9. Septbr. Der letzte Ukas des Fürſten
Alexander befahl die Vernichtung der Fahnen des
Struma⸗Regiments und des erſten Artillerieregiments ſowie
die Auflöſung der beiden Regimenter und die Einreihung
der Junkerſchule in die Regimenter. Die wegen der Ab-
weſenheit der Miniſter nicht, wie urſprünglich geplant war,
übermorgen, ſondern erſt am nächſten Montag zuſammen-
tretende Sobranje wird ſich hauptſächlich mit der Ordnung
der finanziellen Verhältniſſe des Fürſten und der Budget-
erledigung beſchäftigen. Es verlautet, die ruſſiſche Regie-
rung beabſichtige, eine bulgariſche Anleihe von 10
Millionen zu verbürgen. Von anderer Seite verlautet, daß
Bulgarien die beiden Paläſte in Varna und Sofia, welche
Eigenthum des Fürſten ſind, erwerben ſoll.
Burgas, 9. Sept. Armeecommandant Mutkur ow
zeigt den Truppenbefehlshabern an, daß der Fürſt zufolge
den Entſchließungen der Mächte vor die Wahl einer ruſſi-
ſchen Beſetzung oder ſeiner Abdankung geſtellt, zum Wohle
des Vaterlandes die Abdankung erwählt habe. Die Bitten
der Armee, der Hauptſtadt Sofia und der Nation ſeien
ſonach erfolglos geblieben. Der Fürſt glaube nicht, daß
ſein Scheiden aus dem Lande für immer ſein werde; er
wolle nur durch ſeinen Rücktritt der ganzen Welt beweiſen,
daß alle ſeine Bemühungen dem Wohle des Vaterlandes
gelten. Er hoffe noch immer auf die Möglichkeit einer
Verſtändigung mit dem Czaren, nachdem er dieſem be-
wieſen, daß ſeine Politik eine nationale ſei und zum End-
ziel die Unabhängigkeit des Landes habe. Der Fürſt ſei
völlig überzeugt, daß unter dem Schutze Rußlands die Er-
reichung dieſes Zieles wieder möglich werde; ebenſo iſt er
überzeugt, daß das kaiſerliche Wort des Czaren gehalten
werde, Rußland wolle ſich in die Angelegenheiten Bul-
gariens nicht einmiſchen.

us Stadt und Land.
Hreidelberg, 8. Sept. In der heutigen Sitzung des hieſigen
Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegenſtände zur Kenntniß
bezw. Erledigung gebracht:
1. Die Generalintendanz der Großherzoglichen Civilliſte hat im
Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs die von
Allerhöchſtdemſelben zur Erinnerung an das 500jährige Beſtehen
der Univerſität geſtiftete Medaille in Silber der Stadtgemeinde
überſendet, wofür der Stadtrath ſeinen Dank ausſpricht.
2. Nach Mittheilung des Vorſtandes des ſtädtiſchen Laborato-
riums wurden in dieſem im Monat Auguſt 3 Proben von Kuh-
butter, 2 von Kuhmilch, 1 von Schinken, 4 von Trinkwaſſer und
34 von Wurſt chemiſch unterſucht und dabei 2 Waſſerproben be-
anſtandet. Von den 44 Unterſuchungen erfolgten 41 im Auftrage
von Behörden und 3 auf Antrag von Privaten. In demſelben
Zeitraum wurden 142 Milch⸗, 8 Rahm⸗ und 57 Brodproben
polizeilich unterſucht.
Arn Der Stadtidtenete Herr Hauptlehrer C. Hog wurde zum
rmenpfleger gewählt.
4. Wer bam 6. d. M. verſteigerte ſtädtiſche Acker wird der
Heinrich Lang Wittwe um ihr Angebot in Pacht überlaſſen.
5. Das Auf⸗ und Abſchlagen der Meßbuden für die beiden
nächſten Meſſen wird dem Daniel Rohrmann von Schlierbach um
ſein Steigerungsangebot übertragen.
6. Das von der Stadtbezirksforſtei vorgelegte Budget des
Bürgerausſch ſe iIgenchmigt vorbehaltlich der Zuſtimmung des
ürgerausſchuſſes genehmigt.
7. 13 Ahonnenten der ſtädtiſchen Quell⸗Waſſerleitung mußten
wegen Waſſervergeudung in Strafe genommen werden.
8. Die Verbrauchſteuern haben im vorigen Monate 11 102 κ
6 ertragen. .
hridelberg, 10. Sept. Ein Herr Chambly, holländiſcher
Hofkünſtler, gab geſtern Abend als Preſtidigitateur und Antiſpiritiſt
eine Vorſtellung in Ammann's Concert⸗Halle, der heute eine
ſolche im Cafs Wach ter folgen wird Von der erſten bis zur
letzten Piece weiß Herr Chambly das Intereſſe der Zuhörer und
Zuſchauer rege zu erhalten. Er produzirt ſich in der Salon-

magie, der Experimentalphyſik und auf dem Gebiete des Anti-

ſpiritismus, wo ſeine Leiſtungen faſt ans Wunderbare grenzen.
Um nur ein Beiſpiel anzuführen, ſei das Experiment mit dem
ſiebenfach verſchloſſenen und verſiegelten Couvert erwähnt. Herr
Chambly überreicht irgend einer unbetheiligten Perſon aus dem
Publikum das betreffende Couvert zur Bewahrung, dann läßt er
aus Schiller, Göthe oder Shakeſpeare einen Vers wählen, deſſen
Ueberſchrift, die Seite, den Titel ꝛc. nennen, und ſiehe da, nach
Eröffnung des Couverts ſtellt ſich heraus, daß jedes der ſechs
kleineren in ihm enthaltenen Couverts, das Alles enthält, was
vorhin laut mitgetheilt wurde. Es gehört dieſes und auch das
Experiment mit der Tafel zu denjenigen, durch welche Slade
einem leichtgläubigen Publikum ſeinen Rapport mit der Geiſter-
welt zu beweiſen ſuchte, der aber hier auf das Gründlichſte ent-
larvt wird. Die Productionen ded Herrn Chambly ſind in der
That ſenſationell.
* gridelberg, 10. Sept. Die Temperatur kühlt ſich, wenn
auch nur unbedeutend, doch allmählich etwas ab. An den Aben-
den beſonders ſpürt man dies am meiſten. Die Zeit, wo man
die Abende im Freien unter ſternfunkelndem Himmelsdome zu-
bringen kann, ſcheint bald vorüber zu ſein. Der geſtrige Abend
war bereits ziemlich kühl und der Aufenthalt in Gärten, die
weniger geſchützt liegen, nicht mehr angenehm. Immerhin war
das dom Stadtorcheſter im Stadtgarten veranſtaltete Concert
noch ſehr gut beſucht. Der feſtliche Charakter des Tages wurde
dadurch zum Ausdruck gebracht, daß der Garten von farbigen
Lampions erleuchtet war.
+ Heidelberg, 10. Sept. Aus guter Quelle verlautet, daß die
Feſthalle dieſer Tage in das Saarbrücker Kohlengebiet

geklagten das Verdict in das Ermeſſen des Gerichts. Nach

verkauff worden ſei, irdoch mit Ausnahme des Portals, de
Seitenbaues an der Neckarſeite und der Küchenlocalitäte
Ueber den Preis konnten wir bis jetzt nichts Beſtimmtes erfahren
Es wurden uns Summen von 10—12000 genannt. zer-
r. Wiesloch, 9. Sept. Die Bewohner der Stadt Wiesloch ſein
ten den 60. Geburtstag des geliebten Landesfürſten in wün
digſter Weiſe. — Kommenden Sonntag findet in Dielheim 1
Gaſthaus zur Pfalz eine Zuſammenkunft von Landwirthen 40
Beſprechung über Obſtbaumzucht und Obſtbau ſtatt. U1
Vortrag hält der Vorſtand der Obſtbauſchule in Karlsruhe Herz
Nerlinger. Da das Thema für die Gegend ein ſehr wichtche

iſt, hofft man auf eine große Betheiligung. — Sämm ich

Kriegervereine des Gauverbands „Wiesloch“ verſammeln .
künftigen Sonntag in Walldorf zu einem kameradſchaftlichen Be“
ſammenſein. *
— Schwehingen, 9. Sept. Auch hier wurde die Geburtsfeis

unſeres Landesfürſten in ſchöner Weiſe begangen. Dieſelbe wurde a 6 x
Vorabend eingeleitet durch ein Banket mit Muſik. Am Feſttas

ſelbſt waren die Häuſer beflaggt. Nach dem Feſtgottesdienſt wur,
den die jungen Bürger beeidigt und Mittags fand ein gemein
ſames Feſteſſen ſtatt. I
X Schuetzingen, 9. Sept. Vergangene Nacht gegen 12 Uhr hatteh
wir ein furchtbares Gewikrter, begleitet von einem heftigeſ
aber nur kurze Zeit anhaltenden Regen; zwar regnete es auch hene,
Mittag wieder, aber noch lange nicht genug, um das trocken-
nach Erfriſchung lechzende Erdreich vollſtändig zu tränken. 4
Der größte Theil des Hopfens iſt eingeerntet und die P 1
beſchäftigt fortwährend viele Hände. Es haben ſich auch in uf-
letzten Tagen ziemlich viele Käufer eingefunden; aber die Kau
preiſe ſelbſt haben noch nicht die von den Produzenten erho 1
Höhe erreicht. Der Durchſchnittspreis iſt 75—85 ; in de
Nachbargemeinden werden nur 65—70 . bezahlt.
O Sihurhingen, 9. Septör. Der Bezirks⸗Gartenbarg
Verein hat an den letzten Sonntagen zwei Verſammlungs-
mit Blumenverlooſungen und Vorträgen abgehalten. Der 2. 2,
ſtand, Reallehrer Geils dörfer, ſprach über die Kartoffe,
ihre Einführung und Verbreitung, ihren Nährwerth, ſowie mah
ihre Anpflanzung. Es muß rühmend anerkannt werden, 2
namentlich die Mitglieder in Neckarau, deren Zahl jetzt 61 0
trägt, ſich zu den Verſammlungen faſt immer vollzählich einfinden-
wobei die Gemeindebeamten und Lehrer mit gutem Beiſpie
borangehen. ie
Maunhrin, 8. Septbr. (Ferien⸗Strafkammer II.) 9
ſchon mehrfach vorbeſtrafte 20 jährige Dienſtmagd Magdalecg
Krambs von Kirchheim ſtahl in Heidelberg gelegentlich ein
Beſuches bei Bekannten einen goldenen Ring im Werthe vor
13 , ſowie ein leeres Portemonnaie. Sie erhält eine Gefän
nißſtrafe von 6 Monaten. — Eine recht ſaubere Geſellſchaft, zu
Theil aus noch ſehr jugendlichen Mitgliedern beſtehend, it
heute unter der Anſchuldigung des Diebſtahls reſp. Hehlerei ch-
Anklagebank. Der 17 jähr. Schuhmacher Phil. Fein von Kil
heim, der 16jähr. Maurerlehrling Gg. Weigel von Heideibeht
der 16 jähr. Tüncherlehrling Guſtav Kindler von ebendaſel 16
und die minderjährigen Chriſtian Roth und Georg Breiteſh
ſtein von Heidelberg — welch' beide Letzteren ſich dieſerhher
eines Afyls in der Anſtalt zur Rettung ſittlich verwahrloſter Kinnd
in Durlach erfreuen, und heute nur als Zeugen anweſend a,
— bildeten im Laufe dieſes Frühjahrs in Heidelberg eine för
liche Diebesbande. Sie vollführten eine ganze Reihe von Reiſe.
ſtählen auf die für ihr Alter raffinirteſte und frecheſte Wen

en-

(Unſere Leſer erinnern ſich jedenfalls noch der bezügl. Thatſa Die +

über die wir ſ. Zt. berichtet. Die Redact. d. Heidelb. Ztg.). det
geſtohlenen Gegenſtände verſetzten die Angeklagten theils bei ädt.
Trödlerin Maria Hofmann, tbeils bei dem Diener des Stä
Leihhauſes in Heidelberg Hermann Bauermeiſter, welch 60
terer ſie dann wieder an ſein Inſtitut verpfändete und ſo 6
Art Zwiſchenhändler ppielte. Hofmann und Bauermeiſter habilt
ſich deßhalb heute nebſt der Mutter des in der Rettungsanſto,
zu Durlach ſich befindenden Breitenſtein, Wilhelm gebn en
Moree, welche beſchuldigt iſt, von ihrem Sohne Geld angenomuf
zu haben, obwohl ſie annehmen mußte, daß er dasſelbe nicht a..
rechtmäßigem Wege erworben haben konnte, wegen Hehlerei 5
verantworten. Der Angeklagte Fein leugnete hartnäckig. f0
der umfaſſenden Beweisaufnahme plaidirt der Staatsanwalt dez
die Verurtheilung ſämmtlicher Angeklagten mit Ausnahme, öcht
Leihhausdieners Bauermeiſter, deſſen Nebengewerbe er zwar 350
verwerflich findet, an demſelben aber keinen beſtimmten Anhalt 4
einer Verurtheilung findet, und ſtellt er deshalb bezügl. dieſes dem

Urtheil des Gerichtshofes erhalten: Fein wegen erſchwerten we
leichten Diebſtahls, ſowie Anſtiftung dazu 3 Jahr 2 Monate he-
fängniß incl. 2 Monate Unterſuchungshaft, Weigel wegen ma-
fachen Diebſtahls und mehrfacher Hehlerei 6 Monate Gefäng 3

incl. 2 Monate Unterſuchungshaft, Hofmann wegen Hebtezugl. x

Monate Gefängniß; jeder von dieſen Angeklagten hat die beß e
Koſten zu tragen, außerdem wird in Bezug auf Fein die Polund
aufſicht für zuläſſig erklärt; Breitenſteins Ehefruu, Kindler Hen
Bauermeiſter werden von der erhobenen Anklage freigeſpro““
und fallen die betreffenden Koſten der Staatskaſſe zur Laſt.
(Nach Mannh. Vi
Mannhrim, 9. Sept. Die Leiche des ermordeten uaafen
kannten jun gen Mannes, welche im hieſigen Rheinhape-
geländet wurde, iſt nunmehr erkannt. Auf das Ausſchreibenten
Großh. Staatsanwaltſchaft trafen, nach der N. B. L., geſt
Abend zwei Brüder des Ermordeten, der Leopold Rau hacch-
aus Erdma nushauſen (bei Königshofen) hier ein und Lchel
tigten die Leiche, ſowie deren Kleidungsſtücke; ſie ſtellen ſicie
daß es ihr ſeit einiger Zeit vermißter Bruder Leopold iſt. 95
Brüder gaben noch ferner an, daß der Ermordete als Handlueim-
ehilfe in Eberbach in Condition ſtand, ſich aber von dort Ugem

lich entfernt habe. Man vermuthet, daß er von da mit en

Schiffe neckarabwärts gefahren iſt. Um feſtzuſtellen, mit weldher
Schiffe der junge Mann von Eberbach abgefahren, hat ſi mor-
Unierſuchungsrichter von hier mit einem der Brüder des Eruye
deten dorthin begeben. Ferner wird gemeldet, daß die Leiche
Ermordeten heute auf dem hieſigen iſraelitiſchen Friedhofe yer-
erdigt wird. — Mit der vorſtehenden Feſtſtellung dürfte ſich en
muthlich die vollſtändige Unſchuld des noch in Haft befindlich
Rheinſchiffers ergeben.

en
N. Masbach, 9. Sept. Das Geburtsfeſt unſeres aldertfg
Landesfürſten wurde hier in üblicher Weiſe gefeiert. Vorm rel
9 Ubr wurden folgende Feuerwehrmänner, welche 18 Jahr ichen
gedient haben, mit je einem in prächtigem Rahmen beſin, be
Bild des Herrn Bürgermeiſter Strauß Namens der Stargoth-
ſchenkt: Karl Wolpert, Kaufmann Wilhelm Neuer, Natham ttini,
ſchild, Anton Fiſcher, Peter Noe, Emil Ebert, Georg Ma
Johann Pfiſterer, Franz Wirth, Friedrich Femy. FLie
Aus Haden. In der Nacht vom 7. zum . d. ſchlug bei,eir-
Gewitter der Blitz in die evangel. Kirche zu Waldwimmersba eine
Der Strahl drang durch den Kirchthurm ein, bdeſchädigte⸗ rer-
Glocke, zertrümmerte mehrere Fenſter, riß thatſächlich m 9el
Säulen der Kirche in Stücke, zertrümmerte theilweiſe die ſeul-
und brachte die ganze Vorderwand der Kirche aus zihre heuer
rechten Stellung. Gleichzeitig ſchlug der Blitz in eine annte.
des hieſigen Bürgers Gärtner, welche faſt völlig nie derboe. zu
Der Polizeidiener des Ortes, im Begriffe, das Zinna ge-
verlaſſen, um zur Brandſtätte zu eilen, fiel, vom Sch U
troffen, todt nie der. — Auf dem Wege zwiſchen Achkartdt auf-
Breiſach wurde dieſer Tage eine unbekannte Perſönlichkeit to de b
gefunden. Etwas näheres iſt bis jetzt nicht conſtatirt rde g
ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vorliegt. — Am 8.
bei ſchwachem Blitz und Donner ein Wolkenbruch m
ſtarkem Hagel über Waldshnt und Umgegend micder.
Pforzheim ertrank beim Baden der gjährige Sohn eir
tigen Arbeiters.
 
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