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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0312

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horſt's Ausführungen ſeien nur blaſſe Renommage; er
wolle den Glauben erwecken, als beſäße er für ſeine Be-
ſtrebungen hohe Protektionen. In Wahrheit habe das
Welfenthum in Europa nur einen Bundesgenoſſen, nämlich
die Franzoſen.
Kiel, 12. Sept. Die ruſſiſchen Nachten „Derſchawa“
nnd „Zarewna“ ſind heute Vormittag hier angekommen.
An Bord der erſteren befindet ſich der Großfürſt Alexis.
Bromberg. 12. Sept. Nach dem amtlichen Reſultat
erhielt bei der hieſigen Reichstags-Stichwahl Hahn
(conſ.) 6019 Stimmen, Komierowski (Pole) 4200 Stimmen.
Erſterer iſt ſomit gewählt.
Düſſeldorf, 11. Sept. Auf ein Begrüßungstelegramm
der hier tagenden Hauptverſammlung des Guſtav⸗Adolf-
Vereins an den Kaiſer lief folgende Antwort ein:
„Der Hauptverſammlung des Guſtav⸗Adolf⸗Vereins danke
ich für ihren geſinnungsvollen Gruß, der mich herzlich er-
freut hat. Mögen ihre Berathungen und Beſchlüſſe im
evangeliſchen Geiſte der Stiftung erfolgen und zur För-
derung derſelben ſich wirkſam erweiſen.“
Wiesbaden, 11. Sept. (XIII. Deutſcher Juriſten-
tag.) Die Abtheilung für Strafrecht wählte zum
Vorſitzenden den Senats⸗Präſidenten Dr. v. Köſtlin
(Stuttgart) und zum Stellvertreter den Senats⸗Präſidenten
Dr. v. Stößer (Karlsruhe). In Abweſenheit des am
Erſcheinen verhinderten Geh. Ober-Juſtizrath Landgerichts-
Präſidenten Dr. Bardeleben (Berlin) referirte Oberamts-

richter Süpfle (Heidelberg) über die Frage: „Haben

ſich die Vorſchriften des deutſchen Gerichtsverfaſſungs⸗Ge-
ſetzes Titel 4 und 6 bezüglich der Zuziehung von Laien

in Strafſachen in der Praxis bewährt? oder erſcheinen

geſetzliche Aenderungen rathſam nnd nach welchen Richtun-
gen hin 2⸗ Der Redner erklärte ſich in ſehr entſchiedener
Weiſe für Hinzuziehung von Laien bei der Rechtſprechung.
Es ſei dies im Intereſſe der Beförderung des Rechtsbe-
wußtſeins im Volke dringend geboten. Wenn man ein-

wende, daß die Schöffen zu ſehr vom Vorſitzenden beein-

flußt werden, ſo müſſe er erwidern, daß einmal Thatſachen

hierfür nicht vorliegen und daß anderſeits auch bei Richter-

Collegien der Vorſitzende bemüht ſei, ſeinen Einfluß ſowohl
bezüglich des Schuldigſpruches, als auch bezüglich des
Strafmaßes geltend zu machen. Wenn anch zugegeben
werden müſſe, daß Richter ſich ſeltener beeinfluſſen laſſen,
als Laien, ſo ſei andererſeits der Werth der Mitwirkung
von Leuten aus dem Volke mit praktiſchem Sinne in die
Wagſchale zu werfen. Er (Redner) ſei deshalb nicht nur
für Beibehaltung der Schöffengerichte, ſondern auch für
Erweiterung derſelben unter Aufhebung der Schwurgerichte.
Er halte es für falſch, daß, wie es jetzt geſchehe, zwei Ge-
richte, ein Gericht über die Thatfrage und das andere über
das Strafmaß urtheilen. Allerdings ſeien Verbeſſerungen
auf dem Gebiete der Schöffengerichte erforderlich. Zunächſt
ſei es nothwendig, daß eine größere Auswahl in den
Schöffen inſofern ſtattfinde, daß von 1000 Einwohnern,
und nicht, wie es jetzt der Fall, von 500 Einwohnern ein
Schöffe gewählt und daß die Zahl der Sitzungstage ver-
mehrt werde, damit die Schöffen mehr Uebung erlangen.
Ferner ſei es erforderlich, zu Vorſitzenden der Schöffen-
gerichte nur alte erfahrene Richter und auch zu Amtsan-
wälten nur bewährte Juriſten zu wählen. Im Amtsgerichts-
bezirk Mannheim habe in den wenigſten Fällen eine Be-
rufung gegen ſchöffengerichtliche Urtheile und eine noch
mindere Zahl von Aenderungen der ſchöffengerichtlichen Ur-
theile ſtattgefunden, in den meiſten Fällen fanden dieſe
Aenderungen in Folge neuer Beweiserhebung ſtatt. In
den meiſten Fällen erſcheinen nämlich die Angeklagten vor
den Schöffengerichten ohne Vertheidiger und erlangen erſt
nach der erſten öffentlichen Verhandlung Aufklärung. Für

zu bildende höhere Schöffengerichte, die an Stelle der

Schwurgerichte zu treten hätten, ſei allerdings eine Ver-
mehrung der Richter zu empfehlen. Die dritte Abtheilung
nahm darauf folgenden Antrag von Olshau ſen und
Süpfle an: 1) Die Schöffengerichte haben ſich im Allge-
meinen in der Praxis bewährt. 2) Die Schwurgerichte
verdienen das ihnen theilweiſe geſchenkte Vertrauen nicht.
3) Als die geeignetſte Form der Zuziehung des Laien-
elements in Strafſachen erſcheint das Schöffengericht.
Statt dieſes Beſchluſſes hat dahingegen die Plenarver-
ſammlung auf Antrag Kühne's nur folgende Sätze an-
genommen: 1) Die Schöffengerichte haben ſich im Allge-
meinen in der Praxis bewährt; 2) die dermalige Einrich-
tung des ſchwurgerichtlichen Verfahrens iſt der Reform
dringend bedürftig.
Coburg, 11. Sept. Die Herzogin von Edinburg
iſt hier eingetroffen.
Miünchen, 11. Sept. Ein Erlaß des Prinz⸗Re-
genten ordnet neben geringen Aenderungen betreffs der
Ausrüſtung der baheriſchen Armee an, daß der Raupen-
helm durch den Gendarmerie⸗Helm (Pickel haube) erſetzt
werde.
Straßburg, 12. Septbr.
Kaiſerparade, herrſchte auf den Straßen noch mehr
Leben als am 10. d., namentlich da auch die Ausſchmückung
der Häuſer in der Zwiſchenzeit noch vervollſtändigt worden
iſt. Schon vom frühen Morgen an drängte in den Haupt-
ſtraßen ein Gewoge von Menſchen, die Wege zum Parade-
platze und Polygon waren dicht gedrängt von Schau-
luſtigen, unzählige Menſchenmaſſen zogen von 8 Uhr an
heraus, Wagen folgte auf Wagen, Omnibuſſe und Straßen-
bahnen — alles war dicht beſetzt. Zuerſt die Kaiſerin,
dann der Kaiſer fuhren um 10¾ Uhr in offenem Wa-
gen heraus und wurden überall mit großem Jubel von der
Volksmenge begrüßt. Die Generäle, Fürſtlichkeiten, ſowie
der Kronprinz waren kurz vorher hinausgefahren. Beim
Ritt durch die Stadt erregten die Trierer Huſaren und die
Deutzer Cuiraſſiere beſonderes Aufſehen. Die Parade ver-
lief glänzend. 40 000 Mann Truppen ſtanden in Front; dazu

Geſtern, am Tage der

waren auf dem Paradefeld wohl 100 000 Zuſchauer aus
dem ganzen Lande, aus Baden, der Schweiz und aus
Frankreich. Der Kaiſer, äußerſt wohl und friſch, ſtand faft
ununterbrochen im Wagen und ſchaute dem Vorbeimarſch
zu, der ein glänzendes kriegeriſches Schauſpiel bot. Die
Truppen marſchirten und ritten ausgezeichnet; ganz beſon-
ders wohlgefälliges Intereſſe erregten die Deutzer Cuiraſſiere
und die Trierer Huſaren, deren Uniformen im Reichsland,
wo nur Dragoner und Ulanen ſtehen, faſt unbekannt ſind.
Nach dem erſten Vorbeimarſch ſprach der Kaiſer ſeine volle
Zufriedenheit aus; der zweite Vorbeimarſch wurde wegen
vorgerückter Zeit abgeſagt. Der Kaiſer fuhr dann noch die
Frout der Kriegervereine ab, überall mit geradezu unbe-
ſchreiblichem Jubel begrüßt. Die Kaiſerin war mit der
Großherzogin von Baden in einem Sechsſpänner auf dem
Paradefeld erſchienen. Die hohe Frau, die gleichfalls leb-
haft begrüßt wurde, ſah ſehr wohl aus und ſprach ihre
große Zufriedenheit mit den empfangenen Eindrücken aus.
Die Großherzöge von Baden und Heſſen und Prinz Lud-
wig von Bayern führten dem Kaiſer ihre Regimenter vor.
Die Haltung der Menge war über alles Lob erhaben.
Das Wetter war prachtvoll, der Schmuck der Stadt war
noch vollſtändiger und prächtiger geworden; der Zuzug von
Fremden war ungeheuer; es herrſcht Einſtimmigkeit darüber,
daß Straßburg ſolche Tage noch nicht geſehen hat. Um
5 Uhr fand im Offizier⸗Kaſino die Paradetafel, an welcher
der Kaiſer und die Kaiſerin, alle anweſenden fürſtlichen
Gäſte mit Gefolge, ſowie die Generäle und die bei der
Parade in der Front geweſenen Stabsoffiziere theilnahmen.
— Heute Vormittag 10/ Uhr fand in der proteſtantiſchen
Thomaskirche Gottesdienſt ſtatt, welchem die Kaiſerin,
der Kronprinz, der Großherzog von Baden und
andere Fürſtlichkeiten beiwohnten. Diviſionspfarrer Herr-
mann ſprach das Gebet, Diviſionspfarrer Steinwender hielt
die Predigt. Auf Befehl des Kaiſers, der ſich ein wenig
ermüdet fühkt und deßhalb auch bei dem Galadiner ſowie
in der Theatervorſtellung nicht erſchienen war, iſt der auf
heute Mittag 12¼½ Uhr angeſetzt geweſene Empfang des
Miniſteriums, der Geiſtlichkeit, des Staatsrathes, des
Landesausſchuſſes und des Gemeinderathes auf einen der
nächſten Tage verſchoben worden.
Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 11. Sept. König Milan trifft heute Nach-
mittag in Wien incognito als Graf Takowa ein und reiſt
Abends nach Gleichenberg weiter. — Serbien unterhandelt
jetzt wegen einer Pfandanleihe von 9 Millionen mit
der Länderbank. — Wie die Politiſche Correſpondenz er-
fährt, haben der vorläufige rumäniſche Miniſter des Aeußern
Sturdza und der Flügeladjutant des Königs Carol,
Major Schomaneseo, ſich geſtern von Bukareſt nach
Lubien begeben, um den Kaiſer Franz Joſef im Namen
des Königs zu begrüßen. — Wie die Abendblätter melden,
iſt der Militärattaché der hieſigen ruſſiſchen Botſchaft,
General v. Kaulbars, auf Berufung des ruſſiſchen Kaiſers
heute von Lubien nach Breſt⸗Litowsk abgereiſt.
Ausland.
Paris, 11. Sept. General Boulanger empfing
heute Mittag 2 Uhr die fremdlän diſchen Officiere,
welche den Manövern beiwohnen werden. — Großfürſt
Alexis, der Bruder des ruſſiſchen Kaiſers, traf in Paris
ein. — Marquis Tſeng ſchifft ſich morgen in Marſeille
nach China ein. — Geſtern gaben Mitglieder der Mar-
feiller Preſſe den italieniſchen Journaliſten, die aus Spanien
heimkehren, einen Pun ſch, wobei auf das Bündniß der
lateiniſchen Völker angeſtoßen wurde. — Der franzöſiſche
Africareiſende Soleillet in Schoa iſt geſtorben.
— Pique, Redacteur des bonapartiſtiſchen Blattes Belfort,

hat ſich umgebracht. — Laut hier aus Philippopel ein-

getroffenen Nachrichten ſoll dort eine große Gährung
herrſchen. Man erwarte nächſtens eine Kundgebung der
Truppen der Beſatzung zu Gunſten des Fürſten Alexander;
die Verhaftungen dauern fort.
Brüſſel, 12. Sept. General Vanderſmiſſen reiſte
nach Metz ab zur Begrüßung des Kaiſers Wilhelm im
Namen des Königs von Belgien.
London, 11. Sept. Die „Morning Poſt“ erfährt,
der heutige Cabinetsrathwerde über die Antwort auf
die letzte Note der Türkei bezüglich der bulgariſchen Frage
berathen. Es handelte ſich um die ſehr ernſte Frage, ob
die Vertragsmächte Rußland geſtatten wollen, die Unab-
hängigkeit Bulgariens zu zerſtören und ſich die Straße nach

Konſtantinopel aufzuſchließen. Aus dem Bergleich des neue-

ſten Artikels des „Journal de St. Petersbourg“ mit dem
Ton der türkiſchen Note folgert die „Morningpoſt“, daß
das vielbehauptete Einvernehmen zwiſchen Rußland und der
Pforte über die bulgariſche Frage nicht beſtehen könne.
— Der diesſeitige Botſchafter in Konſtantinopel, Lord Thorn-
ton, hat geſtern die Rückreiſe auf ſeinen Poſten angetreten.
Petersburg, 11. Sept. Der Kaiſer und die Kai-
ſerin ſind geſtern Vormittag in Begleitung der Groß-
fürſten in Breſt⸗Litowsk eingetroffen. Herr v. Giers,
welcher bereits geſtern bei den Majeſtäten in Wyſſoko-
Litowsk eingetroſſen war, begleitete dieſelben. — Dem
Herausgeber der Moskauer Zeitung und Director des Mos-
kauer Muſeums, Katkow, iſt, wie der Regierungsanzeiger
meldet, für ſeine fruchtbringende Thätigkeit auf pädago-
giſchem Gebiete und für ſeinen jahrelangen unermüdlichen
Eifer, klares Verſtändniß für die wahren Grundlagen des
ruſſiſchen Staatslebens im Publikum zu befeſtigen, der St.
Wladimirorden 2. Klaſſe verliehen worden.
Petersburg, 12. Sept. Ueber die am 10. d., Abends
8 Uhr, in Breſt⸗Litowsk erfolgte Ankunft des Prinzen
Wilhelm von Preußen berichtet der Regierungsbote
Folgendes: Auf dem Bahnhof, auf welchem eine Ehren-
wache von dem elften Reſerve⸗Infanterie⸗Bataillon mit der
Fahne und der Muſik aufgeſtellt war, waren zum Em-
pfange des Prinzen anweſend: der Kaiſer, der Groß-

Wilhelm nach der Feſtung, wo letzterer die Kaiferin
grüßte. Hierauf fand bei den Majeſtäten zu Ehren dee

ſeit einigen Tagen ein reges militäriſches Leben. Nachde

fürſt Thronfolger, ſowie die übrigen Großfürſten

Der Kaiſer und die Großfürſten hatten preußiſche Unifor-
mit preußiſchen Ordensbändern, der Prinz Wilhelm
ſiſche Uniform angelegt. Bei der Ankunft des Prinze
intonirte die Muſik der Ehrenwache die preußiſche Hymne-

Vom Bahnhofe aus fuhr der Kaiſer mit dem Prne

Prinzen ein Diner von 70 Gedecken ſtatt, an welchem au
das Gefolge des Prinzen theilnahm. Bei der Tafel 911
der Prinz rechts von der Kaiſerin, links von derſelben v.„
Kaiſer. Auf Befehl des Kaiſers ſind dem Prinzen wãh
rend ſeiner Anweſenheit der Generaladjutant Fürſt S
chowskoi und der Flügeladjutant Fürſt Bieloſſelsky atta

chirt. Bald nach dem Diner wohnten die Majeſtäten

Prinz Wilhelm und die übrigen höchſten Herrſchaften der
nächtlichen Armirung einer Lunette bei. Für den Prinze.
Wilhem iſt in einem Hauſe nahe dem Nicolaithore (Feſtungs-
thor) Wohnung hergerichtet. Geſtern fand anläßlich de
Namenstages des Kaiſers Vormittags in der Feſtungs-
kathedrale ein Tedeum und Kirchenparade ſtatt. Zu der-
ſelben erſchienen der Kaiſer und die Kaiſerin, Prinz Wil-
helm, ſämmtliche Großfürſten und Prinz Alexander von
Oldenburg.
Sofia, 11. Sept. An dem heutigen Alexanden
tage iſt die Stadt mit Ausnahme der Conſulate unbeflagat,
um das Mißverſtändniß zu vermeiden, als ob der Namen
tag des Czaren gefeiert werde. — Die geplante Truppeg
ſchau iſt im letzten Augenblick abgeſagt worden, jedo
findet heute Mittag die Fahnenverleihung an die oſtrume
liſchen Regimenter ſtatt. — Die Sobranje ſoll Montab
eröffnet werden. ö
Sofia, 12. Sept. In Philippopel haben, hier eing.
gangenen Nachrichten zufolge, unbedeuten de Ruhe
ſtörungen ſtattgefunden, indem eine Anzahl Anhänger
des vormaligen Fürſten ſich vor dem ruſſiſchen Con“
ſu lat zuſammenſchaarte, wo ſich gleichzeitig auch Gruppen
von ruſſiſch geſinnten Bulgaren gebildet hatten. Die Po'
lizei ſchritt ſofort ein und zerſtreute die Anweſenden.

Aus Stadt und Land.
— Heidelberg, 13. Sept. Vor einigen Tagen entlieh ein jung
Mann in Mannheim auf einige Stunden ein Fuhrwerk, entfer
ſich damit und kehrte nicht mehr dorthin zurück. Derſelbe wur
nun vorgeſtern, Samstag Abend, dahier betreten und verhafte,
Das Fuhrwerk, welches er hier eingeſtellt hatte, wurde dem Cigef
thümer zurückgegeben. — Geſtern Abend fuhr ein Kutſcher
etwas angetrunkenem Zuſtande, von Schlierbach kommend, nehr
der Stadt zurück. Unterwegs wollte das eine Pſerd nicht mẽ
laufen, weßhalb er auf dasſelbe mit der Peitſche ſo lange einhin
bis es zuſammenſtürzte. Der Unmenſch, damit noch nn
zufrieden, hieb ſodann auf das andere Pferd ein, welches 19
auf dem Boden liegende fortſchleifen mußte, dabei niederfiel Un
ſich an den Knien derart beſchädigte, daß das Blut an den Beinen
herunuter floß. Selbſtverſtändlich erregte der ganze Vorgaug das
größte Aergerniß. Der Thäter wird ſich wegen Thier
quälerei zu verantworten haben. — Ein Indibiduum kam ver.
floſſene Nacht in eine Wirthſchaft und trank daſelbſt Bier, ohn
dasſelbe zu bezahlen. Beim Weggehen nahm die Wirthin den
Zechpreller den Hut in Beſchlag, worauf es zu Thätlichkeit,
kam und einer der Mitwirkenden, der Hausknecht, im Geſicht ver
letzt wurde. Der rabiate Thäter mußte verhaftet werden.
Einige junge Leute, welche ſich in verwichener Nacht auf
Straße begegneten, kamen angeblich aus Anlaß einer Remb. en
mit einander in Wortwechſel, welcher ſchließlich in Thätlichkei
ansartete. Als Waffen dienten die Spazierſtöcke. Der Tumn
war ein derartiger, daß die Polizei einſchreiten mußte. or
T geidelbrrg. 13. Septbr. Der evangeliſche Kirchenche
hatte geſtern einen Ausflug nach Dilsberg unternomnhen
Die Betheiligung daran war eine recht große, die Schaar ee-
Ausflügler mochte wohl gegen 90 Perſonen zählen. Voll bei
digt von den Erlebniſſen des Tages kehrten dieſelben Aben
wieder in corpore hierher zurück. die
un gridelberg, 13. Sept. Bei der geſtern im Rathhaus durch. s
freiw. Feuerwehr vorgenommenen Wahl an Stelle der freim! für
zurückgetretenen Herren Friedr. Dilg und Jakob Reutter wurde 92
erſteren zum Hauptmann der Spritzenmannſchaft der ſeither
Beigeordnete, Herr Schuhmacher Franz Litterſt, und für ige
teren zum Beigeordneten der Waſſermannſchaft der ſeither
Ovmann. Herr Tapezier M. Burckhardt, gewählt. ade
Mannhrim, 11. Sept. Das Schwurgericht für das laufe,
Vierteljahr veginnt mit dem 20. d. Pits. und werden folghr-
Fälle zur Verhandlung kommen: Montag, 20. Sept ſch-
Vorm. 9 Uhr: Karl Hörner von Hardheim wegen Foliz-
münzerei. Montag, 20. Septbr., Vorm. halb 12 110
Sebaſtian Hörſt von Schneeberg wegen Verbrechens gegen 1b
Sittlichkeit. Dienstag, den 21. Septbr., Vorm. ha 2
9 Uhr: Waagmeiſter Franz Götzelmann von Ladenburg wegg.
Unterſchlagung im Amte. Dienstag, 21. Septbr., Vor
11 Uhr: Adam Pfranz von Rippenweier wegen falſcher Be
kundung im Amte. ſcht
XX Eppingeu, 11. Sept. In der Rähe unſerer Stadt herrßn

geſtern die 55. Brigade gegen die 56. zwiſchen Adelshofen hr.
dem Junghof im Feuer geſtanben, kam es heute zw iſchen Roſh.
bach und Landshauſen zu heißem Kampfe. In aller uin
— einzelne Truppentheile waren ſchon gegen 3 Uhr Morgens nd
Bewegung — zog die 55. Brigade aus dem bei Ittlingen eß
Dammhof bezouenen Bivouak, berührte unſere Stadt und le
vor Rohrbach auf den Feind, der von Landshauſen her anrü gen
Dieſer zog ſich jedoch ſchnell zurück, um ſich auf der Anhöhe gegz
Landshauſen in einer feſten Stellung zu poſtiren. Hier ka iden
nun zu heftigem Kampfe, in welchem mehrmals auf beiein
Seiten ein furchtbares Schnellfeuer abgegeben wurde, was eſem
ſehr ſtarkes Getöſe verurſachte. Die Truppen legten in dieſes
Gefechte eine ſo große Gewandtheit mit der Handhabunaten
Magazingewehres an den Tag, daß man glauben ſollte, ſie 9uhr
die ausgezeichnete Schußwaffe ſchon mehrere Jahre. Gegen ihre

er
E

wurde der Kampf abgebrochen und die Truppen zogen in jeder

Quartiere, frob nach den großen Strapazen der Woche wiener-
einmal über Sonntag recht ausruhen zu können. Tro nicht
großen Hitze und der anſtrengenden Märſche hörte mantag an
daß irgend welche Unfälle vorgekommen ſeien. Von Mon einen
beginnen die Uebungen der ganzen Diviſion gegen haben,
markirten Feind. Obgleich wir hier keine Einquartirung 1 die
ſo bekommen wir dennoch täglich viele Soldaten zu Abrobiant-
in der Güterhalle der Eiſenbahn, die zur Hälfte in ein oß in
magazin umgewandelt iſt, Lebensmittel für Mann nn 0 6
Empfang nehmen. In der Nähe der Güterhalle iſt an
Feldbäckerei hergerichtet, welche die im Bivouak liegenden ird ſich
mit dem nöthigen Brod verſieht. Dieſe Einrichtung wipie oft
jedenfalls im Kriege ſehr bewähren, wenn man bedenkt, either
im letzten Kriege das Brod, welches den Truppen von ankam,
nachgeſchickt wurde, meiſtens in ungenießbarem Zuſtande

SENSS

E

—.


 
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