Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0360

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
tender Organe der Preſſe Oeſterreich⸗Ungarns, welche ein

gewiſſes Mißtrauen gegenüber dem deutſch⸗öſterrs
ſchen Bündniß bekunden, werden hier mit beſoßdenr
lebhafter Theilnahme verfolgt. Es haben die betreffenden
Aeußerungen in hieſigen leitenden Kreiſen um ſo befremd-
licher berührt, als man ihre Berechtigung an der Hand der
Thatſachen nicht zugeſtehen kann. Man beſtreitet hier, daß
die deutſche Politik die Intereſſen Oeſterreichs weniger
wahrgenommen hätte als die Intereſſen Rußlands, und es
wird mit einem bemerkenswerthen Nachdruck betont, daß
das deutſch⸗öſterreichiſche Bündniß gar nicht dazu angethan
ſei, Oeſterreich in der ſelbſtändigen Wahrnehmung ſeiner
Intereſſen irgend einer andern Macht gegenüber zu be-
ſchränken. Deutſchland ſei ſich ſeiner Verpflichtungen dem
öſterreichiſchen Bundesgenoſſen gegenüber völlig bewußt und
werde ſtets an der Seite Oeſterreichs ſein, wo deſſen In-
tereſſen irgendwie zu nahe getreten würde. Zum Ueberfluß
wird betont, daß das Drei⸗Kaiſerbündniß unentwegt fort-
beſtehe und nach wie vor die Hauptbürgſchaft für die Er-
haltung des europäiſchen Friedens bilde.
Berlin, 24. Sept. Die Ergebniſſe der Einnahmen
der Reichscaſſe an Zöllen und Verbrauchsſteuern für
den bis Ende Auguſt verlaufenen Theil des Rechnungs-
jahres 1886/87 liegen nun vor. Die Getränke⸗ und
Salzſteuer ergab faſt 30000 000 Mark (circa 2 Mil-
lionen mehr, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres); bei
den Zöllen beträgt der Reinertrag faſt 88 000000 Mark
(um 4½ Millionen mehr); indeß kommt hier in Betracht,
daß der Etatsanſatz darauf rechnete, daß die finanzielle
Wirkung der vorjährigen Zollerhöhungen im laufenden
Jahre voll zur Erſcheinung gelange. Nach den vorliegen-
den Etatsziffern ſcheint die Erfüllung dieſer Erwartung
nicht geſichert. — Der Generalſynodal⸗Vorſtand
wird Mitte October hier zuſammentreten. — Von der
ſocialdemokratiſchen Genoſſenſchaftsdruckerei Hottingen⸗Zürich
iſt eine Schrift „Anarchismus, Socialdemokratie und revo-
lutionäre Taktik“ verbreitet, welche ſoeben auf Grund des
Socialiſtengeſetzes verboten wird.
Danzig, 24. Sept. Das große Uebungsgeſchwa-
der, welches während der letzten drei Tage unter Theil-
nahme des Chefs der Admiralität, Generallieutnants v. Ca-
privi, als Schlußmanöver die Blockade der Oſtſeeküſte von
Danzig bis Memel ausgeführt hatte und geſtern Vormittag mit
einer Flaggenparade vor Zoppot aufgelöst wurde, iſt nach
Kiel zurückgekehrt. Der Chef der Admiralität verließ in
Neufahrwaſſer das Geſchwader und begab ſich hierher.
Eſſen, 24. Sept. Wie die Rheiniſch⸗Weſtfäl. Zeitung
meldet, hat heute Vormittag 10 Uhr auf der
Zeche „Conſolidation“ bei Schalke in Schacht II
eine Exploſion ſchlagender Wetter ſtattgefun-
den. 45 Bergleute ſind getödet, 16 verwundet,
darunter 8 ſchwer.
Darmſtadt, 24. Sept. Der Großherzog iſt, der
Einladung der Königin Victoria folgend, mit der
Prinzeiſin Irene zu mehrwöchentlichem Beſuche auf Schloß
Balmoral nach Schottland abgereiſt.
München, 24. Septbr. Der Prinzregent verlieh dem
commandirenden General des 15. Armeecorps, General-
lieutenant v. Heuduck, das Großkreuz des Michaelordens,
den Generallieutenants v. Maſſow und v. Grolmann
das Großkreuz des Militär⸗Verdienſtordens und dem
Generalmajor v. Gottberg das Großcomthurkreuz des
Militär⸗Verdienſtordens. Außerdem ernannte er die General-
majors Fleſchner und von Stafferling (Vetz) zu
Generallieutenants.

Stuttgart, 24. Septbr. Der Staatsanzeiger meldet:

Die Rückkehr des Königs und der Königin von
Friedrichshafen erfolgt am Samstag. Der Aufenthalt hier-
ſelbſt dauert bis Mitte November, worauf die Majeſtäten
die auch in dieſem Winter Seitens der Aerzte für noth-
wendig erachtete Reiſe nach dem Süden antreten werden.

Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 24. Sept. Die Enthüllung des Tegetthoff-
Denkmals wurde heute in Gegenwart des Kaiſers,
des Kronprinzenpaares, der Erzherzöge, der Miniſter ꝛc.
in feierlicher Weiſe vollzogen. Der Kaiſer erwiderte auf
die Anſprache des Viceadmirals Sterneck mit dem Dank
an Alle, die ſich um das Zuſtandekommen des Denkmals
verdient gemacht hätten und mit dem Ausdruck der Zuver-
ſicht, daß der Name Tegetthoff auch zukünftig zu Thaten
inniger Hingebung begeiſtern werde.
Wien, 24. Septbr. An der Cholera ſind in Peſt
40 Perſonen erkrankt und 19 geſtorben, in Fiume 3 er-
krankt und 1 geſtorben.

Auslan d.
Paris, 24. Sept. Die ſpaniſche Botſchaft hat
Nachricht erhalten, daß General Villacampa heute vor
ein Kriegsgericht geſtellt iſt. Das Urtheil wird heute Abend
oder morgen früh verkündet werden. Wenn, wie man er-
wartet, der Spruch auf Todesſtrafe lautet, wird das Ur-
theil ſofort vollſtreckt werden. — Der Schwurgerichtshof
ſprach heute Gues de, Lafarge und Sufini frei, welche
angeklagt waren, in öffentlichen Verſammlungen im Cha-
teau⸗d' Cau⸗Theater zu Gunſten der Arbeiter von Decaze-
ville durch ihre Reden zu Mord und Plünderung aufgeregt
zu haben.
London, 23. Sept. Schreckliche Hungersnoth
herrſcht in Khartum und am ganzen Laufe des Nil ent-
lang, wo die Engländer die durch den Mahdi geſtörte Ord-
nung wiederherzuſtellen ſuchen. Der Daily News wird
der Inhalt eines Schreibens einer griechiſchen Dame aus
Khartum übermittelt, deren Bruder als Militärarzt määt he
Heere Hicks Paſchas umkam. Khartum wird da
ſchrieben, „wie es früher war“. Die katholiſche
ſei unverſehrt und ſogar wohlgepflegt und der Palsſß
Statthalters, in welchem Gordon wohnte, ſtark beſen
großer Mangel überall, verurſacht durch die Verne

gunt der Saatbeſtellung im vorigen Jahre. Der Bote,
den ſie in Derwiſchverkledung nach Kaice Jandze, ſchilderte
Da die wachſende Verwahrloſung und

ö Elend
in Berber und den Nildörfern. In einem der letztern wies
man ihm den faulenden Leichnam eines Kamels, das in
den letzten acht Tagen zur Speiſe gedient hatte. Ziegen
und Rindvieh ſind verſchwunden. Wenn demnächſt wieder
einmal ein Vorſtoß gegen Unteregypten erfolgen ſollte, ſo
wäre der Hunger daran ſchuld. Aehnliches berlautet aus
Dongola. ö
London, 24. Sept. Aus Anlaß des jüngſten Artikels
der Nordd. Allgem. Zeitung bemerkt der Standard, Eng-
land könne zu einem feſten, die ruſſiſche Politik auf
der Balkanhalbinſel zurückweiſenden Vorgehen — in
der bloß platoniſchen Meinung, daß, wenn England ſich
erſt zur nochmaligen Vertheidigung der Türkei entſchließe,
es nicht ohne mächtige Unterſtützung bleiben werde — keine
Grundlage finden; daraͤuf laſſe ſich keine unwiderrufliche
Action begründen. Wenn man auf das Verhalten Frank-
reichs zu Deutſchland hinweiſe, ſo dürfe man auch
die Thatſache nicht überſehen, daß England an Indien
denken müſſe und nicht Schlachten auf europäiſchem Con-
tinent ſchlagen könne, während Aſien ſeine Aufmerkſamkeit
in Anſpruch nehme. Angeſichts der ruſſiſchen und franzö-
ſiſchen Verſuche, in Konſtantinopel den Einfluß Englands
zu untergraben, werde die europäiſche Uebereinſtimmung zu
einem Scheinbilde. England könne unter dieſen Um-
ſtänden nur Geduld üben und eine beſſere Lage der Dinge
abwarten; es bedürfe keiner Bundesgenoſſen, ſo angenehm
es ihm auch ſein würde, mit irgend einer Macht zur Er-
reichung eines gemeinſamen Zweckes zuſammen zu wirken.
Das engliſche Reich ſei thatſächlich unverwundbar gegen
jeden Angriff, welcher gegen dasſelbe im Schilde geführt
werden dürfte; deßhalb werde England ſich auch nicht durch
diplomatiſche Künſte aus ſeinen Bahnen drängen laſſen.
Madrid, 24. Sept. Die Tochter und die Familie
Villacampas wollten den Miniſterpräſidenten um Gnade
für den General anflehen, wurden jedoch nicht vorgelaſſen.
— Gegen das Blatt Liberal iſt gerichtlich einge-
ſchritten, ſein Direktor verhaftet worden. Der Pro-
greſo, deſſen Director Solis nach Paris gereiſt iſt, hat zu
erſcheinen aufgehört. Der Direktor des Witzblattes Motin
iſt ebenfalls verhaftet worden. Auch in der Provinz wer-
den die Verhaftungen fortgeſetzt. Die reactionären Blätter
billigen durchaus die Strenge der Regierung, dagegen ſind
die demokratiſchen Blätter und diejenigen der dynaſtiſchen
Linken gegen allzu große Strenge.
Sofia, 24. Sept. Die Wiederwahl des Fürſten
Alexander iſt in maßgebenden bulgariſchen Kreiſen voll-
ſtändig aufgegeben worden.

Aus Stadt und Land.
—= HBeidrlberg, 25. Septbr. Geſtern wurde ein junger Burſche.
der in Mannheim aus der Lehre entlaufen, von der hieſigen
Polizei augehalten und vorlänfig in Gewahrſam genommen. —
Wegen nächtlichen Umhertreibens auf der Straße wurde eine
Dirne in Haft genommen. — Ein Mannheimer Möbelfuhrmann
fuhr geſtern mit ſeinem Wagen in langſamem Schritte einem
Pferdebahnwagen voraus, ſo daß dieſer genöthigt war, ganz
langſam zu folgen. Da der Fuhrmann trotz Aufforderung des
Pferdebahnkutſchers den Weg nicht frei machte, mußte die Schutz-
mannſchaft gegen ihn einſchreiten.
* thridelberg, 25. Sept. Gutem Vernehmen nach iſt als Ein-
führungszeit für die Jagdgeſetznovelle der 1. November
dieſes Jahres in Ausſicht genommen. Die Gemeinden, welche
ſchon vorher Jagdverpachtungen vorzunehmen haben, ſind ange-
wieſen, in den Pachtverträgen zu bedingen, daß die Pächter ſich
den Beſtimmungen der Jagdgeſetznovelle und der Vollzugsverord-
nung, die zum Jagdgeſetz neu erlaſſen werden wird, zu unter-
werfen haben. Die Jagdpäſſe, in der nämlichen Grötze wie die
jetzt giltigen, ſollen in hellgrau für Jagdpächter, Grundeigen-
thümer und Jagdaufſeher, in hellgelb für Gaſtſchützen, in weiß
als Wochenjagdpaß ausgeſtellt werden und auf der Rückſeite den
Jagdkalender über die Schonzeiten enthalten.
*Uechargenünd, 24. Sept. Heute um die Mittagszeit wurde
der Bahnwart Knotig auf der Bahnſtrecke Neckargemünd-
Bammenthal von einer daherbrauſenden Maſchine in dem Augen-
blick erfaßt und überfahren, als gerade der Güterzug von
entgegengeſetzter Richtung die Station paſſirte. Der Bedauerns-
werthe war ſofort eine Leiche. Wie das Unglück eutſtehen
konnte, iſt noch nicht aufgeklärt.
Mannheim, 24. Sept. (Strafkammer II.) Der Handels-
maunn Samuel Kahn in Heidelberg wurde wegen Wuchers zu
6 Monaten Gefängniß, wovon 1 Monat Unterſuchungshaft ab-
geht, und 1500 . Geldſtrafe, Verluſt der bürgerlichen Ehren-
rechte auf 3 Jahre und den Koſten verurtheilt. Wir kommen
auf dieſen Fall noch ausführlicher zurück.
Jahr, 23. September. Der letzten „Monatsmittheilung“ der
Handelskammer zu Lahr entnehmen wir folgenden Ab-
ſchnitt, deſſen Inhalt für die geſammte Exportinduſtrie von In-

tereſſe ſein und in Bezug auf den Durchgangs verkehr mit

Frankreich zur Vorſicht mahnen dürfte: Den Verkehr mit
Frankreich betreffend hat die Kammer wiederholt, zuletzt in ihrer
„Mittheilung“ vom Mai d. J., auf einen Erlaß des franzöſiſchen
Handelsminiſteriums aufmerkſam gemacht, welcher beſtimmt, daß
alle aus dem Auslande nach Frankreich kommenden Waaren,
welche irgend eine Bezeichnung (franzöſiſche Marken, Firmen oder
Ortsnamen ꝛc) tragen, die den Glauben erwecken könnte, als ob
die Gegenſtände franzöſiſchen Urſprungs wären, der Beſchlagnahme
verfallen. Gegen dieſe Beſtimmung wäre an und für ſich nichts
einzuwenden, um ſo mehr aber gegen die unſeres Erachtens durch-
aus willkürliche und ungerechtfertigte, mißbräuchliche Anwendung
in einem Falle, wie derjenige, den wir mit Erlaubniß der be-
treffenden Firma hiermit bekannt geben: Eine große Hutfabrik
in Kehl erhielt durch ihren Pariſer Vertreter für Rio de Janeiro
eine Beſtellung auf 22 Dutzend Filzhüte mit der Weiſung des
Beſtellers, folgenden Stempel auf den Hutfuttern anzubringen:
Chapelaria de Paris
(Pariſer Wappen)
Firma des Beſtellers:
Rio de Janeiro.
Dieſe Waare ging ſeetüchtig, d. h. in einer mit Zink ausgeſchla-
genen, mit ſtarken Eiſenbändern verſchloſſenen Holzkiſte verpackt
und plombirt nach Vorſchrift in transito an eine Speditions-
firma in Havre ab. Dort wurde nun die Kiſte, obgleich Tranſit-

are, von der franzöſiſchen Zollbehörde geöffnet und die
re wegen des vorerwähnten Stempels für konfiscirt erklärt.
die energiſche Reclamation der Faͤbrik bezw. ihres Pariſer
reters wurden dann die Hüte wieder freigegeben, die den
Empel tragenden ſeidenen Hutfutter aber, welche allein ſchon
nicht unbedeutenden Werth⸗maen usgenommen
zu rückbehalten. In id die Waare nun
ckkommen wird (weiterbeför in dieſer Geſtalt

natürlich nicht werden), kann man ſich leicht vorſtellen. *
deutſche Gxporthandel wird nach ſolchen Erfahrungen gut diicht
thun, im Tranſitverkehr die franzöſiſchen Häfen einfach thunli
zu meiden und ſich nach Hambura, Antwerpen und anderen Ha
zu wenden, wo er franzöſiſcher Willkür nicht ausgeſetzt iſt.
Gausbatz, 22. Sept. Geſtern Abend rückten hier 122 Man
Militär ein, welche ſchon ſeit Freitag voriger Woche im Schwart
wald, d. h. von hier bis Schönmünzach nach der Gräfin v
Arnim ſuchten, allein bis jetzt ohne jeden Erfolg. —

Vermiſchte Nachrichten. 1
Halle a. S., 24. Septbr. Vergangene Nacht wurde auf 910
Bahnhof zu Erfurt im Schnellzug der Banquier Wilhe
Krauſe aus Berlin verhaftet. c
Finme, 24. Septbr. Bei der Aufnahme einer Benzinie
dung gerieth der italieniſche Dreimaſter „Nicola“ 10
äußern Hafen, angeblich durch Blitzſchlag, in Brand. Sturm e
hohe See erſchwerten den Verkehr. Das brennende Schiff wur „
durch den Hafenkapitän an der Ankerkette in die offene See hil-
ausbugſirt. Sieben Perſonen der Mannſchaft ſind ume
kommen, vier, worunter einer tödtlich, mit Brandwunden bedec
wurden von einem britiſchen Dampfer gerettet. Der Kapitän 0
Lalddr hen Dampfers befand ſich bei Ausbruch des Brandes 4
and.
— In London gibt es zur Zeit nach ungefährer Taxation
nicht weniger als 1900 0 ſtellenloſe Deutſche jeder
Branche. Viele, die früher Vuchhalter⸗ und ſonſtige Poſten ves,
ſehen hahen, begnügen ſich momentan mit der Stelle eines Haue,
knechts, Kutſchers und dergleichen mehr. Die deutſchen Unter
ſtützungsvereine werden momentan mehr denn je in Anſpruch ge-
nommen und es wäre zu wünſchen, daß dieſen Vereinen, die ſcho
vielen Hunderten von Deutſchen die Mittel zur Heimreiſe 96
währten, aus dem deutſchen Vaterlande zur Unterſtützung
edlen Zieles Hilfsmittel zuflöſſen.
— Ein intereſſantes Cholera⸗deilverfahren
wird gegenwärtig im Barackenſpital in Peſt durch den Primar
arzt Dr. Bela Angyan mit einem Apparat angewendet, 10
Profeſſor Cantani in Neapel gelegentlich der Cholera⸗Epidemi
im Jahre 1884 erfunden hat. Die Prozedur beſteht darin, dan
dem Cholerakranken von der Bauchgegend aus 1 Liter des
infizirtes Waſſer unter die Haut geſpritzt und daſſelbe ſodann
durch mäßigen Druck in das Blut gedrängt wird. Die Cholers
entzieht nämlich dem Blute den Waſſergehalt, der ſich nicht el-
neuern kann, da bei Cholerakranken der Magen ſeine Funktiol
verſagt. Mit dieſen Verſuchen hat Dr. Angyan bereits zwei be-
wußtlos und ſchon ganz blau eingebrachte Cholerakranke wiedel
zum Leben gebracht.

Literariſches. 17
—9 Wie wir unſeren Leſern bereits mittheilten, haben di
Preisrichter in der Preis⸗Concurrenz der Iluſtrinthh
Frauen⸗Zeitung — die Herren Franz von Defregger, Adolp
Menzel, Paul Meyerheim, Franz Skarbina, Anton von Werne
und der Verleger Franz Lipperheide — den Malern Hermann
Bartels und Rickelt die ausgeſetzten Preiſe zuerkannt. Heute lie,
gen uns die ſeither in der Illuſtrirten Frauen⸗Zeitung erſchiene
nen doppelſeitigen Holzſchnitte nach den preisgekrönten Zeichnungeg
vor, und mit ihnen ſehen wir den Beweis dafür erbracht, da
der durch die Concurrenz angeſtrebte Zweck voll erreicht iſt: Gig,
wirkungsvolle Holzſchnitt⸗Wiedergabe, welche durchaus dem en
ſpricht, was der Künſtler in breiter, maleriſcher Ausführung +
zeichnet. Die ferner mit ehrenvollen Erwähnungen und dun
den Ankauf ausgezeichneten Blätter aus der Concurrenz werde
während der nächſten Zeit in der Illuſtrirten Frauen⸗Zeitung er-
ſcheinen. Möge die Anregung, welche mit dem Preis⸗Ausſchreiben
in gleicher Weiſe für die zeichnende Kunſt wie für den Holzſchnitt
in Deutſchland gegeben iſt, weiterhin erfolgreich ſein. —

Handelsnachrichten.
Börſenbericht. (Effectenſocietät.) Frantfurt, 24. Seyl
Umſätze bis 6¼ Uhr Abends. Credit 223/½, ½ b. Staat'.
bahn 186½ b. Disconto⸗Commandit 208.50, 40 b. Böhmen
206½ b. Buſchtherader 168¼ b. Böhm. Nordbahn 140 4
Gotthard⸗Actien 96.20 b. Schweizer Nordoſt 64.30 b. u.
4bCt. Ungar. Goldrente 85.75, 80 b. Ungar. Papierrente 76
18712r—73er Ruſſen 98.55 b. 1880er Ruſſen 87 b. Egypten
76.05, 25 b. öproc. Egypter 97.50 b. Sproc. neue Portugieſen-
88.10 b. u. G. Spanier 62.50 b. auch kleine Stücke. Ppro.
100.10 B., 100 G. Türken 14 B. 13.95 G. Serb. Tabak 79.4,
6½ Uhr: Egypter 76.30. Sproc. Portugieſen 88.15. Dis-
conto 208.30. 14
Auf Anregung der Weſtbörſen waren Egypter ſowie Spaniß
bei gebeſſerten Courſen ziemlich rege begehrt. Die übrigen Werth-
ſtanden im ruhigen Verkehr und notirten wenig verändert. g.
* Maunheimer Börſe. 24. Sept. Badiſche Bank 117 5.
Rhein. Creditbank 120 B. Rhein. Hypoth.⸗Bank 127.50 G. 127.75
Bad. Anilin⸗ u. Sodafabrik 198.50 G. 199 B. Weſteregell
Alkali 144.75 G. Waghäusler Zuckerfabrik 85 G. Heidelberge“
Aktien⸗Brauerei 127 G. 1
Herlin, 24. Sept. Schlußcourſe um 3 Uhr. Oeſterg.
Credit⸗Actien 449. Staatsbahn 373½. Lombarden 17.
Disconto⸗Commandit 208 ½. Galiz. Karl Ludwigsbahn
Tendenz: Schwach.

Heidelberg, 25. Septbr. 5
Anfangs⸗Eourſe der hennigen Mitiags⸗Börten,
mitgetbeilt von der Filiale der Rheiuiſcher Creditysn

in Veibelberg. 1

Frankfurt Berſ

Oeſterr. Gredit⸗Actien. 223½ 448½%
Staatsbahn 186 37²³½
Lombarden 2 86¼/ 17² 0
Disconto⸗Commandit 208.10 207.9

Galiz. Karl⸗Ludwigsbahn.. 159%¾
4Ct. Egypter 65.20
Turken . 1330
ürken .
*geidelberg, 25. Septbr. (Marktpreiſe.) Heu per

½. 2.80 bis 2.80, Stroh per Ctr. . 1.75 bis 2.—. Butter
Ballen 85 bis 95 J, Butter in Pfund 4. 1.10 bis 1.20. 4 ö

per Hundert 5.10 bis 6.50, per Stück 6 bis 8 3. Kartoffe
per Malter 250 Pfund . 6.50 bis . 7.50, per 20 Liter 80 4
bis 90 4. Aepfel, per O. 1.40 bis 280. Birnen per H. 50 9.
bis A. 3.20. Zwetſchgen per H. 16 bis 25 3. Nüſſe per
20 bis 35 ½. Trauben per Pfd. 20 bis 30 &. 1. 31
Wiesloch, 24. Sept. Der heutige Schweinemarkt war mit
Paaren beſchickt. Der Durchſchnittspreis betrug 10—16 %. aſt
Sahwetingen, 24. Sept. Hopfen. Leider iſt das Vertaufsgeſhaß
ſchleppend, ja faſt nicht nennenswerth und fremde Käufer ſind fo-
keine mehr zu ſehen. Hieſige Platzhändler bieten 60 und ¹ 0
man hört, ſollen die Producenten um dieſen Reductionspreis 5
berkaufen gerne geneigt ſein. 10
Virnberg, 23. Septbr. Hopfen. Infolge geringer Zufn-
und reger Frage verlief der Markt heute ſür gutfarbige Bople.
in feſter Stimmung. Die grünen billigen Markthopfen ware,
einige Mark höher, ſonſt blieben die Preiſe unverändert. Die E,
porteure kauften lebhaft, und zwar vornehmlich Markthopfen 15
. 45—54. Gelbe ſtehen außer Frage. Die Kundſchaftshänd 6.
ſind am heutigen Umſatz, der ungefähr 1500 Ballen betraßg
haben mag, nur mit einem Viertel betheiligt. Die Notiruuſch /
lauten: Gebirgshopfen %. 70—75, Markthopfen 32—55, Aiſh,
grunder 45—65, Hallertauer prima 1. 85—90, mittel 55—60
gering 40—45, Württemberger prima 85—90, mittel 50—
Badiſche prima ¾ 80—85, mittel 55—60. —
Waſſerſtandsnachrichten.
gridelberg, 26. Sept. (Reckar.) 1,36 m, gefallen 0,00 m.
Maunheim, 24. Sept. (Neckar.) 3,60 m, gefallen 0,05 m.
 
Annotationen