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Heidelberger Zeitung — 1886 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.52470#0542

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Berlin, 12. Nov. Die Berl. Polit. Nachr. ſchreiben:
„In dem Capitel derjenigen Mythenbildungen, welche ſich
auf die Vorlagen für die nächſte Reichstagsſeſſion beziehen,
nehmen die Legenden über den Militäretat eine hervor-
ragende Rolle ein. Mag der Grund in dem Munde der
öffentlichen Meinung, welche nach Lage der europäiſchen
Verhältniſſe die ſorgſamſte Pflege der heimiſchen Wehrkraft
fordert, mag der Grund in dem Beſtreben liegen, durch
Senſationsnachrichten eine Reaction gegen die Richtung der
öffentlichen Meinung hervorzurufen: jedenfalls ſind dem
Militäretat zahlreiche Dinge angedichtet worden, von denen
der Entwurf für 1887/88 nichts wiſſen dürfte. Keinerlei
Ueberraſchungen dürften in demſelben enthalten ſein, nicht
einmal das Capitel der Bewaffnung des Heeres zeigt eine
außergewöhnlich hohe Dotation. Wenn einzelne Forde-
rungen wiederkehren, welche im Reichstage bei dem erſten
Verſuche nicht durchdrangen, ſo geſchieht dies in der Er-
wartung, daß der nunmehr beſſer unterrichtete Reichstag
zuſtimmen wird, wo er früher ablehnen zu müſſen glaubte.
Im übrigen aber beziehen ſich die Mehrforderungen in der
Hauptſache auf ſolche Poſitionen, bezüglich deren zwiſchen
den Factoren des Reichs bereits eine grundſätzliche Ver-
ſtändigung beſteht. Neue Fragen dürften in dem Militär-
etat kaum aufgeworfen ſein, was er enthält, bezweckt ledig-
lich die Erhaltung und ſachgemäße Fortentwicklung der
militäriſchen Einrichtungen, nicht entfernt aber die Durch-
führung principieller neuer Organiſationen oder ſonſtiger
militäriſchen Zwecke. Wer in dieſer Hinſicht ſich Illuſionen
hingegeben hat, wird ohne Frage durch den Inhalt des
Militäretats enttäuſcht ſein. Indeſſen erfolgt die Etats-
aufſtellung ja auch nicht nach dem Senſations⸗ oder Partei-
bedürfniß, ſondern auf den geſetzlichen Grundlagen, nach
dem wahren Intereſſe der Nation.“
Berlin, 12. Nov. Der Kaiſer iſt heute Nachmit-
tag um 3 Uhr im beſten Wohlſein nach Letzlingen zur
Jagd abgereiſt. — Fürſt Bismarck hat zunächſt
ſeine hieſigen Geſchäfte in vollem Umfange aufgenommen.
— Prinz Ludwig von Bayern wird nach ſeiner
Rückkehr aus Letzlingen noch einige Tage in Berlin ver-
bleiben. — Der Biſchof von Ermeland, Dr. Andreas
Thiel, wurde geſtern Nachmittag vom Fürſten Bismarck
empfangen. Heute früh iſt er von hier nach Ermeland zu-
rückgekehrt.
Lübeck, 12. Nov. Wie die Eiſenbahn⸗Zeitung meldet,
wurde Amtsrichter Franke in Ratzeburg wegen der be-
kannten Wahlbriefangelegenheit ſtrafverſetzt.
Frankfurt, 12. Novbr. Die wegen ſozialiſtiſcher
Umtriebe eingeleitete Unterſuchung ſcheint größere Di-
menſionen annehmen zu wollen, als es anfänglich den An-
ſchein hatte. Vie Zahl der verhafteten Sozialdemokraten
iſt inzwiſchen auf 37 geſtiegen. Die Verhaftung erfolgte
wegen Theilnahme an einer verbotenen Verbindung. Der
Reichstags⸗Abgeordnete Sabor ſoll eine Caution in der
Höhe von 10000 Mark angeboten haben, um die Haft-
entlaſſung zu bewirken, was indeſſen von der Behörde ab-
gewieſen wurde.

Oeſterreichiſche Monarchie.
Wien, 12. Nov. Die hieſigen ruſſiſchen Kreiſe halten
die Lage Bulgariens durch die Wahl des Prinzen
Waldemar für nicht gebeſſert. Mit dem angeblichen Nihi-
liſten Stambulow könne Rußland nicht verhandeln. Aus
London verlautet ein Erſtarken der bulgaͤrenfreundlichen
Stimmung, auch gehe das Gerücht, Salisbury werde
wahrſcheinlich mit oder ohne Anſchluß der Mächte eine
diplomatiſche Vorſtellung wegen Kaulbars nach Petersburg
richten. — Der Peſter Lloyd meldet, der Miniſter Tisza
habe ſich mit des Grafen Kalnoky Politik ſolidariſch
erklärt. Des Grafen Kalnoky Stellung habe ſich im Ver-
laufe der letzten Tage erheblich gebeſſert. — Die Politiſche
Korreſpondenz meldet, das ruſſiſche Kabinet habe bisher
bei den Mächten noch keine Schritte gethan, um
denſelben die Kandidatur des Fürſten Nikolaus von Min-
grelien für den bulgariſchen Thron anzuzeigen, es habe je-
doch in der Vorausſetzung, daß der Prinz Waldemar von
Dänemark die auf ihn gefallene Wahl ablehnen werde,
an den augenblicklich im Kaukaſus ſich aufhaltenden Fürſten
von Mingrelien die Anfrage gerichtet, ob er zuſtimme, daß
ſeine Kandidatur in Vorſchlag gebracht werde, ſobald dieſe
Frage auf die Tagesordnung gelange.

Aus Stadt und Land.
*geidelberg, 13. Novbr. Ihre Königl. Hoh. die Frau Erb-
großherzogin von Sachſen⸗Weimar traf am Donners-
tag Abend mit dem Frankfurter Schnellzuge hier ein und wurde
von Sr. Großh. Hoh. dem Prinzen Ludwig von Baden am
Bahnhof empfangen und in das Hotel Victoria geleitet, wo die-
ſelbe abſtieg. Ihre Königl. Hoh. reiſte geſtern Nachmittag mit
dem Blitzzuge nach Freiburg weiter.
XX htibriberg, 12. Nov. Am Dienstag Abend den 8. d. Mis.,
8½ Uhr, wurde der Winterkurſus des Gabelsberger'ſchen
Sktenographen⸗Vereins hier unter Leitung des Herrn
Stud. theol. L. Wendling eröffnet. Zahlreich waren die Mit-
glieder des Vereins erſchienen, und auch die Zahl der Theilnehmer
am neuen Kurſus iſt eine ganz erfreuliche. Herr Wendling hielt
zuerſt eine kleine Anſprache an ſeine „neuen Kunſtgenoſſen“, worin
er darlegte, daß der unendliche Werth der Stenographie darin
beſtehe, daß ſie die denkbar kürzeſte und gleichwohl eine kalli-
graphiſche Schrift zur Darſtellung der geſprochenen Worte und
des gedachten Gedankens iſt, das Mittel, wie Gabelsberger ſagt,
„Idee und Wort im Flug der Zeit ans Räumliche zu binden“.
Hierauf hielt derſelbe einen Vortrag, deſſen Gegenſtand war:
Der jetzige Stand der ſtenogr. Frage. Redner ging aus von dem für die
Noarebraphen wichtigen Vorgange des 11. März d. J., wo an das preuß.
bgeordnetenhaus die Petition gerichtet wurde, die Regierung
zu erſuchen, darauf hinzuwirken, daß die Stenographie in die
der 11. Tehranſtalten Preußens eingeführt werde. Er zeigte, daß
er Ta März trotzdem, daß das hohe Haus einfach Uebergang
Zur 44 die S beſchloſſen hat, dennoch ein ſehr bedentſamer
Tag für die 1Peographie ſei, indem durch die Verhandlungen
über a wurde Petition ihrer Entwickelung ganz neue Bahnen
eröffnet wurden. Er hob einige Gründe hervor, welche das Ab-
geordnetenhaus veraulatten zur einfachen Tagesordnung überzu-
gehen. Die preußiſche Unterrichtsverwaltung habe nämlich ſtets
eine abwartende Haltung einem neuerungsſüchtigen Reformiren

Urtheile zu vernehmen.

vorgezogen, und gerade dieſer abwartenden Beſonnenheit habe
das deutſche Unterrichtsweſen ſeine Muſtergültigkeit zu verdanken.
Angeſichts ſolcher Erfolge im Unterrichtsweſen ſei es zu verſtehen,
warum das preußiſche Abgeordnetenhaus Bedenken trug, die
Unterrichtsverwaltung heftig zu Neuerungen zu drängen. Der
Hauptgrund aber, an dem, wie vorauszuſehen geweſen wäre, die
Petition ſcheitern mußte, ſei die Vielheit der Syſteme, da ſofort
die Frage entſtand: welches Syſtem ſoll denn eigentlich eingeſührt
werden. Dieſer allerdings ſehr unbefriedigenden Syſtemfrage
gegenüber empfahl Redner die befriedigende Löſung, mit der
Leſſing den Streit über die drei Religionen entſcheidet, indem er
ſie mit jenen drei Ringen vergleicht, von denen der eine echt iſt,
die beiden andern aber nicht von dieſem zu unterſcheiden ſind.
Doch fordert er die 3 Beſitzer auf, nicht zu ſtreiten, welches der
echte ſein möchte, ſondern ein jeder ſoll den ſeinen für den echten
halten: „es ſtrebe von euch jeder um die Wette, die Kraft des
Steins in ſeinem Ring an den Tag zu legen“. So habe auch jedes
Syſtem ſein Gutes und jedes ſeinen Nutzen. Darum ſtrebe ein
jeder, in einem Syſtem ſich auszubilden und die Kraft des

Steins in ſeinem Ring an den Tag zu legen. Er ſchloß mit den

Worten: Was Dampf, Elektrizität und Maſchinen leiſten ſollen
für die harte, materielle Arbeit draußen, das iſt die Aufgabe der
Stenographie zur materiellen Darſtellung unſeres
geiſtigen Ringens und Schaffens. So wirkt ſie mit an
dem, was die providenzielle Aufgabe unſerer Zeit iſt. Darum
bleiben unſere Augen helle, und uuſere Zuverſicht mindert kein
ſcheinbarer Mißerfolg. Wir wiſſen, daß man nicht immer über
65 Stenographie wird zur einfachen Tagesordnung übergehen
önnen.
+ Zeidelberg. 13. Novbr. Mit vollem Recht hat der A⸗Cor-
reſpondent in Nr. 265 der Heidelberger Zig. die Wichtigkeit der
Straßenbahnen für den Verkehr der Städte und deren
Umgebung ſowie die Anſtrengungen betont, welche gegenwärtig in
Mannheim zur Ausdehnung des Netzes ſolcher Bahnen gemacht
werden, während hier dieſe ſo wichtige Angelegenheit vollſtändig
ins Stocken gerathen zu ſein ſcheint. Da aber eine weitere Ver-
ſchleppung dieſer Angelegenheit nur Nachtheile für die Entwick-
lung unſerer Stadt im Gefolge haben kann, ſo ſei es uns ge-
ſtattet, an dieſer Stelle nochmals zunächſt auf die Wichtigkeit
einer Straßenbahn der Bergſtraße entlang hinzuweiſen. — Be-
kanntlich liegen auf dieſer Strecke wohlhabende und geſegnete
Orte der Pfalz, welche ſich ſchon ihrer herrlichen Lage wegen,
ohne Zweifel eines lebhaften Beſuches von hier aus erfreuen
dürften, ſobald einmal eine regelmäßige Verbindung mit denſelben
hergeſtellt ſein wird. Anderſeits aber erzeugen grade dieſe Orte
eine Menge Produkte, zu deren Verwerthung der hieſige, nicht
gerade allzureich ausgeſtattete Markt eine günſtige Gelegenheit
bieten und zugleich den hieſigen Einwohnern eine größere Auswahl
beim Einkauf ibrer Lebensmittel verſchaffen würde. In Folge
des Mangels einer Verbindung verkehrt aber leider heute ſchon
ein großer Theil dieſer Bevölkerung mit Mannheim, und es kann
wohl keinem Zweifel unterliegen, daß, ſobald einmal die Straßen-
bahn von Mannheim nach Weinheim, wozu die Conzeſſion be-
kanntlich bereits ertheilt iſt, dem Btriebe übergeben, dieſer Ver-
kehr ſich weſentlich ſteigern, während der Verkehr, welchen die
Bewohner dieſer Orte mit der hieſ. Stadt unterhalten, auf ein
Minimum reduzirt werden wird. Angeſichts dieſer nicht zu be-
ſtreitenden Thatſache aber dürfte es in vollem Maße angezeigt
erſcheinen, wenn mehr Eifer wie bisher in dieſer Sache an den
Tag gelegt würde, um das Projekt einer Straßeubahn nach
Schriesheim ſo frühzeitig zur Ausführung zu bringen, bevor der
Verkehr mit den Bewohnern dieſer Strecke in andere Bahnen ge-
lenkt iſt. — Nicht minder wichtig als eine Bahnverbindung nach
der Bergſtraße ſcheint uns aber ein Anſchluß von hier an die
projektirte Straßenbahn von Mannheim nach Edingen zu ſein,
und gerade auf dieſes Projekt wollten wir mit dieſen Zeilen
hinweiſen. Dem Vernehmen nach ſoll zwar bereits die Abſicht
beſtehen, dieſe Linie bis hierher anszudehnen. Wie es ſich immer
damit verhalten mag, in jedem Falle ſcheint es unſeres Erachtens
dringend geboten, eine Verlängerung dieſer Linie in der angedeu-
teten Richtung mit aller Energie anzuſtreben, und deren Ausfüh-
rung mit allen zu Gebot ſtehenden Mitteln zu erreichen zu ſuchen,
inden dieſe Verbindung nicht mindere Vortheile wie jene der
Bergſtraße entlang bietet. In richtiger Würdigung aller in Be-
tracht kommenden Verhältniſſe wird man bei jeder unbefangenen
Beurtheilung derſelben zu dem Ergebniß kommen, daß unſere
Stadt darauf hingewieſen bleibt, den Verkehr mit der Umgebung
nach jeder Richtung zu fördern und zu beleben und eifrig darüber
zu wachen, daß derſelbe uns nicht entzogen und der Einwohner-
— Ramit ein vielleicht nicht mehr zu erſetzender Schaden zuge-
ügt wird.
* Anſchließend an vorſtehende Ausführungen theilen wir noch
mit, daß — wie wir ſoeben bemerken — in der letzten Nr. der
N. B. Ldzig. ein Correſpondent aus Heidelberg eine Art Ant-
wort auf den Artikel in Nr. 265 der Heidelberger Zeitung er-
theilt, worin er die Verzögerung in der Ausführung der Schries-
heimer Bahn dem Verhalten einer Anzahl von Neuenheimer und
Handſchuchsheimer Einwohnern zur Laſt legt, welche dem Unter-
nehmen Schwierigkeiten bereiten. Gleichzeitig ſcheint der Corre-
ſpondent des Mannheimer Bl. durch die Frage in Nr. 265
unſeres Bl., die er eine naive neunt, in eine etwas gereizte
Stimmung gegen nus verſetzt zu ſein. Ja, wenn wir oder unſer
Correſpondent zu dem fraglichen Unternehmen in ſo naher Be-

ziehung ſtänden, wie der Correſpondent des Mannheimer Blattes,

dann hätte der letztere gewiß recht, ſo aber erſcheint es uns
ſeinerſeits naiv, von jedem Fernerſtehenden zu verlangen, in
alle Einzelfragen ſo genau eingeweiht zu ſein wie er. An ſeiner
Stelle genau unterrichtet zu ſein, iſt kein Kunſtſtück. Uebrigens
— darnm keine Feindſchaft nicht! Wir haben ja auch mit Ver-
gnügen aus ſeinen Mittheilungen erſehen, daß die Verhandlungen
wegen der Bahnſtrecke in allernächſter Zeit wieder aufgenommen
werden ſollen. Sollten am Ende gar die „naiven“ Fragen in
Nr. 265 der Heidelb. Ztg. hierzu einigen Anſtoß gegeben haben,
ſo hätten ſie ja ihren Zweck vollauf erreicht.
— gheidelberg, 13. Nov. Geſtern Nachmittag wurde ein von
Offenbach aus wegen Diebſtahls und Unterſchlagung verfolgter
Arbeiter dahier betreten und zur Haft gebracht. — Vor einigen

Tagen wurden in einer Villa in Neuenheim 4 Ueberzieher ent-

wendet. Der noch unbekannte Thäter hatte ein Fenſter eingedrückt.
*gridelberg, 13. Nov. Wie vor einigen Tagen gemeldet wurde,
ſollte dem größern Publikum in dieſem Winter wiederum ein Cy-
clus akademiſcher Vorträge geboten werden. Wegen aller-
hand Schwierigkeiten, die ſich dabei in den Weg ſtellen, iſt die
Ausführung dieſes Vorhabens nach dem Schw. M. indeſſen wieder
fraglich geworden. Um ſo freudiger ſind deshalb die von Herrn
Dr. Arthur Kleinſchmidt angekündigten geſchichtlichen und
literargeſchichtlichen Vorträge zu begrüßen.
◻ Kridelberg, 13. Novbr. (Concert⸗Notiz.) Von den im
bevorſtehenden erſten Abonnement⸗Concert des Inſtrumental-
Vereins mitwirkenden Soliſten iſt Herr Georg Keller (Ba-
riton) dem hieſigen Publikum noch unbekannt. Wir hatten Ge-
legenheit, in verſchiedenen rheiniſchen Städten höchſt günſtige
1 ve Herr Keller hat ſich überall den Ruf
eines vorzüglichen Concertſängers erworben und wir freuen uns
ſomit, ihn nunmehr auch bei uns auftreten zu ſehen. Die in
demſelben Concerte mitwirkende Künſtlerin Frl. Anna Haaſters
(Piano) iſt dagegen in den hiefigen muſikaliſchen Kreiſen wohl-
bekannt und hochgeſchätzt. Als Begleiterin der kgl. niederl. Hof-
ſängerin Dyna Beumer, welche am 27. November 1884 im
hieſigen Stadttheater ein überaus zahlreich beſuchtes Concert gab,
erregte Fräul. Haaſters durch ihr vortreffliches Spiel ſofort ein
ganz ungewöhnliches Intereſſe. Ihre Leiſtungen erhoben ſich weit
über das gewöhnliche Niveau, eine ſelbſtſtändige ausgeprägt
künſtleriſche Natur, feſſelte ſie namentlich durch den Vortrag
Chopin'ſcher Compoſitionen und ſo theilte ſie voll und ganz die

können.

Wir begrüben
das Wiedererſcheinen der liebenwürdigen und beſcheidenen Künſt-
lerin mit lebhafter Freude und ſind der Concertdirection für das
Engagement derſelben aufrichtig dankbar. B

Ehre des Abends mit der berühmten Sängerin.

M. Veurnheim, 13. Nov. In der letzten Nut hat unſere Ein
wohnerſchaft ſehr häufig unter nächtlichen
leiden, die von trunkenen Nachtſchwärmern, welche durch die

Straßen ziehen, verurſacht werden. So verübten einige Herren

in vergangener Nacht 11 Uhr einen derartigen Skandal, daß die
Einwohner der betreffenden Straße für längere Zeit des Schlafes
und der Ruhe beraubt wurden und natürlich nicht wenig empö
waren. Die Hoffnung, daß in allen ſolchen Fällen auch einma
Polizei auf dem Plane erſcheinen werde, um den übermüthigen
Radaumachern den Marſch zu blaſen, iſt bis jetzt eine immer ver-
gebliche geweſen. Vielleicht bedarf es nur dieſer kleinen Anregunh,

damit unſere Polizei der nächtlichen Ordnung und Ruhe in unſer

Straßen etwas mehr Aufmerkſamkeit zuwendet. ö
Maunheim, 13. Nov. Bei dem morgigen Vormittagsgottesdienſt in

der hieſigen Schloßkirche wird Biſchof Dr. Reinkens die Fi

mung vornehmen. Anläßlich deſſen Anweſenheit wird der Verein f
klaſſiſche Kirchenmuſik Chöre von Bach, Bortniansky, Engel u
Faißt zur Aufführung bringen.
HMausheim, 11. Nov.

Theatercaſſe, mit jedem Jahre zunehmend hat, veranlaßte

das Theatercomite, die Preiſe aller Plätze zu erhöhen. Dieſe

Erhöhung wird, der Bad. Ldsztg. zufolge, namentlich von den
Beſuchern der Gallerien übel aufgenommen; man beklagt ſich in-
deß nur inſoweit über die Erhöhung, als man ſie unverhältniß
beſtre Puz gegenüber der Erhöhung der Preiſe der übrigen-
eſſeren Plätze.
Nonnenwrier, 9. Nob. Am 6. September iſt in New⸗Orleaus

Joſeph Roſenberger aus Altbreiſach, Vater des hieſigen

Schuhmachermeiſters Heinrich Roſenberger, in vollem Beſitze ſeiiez
Geiſteskräfte im Alter von 102 Jahren geſtorben.
mußte er mit ſeinen Eltern bei der Belagerung Breiſachs dit
Flucht ergreifen und im Mannesalter wurde er zwangswet

unter die Truppen Napoleons geſteckt und mußte den denkwürdi“

gen Zug nach Rußland mitmachen, wo er heimlicherweiſe entkam
und in Amerika eine zweite Heimath fand.
Offenburg, 10. Novbr. Ein hieſiger Handelsmann, ſo be-

richtet der Orten., hatte geſtern bei einem Wirthe und Metzger in

Appenweier eine Kuh, von welcher er das Kalb kurz zuvor ver-
kaufte, eingeſtellt. Nach ſeiner Rückkehr nach Offenburg fällt ihm
ein, daß er es unterlaſſen, dem Wirthe das Melken der &
anzuempfehlen; er geht aufs Telegraphenamt und gibt eine De-
peſche auf des Inhalts: „Kuh ſofort melken.“ Zwar kam da

Telegramm richtig an, aber durch ein Mißverſtändniß des Be,
amten in Appenweier wurde ſtatt „melken“ das Wort „mehg z,
andels-

geſetzt und unſer Wirth ſchritt ſogleich zur That. Der
mann ſoll dadurch einen nicht unbedeutenden Verluſt erleiden.
Aus Paden. Das Verordnungsblatt der Generaldirection der
Großh. Bad. Staats⸗Eiſenbahnen Nr. 57 enthält eine all-
gemeine Verfügung betreffs der Organiſation des Eiſenbahnbe-
triebsdienſtes, ſowie ſonſtige Bekanntmachungen über Vorſchriften

für den Fahrdienſt, Winterfahrplan 1886/87, Unterhaltung der
Güterwagen, Verzeichuiß der zuläſſigen Maximalradſtände, Be-

richtigungen und Ergänzungen in den Telegraphentarifen, Er-
öffnung neuer Bahnen bezw. Stationen, Ordensverleihung, en

lich Dienſtnachrichten. — Das Geſetzes⸗u Verordunngsbl. für die ven
einigte evangeliſch⸗proteſt. Kirche des Großherzog“
thums Baden Nr. 16 enthält die Mittheilung einer Ordeuht

verleihung, Dienſtnachrichten, Bekanntmachungen bezüglich der Wah

eines Dekaus für die Diözeſe Neckarbiſchofsheim und der theo

W195 Hauptprüfung im Spätjahr 1886, eine Erinnerung. die
ör
betreffend, die Mittheilung von Dienſterledigungen und die Anzeige
von Todesfällen. Die auf ſechs Jahre erfolgte Ernennung des
Pfarrers Joh. Rupp in Bodersweier iſt für endgiltig erklätt
worden. — Pfarrverwalter Jakob Bier in Gersbach iſt zum

Pfarrer daſelbſt ernannt. — Der ſeitherige Dekau, Stadtpfarrer

Grädener in Neckarbiſchofsheim, iſt zum Dekan der Diözeſe
Neckarbiſchofsheim auf weitere ſechs Jahre gewählt und beſtätigt
worden. — Nachgenannte Kandidaten der Theologie, welche ſi
der theologiſchen Hauptprüfung im Spögiez dieſes Jahres
unterzogen haben, ſind in nachſtehender Reihenfolge unter dit
evangel. Pfarrkandidaten aufgenommen worden: Albert Georh
Göhrig von Neckarbiſchofsheim, Wilhelm Adam Karl von Secken,
heim. Maximilian Heinrich Chriſtlieb von Wieblingen, Dr. Karl
Friedrich Albert Weckeſſer von Kirchardt, Gotthold Theodor
Schluſſer von Sandhofen, Valentin Schwöbel von Nächſtenbach,
Guſtav Kark Emerich Arnold von Craiova, Martin Wilhelm
Zipſe von Grombach, Albert Chriſtian Otto Ebbecke von Frei-

burg, Karl Friedrich Eckert von Neckarmühlbach, Friedrich Wil«

helm Chriſtian Schweickert von Karlsruhe, Karl Wilhelm Meer-
wein von Pforzheim, Georg Speyerer von Wachenbeim, Ludwig
Braun von Ransweiler, Jakob Dreßler von Höheinöd, Heinrich
Wilhelm Ritzhaupt von Ruchſen, Johann Philipp Bühler von

Schwegenheim. — Die evang. Pfarrei Gemmingen, Diözeſe Ep-

pingen, ſoll wieder beſetzt werden. Die Bewerder haben ſich

innerhalb vier Wochen bei der Freiherrlich v. Gemmingen'ſchen.

Grund und Patronatsherrſchaft zu melden. — Die ev. Pfarre
Neunkirchen, Diözeſe Neckargemünd, ſoll wieder beſetzt werden

Für den dem Pfarrer obliegenden Filialdienſt wird eine beſonn.
Die Bewerber
haben ſich innerhalb vier Wochen durch ihre Dekanate bei den
Evang. Oberkirchenrath zu melden. — Die evang. Pfarrei Palm/
Die Bewerber
haben ſich innerhalb vier Wochen durch ihre Dekanate bei dem
Evang. Oberkirchenrath zu melden. — Die evang. Pfarrei Sin-
dolsheim, Diözeſe Adelsheim, ſoll wieder beſetzt werden. Die

dere Vergütung von jährlich 200 . geleiſtet.

bach, Diözeſe Durlach, ſoll wieder beſetzt werden.

Bewerber haben ſich innerhalb vier Wochen bei der Freiherrli
Rüdt v. Collenberg⸗Eberſtadt'ſchen Grund⸗ u. Patronatsherrſchaft,

3. H. des Herrn Kammerherrn, Stadtdirektors Rudolf Freiherrn

Rüdt v. Collenberg⸗Eberſtadt in Bruchſal zu melden.

Aus Haden. In derNähe von Emmendingen legte ſich
der Nacht vom 12. ds. eine lebensmüde Fabrikarbeiterin
auf die Eiſenbahnſchienen und wurde von dem Zuge überr
fahren, was ihren ſofortigen Tod herbeiführte. — Anf den
Gipfeln der Badener Höhe, Seekopf, Meliskopf u. Hornisgründe

iſt bereits der erſte Schuee gefallen.
Vermiſchte Nachrichten.

Die bedentenden Ausgaben, welche unſeré

Als Kind

der Rechnungen der kirchlichen Ortsfonds für 18678,

uh eſtörungen zuů



Srrelau, 10. Nov.m Die Schleſiſche Zeitung berichtet, an demn
vielbeſuchten Auswanderer⸗Bahnhof Ruttek in Oeſterreich⸗Schleſien
nahe der Grenze, ſeien in zwei Tagen vier Bahnarbeiter an den

Cholera geſtorben.

Die Gefahr der Einſchleppung bedrohe

namentlich Ratibor, wo die Zollabfertigung einen mehrſtündigen

Aufenthalt der Auswanderer bedinge.

Paris, 12. Nov. Der Waſſerſtand der Rhone hat abge
nommen; die Duran ce, ein Nebenflub der Rhone, überſchwemmte
die Flecken Barbentane und Graveſon und zerſtörte zahlreichh

Häuſer. Der Bahnverkehr zwiſchen Genua und Ventimiglia
durch einen Brückeneinſturz unterbrochen worden.
— Die Faſtenproben in Paris ſtecken an.
ſich ein in Coblenz wohnender Steiermärker

Neuerdings hat
Namens Anlon de

Crinis nach Berlin mit dem Anerbieten gewandt, dort eine Hungech

probe zu veranſtalten. In dem Schreiben heißt es u. u.: „
erlaube mir, anzufragen,

Demonſtration ins Werk

ob nicht vielleicht Berlin eine gleichh
ſetzen möchte, wie vor Jahren in New-
york (Dr. Tanner). Ich würe mich dazu herbeilaſſen, eine vierzil!“

tägige Faſtencur durchzumachen, wenn die Behörde dieſe Vorſtel

lung zulaſſen würde.
ahfinden oder durch Entrse alles zu decken ſuchen. Allerdings
müßte ich auf sint Summe von 30000 M. mindeſtens rechure

Entweder würde ich mich mit einem Firum

Ich möchte dadurch beweiſen, daß auch Deutſche eint
 
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