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Heidelberger Familienblätter — 1886

DOI Kapitel:
Nr. 96 - Nr. 104 (1. Dezember - 29. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53862#0400

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— 396 —

Verſchiedenes.

— Das Herz auf der rechten Seite.) In
Wien ſtarb kürzlich ein Mann, von dem alle Welt wußte,
daß er das Herz in der rechten Bruſthälfte hatte. Es iſt
zwar nicht richtig, wie vielfach geglaubt wird, daß die linke
Bruſthöhle allein der Ort iſt, wo das Herz „ſchlägt“;
dieſer für den Blutumlauf ſo wichtige Muskel ragt oft mit
ſeiner größeren Hälfte in die rechte Bruſthöhle hinein, bei
dem Drechslergehilfen Joſef Chotebor aber, der in der
Hofergaſſe Nr. 15 wohnte, war in Folge abnormalen
Baues des Bruſtkaſtens das Herz ganz nach rechts hinüber
verſchoben und die Leute nannten ihn deßhalb den „Mann
mit dem Herzen auf dem rechten Fleck“. Er war bruſt-
leidend und die Folge davon war, daß er mit ſeiner Fa-
milie am Hungertuch nagte.

regelwidrigen Bruſtbau des Drechslers, deſſen Herzſchlag
deutlich auf der rechten Seite, keineswegs aber auf der
linken Seite wahrnehmbar war. Von Profeſſoren und den
Studirenden reichlichſt beſchenkt, verließ derſelbe, ſo oft er
im Spitale ſpäter erſchien, den Hörſaal, ja die jungen
Mediziner fuhren ſogar an ſeiner ärmlichen Wohnung vor,
um gegen ein Geldgeſchenk an dem ſo abnormal gebauten
Manne Studien zu machen. In ſeiner bitteren Noth
offerirte er einmal der Anatomie ſeinen Leichnam im Vor-
aus zum Kaufe, doch zerſchlug ſich damals das Geſchäft.
Joſef Chotebor erlebte ein Alter von 51 Jahren.

— Von zwei angehenden Opernſternen weiß
die Neue Muſik⸗Zeitung folgendes vielverſprechende
Stücklein zu erzählen: Zwei in die Vorſchule einer höheren
Lehranſtalt aufgenommene Knaben, 6—7 Jahre alt, wur-
den auch behufs Feſtſtellung ihrer Stimme und muſikaliſchen
Begabung geprüft. Von dem Geſanglehrer zu dieſem Zwecke
aufgefordert, irgend ein bekanntes Liedchen zu ſingen,
wählte der eine der Knaben: „Anna, zu Dir iſt mein
liebſter Gang“ — während der andere als Probenummer
das berühmte Schunkellied: „Denke Dir, mein Liebchen,
was ich im Traume geſehen“ wählte. Beide Lieder wur-
den mit Wärme vorgetragen. (Na, Na!) ö

— (Roſenſpecies.) Studioſus A.: „Fräulein
Bertha Schönkind iſt aber doch die reinſte Roſe! — Stu-
dioſus B.: „Und dazu noch eine Moosroſe — ihr Vater
hat viel Geld!“

— (Auf dem Olymp.) Zwiegeſpräch bei einer Auf-
führung von „Don Carlos“. Trina (gerührt): „Schiller
war doch ein großer Mann, nicht wahr, Heinrich?“ —
Heinrich: „Schiller? Ja, das war er. Der hat Sachen
im Kopf gehabt, auf die ich ſelber nicht gekommen wäre!“

— (Mißverſtanden.) Profeſſor: „Herr Candidat,
wie heißt die berühmte theologiſche Hochſchule in England2“
Da der Candidat ſich beſinnt, ſucht ihm der Profeſſor zu
helfen und ſagt zweimal Or .... Or ... . bor ſich
hin. — Candidat (entrüſtet): „Herr Profeſſor, ich muß
mir jede Anzüglichkeit entſchieden verbitten; die Univerſität
heißt Cambridge.“ ö

— (Rutzen der Dichtkunſt.) A.: „Lieber Freund,
ich bin Dir großen Dank ſchuldig, daß Du mir Dein neues
Drama geliehen haſt; es hat mich vor großem Schaden
bewahrt.“ — B.: „Warum denn?“ — A.: „Auf Deinen

Im allgemeinen Krankenhauſe,
wo er vor längerer Zeit Hilfe ſuchte, erkannte man den

Wunſch, es ja ſicher aufzubewahren, habe ich es in meinen

Arnheim gelegt. Nun brach geſtern ein Dieb bei mir ein,
er faßte zuerſt Dein Manuſcript, las kaum einige Zeilen,
als er einſchlief; und in dieſer Poſition habe ich ihn heute
Morgen gefunden.“

— (Oechsle.) Ein Bauer kam in die Stadt und
fragte nach der Wohnung des Kaufmanns Oechsle. Man
antwortete ihm, es gebe keinen Kaufmann Oechsle, ſondern
neben andern einen Kaufmann Stierle. — „Ha, der iſt's,“
ſagte der Bauer, „ich dachte mir immer, daß es ein Rind-
vieh ſei.“

— (Die Schwiegermutter⸗Cigarre.) A.: „Aber
lieber Freund, wie kann man bei Ihren Einkünften eine
ſo elende Sorte von Cigarren rauchen?“ — B.: „Schätz-
barſter, dieſe Cigarren ſind nicht zu bezahlen! Wenn meine
Schwiegermutter zankt, und ich zünde eine ſolche Cigarre
an, ſo iſt ſie nach 5 Minuten aus dem Zimmer.“

Silben⸗Rüthſel.
ſe — hard — ſchan — na — el — da — re — dau —

de — bern — ſter — el
Obige 12 Silben ſollen zu 5 Wörtern zuſammengeſtellt werden,
deren Anfangsbuchſtaben nach unten geleſen den Namen eines
berühmten Schriftſtellers, und deren Endbuchſtaben nach oben ge-
leſen den Titel von einem ſeiner Werke ergeben.
Die Wörter bezeichnen: 1) Einen Ort mit einer landwirthſchaft-
lichen Akademie. 2) Einen männlichen Vornamen. 3) Einen
Vogel. 4) Eine Pflanze. 5) Ein Städtchen in der ſächſiſchen

Schweiz.
(Auflöſung folgt in nächſter Nummer.)

Auflöſung des Räthſels in Nr. 98:
4N 6
AIMI E
NIEIL
G EILB

Löſungen ſandten: Oskar Fr., Frieda M. hier, Hugo Z. in
Handſchuchsheim.

Literariſches.

—5 Univerſum. Kein Wunder, wenn die ſchon zu wieder-
holten Malen an dieſer Stelle von uns rühmend erwähnte illu-
ſtrirte Zeitſchrift „Univerſum“, herausgegeben von dem Verlag
des „Univerſum“ (E. Frieſe) in Dresden, unter der Redaction
von J. von Puttkamer, in raſchem Laufe ihren Abonnentenkreis
ſtetig vergrößert. Wir können ſagen, daß wir dem Erſcheinen
eines jeden neuen Heftes immer mit beſonderem Vergnügen ent-

gegenſehen, um unſere Erwartungen jedesmal durch eine Fülle

neuer Reize in vollſtem Maße befriedigt zu erhalten. So ver-
dienen auch die neueſten Hefte 4, 5 und 6 ſowohl wegen ihrer
glänzenden Ausſtattung, als auch in Folge der Gediegenheit und
durchweg feſſelnden Form des Inhalts allgemeine Aufmerkſamkeit.
Außer einem reichen textlichen Inhalt von anerkannten Schrift-
ſtellern bringen die Hefte u. A. als Kunſtbeilagen in Lichtdruck:
ein excellente Thierſtück „Hirſche am Abend“ von Chr. Kröner
und die Reproduktion des bekannten Gemäldes „Eine Frage“ von
Wladislaw von Czachorski, ſowie „Ein Naturkind von Hans
Dahl. Nicht minder vortrefflich ſind die in künſtleriſchen Holz-
ſchnitten ausgeführten Illuſtrationen: „Die Wahl der Käſten
von Ferd. Barth, „Heimkehr vom Feſteſſen in einem rheiniſchen
Städichen bei Nacht“ von A. von Wille, „das Lied der Selavin“
von Siemiradziy, „Am Briefkaſten“ von H. Schlittgen, „Thü-
ringerin“ von Prof. Leon Pohle, „Hinter den Folianten von
Claus Meyer, „Getroffen“ von C. F. Deiker, „Im Kreuzfeuer
von Alexander Bihari und „Hauptfacade des Schloſſes Herren-
wörth“, Originalzeichnung von O. Strützel, ſowie „Muntere

Kameraden“, Original⸗Zeichnung von E. Zimmermann. ö

Druck u. Verlag von Adolph Emmerling u. Sohn in Heidelberg. Für die Redaction verantwortlich Fr. Emmerling'
 
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