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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0056

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42 KREIS KREIBURG.

Bei genauerem Studium unter Zuhilfenahme der wenigen nicht baulichen Urkunden
und Nachrichten, lassen sich jedoch auch genauere Zeitgrenzen festsetzen, und über die
Gestaltung der älteren Anlagen sichere Ergebnisse erzielen.

I. Periode — circa 1150.

Dass in Breisach, welches bereits im 7. Jh. neben Zabern und Strassburg als einzige
Stadt des Elsasses genannt wird, und dessen frühe, grosse Bedeutung trotz mangelnder
Nachrichten 'doch an der Macht des Auftretens nach Zeiten der Dunkelheit erkannt
werden kann', schon in den allerfrühesten Zeiten eine Kirche bestanden hat, muss als
sicher angenommen werden, wenn auch dabei wahrscheinlich nur an einen geringen,
vielleicht sogar theilweise nur hölzernen Bau gedacht werden darf.

In dem Herzogthum Schwaben, das nach Herzog Rudolfs Ernennung zum Gegen-
könig 1077 aus dem westlichen Theile des alten Herzogthums Allemanien gebildet wurde,
war Breisach zusammen mit Zürich Hauptstadt und Münzstätte; aber auch die Herzöge
Allemaniens scheinen häufig zu Breisach, wo sie ebenfalls Münzen schlugen, residirt zu
haben, und dass man bereits damals der offenbar hervorragend befestigten Stadt grosse
Bedeutung zumass, beweist ihre Belagerung durch Otto I (939, 942) und die grosse
Freude des Kaisers, als sich die Bürger nach dem Tode Eberhards freiwillig ergaben.

Das alles, dann aber auch die so frühen Beziehungen Breisachs zu den Bischofs-
sitzen Strassburg und Basel, lassen die Vermuthung nicht allzu gewagt erscheinen, dass
bereits um 900, zur Zeit der Allemanenherzoge, in der durch die Stärke ihrer Befestigungen
berühmten Stadt nicht mehr das unscheinbare, vielleicht hölzerne Gotteshaus bestand,
sondern dass damals schon ein monumentales, in Stein errichtetes Münster den hoch-
ragenden Kirchberg krönte. Unterstützt wird diese Annahme weiter nicht unwesentlich
durch in der Stadt unter Herzog Hermann I geprägte Münzen, von denen bereits eine,
gleich wie später fast sämmtliche Münzen der Stadt zwischen den Buchstaben PRI—SIAC
deutlichst eine Tempelkuppel zeigt. Wenn auch im Grossen und Ganzen aus Münzen
und Siegeln auf die bauliche Beschaffenheit der auf ihnen dargestellten Kirchen etc.
nichts Zuverlässiges geschlossen werden kann, so erscheint doch hier die Bezeichnung
Breisachs durch eine Domkuppel darauf hinzudeuten, dass in der Bergstadt schon länger
ein grösseres, monumentales und als solches bekanntes Kirchengebäude stand; sonst
hätte man doch wohl für die hervorragende Festung, die nicht Bischofssitz war, eine
andere Bezeichnung, vielleicht die Darstellung eines festen Thores oder Thurmes gewählt.
Es kann demnach als sicher angenommen werden, dass Breisach zur Zeit Herzog Her-
manns I (dem das Herzogthum durch König Heinrich (919 bis 936) verliehen worden
war und der 948 starb, also innerhalb der Jahre 936 bis 948 regierte), bereits eine grössere
Domkirche besass, eine Behauptung, die allerdings bei Betrachtung der damaligen,
unruhigen und schwankenden, zu grossen Bauunternehmungen völlig ungeeigneten Zeit-
verhältnisse etwas an Wahrscheinlichkeit verliert, jedoch gewinnt, wenn wir die Bauzeit
noch weiter zurückverlegen bis in die Zeiten Karls des Dicken (876 bis 888). Denn
damals trat, nach den Kämpfen und Wirrnissen, Pestepidemien und schrecklichen Natur-
ereignissen unter Ludwig des Deutschen Regierung, namentlich für das von Karl besonders
geliebte Aüemanien, eine Zeit der Ruhe und Erholung ein, da in einem letzten Auf-
flackern von Glanz und Macht noch einmal fast die ganze Herrschaft Karls des Grossen
 
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