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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0066

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52 KREIS FREIBURG.

IV. Periode.

Spätgothische Zeit. Umbau zur Hallenkirche 1469 bis 1496.

In dem der frühgothischen Periode folgenden 14. Jh., während der ganzen Zeit
der österreichischen Regierung bis zur burgundischen Pfandherrschaft befand sich die
Stadt in fortgesetztem Ringen um ihre Selbständigkeit und in Folge davon auch wohl
wenig in der Lage, grössere Bauunternehmungen zu beginnen. Dazu kam, dass bald die
Pest (1313 und 1349) alles Leben in der Stadt unterbrach, bald verheerende Ueber-
schwemmungen (1302) sie heimsuchten, die Mauern unterspülten und wegschwemmten und
die Bürger zwangen, die verfügbaren Mittel zum Wiederaufbau derselben zu verwenden.
Gleichwohl war die grosse Verehrung, welche die Reliquien nicht nur in Breisach,
sondern auch in weiter Ferne genossen, nicht gesunken und zog nach wie vor viele Pilger
herbei, so auch 1358 Erzherzog Rudolph von Oesterreich, der einen berühmten Zug mit
grossem Aufwand unternahm. Dadurch mögen sich denn langsam im Beginn des 15. Jhs.
allmählich wieder grössere Mittel angesammelt haben, welche den Gedanken aufkommen
lassen konnten, die den damaligen Ansprüchen nicht mehr entsprechende Kirche in einen
weiten und hohen Dom umzuwandeln.

Dass schon vor oder direkt nach dem Beginne der burgundischen Pfandherrschaft
1469 am Münster gebaut worden ist, beweist eine Mittheilung der Reimchronik (Cap. r 13
Vers 15—20 Ed. Mone):

Er nam auch stein, kalk und sand
uf dem kilchhoff zu hand
damit man sanct Steffan
sein Mich gebuwen soll han
und fürt das in ein huß
und macht ein roßstall daruß.
als auch die an der Kirche selbst erhaltenen Jahrzahlen:

Langhaus Westbau Nordostpfeiler IXA2 1472
» » Treppenthüren IAS9 148 5.

Sakristei am Vorbau

nordöstlicher Pfeiler IXA;> 1473
» Strebepfeiler IX9X 1494-

Es ist daraus ersichtlich, dass der Gesammtplan eines gewaltigen, das ganze Münster
umfassenden Umbaues schon damals in seiner ganzen Ausdehnung in Angriff genommen
war, wie die Ansammelung von Baumaterialien und die Thätigkeit zu gleicher Zeit an
beiden Enden im Westen und Osten deutlichst erkennen lässt.

Leider sind wir nicht in der Lage angeben zu können, woher der Gedanke der
Anlage einer Hallenkirche nach Breisach gekommen ist. Sicher aber erscheint es mir,
dass auch diesmal ganz eigenartige Einflüsse die Ursache zu einer solchen Lösung der
Baufrage gegeben haben, die am Oberrhein selten, mehr im Osten des Reiches häufigere
Anwendung fand. Die mächtige Halle, in ihren drei Schiffen in gleicher Scheitelhöhe
mit weiten Netzgewölben überspannt, sollte, wie aus der Beschreibung der Bautheile und
den noch vorhandenen Zeichen der plötzlichen Unterbrechung hervorgeht, die ganze
alte Anlage verschwinden lassen und sich im Osten mit dem hohen Chor vereinigen.
Allein zu einer richtigen, ruhigen Bauthätigkeit mag es wohl erst nach dem Tode Hagen-
 
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