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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0078

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64 KREIS FREIBURG.

Auf der Evangelienseite, abermals beim .Hochaltare beginnend, sind folgende
Scenen geschildert.

In der ersten Dogge oben:

eine männliche Gestalt mit einer Geisel (S. Gervasius?);

unten:
sitzt die Mutter Gottes und reicht dem Jesuskinde, über dessen Haupt ein da-
neben stehender Engel eine Krone hält, mit der Rechten eine Taube.
In der zweiten Dogge oben:

ein beichthörender Ordensgeistlicher, der die Linke auf den Schenkel stützt,
die Rechte Absolution ertheilend erhebt;

unten:
wahrscheinlich Abrahams Knecht Eliezer (?) mit Rebekka am Brunnen (Christus
und die Samariterin?).
In der dritten Dogge oben:

Gott Vater, in der Rechten eine Weltkugel, in der Linken ein Schwert, ihm
zur Seite eine mit dem Schwert umgürtete Gestalt (Engel);

unten:
eine weibliche Figur mit einem Kruge (r).
In der vierten Dogge oben:

einen unter einer Stiege schlafenden Mann, über den ein anderer, der die
Treppe hiriaufsteigt, einen Kübel Wasser entleert (?);

unten:
ein Diakon der aus einer entfalteten Pergamentrolle liest.
Die zweimal vier Figürchen an den Vorderkanten der Wangen stellen wieder auf
der Epistelseite beim Hochaltar beginnend und auf der Evangelienseite abermals von
Osten nach Westen fortfahrend folgende Personen dar:
Christus mit der Dornenkrone;
die heilige Ottilia mit zwei Augen auf einem Buche;
S. Petrus mit gefalteten Händen, die Schlüssel am Leibgurt befestigt;
Kaiser Heinrich mit dem Modell einer Kirche;

dann weiter
S. Paulus mit dem Schwerte;
ein Bischof mit dem Stabe, die Linke auf die Schulter eines Skelettes legend

(S. Fridolin);
Maria mit dem Jesuskinde auf dem linken Arme, in der Rechten eine Rose
haltend;
und schliesslich
Jesus betend am Oelberg vor dem auf einem Felsvprsprung stehenden Kelch.
Das ganze Chorgestühl soll nach einer neueren Nachricht, deren Quelle ich nicht
erfahren konnte, um 1490 von Desiderius Beuchel für Marienau gefertigt und nach der
Zerstörung des Klosters in den neuerbauten Chor des Münsters verbracht worden sein.
Von anderer Seite wird diese Ueberlieferung angezweifelt, ohne jedoch mehr als nur
Vermuthungen beibringen zu können.

Jedenfalls lässt sich heute noch erkennen, dass das Gestühl ursprünglich nicht für
den Platz bestimmt war, den es heute einnimmt, wo vortretende Pfeiler Theile der
 
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