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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0093

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AMT BREISACH.

79

An den Mauern der oberen Stockwerke sind Trümmer ehemaliger Kamine erhalten,
die aus feinkörnigem gelbem Sandstein hergestellt, mit hübschen Renaissance-Ornamenten
geziert waren!

Die nach dem Rhein zu gelegenen hohen Terrassenmauern mit Altan mögen wohl
aus noch früherer Zeit stammen; doch ist in Folge der Rebkulturen jede Spur dieser
älteren Anlage verwischt.

Kirche. Eine Basilica s. Petri apostoli in Burgheim erw. 9. Jh. Z. XVII 127;
plebanus in Burchein ([in decanatu Endingen] 1275 Lib. dec.; Tit. s. Laurentii M., jetzt
s. Pancratü M.).

Langhaus und Chor der katholischen Pfarrkirche scheinen in neuerer Zeit erst
erbaut worden zu sein, dagegen ist der Thurm alt, dessen Erdgeschoss als offene Halle
in zwei reich mit sich verschneidendem Stabwerk profilirten, tiefkehligen Spitzbogen
nach dem Langhaus zu sich öffnet. Ein hübsches spätgothisches Netzgewölbe mit drei
kleineren und einem grossen runden Schlussstein mit ornamentaler und figürlicher De-
koration überdeckt den Raum, der von einem dreitheiiigen reichen spitzbogigen Mass-
werkfenster beleuchtet wird (vergl. Fig. 24). Die Hauptrippen des Gewölbes setzen an
den Ecken der Thurmhalle auf Wanddiensten auf, die in origineller Weise aus den inneren
Winkeln der im Grundriss kreuzförmigen Pfeiler herauswachsen und auf zierlich dekorirten
Basen mit hohen Sockeln aufstehen. (Fig. 25.)

Im Aeusseren zeigt der Thurmbau tiefkehlige, spätgothische Gurten und im dritten,
im Glockengeschoss, vier einfache zweitheilige Masswerkfenster. «

Die an den Thurm angebaute, jetzt restaurirte, rechteckige Sakristei ist von einem
Kreuzgewölbe mit Schildschlusssteinen überspannt, dessen schlicht profilirte Rippen auf
theilweise mit Masken gezierten Konsolen aufruhen.

Neben dem von einem Eselsrücken geschlossenen Sakristeithürchen des Chors
befindet sich eine Sakramentsnische in der Mauer, die von Fialen, Krabben und Kreuz- s
blumen überragt, unter dem schliessenden Eselsrücken in Relief ein schlecht ausgearbeitetes
Haupt Christi zeigt und unten sowie oben je zwei zum Theil bildlose Wappenschilde.

In der Thurmhalle sind in die Wand und in den Boden mehrere unbedeutende
Grabplatten aus dem Ende des 17. Jhs. eingelassen; ferner findet sich im Langhause (
rechts das mit Reliefdarstellungen gezierte Epithaphium des 1793 gestorbenen Bürger-
meisters Nikolaus Kieninger und in der Leibung des Triumphbogens eine einfache Grab-
tafel des 1781 verstorbenen österreichischen Majors Johann Georg Koch. Hinter dem
Hochaltar liegt eine sehr abgelaufene Grabsteinplatte eines Freiherrn von Leyen, wohl
aus dem 17. Jh. (circa 1655).

Neben der Thurmhalle steht ein hölzernes Taufbecken mit kraus verschlungenem T.
Stab- und Astwerk, eine schlecht erhaltene handwerksmässige, spätgothische Arbeit.

Das Rathhaus ist ein einfacher, dreistöckiger Putzbau mit schlicht profilirten Ge- 1
wänden und Ecken in Hausteinen, vor dessen Längsfacade ein schlankes Thürmchen
mit breiter Wendelstiege sich erhebt. Unter den Fensterbänken des ersten Ober-
geschosses sind Wappenschilde (Zünfte?) angebracht und über dem reicher ausgestatteten
Thurmportale, dessen Schlussstein mit einer Fratze geziert ist, findet sich in rechteckiger
Umrahmung ebenfalls ein Schild, sowie die Jahreszahl 1604.

Im Rathhause wird ein alter eiserner Stempelstock mit dem Stadtwappen 'Fünf
Thürmen' aufbewahrt; ferner zwei kleine am Boden mit dem Wappen der Stadt und
 
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