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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0145

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AMT EMMENDINGEN. — EMMENDINGEN.

131

Pfarrkirche
Chor

Emmendingen wurde von Markgraf Jakob III zur Stadt erhoben durch Verfassungs- Stadt
Urkunde vom 1. Januar 1590, der im Wesentlichen die Verfassung der Stadt Pforzheim
zu Grunde liegt. Ja, der Markgraf ging sogar, wie aus einem im Grossh. Generallandes-
archiv aufbewahrten Risse hervorgeht, mit dem Gedanken um, das Städtchen zu einer
Festung zu machen, Hess aber dann nach reiflicher Ueberlegung und Berathung mit
seinen Räthen und Beamten und in Rücksicht auf die nahe Feste Hochburg diesen Plan
wieder fallen. So wurde Emmendingen, das, wie die Einleitung des Stadtbriefs hervor-
hebt, noch Spuren früherer Befestigungen zeigte, nur mit Mauern wieder umgeben.

Die Stadt hatte damals und bis nach dem dreissigjährigen Kriege drei Tkore, das Thorc
Hochburger, das obere oder Freiburger und das untere Thor, sowie ein Pfortlein, das
'Mühlenthürlein' gegen die obere Mühle hin. An den 18 Fuss hohen und an mehreren
Stellen mit Rondellen versehenen Stadtmauern wurde noch bis 1624 gebaut und auch Stadtmauern
nach dem Kriege 1686 ein grösseres Stück wieder neu erstellt; 1689 jedoch musste
Alles auf Befehl der Franzosen abgebrochen werden.

Jetzt stehen nur noch sehr wenige unbedeutende Reste dieser Mauern und Ron-
delle {bei der jetzigen Bezirksbauinspektion) und ein Thorthurm, das untere Thor am
Ende der jetzigen Karlfriedrichstrasse, ein viereckiger niedriger Thurm mit dem Wappen
der Stadt über dem Thorbogen und einem schlecht gearbeiteten Löwenkopf mit Ring
in dessen Schlussstein.

Kirche erw.: incuratus in Ementingen in decanatu Gloter 1275 Lib. dec, in Kirche
decanatu Waltkilch 1360 bis 1370 Lib. marc, ecclesia in Emutingen 1341.

Der Chor der jetzigen protestantischen Stadtkirche, die an der Stelle einer älteren P*
Kirche steht (in curatus in Ementingen in decanatu Gloter r 2 7 5 Lib. dec.; in decanatu
Waltkilch 1360 bis.1370 Lib. marc; eccl. in Emutingen 1341), stammt aus der ersten
Hälfte des 15. Jhs., während das Langhaus Formen des zweiten Jahrzehnts unseres Jahr-
hunderts aufweist und der Thurm erst 1859 errichtet wurde.

Der alte Chorbau ohne Strebepfeiler und mit schmalen spitzbogigen Fenstern ohne
Masswerk schliesst in drei Seiten eines Sechsecks und wird von einfachem Netzgewölbe
überspannt, dessen tiefkehiige Rippen auf kantigen Diensten aufruhen. Die Wandbogen
zeigen halbes Rippenprofii, der Chorbogen ist durch einfache Schrägen profilirt und die
Schkisssteine des Gewölbes sind mit auf Masswerk aufgelegten Wappenschilden geziert,
deren Bilder jedoch in Folge des alle Architekturtheile überziehenden scheusslichen
Anstrichs nicht kenntlich sind. Nach der Strasse führt aus dem Chor ein hübsches
spätgothisches Thürchen. Darüber ist im Innern seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts
eine künstlerisch wenig bedeutende grosse Reliefplatte eingemauert, die vordem 'über ReiiefPi;
dem inneren Eingang des Schlosses Hachberg' sich befand und das lebensgrosse Bildniss
des Markgrafen Karl II von r554 zeigt (vergl. Fig. 46), sowie die folgende Inschrift:
ME • PRIMVS • CAROLO • IMP(erante) • M (agno) ■ HACHO - VNDE • N (omen) .
MIHI • / A(nn)0 . D(omi)NI - DCCCVIII - EREXIT . ORNATIOREM • CARO
LVS • QV(ondam) . / BADAE - M (archio) ■ REGN(ant)E . FRIDER(ico) . III -
FEC(it) - IAM - V(ero) ■ OB ■ EDACEM • & ■ RVINOS(am) . / VETVST(atem) ■
CAROLVS ■ MAGNI ■ ANI(mi) . PRINC(eps) . B(adae) • & - H(achbergae) -
MARCH(io) ■ CVI(us) - / EFFIG(iem) . H(ic) ■ CERNIS . T{um) . RESTAVRARI •
T(um) ■ VERSVS ■ HOSTIL(es) . IMPET(us) . / IN - SVI . SVOR(um)QVE -
MV(n)IM(en) .&. REFVGIVM ■ PROMTO ■ SVBIECTOR(um) . / AVXIL(io) .


 
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