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Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0407

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KREIS FREIBURG.

bei Lenzkirch, R. Gleichauf von Löffingen, Lucian Reich von Hüfingen und der Schild-
malerfamilie Heine-Dilger von Neustadt. — Eine Ergänzung hierzu bildet eine reich-
haltige Bücherei, speziell Werke über Volkskunde und Ortsgeschichte des Sammlungs-
gebietes enthaltend; hervorzuheben ein noch unver-
öffentlichtes Heft 'Autobiographisches' von Lucian Reich.

G. Holzskulpturen u. s. tv.
Ferner verdienen aus einer Sammlung von Kult-
gegenständen besonders hervorgehoben zu werden:

i. Eine Reihe alter Holzskulptttren, unter ihnen
zwei Holzstatuetten, die eines nicht mehr näher zu
bestimmenden Apostels und die eines s. Johannes
Baptista (Fig. 158 und 159). Beides energisch ge-
schnittene Holzbilder mit ungemein charakteristischen
Gesichtszügen und nicht ungeschickter Behandlung der
Körper- und Gewandpartien, scheinen auf dem Lande
geschaffen worden zu sein, fern eines grösseren Kunst-
centrums, haben aber gerade dadurch ihre so ungemeine
Frische und Originalität bewahrt. Die Figur des heiligen
Apostels, der unbedeckten Hauptes in weiter Kasel
in der Linken ein Buch hält und in der ausgestreckten
Rechten einst sein Attribut trug, möchte ich zeitlich
in die Mitte des 14. Jhs. setzen; die nur mit einem
Mantel bekleidete, vollbärtige Gestalt Johannis des
Täufers mit Kreisnimbus und mit dem unbeholfen ge-
stalteten Lamme im Arme hingegen in die zweite Hälfte
des 15. Jhs., obwohl Haar und Bartpartien noch unge-
mein archaistisch behandelt sind. Die beiden Holzbiider
erinnern in allem sehr an die ältesten Holzschnitzwerke
der Kirche zu Obersimonswald, die ja wohl zu denselben
Zeiten unter ähnlichen Verhältnissen entstanden sein
dürften.

2. Ein Palmesel (s. Fig. 160) aus dem Kloster
Neidingen b. Donaueschingen, wohl ebenfalls aus der
Mitte des 15. Jhs. Die Gestalt des Heilands, deren
charakteristisches Antlitz mit kurzem Vollbart von lang
herabwallendem Haupthaar umrahmt wird, sitzt in
weitem, faltenreichem Gewände auf dem flüchtiger aus-
gearbeiteten Esel, die Rechte zum Segen erhoben, in der Linken ehemals einen Palm-
zweig haltend. Die Skulptur, auch als Schnitzwerk nicht unbedeutend, ist vor allem
wegen der Seltenheit einer derartigen Darstellung von grossem Interesse.

3. Reste eines Altarwerkes; zwei bemalte Flügel, jetzt zusammen in einem
Rahmen gefasst (Fig. 161). Auf dem linken Theile der leider stellenweise schlecht
erhaltenen Gemälde, auf mit Kreidegrund überzogenen Holztafeln, sind zwei Heilige
dargestellt. Zunächst S. Wolfgang als Bischof in vollem Ornate mit Mitra und Stab,

f. ijg. Lenzkirch, Sammlung
Spiegelkalder.
llohfigur eines Apostels.
 
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