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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0430

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AMT STAUPEN. - BKEMGARTEN-' 4 l l

Dagegen ist der Weiustetter Hof, ehemals ein fürstlich Heitersheim'sches Hofgut, Wei
nicht ohne Interesse.

Schreibweisen: Wistath 1139; 1271; curia dicta Wistat 1298; Winstein 1497;
Wystatt 1497; curtis in Winstat, quam strenuus vir Gotfridus iunior de Stoufen, vasalhis
Hessonis et Rudolf! dominorum de Üsenberc, tenebat in feodum 1271; eine Kirche seit
13. Jh. erwähnt: plebanus in Wistat in decanatu Wasenwiler 1275; capella Const. dyoc.
1314; eccl. W. in dec. Gündlingen zw. 1360 bis 1370 Lib. marc; sie wurde sammt
der Villa durch eine Rh ein Überschwemmung weggenommen 1482, Z. XIV 398, so dass
nur eine curia der Johanniter übrig blieb; doch erscheint 1497 wieder eine capella
Winstein sub ecclesia Kilchzarten, Z. NF. II 477. Das Curtis stand unter dem Gross-
priorat Heitersheim. (JC.J

Inmitten eines weiten Hofraumes, der im Rechteck von Oekonomiegebänden um-
schlossen wird, steht das jetzige Pächterhaus, das ehemalige ältere Schlösschen, ein zwei-
geschossiges Steinhaus mit hohem, an den Giebeln abgewalmtem Dache und einem
Glockenthürmchen auf dem First. Das ganze Erdgeschoss ist mit auf Konsolen auf-
ruhenden Tonnen mit in Stuck aufgesetzten Kreuzrippen überwölbt und enthält einen
architektonisch nicht besonders hervorgehobenen Raum, der als Kapelle (?) gedient haben
soll und in den auf der Rückseite ein schlicht profilirtes, spitzbogiges Thürchen führt.
Daneben erhebt sich das sechsseitige Treppentharmchen, in dem eine steinerne Wendel-
stiege zu den oberen Geschossen emporleitet und auf dessen gerade abgedeckter, sowie
mit Stabwerk umrahmter Eingangspforte die Jahreszahl 1606 ausgehauen ist, die sich
auch auf der darüber eingelassenen Reliefplatte mit dem Wappen des Fürstentums
Heitersheim noch einmal vorfindet.

Nahebei am Rande des Hofes steht in schlechtem baulichem Zustande ein schmales,
längliches, zweistöckiges Gebäude, im Aeusseren ganz schlicht ohne jede Gliederung
gehalten mit gelben, einfach profilirten 'Sandsteingewänden an den Fenstern und einem
flach geneigten Dache, dessen profilirte Backenköpfe weit vorstehen. Im Innern enthält
dieses Haus, das als Absteigequartier des!Fürsten diente, im Erdgeschoss neben jetzt
verbauten Räumen, die alle von flachen Tonnen mit Stuckrippen überwölbt sind, eine
hohe und weite Eingangshalle mit mächtigem, eingebautem Kamin, ein äusserst wirkungs-
voller Raum mit sparsamen Renaissancestuccaturen geziert. Rechts davon führt eine
schmale, hölzerne Wendeltreppe mit gedrehter Spindel zum oberen Geschoss empor,
das nur zwei geräumige Säle besitzt, den einfacher ausgestatteten Vorsaai und nach dem
Hofe zu den mit reichen, aber plumpen Renaissancestuccaturen geschmückten Fürsten-
saal mit flacher, durch Leisten in Felder getheüter Decke und schwerem von schlecht
modellirten Löwen belebtem Friese. Das Gebäude, das in seinem heutigen verwahr-
losten Zustande in der öden Umgebung einen fremdartigen, beinahe italienischen Ein-
druck hervorruft, dürfte bald nach 1650 erbaut worden sein.

Abseits des am Hochufer gelegenen Hofes steht etwas tiefer in der Niederung
eine Mühle, über deren rundbogigem Portal mit ornamentirtem Schlussstein eine Wappen-
tafel eingelassen ist, deren verwitterte Inschrift kündet, dass diese Mühle 1663 durch
den Kardinal Friedrich (Nidda): Schaumburg, Ordensmeister zu Heitersheim erstellt
worden sei. <

An einer der Scheunen des Hofes findet sich schliesslich noch ein Heitersheim'sches
Wappen mit der Jahreszahl 1722. (B.)
 
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