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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0467

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444 KREIS FREIBURG.

genannten Gottfried von Staufen als Stifter annehmen zu dürfen, obgleich uns der Name
der Gattin dieses Ritters nicht bekannt ist. Die Einfügung der Kreuzreliquie hat seiner
Ansicht nach erst später, zw. 1256 bis 1279, stattgefunden (s. Fig. 182).

Die Rückseite des Kreuzes wird in der Mitte von einem sitzenden Rex gloriae
eingenommen, welcher die Wundmale aufweist. Neben seiner linken Hand ein Gefass
mit den drei (!) Nägeln. Die Kreuzesenden sind wieder von vier Platten besetzt,
deren drei obere durch stehende bezw. einherschreitende Posaunenerigel eingenommen
sind. Die untere Platte zeigt die knieende, die Hände flehend emporrichtende Gestalt
einer Frau, welche mit Tunica, Mantel und Kopftuch bekleidet ist. Zwischen ihr und
der Maiestas Domini ist eine Darstellung der Auferstehung der Todten gravirt, sodass die
ganze Rückseite des Kreuzes als ein Weltgerichtsbild aufzufassen ist. Aus einem Sarko-
phag erheben sich zwei Gestalten, den Hintergrund nehmen zwei andere, lebhaft bewegte,
ein Mann und eine Frau ein, in denen Rosenberg die Stammeltern Adam und Eva
erblickt, die sich ihrer Bande in der Vorhölle entledigen. Ich habe darauf hingewiesen,
dass man sich für diese Annahme auf das Domkreuz in Chur (Kraus Christi. Inschr.
d. Rh. II n° 3) berufen konnte, wo einer ähnlichen unter das Kreuz gestellten Figur die
Worte beigeschrieben sind: ecce resurget Adam cm dai Dens in critce vitavi.

Die grossentheils zerstörten Inschriften der Rückseite lauteten:

Oben: OLlSß ■ DGFVHCTI ■ (RON l€T • H€C • VOX ■ SVRGITE - CVNCT(i)

Am rechten Querarm: DÄSßNATVS • PL j ANGIT ■ TV(ba) QVANDO ■ NO |
VISSIM(a) ■ CLANGIT

Am linken Querarm: XPIS(to) ■ AD(di)CTI ■ SÖÜP(er) GAV DGNT ■
B6NJ6 Dl(cti)

Unten: IN • CRVCE ■ CHRISTE ■ GWftfcNS ■ (a)NNAM • fi߀ • R6SPIC fc ■
CL€S߀N(s)

Die hier genannte Anna dürfte die ursprüngliche Schenkerin des Kreuzes sein; es
ist nicht möglich gewesen, sie zu identifiziren.

Die noch sehr strenge, konventionelle Behandlung des Christuskörpers auf beiden
Seiten, die Details des Crucifixus (Füsse nebeneinander, Hände und Füsse mit je einem
Nagel durchbohrt, keine Krone, nur gemmirter Heiligenschein, straff anliegender, durch-
sichtiger Schurz), die noch sehr rohen Gestalten Maria und Johannis des Evangel. lassen
eher auf den Anfang oder Mitte des 12. Jhs. als auf 1200 schliessen; in der zweiten
Hälfte des 13. Jhs. ist dann jene Ueberarbeitung eingetreten, bei welcher die Platte mit
Johannes der Darstellung des Godefridus weichen musste.

Auf dem Seiler'schen Stich von 1694 sind über der Ansicht des Klosters zwei
Kreuze abgebildet, eine crux gemmata und eine historicata. Beide Kreuze zeigen eine
Kreuzespartikel, jene in der Form eines Kreuzes, diese eine solche mit rundem Loch-
Die Crux gemmata wird mit Rosenberg als die ältere in Anspruch zu nehmen sein:
sie ist jetzt verschwunden (vergl. dazu Schau ins Land II 12, XX 71; ebenda über andere
Wallfahrtsbilder des 17. Jhs. XX 59).

Kolossale HohstaUie des h. Johannes Baptista, ehemals vergoldet, gute Arbeit
vom Anfange des 16. Jhs.; jetzt unter C. 5943 in der Grossh. Alterthümersammlung zu
Karlsruhe.

Im Kreuzgang Kruzifix, vortreffliche Arbeit des beginnenden 17. Jhs.
 
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